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Czernowitz, 1893.
Oonc. Typo- u. Lithogr. des Erzb. Silv. Morariu- Andriewicz.
Verlag des Biikowiner Landes-Museums.
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Czernowitz, 1893.
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Verlag des Biikowiner Landes-Museiims.
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Für de-n Inhalt df^r Artikel si)id die Verfasser allein veratitioortlich.
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Inli.silts-'Verzeicli.xiis.
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Vorträge:^)
Poiek: „Kückblick auf die Forschungen zur Landes- und Volks-
pde der Bukowina seit 1773", abgehalten in der constituirenden Versamm-
des Bukowiner Landesmuseuras am 21. Feliruar 189*2. ergänzt bis Mitte 1893
Kimowicz: „Der Christustypus in der byzantinischen Kunst, in be-
ider er Berücksichtigung der heimischen Kirchenmalerei**,
galten in der ersten Hauptversammlung des Bukowiner Landesmuseuras am
Mär/ 1893
iPoIek: „Ortsch a fts Verzeichnis der Bukowina aus dem Jahre 1775**
Umstorfer: Aus den ^M ittheilungen der k. k. (.'entral-Comm ission"
• Kaindl: „Die A nthropologische Gesellschaf t in Wien in ihrem
Hliältnisse zur Bukowina'*
flKaindl: ^Das ehemalige Bukowiner Landesm.useum, der Serether
^peuniverein und das Münzen- und A ntiqui tätencabinet an der
»versit.-it Czernowitz"
Chmidt: „Zwei Kreuze" Archäologisch-vaterländisch-historische Keminiscenz
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Der in der ersten Hauptversammlung des Bukowiner Landesmuseums am 26. März
-_* Diony8 Olinski-Olinescu abgehaltene Vortrag: ^Ergebnisse der archäo-
mA«ii Forflchnng in der Bukowina" wird im nächstjährigen Jahrbuche erscji^inen.
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Vorbericht.
Am 21. Februar 1892 hat sich in Czernowifz ein Lande.s-
ntJseums-Verein f^ebildet. Seine x\uff^abe ist »die Hebung und Er-
veilerung der Landeskunde in archäologischer, allgemein geschichf-
icher, kunsthislorischer, ethnographischer und naturhislorischer
Beziehung.« Zur Erreichung dieses Zweckes soll in erster Linie
las am 14. Mai dieses Jahres eröffnete Bukowiner Landesmuseum
lienen. Dem Curatorium des Museums schien es aber auch drin-
amd nöthig, dass sich der Verein in noch directere Beziehungen
;ur Bevölkerung setze. Aus diesem Grunde hat es in seiner Sitzung
^om 26. März d. J. die Herausgabe eines Jahrbuches beschlossen,
las dem Zwecke des Vereines gemäss Aufsätze aus der Alterthums-
Lunde sowie aus der allgemeinen, Tultur-, Kunst- und Natur-
geschichte der Bukowina enthalten soll.
Hiermit wird das erste Heft der Oeffentlichkeit übergeben.
Jöge es eine freundliche Aufnahme finden und dem Vereine neue
mierstützende Theilnahme zuführen.
Czernowilz, im Juni 1893.
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Rückblick
auf dto FovtaliMgdn rar Undcs- mi Volkfkiiiio dor Bikowtea «»it 1773. ')
Auf Kaiser Joseph's II. Befehl unternahm im Jahre 1773 der Oberstlieute-
nant des 2. walachisehen (Rodnaer) Grenzregiments Karl Freiherr von Enzen-
h e r g eine Recognoscierungsreise durch den nördlichen Theil der Moldau. Er
liatte zu erforschen, ob sich von der Erwerbung dieses I^ndstriches ein Vortheil
für die österreichische Monarchie erwarten Hesse, insbesondere aber, ob die Her-
stellung einer dauerhaften Strasse von Siebenbürgen ül)er Dorna nach Galizien
möglich wäre. ^)
Enzenberg's Bericht — er ist unter dem Titel : „Von und aus der Bu-
kowina. Im Sept 1781" in Schlözer's „ Staats- Anzeigen^ Bd. I. S. 38 ff, ab-
gedruckt ^) — sprach zu Gunsten der Occupation; er ist daher ohne Zweifel
wert, an die Spitze der landeskundlichen Literatur der Bukowina gestellt zu
werden.
Die ersten österreichischen Truppen rückten am 31. August 1774 in die
Bukowina ein; das eigentliche Besatzungsheer folgte im November 1774 nach.
Mit der Besetzung und Organisierung des Landes war der General Gabriel
Freiherr von SpI6ny betraut. Bevor dieser an die Lösung der letztgenannten
Aufgabe gieng, war er vor allem bemüht, sich die genaueste Kenntnis von
dem Lande und dessen bisherigen Einrichtungen zu verschaffen.
Am 10. Deceraber 1774 legte er dem Hofkriegsrathe einen „ohnmass-
^eblichen Entwurf zu einer militairischen Einrichtung des k. k, enclavirten Mol-
dauischen Antheils" vor, worin sich auch der Zustand des occupierten Land-
striches mit wenigen, aber scharfen Zögen gezeichnet findet.
Noch weit wichtiger als dieser „Entwurf" ist für die Kenntnis der neu-
gewonnenen Provinz die soeben von mir unter dem Titel: ^General Spleny's
Beschreibung der Bukowina" (Czernowitz 1893) herausgegebene Denkschrift aus
dem Jahre 1775.*) Diese Denkschrift ist als die erste ausführliche Landeskunde
der Bukowina zu betrachten.
') Die vorliegende Arbeit ist eine zweite, veränderte und um die IJteratur der letzten
anderthalb Jahre vermehrte Auflage eines am 21. Februar 1S92 in der constituierenden Ver-
saramlnng de« Bukowiner Landesmuseu ms- Vereins in Czernowitz gehaltenen Vortrages.
*) Siehe meine Schrift: »Die Erwerbung der Bukowina durch (>e«terreicli« (Czernowitz
18S9), S. 13 ff.
*) Diese Denkschrift bildet die Grundlage der von Prof. Dr. v. Zieglauer veröffentlichten
BroÄchure: -»Der Zustand der Bukowina zur Zeit der iisterreichisohen (X'cupatiou* (Czernowitz 1888).
*) Ein Auszug ist unter dem Titel: »Description de la Bukovina. Extrait de 1' ouvrage
de M. Le General de Spleny et d'un rapport de M. Jeniach*; in ("anzler's Magazin für die neuere
GMchicbte und Völkerkunde (Leipzig 1790) erschienen.
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4 POLEK :
Obwohl die Pforte am 7. Mai 1775 auf die von Oesterreich besetzter.
Ländereien für immer verzichtete, blieb dennoch daselbst der Status quo be-
stehen; erst im Jahre 1780 ward mit der Reform begonnen. Die Grundlage
der Neugestaltung bildete der von General Baron Enzenberg, dem Nach-
folger Spl^ny's seit Anfang April 1778, unterm 30. October 1779 dem Hof-
kriegsrathe unterbreitete Systemisierungsplan, dem ob seiner trefflichen Schilde-
rung des damaligen Zustandes der Bukowina gleichfalls ein ehrenvoller Platz
in der Literatur über dieses Land gebtlhrt. *)
Am 1. November 1786 wurde die Bukowina als Czernowitzer Kreis dem
Königreiche Galizien einverleibt. Die Unterordnung unter ein fremdes Land
konnte nicht ohne Einfluss auf ihre wissenschaftliche Erforschung bleiben. In
der That griff diese nur insoweit Platz, als bei den Gelehrten und den Central-
behörden das Streben vorhandan war, eine möglichst vollständige Kenntnis von
ganz Galizien zu erlangen. Erst das Jahr 1849 schuf, indem es der Bukowina
die Freiheit wiedergab, für deren wissenschaftliche Erforschung gunstigere Be
dingungen.
In erster Linie sind es die geologischen Verhältnisse und der Bergbau,
womit nach dem Jahre 1786 die Forschung sich beschäftigt.
Den Anfang macht der als Naturforscher und Ethnograph bekannte Fran-
zose Balthasar Hacquet, von 1788 4ms 1810 Professor der Naturgeschichte
an der Universität zu Lemberg. Er bereiste während der Jahre 1788 und 1789
die Karpathen und veröffentlichte die hiebei gemachten Beobachtungen in Crell'^
ehemischen Annalen (1789 und 1791) und in dem vierbändigen Werke: „Neueste
physikalisch-politische Reisen durch die Dacischen und Sarmatisehen Karpathen"
(Nürnberg 1790—1796).
Durch Hacquet's Arbeiten angeregt, stellten in den zwanziger Jahren
unseres Jahrhunderts Georg Gottlieb Pusch und Carl Li II vou Lilien*
bach (geb. am 3. November 1798 zu Wieliczka, gest. am 21. März 1831 1
Untersuchungen über den Bau der Karpathen an. Der Bericht des ersteren
findet sich unter dem Titel: „Ueber die geognostische Constitution der Kar-
pathen und der Nordkarpathenländer" in Karsten's Archiv für Mineralogie
(Bd. I. Berl. 1829, S. 29—55), der des letzteren ist als ^^ Journal d'un voyage
geologique faxt h travers tonte la chatne des Carpathes, en Bukowine^ en Tran-
sylvanie^, etc. in den Memoiren der französischen geologischen Gesellschaft
(1831, I. 2. S. 237—316) abgedruckt.
Um die Erforschung der Bukowina in floristischer und faunistischer Be-
ziehung haben sich in der Zeit von 1786 bis 1849 Dr. Friedländer,
Dr. Herbich und Professor Dr. Zawadzki sehr verdient gemacht.
Dr. Friedländer war zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts Arzt
in Zaleszczyki. Er unternahm zahlreiche Excursionen bis in den äussersten
Südwesten der Bukowina und sammelte allenthalben die selteneren Pflanzen,
die er seinem Freunde Dr. Wilibald Besser, seit 1805 Arzt in Krakan,
*) Sie beßndet sich in dem k. und k. Kriegsarchive und wird demnächst von mir ver-
öftentlicht werden.
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Die Forschüngbn zur Lakdbskündb der Bukowina. 5
sandte, der sie in i^einem Werke: ^Primitiae ßorcte Galiciae austriacae^ {Vienna
1^09) verwertete.
Noch bedeutender sind für die Bukowiner Landeskunde die beiden letzt-
genannten Männer.
Alexander Z a w a d z k i , geb. am 6. Mai 1798 zu Bielitz in Oesterreichisch-
Schlesieu und gest. zu Brunn am 5. Mai 1868, sammelte schon als Knabe von
seinem Geburtsorte aus im nahen Gebirge Pflanzen, Insecten und Conchilien.
Dieser Sammeleifer machte sich seit seiner im Jahre ! 8 18 erfolgten Uebersiede-
lung nach Ijemberg, wo er nach Absolvierung seiner Studien als Supplent der
Physik an der Universität und von 1830 — 1839 als Professor der Mathematik
und Physik an der Lehranstalt für den Regularclerus Galizieus thätig war, in
besonders hohem Grad bemerkbar.
In Ijemberg lernte Zawadzki den um sieben Jahre älteren Dr. Franz
Herb ich kennen, der, aus Wien gebärtig, im Jahre 1825 als Militärarzt nach
(jralizien gekommen war. Beide machten nun gemeinschaftliehe Reisen in die
Ceotralkarpathcn sowie in die Bukowina. In letzterem Lande boten ihnen der
Ilareu, Dzumaleu. Suchard und andere Alpengipfel eine reiche Ausbeute an
Pflanzen, welche in dem von Besser herausgegebenen Werke fehlen.
Die Resultate dieser Reisen sind in Zawadzki's ,^Enumeratto pJnntarum
Galiciae et Bucowinae oder die in Galizien und der Bukowina wildwachsenden
Pflanzen" (Breslau 1835) und „Fauna der galizisch-bukowinischen Wirbelthiere"
(Stuttgart 1840) niedergelegt.
Dr. Herbich wurde im Jahre 1834 als Regimentsarzt nach Czernowitz
versetzt, wo er bis zum Jahre 1856 blieb. Während dieses 22jährigen Auf-
enthaltes in der Bukowina hat er seine floristischen Forschungen daselbst
ununterbrochen fortgesetzt und ausser zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften zwei
grossere Werke, nämlich : ^Selectus plantarum rariorum Galiciae et Bucovinae^
{Czemovicii 1839) und „Stirpes rariores Bucovinae^ {Stanislawoxo 1853} ver-
üffentlieht, Werke, die ihm filr alle Zeiten einen ehrenvollen Platz unter den
Botanikern Oesterreichs sichern.
Was die ethnographischen, culturhistorischen und volkswirtschaftlichen
Verhältnisse in dem gleichen Zeiträume anbelangt, können wir drei Männer
nennen, welche nach diesen Richtungen Hervorragendes geleistet haben : Samuel
Bredetzky, Joseph Rohr er und Michael Franz Stöger.
Bredetzky, geb. zu Deutsch-Jakubjan im Saroser Comitate am 1 S. März
1772 und gest. am 25. Juni 1812 zu Lemberg, hatte als Superintendent von
C)«t- und Westgalizien (von 1808 — 1812) Gelegenheit, die Bukowina zu be-
suchen, und er hat durch drei Publicationen dai^ethan, dass ihn daselbst nicht
bloss die kirchlichen Angelegenheiten interessierten. Er schrieb „Beyträge zur
nähern Kenntnis der Bukowina" (Vaterland. Blätter l. Wien 1808. Nr. 46),
gedachte in seinem „Historisch-statischen Beitrag zum deutschen Colon isations-
wesen in Europa** (Brunn 1812) der deutschen Ansiedler in der Bukowina und
gab dem Westen Kunde von den Lippowanern (Sartori^s „maier. Taschenbuch.*'
I. 1812. S. 149—161).
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6 POLEK :
Joseph Rohr er, 1769 zu Wien geboren, kam ira Jalrre 1795 nach 6a-
h'zien und gehörte diesem Lande durch mehr als drei Decenniou, bis kurz v*>i
seinem am 21. heptember 1828 erfolgten Tode an. Anfangs Polizeieommissir.
wurde er im Jahre 1806, ohne den Doctorgrad erlangt zu haben, zum Profctwci
der politischen Wissenschaften und Statistik am Lyceum zu Lemberg eroanut
und behielt diese Stelle auch, als diese An.^.talt im Jahre 1816 wieder zu: |
Universität erhoben wurde, bei. Diesen glänzenden Erlolg dankte Rohrer seiner
schriftstellerischen Thätigkeit Durch die neuen, fremdartigen Verhältnisse viel
fach angeregt, hat er nämlich seit seiner Uebersiedelung nach Galizien ein^
stattliche Reihe von Arbeiten zur Volks- und Landeskunde Oesterreiehs im
allgemeinen und Galiziens sowie der Bukowina im besondern theils selbständig',
theils in verschiedenen Zeitschriften erscheinen lassen. Ich nenne Woss deu
„Versuch über die Bewohner der österreichischen Monarchie^, der sich, die
Deutschen, Armenier und Juden behandelnd, fast durch den ganzen Jahrgang
1803 des Liechtenstern'schen Archivs für Geographie und Statistik hindurch
zieht, dann die „Bemerkungen auf einer Reise v(m der türkischen Grenze über
die Bukowina durch Ost- und Westgalizien^ Schlesien und Mähren nach \\'ien"
(Wien 1804), ferner die Abhandlung über „die Wallachischen Bewohner der
österreichischen Monarchie'^ in den Vaterland. Blättern (IL Wien 1810. Nr. 3^
bis 43), endlich den «politisch-arithmetischen Versuch über die Buko^^nna-
(Ebenda. 1812. Nr. 88).
Nicht minder rührig war Dr. Michael Franz Stöger. Am 22. September
1795 zu Wien geboren, studierte er daselbst Philosophie und Jurisprudenz,
erwarb sich aus beiden die Doctorwürde und folgte im März 1827 einem Rufe
als Professor der Statistik an die Hochschule in Lemberg, wo er, erst 38 Jahn
alt, am 18. Jänner 1834 starb Seine Arbeiten sind zumeist in Fachschriflcß
enthalten. Auf die Bukowina haben insbesondere die nachstehend verzeichnetcß
Bezug: „Die jüdische Bevölkerung in Galizien und ihre Evidenzhaltung nad
österreichischen Gesetzen" (in Wagner's Zeitschrift für österreichische Keoht-
gelehrsamkeit. 1829, Bd. I. S. 363—386), ^Bemerkungen über Galiziens Sali
siedereien." (Oesterr. Archiv für Geschichte etc. 1829. Bd. 1. Nr. 61), „Notizci
über die Bukowiner Judenschalt" (Ebenda. 1830. Bd. IL Nr. 49;, „Die Flussei
Galiziens^ (Ebenda. 1831. Bd. L Nr. 56, 58—60), ^National- Verschiedenheiteij
in Galizien" (Ebenda. 1832. Nr. 69) und „üebersicht des ersten Regulirung>'
planes für das Kirchen wesen der nichtunirten Griechen in der Bukowina*
(Ebenda. 1832, Nr. 22, 23, 27, 29—31). Im Buchhandel ist das folgende, fiir
die Bukowina gleichfalls wichtige Werk erschienen: ^Darstellung der gesetT-
liehen Verfassung der galizischen Judenschaft" (2 Bde. lemberg, PrzemysI,
Stanislau und Tarnöw 1838).
Von allgemeinen, die Gcsammtverhältnisse des Landes behandelDden
Arbeiten ist ausser dem Werke: „Die Bukowina im Königreiche Galizien*
(Wien 1845) von Theophil Bendella (geb. am 8. Mai 1814 zu Czeroowitz.
gest. am 2. August 1875), nur noch eine im „Hcsperus" (Bd. 27 Prag 182(t
Nr. 8) anonym erschienene, gute .topographisch-statistische Uebersicht der Bu-
kowina" zu verzeichnen.
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Die Fobschüngkn zur Landeskunde dbe Bukowina. 7
Was schliesslich die kartographischen Darstellungen anbelangt^ kann nicht
verschwiegen werden, dass sich auch in dieser Hinsicht die Abhängigkeit der
Bukowina von Galizien bemerkbar macht. Denn ausser I. Liesganig^s Karte :
j^Regna Galiciae et Lodmneriae nee non Bukovina'^. LeopoK 1790, 30 Bl. fol.
1 : 288.000 (vermehrt und verbessert von dem k. k. General-Quartierraeisterstabe
im Jahre 1824) und ^^Carte general de V Atlas du Royaume de Galicie et de
Ix/domerie avec la Bucovine^ (Vienne 1790, 2 BI.) ist nur eine einzige Karte
der Bukowina (ohne Galizien), und zwar von dem Buchhändler Winiarz im
Jahre 1842 (Lemberg und Czernowitz. 1 Bl. col. fol. 1 : 288.000) herausgegeben
worden.
1848! Damit erscheint auch für die Bukowina die Morgenröthe bes-
serer Tage.
Im Juni des genannten Jahres richtete eine Anzahl gesinnungstüchtiger
Männer eine Petition an das Ministerium, worin die Beschwerden über den
Druck der galizischen Herrschaft ihren Ausdruck fanden. Das Ergebnis war
die Emancipation des Landes.
Welch colossalen Fortschritt hat die Erforschung der Bukowina seither
gemacht! Immer neue Zweige hat sie in ihren Bereich gezogen, und die Lite-
ratur ist so stark angeschwollen, dass es angezeigt sein dürfte, die ganze Pe-
riode in zwei Abschnitte einzutheileu. Als Markstein kann mit Fug und Recht
das Jahr 1876 bezeichnet werden. Vor diesem Jahre geht die Anregung zur
Forschung im grossen und ganzen von den Mittelschulen des Landes aus;
nach demselben fällt diese Mission zumeist der Alma tnater Francisco-Jose-
phina zu.
Ziehen wir auch jetzt wieder zunächst die naturwissenschaftliche Erfor-
schung des Landes in Betracht, so stossen wir sofort auf eine Reihe wohl-
bekannter Namen : Alth,Barber, Cotta, Denaro^vski, Knapp,
Knauer, Paul, Petrino, Simiginowicz u. A.
Obgleich Advocat von Beruf, leistete Dr. Alois v. A 1 1 h (f 4. November
1886) doch sehr Erhebliches auf dem Gebiete der Geologie. Die Reihe seiner
diesbezüglichen Schriften hebt mit der Schilderung der „Mineralquellen der
Bukowina" (Bronnes Jahrbach für Mineral. 1848. S. 526—551) an. Hierauf
folgen : „Ein Ausflug in -die Marmaroscher Karpathen im Sommer 1855" (Mitth.
d. k. k. geograph. Gesellschaft in Wien. 1858. S. 1 — 13), „Ueber die Gyps-
iormation der Nord-Karpathenländer ' (.Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. 1858.
S. 143 — 158) „Neue Höhenbestimmungen in der Bukowina, der Marmaros etc."
(Ebenda. 1859. S. 345 — 349), „die Oberflächengestaltung Galiziens und der
Bukowina"* (polnisch, in Rocznik tow, nauk. krakow. 1861), „die Salz- und
Steinölquellen in Galizien und der Bukowina" (polnisch, Sprawozd, komüyi
fizyogr. V. 1871. S. 49—93) und „die bei dem Baue der galiz. Eisenbahnen
ausgeführten Höhenmessungen und ihre Bedeutung fllr die Physiographie des
lindes" (Ebenda. VH. 1873. S. 109—125).
Der berühmte Geologe Bernhard v. Cotta (geb. 24. October 1808 zu
Klein-Zillbach, gest. 14. Sept. 1879 in Freiburg) besuchte die Bukowina im
Jahre 1855. Eine Frucht dieser Reise ist ausser den „Geologischen Mitthei-
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8 POLKK :
luDgen aus der Bukowina'' in Bronn's Jahrbuch für Mineralogie (1855. S. 22
bis 32) die in dem Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt (VI. 1855. S. 10,;
bis 135) veröffentlichte Abhandlung: „Die Erzlagerstätten der südlichen Br
kowina."^ Bergrath Dionys Stur {jetzt k. k. Hofrath i. P.) und Bergrath (jet?i
Oberbergrath) Carl M. Paul machten, von Otto l^eiherrn von Petrin'
(geb. 13. Februar 1834, gest. 27. Jänner 1884) vielfach unterstützt, währen i
der Jahre 1872 und 1873 Aufnahmen in der Bukowina, worüber sie im Jahr-
buchc der k. k. geolog. Keichsanstalt (1872 und 1873) berichteten.
Franz Simiginowicz (von 1853 bis 1S58 Supplent am Gymnasium
zu (>zernowitz) gab einen Beitrag „zur physischen Geographie der Bukowina*
(Wien 1856) heraus, sein Bruder Ludwig Adolf Simiginowicz (jetzt Pn^
fessor an* der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt in CzernoAvilx
stellte in Wort und Bild ..die Bodenplastik der Bukowina" (Kronstadt 187-'
dar, Dr. Karl Denarowski (jetzt k. k. Regierungsrath i. P.) und Dr. Josef
Barber (Apotheker in Czernowitz) schrieben, erstercr in einer 18(58 in Wiir
herausgegebenen Broschüre, letzterer in den Sitzungsberichten der k. Akademit
der Wissenschaften in Wien (Nat. Gl. 60. Bd. 1869 '2, Abth. S. 405— 41>
über die „Mineralquellen von Dorna-Watra nnd Pojana-Negri , Titus v. Altb.
ein Neffe des oben genannten Alois v. Alth, veröffentlichte in dem Jahres-
berichte der gr.-or. Oberrealschule in Czernowitz f. 1869 (S. 38 — 53) y^di^
beobachteten meteorologischen V^erhältuisse für den Horizont von Czernowitz*,
und Dr. Blasius KnaueV und Josef Armin Knapp machten sich durch ihn'
botanischen Werke — von dem ersteren stammt die vortreffliche Arbeit : ^Die
Flora von Suczawa'^ (Jahresbuch des gr.-or. Obergymnasiums in Suczawa für
1863, S. 1 — 16), von dem letzteren das ausgezeichnete Werk: „Die bisher
bekannten Pflanzen Galiziens und der Bukowina" (Wien 1872) — um die Bu-
kowina sehr verdient.
Wie der Natur, so wurde auch der Einwohnerschaft des Landes seit
1849 mehr Aufmerksamkeit geschenkt. L. A. Simiginowicz theilt rumä-
nische Märchen (Zeitschrift für Mythologie, Bd. I. Göttingen 1853 und 1854
S. 42—50, 469—472), Professor Johann Sbiera rumänische Volkslieder uivi
Volksräthsel (in Foaea So^ietä^it pentru literätura §i cultura romdnä In Bud-
vina. Cernäu^X 1866 und 1867) mit, und S. Fl. Marianu, Professor am
Gymnasium zu Suczawa, gibt den ersten Band seiner romanischen Volksdicli-
tungen (Poesii poporale romäne, Cernäu^l 1873) heraus; der Dichter Josepb
Hordynski Ritter v. Fedkowicz (geb. am 8. August 1834, gest. am
11. Jänner 1888) entwirft „Skizzen aus dem Huzuleuleben" (Czernowitz. Zeitung
1868. Nr. 51), Gregor Kupczanko debütiert als Octavaner mit rutheuisuhep
Volksliedern, Märchen, Sagen etc. (Bukow. Zoria. 1870. Nr. 2, 3, 10 — 11.
13 — 16), Professor Franz Miklosich lehrt „Märchen und Lieder der Zigeuner
der Bukowina^ kennen (Denkschriften der k. k. Akad. d. W. philos. bist. Cl
Bd. 23 und 24), und der Reichsraths-Bibliothekar Vincenz Göhlert giU
Kunde von dem geheimnisvollen Völklein der Lippowaner (Sitzungsb. d. k. k.
Akad. d. W.. philos. histor. Cl Bd. 41. S. 478—488).
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DiK FORSCHUNOKN ZUR LANDESKUNDE DER BUKOWINA. 9
Dass bis 1875 über das geistige Leben in der Bukowina nic;ht viel zu
schreiben war, wird niemand wundernehmen. Dennoch sind auch auf diesem
Gebiete drei Schriften anzuführen: ^Kumäniseiics Schulwesen** von dem Di-
rector der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt Demeter Isopescul
(Bericht über österr. Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung heraus-
gegeb. Wien 1873. Theil IL S. 560—567), „Historischer Rückblick auf die
Gymnuriial-Rcorganisationspläue in Oesterreich nebst historisch-statistischen Aus-
weisen über das Czernowitzer k. k. Gymnasium seit 1850—1872" (Czcrnowitz
1873) von Dircctor Stefan Wolf und „lieber die Käthliclikeit zur Einführung
tles Geschworeneninstitutes in Galizien und der Bukowina^ von J. K. Ritter
U ni I au f f v. F ra n k w e 1 1, herausgcgeb. von Victor Ritter Uralauff v. Frank-
well (Wien 1861).
Auf dem Gebiete der wirtschaftlichen Cultur sind folgende Arbeiten
hervorzuheben: „Die Entwickelung des Grundsteuerwesens im Herzogthume
Bukowina unter österreichischer Herrschaft*' von A. Lippcrt (Czermnvitzer
Zeitung 1868; Nr. (>, 9, 13, 17, 21, 27 und 34), weiter die „Denkschrift des
Verwaltungsrathes der k. k, Lemberg-Czernowitz-Jassyer Eisenbahngcsellschaft
betreffend die Sequestration der Linie Lemberg-Czernowitz-Suczawa" (Wien
1873), dann der „Hauptbericht der Handels- und Gewerbekammer für das Iler-
zogthum Bukowina für 185f (Wochenschrift der Buk. Handels- und Gewerbe-
kammer 18.52, Nr. 42—50, in 2. Aufl. Czernowitz 1861), für 1861 (Czcrno-
witz 1862) und für die Periode 1862—1871 (Lemberg 1872), endlich A.
Ficker's „Darstellung der Landwirthschaft und Montan-Iudustrie des Herzog-
thuras Bukowina** (Mitth. aus dem Gebiete der Statistik IIL Wien 1854
1. H. 8. 1—100).
In dem Zeiträume von 1849 — 1875 wird in der Bukowina auch die Ge-
schichtsforschung schon gepflegt. A. F ick er liefert „Beiträge zur ältesten
Geschichte der Bukowina und ihrer Nachbarländei*^' (Progr. des k. k. Ober-
g\-ranasiums in Czernowitz 1852. S. 11—24), E. Hormuzaki (f 1874) schreibt
den „Noth- uud Hilferuf der Gemeinden des Moldauisch-Campulunger Okols
in der Bukowina" (Wien 1861), J. Maitynowicz stellt „Historische Zeug-
nisse Ober die Beherrscher und Einwohner der Bukowina und der Moldau"
(Bukow. Zoria 1870. Nr. 4 — 6, 8 und 9) zusammen, Aron Pun)uul (gest.
24. Jänner 1866) gibt ein Werk über den griech.-orient, Religioni'fond (Privire
räpede preste mofiile mon^stiresct, din carile sa format märepil fond religia-
nariu al hisericel dreptcrd, r^särit din Bticovina, Cernäu^X 1H()5) heraus und
A. S. Petruszewicz schreibt über das Radautz-Czernowitzcr Bisthum und
»eine Oberhirten" (ruthenisch, in Bukow. Zoria 1870. Nr. 7, 10,12—16). Auch
Franz Adolf Wicken hauser (geb. zu Wurmbach in Niederösterreich 1809
und gestorben zu Czernowitz am 6. April 1891) tritt bereits auf den Plan.
Im Jahre 1862 erscheint die erste Abtheilung seiner .Moldawa oder Beiträge
zu einem Urkundenbuche für die Moldau und Bukowina" (Die Urkunden des
Klosters Moldawitza), welchen „Die Huldigung der Bukowina am 12. October
1777" (Bukow. Hauökalender für 1868, S. 69-78) und „Bochotin oder Ge-
schichte der Stadt Czcruäuz uud ihrer Umgebung" (Wien 1874) folgen.
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10 Polek:
In Hinsicht auf die allgemeine Landes- und Ortsbeschreibung sind anzu-
führen: eine ^Skizze des llcrzogthnms Bukowina" von dem Czernowitzer Gyni-
nasialdirector Anton Kral (Zeitschrift für österr. Gymnasien II. Wien 1851.
S. 127 — 128), dann ^das Königreich Galizien und Lodoraerien öammt dem
Herzogthume Krakau und dem Herzogthumc Bukowina" (Lemberg 1853) von
H. Stupnicki, ferner die ^Topographisch-statische Darstellung des Herzog-
thum» Bucowina mit Schluss des Jahres 1861" von dem Handelskammer
secrctär A. Mikulicz {Hauptbericht der Bnkow. Handels- und Gewerbekammer.
Czernowitz 1862. S. 27 — 284^, weiter die „Geographisch-statistische Ueber-
sicht Galiziens und der Bukowina" von dem Major II. von Schmedes (Lem-
berg 18(>7, 2. Aufl. 1869), endlich die ,. Heimatskunde der Bukowina" von
D. Isopescul (Czernowitz 1872).
Wir sind bei dem letzten Abschnitte angelangt, bei dem Abschnitte,
welcher, wie ich schon bemerkte, mit der P]röffnung der k. k. Franz- Josephs-
Universität beginnt und sich bis zur Gegenwart erstreckt. Bevor ich jedoch
von den Leistungen dieses Zeitraumes spreche, möchte ich mir erlauben, einige
W^orte zur Rechtfertigung des von mir angenommenen Ausgangspunktes vorzu-
bringen.
Es siu<l Stimmen laut geworden (u. a. in „Deutschland." Berlin 1890.
Nr. 48), dass sich die Mehrzahl der Czernowitzer Universitätsprofessoren von
den geistigen und culturellen Litcressen des I^andes ferne halte. Dem niuss
ich entschieden entgegentreten. Wie man in dem Folgenden sehen wird, haben
die Professoren aller Facultäten, soweit sich ihnen die Gelegenheit darbot, die
Landes und Volkskunde der Bukowina in den Bereich ihrer Forschungen
gezogen. Aber weit höher ist die Anregung zu taxieren, die von der Univer-
sität nach allen Richtungen ausgegangen ist. Und diesem Umstände ist es
hauptsächhc^h zuzuschreiben, dass der letzte, kaum 18 Jahre umfassende Ab-
schnitt eine ausserordentliche Fülle literarischer Erzeugnisse in sich fasst.
Was zunächst wieder die Natur des Landes anbelangt, möchte ich zuerst
Otto v. Petrin o's Arbeit „über die Stellung des Gypses in Ost-Galizieu und
Bukowina innerhalb der Neogenablagerungen" (Verhandl. der k. k. geolog.
Reichsanst. 1875. S. 217—220) und K. M. P a u Ts , Grundzüge der Geologie
der Bukowina" (Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanst. XXVI. 1876. S. 261 bis
330) nennen. Die geologischen Verhältnisse von Czernowitz hat Professor
Friedrich B e c k e (seit 1890 an der Prager Universität) in seiner Abhandlung
„Ueber die bei Czernowitz im Sommer 1884 und Winter 1884/85 stattgefun-
denen Rutschungen*' (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. XXXV. 1885, 8. 397
bis 406) und Director D. Stur in seinem „Geolog. Gutachten anlässlich der
Versorgung der I^ndeshauptstadt Czernowitz mit gutem Trinkwasser" (Czer-
nowitz 1889) gründlich dargelegt; Bergrath B. Walter hat ^die Chancen einer
Erdölgewinnung in der Bukowina" (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst. XXX.
1880. S. 115—148) nachgewiesen, und Ür. A. Löbcl ist seit 1887 uner-
müdlich in der Schilderung der Mineral(|uellen von Dorna-Watra (Revista po-
liticä. 8uczawa 1887. Nr. 16 und 17; Calindar. Cernau^i 1890. S. 96 bi.s
128; Oesterr. Badezeitung XX. Wien 1891. Nr. 4—7; Bukow. Rundschau,
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Die Forschungen zur Landeskunde der Bukowina. 1 1
Czernowitz 1891. Nr. 1011, 1013, 1014, 1017, 1023 und 1025; Gazeta Buco-
vinei, Cernäu^i 1891. Nr. 12—14).
Für die klimatischon Verhältnisse dienen uns der schon genannte Titus
V. Alth (seit dem Beginne des Schuljahres 1879/80 Director der Staats-Real-
schule in Währing) und der am 2. Februar 1892 verstorbene Czernowitzer
Gymnasialprofessor Dr. A. Wachlowski als Führer. Der erstere hat eine
„Klimatologie von Czernowitz" (Czernowitz 1875) geschrieben, der letztere
nachstehende gediegene Arbeiten hinterlassen: ,,Zur Klimatologio von Czer-
nowitz" (Czernowitz 1886. S.-A. aus d. Progr. d. k k. Obergyranasiums in
Czernowitz), „Die Hagclverhältnisse in der Bukowina" (Sitzugsb. d. k. k. Akad.
d. W. Math.-nat. Gl. 95. Wien 1887. 2. Abth. S. 58-67) und „Ueber die
Niederschlags Verhältnisse in der Bukowina" (Meteorolog. Zeitschrift IV. Wien
1887. S. 362-368).
Auf dem Gebiete der Botanik haben sich zwei ehemalige Hörer der
Czernowitzer Universität rühmlich hervorgethan : A. Procopianu-Pro-
c o [) o v i c i und Dr. K. Bauer. Von ersterem haben wir einen „Beitrag zur
Kenntnis der Gefasskryptögameu der Bukowina" (Verhandl. d. zoolog.-botan.
Gesellschaft in Wien 1887. S. 783—794), dann einen „Beitrag zur Kenntnis
der Orchidaceen der Bukowina" (Ebenda. 1890. S. 185 — 196) und einen
Beitrag „zur Flora von Suczawa" (Ebenda. 1892. S. 63—66), von letzteremeinen
„Beitrag zur Phanerogamenilora der Bukowina und des angrenzenden Theiles
von Siebenbürgen'^ (Oesterr. botan. Zeitschrift. XL. 1890. S. 218—221. 268
271). Ausserdem sind noch zwei gediegene floristische Arbeiten anzu-
fiihren: „Beitrag zur Moosflora der Bukowina und Siebenbürgen" von
J. Breidler (Ebenda. S. 148—152, 191—105) und „Beiträge und Berichti-
gungen zur Gefasskryptogamenflora der Bukowina" von J. Dörfler (Ebenda.
S. 186—198, 226-230, 271—274).
Selbst die Kenntnis der Fauna, welche seit 2jawadzki fast ganz vernach-
lässigt war, hat in jüngster Zeit eine nicht unbedeutende Erweiterung erfahren.
Dieselbe ist einem Landeskinde, C. v. Hormuzaki, zuzuschreiben, welcher
seit dem Jahre 1888 in den zu Berlin erscheinenden „Entoraologischen Nach-
richten" Beiträge zur Käferfauna der Bukowina veröffentlicht.
Bisher sind erschienen: „Beiträge zur Käferfauna der Bucowina und Nord-
nimäniens^^ (XIV. 1888. Nr. 1—3, 5—7, 10—11), „Ein neuer Beitrag zur
Kenntnis der in der Bucovina einheimischen Coleoptercn'* (XVII. 1891. Nr. 8
bis 11), ^yAcTonycta var, Bryophiloides, eine neue Varietät der A. Strigosa F."
(Ebenda. Nr. 10), „Beschreibung einiger neuer Tagfaltervarietäten aus der Bu-
covina und den Nachbargebieten" (XVIII. 1892. Nr. 1) und „Lepidopterolo-
gische Beobachtungen in der Bucovina" (Ebenda. Nr. 20 und 21).
Mehr noch als die Natur des Landes waren dessen Bewohner seit 1875
Gegenstand des Studiums.
Da sind vor allem die volksthümlicheu Ueberlieferungen in Sagen, Märchen,
Liedern, Sitten und Gebräuchen, für die es allenthalben im Lande selbst For-
scher und Sammler gibt Unter den Rumänen treten uns in dieser Hinsicht in
erster Reihe wieder J. Sbiera und S. Fl. Marianu entgegen. Letzterer hat
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12 Polek:
im Jahre 1876 den II. Theil seiner rumäniHchen Volksdichtungen heraus-
gegeben und seitdem eine Reihe noch bedeutenderer Werke, wie „die Farben-
mischung bei dem rumänischen Volke" (Chromatica poporului romänii. ßucn
resci 1882), „die rumänische Volksornithologie" (Ornitologia poporanä romdna.
2 voll. Gemaust 1883), die Sammlung „rumänischer Zaubersprüche" (Descän-
tece poporanc romäne. Suceava 1886) und die „Hochzeit bei den Rumänen'
{Nunta la Rumdni, Buctiresci 1890), „die Geburt bei den Rumänen" {Nascerea
la Romdni, Bucnrcsci 1892) luid „das Begräbnis bei den Rumänen" {Inmomian-
tarea la Romdni. Bucuresci 1892) erscheinen lassen, indem er gleichzeitig zahlreiche
Sagen und Volkslieder in der .,Revista politica'* (Suceava 188G — 1891) vcr
öftentlichte. Sbiera dagegen hat in der nämlichen Zeitperiode „rumänische Volks-
sagen^ (Poves^i poporale Rtmdnesci. Cer/i4M{ i«S86*), „Weihnachtslieder und Hoch
Zeitssprüche" {Colinde, cintice de stea §i tträri la nunfl Ccrnäu{ 1888) und eine
Volkstradition über „das Leben der Rumänen vor der Gründung nationaler Staaten*'
(IraXul Rominilor Innäinte de fundarea staturilor nationale, Cernäuf 1890
bekannt gemacht. Ausserdem sind J. B e r a r , B. B u m b a c , D. Dan,,
R. Hürjuiu, J. Je^an, R F. Kaindl, R. Noru, L. A. Simiginowicz
und G. Tamäiaga als Sammler von rumänischen Volkssageu und Volks
gebrauchen anzuführen.
lieber die Ruthenen und deren volksthümliches Leben geben uns F e d-
kowicz, Kozaryszczuk, Kupczanko, L. A. Simiginowicz,
Kaindl und Manastyrski Aufschluss. Fedkowicz und Koza-
ryszczuk schildern insbesondere das Huzulenleben, ersterer im Bukow.
Almanach (Czernowitz 1885). im Bukow. ruth. Kalender (Ebenda 1887) und
in „Zerna" (Ebenda 1887), letzterer in der zu Wien erscheinenden „Nauka"
(1889. Nr. 6-12 und 1890. Nr. 1, 2, 4—7, 10—12). Von Kupczanko's
Arbeiten gehören hierher: „Sitten und Gebräuche der Bukowiner Ruthenen"
(Bukow. Rundschau. 1875, Nr. 5), „die Hajdauachen" (Czernowitz 1886), ,,die
Ruthenen in der Bukowina*^ (Ausland 1887. Nr. 2 — 6) und jjKrankheitsbesch wa-
rungen bei russischen Bauern in der Bukowina'* (Am Ur-Quell 1891. Nr. 12
bis 44, 23—46, 61—63, 75—77). Simiginowicz hat Sagen und Märchen
(Czernowitz. Zeitung 1880. Nr, 268 und 280 und Bukow. Hauskai. 1882.
S. XV — XX) mitgetheiltund „Kleinrussische Volkslieder* übersetzt (Leipzig 1888).
Besonders bemerkenswert ist die von Kaindl in Geraeinschaft mit dem
gr.-or. Pfarrer Manastyrski herausgegebene Schrift über „Die Ruthenen
in der Bukowina" (Czernowitz 1889—1890). Kaindl hat überdies über „Zauber-
glaube bei den Rutenen in der Bukowina und Galizien*' (Globus. LXI. S. 279 flF. >
geschrieben und ruthenische Sagen und Märchen in der „Buk. Rundschau" (1890),
in der Zeitschrift für Volkskunde (1888) und in der Monatsschrift „Am Ur-
Quell'* (1890 und 1891) bekannt gemacht.
„Die Deutschen in der Bukowina'- hat bisher nur F. A. Wickenhauser
und zwar in „Die deutschen Siedelungen in der Bukowina*' (Czernowitz
1885 bis 1887) ausfuhrlicher behandelt. Als Ergänzung können angesehen
werden die Artikel : „Deutschböhraische Colonien" von Prof. Dr. L o s e r t h
(Mittheil. d. Vereins f. Geschichte der Deutscheu in Böhmen, Prag 1885.
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Die FoBSGHüNaBN zur Landeskunde deb Bukowina. 13
S. 373 — 384), „Die Deutschen in der Bukowina" von Kupczanko (Ausland
1886 Nr. 50) und ausserdem noch meine Broschüre: „Der Protestantismus
in der Bukowina" (Czernowitz 1890).
In Betreff der Juden kann ich auf meine Broschüre „Statistik des
Judenthums in der Bukowina^' (Sep.-Ahdr. aus d. „Statist. Monatsschrift*^ XV.
Wien 1889). in Betreff der Armenier auf die Schrift des gr.-or. Pfarrers
U. Dan: „Die orientalischen Armenier in der Bukowina'* (Czernowitz 1890)
und in Betreff der Lippowaner auf die Artikelserie: ,^Ra8kol i Lipowany^^
(„Candela" 1983. Nr. 7 — 10) von J. Woro bkie wicz. ferner auf üan's
Schrift: „Die Lippowaner in der Bukowina" (Czernowitz 1890. Auch rumänisch),
dann auf R. F. Kaindl's Aufsatz: „Die Lippowaner*' (Ausland. LXV. 1892.
Kr. 52) und meine Abhandlung „Die Lippowaner-Colonien in der Buko-
wina" (Mittheil, der k. k. geogr. Gesellschaft in Wien. 1885. S. 301—312)
verweisen.
Ueber die Magyaren handelt ein Artikel von G. v. MarcziiCny im
„Pester Lloyd^^ (1883. Mr. 93): „Wie die Csango nach der Bukowina kamen*^,
sowie W. Schmidt's interessante ,.PIauderei*' in der „Ungarischen Revue'*
(VIL Budapest 1887. S. G72 — 683): „Die magyarischen Colouien in der Bu-
kowina*'.
Selbst die Zigeuner sind nicht vergessen worden. In Hinsicht auf dieses
Volklein liegen folgende Arbeiten vor: „Die Zigeuner in der Bukowina" von
A. Ficker (Statist. Monatschrift. V. 1879. S. 249—205), ,^igeunerlcben und
Zigeunerdichtung'' von L. A. Simiginowicz (Heimat. VIII. 1. Wien 1882.
S. 375 — 378), „Volkslieder der Zigeuner*' von demselben (Czernowitzer Zeitg.
1882. Nr. 18), „Beitrage zur Statistik der Zigeuner in Oesterreich*' von
B. Karpeles (Mittheil. d. anthropol. Gesellschaft in Wien. 1891. S. 31 bis
bis 33), „Ein Beitrag zur Ethnographie der Zigeuner*' von R. F. K a i n d I
(Ausland. 1891. Nr. 51) und „Die Zigeuner in den Donauländern und der
Bukowina*' von D. Dan (Buk. Nachrichten. 1893. Nr. 1342—40, 1349—51.
Auch rumänisch).
Schliesslich sind noch in Hinsicht auf die Bukowiner Einwohnerschaft
im allgemeinen anzuführen:
„Aus Halb-Asien. Culturbilder aus der Bukowina etc.'* von K. E. Fran-
zos (2. Aufl. Leipzig 1878), dann „Die Völkergruppen der Bukowina*' (Czer-
nowit;5 1884) und „Volkssagen aus der Bukowina** (Ebenda. 1885), beide von
L. A. Simiginowicz, ferner „Major Himmel's Körpermessungen in der
Bukowina*' (Referat darüber in den Mittheil, der anthropolog. Gesellschaft in
Wien. 1888. [83]— [84] von A. Weisbach), weiter die Broschüre: „Das Bauern-
haus in der Bukowina** (Czernowitz 1890) und „Typen landwirthschaftlicher
Bauten im Herzogthume Bukowina- (Sep.-Abdr. aus Bd. XXII. d. Mittheil,
d. Anthropolog. Gesellschaft in Wien) von dem Architekten und Professor der
Staat s-Gewerbeschulc in Czernowitz C. Romstor fer, endlich die Studien:
„Ueber die Besiedelung der Bukowina** (Mittheil, der k. k. geograph. Oesoll-
sehaft in Wien. 1391. S. 32r) — 241) und „Die Vertheilung der Siedelungen
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14 Tolek:
in der Bukowina" (Ebenda S. 517 — 535) von R F. Kaindl und mein
Aufsatz: „Regenzauber in Osteuropa" (Zeitsohrift d. Vereins f. VoHtskuode. 111.
1893. S. 85-87).
Sehr rege ist seit 1875 auch das Interesse für das geistige und materielle
Leben in der Bukowina.
Was das Volks- und Mittelsehulwesen anbelangt, erinnere ich an die seit
1880 von dem Universitätsprofessor Basil v. Repta herausgegebenen ,, Jahres-
berichte über den Zustand der Volks- und Bürgerschulen der Landeslmupt-
stadt Czernowitz'*, an Dr. S. Grünberg's Abhandlung: „Das Schulwesen in
der Bukowina in seiner historischen Entwicklung und seinem jetzigen Zustande"
(üesterr.-ungar. Revue. 1. Wien 1888. S. 186 — 227), an meine Broschüre:
„Die Anfange dos Yolksschulwesens in der Bukowina" (Czernowitz 1891) uml
an die von dem Czernowitzer gr.-or. Pfarrcooperator C. Morariü in der ro
manischen Revue" veröffentlichten Artikel: „lieber das romanische Volksschul
wesen in der Bukowina^' (Wien 1889, Heft 5 — 7), „Die Gymnasien der Buko-
wina'^ (1889, H. 8 und 9), „Die gr.-or. Oberrealschule in Cernäuf (1881^
H. 10), „Das romanische Lehrerbildungswesen in der Bukowina" (1890, 11. 2».
„Die Staats-Gewerbeschule in Cernäu^'^ (1890, H. 4 und 5) und ,,Die land-
wirtschaftliche Lehranstalt in Oernäuf* (1890, H. 6).
Ueber das theologisclie Bildungswesen belehren uns die Professoren
Isidor v. Onciul und Eusebius Popowicz, ersterer in dem Aufsatze:
„Einiges über den Gang und die Entwickelung der theologischen und clericalen
Cultur in der Bukowina*' (Ceva despre mersnl ft desvoltamentul culturet Uolo-
gice fi cUricale in Bucovina, Candela 1883. Nr. 1 — 7. Ins Deutsche übertragen
von C. Morariü in d. „Roman. Revue". Wien 1888, H. 10—12, 1889, H. 1 bi.^
4), letzterer iu seiner Rectoratsrede: „Die theologische Facultat in Czernowitz
und die übrigen gr.-or. theologischen Lehranstalten'* (Facultatea teologicä din
Cernäufl §i celelalte §coale teologice ortodoxe r^säritene, Candela 1884.
Nr. 9—11)*)
Für die Kenntnis des allgemeinen Bildungswesens sind folgende Arbeiten
wichtig: „Die Bukowiner Landesbibliothek und die k k. Universitäts-Bibliothek
in Czernowitz" (Czernowitz 1885) von dem k. k. Universitäts-ßibliothekar
Dr. Karl Reifenkugel, dann „Mi§cäri literare la Romäni din Bucovina^^-
Oradea mare 1890 (Die literarische .Thätigkeit der Bukowiner Rumäueiii
Grosswardein 1890) von J. Sbiera und „Beiträge zur Geschichte der roma-
nischen Literatur in der Bukowina" von C. Morariü (Roman. Revue 1891,
H. 1, 3, 4, 6, 7—8, 9, 11—12), ferner „Die Geschichte des Entstehens und
der Entwickelung des Musikvereins in Czernowitz" (Czernowitz 1882) von
L. A. Simiginowicz und .,Die Musik und deren Entwickelung in der Bu
kowina^* (Im Buchwald 1890. Nr. 13; 1891. Nr. 4, 5. 7, 11—13) von dem
Musikdirector A. Hrimaly, die Jubilaumsfestschrift : „Gut Heil!" von O. l
Nussbauni (Czernowitz 1892), endlich das von Dr. Htitschek am 24. Sep- .
M Eine von mir verfasste Darstellung der Kntwickeliing des gesammten Bukowiner üo-
terrichtswesens befindet sich unter der Presse.
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Die Fobschungbn zur Landeskunde der Bukowina. 15
teaiber 1886 an die Haudels- und Qewerkaramer in Reiohenberg erstattete Re
ferat über „die Rechtspflege in Galizien und* in der Bukowina^' (Reiehenberg
1886).
Demjenigen, welcher sich über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bu-
kowina ira allgemeinen unterrichten will, dem können Prof. J. Platteres
„Sociale Studien in der Bukowina' (Jena 1878), dann Prof. F. Kleinwäch-
ter's Schrift über „Die Czernowitzer Ausstellung von 1886" (Wien 1886),
ferner Prof. E. Misch ler's Aufsatz „Wirtschaftskrise in der Bukowina" in
Doru's Volkswirtschaft!. Wochenschrift (1891. Nr. 406 und 408j und Frau Marie
M i s c h 1 er 's „Sociale und wirtschaftliche Skizzen aus der Bukowina" im
April- und Maihefte 1892 der von Peruerstorfer herausgegebenen „Deutschen
Worte" (wiederabgedruckt in der „Bukow. Rundschau." 1892. Nr. 1139 ff.)
empfohlen werden.
Die finanziellen Verhältnisse des Landes beleuchtet Prof E. M i s c h 1 e r
mit dem ihm besonders eigenen Geschick im ersten Hefte (1892. S. 24 — 71)
der von ihm begi'undeteu „Mittheilungen des statistischen Landesamtes des
Herzogthums Bukowina'' (»Die Stellung der Bukowina im Staatshalte"). Daselbst
(S. 72 — 138) findet sich auch der 1. Theil einer unter Mischler^s Leitung ge-
machten Zvisammenstellung „des Vermögens der politischen Gemeinden in der
Bukowina" (die Gemeinden der politischen Bezirke Kimpolung, Radautz, Sto-
rozynetz und Wiznitz). „Der Vermögenstand der Stadtcommune Czcrnowitz und
der in ihrer Verwaltung stehenden Fonde" ist aus K. Ritter v. Weglowski's
Bericht an den Gemeinderath der Landeshauptstadt Czcrnowitz (Czcrnowitz
1889) ersichtlich.
Ueber die Land- und Forstwirtschaft wird man in dem Werke: ^^Rapport
»ur les fortts de la Bukovine^ (Marseille 1878) von Lejourdan, dann in
den von dem Gestütsverwalter Z. T r i n k s über das Kadautzer Gestüt im
Jahre 1884 in der Wiener und von C. Scherzer „über die Viehzucht in
der Bukowina im Jahre 1886 in der „Czcrnowitz. landw. Zeitg." veröffentlichten
Artikeln Aufschluss finden. Das Bukowiner Verkehrswesen beleuchtet am besten
die Denkschrift E. A. Z i f f e r's : „Die Localbahnen i n Galizien und der Bu-
kowina" (Wien 1891), und Handel, Industrie und Gewerbe werden sowohl in
den Protokollen der Bukowiner Handels- und Gewerbekaramer als auch in den
Mittlieilungen des statistischen Landesamtes des Herzogthums Bukowina (H. 1,
S. 139 — 146), dann in den Schriflen C. Romstorfer's („Ueber die gewerb-
lichen Zustände in der Bukowina" im 4. Jahresberichte der k. k. Staats-
Gewerbeschule zu Czcrnowitz. 1886. S. 3—22 und „Einführung einer Haus-
industrie in der Bukowina" in den „Bukow. Nachr." 1889. Nr. 99—101),
H. Wiglitzky's („die Bukowinaer Hausindustrie und die Mittel und Wege
zur Hebung derselben." Czcrnowitz 18S8) und F. Kl ei n wilc hter'ß („Zur
Frage der Verkaufshallen.*^ Wien 1890) eingehend gewürdigt, lieber „Die
Propinationsfrage in der Bukowina" hat A. Ter n er (Czcrnowitz 1869), tiber
„Da« Propinationsrccht" Dr. J. Rott (Czcrnowitz 1^85) geschrieben. Noch
wichtiger ist in Betreff dieses Gegenstandes das Werk des k. k. Finanzprocu-
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16 Polek:
rators Dr. Victor Korn. Es führt den Titel : j,Da8 Propinationsrecht in Ga-
lizien und in der Bukowina und dessen Ablösung'* (Wien 1889).
Die Darstellung der gesaramten Culturverhältnisse und zwar für die Zeit
von 1775 bis 1875 danken wir A. Ficker und H. J. Bi der mann. Von
ersterem stanimt die rühmlich bekannte Schrift: ,,Hundert Jahre" (S.-A.
aus d. „Statist. Monatschrift." I. Wien 1875), von letzterem die gleichfalls
treffliche Broschüre: „Die Bukowina unter österreichischer Verwaltung 1775
bis 1875" (Wien 1875. 2. Aufl. Lemberg 1876).
Ich komme nun auf die Studien zu sprechen, welche sich auf die Be-
völkerungsstatistik und Gesundheitsverhältnisse beziehen.
Die statistischen Grundlagen für die Bevölkerungsverhültnisse sind durch
die Volkszählungen vom 31. December 1880 und 31. December 1 890 geschaffen
worden, welche die Publicationen der k. k. statistischen Centralcommission
(»»Statistische Monatsschrift", „Oesterreichische Statistik", „Statist. Jahrbuch^^ uod
„Special-Ortsrepertorium") zusammenfassen.
Die Gesundheitsverhältnisse der Bukowina hat zum erstenmale Regie-
rungsrath Dr. K. Denarowski mittels „Sanitätskarte und Comment^r*' (Wien
1880) dargelegt Diesem Beispiele folgend, hat .sein Nachfolger im Sanitäts-
departement der Bukowiner k. k. Landesregierung, Regierungsrath Dr. B. K lu-
czenko, im Jahre 1891 sowie im Jahre 1892 einen ebenso gediegenen als
umfangreichen j^Sanitätsbericht der Bukowina" (für 1890, bezw. 1891) heraus-
gegeben. Kluczenko hat überdies in Gemeinschaft mit Dr. Krämer eine
,,Mortalitätsstati8ik der Stadt Suczawa in den Jahren 1874 — 1888*' im 2. Bande
des östcrr. •,Sanitäts- Beamten** (1889. Nr. 9 — 11) veröffentlicht. Sehr interessant
und lehrreich sind auch die von Dr. W. Philipowicz in den ,,Wiener medi-
cinischen Blättern" (188S. Nr. 14 und 15) bekannt gemachten „Beobachtungen
über das Vorkommen von Pellagra in der Bukowina*- sowie Dr. W. Z a 1 o
z i c c k i's „Bericht über die zweite Wanderversammlung des Vereines der
Aerzte in der Bukowina" (Czernowitz 1889).
Ueber die Heilanstalten haben wir Arbeiten von Dr. B. Wolan (j,Zur
Geschichte und Entwickelung des öffentlichen allgemeinen Krankenhauses in
Czernowitz". Czernowitz 1879) und N. Ustyanowicz („Denkschrift über die
Entstehung des allgemeinen Krankenhauses Kronprinz-Rudolf-Stiftung in Rat^autz
mit Zugrundelegung der Entwicklung der Bukowina seit 1775." Radautz 1887).
Besonders reichhaltig ist die Literatur, welche die in Czernowitz geplante
Einführung der Canalisierung und Wasserleitung hervorgerufen hat. Ich führe
im Nachstehenden die wichtigsten Arbeiten in chronologischer Ordnung an:
„Das Grundwasser von Czernowitz" von A. Mikulicz (Bukow. Zeit. 1877.
Nr. 5), „Zur Wasserversorguugsfrage in Czernowitz. Expose^ und Gutachten**
von Professor Dr. Pribram (Czernow. Zeitg. 1878 Nr. 287), „Zur Frage
der Städtereinigung und Reinhaltung in ihrer Anwendung auf die* besonderen
Ortsverhältnisse in Czernowitz" (Czernowitz 1879) von J. Gregor, „Ueber
die Be- um! Entwässerung der Landeshauptstadt Czernowitz. Gutachten, be-
treff'end die Wasserversorgungs- und Canalisirungsfrage" (Wien 1880) von
O. Burghart, „Expose über die Wasserversorgung der Stadt Czernowitz*^
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DiK Forschungen zur Landeskunde der Bukowina. 17
von G. Rapf (Biikow. Nachrichten 1889. Nr. 150—151), ,, Gutachten über
Wasserleitung vom Versuchsbrunnen in Rohozna" (Czernowitz 1889) von
B. Salbach, „Bericht an den löbl. Gemeinderath der I^ndeshauptstadt Czer-
nowitz über die an den bestehenden Wasserversorgungsanlagen und Canali-
siningen der Städte Breslau, Dresden u. s. w. gemachten Wahrnehmungen mit
Rücksicht auf die in Czernowitz einzuffihrenden dergleichen Anlagen"* von
L. West (Czernowitz 1889), „Bacteriologische Untersuchungen über das
Wasser aus dem Versuchsbrunuen in Kohozna" von Dr. W. Philipowicz
(Bukow. Nachrichten 1889, Nr. 312), ,^Zur Wasser Versorgungsfrage ** (Ebenda.
1891. Nr. 812 und 813) und „Regenfall und Canalbauten in Czernowitz"
(Kbbenda. 1892. Nr. 1092) von Prof. Dr. A. Handl, „Das Project der Czer-
nowitzer Tiefquellenleitung" von E. T rebbin (Ebenda. 1891. Nr. 818, 820,
821 und 829), schliesslich „Die Wasser Versorgungsfrage in Czernowitz in ihrer
Entwicklung und ihrem gegenwärtigen Stande" (S.-A. aus d. Czeruow. Zeitg.
1893) von L. West.
Die Bukowina bildet auch ein reiches Forschungsgebiet in historischer
und prähistorischer Beziehung.
Die Pflege der Archäologie wurde von der anthropologischen Gesellschaft
und der k. k. Centralcommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
Baudenkmaie, seitens der letzteren insbesondere durch die Ernennung von
Conservatoren angeregt. Die Herren J. v. Gutter, D. Isopescul,
H. Kl aus er und C. Romstorfer gaben stets getreulich von jedem Funde
in den „Mittheilungen" der k. k. Centralcommission Nachricht (Siehe Jahr-
gang VI. ff.). Romstorfer hat überdies auch zusammenfassende Berichte,
wie: „Funde in der Bukowina^ (Mitth. der k. k. Central-Commission. XV. 1889.
S. 32—33), „Typus der Klosterkirclien in der Bukowina.*^ (Ebenda. XVI. 1890.
S. 47 — 53), „Sereth als Fundort archäologischer Gegenjstände." (Ebenda. XVII.
1891. S. 80—83), „Die alte gr.-or. Pfarrkirche in Rewna" (Ebenda. Not. 245,
S. 251 — 252), „Die griechisch-orientalischen Pfarrkirchen in öolka und Arbora"
(Ebenda. XVIII. 1892. S. 44— 47), „Goldschmuck aus Merezei in der Bukowina"
(Ebenda, XIX. 1893. Not. 1, S. 65—66), „Das Tatarendenkmal bei Wama^
(Ebenda. S. 117 — 119 und „Das Bukowinaer Landesmuseum" (Wiener Zeitg.
1893. Nr. 110) veröffentlicht.
Sehr beachtenswert ist auch die Schilderung, welche Bischof M e 1 c h-
sidec (f 28. Mai 1892) in den Annalen der Bukarester Akademie der Wis-
senschaften {AnnaleU Academre Romane, Ser, IL, T, VII Sect IL W86\
p, 'J05 — 293) von dem Besuche einiger Klöster und alter Kirchen in der Bu-
kowina („o visitä la cäteva mänästirl §i biserict antice din Bucovina^) gibt,
dann Eugen A. Kozak's Abhandlung, betitelt : ^Resultate meiner Forschungen
im Kloster Socawica (Archiv f. slav. Pilologie, hcrausg. von Jagic. Bd. XIV.
S. 235 — 255 und XV. 8. 161 — 204), ferner die Beschreibung der Miroutzkirche
in Suczawa {y^Beserica Miräu^ilor den Suceava^ in „Candela". XI. 1892.
S. 533-540, 600-612 und 669-079) von Prof. 1. v. Onciul. Schliesslich
verdienen erwähnt zu werden D. O 1 i n s c h i's Mittheilungen über „die Alter-
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18 POLEK :
lliümer der Bukowina" (Antichttä^ in Bticovina) im Bulletin der geograpli.
Gesellschaft in Bukarest (1885), dann zwei Aufsätze von Prof. E. Maximovici
über die Bukowiuer Kirchen (^Bisericele noastre,^ Gazeta Bucovinei. 1892.
Nr. 84 und 94) und über den „Christustypus in der byzantinischen Kunst in
Berücksichtigung der heimischen Kirchenmalerei** (Czemow. Zeitg. 1893
Nr. 80), ferner die nachstehenden Artikel des Milleschoutzer Pfarrers Basil
Tomiuc: „Die Kirche in Badeutz und die an ihr entdeckten FrescomalereieD"
{Biserica din Bädeu^i §i zugrävituri fresco descoperite m ea. Gazeta Bucovinei.
1892. Nr. 56 und 57), „Die Geschiclite des Dorfes Mileschoutz und die Ruineo
der Ispravnikswohnung" (ist-oria satulin Mile§äu}i fi ruinile deacoperite ale locu-
In^i ispravnieului. Ebenda. 1893. Nr. 14 und 15), „Die Geschichte <ler Kirche
und des Dorfes Arbora^ (istoria bisericei §i a satului Arbure, Ebenda. Nr. 21'
und „aus der Geschichte der Kirche in Woronetz" (din istoria bisericei deh
Vorone}. Ebenda. Nr. 37 und 38) und, last not hast, die Artikel, die Dr. R
F. Kai n dl in der „Bukow. Rundschau** (1890. Nr. 880 und 909) und in den
„Bukow. Nachrichten** (1890. Nr. 607, 664 und 665) über .das Münzcabinel
und die Alterthümersammlung an der Universität Czernowitz**, beziehungsweise
„das Antiquitätencabinet an der Universität Czernowitz" veröffentlicht hat.
Wenden wir uns der Orts- und Landesgeschichte zu, so stossen wir
zunächst auf zwei wohlbekannte Namen : W. Schmidt und F. A. Wicken-
hauser. Die Werke: .^Suczawa^s historische Denkwürdigkeiten*^ (Czemowitz
1876J und ^Komano-Catholici per Moldaviam episcopatus et rei Romano- Catho-
licae res gestae^ (Budapest 1887) geben Zeugnis von der Gelehrsamkeit de:*
ersteren ; der Sammelfleiss des letzteren ist aus dessen „Geschichte und Ur
künden des Klosters Solka^ (2. Bdch. des Werkes „Moldowa". Czemowitz
1877), „Geschichte der Klöster Homor, St. Onufri, Horodnik und Petrouti"
(Czemowitz 1881), „Geschichte der Klöster Woronetz und Putna" (Czernowitz
1886 — 1888), „Geschichte des Bisthums Radautz und des Klosters Gros^
Skit** (Czernowitz 1890) und aus seiner „Moldauisch- und Kussisch-Kimpoluog
und die Einwanderung der Lippowaner^ betitelten Urkundensammlung (Czer-
nowitz 1891) zu ersehen.
Hierauf möchte ich gleich zwei jüngere Forscher, Söhne des Buchen-
landes, nennen : Professor Dr. O n c i u 1 und Dr. R. F. K a i n d 1. Ersterem
danken wir ausser mehreren gediegenen Abhandlungen aus der älterec
moldauischen Geschichte, die nicht stricte hierher gehören, Beitrage „zur Ge-
schichte der Bukowina** (Jahresbericht des k. k. Obergjmnasiums zu Czer
nowitz 1887. S. 3 — 29) und ^zur rumänischen Streitfrage" (Mittheilungen i
Instituts f. österr. Geschichtsforschung. Erg. Bd. II. 1887. 2. Heft, S. 277 bis
294), letzterem ausser einem Beitrage „zur Geschichte der Stadt Czemowitz
und ihrer Umgegend" (Czernowitz 1888) und einer bis in die Mitte des 14. Jahr-
hunderts reichenden „Geschichte der Bukowina" (Czernowitz 1888) die schöne
Studie: „Wo fand der erste Zusammenstoss zwischen Hunnen und Westgothen
statt?'* (Mitth. d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung. XII. 1891. S. 304
bis 311).
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Die Forschungen zur Imndkskünde der Bukowina. 19
Den beiden eben genannten Forschern hat sich jetzt als dritter der Realschul -
Professor Dr. Daniel W erenka, ebenfalls ein Bukowiner, zugesellt. Dieser hat
im Archiv ftlr österreichische Geschichte ^Bd. 78, Wien 1892) unter dem Titel:
„Bukowina's Entstehen und Aufblühen. Zeit Maria Theresias "* die Erwerbung
der Bukowina durch Oesterreich auf Grund eines reichen Actenmaterials ge-
schildert und im 17. Jahresberichte der Staats-Unterrealschule im 5. Bezirke
Wiens (1892) „die Verhandlungen Oesterreichs mit der Türkei bezüglich der
Erwerbung des Bukowiner Districts" veröffentlicht. Ein anderer Bukowiner,
Prof. V. Prelicz, hat eine ,,Goschichte der Stadt Sereth und ihrer Alter-
thümer" im Jahresberichte der k k. Unterrealschule in Sereth (Sereth 1886)
drucken lassen.
Von mir stammt ausser einer ^historischen Skizze" von Czeruowitz
(Oesterr. Städtebu<^h. Bd. 11. Wien 1888. S. 1—6) und , Ausgewählten Capitelu
aus dem Gedenkbuche der römisch-kath. Pfarre zu Czernowitz" (Czernowitz
1890) eine Geschichte der „Erwerbung der Bukowina durch Oesterreich"* (Czer-
nowitz 1889).
Schliesslich weise ich noch auf die schon erwähnte Broschüre Prof.
v. Zieglau er's hin: „Der Zustand der Bukowina zur Zeit der öster-
reichischen Ocoupation. Dargestellt im Spiegel der ersten Denkschrift des com-
mandirenden Generals Freih. von Spl^ny" (Czernowitz 1S88) und führe nur
noch einige für die Kenntnis des gr.-or. Kirchen wesens dienende Schriften an,
nämlich: „Die Griechisch-Gläubigen in Oesterreich-Ungarn'' von H. J. Bider-
mann (Statistische Monatschrift X. Wien 1884. S. :580— 413, 477—496),
Prof J. V. Onciurs Geschichte des gr.-or. Religionsfonds (Ptindul religionar
gr.or, al BucoviTiei, Cemäu^ 1891) und die „Apologie der orthodoxen gr.-or.
Kirche der Bukowin.a" 1. und II. (Czernowitz 1885 und 1890), sowie die
Entgegnungen auf dieselben von J. Szych („Apologie der orthodox, gr.-or
Kirche der Bukowina Nr. I. und II. beleuchtet von einem gr.-kath. Seelsorger
in der Bukowina". Czernowitz 1890) und S. Daszkiewicz („die Lage der
gr.-or. Rutlienen in der Bukowiner Erzdiöcese". Czernowitz 1891).
Es erübrigt noch, der hervorragendsten Werke, welche die allgemeine
Landes- und Ortskunde zum Gegenstande haben, sowie der aus diesem Zeit-
räume stammenden Kartenwerke zu gedenken.
Erstere sind: ^Nikotorija hütoriko-geograficzeakija swydinia o Bukovini^
(Einige histor.-geographischo Bemerkungen über die Bukowina. Kiew 1875)
von G. Kupczanko, dann „das Königreich Galizien und Lodomerien und
das Herzogthum Bukowina" (Wien 1884) von J. Jandaurek, ferner „ver-
gleichende graphische Statistik in ihrer Anwendung auf das Herzogthum Bu-
kowina" (Wien 1886) von C. A. Romstorf er und H. Wiglitzky, end-
lich „die geographisch-statistischen Verhältnisse der Bukowina" von E. Wo-
robkiewicz (Lemberg 1893) und die schon erwähnte, von mir herausgegebene
„Beschreibung der Bukowina" von Spidny (Czernowitz 1893). Hier seien auch
der „Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Czernowitz" für 1887 — 1890
(Czernowitz 1889, 1890 und 1892) und Prof. Th. Gartner's Wortgeschichte;
„Bukowiner oder Bukowinaer?" (Czernowitz 1889) genannt.
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20 Polbk: Die Foeschünoen zur Landeskunde der Bukowina.
Unter den kartographischen Darstellungen steht obenan die vom k. k. mi-
litär-geographischen Institute in Wien heraus«regobene Speeialkarte der österr.
ung. Monarchie (Wien 187G 1 : 7r).000). Ausserdem sind zu nennen die „Schul-
wandkarte des Herzogthnms Bukowina" (Wien 1877. Fol. 1:110.200} von
M. V. Baumgarten und die .,Administrativ-Karte von den Königreichen
Galizien und Lodomerien mit dem Grossherzogthume Krakau und dem Her-
zogthum Auschwitz, Zator und Bukowina" (Wien 1880, 61 Bl. 1 : 115.200) von
B. Kummerer Ritter von Kummersberg. Letzterer hat auch einen Plan
von Czernowitz herausgegeben (Wien 1880. fol. 1:10.800). In grösserem Mass-
ßtübe (1:5760) ist der Plan dieser Stadt von L. West (Czernowitz 1888. fol.
Chromolith.j entworfen worden. Von Czernowitz und Umgebung existiert auch
eine schöne Reliefkarte. Sie ist im Jahre 1889 von E. Gottfried, Hauptmann
des 41. Infanterie-Regiments, angefertigt worden und befindet sich in dein
k. k. Militär-Mappenarehiv in Czernowitz.
Um auch die bibliographischen Nachweise nicht mit Stillschweigen zu
übergehen, sei erwähnt, dass R. F. K a i n d 1 Literaturberichte in den von ihm
redigierten „Buchen blättern" (Bukow. Rundschau. 1888. Nr. 614 ff.) und in
der „romanischen-^ Revue (VIL S. 186—192 und 416-431, VIII. S. 618 bis
626) veröffentlicht hat. Nahezu vollständig (von 1773 bis 1892) ist die landes-
kundliche Literatur der Bukowina in m eine m „Rückblick auf die For-
schungen zur Landes- und Volkskunde der Bukowina seit 1773" (Czernowitz
1892) und in meinem .^Repertorium zur landeskundlichen Literatur der Bu-
kowina" (Czernowitz 1892) aufgeführt.
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Der Christustypus
in der byzantinischen Kunst, in besonderer Berücksichtigung der
heimischen Kirchenmalerei.
Vortrag^ gehalten in der ersten Hauptversammlung der Mitglieder des Bukowiner
Landesmuseums. Von E. Maximowicz,
Es war mir bis jetzt nicht gegönnt, die byzantinische Malerei, wie sie in
den kirchlichen Denkmälern der Balkanländer oder am Berge Athos vorkommt,
aus eigener Anschanung zu studieren. Zum Glück haben wir aber in unserem
Lande mehrere alte Klosterkirchen, bei welchen die kirchlichen Malereien zum
grossen Theile noch erhalten sind. Ja bei der Kirche in Suczawitza sind diese
Malereien, welche die Wände im Inneren und Aeusscren vollständig ausfüllen,
bis auf einige Beschädigungen auf der Nordseite des Gebäudes noch vollständig
erhalten. So kann man hier, wie es kaum bei einer zweiten Kirche vorkommen
dürfte, das ganze System des Bilderschmuckes und deren Anordnung studieren.
Seitdem ich selbst mit der malerischen Ausschmückung der hiesigen gr.-or.
Kirchen betraut bin und hier specielle Studien mache, schenke ich diesen
Kirchenmalereien in Suczawitza noch mehr Aufmerksamkeit. Die eminente Be-
deutung dieser Darstellungen und ihren Zusammenhang mit der byzantinischen
Kunst habe ich aber erst durch das Studium des höchst interessanten Werkes
von H. Brockhaus: ^Die Kunst in den Athosklöstern" erkannt. Zum weiteren
Verständnisse der Bilder bietet das Werk von Dionysios „Epfirjvefa TfJ? C^YP^"
4^txfj$", Handbuch der Malereien vom Berge Athos, einen guten Führer.
Die Gestalt des Erlösers nimmt in diesen Kirchenmalereien natürlich die
hervorragendste Stellung ein und erscheint auch typisch als die bedeutendste
Figur. Ich will hier in Kürze die Entstehung dieses Christustypus vorbringen.
Es ist bezeichnend für das Christenthum als Keligion, dass verhältnissmässig
ziemlich spät das Bild Christi als solches auftritt. In den ersten Anfangen der
sogenannten altchristlichen Zeit wird Christus nur durch Allegorien, wie das
Lamm etc. oder gar nur mit dem Monogramm angedeutet. In den auf uns
überkommenen Wandgemälden in den Katakomben ist Christus der Gegenstand
vieler solcher sinnbildlicher Andeutungen. Das liebevolle, mit dem Gedanken
an den Heiland beschäftigte Gemüth fand überall leicht Beziehungen auf ihn.
Als historische Gestalt wird Christus aber fast gar nicht dargestellt. Geschieht
dies, so ist selbst in den einzelnen Bildern da keine Spur von dem Bestreben,
eine typische Gestalt zu schaff'en. Man wollte da nur eine Erinnerung an die
geistige Bedeutung des Erlösers haben. Kß scheint dies sogar absichtlich
geschehen zu sein, um auch einem Scheine des Götzendienstes zu entgehen, da
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22 Maxikowicz :
man doch in jeder Hinsicht von den Heiden sich unterscheiden musste, von
welchen die Christen umgeben waren.
Mit der Annahme des Christenthums durch Kaiser Constantin erst erhielt
das Christenthum, welches bis nun nur geduldet war, eine besondere Bedeutung
für die Welt. Jetzt erst konnte das Christenthum sich entwickeln, neue Sitten
und Verhältnisse schaffen.
Die Anerkennung des Christenthums als herrschende Religion hatte auch
auf die bildende Kunst grossen Einfluss. Und was früher nur sinnbildlich dar-
gestellt wurde, gewann bestimmte Formen. Es war jetzt natürlich, dass sich
die Christen nach einem Bilde des Erlösers in seiner historischen irdischen
Gestalt sehnten. So wie das Bestreben der ersten Christen war, durch die
Darstellung Christi nur übernatürliche Vorstellungen zu erwecken, wollten die
zur Macht gelangten Christen ein zuverlässiges Bild des Heilandes besitzen.
Interessant ist, was der Kuustschriftsteller Schnaase über die Entstehung dieses
Typus schreibt.
Wirklich regte sich denn auch dieser Wunsch, ein zuverlässiges Bild des
Heilandes zu besitzen, sehr frühe. Schon Constantia, die Schwester des Kaisers
Constantin, sprach ihn gegen Eusebius, den berühmtesten Bischof von Caesarea,
aus. Allein dieser, sonst gegen die Wünsche so hochgestellter Personen ziemlich
nachgiebige Geistliche willfahrt ihr nicht; er fragt, was sie unter dem Bild-
nisse Christi verstehe; nur die Knechtsgestalt des Heilandes könne sie meinen,
denn als in dieser seine göttliche Herrlichkeit durchstrahlte, bei der Verklä-
rung, wären selbst seine Jünger nicht im Stande gewesen, den Anblick zu
fassen. Er verweist sie auf die Worte der Schrift, diese allein gewährten ein
Bildnis. Constantia, indem sie ein Bildnis von dem Bischöfe fordert, scheint
vorausgesetzt, aber nicht sicher gewusst zu haben, dass es ein echtes, beglau-
bigtes Bildnis gebe. Eusebius selbst spricht sich darüber nicht aus; er erzählt
zwar m einer andern Schrift, dass er bei den aus dem Heidenthume bekehrten
Christen alte Bilder von Christus, sowie von Petrus und Paulus gesehen habe,
und dass solche gemacht und auf Tafeln gemalt wurden. Er erwähnt hiebei
namentlich einer Statue Christi, welche dem Gerüchte zufolge nach persönlicher
Aehnlichkeit des Herrn, die blutflüssige Frau des Evangelii in der Stadt Cae-
sarea— Philipp! oder Paneas in Palästina errichten lassen. (Julian der Christen-
feind Hess diese Bildsäule umstürzen.) Eusebius missbilligt diese heidnische
Aeusserung des Dankes und wird also auch wohl die Echtheit des Porträts
nicht angenommen haben. Wenigstens muss aber die allgemeine Meinung gewesen
sein, dass es kein zuverlässiges Bildnis des Heilandes gebe, weil sonst der
Bischof bei seinen den Bildern ungünstigen Ansichten sich näher darüber ge-
äussert haben würde, und weil überhaupt die Verschiedenheit der Meinungen
über Christi Gestalt dann leicht geschlichtet gewesen wäre.
Die ältere Meinung, welche schon Justin der Märtyrer (um VSO) und
nach ihm Andere ausgesprochen und endlich Tertullian (f 220) mit grosser
Heftigkeit vertheidigt hatte, und welcher noch Eusebius auhieng, hielt fest daran,
dass der Heiland in hässlicher Knechtsgestalt erschienen sei. Bald aber wider-
strebte dies dem Gefühle; der Heiland musste auch in seinem irdischen Er-
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DbB ChRISTÜSTYPUS in DBB BYZANT. KuNST. 23
scheinen seiner göttlichen Natur würdig gewesen sein. Spätere Kirchenväter
Chrysostomus (f 407), Hieronymus (f 420) beziehen schon die Beschreibung
der Schönheit im Psalm 45 auf ihn, und diese Ansicht wurde immer mehr die
hen-schende; auch die berühmten Kirchenlehrer Ambrosius und Augustinus
theilten sie. Eine bestimmte Gestalt hatten aber auch diese Kirchenväter nicht
vor Augen. Augustinus bemerkt ausdrücklich, dass Christi Gesichtsbildung
uns völlig unbekannt sei, und dass sie daher nach der Mannigfaltigkeit der
Gedanken höchst verschieden dargestellt werde. Auch schwankte man wohl
noch lange zwischen historischer und symbolischer Darstellung.
Die neue Ansicht von der Schönheit des Herrn gab allerdings eine ge-
föhrliche Anregung heidnischer Gefühle. Eine byzantinische Sage erzählt von
einem Maler, der es gewagt habe, das Bild des Erlösers mit den Zögen eines
Jupiter darzustellen; darüber sei ihm die Hand erstarrt, und nur, nachdem er
reuevoll gebeichtet, durch ein Wunder des Erzbischofs Gennadius wieder her-
gestellt worden. In einer Kuppel der Kirche in Suczawitza befindet sich ein
Christus, deesen Züge an Jupiter sehr erinnern. Die grauen Haare und Bart
dieses Bildes geben förmlich eine Statue wieder.
Um solchen Uebeln zu entgehen, musste man daher wünschen, ein be-
glaubigtes Bild zu besitzen, und es entstanden nun seit dem fünften oder sechsten
Jahrhundert Sagen, welche die Entstehung eines solchen, und zwar nicht durch
gemeine Kunst, sondern auf übernatürlichem Wege erzählten.
Die zuerst verbreitete wai die von dem Könige Abgarus von Edessa in
Mesopotanieu. Eusebius erzählt bloss von der Heilung dieses entfernten, aber
darch die Nachricht von Christi Wundern angeregten Zeilgenossen des Herrn,
und zwar so^ dass sie durch einen von Christo abgesendeten Apostel ver-
mittelt wird.
Der armenische Geschichtsschreiber Moses von Chorene im ftlnften und
der Grieche Euagriui^ im sechsten Jahrhundert fügen aber hinzu, dass Christus
deni Boten Abgarus sein wunderbar in ein Tuch eingedrücktes Bild mitgegeben
habe. Andere griechische Schriftsteller wiederholen die Sage und wissen von
Wundern zu erzählen, die durch das Bild bewirkt seien, welches endlich im
Jahre 944 feierlich von Edessa nach Constantinopel gefuhrt wurde und sich
später in Rom in St Silvester befunden haben soll. Die verwandte Sage vom
Veronikabilde scheint späterer, und z»var^ abendländischer Entstehung. Die Sage
ist folgende: Es heisst, dass die hl. Veronika dem das schwere Kreuz am
Passionswege tragenden Christus mit einem Tuche den Schweiss vom Gesichte
abgetrocknet habe und dass auf diesem^ Tuche ein Abbild Christi zurück-
geblieben sei. Zwar nennt schon ein griechischer Schriftsteller zu Justinians
Zeit die blutflüssige Frau, der man die Christusstatue in Paneas zuschrieb,
Beronike, aber die ausfuhrliche Legende, dass sie ein auf einem Tuche oder
auf einem Stücke seines Kleides abgedrucktes Bild des Herrn besessen, welches
dann Heilung eines römischen Kaisers bewirkt und die Zerstörung Jerusalems
als Strafe für den Tod Christi herbeigeflihrt habe, kommt zuerst in einer angel-
sächsischen Handschrift des elften Jahrhunderts, und demnächst mit manchen
Veränderungen bei späteren abendländischen Schriftstellern vor. ludessen hatte
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24 Maximowioz :
man auf byzantinischem Boden schon im sechsten Jahrhundert Tücher mit dem
Bilde des Herrn, und zwar mit den Wundenmalen, welche man als Grablüoher
desselben verehrte und es dahin gestellt sein Hess, ob das Bild darauf wunder-
barerweise entstanden oder durch Malerei zur Erinnerung an das Leiden de«
Herrn und zur Bezeichnung der Bedeutung des Tuches hinzugefügt sei.
Auch zeigte man schon im sechsten oder doch im achten Jahrhundert
Marienbilder, die man dem Evangelisten Lucas, der auch Maler gewesen,
zuschrieb. Endlich kommen gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts mehr-
fache Bilder vor, welche man ohne nähere Angabe ihrer Geschichte als „oi<ht
von Menschenhänden gemacht'' (a^e^poTcotr^ai) bezeicTinetc, und den Beweis ihrer
Echtheit nicht durch schriftliche Urkunden, sondern vermöge dadurch bewirkter
Wunder führte. Um diese Zeit ist denn nun auch jeder Widerstand der
Kirchenlehrer gegen die Bilder verschwunden, und am Ende des siebenten
Jahrhunderts erklärte sogar eine Synode, dass die Darstellung der menschlichen
Züge des Erlösers der althergebrachten Abbildung des Lammas vorzuziehen
sei. Begreiflicher Weise mussten sich schon vorher die Züge des Antlitze>
Christi festgestellt haben, von welchen die Kunst fernerhin nicht abweichen
durfte. Daher mag das unstreitig unechte Schreiben eines gewissen Lentulus,
den man unhistorisch zum Vorgänger des Pilatus in der Statthalterschaft von
Palästina machte, obgleich es erst von einem Schriftsteller des elften Jahr-
hunderts uns mitgetheilt wird, wohl schon um diese Zeit entstanden sein. In
diesem angeblich an den römischen Senat gerichteten Briefe wird Christus als
ein Mann von stattlichem Wüchse beschrieben, mit dunklem gescheiteltem
Haare, heiterer Stirn, fleckenlosem Gesichte, Nase und Mund ohne Tadel, den
Bart stark röthlich, nicht lang, sondern geschnitten, die Augen leuchteo'i
Dieser Schilderung entsprechen denn auch die Ohristusbilder schon sehr frühe.
und wir können, bei aller Dürftigkeit des Materials, doch einigermassen ersehen,
wie sich das Ideal allmälig feststellte. Auf einem Sarkophage in der Knpta
der Peterskirche, der vielleicht noch dem vierten Jahrhundert angehören mag,
kommt dieser Typus zuerst und zwar neben Darstellungen des jugendlichen
Christus vor. Vom Anfange des fünften Jahrhunderts an finden wir diesen
immer mehr ausgeprägten Typus in einer Reihe von kirchlichen Mosaiken,
unter denen die in der Taufkirche St. Giovanni zu Ravenna und am Triumpf-
bogen der Paulskirche bei Rom die ältesten sein mögen. In allen sehen wir
verwandte Züge, das getheilte, herabfallende Haar, meistens auch einen kurzen
Bart am Kinn. Höchst ausgebildet erscheint dieser Typus besonders au einem
Bru.stbilde in den Katakomben, welches wir zwar nicht den meisten Malereier.
dieser Räume gleichzeitig, aber doch auch wohl nicht später als in das siebente
Jahrhundert setzen dürfen. Uebrigens erhielt sich neben diesem Typus noch
lange die Darstellung des jugendlichen, bartlosen Heilandes, die man vorzagv
weise da anbrachte, wo es sich um eine symbolische Auffassung oder um
höchste Verklärung handelte, während der bärtige Typus bei mehr historischen
Scenen oder bei zur Anbetung bestimmten Bildern vorherrschte. So ist in
St. Nazaro e Celso zu Ravenna der gute Hirte in voller Jugendschönheit,
gegenüber aber der Heiland, der gewisse ketzerische oder heidnische Bücher
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Deb Cheistüstypüs in der byzant. Kunst. 25
verbrennt, männlich und bärtig, in St. ApolJinare nuovo daselbst in einem
chronologischen Cyolus des Lebens Christi in den Passionsscenen seine Gestalt
bärtig, bei seinen Wundern und Reden aber jugendlich dargestellt. Eine blei-
bende Regel bildet sich aber nicht, und wir finden selbst bei der Kreuzigung,
nachdem diese zugelassen war, oft die jugendliche Auffassung.
Durch die Uebcrlieferung ist fast nur der Typus Christi im Maunesalter
auf uns überkommen und wir finden, dass dieselben charakteristischen Merk-
male bei den heutigen Bildern geblieben sind. Eine Stellung des Gesichtes
genau en face, herabfallendes langes, am Scheitel getheiltes Haar von nuss-
brauner Farbe, kurzer nicht reichlicher Bart, das Gesicht voll Ernst aber ohne
Herbheit charakterisiert den Typus Christi. Jedenfalls gibt jeder Künstler
etwas eigenartiges diesem Typus, je nach seiner Auffassung. Interessant ist für
uns in dieser Hinsicht die Auffassung zweier moderner Maler, des Malers
•lobst, der gerade mit der Ausschmückung der Kathedralkirche beschäftigt ist,
einerseits, und andererseits die unseres verstorbenen Diöcesanmalers Buczewski.
Von Jobst ist die malerische Ausschmückung der Kirche im Seminar und die
crzbischöfiiche Kapelle in der Residenz hier zu erwähnen. Von Buczewski wäre
beispielsweise, weil nahe an Czernowitz gelegen, die Ikonostasis der Kirche in
Rewna zu nennen. Wenn man diese künstlerisch bedeutenden Arbeiten ver-
gleicht, wird man merken, dass bei gleicher Absicht, stylgerechte Kirchenbilder
zu schaflfen, dennoch da eine grosse Differenz in der .Auffassung auftritt. Jobst,
Jer heute zu den bedeutendsten Kirchenmalern gehört, bringt einen strengeren
und archaistischen Typus zur Darstellung, während Buczewski auch die byzan-
tinischen Bilder in dem an der Antike und der Renaissance geläuterten und
modificierten Geschmacke ausführte.
Die Christusgestalt in der byzantinischen Kunst, wie sie uns besonders
in der mythisch erhabenen Mosaikdarstellung in den byzantinischen Kirchen
entgegentritt, ist die bedeutendste Figur in der Kirchenmalerei und hat somit
einen besonderen Typus erhalten, welcher gewiss durch seinen Ernst und Feier-
4ichkeit zur Andacht zu stimmen geeignet ist.
Leider muss man sagen, dass während in der Zeit der Renaissance die
berühmtesten Künstler des Abendlandes sich der Kirchenmalerei in den Dienst
gestellt haben, in den orientalischen Kirchen mehr durch eine schablonenmässige
und unverstandene Nachahmung des Hergebrachten, statt die Veredlung der
Formen in den Grenzen der überlieferten Einfachheit weiter zu bilden, in den
letzten Jahrhunderten eine Erstarrung der Typen platzgegriffen hat. Der Grund
liegt eben darin, dass die bedeutenden Künstler weniger mit diesen Arbeiten
betraut und diese Malereien mehr zunftmässig betrieben wurden.
Wie die Pflege der Kunst überhaupt im Osten erst in der neueren Zeit
vom höheren Standpunkte erfasst wird, sind erst jetzt wieder bessere Zustän<le
da eingetreten.
In unserem Lande war meinem Vorgänger in der Diöcesanmalerei, Bu-
czewski, die Aufgabe zu Theil, eine Renaissance der byzantinischen Kirchen-
malerei anzubahnen, indem er durch entsprechende Elemente aus der Kirchen-
kunst des Abendlandes, besonders durch die Arbeiten von Führich und Schnorr
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26 Maximowioz:
angeregt, die byzantinische Malerei aus ihren barocken Formen herauszog und
Typen schuf, welche, ähnlich den letzten Arbeiten der südslavischen Kirchen-
maler, durch ihren Enist und ihre gut gezeichneten Formen wirken, und dabei
den Ernst, welcher in der byzantinischen Malerei gelegen ist, bewahren. So
wirken seine hier im Lande sich befindenden Kirchenbilder vornehm und feier-
lich. Ja in seinem Hauptwerke, der Ikonostasis im Dome zu Agram, hat er
eine für die byzantinische Malerei bahnbrechende Arbeit geliefert.
Es lässt sich der von mir gewählte bedeutende Stoff, wie es der Christus-
typus iu der byzantinischen Kunst ist, im Kahmen eines Vortrages nicht genug
erschöpfen. Da ich aber durch meine Thätigkeit diesem Stoffe näher stehe,
hoffe ich auch in dieser kurzen Auseiandersetzung eine überzeugende Ansicht
ausgesprochen zu haben.
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Ortschafts Verzeichnis der Bukowina
Herausgegeben von Dr. J. P 0 I 6 k.
Die soeben unter dem Titel : „General Spl^ny's Beschreibung der Buko-
ina" (Czemowitz 1893) von mir herausgegebene Denkschrift ist (im Manu-
ripte) mit einer „Tabelle" versehen, die wegen technischer Schwierigkeiten
das kleine Büchlein nicht aufgenommen werden konnte. Gleichwohl ist diese
ibelle der Veröffentlichung wert ; denn sie stellt das älteste Ortschaftsver-
ich nis der Bukowina dar. Mag sie also hier ein Plätzchen iinden.
Die Tabelle enthält auch Namen von solchen Ortschaften, die heute nicht
*r Bukowina angehören, sondern in Bessarabien und in der Moldau liegen,
as beeinträchtigt jedoch ihren Wert nicht im geringsten. Im Gegentheile,
eser wird dadurch nur noch gesteigert; denn jene gegenwärtig jenseits der
ukowiner Grenzen liegenden Ortschaften waren mehr als ein volles Jahr im
esitze Oesterreichs.
Bei ihrem Einmärsche in die Moldau im Herbste 1774 hatten die öster-
iichischen Truppen einen Oordon von Preworodek am Dniester über Dobro-
3utz, Czernawka, Toporoutz, Stanahora, Czernowitz, Ostrica, Molodia, Berlince,
ereth, Kalafindestie, Sereth, Suczawa, Kapukodrului, Wama, Kimpolung und
'oma bis nach Siebenbürgen hin gezogen. ') Diese Grenze erschien mit Recht
em Commandanten der Besatzungstruppen General Gabriel Freiherm von
pl^ny fehlerhaft. Sie gewährte nicht nur den Hauptorten des Occupations-
ebictes und der zur Verbiüduug Galiziens mit Siebenburgen daselbst projec-
erten Strasse keinen Schutz, sondern begünstigte auch noch die Desertion,
[it Bewilligung des galizischen General-Commando's rückte daher Spl6ny noch
M Winter 1774/75 gegen Osten und Süden weiter vor. ^)
Jetzt lief die Grenzlinie von Preworodek am Dniester über Kokschan
em Bergrücken des Bukowiner Waldes entlang bis zur Quelle des Rokitna-
«iches. Diesem Bache folgte siiB abwärts bis zu seiner Einmündung in den
^•uth, gieng hierauf diesen Fluss, dann den Herza- und Tirnafkabach hinauf,
Lara nach Ueberschreitung einer 300 Schritte langen Wasserscheide an den
dolnicabach und erreichte, dem eben genannten Bache und dem Serethflusse
entlang sich ziehend, bei der Einmündung des grossen Somusch (Samusel mare)
n den letzteren den äussersten Punkt im Süden. Hier bog sie nach Westen
') Polek, Die Erwerbung der Bukowina durch Oeeterreich (CzemowiU 1889). S. 24 f.
•j Spl^ny's Beschreibung der Bukowina. S. 12 f.
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28 Polek:
um, lief zuerst den Samusel niare und den Lamescheiierbach hinauf und a
sich dann in der Länge von 800 Sehritten über freies Feld zum Samusel ni
(kleinen Somusch), deu sie bei der Einmündung des Samusel Baja wieder \a
verliesB, um, abermals ein freies Feld durchschneidend, au die Moldawa i
gelangen. Diesen Fluss begleitete sie bis zum Suchabach, iibersattelte an den
Quelle den Berg Munecl, folgte hierauf dem Laufe des Negrilassii- und *i<
Slatiorabaehes und, nach IJebersattelung des Uareu, auch des Asmabachps d<
goldenen Bistritza und der Niagra-Dorna und endigte jenseits iles Berges h
linassa an dem Ostrande Siebenburgens. M
Bevor der österreichische Internuntius in Constantinopel, Franz Mari
Freiherr von Thugut, von dieser Grenzerweitcrung unterrichtet wurde, hati»-«
dem Keis Efendi nebst einem auf die Erwerbung der Bukowina bezügliclifl
„Memoire" auch einen „Abriss*^ einer Karte des im Herbste 1774 besetzt«
moldauischen Gebietes tiberreicht. -) Diese Karte bildete nunmehr die (iruDi
läge der Verhandlimgen, und weder der Minister noch der Grossherr j^esii
teten eine Veränderung zu Ungunsten der Türkei.
In dem Vertrage vom 7. Mai 1775, worin „die fjäudcrcicn zwischeinlet
Dniester, Pocutien, Ungarn imd Siebenbürgen" für innner an Ocsterreich abp
treten wurden, wurde eine (irenziinie bestinunt, derzufolgc Dorna-kandrts
Stulpikani, Kapukodrubii, Suczawa, Sereth und Czernowitz österreichisch seiiH
dagegen die zur Festung Chotin gehörigen Grundflächen de:- Türkei verbleil«
sollten.
Bei der definitiven Abgrenzung, die Mitte September 1775 begann ^
in dem Palamutkaer Vertrage vom 2. Juli 1776 ihren Abschluss fand, bcbauf
tete zwar Oesterreich beträchtliehe Strecken im Süden, dagegen gelang esila
nicht, die Ostgrenze in der gewünschten Weise durchzusetzen. Es musste nifi
nur die grosse Enclave zwischen dem Sereth und der Suczawa herausgtK«
und statt des Herza- und Thuriatkabaches den Lukabach als Grenze annelini«
sondern auch die Hälfte des ßukowiner Waldes cfen Türken überlassen, intif
es den bei Onuth in den Dniester mündenden Czarny potok als Nordostgr^i
fesstellen Hess. Nur so viel setzte es noch durch, dass ihm tur das zwistt«
Onuth und Preworodek gelegene Gebiet 9 Gomarken zwischen dem Huk«
und Rokitnabach zugesprochen wurden. ^)
Die der Türkei zurückgegebenen Gebietstheile waren verhaltnissmassi?^^
bevölkert. Demnach ist durch die Abgrenzung die Zahl der Ortschaften jh«i
die der Einwohner beträchtlich vermindert worden.
Das Spleny'sche Verzeichnis weist 290 Ortschaften mit 62 Attincntf
aus; die Gesammtbevölkerung des Districts wird darin mit 17.047 Familw
beziffert. Davon sind Oesterreich 277 ganze und 55 Attinenzcn mit eia<
Bevölkerung von ungefähr 14.650 Familien oder 75.000 Seelen verblicitf«
Aber auch die Zahl der Klöster hat eine Verminderung erfahren. Es tiek
zwei grosse und drei kleine Klöster weg,
») Ebenda. S. S—VI.
*) Hortuuzaki, Documente privit(5re la istoria liomänilor. VII. p. 125.
9; Polek, a. a. O. S. 38—48.
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Ortschaftsverzeichnis der Bukowina a. d. Jahre 1775. 29
Dis beiden Haudschriften '), worin das Spl^nyVhe Ortschaftsverzeiohnis auf
18 gekommen ist, stimmen bis auf einige Schreibfehler, die sich in der Copie des
k. Staatsarehives finden, überein. ^)
Der Wiedergabe habe ieh die Handschrift des k. k. Kriegsarcliives zu
runde gelegt und am Scidusse ein alphabetisches Register beigefügt, worin
e Xanien der in der Bukowina liegenden Ortschaften und Klöster sowohl in
r von Spleny gebrauchten als auch in der heute zumeist (so z. B. von der
k. statistischen Central-Commission in dem Special Ortsreportorium der Buko-
na. Wien 188;')) angewendeten Schreibw^eise aufgeführt erscheinen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass ich die Namen der an die Türkei
rüt^kgefallenen Ortschaften und Klöster mit einem Sternchen bezeichnet habe.
*) Ueber diese Handschriften, trovon die eine in dem k. und k. Kriegsarehive, die andere
dena k k. Haus-, Hof- und Staatsarchive aufbewahrt wird, findet der Leser Näheres in der
rrede zu Spl^ny'a „Beschreibung der Bukowina.**
*) So wird die Anzahl der Familien von Rosch mit 240 statt mit 146, vom ganzen Be-
ke ^Dniester** mit 1190 statt mit 1800 ausgewiesen. Statt Csernanka ist Osernauka, statt Schipeniz
liltencz, statt Piedikanze Picelikauze, statt Groschen (irosclien, statt Csortorie Csorrorie, statt
**ti Joesti etc. geschrieben. Endlich fehh in dem mit „Mittel"' bezeichneten Bezirke neben Le-
irek die Ortschaft Koto ihkI m dem Veizeichnisse der Klöster das Kloster Slatiua. ^-^ ,
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30
POLEK :
TABELLA
nachbenannter in dem Kaiserlichen Königlichen Bukoviner Dintrict »ich befindlichen OrtschaKi
grosen, mittleren und kleineren Standespersonen, Popen, Bauern, (lerichtsdienern, KaiifN
Armeniern, Juden, vagirenden Zigeunern und Monasterien sowohl mann- als weiblichen •!
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Ortschaftsverzbichnis der Bukowina a. d. Jahre 1775.
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OrTSCHAFTSTEBZBICHNIS DBB BUKOWINA A. D. Jahbe 1775.
41
ZESegrister.
Allen Orten und OrtJ»be8tandtheilen ist sowohl der Charakter als auch der ^Antheil", be-
ziehungsweise (lerichtshe/.irk, in dem sie liegen, heigefi'igt. Dabei kommen folgende Abkürzun-
gen zur Anwendung: O = Ortschaft. A = Attinenz, Kl. = Kloster, »St. = Stallt. V. =: Vorstadt.
M. = Markt. 1). = Dorf, D.-A. = Dorfantheil, W. = Weiler. E.-H. = Einzelhäuser - 1 = Czer-
noviczer, II = Pruther, lll = Dniester. IV = Czeremuscher. V = Kussisch Kimpolonger, VI =
rerhonieter. Vll = Vikover, VllI = Mittel. IX = Moldauer, X = Moldauisch Kimpolonger An-
theil, C'z. = üerichtsbezirk Czernowitz, D.-W. = Dorna-Watra, (?. = Gurahumoru, Ki. = Kimpo-
lung. Ko. = Kotzman, K, = Kadautz. Sa. = Sadagora, Se. = Sereth. So. = Solka. Sta. = Sta-
nestie. Sto. = StoroÄvnetz. Su. = Suczawa. U.-l*. = Uscie-Putilla. Z. = Zastawna.
Arbory. A. VII = Arbora. D., So.
Arczile. A. X = Ardzel. D., Ki.
Babin, O. Ul = IJabin. D., Z.
Hachrynesti, O. VI = Hahrynestie, D.. Se.
Hadeiitz. O. VII = Komanisch-Hadautz, D.. K.
Haginsky, siehe Paginsky
Hainsy. O. VI = Haince, D.. Se.
Hajasesty, A. IX = Hajaschesti. D.. (r.
Itallacsana. s. Pallacsana.
Hanilla. s. Panilla
liaraunegro. O. III == ('zamypotok, D.. Z.
Harbiesti. O. IV = Berbestie, D.. Sta.
Hatrauczi, Kl. aufgehoben
Hatrauczy, O. VI = Petroutz, D.. Sto.
Hauern v. Chrisesa tek. O. III = Krvszczatik, I)., Z.
Bauern v. Monaster Horetze. O. I. = Ludiho-
recza, l)., Cz.
Berhouiet, s. Perhomet
Beresnicza. Kl. : aufgehoben.
BerkiBesty, O. IX = Berkischesti. D., G.
Blovalun-. VHI = Kuss-Plavalar. D.. Su.
Bobiesti. s. Pobiesti
Bodoschana, s. Podoschana
Bodoschinze, s. Podoschinze
Bojana. O. II = Bojan, M., Sa.
Bojana Astra. Pojana .\stra.
Bojansuck, s. Pojansuck
Bonest. O. IX = Bunesti. I).. Su.
Borautz. O. 111 =: Borontz. D.. Z.
Bordien. A. II = Kurdei, D., Cz.
Bosancze. s. Posancze
Braska, s. Praska
Bregesti. A. IX = Brajesti, D., G.
Broskautz. s. Proskautz
Brund, A. VII = Burla, 1)., R.
Budinsy, O. VI = Budenitz, D., Sto.
Buernova. s. Puemova
Buksoye. s. Puksoye
Burdiesty. O. VII = Pertestie, 1)., So.
Burla, A. VI
Buttilov, O. V = Storonetz-Putilla, I)., U.-P.
Buynsy. s. Puynsy
Clüiboka, O. VI = Hliboka, 1).. Se.
(^livesti. O. II. = Cbliwestie, I)., Ko.
Christschatek. Kl. : aufgehoben
Chudiu. O. VI = Czudyn, D., Sto.
Csemauka, O. 1 = Czernawka, D., Sa.
Csiresul, O. VI = Czeresz, D., Sto.
Csortorie, O. IV = Czartoria, D.. Sta. ,
Csucska, O. II = Zuczka. D., Sa.
Czahor. O. l = Czahor, D., Cz.
Czemine. A. X. = Dzemine. D., Ki.
Czemahusen, A. IV = Czomohuzy, I)., W.
Czernovicz. (). 1 = Czernowitz, St.
Czinkau. O. III = Czinkeu, D., Z.
Davidesti. O. II = Dawidesti, D.. K.
Dobronuutz, O. III = Dobronoutz. I).. Sa.
Doroscheutz, O. 111 = Doroszoutz, D., Z.
I Dorotha. A. X = Dorotha-Plotonitza, I).. Ki.
j Dracenitz. O. IV = Dniczynetz. D.. Sta.
I Dragomirna, Kl. = Dragomima. Kl.. Su.
Drestyan, O. VI ^: Trestiana, D.. Se.
Dubovetz. O. II ^= Duboutz. D.. Ko.
Eiern. A. V. ^ rima-Kuska. \V. K.
Falken. A. V. = Falken, \V., K.
Fasiczel. A. VII.?
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POLBK :
Formosul, O. X = Fromossa, 1)., Ki.
Frasinu, (). X = Fraissin, I).. Ki.
Fratautz, O. VII = Koinaniscli-Alt-Fratautz, 1)., K.
FiinduK iiioldovi, s. Moldovi fiindiil.
Gaiireny, O, VII = (taurenv, I)., Su.
(iewir, A. V Iswor, D., K.
(»regojcst, O. IV = Dragojesti. I)., G.
(irenicesty. O. VII = (Jraniezi'stie, I)., J?e.
(iyordanesti (). VI = lordanestie, !>., Sto.
Gyurkautz, O. III = lurkoutz, I)., Z.
Hattna, A. VII = Hatna. 1)., Su.
HavrilrHty, (). II. Ilawrilestie. D., Ko.
lloiuora, (). VII = (iuraluiuiora. M., (i.
lloiiiora Kl.: aufgchol»en.
Horocze Kl.: aiifgehol»en.
Horetzo, O. I = Horecza. V. v. (V.ernowitz
Ilorrodnik, <), VII = Horodnik, 1)., K.
Ilorroscheutzi, (>. III = Iloroszontz, I)., Z.
Icesti, (). VI = Idzestie 1).. Sto.
Illie, St., (). VIIl = Ilic. St., I)., Su.
Illie, St. Kl. : aufgeholuMi.
Illict»8ty, Kl. : aufgehoben.
lllisesty. (). IX = IliKchesti, 1)., G.
Ipodesty, O. A^IU = Ipote.sti. 1)., Su.
Ispas. (). IV = I8pas8, 1).. W.
Ivankautz, O. II = Iwankoutz I).. K.
Jabloniz Voloka, \. V = lalifonitza, D., U.-P.
.lakoheny, A. X = .Jakol>euy 1)., D.-W.
Jakubesti, O. VII == Jakohesti, D., Su.
Jaszlovicz, (>. VII = Ja.'^Iowetz. 1)., So.
Jesin, A. V = Fra^in, V„ l^
Jetzkany, (>. VIII = Itzkany, AU. V., Su.
.lezkany. Kl. : aufgehol»en.
,lu8chenetz. O. III = luzynetz, I).. Ko.
Kahiest Kl. : aufgehoben.
Kadopist, (). III = Kadobestie 1).. Z.
Kallafindesty. (>. VII = Kalafiudestie, I)., Se.
Kallinesti lui lenak. O. VII := Kaliuesti bei Je-
naki. ]).. Su.
KallincHti lui Koniparenko. <). A^II = Kalinesti
b. Kuparenko. I).. Su.
Kallinesti, <>. IV = Kalinestie. 1)., Sta.
Kalugerice. A. VII = Kalugeritze, E.-H.. K.
Kaniina. O. I = Kaniena. 1)., (V..
Kaniona. Kl. aufgehoben.
Kaiuunka. O. VI = Kanienka, 1)., Se.
Kapokodrului, U. IX = Kapukodrului. D., (t.
Karapczio, O. IV = Karapczeu. I)., W.
Karapecziu, (). VI = Karapcziu. I). Sto.
Kattul Ostricze. O. II. = Kotul Ostrica. IX, Cz.
Kimpolongo, (>. X = Kiuipolung, St., Ki.
Kinipolongo KusKesti, (). V = Dolhopole, D., U.-P.
Kisselau, O. III = Kisseleu, D., Z.
Klesnitze, O. IV = Pleschnitza, W., Ko,
I Klivod\'n, O. II = Kliwodyn. P.. Ko.
I Klokucska, \. 1 = Klokuczka. V. v. ( zernowm
I Kolleutzi, (). 111 = Kuleutz. I)., Z.
I Koniniorest. <). VI = Komarestie, D.. Sto.
Konietin, A. V = Koniatyn, !>., l'.-l*.
Korlaczelly (»ory, (). IX = Hrajesti, L>-. (i.
Korlaczelly Slatina = Hajaschesti, I).. G.
Korlata, (). IX = Korlata, I).. U.
Korlieziny, \. IX = Koniolunce, I).. (J.
, Korovie, (). I = Korowia, D.. C'z.
. Kostena, <>. VII = Kostina, D-, Su.
Kostesti, <). IV = Koste.stie. I).. SU.
Koto. (). Vlll = Kut. V., Su.
Kotzuiann, (>. II Kotznum, M. Ko.
Kraszna. O. VI Krasna Ilski, 1)., Sto.
Krewola. A. V :- (ireblena, I)., V.-l\
Kuuianiesti, (). VII .r. Koiuanesti. 1).. Su.
Kupka, (>. VI — Knpka. I). Sto.
Kutsunuare. (). I. - - Kuczurniarc, I).. Cz.
KutHunuik, O. III Kuczunnik, 1)., Z.
Labiiszna, .\. VI Lapuschna, I).. W.
Laszkiuka. (). II - Liwzkowka, I)., Ko.
Leheczen, O. II Lehuczeny Teutului, I).. J*i
Lesauek, O. IX = Lisaura, I>., Su.
Lincesti. O. II ^ - Lenkoutz, D., Sa.
Linitza. O. IV - Illinitza. 1).. Sta.
Lipovan vel Stupka (>. IX: besteht nicht mehr
Litteni lui Hogdan. <). IX -- Liteni, I).. Sn.
Lude Honiora. (). VII Liulihumora. I).. Su.
Lude lui Sanisoni. <>. IV ?
Luka. Kl. : aufgeholien.
Lukavetz. O. VI _ Lukawetz. I)., W.
Lukavicza de Csos. (). II
Lukavicza de
Lunka niegrilessa A. X Negrila-ssa. P.. Ki.
Luzan. <). II ^ Luzan. I).. Ko.
Machala. O. II - Mahahi. I)., Sa.
Maltiniza, O. III Malatynetz. P.. Ko.
Mamajesti. O. II ^ Mamajestie, Alt. P.. Cz.
Maniajesti. Mitokul, s. Mitocul Mamajesti.
Mamajesti. Skitul, s. Skitul Mamajesti.
Mamoniicza. <). I - Mamomica, I).. C'z.
Maraezeu. (). VII Meretzei. P.. Su.
.Maranizy. A. V - _ Marenicz, P.. W.
Mazanojest. <). IX - Mazanajesti. P.. G.
Meresty. Kl. : aufgehoben.
Mesibrod. \. VI lj=l Mezybrody. \V , W.
Mesy Hrody. A. V Mezyl)rody. W.. W.
Miboveny. O. A'III — ^ Mihoweni, P., Su.
Mihalcze. U. 1 — MichaTcze. P.. Cz.
Mihova, A. VI ^ Mihova. P.. W.
Mihuczeny, O. \'I - Mihuczeny, P., Se.
Milie, (). IV -= Millie. P.. \V.
Mitkau, O. 111 — Mitkeu, P., Z.
(Vsos. o. n .
, ^ > Lukawica. P., ( z.
Sus, O. I /
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Oetschaftsvbbzeichnis der Bukowina a. d. Jahbe 1775.
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Mitokul, C). VIII -_ Mitoka, 1)., Su.
Mitokiil Maiimjesti, Kl.: aufgobolien.
Moldovicza, Kl. : aufgehoben.
Moldovi fiindul, O. X ^ Kiindul nioldowi, 1)., Ki.
Mologve, (). I - Molodia. 1)., (V..
Monczel, A. IX " Miinczel. E.-H., Ki.
Mosoriiika, (). III MosHorowka. 1)., Z.
Miisclieniza. O. VI - Miinzenitza, I)., Se.
Nesipitnl, A. V - Sipitiil, W., K.
Niegrilessa, A. X Negrila.s3a, I>., Ki.
Nii'polokautze, (). II Nepolokont/. 1)., Ko.
Nova Szelletz, (). II Nowosielioa, D., Sa.
Ochechlilm, O. II ()szechlil>, D., Ko.
Okiia, (). III - Okna, D.. Z.
Onofry. Kl. : aufgehoben.
Oniith, O. III - Onuth. D., Z.
Opajet/, (). VI Opajetz, E.H., Sto.
Opreschany, O. \l - Opriseheny, D., Se.
O roschen, O. II - Oroszeny, I)., Ko.
Orsoye, Kl.: aufgehoben.
OKtricza, O. I Ostrica. I).. C'z.
Pabin, Kl. : aufgehoben.
Paginftky. O. I Kotul bainski, D., Cz.
l'allacsana. O. VII Halaczana. D., Su.
Pallicesti lui Czmortan. ?
I'anilla, (). VI - Moldauisch-Hanilla, D., Sto.
Panilla de Csos, (). IV> „ . , ,. ... ^. „^
, , , > - Kussisch Hamlla, D.. >> .
l'anilla de Sus, (). IV /
l'anka, <). VI Panka, I).. Sto.
Parbiesti alias Vostra, Kl.: aufgehoben.
Parhanczi, O. VII - Parhoutz, 1)., Su.
Patrancz. O. VIII Petroutz, 1)., Su.
Perhomet, O.Il -. Herhometh, 1)., Ko.
IVrhomet. O. VI - IJerhouieth (a. S.) U.. W.
Piedikauze, O. II - Piedykoutz. I)., Ko.
Pietrassa, A. \ - Petrasze, I).. \V.
Pillischen Sturborsoye, O. VIII ?
Ploska, A. V - Ploskn. I)., U.-P.
Pobiesti, O. IV Hobt-stie, 1)., Sta.
Podoschana, O. VII Hotuszana, I)„ So.
Podoschinze, O. VI - Hotuschanitza, l).. Se.
Pohorlentz, O. III — Pohorloutz, I)., Z.
Pojana Astra, A. X ~ Ostra, I)., Ki.
Pojansnck, O. III - Hojancznk. l)., Z.
Popocziu, A. V -_ Kopoczel. \V.. U.
Posancze, O. VIII : Hosancze, 1).. Su.
Possorida, O. X Po^oritta, D.. Ki.
Praska. O. IX Hnischka. D.. (r.
IVilipitze. O. III Prelipcze, I).. Z.
Prorotie, O. AI Preworokie, !>.. Se.
l*roskautz, O. IV Hroszkoutz, 1).. Sto.
Pruskautzy, Kl.: aufgeho]»eu.
Puerlischeny, O. A'^II V
Puernova, O. VIII Berindesti {?u D., Su.
Puksoye, O. X - Hukschoja, D., Ki.
Purlincze. (). VI _ Styvcze (Herlince). D., Se.
Putna. Kl. Putna, Kl.
Puynsy. <). VIII Hunince. D., Su.
Radautz, O. VII Kadautz, St., K.
Itadauz, Kl. aufgehoben
Kapuschenitz, O. III - Jiepuzynetz, D,, Z.
Karausche, (>. II - Karai'icze, D., Sa.
Keuseny, (>. VIII Keuseni, D., Su.
Kevekauze, O. II Kewakoutz, I)., Ko.
j Kewna, A. II Kewna, D., C'z.
Hohoszna, O. II Koho^^na, D., Sa.
I Komauiesti, (). VII - Komanesti. D., Su.
Kopecze, O. VI - Kopcze, D., Sto.
I Koschusch, O. I - Koseh, V., Cz.
I Kostoki, O. V Kostoki, D., W.
Kudesty. A. VI ~ Kudesti, D., Se.
I Kuska, A. V Kuska, W., K.
Kus.sisch Moldovitza, O. X — Ku.^s-Moldawitza,
!>., Ki.
Kuszu Padeutz, O. VII Milleschoutz, D., R.
Kuszy, O. VIII Kuss-Plavalar, D., Su.
Sachariz, A. VV
1 Sadu, A. V Sadcu, W., K.
Samostie, Kl. : aufgehoben.
Sastafno, (). III Zastawna. D., Z.
Schadova, Kl. : aufgehoben.
Scharbautzy, (). VII Scherboutz, D., Se.
Scherautzi. O. II Szeroutz. D., Sa.
Sehipeniz, (). II ^ ^ Szipenitz, D., Ko.
Schokanesti, A. X ' Czokanestie, D., D.-\V.
Securicsen, O. VIlI ~-' Sekuriczeni, D.. Su.
Sehastry, Kl.: aufgehoben.
Seletin. A. V Seletyn, D., K.
Silischen, (). Vlll - Chilischeni, D., Su.
Sinauz, (). VI Synoutz, D., Sc.
Siskautz, O. Ill _ Sziszkoutz, D., Ko.
Skee, O. VIII Skeja. D.. Su.
Skitid Maniajesti, Kl. : aufgehoben.
SkutelniczMoldovicza.O. X \Vatr.-Molda\v.D.,Ki.
Sorotissna, A. V Petryczauka. D.-.\., Se.
Spetke, A. V * Szpetki. D., P.-P.
Suiniesti, O. IV Stanesti, M., Sta.
Staniesty. O. VI — Stanesti, D., Se.
Stebny Wolosky, A. V Stebne, D , P.P.
Stobizen. O. III. _ Stawczan. U.. Ko.
Storosiuetz. <). VI Storoiynetz, M., Sto.
Stras.na, O. VII Straza, D., K.
Strojesti de Csos, O. II. ?
Strojesti de Sus. (). II («ogulina, D.. Sa.
Strojesty, O. IX Stoje.-^ti, D.. Su.
Stulpikany, O. X - Stulpikany, 1)., Ki.
Stupka, O. IX Stupka, l)., (i.
Suczava, O. VIII — Suczawa, St., vSu.
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Polek:
SucztiA-itzu, Kl. - Suczttwitza, KI.
Sviiiice. O. III Zwiniacze, l).. Z.
Suetonefri, O. VI St. Oiiiifry, D.. vSe.
Szadagiira, O. II - Sadagora. M., Sa.
Szadomare, O. VII Uoinan.-Satulniare, D.. K.
Szadova, O. VI - Zadowa, D., Sto.
Szadova, O. X Sadowa. D., Ki.
Szadupriuka, O. II Zadobrowka, IJ., Sa.
Szamka. O. VIII Zamka, V., Su.
Szanioschen, O. III r^ Saimiszyn, D., Z,
Szanio.stie, O. IV — Zaniostio, D. W.
Szelcneu, O. IV Zeleneu, D., Ko.
Szlohocsie Mitkaii, (). JII. Mitkau, D., Z.
Szloboszie, A. VII - l,^nter-Mile.«4choiitz. I)., Su.
Szlobotka, A. IV r Hanilla Sfohodzia, I)., W.
Szihoth, A. V Szypot, 1)., K.
Szireth O. VI - Screth, St., Se.
Szocliovercha, O. II - Suchowerchow, D., Ko.
Szolka, O. VII - Solka. M., So.
Szolka, Kl. : aufgehoben.
Szolonicz. O. VII Solonetz, 1)., So.
Szubranek, O. II - Szubranetz. D.. Sa.
Tautri, C). III ^^ Touty, D., Z.
Terrepletze. O. VI Terebiestie. D., Se.
Terrnianiesti, O. VII Deruianesti, I>., Su.
Thodorest, C. VII - Theodoresti. D., Su.
Tissauezy. <>. VIII Teschoutz, D., Su.
Toporauz, O. II Toporoutz, I).. Sa.
Torna, O. X. - Doma-Watra, M., D.W.
Tuny, A. IV ^ Stane.sty. Unter ? D.. Se.
Ujgesti Tugurcn, O. VIII Videsti. IK Sn.
Vü/.y Huttilowa, A. V - iHcie-Putilla, M., 1 i'
lydesti Moldove, O. VIII - Videsti, D. Su
Yakoma (Opajetz). O. Vi Opajeta, E.-H . S:
Valesaka. O. IX - \Vale.«4aka, I)., (i.
Valeva, (). II Walewa, D., Ko.
\'auia, O X Wanui. D., Ki.
\arbantz. (>. III Werboutz, 1)., Z.
\nA\\exi, <). III Waj^sileu, D., Z.
Vaskautz, O. \l. Waschkoutz a. S., D., S^
Va.-^zkautz. O. IV. ^ Waschkoutz a. P., D.. ^^
Vaslautz, O. III Wasbnitz, I)., Sa,
Vericzanka, O. III Werenczanka, D., Z.
Vikove de (^sos. O. VII ^ Wikow. Int., D.. t^
Vikove de Sus, (). VII Wikow. 01)er-, D. K
Vilautze, O. IV - Willawczc, D.. W.
Visnitza, () IV. - Wiznitz, St, W.
Vinniza, Kl.: aufgehol)en.
Vitiliuka, O II : r Witelowka, D., Ko.
Volcsinetz, (>. VI - Wolcz>nietz. D., Se.
Voloka, (). I Woloka, D , Cz.
Voloka, O. IV Wofoka, D . Sta.
Voloka, Kl. aufgehol)en.
Volovetz, <). VII : Wollowetz. D., R
Voroneez, Kl : aufgehoben
Voronetz, (). X Woronetz, D., (».
Vo.stra, Kl.: aufgehoben.
Warenozy. A. VII Warnitza -— Font. alba. P .>-
Waydinell, A VII -- Woitinell. D.. R.
Zacharestv. O. IX r=r Zacharesti. I). . i^u.
^•^-Hh®-^-'-— f-
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Aus den Jittheiiungen der k. k. Gentrai-Gommission".
ZiiAaniniengestellt vo.i Carl A. RoRIStorfer.
Durch (trilndung der k. k. Central-Comniis«ion, «leren Statut nach ihrer Erweiterung mit
k. k. rnterricht«-Ministerialerlass voui 21. Juli tH73 *) puhlieirt und mit Erlas» vom 10. Juni
1S92, Z. 10.445 ahgeändert wurde '), .wurde die archäologische ForHchung in Oesterreich in nach-
haltigster Weise gefJirdert Die filr die einzelnen Bezirke im KaiserstJiate hestellten Conserva-
toren filien nicht nur einen directen EintluM auf die Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale in Oestcrreich aus, sondern sie liefern im Vereine mit den Correspondenten der
CVntral-C^ommission Berichte und wissenschaftliche Arheiten üher einzelne Denkmale, Urkunden
u. s. w , welche theils in den Jahresberichten der Central-Commission kurz erwähnt werden,
theils in den „ Mittheilungen * zum Abdrucke gelangen. Auf diese Art hat sich in den genannten
Puhlicationen das reichhaltigste, die Kunst- und Alterthumsforsehung behandelnde Materiale an-
gehäuft, welches in Bezug auf die Bukowina nachstehend chronologisch zusammengestellt
erscheint. Es wurden hiebei imter Hinweglassung etwaiger Wiederholungen, hauptsächlich klei-
nere Notizen und Arbeiten I»eri\ck8ichtigt, während umfangreichere Abhandlungen, deren Abdruck
zu viel liaum erfordern würde, einfach citiert erscheinen
In der Folge soll in diesen Bl.ittem alljährlich über die in den „Mittheilungen der
k. k. (Vntral-Commission" erschienenen Arbeiten berichtet werden.
Die nachfolgende Zusammenstellung gewinnt durch die Beigabe (Fer Original-Illustrationen
erhrditen Wert; in entgegenkommendster Weise hat die Ontral-C'ommission, um dies zu ermiig-
lichen, die betreffenden (liches zur Verfügung gestellt.
1863. Band VIII., Seite 32«.
(Kirchengeräthe ) „in der Broncegussanstalt von D. Holle n ha ch in Wien waren
im Monate October eine Keihe von Kirchengeräthen für die griechisch-nichtunirte Kathedrale
in Ozernowitz ausgestellt^ die sich wegen ihrer schttnen stylistischen Zeichnung und ihrer
gelungenen Ausführung des allgemeinsten Beifalls erfreuten Die Zeichnungen rühren von dem
Architekten Hlawka, dem Erbauer der neuen Kathedrale und bischöflichen Residenz in CV.er-
nowitz her.** Der Notiz erscheint ein in der „Oosterr. Wochenschrift" über diese (ierathe ent-
haltener ausführlicher Bericht angefügt. .
1879. Band 5 der „Neuen Folge**, Seite XVI.
(Olockenthurm für Putna.) „Oberbaurath Bergmann referirte über das im Wege
des Cnltus-Ministeriums .zur Erstattung eines (tutachtens herabgelangte und vom technischen
Departement der Bukowiner Landesregierung neu verfasste und zur Ausführung vorgeschlagene
1*roject für einen (ilockenthurm im griechis.li-unirten (?) Kloster zu ]*utna und bezeichnete,
den neuen Entwurf als eliensowenig zur Keallsirung geeignet wie den ersten, sowohl construc-
tiver als stvlistischer Bedenken wegen. Die Section pflichtete den Ausführungen des Keferenten
bei und beschloss dem Unterrichts-Ministerium von der Ausfuhrung eines oder des anderen Pro-
jcctes eindringlichst abzurathen, dagegen aber aus den mehreren vom Referenten vorgelegten
Skizzen eine als die stylistisch richtigste, constructiv verlässlichste und sehr wenig Kosten bean-
(»pmchende, zur .Ausführung zu empfehlen Die Section konnte nicht umhin, bei diesem Anlasse
») Enthalten im XVIII. Bande, UTd. Seite 261.
•) Enthalten im Jahresbericht für 1H92, Seite 122.
5,
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1
46 Aus DBN Mittheilungen der k. k. Centbal Comhission.
ihr lebhaftes Hedauern auB/usprechen, dass nicht schon der erste Entwurf der Central-Coin-
niission zur Kegntachtung. vorgelegt wurde, wodurch nicht allein dem Statute der Onlral-
Comuiission entsprochen, sondern auch Zeit und Kosten ersjmrt worden wären. Die (Vntral-
Conimission hat daher das rnterrichts-Ministerium dahin zu wirken, dass von Seite saninitlicher
Staatshau-Organe der Wirkungskreis der Central -C'onimission femer nicht so sehr ignorirt werde,
wie dies bisher von einigen derselben leider der Fall gewesen, dass vielmehr die I^istungen
einer Commission, die aus Fachmännern besteht, welche ihre langjährigen Studien, ihre Kennt-
nisse und Erfahrungen in der uneigennützigsten AVeise, blos aus Interesse für die Sache
der Staatsverwaltung zur Verfügung stellen, von diesen künftighin eine bessere Wurdigiiuji
finden möchten."
1879. Hand 5, Jahresbericht für IHlH.
{Prähistorische Gegenstände.) ,l)a der Section Nachrichten zukamen, dass die in
der Hukowina gefundenen prähistorischen (tegenstände in den Sammlungen der Tniversität lu
C'zernowitz in nicht entsprechender AVeise untergebracht sein sollen, bes.'hloss die Section sich
vorläufig durch ihren Conservator für die Bukowina nähere Information zu verschaffen.*
1880. Band i\ der N. F., Notiz 2t, Seite LXXVl.
(Vom Serether Museum- Verein,) ^Der Obmann dieses äusserst rührigen Vereines.
Herr Josef (iutter, k. k. Hauptmann i. P., hat als (beschenk für die wissenschaftlichen Samm-
lungen der *k. k. Tniversität in Czemowitz eine grössere Collection in der Bukowina aufgefun-
dener antiker Münzen und verschiedener anderer .Antiquitäten, sowie auch eine Partie fossiler
(»ebeine gewidmet. Die ganze, wertvolle Sammlung enthält fünf Denkmedaillen, 23 tnc- und
34 Silbermünzen, ein Elch- oder Elenfhierhorn, einen Theil eines Homzapfens vom Auerochsen,
einen Spiess, vielleicht zum Braten dienend, ein C'inerarium (Schüsselchen zur Aufbewahnin?
der Leichenasche bei den Kömern), ein (iefäss aus vorrömischer Zeit, einen Hirsch ebeneahn.
eine versteinerte .VIeermuschel, fünf Holzversteinerungen und fossile (iebeine in seclb
Partien
Femer wird aus Sereth berichtet, dass dort von Osten nach Westen ein hoher Erdanfwiirf
läuft, an dessen Zerst'lrung schon lange drei Ziegeleien arbeiten, der für den ArchÄologon von
grossem Interesse ist, da er Funde enthält, die der Wissenschaft sehr wertvoll sind, weil sie in
die graue A'orzeit zurückreichen. So durchschneidet denselben eine Mauer ohne Mörtel oder
Lehmbindung, in deren Nähe eine Feuerstelle mit einer grossen Menge von Asche und Kohle
und verbrannten Knochenüberresten aufgefunden wurde. In diesen Kohlen fand man eine Stein-
axt, ein Feuersteinmesser, ein zugespitztes Edelhirsch-Homstück und einen Thonfuss. rnfem
dieser, beiläufig drei Meter tief gelegenen Feuerstelle, ist eine brunneniihnliche A^rtiefung ver-
schüttet; die von einer Seite ganz blossgelegte Anschüttung hat sich von der Wand losgel«tet
und nach dieser Seite geneigt, nachdem der A'ersuch genKix:ht wurde, sie zu untergraben, der
aber seiner Lebensgefährlichkeit wegen aufgegeben wurde. Hier zeigte sich eine Auspftasteruni
aus gebrannten Steinen. Daselbst fand man auch verschiedene sehr primitiv gearl>eitete Thon-
scherben von ungewöhnlicher Dicke aus Schwarzerde, in- und auswendig verschmiert, und von
unregelmässiger Kundform. Fernere Funde von Thongefasscherben aus geschlemmteni hehsu.
die daselbst häutig ausgegraben werden, und Münzen aus der Kömenseit. geben den Beweis,
dass dies Object mit nachträglicher Mehraufschüttung zur Feldschanze umgeformt wurde.
AVeitere Funde, als: Eisenpfeilspitzen, Sporne und ein massiver Silber-Siegelring mit der
(fra\-irung eines gepanzerten Armes, der ein Schwert aufrecht einem Halbmonde entgegenhält
und welchen drei Kosen umgeben, beweisen, dass dieses Object auch im Mittelalter als Feld-
schanze gedient haben musste, was die daselbst aufgefundenen Menschengebeine noch mehr l>e-
kräftigcn. Daselbst werden in der Tiefe zwischen 3 und 4 Klafcer auch fossile (iebeine vonvelt-
lieber Thiere gefunden, die aber ungeachtet grösster A'orsicht meistens zerfallen. Bios ein Zahn
von Mastodon robustus und wenig andere (iebeine konnten erhalten werden.
Alle diese Funde sind theils im Landesmuseum in Czemowitz, theils bei Hauptmann
V. (futter untergebracht.**
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Aus DEN MlTTHEILÜNÖEN DER K. K. CENTRAL COMMISSION. 47
1880. Band (5, Notiz 30, Seite LXXIX.
{Archäologische Funde in der Bukowina). „Alte armenische (irabsteine wurden
in Sereth aus einem Klosterfundament gebrochen und bei Ummauerung des Friedhofes mit ihrer
Sculpturseite nach aussen wieder eingemauert, deren Zeichnungen bei Herrn Finanzrath
V. Wickenhauser sich befinden und deren Umschriften in deutscher IJeberaetzung hier folgen:
Nr. 1. „Das ist der Grabstein des gottseligen Agopscha, der nun verstorben im Jahre 1100 nach
armenischer Zeitrechnung (1651 unseres Kalenders), den 30. Jänner.'* Nr. 2. »Das ist derürai)-
stein des gottseligen Maren, welcher der Sohn war des Sahag verstorben im Jahre 1102 (arme-
nisch)** Nr. 3 „Das ist der (irabstein des gottseligen Ovanes, seines Weibes Sartarig und seines
Sohnes Schadbey. (iott sei ihrer, Seele gnädig Im Jahre 1108 (armenisch; am Mittwoch.**
Nr. 4. „Das ist der Grabstein des Aswadur, Sohn des Hanigc/.an verstorben im Jahre 1100
(annenisch)**. Diese Grabsteine durften wohl lieweisen, dass die Hauptniederlassung der Arme-
nier nicht in Suczawa, sondern Sereth war, wa« auch der Tmstand erhärten dürfte, dass bis jetzt
in Suczawa keine Grabsteine aus jener Zeitepoche vorkamen. Bei der Zerstörung des alten
Klosterfundamentes kamen nicht nur die oben beschriebenen, sondern bei 30 Bruchsteine arme-
nischer Grabsteine vor, die vermauert wurden. Der Stein Nr. l deutet auf die spätere Familie
Afcopschowicz, jener Nr. 3 auf die noch in Galizien lebende Familie Schadbey."
1880. Band 6, Notiz 92, Seite CLVIII.
{Glockenthurm für Putna.) „Dau Unterrichts-Ministerium hat die Ausführung des
von Ober-Baurath Bergmann augefertigten Projectes für einen neuen Glockentliurm im gr.-or.
Kloster zu Putna über die Befürwortung der Central-Commission genehmigt und zugleich das
l^ndesprn&idium für die Bukowina ersucht, für die Folge bei ähnlichen Hestaurirungs- oder
sonstigen Zu- und Neubauten, welche auf die alten Baudenkmale des Landes Bezug haben, vor-
erHt in Form von Skizzen die Anträge der Baubehörden direct an die Central-t.'ommission zu
leiten, behufs der aUfälligen Andeutungen über die Art und Weise, wie die bezüglichen Pläne
auszuarbeiten wären.**
1880. Band 6, Notiz 98, Seite CLX.
{Archäologisch^ Funde in Sereth) Es wird das in der Notiz 21, 18H0, bezüglich
Sereth Gesagte^ wiederholt mit der Bemerkung, djiss die erwähnten Scherben von unregel-
mässiger Kundform analog den im Hünengrab am Jankulberg bei Graniczeschti ^aufgefundenen
sind und dass sich an einer weiteren Stelle die Knochen Überreste zeigten. Es heisst dann weiter :
^An Münzen fanden sich vor: Eine Trajan und eine von Faustina: Erstere hat in A, das lor-
beerbekrcnte Haupt Trajans und die Umschrift: imperatori trajano. opt. aug. germ. dac. part;
auf dem R. die Koma, in der Linken eine Lanze, in der^Kechten einen zertrümmerten Götzen
ul>er dem Haupte des als Triumphator einherschreitenden Trajan haltend, der seinerseits in der
Linken die Spolien, in der Kechten den Lorbeerkranz hält. Der \, der Faustina zeigt deren
Kopf, der K. eine stehende Pietas und auf dem erhalten geblielienen Kande das Wort Augusta.
Andere römiscbe Münzen wurden verworfen. ** Nach einer weiteren Wiederholung über die Kisen-
funde u. dgl. sehliesst die Notiz : „Eine dritte Sorte Scherben, die seltener vorkommt, entstammt
einer jüngeren Zeitperiode.'* *>
*) Es handelt sich somit hier um eine prähistorische Ansiedlung, die, wie es häufig der
Fall ist, eine sehr ausgedehnte Dauer hatte, indem sie aus der Zeit, in der noch polierte Steine
im Gebrauche waren, bis tief ins Mittelalter reicht Ob die den Hügel durchschneidende Trocken-
inaiier und jene brunnenartige (rrube dahin zu rechnen sind, ist nicht sicher. Unter den Thon-
Bcherben sind welche von ungewöhnlicher Dicke und un regelmässiger rundlicher Form besonders
a4ififäUig; am haufi^ten aber sind die Scherl)en von Gefässen aus geschlemmten Thon, zum
Theile Ton sehr sorgfaltiger Arbeit und feiner Glättung. Viele derselben erinnern an die Gefäss-
t^c herben, wie sie in grosser Zahl in den Gräbern und prähistorischen Ansiedelungen von Galianis
vorkommen (Horodnica;; eine spätere Zeit — nämlich jene der Kömerherrschaft in Dacien -
wird durch römische Münzen repräsentirt. Zwei der Central-Commission vorgelegte Gefässüber-
reste von feinem gut gebiannten Thon und die Merkmale der Töpferscheibe tragend, gehören
<ier römischen Periode an. Uebrigens dürfte ein Theil der zahlreichen Topfscherben auch dem
Mittelalter angehören. (Anmerkung der Kedaction der „ Mittheilungen •*).
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48 Aü8 DEN MlTTHEILüNGEN DER K. K. CeNTEAL-CoMMISSION.
1881. Band 7, Notiz 49, Seite LXXX.
(Hünengräber am Jankulberge.) „Conservator G u 1 1 e r hat an die C^ntral-Com-
mission einen ausführlichen Bericht über die am Jankulberg bei Grauiczeschti aufg^fundeneo
sog, Hünengräber erstattet, daraus wir Nachstehendes inittheilen: Veranlassung zu den Fundfii
gab der Bau des Pfarrhauses (1872), wozu man auf dem genannten Berge Bausteine brach. Aef
dem Grat des Berges fand sich eine Gräberstätt« mit unzugerichteten Flussteinplatteu in eio«
Lange von 7 Fuss und Breite von 4 Fuss und Tiefe von 3 Fuss ausgelegt und zugedeckt, ä*-
lag 3Va Fuss unter der Erdober Hache und enthielt nach Abhub der Plattendecke ein grossen^
und ein kleineres Geripp über einander liegend. I>eiu grösseren lagen zwischen den Bein«,
zwei topfartige Gefasse aus schwarzgebrannter Schwarzerde in unregelniässiger Kundfonn m\
dicken Wandungen. Sie enthielten zum sechsten Theil eine dunkelbraune, klebrig feste, geruch-
lose, bilterlich schmeckende Masse; rechts des Gerippes lag überdies eine sehr gut erhalteor
Steinaxt aus Achat, und ein versteinertes keulenartiges Holzstück; das Grab ist zerstört, eiü
Theil der Gebeine, die Axt, Keule und Scherben kamen in das Landesmuseum in (''zemowitz
Die Gefasscherben sind mit jenen in der BeiH'schen und Mück*schen Ziegelei zu Serelh vor-
kommenden, gleichartig. In neuester Zeit wurde ein zweites Grab aufgedeckt, doch sogleich allr-
zerstört oder verschleppt."
1881. Band 7, Noüz 53, Seite LXXXL
(Alt-armenische Leichensteine in Sereth.) „Conservator Gutter berichtete m
die Central-Commission über mehrere Funde, die gelegentlich der Entfernung des Fundameni?
eines vor Zeiten aufgelassenen Klostergebäudes in Sereth zu Tage kamen. Man fand 30 fin-
gemauert gewesene Grabsteine, wovon jedoch nur noch 4 ganz blieben, dank der noch recbi-
zeitigen Intervention des genannten Conservators. Es sind alt-armenische Leiches-
steine; dieselben wurden nun andernorts zweckmässig aufgestellt. Ein fünfter Stein wm^
an anderer Stelle gefunden, woselbst man die Kirche vermuthet. Tnter demselben lag ein Ge-
rippe in ein reich mit Gold gesticktes ganz morsches Brokat-Gewand gehüllt. Die Steine staniiBff.
der Inschrift nach ans 1552, 1651 und 1653. Sie sind in der Mitte mit einem stvlistisclus
Pflanzenomament geziert. Die Inschrift in armenischen lottern ist am Rande umlaufend ange-
bracht und gnt erhalten. Die Personen werden kurz bezeichnet, wie z. B. : Dies ist der Grab-
stein der Kühe des Apiiham und der .Vnnn. welche Kinder des Agapscha Hauptes der St*ii
Sereth sind, im Jahre 1101 (arm. Zeit); oder das ist der Grabstein des gottseligen Agop»:bL
der nun verstorben im Jahre 1 100 den 30. Jänner (arm. Zeit) u. s. w." (Vergl. auch Notiz S»
vom Jahrgange 1880).
1882. Band 8, Jahresbericht*fur 1881, Seite XI.
(Tumuli, Hünengräber, Goldfund.) ^Conservator G u 1 1 e r berichtete über :»eiot
bisherigen archäologischen Forschungen in der Bukowina, namentlich in dem alten FürU^d-
hchlosse zu Suczawa. Der Bericht desselben Conservators über Tumuli Ixu Petroutz, Seretk.
Korczeschti und Kopcze wurde zur Kenntnis genommen, desgleichen ein weiterer Beriefe
über am Jankulberge gefundene sogenannte Hünengräber und einen bei Hatna gemachte?
Goldfund.**
1882. Band 8, Jahresbericht für 1881, Seite XVIII.
{Kirchlich-archäologischer Unterricht.) „Werthvolle .Mittbeilungen liefen ein \ot
den erzbischöflichen, resp. bischöflichen Ordinariaten in Czernowitz etc. über den in den Mret-
fenden Diöcesan-Priesterseminarien und theologischen Lehranstalten schon bestehenden oder eii-
zuführenden kunstgeschichtlichen und kirchlich-archäologischen Unterricht**
1882. Band 8, Notiz 71, Seite CXII.
(Broncefunde bei Przelipcze.) „(onservator G u 1 1 er in Sereth theilte mit, d»*
im Jahre 1880 bei Planierung und Bearbeitung eines Feldes nächst Przelipcze in der ßukovi»
eine grosse Anzahl von Broncegegenständen, wohl aus einer bei dieser Arbeit zerstörten Grube
herrührend gefunden worden ist. Vou den Fundgegenständen gelangten einige in Privatbesia-
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Aus DEN MlTTHRILUNäEN DER K. K CkNTBAL-CoHHISSION.
49
einige, darunter ein Helm und ein Pferderüatzeug, sollen sich im Leml>erger Museum befinden.
Zwei Streitäxte und ein Keit wurden der Central-Comraission vorgelegt, sie zeichnen sich durch
gute Erhaltung aus. Der Tvpus der einen Streitaxt, bei der sich der Nacken mittelst eines
Fig. -2.
lietfoudm-n Halses von der Schaftröhre abhebt und eine
fii »ifindir*' Scheibe bildet, ist zahlreich unter den Kroncen
l'iiffurtii* vertreten, doch ist diinin lenierker.s\vert, dass
s^lt'Ji Hii' Mitte nicht wie sonst zu einer Spitze ausbildet.
(Fig. 1). Von besonderer Schönheit und VoUkommen-
^' * heit ist die zweite Streitaxt, welche sich ganz den sibi-
rischen und kaukasischen Typen anschliesst, wenngleich verwandte Formen in Ungarn vorkommen.
Fig. -2 zeigt den Kelt."
1883. Hand 9, Jahresbericht für 1882. Seite XXI.
(Pu}*8tengruft in Humora etc ) „( Konservator (i u 1 1 e r berichtete ilber die Enm*-
nimg der alten Fürstengruft im Kloster Humora, die keine besonderen Hesultate gab; derselbe
berichtete femer über die in der BeiH'schen Ziegelei zu Sereth gemachten mittelalterlichen
Funde.**
1883. Band \K Notiz 24, Seite L.
{Reliquien- Brusikreuz^ Spinnwirtel etc.) „Einem Berichte des Consenators (Jutter
zufolge, fand man im Sommer 1882 zu Sereth an der Stelle eines hingst aufgelassenen Friedhofes
hei Grabung eines Kellers ein Reliquien- Brustkreuz aus Bronceguss, wahrscheinlich
einstens einem F'rälaten angehörig. In der BeiH'schen Ziegelei fand man Thonsclierben primi-
tivster Form nebst Feuerstein-(»egenständen, dann eine Aschenume 2(> cm hoch und 24 cm
breit, ans rothgebranntem Thon, daneben kleine Thontiegel mit schwarzer Erde angefüllt. An
einer anderen Stelle fand man IY2 >" unter der Erde drei Kohlen- und Ascrhenhaufen, je 3 m
von einander entfernt. Die oberen Scbichten dieser Haufen enthielten abgenagte Thierknochen.
Fischgräten-Nadeln, sageartige Fischkiefer und Vogelschnäbel und ein Spinnwirtel".
1883. Band 9, Notiz 114, Seite CXLiX.
[Tartaren- Denkmal) „Der (■on8er^'ator Kitter V. (rutter bat au die k. k. Central-
('oiuiiiis:«ion über das Tartaren-Denkmal iiei Wama nächst Kisseleu in der Bukowina berichtet.
r>a«>»elbe ist aus Sandstein angefertigt, zwei Klafter hoch, und zum Andenken eines durch den
Fürsten Kakowitza ül>cr die Tartaren im Jahre 17HJ errungenen Sieges errichtet worden. -
An den 4 Seiten der viereckigen Säule, auf welchem eine stark ausladende Deckplatte und eine
niedrige Abschlusspitze ruht, findet mau rumänis:;he Inschriften, die ül)ersetzt folgendermassen
lauten:
(Südlich.) - - „Ich Michael Hakovitza Woiwod und Fürst der ganzen Moldau im Jahre
I7lt5. im dritten Jahre meiner Regierung l»ekriegte die türkische Pforte, die Deutschen" . . . nm-
leserKch).
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50 Aus DKN MlTTHEILÜNQEN DKR K. K. CeNTRAL-CoMMISSION.
(Oestlicli.) — , Vereint mit einigen Deutschen Buchten Walachen, rugam und .Vndkr*
aus Serviert* unsere Hauptstadt .lassi zu erobern, um uns gefangen zu nehmen, und sich di**--
Hauptstadt zu unterwerfen, so wie sie es vorher mit dem Woda Nicolaus Maurocordato Kürstr
der Wahichei gemaclit hahen. Indessen haben wir sie durcli die Hilfe (»ottes f^änzlich fi**t
wunden und ihre Leichen übereinander gehäuft. Als Zeichen der Erinnerung hal>en wir di»-i*^
Kreuz nel)8L einem Brunnen errichten lassen" . . . (unleserlich).
(Nördlich.) - ^ Diese steinerne Saide wurde errichtet als wir über die Ctehirge M**-^i
kaneschti und Sacharda bei Kodna eindrangen. Von hier giengen wir mit Hano einem Anführe:
einer gro.H.sen Zahl von Tartaren nach Bistriz, machten überall grosse Beute und steckten ai*
Ortschaften in Brand, nur die einzige Sta<lt blieb verschont. Von hier kehrten wir «lurjfa 6»
Marmarosch zurück . . . «Vieles unleserlich ) Und die Tartaren erlitten eine grosse Niederlage*
(Westlich.) «Unter Anführung den .lordaki Kantakuzenos, Anführung der Magasonen . .
(unleserlich)'*.
1883. Jahresbericht, Seite 57.
( Wandmalereien im Bt^rg schlösse Suczawa.) ^Auf Ciiund eines l^richies« ^k-
Conservators O u 1 1 e r über Wand maierei on in der Ka(>clle des zerstörten ßergschlusse:» su Su-
czawa wurde derselbe ermächtigt, eine Informationsreise dahin zu machen.*"
1884. Band 10, Notiz 135, Seite CCXXIV.
[Fnndc in Sfreth.) „Auf der IWiirschen Ziegelei l)ei Sereth wurden, wie ConserTaur
(i u 1 1 e r berichtet, in neuerer Zeit viele Tliongegenslände (ni€*3
nur fragmentirt) gefunden, als prähistorische Ascheniirnen, kleine
Töpfchen, eine kleine Thonfigu r (Fig 3 und 4», zwei Meit-r
tief gelegen, daneben ein Spinnwirtel. Im ausgetrockneten BHchbe<it
bei C»U(1in fand mnn allerncuest einen prähistorischen Hammer au»
dunkelgrauem harten («estein, gut erhfllten, D cm lang, 47« «^bi
breit, auf der unteren Seite schneidig, auf der oberen Hach unA
abgeplattet, er hat die gewöhnliche, annähernd bügeleisen förmig
(«estaltung.**
1884. Jahresbericht, Seite 30.
{Funde in Sereth.) „Conservator Gutter legte einen Be
rieht über den Fnnd von römischen Ziegeln in Sereth vor. Der-
selbe sendete Proben von verkohltem (»etreide, welches nebst Ht-
Vorder- und Rückseite Tassen in einer Ziegelei zu Sereth gefunden wurde. Die vuo
t'ig 3 pig 4 Dr. Much sehr sorgfältig eingeleitete Untersuchung ergab da« Vor-
handensein von Weizen gemischt mit Koggen Ein gleichfalls ^-or
diesem Consen-ator vorgelegtes Thonfigürchen wurde als wichtiges Fundstück ältester C'uUurstit
erkannt. Dr. Much erklarte aus diesem Anlasse, dass er sich nicht überzeugt halte, dans raao
es bei diesem Funde mit prähistorischem Weizen zu thun habe **
1884. Jahresbericht, Seite 59.
(Berichte über Klöster.) „Conservator Gutter übersendete einen interessanten Be-
richt über das Kloster Putna, wofür ihm gedankt wurde. Ueber einen weiteren ebenso wichtigen
Bericht desselben, die Baudenkmale in Suczawa und tue SchlosHruine Ctetate betreuend, endlich
über einen dritten Bericht desselben, betreffend die Klöster St. Onufrii, Suczawitza und Drage-
mirna. referirte Oberbaiirath Bergmann, und .sprach derselbe den Wunsch aus. dass die „Milthei
hmgen** über diese Baudenkmale recht bald Ver(>tTentlichungen bringen mögen.**
1885. Band 11, Notiz 1, Seite XIII.
(Römische Ziegel.) „In Sereth wurden, einem Berichte des Ckinservators Gutter zn
folge, zwei römische Ziegel aus einer .Mauer gebrochen; leider war es nicht möglich, die Mauer
weiter zu untersuchen. Sie sind sehr hart gebrannt. 11 cm dick. 14 cm breit: der grotüierc i«i
ganz und lU cm. lang. Die ersten derartigen Funde in der Bukowina."
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Aus OiSN MiTTHBILUNOEN DER K. K. CeNTRAL-C0MIII88I0N. 51
1885. liand 11, Notiz 121, Seite CXII.
[Bronce Kelte aus Presecareni.) „C'onHervfttor fintier hatte durch Beine Agenten
n Erfahrnng gebracht, daHS im Dorfe Kupka ein sehr alter Kirchen-FundamentKtein annge-
ckert wurde, ferner dare zu Pre-
ecareni ein bedeutender Bronce-
lackcnfund vorkam. Dies veran-
ttsste denselben, diese Fundstelle
u l>esichtigen, um sich die Ueber-
eugung hierüber zu verschaffen
md Verschleppungen zu verhin-
lem. Am 4. d. M. reiste der»ell)e
lach Presecareni. begab sich zur
•'nndstelle in den Wald und sah
inige Meter vom nördlichen Wald-
ande auf einer lieackerten grossen
Yaldhlösse die Stelle, wo ein stark
erstt'irter Kroncekessel durch den Fig. r>
^fliig zerrissen wurde. In der Mitte
lieses Kessels stand eine Thon-Urne mit Asche gefüllt, und diese umga)>en liegend 12 Stuck
ironce-Kelte. Der Kessel und die Urne wurden durch die Knechte ganz zer8t4>rt, die Kelte ver-
chleppt. Dem Conservator gelang es nur mit Muhe, zwei Kelten für das J^andesmuseum in
'zernowitz zu bekommen; selbe sind ganz gut erhalten, grün pattnirt, vom Schaftloch bis zur
>oheide 11 cm lang und die Schneide 57^ cm breit, mit kreis- und keilförmigen erhabenen
Streifen verziert.** (^Fig. 5).
1885. Jahresltericht, Seite 40.
{Fund^ auf der Hliboker Hochebene) „Conservator (iutter berichtete ferner
iber Fnnde, die in neuester Zeit \m Wama, Banilla und Sereth gemacht wurden, worubor
leschloflsen wurde, die Durchfuhrung systematischer (Grabungen auf der Hliboker Hochebene zu
nbventioniren.**
1885. Jahresbericht, Seite 64.
{Kirche zu Wolowetz,) „Conservator Gutter übersendete einen Bericht über die
lirche zu Wolowetz in der Bukowina. Oberbaurath Bergmann bezeichnete diese ICirche wegen
er Spuren von alter Bemalang als beachtenswert.''
Band 12. Notiz 2, Seite XXIV.
(Mänzfunde,) ^Conservator (lUtter in Sereth berichtete, dass im Jahre 1885 bei den
^ersciianzungen der Furstenburg in Suczawa viele altrumänische Silbermünzen und bei ]{a-
tlla römische Silbermunzen in grösserer .Anzahl gefunden wurden. Beide Funde wurden fast
jHDz verschleppt. **
I 1886. Band 12. Notiz 48, Seite X(^I1.
{(jutter,) „Am 8. Mai ist der Conservator Josef Kitter v (rutter zu Sereth gestorben."
1886. Jahresbericht, Seite 81.
(Archäologische mm. Gesellschaft) „T)ie (Jründung einer archäologischen runm-
fhen (iesellschaft in C/emowitz wurde zur Kenntnis «ler (^entral-Commission gebracht.'*
1886. Jahrcfibericht. Seite HO.
(KutiSt-Topografie,) . . .„endlich machte nurh der verstorbene Conservator v. (Jutter
h AusBendung von Fngebogen Vorl)ereitungen zur Materialsamtnlung für eine Kunst-Topo-
|»hie der Bukowina
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62 Aus den Mitthsilunosm dsb k. k. Cbmt&al-Commission.
1886. Jahresbericht, Seite 45.
(Funde in Ktsseleu und Gräberfeld bei Hliboka.) „Corwervator v. Outter
lej^te vor das Progranini für eine wissensohaft liehe Diirchforsnhiing <ler Bukowina nach prähisto-
rischen Denkmalen, worüber Dr. M ii c h an die Central-! 'ominiifeion befürworleDci referirte, femer
ul»er einen gHtoseren Fund von Thongefassen in Kisseleii und Qlier ein (iräberfeld auf der
Ii I i b o k e r Hochebene.''
1886. Jahresbericht. Seite 7<>.
{MirOHckirche in Suczawa.) ^ConKcrvator von O n tter machte auf den Verfall der
Kathe<lrale in Mirontz (Bukowina) anfmerkwiiii; eK wunle l>eHciilo88en, den ßauzuMtaiu! d\^ht>
Denkmalen durch ein Kacborgan erheben zu las-seii. ( 'on8er\'ator Laizner bericlilete in der
Folge ni>er diese Kirche und bezeiclmete sie als ein hochwichtiges («ebäude orientaÜHclier Bau
weise, worüber die Ceiitral-Commisston ulter Antrag des Baunithes HIavku beschlosM. den Krz
bischof von (V.ernowitz zu bitten, dieses Baudenkmal restauriren /.u hissen und wieder kirchlidten
Zwecken zuzuführen.**
1887. Band 1.% Notiz 120, Seite CLXXXV.
(Leichenfeld bei Kalinestie, lumuli hei Horodnik.) „Consenator Kl au» er
in Radu*itz hat an die (*entral-(>ommission berichtet, dass er l>ei K a 1 i n e s t i e l>ei (ielegenheir
einer Abgrabung ein regelmässig angelegtes Keichenfeld gefunden hat. Die Urnen liegen in
geraden Linien und in regelmässigen Zwischenräumen In einer el>en iu Anwesenheit d<fs Vvn-
servators in einer Tiefe von circa 7 Fuss ausgehobenen Frne fand man bei ihrem Zerfälle wir
Asche. Bei Horodnik (and derselbe fünf Tumuli ähnlich jenen zu Hliboka.**
1888. Jahresbericht. Seite r)5.
[Prähistorische Funde, lartaren Lager bei Hlinitza). „Conservator Romsiorfer
berichtete ül>er einige neuere prähistorische Funde iu der Bukowina und machte auf die sof
Tartaren- L.igerstätte l)ei Hlinitza aufmerksam. Ks wurde l^eschlossen. den genannten C'uiiserwtor
zu näherer l'ntersuchung der8ell>en zu veranlassen.'*
1888. Jahresliericht. Seite 103.
( Klosterkirche in Dragomirna,) „Conservator von Z a c h a r i e w i c z l*erichirtr
ul»er die Klosterkirche von Dragomirna in der Bukowina. Kefetent Baurath HIavka \*^
zeichnet die Klosterkirche Dragomirna als die gHtsste unter den Bukowiner Kirchen und als dir
einzige, welche ganz aus Werkstein ausgeführt wurde Derielbe fugte bei, d *S8 die Hukowiaer
Kirchen sowohl in ihrer Uesamrotheit als auch viele von ihnen für sich sellutt so Wel des Imer
essanten und Bedeutenden a ifweisen, was eines eingehenden und erschöpfenden Stadiums wertfc
ist, daher es sich empfehle, wenn die Central-Ckimmission ihre besondere Aufmerksamkeit dech
sellien zuwenden machte. Sie umfassen eine fast 300jährige, vorwiegend selltststiindi^ Kun^
thätigkeit. die, wenu auch aus dem Wesen des by/antinischen Styies und den rituellen Anfortlt»
Hingen der orientalischen Kirche hervorgegangen und von der abendländischen Fonnenbildiiu|
des Mittelalters angeregt, dennoch sowohl die Gesammtconstruction des inneren KirchenrauDd
als speciell die Entwicklung des Kuppelbaues und der Kuppelfonu einer derart selbststäodif^
Ausbildung zugeführt hatte, wie .Hell»e von keiner anderen Kunstepoche versucht wurde, nnd dil
daher auch als ein besonderes Verdienst dieser Kimstthätigkeit und aU eine hen-orra|rei»'il
Eigenthümlichkeit dieser Baudenkmale anerkannt werden mus.<< — Die Central-Comnii^-l
beschloss daher. Schritte zu thuu, damit durch geeignete Kräfte diese Buudenkmale aufgenomui«^
und archäologisch durchforscht werden.**
1888. Jahresl>ericht. Seite 104.
(Bausttjl der griech^-oricnt Kirchen; Gründung eines Museums) .Con*H
vator Romstorfer iu (Ver.iowit/. m.ichte die (/«»ntr.il-CJommission auf s;?ine.i an d.as k k l'l
terrichts-Ministerium geleiteten Bericht über den typischen Baustyl der gr.-or. Kirchen in M
Bukowina aufmerksam und hebt die Nothwendigkeit der (Gründung eines Museums für die W
kowina hervor.**
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Aus DEN MiTTHKILUNGEN DER K. K. CeNTEAL-CoMMISSION.
53
„Ein 8 t e i u-
zwischen der
ZJmm
iJ
i
1889. Band 15, Seite 32 und 33.
(Funde in der Bukowina.) Von Consenator C. A. Romstorf er.
I> e i 1 wurde im Vorjahre am rechten Pruthufer, fast an der C)herfläche liegend,
Kisenhahn- und Strassen! )rllcke bei Czernowitz von Arbeitern gelegentlicli
der Flusschotter-Gewinnung aufgefunden. Es ist ans einem sehr harten
Feuerstein gehauen und geschliffen, welcher dunkel- und licht-grau, ins
fepiabrann llbergehende Marmorirung zeigt, hat eine grösste Länge von
93 mm, eine obere Breite von 34, im unteren Drittel eine grösste Breite
von 47 mm, eine 45 mra breite Schneide, welche auf 3 mm convex
gestaltet ist, endlich eine grösste Stärke im Kern von 23 mm, an den
Seitenflächen von 17 mm. Die Schneide ist sehr scharf (Eigenthüraer
Herr Stadtingenieur Ludwig West in Czemowitzl.
Ein durch lochtes Steinbeil (Hammer). Es 1>e8teht aus
Diabas (Grunsteingruppe, meergrüner, nicht sehr harter Stein), ist an
seiner Oberfläche und namentlich im Innern seiner conischen Durch-
lochiing ziemlich glatt geschliflTen; die Schneide ist stumpf, zum Theil
schartig; die ovalförmige Hammerfläche ist rauh. Die Abschürfungen an
der Kante zwischen der Aushöhlung und der Oberfläche rühren von den
Bauern her, welche das Beil im Frühjahre 1885 in Jordanestie am Ufer
des Sereth nach einer UeberBchwemroung des letzteren gefunden haben.
Die grössten Dimensionen sind, und zwar die Länge 80. die Breite 42
und die Dicke 35 mm; das Loch hat einerseits 18, anderseits 22 mm
Durchmesser. Die etwas convex gestaltete Schneide ist 28 mm lang, die
Hammerfläche misst nach der Breite 20, nach der Dicke des Beiles
24 mm. (Rigenthümer Herr Kolakowski, Redacteur der Gazeta
polska in Czemowitz).
Das in Lutan bei Czemowitz 1887 bei der Fundirung einer
Freitreppe des Gutsbesitzei-s Bogdan von Bottuschan (etwa 15 Minuten
vom Pruth entfernt) aufgefundene F e u e r s t e i n b e i 1 ist 132 mm lang,
nach oben ziemlich spitz zulaufend; die Schneide ist merkwürdiger-
weise schräge gegen die Symmetrielinie gestellt und zeigt diesl>ezüglich
circa 10 mm. Sonst ist das Beil ziemlich roIi liearbeitet. Die scharfen Bruchkanten sind etwas
abgeschlifien : die Schneide ist an ihrer hinteren Seite abgenützt (Kigenthümerin Frau Bogdan
von Bottuschan, Gutsbesitzers-Gattin in Lu2an).
Nebige Abbildung stellt einen Silberschmuck, wahr-
scheinlich eine Partie Schläfenringe dar, welcher im Jahre 1H85 in
Malatinetz, Bezirk Kotzman, aufgefunden wurde. Der aus starkem
Draht gebildete offene Ring, dessen eines plattf^odrücktes Ende eine
Durchlochung besitzt und dessen zweites Ende )ilatt geschlagen und
spiralförmig aufgewunden ist, ebenfalls eine kleine Durchlochung bil-
dend, trägt die Verzierung, welche der Hauptsache nach aus einzelnen
Blüthen besteht, die derart aneinander gereiht snid, dass sie eine
Kugelform bilden. Jede derselben (von denen noch vier vorhanden,
drei jedoch weggebrochen sind) besitzt in der Mitte eine aus kleinen
Kügelchen bestehende Pyramide, während die Blätter aus plattge-
drückten aus Drahtwindungen erzeugten Rohrstückchen bestehen. Letztere, nebst dünnen spiral-
fr^rraig gewundenen Drähten, femer Reihen aus Kügelchen darüber, bilden die weiteren Verzie-
rungen. Insbesondere ist ein Theil der Ringscheibe noch mit besagten RohrstUckchen bienen-
zellenartig ausgefüllt, von denen ebenfalls ein Theil weggebrochen ist. (Eigenthümerin wie
früher).
Funde aus Hlinitza, am Pruth: Nachdem Bauern schon seit Jahren auf dem
Miserdziw z.amki bei Hlinitza Gefäßscherben, Waffentheile etc. gefunden hatten, welche der dor-
tige Gutsherr Alezander von Flondor erwarb und gross tenth ei Is wieder weiter verschenkte, Hess
Herr Oberst von Seraczin durch die Regiments-Pionnier-Ahtheilung unter Leitung des Herrn
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Fig. 6.
eine Abweichung von
54 AVB DEN MlTTHEILUNGBN DER K. K. CeNTBAL-OoMMISSION.
Oberlieiitenants Knizlewski im Vorjahre und heuer Grabungen veranstalten, welche zahlreich
Funde zu Tage f«»rderten, von denen der Herr ()l>erst mir einen Theil üherliess.
In dem dort befindlichen Walle befanden sieh in der Tiefe von 0*5 m von der ÜusseivB
Seite Kohle und Asche in einer etwa 20 cm dicken Schichte ; an einer anderen Stelle zeigten >iv*l
an der äusseren Seite von oben bis zu einer Tiefe von 0 s m Ziegel, (?) hierauf Thon ; in der
Tiefe von 1*5 m Asche, Kohle und Steine.
Ich begab mich an Ort und Stelle und fand selbst eine große Zahl von Scherben, dans
Kohlen u. dgl. im Innern der aufgeschütteten Dämme.
Im Inneren des umwallten Raumes wurden in der Tiefe von Xb bis TS m gefunden
Scherben von verschiedenen (iefässen etc., u. zwar:
a) Theile von mit der Hand geformten Töpfen aus verschiedenen Thon- und Tegel-liattungea.
mehr oder weniger ausgebrannt.
b) Theile von mit der Hand sehr roh geformten gr<»sseren, an.«*cheinend flachen, viellekit
rechteckigen IwefiLsseu mit verticalen niederen Wänden; vielleicht auch Ofent heile mit
bis zu drei und mehr Zentimeter Dicke, im Kern fast schwarz scheinende feste EnW
zeigend, die Oberflä^^he theilweise mit in Keihen stehenden Fingerspitzen- Eindröekrfi
versehen.
c; Theile von auf der Drehscheibe erzeugten (lefässen, deren Wände im Innern fest liafl
und zumeist blauschwans sind, oberflächlich mehr oder weniger die Ziegelfarbe xeigct
und mit in Parallelkreisen, in Wellen- oder Zickzacklinien laufenden einfachen oder
mehrfachen Riffen ver/.iert sind, welche mit einem kammartigen Instnimente enenp
wurden.
Z i e g e 1 b r 0 c k e n (?) oder Theile von vielleicht in der Nähe einer Feuerstelle dcp^
nirt gewesenem Thon, wahrscheinlich Wandbewurf der Hütten, sowie gel>rannte Stucke ^"^
Sandstein u. dgl.
F e u e r s t e i n s t ü c k c h e n , fasst weiss, theilweise blaugrau marmorirt. Ebenda faul
man in der Tiefe von 0'5 m :
Verkohlten Weizen, zum Theile zu grr»s.seren Klümpchen zu.samraengelitekfa;
darunter ein Stuck, welches merkwürdigerweise aus Weizen und einer porösen Thonart geniiM'bt
besteht und ausgebrannt ist.
Ein Eisen stück, der Form nach das obere Mun<!stUck einer Säbelscheide, aus en«3
zwei Millimeter starkem Eisenblech erzeugt. Die grösste liebte Breite beträgt an der <Witr
seije 18, an der rnterseite nur 15 mm. Die Querplatte, welche das 38 mm lange, <». I>ei>
hungsweise 27» n»m breite Loch zum Durchstecken der Klinge enthält, liegt schräg im oval*^e
16 mm hohen King. Das Stück ist schon sehr stark vom Rost zerfressen.
Vor mehreren Jahren halten Hauern etwa 500 Schritte von den Wällen entfernt in eine?
Schlucht ein sammt Griff 40 cm langes, nun stark vom Kost zerfressenes Messer aufgefnndtr
Der Kücken ist gerade, vorn hat es eine Längsverstärkung, dann einen Lappen, welcher ei*i*
gegen die Schneide zu gekehrt ist (auf der Rückseite scheint ein ähnlicher Lappen abgebrock"
zu sein).
Am (iriff sind drei, theilweise noch vorstehende Nägel angebracht, welche zur Befe^'
gung der Heftschalen dienten.
In grösserer Zahl wurden in der Bukowina Bronce-Kelte gefunden. Eines, ^r
Hohlkelt wurde vor etwa drei Jahren von einem Bauer an dem nordöstlichen Abhänge di^
Bergrückens l'ropasna bei Hlinica unfern der IJmwallung ausgeackert. Die Oberfläche if^f
ziemlich viele gegen 1 mm starke Foren (blasig) und trägt eine dicke Grünspanschichte, v.'i'\c^
nach dem .Vuffinden theilweise weggekratzt wurde. Im Mittelschnitt ergibt sich äusserlich fi»
so ziemlich regelmässiges Sechseck. An der Seite zeigen sich die Reste eines Oehr«. An x»f*
Stellen hat es Längsrisse. Die Wandstärke beträgt etwa 1 mm. (Eigenthümer : Oberst Seraco»'
Im \'orjahre fand Herr Oberlieutenant Kruzlewski im Verein mit Herrn Alexander '^
Flondor in der Nähe des Walles von Hlinitza etwa 14 Bruchstücke von Ringen, wovon vier*'
ziemlich zu einem ganzen Ring passen. Die Oberfläche ist sehr glatt und schön gleichmäsai
grün, in einer Weise, als wäre dieselbe mit einer emailartigen Schichte überzogen. Der Ton «»«^
Farbe ist etwas dumpfer, als es reiner (irünspan ist, welcher sich unter der Oberfläche i^'^f
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Aus DEN MiTTHEILUNOEN DER K. K. CeNTRAL-CoMMISSION. 55
Der Durchmesser beträgt etwa 10 cm; die grösste Breite 12, die kleinste 6 mm: die Stärke
iVt nim. Die übrigeD, etwa 10 Theile sind kürzer und scheinen einem zweiten Kinge angehört
zu haben (Eigenthumer derselbe).
Der Fundort Hlinitza, Ijeziehungsweise der Miserdziw zaniki. welcher gegenwärtig einen
hübschen etwa 60jährigen Buchenwald trägt, scheint dereinst ein befestigter Punkt oder ein ver-
schanztes Lager gewesen zu sein (sogenanntes Tartarenlager).**
1889. Band 15, Notiz 36, Seite 54 und 55.
{Fandbericht. Fortsetzung ^ Von Conservator ('. A. Romstorf er. „An weiteren
Objecten wurden dem Berichterstatter von Herrn k k. Hofrath Dr. A. Hammer, beziehungs-
weise vom Stadtffirster T. v. Z v c z y n s k i behufs eventueller Einverleibung in das hier zu
grundende historische Museum die nachstehenden Pfunde übergeben.
1. Gelegentlich der Grabung der Fundamente eines Maierhofes in Kotzman fand man
vor etwa zehn Jahren :
a) Zwei Stück Kinge, genau von derselben Form und Arbeit (Silberfiligran), wie der, welcher
wie der oberwähnte Silberschmuck als slavischer Schläfenring gedeutet wurde. Die Stücke
sind jedoch sehr arg beschädigt, mit Grünspan überzogen und ist der den Ring schliessende
halbkreisf<>rmige Draht bei beiden Stücken weggebrochen.
b) Messing- (oder Bronce-) Hlechverzierung, gefunden auf der Stirne des Gerippes, wahr-
scheinlich seinerzeit an der Kopfbedeckung befestigt gewesen. Auf dem dünnen quadra-
tis(*hen mit vier Ijöchern an den Ecken und roh eingedrückten Ornamenten versehenen
2 Vi cm grossen riättchen sitzen melonenf^^rmig geritt'te Halbkugeln mit Draht^sen, an
welchen blattförmig ausgeschnittene Plättchen hängen, welche einerseits geradlinig eingra-
virte Kippen und Strichelchen tragen. Die Drahtösen dienen gleichzeitig zur Befestigung
der Halbkugeln.
c> Kugeln. H mm im Durchmesser aus dünnem Messing- oder Hronceblech, wie ersichtlich,
aus zwei gepessten Halbkugeln zusammengelöthet. .\n ihrer Oberseite tragen sie eine Oese,
mit welcher sie wahrscheinlich an eine Schnur angefosst wurden, während auf der ent-
gegensetzten Seite eine aus vier hirsegrossen Kügelchen bestehende Pyramide aufgelöthet
ist. welche lebhaft an die auf dem unter ai erwähnten Silberschmnck angebrachten, zumeist
aus 10 Rügelchen bestehenden kleinen Pyramiden erinnert. Von derartigen Kugeln sind
vorhanden: acht ganze und fünf halbe; sie sind mit einer verhältnissmässig starken Grün-
spanschichte überzogen und grcisstentheils beschädigt.
Von den Bewohnern Kotzmans erinnert sicli Niemand, dass an der Fundstelle, wo die
erwähnten Gegenstände mit Menschengebeinen und Zähnen ausgegraben wurden, je eine Begräb-
nisstätte gewesen wäre; es scheint demnach, dass die (Gegenstände von einem Krieger herrühren,
welcher hier sein zufälliges Utah fand.
2. Die Lanzenspitz** von 27 cm Gesammtlänge (die eigentliche Spitze 8 cm lang, 27 mm
breit', mit einem an der Unterseite im Lichten 3 cm weiten Schaft zum Aufstecken und Befe-
stigen an die I>anzenstange, endlich einem angeschmiedeten Ohr, ist aus einem quadratischen
Ktabe gebildet und verräth eine ziemlich rohe Arbeit. Sie ist schon sehr stark vom Koste an-
ijegrifTen, der Schaft speciell an einigen Stellen bereits durchgefressen. Dieser Gegenstand wurde
ror etwa 15 Jahren auf der Anhöhe Horodestie (bei Staneslie am Czeremoszi, woselbst ein ver-
^hanzte« Lager gewesen sein soll, in dem Abstürze, der sich bei einem W'jisserriss bildete, gefunden
jnd zeigt** sich derselbe in einer Tiefe von fast 3 m unter dem Terrain.** (Fig. 6 auf Seite 53).
1889. Band 15, Notiz IGO, Seite 215.
{Kirche, in BadeutZ,) ^Conservator Klauser und Pfarrer Tomini haben an die
[^entral-C'ommission einen längeren Bericht gerichtet über die Kirche in Badeutz, gelegen im
Kluasthale der Saczawa auf einem Hügel des rechten Ufere des Suczawitzabaches, der sich
jnweit davon in den erstbenannten Fluss ergiesst Kaum wie an einer anderen Pfarrkirche hat
*ich an dieser der alterthümliche Charakter erhalten. Ihre (iründung fällt in das Jahr 1487, wie
rfne Unk» oberhalb der Kirchenthür befindliche Inschrift erzählt. Anderseits wird das Jahr 1481
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56 Aus den Mittheilünobn der k. k. Cbntbal-Commission.
angenommen. Die Kirche von welcher die Figur deren Gnindriss veranflchaulicht. hat one
Länge von 24 m bei 9'05 m Breite. 8ie ist in Kreuzform gebaut, mit Steinplatten gepflastert,
hat kleine bogenformigf
vergitterte Fenster mit
Steingewänden. Dielko-
noBtasis steht in der Höbe
und Breite bis zu den
Mauern reichend
zwischen Altarrauni ond
Schiff. Die Kirche war
bis 1790 sowohl iio In
nem als aoch an den
Aussenwänden reich be-
malt. Als jedoch danak
einige bauliche Repan-
turen nothwendig win-
den, hat man Alles über-
tüncht. Die Kirche battf
früher vier Thörme, damals wurden drei davon beseitigt, nur der grosse ist geblieben, aber
in einen ganz unpassenden Dachstuhl eingezwängt worden. Leider ist der Bau im Laufe der
Zeiten und durch menschlichen Unverstand stark schadhaft geworden, doch ist zu hoffen, da»
durch eine zweckmässige Restaurirung ihr Bestand weiter gesichert bleibt. Im Jahre 1^*
ging man daran, die verdeckten Fresken allmälig wieder ans Tageslicht zu bringen ; die Fresken
des Altarrauraes sind ganz deutlich geblieben, weniger in der dortigen Wölbung. Die Bilder
gruppiren sich in drei Reihen, zwischen der ersten und zweiten Reihe ein gemustertes Band. In
der untersten Reihe acht Figuren, die heiligen Väter vorstellend, in der zweiten Reihe di?
Abendmahl und die Fusswaschung, in der dritten Reihe Cherube. Im Schiffe (Männerabtheüung
ebenfalls noch gut erhaltene Bilder. Wir sehen gegen Westen links beim Eingange das Bildnii^
des Stifters Stephan des Grossen mit der Familie. Dersell»e hält das Bild der Kirche auf seiner
Hand, es dem hl. Procop reichend, der gegen Christus — dieser auf einem Throne sitaend -
weiset. Femer die Kreuzigung, Christus vor dem hohen Prieser, die Kreuzabnahme. In der
Reihe darüber den Tod Mariens, die Verklärung Christi, manche Darstellungen sind nicht mehr
bestimmbar, (gegen Süden) die Bildnisse der heil. Märtyrer, die Mutter Gottes mit dem Kinde,
die Grabtragung und Grablegung ('hristi, die Gefangennahme u. s. w. In der Weiberabtheilanf
kommen die Wandbemalungen ebenfalls ziemlich gut erhalten wieder zum Vorschein ; hier
findet sich auch die dreireihige Anordnung. Die meisten Bilder beziehen sich auf den hL Pro-
copius. An der Aussenseitc sind die Bilder durch die Kalktünche unwiderbringlich zerstört.'
1889. Band 15. Notiz 239, Seite 277.
(Das Kloster Suczawiiza,) „Unter den Klöstern in der Bukowina ist, wie Conser-
vator K 1 a u s e r berichtet, das in Suczawitza unstreitig das schönste. Es liegt am Fasse der
Karpathen in einem Seitenthale des grossen Suczawathales. Cnmittelbar hinter dem Kloster erbet4
sich der Furcoi, von welchem man nach Nordost eiue herrliche Fermsicht geniessen uid da*
ganze Suczawathal bis weit über Radautz hinaus überblicken kann, während man nach
Süden die au&teigenden Karpathen, wundervoll bewaldet, wie ein wogendes Meer ^c^
sich hat.
Auf diesem herrlichen Punkte haben die fürstlichen Mitglieder der Familie Mogila X^*^
das Kloster gegründet, die Hauptkirche und die Klostergebäude erbauen und mit festungsartifTO
Umfassungsmauern umgeben lassen.
Die Klostergebäude sind in architektonischer Beziehung unbedeutend und machen nur
durch ihr reinliches und schmuckes Aussehen, das sie der Fürsorge des jetzigen Kloaterrorisle-
hers Herrn Archimandriten Philippowicz zu verdanken haben, einen recht freundlichen Eindroek.
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Aus DEN MlTTHBlLUNOEN DER K. K. CENTRAL COUUISSION.
57
Desto interessanter aber ist die Hauptkirche. Diese ist in einem, den alten Kirchen der Biiko'
wina ganz eigenthüniUchen, aus dem byzantinischen Style hervorgegangenen Baustyle in Form
eines Langhauses erbaut. Der ne-
benstehende vom Herrn Prof. E,
Maximowicz verfasste Grund-
riss versinnbildlicht dieselbe deut-
lich. Die am nördlichen und süd-
lichen Ende der Kirche angebauten
Eingangshallen stammen offenbar
aas späterer Zeit. (Jeher dem Naos
der Kirche erhebt sich der Kirchen-
thurm, der aus dem Tambour und
den Laternen besteht, in welcher
die zur Beleuchtung des Innen-
raumes nothwendigen Fenster an-
gebracht sind.
Von Aussen ist die ganze
Kirche mit Fresken überdeckt,
welche bis auf einen kleinen Theil
noch ganz gut erhalten sind, über
deren Wesen wir in der Folge
Näheres bringen wollen.
Im Inneren der Kirche beßn-
den sich unter Anderem die Grä-
ber des Stifters des Klosters und
dessen Schwester. Von den einst-
maligen Kirchenschätzen sind nur
mehr wenige erhalten Hervorzu-
heben sind handschriftliche Evan-
gelien-Bücher, geziert mit Minia-
turen, die einen bedeutenden Kunst-
werth haben, Opfer und Rauch -
gefässe aus edlem Metall, gestickte
Messgewänder und Oelgemalde, in
russischer Manier mit Gold- und
Silberfiligran-Arl^eit umgeben.**
1889. Jahresbericht, Seite 38.
{Landefmuseum,) „Conser-
vator Romstorfer berichtet
über das hoffentliche Zustande-
kommen eine» historischen I^an- Fig. 9,
desmnseums in Czenmwitz. Referent Dr. 1 1 g findet die Umstände für das (Zustandekommen
einer solchen Institution günstig und einer Unterstützung seitens der Central-Commission werth.*
1889. Jahresbericht, Seite 43.
{Archäologische Karte für die Bukowina.) „Anlässlich eines Berichtes des Con-
servators Romstorfer über Funde in der Bukowina hatte Referent Dr. Much Gelegenheit,
sich auch über die beabsichtigte Anfertigung einer archäologischen Karte für dieses Kronland
auszusprechen. Seine Anschauung geht dahin, dass die Aufnahme von archäologischen Funden
»Her Art und aller Zeiten in einer Karte bei der noch wenig durchforschten Bukowina angehen
mag, und dass deshalb die beabsichtigte Karte als ein verdienstvoller Anfang bezeichnet werden
kann; sonst wäre eine derartige Anhäufung nicht empfehlenswert, da sich die Wissenschaft für
die Anlage von Fundkarten nach den einzelnen Fundgegenstandsarten und mit Rücksicht auf
gewisse Zeitperioden wiederholt ausgesprochen hat."*
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;-)«
Aü8 DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K. CENTEAL-CoMiaSSION.
1889. Jahresbericht, Seite 110.
(Suczawitza, Badetttz, Warna und Suczawa.) „Conser\ator Klauser berichtet«
über die Kirche zu Suczawitza. über die Kirche zu Badentz und über das sogenannte TarUnen-
Denkmal bei Warna in der Bukowina. Correspondent Schmidt erstattete einen Bericht öb^r
Suczawa und dessen Denkmale. "^
1890. Band 16, Seite 47.
(Typus der Klosterkirchen in der Bukowina), von Conservator C. A. Rom
ötorfer. (Mit einer Tafel).
1890. Band 16, Seite 51.
(Zahasfria bei Putna und Wolowetz ) „im lieblichen Putnathale. vom gleichw
migen Kloster aufwärts in einer Entfernung von etwa dreiviertel Stunden, Hegt auf sanft ^r
neigtem Wiesenplane die einsame Ruine eines Kirchleins. Unzweifelhaft hat es einem ehema-
ligen Kloster angehört, das hier beMtand noch bevor Putna (1481) gegründet wurde. Von fem
bemerkt man kaum einiges Steingerölle, da« zwischen hohem dichten Buschwerk durch'schimniert.
rund um die Kuine und auf dem Gemäuer hat dieses längst Wur/el gefasst. Keine Sage. k«K
Aufzeichnung meldet Ober die Vergangeobni
dieses kleinen Denkmals, da« trotzdem kaon
bis hinter das 13. .Jahrhundert zurüokreicb'^i
dürfte. In nebenstehender Figur (Fig. 1*'
erscheint der Grundris (Vsoo "*^- ^''' ^^
zeichnet. Das Kirchlein hat die tj^-pische .Be-
lage der moldauischen Gotteshäuser uüt H*=b
drei nischenfJirmigen .\psiden und fehlt s^N
das kleine Kämmerchen mit dem Glulhen^
und dem Fensterschlitz im Gadem nicht
Eine kleine Vorhalle vermittelt den Eingan?
während ein zweiter Dop|)elraum daneben w
Wohnzwecken gedient haben mag. — Di-
Mauerwerk ist in Bruchstein au.sgeführt; nacb
aussen hin sieht man noch Reste derStrri'f-
pfeiler und der Blend-Arcaden, wie dies \^
berührten Stvle ebenfalls typisch vorkoninii
Der Anlauf der Halbkuppel ist durch eine
Schiuir Ziegel in Rohbau gebildet, welcW
nach Skizze A diagonal lagern, ein Motiv.
das ebenfalls an älteren Kirchenbauten häußs
^*^%' l^^- gefunden wird. Nel)en dem Kirchlein ist ^
Wölbung eines unterirdischen Gemaches bemerkbar.
Wolowetz. Am Fusse der Hügelkette, welche die Wasserscheide zwischen dem J^'--
czawitza- und Solkathale l>ildet, und etwa eine Wegstunde von Radautz entfernt, liegt das »M
2-200 Einwohner zählende Dorf Woloweu
Vor Zeiten hatte hier ein Kloster bestan«!'^
Der Sage nach stiftete der Woiwode l*ra
gosch. der Begründer des moldauische
Fürstenlhiims, Anfang des 14. Jahrhun-
derts, die hölzerne, später nach Putna fih^'-
tragene Klosterkirche. Der Sehern atisni'i>
der Bukowiner gr.-or. Archiepiscopal-lHoct'^
erwähnt dieser aus weichem Materiah' ^f
richteten, im Pfarrdorfe Putna betindliclw "^
Fig. 11. Kirche als 1346 in Wolowetz von Dragox;'-
erbaut, 1468 vom Fürsten Stephan «It*
Grossen nach Putna übertragen, 1871 gründlich reparirt. Kach Urekoa soll sie zu dessen ZeS
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ADS DEN MlTTBBILUNOEN DEE K. K. CeNTBAL-CoMMISSION.
59
noch in ihrer nrsprilngHcheu Form bestanden haben. Derart wäre das erwähnte Kirchlein das
älteste Handcuknml der Bukowina. An Stelle dieser hölzernen Kirche hat nnn der Woewode
Stephan der (»ros>4e in den Jahren löOO bis 1502 die jetzt bestehende gemauerte Kirche her-
gestellt, wie die aussen an der Kirche, links neben der Eingangsthüre befindliche Steinplatte
l>ezeugt, deren kirchenslavische Inschrift nach W i c k e n h a u s e r lautet:
„Der gottesfürchtige christusliebende Jo. Stephan Woew., von Gottes (>naden Hos-
podar des Moldauischen Landes, Sohn des Woewoden Hogdan, mit seiner Ehe-
gemahlin Maria, Tochter Haduls des Woewoden und seinem vielgeliebten Sohne
Uogdan, hat diese Kirche im Namen der Erhöhung des verehrten und lebengebenden
Kreuzes erbaut. Angefangen im Jahre 7008 (15Ü0) und beendet 7010 (1502) im
40. und im laufenden 6. Jahre seiner Herrschaft im Monat Sept. 4 "
Der Sage nach wurde in Wolowetz der Woewode Dragosch begraben. In der jetzt beste-
henden Kirche ist jedoch, wie mir W'ickenhauscr mittheilt, nach seinen mit dem dortigen Pfarrer Pro-
topr. C'onst Tarangul unternommenen Nachforschungen von einem Grabmal keine Spur zu finden.
In der Grund rissanlage (Fig. 11) unterscheidet sich die Kirche wesentlich von den Übrigen
Kirchen jener Zeit durch den Mangel der segment- oder halbkreisförmigen Seitenapsiden und
der Art der Einwölbung. Selbst wenn diese letztere nicht die ursprüngliche sein sollte, so ist
die heutige Form durch die (iestalt des Grundrisses mehr oder weniger bedingt, und es scheint,
dass die Kirche, selbst nicht in der
Vierung eine Kuppelwölbung be-
sessen habe. Die Vorhalle oder
der Weiberstand ist gleich dem
Männerstand mit einer von star-
ken Gurten getragenen halbkreis-
f;)rraigen Tonne, die Apside jedoch
mittelst Halbkuppel üiierdeckt. In
der Thurleibung bei S liegen zwei
Stufen, welche nach abwärts, vor
der Ikonostase I bei Sj zwei Stu-
fen, welche nach aufwärts führen,
derart, dass der Männerstand ge-
genüber dem Weiberstande nnd
dem Altarraura um etwa .-JO cm vertieft erscheint. In letzterem, und zwar an der Süd-
\\and, befindet sich das kleine typische Kämmerchen D, das sogenannte Diaconarium zum Auf-
bewahren der heiligen Messgefässe, mit einer Ilerdnische zur Unterhaltung von (ilut, endlich
einem Fensterchen.
Nur ^-ier kleine Fenster erhellen das Innere, das nun weiss getüncht ist und nur ^och im
Tvmpanon der Thüre S gegen die Vorhalle zu ein älteres Freskenbild zeigt. Ebenso erscheinen
die Aussenwände. welche, im Gegensätze zu den star-
ken Strebepfeilern, keinen Sockelvor-tprung. dagegen
einen aus. kleinen Nischen bestehenden Fries besitzen,
weiss (Fig. 12). Das hohe Schindeldach ist merkwür-
digerweise an der westlichen Giebel wand ebenfalls, wie
an der Ostseite ül»er der Apside halbrund gebildet. Wie
fast alle Kirchen, umgibt auch diese der Friedhof, aus
welchem nebenstehende Figur ein charakteristisches stei-
nernes Grabdenkmal zeigt, das auf der tiscbartigen Fläche
die zugehörigen Inschriften enthält (Fig. 13).
Nach einer mir von Herrn Oli nski-Glinescu freundlichst zur Verfugung gestellten
auszugsweisen l.'ebersetzung des im „Liberaluh (Nr. 4 bis ö. Ja.ssy 18HC) von Titus H. (' o-
M t i n e a n veröffentlichten Artikels über Dragosu Voda hätte, wie alte Leute berichten, zu
i^iten ihrer (irosseltern ein Hirt im Walde das (iemäuer der in Vergessenheit gerathenen Kirche
aufgefunden. Durch die Witterung hatte die Kirche arg gelitten, welche weder ein Dach, noch
im Innern eine Ikonostase oder Bilder besass, und daraufhin vollständig renovirt wurde.
Fig. 12.
Fig. 13.
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00
Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K CENTRAL CoMMISSION.
1890. Band 16, Notiz 6, Seite 69.
(Fiiflde in der Bukowina,) „im AnKchlusse an den im Jahrgang 1889 der Mit
tlieiliingen enthaltenen gleichnamigen Aufsati und der Notiz 30 «ei es gestatttet ülier weiirff
interessante, noch nicht liekannt gemachte Funde zu ))erichten.
1. Ein gro8Her Thcil eine« PanzerhemdeH . aus circa 12 rani grower.
2 mm dicken Ringen geflochten, wurde im Jahre 1883 an den Ufern dr»
('ibou-Baches l)ei Kirlibaha gefunden. Vielfach noch gut erhalten, sind jedoefe
einige Theile defisellien mit dem thonigen Erdreiche \*ei starker HoscbilduDg ts
festen Klumpen zusammengesintert liegierungsrath J. Kochanowski üljer-
gah es dem Schreiber dieses für die im Entstehen begriffene archäologiseiir
Sammlung in CzernowitK
2. Vier kleine Stücke von Panzerhemden, welche ganz gi«c^
wie das sub 1 be8chriel>ene gearl>eitet sind, aber aus 8 — 12 mm grosReu, I bis
2 mm starken Ringen bestehen, wurden vor einigen Jahren in Capu dlmpulci.
Bezirk Gurahumoni, beziehungsweise in Fundul-Moldovei, Bezirk Kimpolu&c
gefunden (Eigenthumer: der rumänische archäologische Verein in Czernowitz .
3. Ein Schwert (Fig. 14) wurde im Jahre 1852 Iwi Czemowitz m
Pruthflusse gefunden. Es ist zweihändig, sammt Griff 129 cm lang, die mh
Blutrinne versehene, oben 5 cm breite Klinge allein hat eine Länge von lOSoc
Die gerade Parirstange, zum Theile rund l>earbeitet, ist 17 cm lang, der iRck
einer Kugel nähernde Knopf hat 5 cm im Durchmesser. Der Griff, aus eines
7s cm dicken, oben 1'8, unten 2 cm breiten Flacheisen bestehend, zeigt d«Gi-
lich eine, wahrscheinlich durch einen Hieb l>eigebrachte Einbiegung. Di^
Klinge ziert einerseits ein mit dünnem Messingdraht eingelegtes, mit der SpiUr
nach abwürtb stehendes kleines Dreieck zunächst der Querstange und etwa»
tiefer, parallel mit der Blutrinne laufend, eine Zeichnung, welclie aU eir
Wappenlhier (springendes Einhorn?/ gedeutet werden kann *)
4. Ein ähnlichcH zweischneidiges Schwert, jedoch ohne nadi-
weisbare Verzierungen und nur 10^< cm lang, leichter gearbeitet und mit fUeh«-
aohteckigen Knopfe versehen, wurde im Jahre 188(5 im Walde zu Pojana Mi-
culi nel)en (Jura Humorului gefunden. (Eigenthumer: der rumäuische arch^y-
logische Verein in Czernowitz.
5 Eisernes Beil (Fig. 151.
breitbeilarlig, jedoch verhäUni»
massig sehr gross, 36 cm lang, am
Schaft 5 cm, in der Schneide Sl» cm
breit, mit 28 cm langem, 4 cm
breitem Schafte, schon sehr \^r
rostet, wurde vor mehreren Jahrer.
in Uogoszestie, Bezirk Sereth g*"
funden. (Eigenthumer derselbe.)
Fig. 15.
6. Silberschmuck, genau die gleiche Arbeit. Form und C>rösse, wie der im Jahr-
gange 1889, beschriebene und abgebildete, im Jahi-e 1S87 in Wilswce, Bezirk Wiinilz, aus|^
ackert. (Eigenthumer derselbe; siehe Seite 53.)
7. Zwei Pfeilspitzen aus Bronce dreischneidig, 3*/« und 4 cm lang, ausgeackert im
Jahre 1886 in Satuimare, Bezirk Radautz, bei einer alten Schanze, femer 2 Stück aneinaixl^
14.
*) Herr (,'orrespondent F. A. W ickeuhauser, dermaliger Besitzer des Schwertes, hat
über Ersuchen des (iefertlgten eine HusfQhrliche historische Skizze geliefert. Wann, wie und durch
wen dieses Schwert in das Flu8.>*beet gekommen, erzählt weder eine Sage, noch eine l'rkuiide:
durch das Zusammentreffen der Umstände lä.H.st sich jedtich mit grosser Wahrscheinlichkeit
sagen, dass das in Rede stehende Schlachisvdiwert einem Ritter des deutschen Ordens, etwa ud.
das Jahr 1497, angehört hal>e.
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Aus den MlTTHEILVNGEN DEB K. K. CENTBAL-CoifUISSION.
61
geschmolzene von derselben Grösse, nur zweischneidig, und 2 Klumpen dreischneidige, ganz
siiiMimmeu geschmolzene Pfeilspitzen. (Fig. 16, Eigenthümer derselbe).
8. Lanzenspitze, aus Broncc, zweischneidig, sehr schön grün patinirt, sararat Schaft-
hul»e 14 Vi cra lang, letztere drei Durchlochnngen zeigend, wovon die dritte wohl nur durch
^'e^^ostung entstanden, grösste Breite 3 cm, gefunden vor mehreren Jahren in
Sekuriczeny, Bezirk Suczawa, gelegentlich eines Hausbaues. (EigenthGmer
derselbe).
9. Drei Aexte, und zwar eine Feuerstein-Axt ohne Durchioc hu ng, eine
Axt aus hartem dunklen Stein mit einer Durchlochung und eine solche aus ganz
lichtem Stein, 8 cm lang, ebenfalls mit einer Durchlochung, .sämmtlich gefunden
im Walde zu Pojana Miculi, Bezirk Gurahumora, im Jahre 1886. (Eigenthümer
derselbe). Fig. 16.
10. Ein besondere grosses Bronce'-Kelt (Fig. 17) und ein sehr hübscher Bronce-
R i n g wurden vor etwa 10 Jahren in der Bukowina gefunden. Ersteres zeigt nach beistehender
Skizze eine sehr hübsche erhabene Zeichnung, besitzt eine Länge von
13'3. eine obere Breite von 3*8, eine untere Breite von 4*6 cm, endlich
eine Dicke im Bauch von rund 3 cm. — Der Bronze-King ist ebenso
wie das Beil sehr gut erhalten, hat einen äusseren Durchmesser von
S'4 bis *,) cm, eine Stärke von 4 bis 15 mm und besitzt ein sehr reines
eingravirtes Muster. (Eigenthümer: Herr k. k. Üniversitäls-Professor
I>r. Johann W r o b e 1).
11. Im Vorjahre wurden gelegentlich der AnpBanzung des un-
mittelbar an die erzbischöfliche Residenz schliessenden kahlen soge-
nannten Domnik- oder Bischofs-Berges in C'/emowitz namhafte Erd-
arbeiten nothwendig, insbesondere grub man die Kuppe behufs Herstel-
lung eines Plateau stellenweise bis auf nahezu 2 m ab. Dieser Hügel
beherrscht ein weites Stück der Pruth-Ebene. die nördlichen Höhen und
<1as enge Thal des Klokuczka-Baches mit seinen kleinen Zuflüssen und
.scheint sohin strategisch wichtig. Vor vielen Jahren soll einmal in den
an seinem Fusse liegenden Ziegeleien Goldschmuck gefunden worden
worden sein. — Der unterzeichnete Conservator setzte sich nun mit den
oberwähnte Arbeiten au.'tführenden Stadt-Ingenieur L. West und Stadt-
gärtner A. P i o t r o w s k i in Verbindung und besichtigte oft die einzelnen
Erdabhebungen. Ausser einem regelrecht hergestellten Grabe, das in fast
2 ra Tiefe ein vermodertes Skelet, wohl aus Jüngster Zeit stammend,
enthielt, wurden jedoch keinerlei Fundobjecte entdeckt und zeigte sich
eine« ehemaligen Baumwuchses. (Romstorfer). **
Fig. 17.
auch kaum die Spur
1890. Band 16, Notiz 18, Seite 77.
{Messingschild,) „Conservator Carl A. Komstorfer berichtete, dass anlässlich der
Ausbesserung eines Waldweges im Ostrathaie mehrere Lan-
zonspitzen und zwei gleiche in nebenstehender Abbildung (Fig. 18)
im Viertel der natürlichen Grösse wiedergegel)€ne Messingschild-
chen gefunden wurden. Die Messingplatte ist 37« mm dick, laub-
üägenartig ausgeschnitten und nachträglich etwa.n zugefeilt und ge-
putzt. Auf der Rückseite ist ein keilfc^rmiger Ansatz zum Be-
festigen dieses Schildchens aneinen anderen Gegenstand. Die
I>arstellung ist eine Wiedergabe des Moldauischen Wappens."
1890. Band 16, Notiz 57, Seite 133.
{Schwert ttnd Steinbeil.) „wie Coi.servator Klaus er
herichlet, wurde in der Nähe von Suczawa gelegentlich des
PBügens da« in Fig. 19 abgebildete Schwert und auf den Feldern
^W^
Fig. 18.
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62
Aus DEN MlTTHEIJiUNGEN DBB K. K. CeN TB AL-CoU MISSION.
bei .1 a 8 1 o w e t % (Kadautz) ein 1 1 cm langes Steinbeil gefunden nebet mehreren SilbenDunxen
(Philipp I\'.). Was das Sehwert anbelangt, so l>esit/t e*», dem fachmännischen Urtheile dt>
k. k. Custns Boeheini zufolge, vollständig die sogenannt?
gothische Form deutscher Reiterschwerter des 14. bis 1,"». Jahr
hiinderts. Die (iefässreste. namentlich die lange Parirstange
deuten mehr nach der älteren Zeit. Die Klinge scheint einer
italieniscben Werkstätte zu entstammen. **
1890. Band Iß, Notiz 178. Seite 258.
(Broncef linde aus Prelipcze und Presecareni
^Ais FJrgänzung der Berichte des ehemaligen Consenator»
V. Glitte r, welche der Notiz 71 im Jahrgange l88!i nod
der Notiz 121 im .Jahrgange 188ö zu (irunde liegen, tbeili
Herr K. F. Kaindl (Czernowitzj folgendes mit; Von den
BronoeAmden aus Prelipcze (Notiz 71), welche in Privat-
besitz übergegangen waren, gelangte unlängst eine Streitaxt
in das Antiquitäten-Cabinet der Universität Czernowitz. Auch
diese A.xt zeichnet sich, wie die erstbeschriebene in der citinwi
Notiz, dadurch aus, dass sich ihr Nacken mittels eines beson-
deren Halses von der Schaftröhre abhebt und eine seil^täo-
dige Scheibe bildet. Diese Scheibe ist kreisförmig und geht
in eine Spitze aus. Ihre Länge beträgt 34 cm. Die Schnei«if
ist 0'/^ cm breit. Wie die Gussränder beweisen, ist die An
in einer Form gegossen worden, die aus zwei symmetrischen
Stücken bestand und in der Richtung der Schneide sich theili^
- Nach der oben angeführten Notiz 121 gelangten von den
12 Bronce-Kelten, welche in Presecareni im Frühjahre l^«ö
gefunden worden waren, zwei in das Museum zu Cxemowitf
oder richtiger an die l'niversilät daselbst. Hier l>efindet sich
jetzt aber nur mehr e i n Kelt, auf den überdies die in der
Notiz angeführten (irös>cnausmasse und Beschreibung nicht
passen. Der Kelt ist nämlich 10^ /^ cm lang und seine Schneid*
ist 4'/2 cm breit, während in der Notiz die Länge mit 11 cm.
die Breite mit TiVa cm angegeben ist. Auch die allgemeine
Angabe, dass die Kelle „mit kreis- und keilförmigen erha
benen Streifen verziert" seien, passt nicht auf den vorhandenn
Kelt, und die Alibildung (Fig. ö) in den Mittheilungen ent-
spricht el»enfall8 demsell en nicht. Offenbar gelten also Be-
schreibung und Allbildung in der Notiz 71 nur dem gegen-
wärtig verlorenen Kelt; und so ist uns dieser wenigstens in
Wort und Bild erhalten."
1890. Jahresbericht, Seite 39
{ Alter thümei'sammlnng und Landesmuseum.
^K. F. Kaindl erstatte I.» einen Bericht über die durch ihn
geordnete Alterthümersammlung an der Iniversität in Czernowitz und Conservator Romstorfer
ül>er das in Czernowitz zu gründende Landesmuseum."
1890 .Jahresbericht. Seite 52.
{lumulus von Danila,) „Correspondent Prof. Schmidt zeigte an, dass die Durrb-
forschung des Tumulus von Danila (Bukowina) demnächst erfolgen wird."
1890. .lahresbericht, Seite *.»7.
[Manuscript.) ^Conservator Isopescul in Czernowitz machte aufmerksam auf ein
Manuscript liturgischer (iesange in kirchenslaviscber Schrift."
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Aus DEN MiTTHEILUNÖKN DEB K, K. CeNTEAL-CoMMISSION. 63
1890. Band 17, Seite 80.
(Sereth als Fundort archäologischer Gegenstände), von consenator c. a.
Konidtorfer. (Mit einer Illustration).
1891. Band 17, Notiz 103, Seite 123.
[Suczawa) „Correspondent W. Schmidt hat der C'entrairommission sehr werthvolle
MiHheiiungen über die archäologische Bedeutung der Stadt Suczawa gemacht, die, früher Re-
sidenz der moldauischen Hospodare, in der Mitte des 1«. Jahdmnderts aus mannigfaltigen Tr-
sachen ganz gewaltig an Bedeutung verlor. Die stolzen Bauten der ehedem bei Hofe bedienstet
gewesenen rangsüchtigen und titeldurstigen Bojaren, deren Gassenfronten mit Gemälden heimi-
scher Gescliichts-Kreignisse geschmückt waren, verschwanden spurlos. Von jenen 40 Kirchen,
deren mit dem morgenländischen Doppelkreuz geschmückte Kuppeln die ehemalige moldauische
Hauptstadt zu einem Klein-Byzanz machten, haben nur elf den Zeitläuften Widerstand zn
leisten vermocht. Einige haben auf den Innenwänden noch ziemlich wohl erhaltene Fresken,
welche einen italienischen Einfluss nicht verleugnen können.. In technischer Beziehung verdient
unter allen diesen Kirchen die sogenannte Miroucer Kirche die meiste Berücksichtigung. Sie
liegt am Ostende der Stadt an der Xordseite eines Höhenzuges, auf desben Vorsprung gegen
Nordwesten die spärlichen Trümmer der alten Fürstenburg stehen. Die Miroucer Kirche ist ein
vollendet stylgerechter byzantinischer Kirchenbau, der ein besseres Schicksal verdient hätte, als,
der schützenden regelrechten Dachdecke beraubt, den vandalisch wirthschaftenden Händen der
Fruchtmakler zu dienen, die sie zum Schüttboden bestimmten. Das Schloss ist in seinen Kuinen
eine ergiebige Fundstelle für mittelalterliche Münzen, namentlich die Stelle, wo sich die Burg-
kapelle befand und wo über Manneshöhe emporstehende Mauerreste mit Freskenresten erhalten
sind, die die gewaltsame Zerstörung des Baues durch Sprengung überdauert haben."
1891. Band 17, Notiz 104, Seite 1*23.
(Menzel. ) ,,Corre8pondent W. Schmidt berichtet ül)er das Dörfchen M e r i z e i in
der Bukowina. Einen merkwürdigen Fleck Erde bildet das Dörfchen M e r i z e i nächst der
ersten Htatiou Hatna der Lemberg-C'zernowitz-Suczawaer Bahn, zwischen Hügel gebettet und
von einem Wildbache gleichen Namens gegen Hatna begrenzt. Die reichen hier gemachten
f»oldf linde zogen die allgemeine Aufmerksamkeit um so mehr auf diese Siedlung, als es wohl
bekannt war. dass mancher Bauer durch den unter der Hand geschehenen Verkaiif des von
dem launenhaften Zufalle ihm in den Sv-hoss geworfenen, an gewinnsüchtig lauernde Zwischen-
händler abgegebenen Fundes zu Wohlstand gekommen sei. Selbst amtliche Recherchen erwiesen
sich bei der austiuchtreichen Schlauheit so des Finders und Feilbieters, wie des Käufers als
fruchtlos, bis endlich im Jahre 1878 sicher zu verfolgende Spuren auf die Thatsache führten,
da^^ nach einem starken Regengüsse im Juli, nach dem Fallen des Wildbaches Merezei, ver-
schiedene üoldgegenstände wieder gefunden, aber verheimlicht und um ein relatives Spottgeld
an einen wandernden Händler verkauft worden seien. Finder und Käufer wurden zu Stande
>^ebracht und samiut den Fundgegenständeu in die Bezirkshaujitmannschaft gestellig gemacht.
Verzeichnet wurden ein schweres nuissives goldenes Armband primitivster Form in
Schlangengestalt, und einige dergleichen Fibeln. Sämmtliche Stücke zeigten bedauerliche Spuren
von Reibung mit dem Gesteine des Torrentes, über welch letzteres der dahinstürmende Wasser-
schwall desselb^ sie rollen liess. Auch ein Mahlzahn eines Trsus primogenius kam bei dieser
Cielegenheit zum Vorschein. Der damalige Bezirkshauptmaun Anton He seh mann sah sich
veranlasst, mit einer Commission an Ort und Stelle sich zu begeben, um durch eingehende Be-
richtigung des Terrains die Provenien-^ der Funde feststellen zu können.
Correspondent Schmidt war dieser Commission ))eigezogen und verfolgte den Lauf
de» Wildbaches stromaufwäi ts, um irgend ein leitendes Anzeichen zu entdecken. Obgleich er
bis zur Quelle vordrang, war nichts auffallendes oder massgebendes zu sehen, und es kann mit
aller Bestimmtheit angenommen werden, dass derlei (ioldfunde nur bei besonders reicher Wasser-
fölle des Wildl>ache8 in einer nicht unerheblichen Entfernung von seiner rechten oder linken
\ 'ferscite und wohl von dieser als der sich verflachenden, ausgewaschen und davongeführt werden,
sobald die wilde Fluth eine Höhe erreicht hat, imi ihre Strömung auch über dem Bergungs-
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64 Aus DEN MlTTHBILÜNGEN DER K. K. CENTRAL CoMMISSION.
platze der Werthsachen spielen lassen zu können. Die zu etwaigen Nachgrabungen miüieran-
gezogenen Landleute versicherten, keine Ahnung darüber zu haben, woher all' diese Schätz*^
kämen.
Dagegen war derselbe so glücklich, eine andere Entdeckung machen zu können. Bei d^iu
Rückgänge spähte er in Sehweite in der Gegend herum und gewahrte eine nach Osten stril
abfallende, nach Westen aber sanft verlaufende Höhe von beiläufig 20 m, deren Gipfel mii
einem, von einer Buche bestandenen Tumulus gekrönt war. Oben angelangt, bemerkte er dir
ihm von anderwärts her nur zu gut bekannten, profanen Augen aber unsichtbaren Boden welhm,
die jederzeit eine frühere (irabstätte erkennen lassen. Der Tumulus hielt so ziemlich die Mitte
des Plateaus ein, während ringsherum die eingesunkenen Grabstätten sich unterscheiden Hessen
Trotz des stark hereinbrechenden Abends hatten der Herr Bezirkshauptmann und die ubrigeo
Commissions-Glieder den liugel bestiegen und Schmidt wies auf seine Entdeckung und lies*,
als seine Worte ungläubig belächelt wurden, unter den von ihm bezeichneten Stellen freie Wak!
pBegen, um durch einen Querdurchschnitt vorläufig nur den Beweis der Richtigkeit seiner .\a
schauung zu erbringen, und brachte auch aus drei derartigen Ruhestätten so voUständifc cald-
nirte Wirbelsäulenreste zu Tage, dass man Mühe hatte, einige Stücke in einem Gla^e zu dem
Behufe sicher heimzubringen um in aller häuslichen Ruhe, mit Zuziehung von Sachkundigen,
das beiläufige Begrabensein dieser menschlichen Reste bestimmen lassen zu können. Mehrer?
Aerzte erklärten, um in diesen Zustand der Verkalkung zu gerathen, müsse das Knochengerü>tt^
des Menschen mindestens zweitausend Jahre im Boden gelegen haben, was zu dem Beschlnä9»
führte, demnächst, nach eingeholter Bewilligung des Grundherrn Baron Johann Kapri. genanf
Suche, Nachgrabungen und Aufdeckung des Tumulus zu veranlassen. Die Kostenfragen ver-
schoben vorläufig die Ausführung dieses Beschlusses.
Von weiteren Goldfunden aus der Gegend von Merizei verlautete seitdem nichts, wa>
aber keineswegs ausschliesst, dass derlei Funde gemacht und wie früher verheimlicht wiurlen.
zum vermeintlichen Vortheile des Finders."
1891. Band 17, Notiz 160, Seite 178.
(Conservirung von Baudenkmalen in der Bukowina,) „Conservator Professor
Romstorfer hatte schon im Mai d. J. der Central-Cominission einen sehr wichtigen Berichl
über die nothwendige Conservirung zahlreicher wichtiger Baudenkmale in der Bukowina
vorgelegt. In demselben machte er aufmerksam auf die Klosterkirchen in Putna, SucKawituu
Dragoraima, auf die älteren Pfarr- und Filialkirchen in Horecza. Toporoutz, Sereth (2), Mona
styryska. Suczawa, (4) lUischestie, Petroutz, St. lllie, Radautz, Suczawitza, Solka, Komaresiie,
Arbora, Wolowetz, Ober-Milleschoutz, Satulmare, Kloster Humora, Woronetz, Watra-MoWowitea etc.,
abgesehen von den vielen Holzkirchen. An der Kirche in Humora ist der Mörtel des etwa 1 m
hohen Sockels theilweise ganz, theilweise bis auf den unteren aufgepickten Anwurf, welcher
prächtige Malerei trug, abgefallen. Die gegen 30 cm ausladenden hübschen Sockel -IVofilsteine
sind zumeist locker oder gar herausgefallen, die Fugen meist ganz ohne Mörtel; — das Pflaster
um die Kirche herum hat sich bereits derartig gesenkt, dass es nicht nur nicht mehr den Zweck
erfüllt, sondern geradezu schädlich für den Bau geworden ist. Bei Aufhebung der Klöster i«
diese Kirche Pfarrkirche geworden, die Ikonostasis daselbst ist hoch beachtenswert.**
1891. Band 17, Notiz 176, Seite 183.
( Wehergewicht^ Verschanzung en^ Münzen, \ „Conservator Professor Romstorfer
hat an die Central-(.'ommission berichtet, dass man in der \'orstadt Rosch in Czemowitz 1887
beim Ausheben eines Teiches in )>eiläufig 3 m Tiefe ein ellipsoides 4 cm langes, 3Vj cm dicken
Weberge wicht aus rothgebranntem Thone fand. An der Fundstelle konnten Baumreste und ge-
brannter Thon constatirt werden.
Auf den Höhen von (Turahumora bestehen mehrere befestigte Punkte, Schanzen genazmc.
so eine bei Piciorul, sie ist abgeplattet und umwallt. An einer Stelle erkennt man ein aus Bruch-
steinen aufgefithrtes überwölbtes unterirdisches (Jemach.
In 8chi[>ot nächst Suczawa fand man Münzen altpolnischen (lepräges (16. und 17. Jahrhun-
dert), dann acht Münzen moldauischer und türkischer Provenienz.'*
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Aus DEN MiTTHBILUNGEN DER K. K. CeNTBAL-C0MMI88I0N.
65
1891. Band 17, Notiz 196, Seite \HH.
( Steinkugeln in Suczaioa,) „(.'on-^ervator Komstorfer hat «ier (lentral-CoiiiiuisHion
bekannt gegeben, dass man im Ziergarten nelien dem alten \VohngelȊnde des Archimandriten
in S u c z a w a circa 6 Meter entfernt und in der Tiefe von etwa Vi Meter acht Stück unge-
l*:lhr 30 cm im Durchmesser haltende rauiibearlieitete Steinkugeln fand; eine derselben wurde dem
Landesmuseum öberlassen.*^
1891 Band 17, Notiz 245, Seite 251.
(Die alte gr. ar. Kirche in Reiona ) Pruthaufwärts. in einer Entfernung von etwa
zehn KiloiWeter von Czernowitz, liegt knapp am Waldgebirge, bis zu welchem der Fluss lieran-
Fig. 19.
tritt, die erst vor etwa einem Jahrhundert entstandene Ortschaft Rewnu Vordem befand »ich
daselbst ein zum „Skit-mare" in (iaiizien gehöriges Nonnenkloster, för welches das in Rede
stehende hölzerne Kirchlein erbaut wurde. Eine in die Pfosten der Ilauptthure eingegrabene und
bemalte kirchen« hivische Inschrift lautet nach der Uebersetzung des dortigen Herrn Pfarrers:
„Im Jahre 1744 ist diese Kirche erbaut worden zu Ehren des heiligen Nicolaus durch die P'ür-
sorge und Mühewaltung des ehrwürdigen Hieromonachen Isaias, Pro-Igumen des Skit-mare,
(irunder dieses Ctebäudes, zur Ablassung seiner Sllnden, Amen Nachher ist diese Kirche renovirt
worden 1764.'* Unter dem erwähnten Gebäude durfte djis nun Bchon verschwundene Klosterhaus
gemeint sein. Seit .\ufhebung des Klosters im Jahre 1784 diente die Kirche bis zum Jahre IH89
als Pfarrkirche, in welchem Jahre in der Nähe der alten baufällig gewordenen KircHie eine neue,
etwas grössere Pfarrkirche errichtet wurde. Das ehemalige Kirchlein ist eines der ältesten aus
Holz hergestellten Denkmale in der Bukowina un I vermöge seiner Form und .Vusfuhrung wohl
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66
Aus DEN MiTTHEILDNGEN DEB K. K. CeNTBAL-CoMMISSION.
der interessanteste derartige Bau. Ohne der später hinziigerü^ten halboffenen und nchlies^lieh
ganz verschalten Vorhalle int die Kirche kaum 13 iii lang, während die gn^sste Breite 8 in betripjL
Der (Jriindriss, vollBtändig
typisch nach den alten gr.-
or. Kirchen gebildet, zeigt
ein auf der Westseite gele-
genes Vorschiff, den soge-
nannten Weiberstand, femer
das Hauptschiff oder den
Männerstand mit zwei klei-
nen Seitenapsiden und d«i
Altarraum (Hanctuarium .
welcher polygonal alw»chlies*i
und nel>en welchem sich ein
Kämmerchen befindet. I)a<
Vorschiff, jetzt gegen da>
Hauptschiff zu ganx offen,
war ehedem, wie man deut-
lich erkennt, durch eioe.
wahrscheinlich eine ver-
schliessbare Thüre enthal-
ter.de Wand vom Haupt-
schiffe getrennt. Die r.wpi
im steinernen Fussboden
noch sichtbaren lA>cheT
dürften für die Thurpfosten
dieser Wand gedient habea
Ueber dem niedrigen Vor
schiffe ist die sich nach ihrer
ganzen Breite g€^n d»
Hauptscluff zu öffnende Em
pore angeordnet, von welcher
aus ehedem eine Thöre a«f
den an der Westseite ange-
ordneten balconartiger» offe-
nen Gang führte. Das Haupt-
schiff trug die achtseitij^.
zur Verjüngung venniiteli
Fig. 20 und 21.
eine Laterne übergehende Kuppel.
nach oben in eine Laterne übergehende Kuppel. Den üebergang
daselbst ein in Holz hergestelltes Zahnschnittgesims. Djis Dach ist steil, tritt nur wenig Gl»eT die
Wandflächen vor und trägt zwei, der Laterne gleich gestaltete schlanke Thürmchen ; im unteren
Cieschosse ziehen sich ringsum noch flache, sehr weit ausladende Dachflächen Die W'ände, auf
Bruchsteinuntermauerung ruhend, sind in Blockbau aus Halbholz hergestellt; die oberen, durch
keinen Dachvorsprung geschützten Theile derseU)en tragen eine gemusterte Schindelverkleidunf.
Die Dacheindeckimg ist mit »Schindeln hergestellt, die schlanken Thürmchen sind mit Blech ein-
gedeckt. Der Fussboden ist im Vorschiff mit Bruchsteinen gesichert, im Uebrigen aas Pfosten
hergestellt; das Sanctuariura und die südliche Apside wurden um eine Stufe erhöht angelegt
Die HauptthUre. nur 90 cm breit und 170 cm hoch, befindet sich auf der Westseite, wahren^
auf der Nordseite eine Nebenthüre angeordnet erscheint. Zwischen .\ltarraum und Hauptschiff
steht die dreithürige. in Roccocoa»-cl»itektur mit reichen Schnitzereien und Vergoldungen aus^ge^
führte Ikonostase, deren Bilder im Allgemeinen sehr gut gemalt sind. Da der obere Theil der
selben einen ganz anderen Charakter tragt und zum unteren Theile auch in Bezug auf die Di-
mensionen nicht pa.'ist, dürfte er einer alten Bilderwand entnommen worden sein'. Im Para{»ei
findet ulan die Jahreszahlen 1791 und 1792. Vor der Bilderwand stehen vier aus Holz gedrehte
grosse I.ieuchter für je drei Ker/en. Das Sanctuariiim enthält den Altartisch, über welchem au
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Aus DBK MlTTHBILUNGflN DBB K. K. CeNTBAL-CoMMISSION* G7
der Decke ein Bild hängt, unter dem »ich ein anderes, jedenfalls älteres Gemälde beßndet, ferner
an einer Ecke eine aus Lehm erbaute Feuerstelle Die südliche Seitenapside ist mit fünf Steh-
lehnen (Strani) eingerichtet. Mit Ausnahme der Contouren der Apsidenöffnungen, welche mit
Linien eingefasst erscheinen und einer cartoucheartigen Flächenberoalung in der Hauptapside,
sind die Wände im Innern in einfacher Hohelung belassen. Aussen ist der glatt gehobelte und
durch den vorerwähnten Gang geschützte untere Theil der Westfa9ade auf Gypsgrund ßgural
liemalt. Der Thurflügel enthält in hübscher Conception die Darstellung eines Engels, welcher
mit der Linken ein Kind führt, während seine rechte Hand auf das Auge Gottes hindeutet. Die
iibrigen Malereien sind grösstentheils abgefallen. Die Holzarbeiten erscheinen in verhältniss-
müHsig sehr correcter Weise, mit grosser Sachkenntnis und Sorgfalt durchgeführt; leider steckt
im gesammten Bauwerk, für welches merkwürdiger Weise Linden- und Eschenholz verwendet
wurden, sowie in der Ikonostase der Holzwurm, dessen Zerstörung grosse Fortschritte macht.
Infolge ungenügender Fundirung und rutschigen Untergrundes hat sich die Oslseite der Kirche
gesenkt, wodurch hauptsächlich dieselbe baufällig geworden ist und nicht mehr benützt wer-
den kann (Fig. 19, 20 und 21).**
1891. Jahresbericht, Seite 37.
(Zur Errichtung des Landes- Museums.) „Die Oonservatoren in der Bukowina:
Schiürath Isopescul, Schulrath K 1 a u s e r und Professor Komstorfer setzten die Central-
Commission von der in der abgehaltenen Enquete- Versammlung in Betreff Errichtung eines Landes-
Museiirns in Czeniowitz gefassten Resolution in Kenntnis und ersuchten um Ertheilung eines
Mandates, durch welches sie ermächtigt werden, die weiteren Schritte in dieser Angelegenheit
zu unternehmen. Referent Director Dr. Ilg beantragte folgende Beantwortung: ,Mit lebhaftem
Interesse hat die Central-Comraission aus dem Schreiben vom 24. Juni d. J., Z. 120, entnommen,
dass nunmehr für das Entstehen eines Landesmuscu ms- Vereines in der Bukowina gegründete
Hoifhuiig vorhanden ist Die jetzige Vereinigung hervorragender Persönlichkeiten des Landes
scheint jene Kräfte zu enthalten, die eine Verwirklichung des schon so lang von der Central-
Conimifision gebilligten Projectes zu diesem Ziele mit grosser Wahrscheinlichkeit und zur hier-
ortigen Befriediginig erwarten lassen. Die Massregeln, welche zur (Gründung eines Landes-
Museums in der Bukowina getroffen werden, erscheinen ganz im Geiste der Central-Commissiou
gehalten und haben überhaupt bisher nur erfreuliches zu Tage geliefert, daher die Central-Com-
mission sich mit der Mittheilung der drei Herren Oonservatoren ganz einverstanden erklären
kann und ihrer vollen Zustimmung hierUl)er Ausdruck gibt.' Besagter Antrag wurde zum Be-
schlüsse erhoben. In der Folge berichtete Professor Romstorfer neuerlich über die günstige
Entwicklung der Angelegenheit einer Errichtung dieses Landesmuseums. (Jahresbericht 1890,
Seite 39^"*)
1891. Jahresbericht, Seite 111.
{jRestaurirungS' Arbeiten in gr.-or. Kirchen.) „Conservator Romstorfer er-
stattete einen eingehenden Bericht über die ehemalige Klosterkirche zu R e v n a in der Bukowina.
Derselbe erstattete auch einen Bericht Ober die von ihm untersuchte ehemalige Klosterkirche in
S o I k a und die zu A r b o r a, und wurde l>eschlossen, die Aufmerksamkeit des k. k. Ministe-
riums für Cultus und Unterricht auf diese Denkmale zu lenken. In der Folge machte derselbe
weitere Mittheihmgen in Betreff der Restaurirung der erwähnten durch Blitzschlag zerstörten
Kirche zu S o 1 k a. Auch berichtete derselbe Conservator über die nothwendigen Restaurirungs-
Arl>eiten in der Klosterkirche zu H u m o r a, und wurde über Antrag des Professors L u n t z
Iteschloflsen, die liesagte Restaurirung l»eim'k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht zu be-
antragen. Femer machte derselbe aufmerksam, dass den Kirchenbauten in der Bukowina über-
haupt nicht die erforderliche Sorgfalt zugewendet werde. Die ('entral-Commission anerkannte
die l^estondere Wichtigkeit dieses Berichtes, wahrte aber hiebei ihren Standpunkt mit dem Be-
merken, dass sie von den wenigen vorkommenden Restaurinmgen in der Bukowina leider keine
Anzeigen erhiilt. wie denn überhaupt fast nichts versucht wird, die an so vielen Orten bestehenden
bauliehen Uebelstände zu beueitigen.**
*; Vergl. anch Jahresbericht 1HH9, Seite 38.
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6^ Aus den Hittheilüngen der k. k. CentbalCommission.
1891. Jahresbericht, Seite 111.
{Erdwerke.) ^Conservator Schulrath K l a u s e r berichtete iiber einige Erd werke t*'
ü u r a h u ra o r a. die aus dem Jahre 1^54 Rtammen und als Orenzliefestigungen dienteo.*
1892. Band 18, Seite 44.
(Die griechisch-orientalischen Pfarricirchen in Sollca und Arbora.) vom co^
servator Carl A. Komstorfer. Mit einer Tafel.
1892. Band 18, Notiz 50. Seite 116.
(Münz- und Gold f und.) ^C-orrcKpon<lent Pn»fe8«or \V. Schmidt in Snczawa h£
an die Central-C'oramission berichtet. (\ttHB sich gegen Ende Mai d. J. ein interessanter MHii^uT>'i
dort zugetragen hat. Man machte denselben am Nordostende der Stadt an der Au8iniind:iM
der Wasserleitung. Es waren 101 Stück Münzen mit sehr stark aufliegender Patina, Bei es
herer Untersuchung erkannte man, dass man es mit türkischen, polnischen und lithaiiiiscfc^'
Münzen zu thun habe, Kupfermünzen gewöhnlicher Sorte. Nur zwei Stück waren darunter. <Bf
beachtenswerth erscheinen: eine moldauische silberne l'iastermünze Peters, des Vorgängers Stephas
des Grossen (vor 1456). der nur sehr kurz regierte, und eine zweite, ein Mes.singjetton der Sta-r
Wien 1683, eine Nothmünze. — In den ersten Tagen des Monats Juni fand man l»ei Meriw
einige (»oldgegenstände, zwei Stücke, eines \)^/^ Ducaten, das andere 2 Ducaten schwer. Erscen*-
soll eine Art Fibula mit Anhängseln und Schmelzbesatz gewesen sein.^
1892. Band 18, Notiz 141, Seile '240.
{Steinmetzzeichen,) „An der ehemaligen Klosterkirche Humora finden sich Scfii
metzzeichen, davon einige hier in
Abbildung (Fig. 22) beigegeben sind.
Die Zeichen a bis d erscheinen, wie
C'onservator Rom stör fer berich-
tet, in der Laibung des spitzbogigen
Hauptportales, e bis g wiederholt
an den Sockelsteinen. Jedes Zei- y^„ 22
eben ist .H cm hoch.**
a b c d e J^ g
1892. Jahresbericht, Seite 39.
{Landesmuseum) „Das Curatorium des Bukowiner Landesmuseunis in Czemo^iu
zeigte seine ('onstituirung an. lieber Aufforderung des k. k. MinisteriuniK für Cultus und Unufr-
rieht gab die Central-Commission in der Folge ül)er die Wirksamkeit dieses l.^ndeämuseum$ etn
Gutachten ab und sprach sich hiebe! über selbes sehr vortheilhaft aus.**
1892. Jahresbericht, Seite 62.
(Grabungen und Münzfund.) „Conservator Klauser berichtete ul>er die gertni-er
Erfolge der Grabungen in Ünter-Horodnik (Bukowina) und über einen Munzenfand bei
Sereth. Referent Dr. Kenner bemerkte hinzu: Die durch den Fundort interessanten 3^unz«f
.sind augenscheinlich auf dem Handelswege, welcher das Schwarze Meer und die Donau mit d^r
Ostsee verband, an die Fundstelle gelangt. Sie gehören zu einer (iruppe von Fundmünzm
welche das Bestehen und die Richtung des Weges anzeigen, und ist daher jede neue Oertliehkei:
welche durch solche Funde markirt wird, wichtig.**
1892. .Tahresbericht, Seite 117.
{Gr.-kath. Kirche in Cz^-rnotvitz) „Conservator Professor Rom st orfer berirlr
tete über die zur Deniolirung bestimmte ^^riecbiseb-kniholische Kirche zu (' z e r n o w i t z uiw
über die archäologische Bedeutung ihrer Einrichtung. Uebor Referat des Ministerialrathes I>r
Lind wird gegen die Deniolirung keine Einwen<huig erhoben. Von «ler Kircheneinrichtung t^
mit Ausnahme des .Xltars und der Ikonostasis nichts bedeutend. Diei^e könnten in der neiie?
Kirche wieder Verwendung ünden. l'uter den Messgewiindern befinden sich zwei aus dem vori^f
Jahrhunderte, welche einen höheren Kunstwerth besitzen. Für die Erhaltung deräelben, sowi»-
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Aus dbn Mittheilüngen der k. k. Central Commission. 69
für die Erhaltimg von sonstigen älteren Objecten, welche etwa gelegentlieh des Umhaue» zum
Vorscheine kommen sollten, wäre Vorsorge zu treffen."
1892. Jahresl)ericht, Seite 117.
{Klosterkirche. Humora.) „Ueher Anfrage des Ministeriums sprach sich die Central-
Commisäion in Angelegenheit der Kestaurirung der ehemaligen griechisch-orientalischen Kloster-
kirche zu Humora dahin aus. dass mit Rucksicht .sowol auf das interessante Ohject an und
für sich mit seiner typisch liyzjintischen Anlage, als dessen zum Cultuszwecke noth wendigen Er-
liaitiing die wohlerwogenen Anträge der Bukowiner Landesregierung zur Ausfuhrung empfohlen
werden können, liezü^lich der äusseren Malerei, von welcher die kaum mehr deutlich erkenn-
b.aren Spuren uher dem Sockel wohl nur der Rest einer sich einst vielleicht K\\^t die ganze Fa-
vade erstreckenden farbigen Decoration sein dürfte, könnte es wohl in Anbetracht des gering-
fijgigen Vorhandenseins und der verhältnismässig grossen Kosten von einer Neuherstellung sein
Abkommen finden Dagegen glaubt die Central-('ommi.«»sion ganz besonders die ehethunlichste
Kfcst«urirung der Ikonostasis empfehlen zu sollen."
1892. Jahre8l>ericht, Seite 118.
[Rfjm.-kath. Kirche in Gurahvmnra.) ^lieber das an die Central Commission ge-
langle Project eines Erweiterungsbaues für die römisch-katholische Kirche zu CJ u r a h u m o r a
spra<*h sich die Central -Com mission anempfehlend aus."
1892 .Tahresl)ericht. Seite 118.
{Alte gr.'Or. Holzkirche in Revna.) „Conservator Homstorfer berichtete über
die alte Kirche zu Revna. die wegen Haufälligkeit demolirt werden soll. Es wurde beschlossen
anzastrelien, dass zunächst von dieser Kirche sorgfältige Aufnahmen angefertigt werden; sollte es
sich heraiLSstellen, dass ein Theil des Materia Ics brauchbar und wieder verwendbar wäre, so
möchte die Kirche an einer geeigneteren Stelle in ihrer bislierigen Gestaltung aufgeführt werden."
1892. Jahresbericht, Seite 118.
[Gr-or. Pfa)^kirche in Sereth.) „leber Aufforderung des k. k. Mini.steriums für
CiiUiis und rnterricht gab die Central-(-ommi8.sion ihr (iutachten über das von der Landesregie-
rung in Czemowitz vorgelegte Project einer Kestaurirung der griechiHch-orientalischen Pfarrkirche
St. .lohann in Sereth dahin ab. da.ss der eigentliche (iegenstand die Frage der Form ist, welche
das neu herzustellende Dach des Centralthurmes- erhalten soll. Demnach wird das vorgelegte
Project als zulässig bezeichnet; doch schiene der Central-Commission ein Kuppeldach eher zum
(Vntralbau zu passen als ein spitzer Helm,"
1892. Jahresbericht, Seite 118.
{Gr-or. Pfarrkirche in Solka.) ^In Betreff des im Wege des k. k. Ministeriums
für Cultus und l'nterricht an die Central-Commission gelangten Hestaurirungsprojectes für die
griechisch-orientalische Kirche in Solka wurde das bezügliche Project gutgeheissen und zur
Ausfnhmng empfohlen."
. 1892. Jaihresbericht. Seite 118.
{Schweift aus Szipot.) „Kegierungsrath Dr. Kenner referirte über einen Munzen-
f\\\u\ und den Fund eine« alten Schwertes in S / i p o t - K a m e r a 1 e. Conservator H o e h e i m
gab fM.'in C Gutachten Ober letzteres dahin ab, dass selbes aus der Kenaissance-Zeit stanmien dürfte."
1892. Jahresbericht, Seite 11s.
(Terracotta) .,Con8ervator Klauser berichtete übel den Fund eines Terracotta-
HeVi^U in Dragojestie. das an das Czemowitzer Museum abgegeben wunle."
1892. Jahresbericht, Seite 11 9.
(Woronetz,) „Conservator Komstorfer l>erichtete ül>er die zur Kestaurirung gelan-
gende griechisch-orientalische Kloster-, jetzt Pfarrkirche in Woronetz und die danel>en be-
liu«lliclien, zur Demolirung bestimmten Ruinen, wabrseheinlich. wenigstens theilweise, Reste des
ehemaligen Klostergebäudes."
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70
Aus DEN MiTTHSILUNOBN DER K. K. CENTRAL- COMMISSION.
1892. Jahresbericht, .Seite 119.
{Gr.'Or, Pfarrkirche in Radautz.) ^ Der griechistth-onVntalische Pfarrer von OW-
Milleschoiitz herichtete über die Malerei in der Kirche zu Hadaiitz."
1893. Band 1*1, Notiz 1. Seite 60.
(Goldschmuck aus Merizei in der Bukowina.) Am H. Ilande der Mittheilungm
der k. k. (Vntral-Coniniissi«)n Jalirgang 188*2 erstattete <ler nun verstorbene ( 'onju*r\ al^r
V. (i litt er in Seretli Bericht üb« r einiMi l»ei Hatna geiuacliten (lolilfiuid. Im heurigen .laliri
• Anfangs .luni ls'j*2i fand man neuerdings in jener (iegend. vie bereits Correspontient \V. Schmidt
aus Suczawa notilicirte <sub Nr. 50 der Mitiheihingen, islhji (ioblgegenstiinde. und zwar rin
Stück mit circa .'lO tl. und ein zweit<'S mit circa 10 ti. reinem Gobiworthe. I)iesell>en wunien
bereits durch das Bukowiner Landesmuscum angekauft und erscheinen so dem Lamb' erhahen.
während gewöhnlicli 'thunlicbst verheimlichte) Funde. Münzen etc., besonders aus der liegend
von Suczawa, durch Zwischenpersonen an Händler nach Jassv und Bukarest gelangen.
Von Sereth erstreckt sich nach Süden ein Hochplateau, das geg<'n Suczawa hin in ein
gnisstentheils bewaldetes, diirch tiefe Scliluchteu zerrissenes Hügelland übergeht. Den bedentend
sten Terrain-Einschnitt bildet der im Hochplateau entspringende, genau südlich gerichtete Hatns
oder Merizei-Bach. an <les8en beiden Tfern sich an seinem T'nterlaufe die langgestreckten Orte
Merizei und Hatna, letzteres am links.seitigen l'fer. berinden. Im Mittellauf des Baches, etwa-
oberhalb Merizei. und zwar auf dem entgegengesetzten hoch gelegenen Ufer liegt der HngfS
Zamezysz, de.«isen Name auf ein ehemaliges festes Lager hindeutet imd auf welchem, nach Mir-
theilung des Ingenieurs A. Is s e c z e s c u 1. Spuren von Brandgräbem bemerkbar sind. In diesTm
ßaclie nun wurden nach einem Hochwasser die zwei in Iv'de stehenden, unten in Fig. iiJ in
natürlicher Grösse abgebildeten (ioldgegenstände von einem (irundbesitzer aus Merizei aufgefunden
Hie Fundstellen der Stücke kann loder will vielleicht) der Bauer nicht mehr angel>en.
Das grö.ssere der Stücke besteht aus einem massiven Kiuge, au welchem drei beweglirl*.
ebenfalls ganz aus (iold hergestellte Ringe hängen, die ol>en je un*t einem angefügten, nnt .\I
mandinplätlcheu ausgelegten On«
mente versehen sind, an der rnler^iie
aller zu einem Hacken ausgehHmmert
erscheinen, der sich in einer Entfer-
nung von P/i mm unter dem Orna-
ment hinzieht. In diesem Zwischea-
raum wurde unstreitig der Stofl* (festes
Leder V) geschoben, auf welchem der
Schmuck - wahrscheinlich die eine
Hälfte einer Spange bildend — mit
dem in der Zeiclmung ersichtlichen
neun goldenen durch angeschmiedete
Oesen gehende Nieten befestigt war.
Der zweite, ebenfalls massiv in
(lold geschmiedete und mit Almundii^
(das mittlere Sti'ick knopfiormig) ausgelegte Schmuckgegenstand hat an seiner rnterseite «mm
perlstabartig ausgeschnittenen, rundumher laufenden (lolddrath angeliUhet und besitzt in der
Mitte einen durch die (irundplatte nach abwärts reichenden, 5 mm langen. 2 mm starken
Silberstift.
Die beschriebenen Schmuckgegenstäude sind im Charakter und der Ausführung ziemlich
älndich und dürften orientalischen l'rsprungs sein. K o m s t o r f e r.''
Fig. 23.
1893. Band 1«), Seite 117.
Das Tartaren-Denkmal bei Warna.
Mit einer Illustration.
\'om Couservator Carl A. H o ni s t o r f r r
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Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K. K. CENTRAL- COMMISSION. 7l
1893. Band 10. Notiz 61, Seite 138.
{Münze.) „Dr. Kaindl in Czernowitz luit der Central-Coninüssion initgetlieilt. dass
sich im Münzcabinet der dortigen Universität eine Münze von I^ucinR Veras ( M>1 72) befindet,
welche vor etwa 273 Jahren hei der Anlegung einer Strasse, welche die Neiigasse und den ka-
tholiüchen Friedhof ver]>indet, in der Tiefe eines Meters gefunden wurde. Sie wurde am F\ind-
orte für das genannte (*abinet erworben.**
"^"erzeiclxxiis
der Conservatoren und Correspondenten der k. k. Central-Commission.
a) ConBervatoren.
Mikulitsch Andreas, pens. ('ameral-Be/irksbaumeister in Czernowitz, bereits im Jahre
1872 angeführt.
Isopescul Demeter, k. k. Schulrath und Director der Ijehrerbildungsanstalt in Czemowitz;
für die lU. Scction, Ünterr.-Min -Erlass vom 14. Sept. 187.^, Z. 9(513.
Petrinö Otto, Freiherr von, Präsident des Laudescultur- Vereines in Czernowitz; für die
I. Seotion; 1872 bis KS7«J.
Schwerdtner Victor. Architekt und k. k. (Tcwerbeschul-Professor in Czernowitz; für
die II. Seetion; von 1877 bis 1878.
Outter Josef, Ritter v., pens. Hauptmann in Sereth; für die 1. Section ; von 1880
bis 1885.
L a i z n e r Josef, Director der k. k. Staatsgewerbeschule in Czernowitz ; für die II. Section ;
von 1880 bis 1887.
Klauser Heinrich, k. k. Schulrath und Gymnasial-Direclor in Radautz ; für die I. Section ;
It. U.-M.-Erl. vom 31. Jänner 1887, Z. 2542i» ex 1886.
Romstorfer, Carl A., Architekt und k. k. Gewerbeschul-Professor in Czernowitz; für die
II. Section; lt. U.-M.-Erl. vom 8. Mai 1888, Z. 2686.
b) Correspondenten.
Getzlinger I..eopold, Dr., k. k. Bezirksarzt in Wiinitz, früher in Kim polung. seit 1881
Kasprzycki Carl, Dr., k. k. Bezirksar/t in Wiinitz ; von I88I bis 1884.
Losen h Johann, Dr., k. k. T'niversitätfiprofessor; seit 1881; 1893 nach On»z über-
siedelt.
Miknlitsch Andreas, pensionirter Ca meral- Bezirksbaumeister in Czernowitz; von 1881
bis 1884.
Neubauer Ernst Rudolf. Gymnasiai-Direktor in Radautz; von 1881 bis 1890.
Neumann Ferdinand, k. k. Baurath i. P. in Czernowitz, früher Leiter des Baubezirks
in Sucxawa; seit 1871.
Wickenhauser Franz Adolf, k. k. Finanzrath in Czernowitz; von 1881 bis 1891.
Kluczenko Basil, Dr., k. k. Sanitätsrath in Czernowitz, früher k. k. Bezirksarzt in Su-
ez« wa ; seit 1883.
StefanelH Theodor, k. k. Bezirksrichter in Kimpolung, früher k. k. Kreisgerichts Adjunkt
in Suczawa; seit 1886.
Laizner Josef, k k. Gewerbeschid-Director in Czernowitz; seit 1888.
Schmidt VV^ilhelm, k. k. emer. Gymnasial-Professor in Suczawa; seit 1889,
Olinaki-OlinesCU Dionys, k. k. Finanz-Coneipist in Czernowitz; seit 1891.
Polek Johann, Dr., k. k. Universitäts-Bibliotheks-Custos in Czernowitz; seit 1893.
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Die Anthropologische Geselischaft in Wien in ihrem Verhältnisse
zur Bul(owina.
Von Dr. Raimund Friedrich Kaindl.
Die Beziehungen zwischen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und der
Hukowina reichen bis in das erste Jahr des He^tehens der Gesellschaft zurück. Schon im ersten
Mitgliedervereeichnis derselben, das in dem kurz nach dem Inslebentreten der Gesellschaft am
30. März 1870 heniu6gegeben«*n Probehefte ihrer Mittheilungen veröfTentlicht wurde, erscheim
Otto Freiherr von Tetrino als Mitglied ders»*lben Aus seiner Feder bringt auch schon die
vierte Nummer derselben Mittheilungen, wertvolle Berichte über Funde von Steingeräten in der
Bukowina; und in den an das k. k. Nnturhistorische Hofmuseum übergangenen Sammlung*^,
der Gesellschaft wird uns als ein Geschenk Petrin o's der erste uns erhaltene Steinfund a«b
der Bukowina aufbewahrt.
P e t r i n o hat auch in den folgenden Bänden der Mittheilungen einige Aufsätze ver-
öffentlicht, doch haben die-selben keinen unmittelbaren Bezug auf die Bukowina Bald scheinen
überhaupt alle Beziehungen unterbrochen worden zu sein und zwar für eine lange lieihe M^n
Jahren. Erst im .fahre 188H wurde wieder die unterbrochene Verbindung hergestellt, indem 1er
Obersliibsarzt Dr. A. W e i s b a c h der (»esellsohaft die Arbeit des Miyors H. von Himmel
über seine Körpermessungen in der Bukowina vorlegte. Seit dieser Zeit sind un.sere Beziehungtn
zur Anthropologischen (icsellschaft immer reger geworden.
Schon im Jihre 1.S89 hat Major Himmel der (tesellschaft reiches Matefrial über dix^
Huzulen. Humanen und Riithenen in der Bukowina, das auf seine Veranlassung zumeist von
Priestern gesammelt worden war. ül)erlassen. Da der Berichterstatter sich damals bereit*. *cii
mehreren Jaliren mit der Volkskunde der Hu/ulen beschäftigt hatte »md gerade im Jahre I8>«§
die Arbeit über die Kutheuen in der Bukowina verötteutlichte. so vertraute ihm die Gesellschaft
im Jahre 1890 dasjenige Material aus der Saniniliuig Himmels an, welches auf die Ilurulen
Bezug hatte. Auf Grund demselben und seiner eig«Mien langjährigen Forschungen verfsÄSte der
Berichterstatter die umfangreiche Arbeit über die Huzulen, welche gegenwärtig, von der Anihrv-
pologischen Gesellschaft subventioniert, im Verlage der Buchhandlimg Holder in Wiec
erscheint. Indessen hat auch das Material über die Rumänen einen Bearbeiter in Hern
D. Olinski-Olinescu gefunden, der eben mit der Sichtung desselben beschäftigt isJ.
Sehr reich, wenn auch nicht in allen seinen Theilen von gleichem Werte, ist das Matertal ilber
die Kuthenen, welches bisher nicht verwertet wurde, da der Schreiber dieser Zeilen, welcher
auch die Bearbeitung des8ell»en geplant hatte, durch andere Beschäftigung daran verhindert wurdt-.
Seit dem Jahre 1889 begann bereits auch der Präsident der Anthropologischen «iesdl-
schaft. Freiherr von A d r i a n - W e r b u r g. in seinen „Jahresberichten'* auf die Bukowina
Rücksicht zu nehmen, also gerade in der Zeit, da in der Bukowina das Interesse an der ethn«i
graphischen und prähistorischen Forschung rege geworden war. Zunächst enthielten die Herichif
nur einzelne Notizen; seit 1891 bieten sie aber eingehendere Mittheilungen über die Bestrebungen
in der Bukowina auf prähistorischem und ethnographischem Ciebiete. Der Jahrgang 1891 der
Mittheilungen bringt auch bereits einen kleinen Aufsatz aus der Feder des Berichterstatter*,
und die Mittheilungen des folgenden Jahres die wertvolle .Vrbeit (\ A. Roms torfers ül'cr
die Bauernhäuser in der Bukowina.
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Die Anthbopologischb Gesellschaft in Wien etc. 73
Im Jahre 1890 erhielt die Gesellschaft vom Herrn Hofrath Albin von Hammer acht
Steingeräte aus der Bukowina. Sie befinden sich, wie das von Petrino geschenkte, in den
Sammlungen des k. k. Naturliistorischen Hofmuseums und werden weiter unten näher be-
schrieben werden.
Hatte die Anthropologische dresellschaft schon die in» Jahre 18t>0 erfolgte Eröffnung des
Münzen- und Antiquitätencahinets an der Universität in Czernowitz und ebenso den vom Bericht-
erHtatter in demselben Jahre angeregten Plan der Errichtung eines Ethnographischen Museums
in Czernowitz mit Interesse zur Kenntnis genommen, so l>egrüMste die im Jahre IH92 die Be-
gründung des Landesmuseums mit besonderer Sympathie und leitete mit demselben sofort den
Schriftentausch ein.
Endlich ist zu erwähnen, dass die Anthropologische Gesellschaft im Jahre 189'2 beschlossen
hat, Ausgrabungen zu prähistorischen Zwecken in der Bukowina vorzunehmen, und in diesem
Jahre durch den Berichterstatter diesbezügliche Verhandlungen mit dem Landesmuseum eröffnete.
II.
Die oben erwähnten St ein gerate aus der Bukowina, welche in den Jahren 1H70 und
IHUO in den Besitz der Anthropologischen (Tesellschaft gelangt sind, l>efinden sich derzeit in der
prähistorischen S<immlung der anthropologisch-ethnographischen Abtheilung des k, k. Naturhisto-
rischen Hofmuseums. Es sind neun Objecte, welche dasellwt in einem (Jlaskasten aufge-
stellt sind.
Inv. Nr. 1990. .Streitaxtfragment aus lichtem, verwitterten mikrokrvstallinischen feldspat-
und quarzhältigen (lestein, 7 cm lang, neolithisch, aus Czernowitz ; Geschenk des Freiherrn
Petrino. Vergl. die Bemerkungen unten im Abschnitt HI.
Inv. Nr. 15090. Feuerstein bei I nordischen Typus; 13 cm lang, 4 cm breit, neolithisch,
aus Kuczurmare Geschenk des Hofrathe« Hammer. Diese .\xt ist verhältnissmässig schmal
und dick, so dass ihr Kopfende (quadratisch ist. Man vergl. etwa bei S. Müller, Stenaldcren die
Fig. 59. Die schmalen Seiten der Axt sind nicht geschliffen.
Inv. Nr. 16091. Desgleichen, gleicher Typus, doch flacher; 10 cm lang, 4 cm breit,
nf'olithiscli, aus Franzthal, Cieschenk de« Hofrathes Hammer. Diese Axt hat ein rechteckiges
Kopfende ; vergl. etwa Fig. 02 bei Müller a. a O. Sie ist weniger sorgfältig geschliffen als die-
jenige unter 15090* an den schmalen Seiten ebenfalls ungeschliffen.
Inv. Nr. 15092. Mittleres Bruchstück eines durchbohrten Steinhammers aus Diorit;
5 7 cm lang, neolithisch. aus Kaczyka, (ieschenk des Hofrathes Hammer.
Inv. Nr. 15093. Fünf Feuersteinspäne (Messen <»b — 11 cm lang, neolithisch, aus Kirli-
baba, (beschenke des Hofrathes Hammer.
Erwähnt sei noch, dass im Arcliiv der prähistorischen Samuilung Fase. XIII (Bukowina)
eine Copie der bekannten Karte der Fundstellen prähistorischer Gegenstände in der Bukowina
von D. Olinski-Ülinescu aufbewahrt wird.
III-
Es erübrigt uns noch auf jene Artikel in den Mittheilungen der .Vnthropologischen Ge-
sellscliaft hinzuweisen, welche auf die Bukowina Bezug haben. Der besseren Uebersicht halber
wiederholen wir hiel>ei auch die schon früher genannten.
O. von Petrino, Steingeräte aus der Bukowina I, 109 f. — Bericht über eine Steinaxt
aus Syenit aus Suczawa, ferner eine im Jahre 1805 in Kisseleu gefundene Steinaxt, über zwei Aexte
aus Mamomitza und endlich über das oben genannte Steinaxtfragment aus ('zernowitz. Freiherr P e-
trino hat aus der Be.schaffenheit des Materials des letzteren (Gerätes, dem auch die in Kisseleu
und Mamomitza gefundenen, an Aussehen geglichen haben sollen, besondere Schlüsse gezogen. Er
glaubte aus dem Umstände. da.«6 dickes Materi'.il weniger hart und weniger tauglich erschien, auf ein
besondere« Volk schliessen zu müssen, das diese (leräthe fertigte. Der Schreiber dieser Zeilen hat
sich gegen diese Auffassung schon in seiner (teschichte der Bukowina (IhHH) I. 14 ausgesprochen und
das Material jener Geräte als verwittertes Feldspatgestein erklärt. Diese Auf fjiasung ist gegen-
wartig durch die vom Herrn Custos Szombathy am Objecte selbst vorgenommene und oben
in .\l>schnitt II mitgetheilte Bestimmung als richtig erwiesen. Geräte aus deuiselben Material imd
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74 Die Anthropologische Gesellschaft in Wien etc.
gegenwärtig von demselben AiiHsehen finden sich x. II. auch in den Pfahlhauten des Attervr^
Erwähnt sei noch, dass von der Axt der untere mit der Schneide versehene Theil erhalten k
Dr. Fligier erwähnt in einer Mittheiinng in XI, 100 das Vorhandensein von Kurlian^n-
gräl>ern in der Bukowina.
Dr. A. Weisbach*s Refenit über die von Major von Hininiel in der Bakowina a.
200 Kuniänen und Ruthenen und 100 Israeliten vorgenommenen Körpennessungen. Miilhfi
hingen XVIII, [8;^ f] Vergl. auch in XIX. 111 die von Weisbach auf Grund der Messung
von Himmel ausgeführten Vergleiche unserer Rumänen und Kuthenon mit anderen ße^-olk-
rungselementen.
v. A nd rian-Werl»urg's Berichte ül»er die Bukowina in XIX, [H], XX [33], XXI H
und [19|, XXII [-22] und [28 f.], endlich XXIIl [48 f|.
B. Karpeles, Beiträge zur Statistik der Zigeuner in Oesterreich; mit besonderer B<-
rücksichtigung der Bukowina. Mittheihingen XXI [31 f].
H. V. Kaindl, l'eber die ethnographischen und archäologischen Forschungen in der Bc
kowina im J. 1890. Mittheilungen XXI [33 f].
V. A. Kom Stoffe r, Typen der landwirthschaftlichen Bauten im Herzogthume Buko-
wina. Mit ft Textseiten-Illustrationen und einer Textfigur. Mittheilungen XXII, 103 ff.
~'-i " '
• Am Schlüsse seiner Mittheiluugen gestattet sich der Berichterstatter, den Herren ('iii?tOilt-
des k. k. Hofmuseums F. Heger und J. Szombathy, ferner den Herrn Assistfott
Dr. W. Hein und Dr. M. Hoernes für ihr freundliches Entgegenkommen beim Zuwuiinitii-
stellen des vorstehenden Berichtes seinen besten Dank auszusprechen.
Wien, am 12. Mai 1893.
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Das ehemalige Bukowiner Landesinuseuin,derSerether Museumverein und
das Münzen- und Antiquitätencabinet an der Universität Gzernowitz.')
Von Dr. Raimund Friedrich Kaindl.
Das ohomalige Bukouiner Lande smuscimi 'j ist im .fahre l«r>3 Ijegründet worden, naelidein
snlion sielien .Jahre vorlier die k. k. Central-Conmiission zur Erforschung und Erhaltung von
kunst- und hi.HtoriHchen Denkniah'n in Wien durch die Ernennung einen Conservators die archU-
ologiHche ForHchung im Lande angeregt hatte. ^) Die Theilnahme an der Vermehrung der
Samndung war im Lande yehr rege, 8o dans das Museum mit dem Schhmse des .Jahres 1H71
eine reiclie Fülle verschiedenartiger Ohjecte besass. Es befanden sich nämlich d.asell)st 4*2 aus-
gestopfte Säugethiere mit liiezu gehörenden Skeletten und Präparaten), 205 ausgestopfte Vttgel.
Skelette und Nester. 25 Amphibien und Fische, 673 lns<'cten, 441 («esteiue und Minemlien,
iM» Molnsken, 52 andere Ohjecte (^Sonstige"), 47 Petrefacte, 10.') Alterthümer, CA) Medaillen und
endlich 2.'i43 MUnzen und zwar: IS aus Gold, iKH aus Silber, 1551 aus Kupfer und 13
aus Bronze.
Fm Jahre 1871 war auch der Serether Museum-Verein gegründet worden, der in kurzer
Zeit schon 100 Mitglieder zählte.*) Sein Zweck war, für das Landesmuseum Alterthümer zu
.•sammeln, imd dieser Aufgabe ist der Verein unter seinem thätigen Obmanne .f. E. v. (i utter^)
getreulich nachgekommen. Dem regen Eifer dieses Mannes verdanken wir eine reiche Fülle
von Münzen, Alterthi\mern und fossilen (»ebeinen, die er theils an das Landtsmuseum ablieferte,
iheils nach L.'ebergabe des-sellien an die Fniversität an diese sandte. ^) Nach seinem im Jahre
\XHV» erfolgten Tode kamen zahlreiche Antitiuitäten aus seinem Nachlasse an den romanischen
An-häologen verein, der in demsell>en Jahre in Czernowitz begründet wurde. Dagegen Ir-sie sich
der Museum verein auf.
Indessen waren im Jahre 1«77 die Sammlungen des Landesmuseunis der zwei Jahre zuvor
erJiflneten Franz Josefs-rniversität übergeben worden. ') Da es dasell st aber an einem Kaume
fehlte, in welchem die gesammte Sammlung hätte unterbracht werden kiJnnen, so wurde deu
einzelnen Theilen derselben ein verschiedenes Los zutheil.
Die M ü n z e n wurden unter Schloss imd Hiegel wohl verwahrt, und in gleicher Wei.se
ist mit dem in den folgenden .Jahren einlaufenden (»eschenkon verfahren worder. Die fossi-
len (t e b e i n e kamen an da« zoologische Institut und sind hier von J*rof. V. (»raber
IT l?<i>2j sorgsam behandelt und üliersichtlich aufgestellt worden; durch spätere Erwerbungen
vermehrt, befinden sie sich auch gegenwärtig in dem genannten Üniversitäts-Institute. *) Der
dritte Theil der Sammlungen endlich, die Alterthümer, konnten am allerwenigsten ange-
V) Vergl. Kaindl, Kleine Studien (1893) S. 5 «*.
*) Vergl. Hauptbericht und Statistik fi\r das Herzogthum Bukowina für die J*eriode lHli2
bih 1S7L Herausgegeben von der Bukowiner Handels- und (iewerbekannuer. Lemberg 1872,
S. 3'.)«».
'j Jahrbuch der k. k. Central-Commission 185r>. 8. 31».
*) Hauptbericht S. 409.
*» l'eber (^ u 1 1 e r vergl. V. P r e l i c z im Jahresberichte der rnterrealschule Sereth 1880.^
*) Vergl. den Bericht (1 u 1 1 e r's in den Mittbeilungen der k. k. (Vntral-Commission 1880,
Notiz 21. Die daselbst genannten Fossilien und Alterthümer, und ebenso offenbar auch die
Mimzen befinden sich richtig in den Sammlungen.
') * Protokollarisches Verzeichnis der vom Landesmus?um der Bukowina übernommenen
Alterthümi'r." (>zernovvitz 21. Mai 1877. (iezeichnet: (loldbacher, Vrba und Z a c h a r.
•) Die merkwürdigsten Fossilien sind vom Schreiber dieser Zeilen in seiner (icsenichte der
Bukowina, Czemowitz 1888, L S. (i angeführt worden.
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70 Das ehemalige Bukowiner Landesmüsbum etc*.
iiiei>8on auf l>ewahrt werden. Erst nachdem einzeliie Objecte verdorben oder verloren waren, '
wurden die Antiquitäten dem Prof. A. H a n d 1 üliergeben, der sie in einem (Jlaska^ten sorgfältig
aufstellte. •) Im Jahre IHK«» gelangten sie wieder an die TniverHitätskanzlei zurück. 't Indejacn
waren durch Zusendungen (tutter's einige neue (iegenstände hinzugekommen.
Mit Beginn des Studienjahres IHSS war mittlerweile jener Theil des rniversitatsgebäadcK
welcher bisher von der l^ehrerbildungHanstalt eingenommen war, in die Benutzung der l'niveraiu:
übergangen. Hierdurch ist es dem l'rof. K. K a f u z n i a c k i. der im Studienjahre l>*Hy/W'
Kector war, mr»glich geworden, die Krrichtung eines Münzen- und AnÜ4|uitäten-Cabin€tes ana«
regen, auf welchen Vorschlag auch die Regierung einging. Ein Zimmer wunle eingerichtet, imd
schon am 21. Juli 1S9Ü konnten die Münzen imd Alterthümer dem l*rof. f^oserth. der da;
Custodiat übernommen hatte, übergeben werden. Die Abtheilung für Münzen bestand damal*
aus 35H9 Münzen und Medaillen, is Wertnoten, l Notenphotographie und 3 (lenimen: dir
Abtheilung für Antiquitäten aus «»*,♦ Nummer in HX Stücken.
Mit grossem Aufwand an Zeit und Mühe widmete sich l*rof. Loserth der Bestimmung
der M ü n z e n. Die Zahl derselben wuchs stetig zumeist durch Schenkungen, welche zun» grüs&ieo
Theile durch den Herrn Custos persünlich veranlasst wurden; doch hat auch die Regierung DiMi
der Landtag bedeutende Subventionen dem Cabinete zutheil werden lassen. Wie rasch die Saiußi
lung sich entwickelte, kann man der folgenden Zusammensiellung entnehmen.
21. Juli 1890: 3oH9 Münzen /die Duplikate mitgezählt), IS Werthnoten, 1 Notenphotograpbiir.
3 Gemmen.
29. Mai 1891: 2500 Münzen (ohne Duplikate u. s. w.), 20 VVerthnoten, l Xotenphotograph'h-.
3 Gemmen.
12. April 1892: 28(>3 Münzen (ohne Duplikate u. s. w.); Stand der anderen Objecte umer-
ändert.
29. Mai 1892: 3218 Münzen (ohne Duplikate u. s. w.^; Stand der anderen Objecto unrer
ändert.
1. April 1893; 3721 eingestellte Münzen, Medaillen und Jetons; fast 300 unbestimmte und nichi
eingestellte Münzen; etwa 1000 Dubletten; 13 Bracteaten; Stand der anderen Gbjeci«'
unverändert.
Die Gesammlzahl der Münzen betrug somit am 1. April 1893 über .'lOOO Stück. Sie hat somh
in etwa zwei und cinhalb Jahren um circa löOO Stück zugenommen, ein Krfolg, den wir allein
den Bemühungen des Custos zu verdanken haben. Leider ist uns derselbe aber durch seine am
l. April 1S93 erfolgte Berufung nach Graz entzogen worden. Das (^binet ist gegenwärtig
geschlossen. ■*)
Im Herbste des Jahres 1890 sind auch die Alterthümer durch den Schreiber diejw
Zeilen geordnet worden. Im Laufe der Zeit waren die Zettel und Nummern, welche densell«
beigegeben waren, theils verloren gegangen, theihi auch wohl verwechselt worden. Es galt somit
nach Andeutungen der noch vorhandenen Zettel, ferner den .\ngaben eines im Jahre 1877 ie-
gelegten Verzeichnisses, und endlich durch Vergleich mit einzelnen Berichten in den Mitthei-
limgen der Central-Commission in Wien, die Bestimmung der Objecte durchzuführen. Es iÄ
natürlich, dass dieselbe nicht in jedem Falle gelaug. Das Ergebnis dieser Arbeit ist in eintr
vom Berichterstatter angefertigten und dem Cabinete übergebenen „Bestimmungs-Tabelle «it-r
am 29. Mai 1891 im Cabinete der Universität Czernowitz vorhandenen Alterthümer** verzeichnrt
An dem genannten Tage besass das Cabinet 70 Nummern in «t» Stücken; seither war die Zahl
M Es ergibt sich dies aus dem \'ergleiche des Verzeichnisses vom 21. Mai 1877 mit deiL
unten im Texte angeführten Stande der Sammlung bei der Eröffnung des Cabinetes an (^r
Tniversität.
*) Nach dem damaligen Stande sind sie zun» Theil in der eben citirten Geschichte der
Bukowina beschrieben worden.
') Protokollarisches Verzeichnis vom 17. Deccmber 1?«89. (iezeichnet von HandL
E 1 t e r, r i e t s c h m a n n.
*) Näheres über die Münzen des C'abiuets, insbesondere über die ultmoldauisichen, find*-*
man in der „Bukowiner Rundschau'* Nr. 9+0 ilH9l) und Nr. 1273 (1893); ferner in der Komi
nischen Revue IS90, S. «»50 rt". und in K a i n d 1. Kleine Studien S. ü fl*.
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Das ehemalige Bukowineb IjAndesmuseum etc. 7?
bis zum 1. April 1893 um 2 Nummern, Itestehend aus eben äo vielen Htuekeii geivaehsenJ)
Dieser geringe Zuwachs findet seine Erklärung in dem Umt^tanrlt', daäs gteioliz^'itig mit d^in
Entstehen des Cabiuets an der Universität die Sammlungen für im*f»r ^eplanti^fl n^ues Liinde^-
inuseum ihren Anfang nahmen und die Alterthümer schon dniuaU ziirafi!*! dii^si^M ^Jigefilhrt
wurden. Zufolge einer Eingabe der Museumsleitnng hat sclili**ssliüh aiti ü2. Mür/. \S\i3 der
Senat der Universität beschlossen, alle im Cabiuete der lliiivertiitfit üitfgt'K teilten Alu^rthhmer
unter Wahrung des Eigenthumsrcchtes dem Landesmuseum ah iihvTvfalmn, Die Uebergabc? fand
am 7. April 1898 statt.
Wien, am 14. Mai 1893.
i-y^^
*) Ein Verzeichnis der (legenstände und die Beschreäbun^ ili»r murkvviirdiger(*n deß^tllM'O
findet man l>ei K a i n d 1, Kleine Studien 8. 9 ff. Digitized by CjOOQIC
Zwei Kreuze.
Archäol ogiscli-vaterländiscJi-bistcriscbe Reminiscenz.
Von Prof. Wilhelm Schmidt.
Rührende Pietät für das Forterlien der VerraachtniHse der heinigegangenen Altvordern. Kx
nicht allein in den stolzen Burgen, SchloKsern und Palästen altadeliger (»eschlechter und in dr
stattlichen Häusern wohlhahender, lang angesessener Hlirgerfaniilien, wahre Schätze von (Jefffi**
ätäuden zusammengebracht, welche dem Stoße, «ler N'eredlung dessellien durch die KunsL iui<'^^
und neWn der Lieh- und Werthhaltung des Besitzers, härfig auch durch historische Kemiü-
ceuzen einen imschätzbaren Hort von sehenswertheu, höchst instructiven. alterthümlichen Cnri-
sitäten bilden, die — leider — nur wenigen Auserwählten zu (iesichte konmien. vergönnt wird
In der Oefi'entlichkeit besteht hierüber sehr häutig nicht einmal eine blasse Ahnung ui.^
deshalb entziehen sie sich in den meisten Fällen jeder, wie iuimer gearteten, eingehenderen IV
sprechung. Sie sind für die Wissenschaft, für die culturelleu Ixückschläge der Zeugen vergaii-
gener Tage, so gut wie nicht vorhanden und reihen sich in Folge dessen jenen bekla^nswertbe"
Verlusten an, welche von habgieriger Plünderung zur Zeit an lauernder Kriegsliedrängnis. von dtfl
Sturmfluten plötzlich heranbrechender (tewäsNcr. von schomiugslosen Flammen grosser Feoe^
brUuste, von den vulkanischen Eruptionen und wie die schweren uml verhängnisvollen Heimsuchniigfr
des Krden- imd Menschengeschickes immer noch heissen mögen, veranlasst, auf das Kerbh"U
bitterer I^lienserfahruugen zu setzen sind.
In dem weitgezogenen Kreise der Letzteren l)egegnen wir. so weit auch un.sere Heimii.
die Bukowina, der ehemalige Bestandtheil <los moldauischen Douaufürstenthumes, in die l^er.-
pberie desselben hineingezogen erscheint, zwei unersetzliche i Verlusten von Erzeugnissen hufh
gediehener Kunstentwicklung in der N'eredlung eines, bereits an und fi\r sich edlen Stoflies. l"^
meine, das Missgeschick, welches die beiden, historisc^h vielliesprochenen Kreuze des Fürae.
Alexander L a p u s c h n e a n und der Suczawer griech. -orientalischen Mt-
t r o p o 1 i e betroft'en hat und wohl zunächst in diesen Blättern einer kurzen Erwähnung thrfl
haft zu werden deshalb verdient, um es klar werden zu la.ssen, mit welchen uuberecbenbiree
Factoren wir es zu thun haben und wie verdienstvoll Beiträge zu Museumszwecken seien, weü
es darum sich handelt, die todte Vergangenheit in die lebende (Gegenwart zu dem Ziele hernl»^
zutragen, um in die alte Zeit sich hiueiulel^n, belehrende Vergleichungeu anstellen, das be«Ä
(Gebotene schätzen, zum Fortschritte sich aneiferu und rastlos fortwirken zu können auf dei
nicht eben unbeschwerlichen Bahnen cultiu'eller, das Dasein verschönernder Entwicklung.
Alexander Lapuschnean. welcher nach dem Erlöschen des Mannsstarome« ^
Dragoscluden, oder — wie die heimischen Chronisten bevorzugen -- der Muschat, durch y^
nisches Zuthun auf den moldauischen Fürstensitz gelangte und durch seine Vermählung nA
Roxanda. der einzig lebenden Tochter Peters, beigenannt R.iresch, und Reprä.santanthi des aitn»
Fürstengeschlechtes, der eigenen Erhebmig den 8temi)el der I^egitimität aufdrucken wollte, Ale-
xander war nicht allein darauf bedacht, die trotz des Pfortentributes namhaflen Einkünfte
seines Fürstenthiimes vorsorglich in der Schatzkammer oder Zccha von Venedig, mit vrelchrt
Dogenstadt die M«)ldau stets regen Verkehr unterhielt, sicherzustellen, sondern er war zogleiiA
ein mecäncnartig angelegter Freund und Fr»rderer von Kunst und Wissenschaft.
In letzterer Beziehung hat es die Geschichte verewigt, dass er ein ausgesprochener IJehhtktf
von seltenen und theneren Büchern gewesen sei Seine Vorliebe für die Schöpfungen der Kunst JeA*l'
- - wenngleich hiel)ei der nationale Zug, mit Keichtbnm und Seltenheiten zu glänzen und iHg*"
meines .Vufsehen auf sich zu lenken, mit verschmolzen war. bezeugt die bis auf uns g^**"
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^.äsA
Zwei Krbüzb. 79
inene. dooumentarisch beglaubigte (leHhichte i\e^ von ihm bei den Herniannstädter Goldschmieden
Ijestellten und auch fertig gewordenen Kreuzes.
In Siebenbürgen war, unter den deutschen Ansiedlem des Landes, das Gewerbewesen
schon seit 137r» nach festvereinbarten Zunft^^atzungen geregelt, welche darnach angethan waren,
lUe Erzeugnisse jeder Innung tadellos uiarktgerecht zu gestalten und somit Ruf und Absatz
siclierzustellen. Vor allem aber legte die (roldschmiedezunft in ihren Leistungen fast euro-
paischen Ruf Geniessendes an den Tag. So war, um nur Eines Beispieles Erwähnung zu thun, in
Stnijtsburg am Marosch, d. i. in (iross-Enved, ein, der Hermannstädter Goldschmiedeinnuug in-
c-orporirter (»enosse der Erste, welcher eine ganz normal gehende Miniaturuhr in einen Ring
fiipiste, wouiit Johann Sigisnnmd Zapolya die besondere (iunst des Grossultans für sich gewann.
Kein Wunder daher, dass auch der moldauische Fürst nach einer ganz besonderen Specialität
fürstlichen Schmuckes verlangend, an die (Toldschmiede zu Ilermaunstadt sich wandte, deren
seltene Kunstfertigkeit früher bereits von den moldauischen Fürsten vielfach war in Anspruch
^^onommen worden.
Seine Hoten übergaben dem Hernuinnstädter Zunft- oder Gildeuvorsteher der Goldschmiede
imn das Edelmetall, die Perlen und das Edelgestein zur Herstellung eines Kreuzes, dessen
Kinge mit Perlen besetzt sein sollen. An Arbeitslohn wurden 300 Gulden deponirt und das ge-
lieferte Werk, nachträglich, auf die zu jener Zeit riesige Summe von 80.000 Gulden Werthes
tce^ichätzt. Fürst Alexander bekam es jedoch nie zu (lesichte, viel weniger in Besitz.
Johann Sigisnnmd Zapolya behielt es wegen der in der Moldau durch den von ihm ge-
bansten, aljeuteuerlicheu Prätendenten um das Fürstcnthum, durch Heraclides Despota veran-
la.sstcn, Alexanders Vertreibung nach sich ziehenden Fnruhen im Lande, wohl in der Absicht,
dasselbe, wenn die von ihm Job. Sigismund Zapolya) bei der Pforte waruj befürwortete Wieder-
oinsetzimg des gewaltsam Depo.ssedirten gelingen sollte, dem Eigenthümer zustellen zu lassen,
was jedoch nicht hinderte, bei dem Besuche des Sultans Suleiman zu Belgrad mit diesem um
<lcn Hals gehängten Kreuze zu erscheinen, dessen Kostbarkeit und kunstfertige Herstellung
zierten es doch unter Anderem Neun Diamante nebst Vier Rubinen ungewöhnlicher Grcsse, - den
prachtgewohnten, grossherlichen HJ^flingen und Würdenträgern Rufe 'des Erstaunens und der
Bewunderung entlockte. Hierauf übergab er das Kleinod der Huth des Hermannstädter Stadt-
rathes fli>r»*2), in dessen Verwahrung es bis auf die Zeiten Sigmund Bathory's blieb, dem 1571
die zu Mediasch NTrsammelten siebenbürgisclien Stände dieses Kreuz, über flehentliches Bitten,
zur Tilgung seiner Schulden überliCvSsen. Mit welchem Rechtstitel und warum .\lexander nach
>einer Wiedereinsetzung oder seine wegen Erfolglassung seines Nachhisses aus der Zecha 7a\
Venedig nicht müssigen Erben, nach seinem T«)de die W^iedererlangung dieses Schatzes gar nicht
oder vielleicht vergeblich verfochten, darülier fehlen alle verlässliehon (^iiellenberichte gerade so
sehr, wie über die weiteren Schicksale dies<'S hochberiihmfcen K'uister/eiignis.ies,
G'anz genau gleichzeitig wenden sich die Blicke des (Jeschichts- und Kunstfreundes einem
anderen Kreuze zu, welches den hohen Schmuck und, traditionell, einen der wesentlichen \u-
ziehungsgegenstände der Suczawer Metropolitankirche für die frommgläubige Menge l>ildete.
Wir wissen aus den chronistischen l'eberlieferungen anderer Länder, was ein solches
Kreuz zu bedeuten hatte, wie zugleich, welch grossartigen nuiteriellen Werth es repräsentirte.
Das Pretium aflTectionis war dabei sicher aller Berechnung entzogen. Erzählt doch die verbürgte
Tradition, da.ss einzelne Domkirchen Eurojia's aus.ser unzähligen Votivgeschenken in (iold und
Silber, an denen Edelsteine funkelten, auch kostbare Geräthe, Gewänder, Teppiche und C'ruci-
tixe besassen. die, mit (loldplatten überzogen, in der lebensgrossen (iestalt des Gekreuzigten, in
Gold und Juwelen gefasste Reli«|uien in sich schlössen, so dass nur das tToldgcwichtdes Ganzen
in Mainz z. B. Sechshundert^ Pfund betrug; ein ähnliches, mit feinster Filigranarbeit ver-
liehenes, unschätzbares Kreuz bewahrt noch heute die Kathedrale von Hildesheim.
Dieses c o 1 1 o s s a 1 e , silberne, nach dem Herkommen der gr.-or. Kirche, der Figur des
de« Gekreuzigten entbehrende Kreuz, dem zur Seite zwei, verhältnismässig grosse, gleichfalls
i^ilbeme Leuchter standen, hatte der. nach Verdrängung Alexander's zur Herrschaft gelaugte
und zur Festigung derselben durch bewaffnete Macht in Geldnoth belindliche Usurpator Hera-
dides an sich gezogen, um es dur<"h den herbeigerufenen Hermannstädter Münzer, Wolf^ zu j
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80 Zwei Krbuze.
Thalern umwandeln zu lassen, welche Münzsorte, gerade zu diej»er Zelt, durch die von dem
Grafen Schlick zu loachimsthal geprägte Geldsorte war in Umlauf gesetzt worden.
Dieser* kirchenschänderische und kirchcnräulierische Vorgang, welcher bei des Despiien
hoch tragischem Ende wesentlich verhängnisvoll mitwirkte, schien den Zeitgenossen derart unge-
heuerlich, dass die hervorragendsten und einflussreiclisten Persönlichkeiten aller linder — w\i
noch vorhandene Correspondenzcn derselben ausser Zweifel setzen — alle Mühe und sell»^i
namhafte Kosten sich nicht reuen Hessen, um in den Besitz einzelner Exemi>lare dieser vom
Landesclerus unter Bann verprmten Münze zur wechselseitigen, werth vollen Beschenkung. zu gelang«!
So gehen unschätzbare Kunstwerke rettungslos im Strome der Zeiten unwiederbringlicl»
verloren und eben ihr tief beklagenswerther V^erlust legt uns die Mahnung und Pflicht nilw-
nach allen Kräften mitzuwirken, dass von solchen Gegenständen gerettet und erhalten werde.
was eben noch zu retten und zu erhalten uns vergönnt ist, um durch systematisch geordn^tt
Zusammenstellung derselben, wie solche nur ein „viribus unitis** zu Stande gebrachtes Lande?
museura bieten kann, einen höchst instructiven Blick in die Cultur- und Sittenverhältnisse dfr
in der engsten Heimat sich abwickelnden Folgenkette jeweiliger, durch den allbeherschendea
(ieist der Zeit oder durch zwingende Verhältnisse derselben eingetietene Phasen der social«'
Entwicklung nachgehen zu können, zum Steigern des in uns mächtig pulsirenden Triebes tu
höherem Aufschwünge.
- > ■ K ■■'»■' :tSt i""^i ' <
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Vermischtes-
(Die feierliche Eröffnung der Sammlungen) des I^ukowiner Landesmuseums fand imi
Sonntag, den 14. Mai 1893. 11 Uhr vormittags, in Anwesenheit des k. k. Kegierungsi-urlifS
.J. S t r o n e r als Vertreter des am Erscheinen verhinderten k. k. Landespräsidenten Frriherni
V. K r a u s 8 . dann des gr.-or. EncbischofB Dr. Sylvester M o r a r i u - A n d r i e w i e i£ . des
k. u. k. Brigadiers und Militärstations-Commandanten, Generalmajors E. Kitter M a y e r von
Marnegg, des Landwehr-Brigadiers, Generahnajors von J o r k a s c h - K o ch, des lülrgur-
meisters Anton K o c h a n o w s k i Ritter von Stawczan, der Vertreter des Landesau88i"huH8**ii*
des gr.-or. Consistoriums. des Czemowitzer Magistrates, der k. k. Franz-Josefs- üniversit;U, diT
Biikowiner Sparcassa, der Mittelschulen, endlich von Landtagsabgeordnetf^n und Mitgliediern di*^
Museunisvereines durch den Obmann des C'uratoriums, I^andeshauptmann Johann Lupul, r^Uilt-
In seiner Ansprache begriisstc Letzterer die Erschienenen, hob die besondere Bedeutung tWs neu-
gegründeten Museums in archäohigischer, etlmographischer, euUur- und naturwissenschiirtlieher
und kuDsthistorischer ]{e/jehung hervor, indem er dieser scliönen Institution im Lande dn^ beste
Gedeihen wünschte. Mit einem dreimaligen, von den .Anwesenden niit Begeisterung auf^tHiosii-
menen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser erklärteer <las Museum fUr eröffiiet. Schulrjith Ue-
meter Isopescul gab sodann in seiner Festrede vorerst eine eingehende Darstellung der
Entstehung des Bukowiner Laudesmuseums. wies auf die Unterstützung und Forderung hin,
welche diesem Institute seitens des k. k. Ministeriums für Cultus und ünterriclit, der k. k. T.un-
desregierung, des Bukowiner Landesausschusses, der k. k. ('entral-C'ommi.ssion für Kuusl- rmd
historische Denkmale, des Bukow^iner gr.-or. Consistoriums, der anthropologischen Gesr-Ilsrluift
in Wien, der hiesigen Sjtarcussa und einzelner Personen zu Theil wurde und sprach die llulT-
nung aus. dass das Museum auch für die Zukunft allseitige Unterstützung Hndeu möge. Nsali
Besichtigung der Sammlungen trugen die meisten der Anwesenden in das aufgelegte Getleuk-
buch ihre Namen (38) ein.
(Besuch der Sammlungen.) Für den öffentlichen Besuch sind die Sammlungen unenl-
geltlich jeden Sonntag von 3 bis .") Uhr nachmittags zugänglich. Die grösste Besucherzahl war
bis jetzt I4(} (am 28. Mai), die geringste 32 (am fi. August). In Summa besuchten an 15 Sonntagen
1162 Personen das» Museum, so dass im Durclischnitt auf einen Sonntag 77 Personen entfallen. Au
einzelnen Wochentagen wurden die Samudungen überdies noch für corporativeu Besuch geöfTnei.
insbesonders den Theilnehmern des L Bukowiner Gewerbe-Oenossenschaftstages und den des
Czernowitzer Sängerfestes, wovon 16',) Personen ihre Namen in das Besuchsbuch eintrugen,
während circa 90 Besucher, mangels der nöthigen Zeit, dies nicht thun konnten. — Am 16, Augimt
besnchte femer noch Herr Josef Szorabathy, Custos am k. k. Hofmuseum in AVieu das
Bukowiner Landesmuseum, in welchem er eingehende Studien machte. — Die Gesammt^nbl der
Besucher erreichte demnach im Zeiträume von 37^ Monaten die Höhe von mindestens 1 HSH Ks
wäre wünschenswert, dass dieser ausserordentlich zahlreiche Besuch in der Zuknnft iinhalcpu
würde. ^ ,
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82 Vermischtes.
(Das SchaufU88*8Che Museum.) Im Wege des liukowiner k. k. I^iidespräsidiam» Irt
Director C a in i 1 1 o SchaufuBs seine von 8eineni Vater und ihm '^usammengeätelilaSt 5*
Colin an der Elbe befindlichen, mit '1- UU 300.000 Mark bewertheten Haramlungen. zum gr^tssenc
Theile naturhit*torischer Objcete, dem Hukowiner Landesmuseum als Schenkung angeboten uatfr
der Bedingung, dass das Bukowlnor IjandeHuiuseum Sorge trägt, die Sammlungen unter der OiivB'
tion von Schaufuss aufzustellen und zu conserviren. Teber die Annahme dieser werth\xī
Schenkung, welche allerdings nicht unbedeutende T'nterhaltungskosteu erfordern durfte, wird d«
Curatorium des Landesmuaeums zu entscheiden haben
(Vereinigung des Bukowiner Landesmuseums mit dem Bukowiner GewerbemaseHL)
Vom ('uratoriumsuiitgliede beider Museen, Herrn Nicolaus Kreiherrn von M u t« t a t s a , gini|r
die Anregung aus. die beiden hiesigen Museen räumlich zu ven^inigen, in der Art, dasf* d»
vom (j'enerbemuseum geplante Musealgebäude eine solche (Grösse erhalten solle, dass in dHir-
selben auch die Sanmdnngen des Landesmuseums für immer und kostenlos untergebracht wrr-
den können. Eine Besprechung von Vertretern l)eider Museen am 7. Mai d. J. ergab, d^^m Art
(»edanke nicht nur durchführbar sei, sondern dass es aus vielerlei (rründen im einioentea la-
teresse beider Institutionen gelegen wäre, wenn derselbe zur Ausführung gebracht werden kr»Batl
und es wurde nun über einstimmigen Beschluss dem Bukowiner Landtag eine Eingabe mde^
breitet, mit der Bitte, die Ausführung des Gebäudes durch Zuwendung einer Subvention t«
lO.OUO zu ermr>glichen. Leider konnte der Bitte für heuer nicht willfahrt werden. — In d^ aa
H. August unter Vorsitz des k. k. Liindespräsidenten Freiherrn von Krauss abgehaltenen CV
ratoriumssitzung des (ieweriiemuseums brachte der Schriftführer des Landesmuseuma, Profe«*
('. A. \\ o ni st o rf e r, die Frage der Unterbringung des Landesmuseums in dem zu errichteaalM
(iewerbemuseumsgebäude zur Sprache, worauf seitens des Vicepräsidenten des Gewerbemnseiuö»»
Ilaudelskammerpräsidenten F. ('. Langen h a n hervorgehoben wurde, dass die bereits begonnenr
gemeinschaftliche Action behufs Ausführung des (iebäudes im nächsten Jahre auch ii
der Folge eine gemeinschaftliche sein wird. C. A. R
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;' .'Y^ ^/;CVS^-
A/^
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Rßr>/)EW.(ii^c-'^''^
JAHRBUCH
des
Bukowiaif £i%idt@-Mii@tims
Zweiter Jahrgang, ^^^y;
1894. !;■;' : ; ^.|
(X-da.t e .A.-b'blld.-va.iigrea..) %,^ •' '^ *^
Redactions-Comit^ :
E. Maximowicz, A. Mikulicz, Dr. J. ^olek,
(Ouratoriuiiis-Mitglieder) '
und
C. A. Romstorfer,
Czernowitz, 1894.
C o n c. T y p o- u. L i t h o g r. den E r z I». S i 1 v. M o r a r i n - A n d r i e w i c z. |
Verlag des Bnkowiner Landcs-Museums.
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JAHRBUCH
des
Zweiter Jahrgang.
1894.
Rodactioiis-Comite :
E. Maximowicz, A. Mikulicz, Dr. J. Poiek
(Curatoriums- Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
Czernowitz 1894.
Conc. Typo- u. Litliogr. des Erzh. Silv. Mor ariu- A n <l r i p tv m'/.
Verlag des Biikowiner Landes-MuBeums.
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Für den Inhalt der Artikel sind die Verfasser allein verantwortlich.
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Die ehemalige russische Münzstätte In Sadagdra.
Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung der Mitglieder des Bukowiner
LandeS'Museums am 6 Mai 1894, von Dr. J, POLEK.
Die Einmischung dei' Czarin Katharina II. m che Ang(*legenheit(»n Polens
ftihrtc im Herbste 1768 zu einem Kriege zwischen der Türkei und Russhmd. *)
Die eigentHche Action begann im Frühjalu^e 1769. Die Russen waren vom
Glück begünstigt Sie besetzten am 21. September die Festung Chotin, naiimen
fiinf Tage später die Hauptstadt der Moldau, Jassy, ein und bemächtigten sich
am 17. November desselben Jahres Bukarest's, der Hauptstadt der Walachei.
Beide Donaufüi-st^ntlmmer huldigten der Czarin.
Wemigleich Katharina II. damals luu' scherzweise d^m Feldmarschall Ru-
manzow sclmeb, er solle ihr doch, imchdem sich schon beide Hospodaren in
Petersburg befänden, auch den Grossvezier und, wenn mögUch. selbst den Sultan
als Kriegsgefangenen schicken, so war sie doch im Enist entschlossen, den Krieg
bis zur völligen Niederwerfung der Türken fortzusetzen. *)
Der zweite Feldzug (1770) war ganz darnach angethan, die Czarin in ihren
Hoffnungen zu bestärken. Die Russen siegten nämlich zu Wasser und zu Lande
und nahmen den Tüi'ken die meisten Festungen diesseits der Donau weg. Aber
jetzt envachte die Eifersucht der Nachbarn, besonders Preussens, Fi-ankreichs und
Oestenrichs. Friedrich der Grosse ennahnte am 4. Jänner 1771 die Kai-
serin Katharina, allen Absichten auf die Krim sowie auf die Donaufürstenthümer
zu entsagen ; dränge man die Pforte zu sehr, so könne es, meinte er, leicht
geschehen, dass diese Macht sich dem Wiener Hofe in die Anne werfe.*) Auch
in Russland hielt man den Bruch mit Gestenreich für nicht imwahrscheiidich,
Katharijm IL wusste ihn aber diu-ch die Vereinbarung in Betreff Polens hint-
unzuhalten.
Die erste Theilung Polens ei'A^eckte bei der Pforte che Besorgnis, djiss auch
in Betreff ihrer zwischen den Git)ssmächten Vereinbanmgen geü'offen seien. Sie
war daher gerne zu Friedensunterhandlungen geneigt. Trotzdem verhelfen die
riougresse zu Fokschan (im Juli 1772) und Bukarest (im Herbste desselben Jahres)
nsultatlos. Nach neuen Niederlagen streckt*»n die Türken endlich doch die Waffen,
und Russland begnügte sich im Frieden zu K utschuk- Kai nard sehe
*) Üeber diesen Krieg siehe Hammer, „Gesciüchte des Osmanischen Reiches**. IV. Bd.
2. Ausg. Pesth 1830, S. 570 ff., Herr mann, „Geschichte des russischen Staats". V. Bd.
Hamburg 185a, S. 607 ff. and Brückner, „Katharina die Zweite«. Berlin 1883, S. 269 ff.
*) Brückner, a. a. O. 8. 276.
^) Ebenda, 8. 291.
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4 POLEK :
(21. Juli 1774) mit den Festungen Kertsch und Jenikale, mit Kimbum und
Asow samnit Umgebung und mit der freien Scliiffahrt auf dem Schwarzen Meere. M
Der Entschluss, die Türkei bis aufs Aeuserste zu bekämpfen, legte Katiia-
rina II. den Gedanken nahe, ihr Heer auf dem kürzesten Wege mit dem Solde,
insbesondere aber mit der mangelnden Seheidemünze zu versorgen. Sie ord-
nete die Errichtung einer Münzstätte in der Moldau an und betraute mit deren
Ijeitung den Ostseeländer Peter Freiherrn von Gartenberg (niss. Sada^cSrskii-
Gai-tenberg fand sich im Herl)ste 1770 in der Moldau ein. Seine nächst«'
Aufgabe war, sich den zur Anlegung der Münzstätte geeignetsten Platz auszu-
suchen. Ohne Zweifel kam es dabei ausser dem Holzreiclitlmm ijislx*sondere auf
die grösstmögliche Sicherheit vor dem Feinde an. Diesen Bechngungen entsjiracL
am besten die Czernowitz gegenüber Hegende, damals mit undurclidringlicliem
Ui-wnld bedeckte Pi*utheb(*ne unweit Kohozn«, dessen Besitzer gegen ein ontspn*-
chendes Entgelt in die Anlegung der Münzstätte willigten. *)
Die Ankönnnlinge verbreiteten bald reges Ix^hen in der bisher nur von
Wölfen bewohnten Gegend. *Die alten Buchen wimlen gefällt, das Gestrüpp
ausgehauen uiul der Waldgnmd urbar gemacht«. An dem Bache Tarnawa wunU-
die Münze aufgebaut, und nahe dal)ei richt<'ten die Arbeiter ihiv Wohnun^ren
her. GartcMilKTg's Ijeutseligkeit sowie die gmvisse Aussicht auf guttMi Venlieml
locküMi alsbald auch HandwerkcT und tiewerbsleute herbei, die sich gleichfalk
wo es ihnen beliebte, häuslich niederliessen und sowohl in Sadagöra — di(^ni
Namen scheint die Colonie von alh^m Anfang an gi^führt zu haben — als anili
in der Umg(»bung lohnende Arbeit fanden. '')
Die Münzstätte war ^kaiserliche; ti*otzdem hatte Gartenberg hinsichtlich
der Prägung fast völlig freie Hand. Er übernahm vom Staate die erbeuteten
tüi*kischen Kanonen und liefeiix3 von den daraus g(»prägten Münzen eine dem
Preise des Mati?rials entsprechende Menge an die Kriegscasse ab. Den Ri*st d«^-
Münzen komite er b(»hufs Hereinbrigung der Prägungskosten durcli eigens von
ihm im Lande ^aufgestellte Ijeute«^ gegen Gold und Silber wechseln; dcK'h sollti'
die Gesannntsunnne des von ihm geprägten (ileldes den Betrag von 2 Millionen
Rubel nicht übei^steigen. *)
Die Sadagörer Münzen wurden bald zu einer drückenden Last für die
Bevölkennig der beiden Donaufürstenthümer. Abgesehen davon, diiss sie in Bezug
auf die Qualität des Materiah^s und des Gewichtes innner schlechter wurden,
machte die in Undauf gelmichte Sunnne den Betrag von 3 Millionen RuIk4 aus.
Das geschah, ohne dass Feldmai'schall Rumanzow, von dem »alles« abhieng.
warnend oder sti-afend eingriff. Aber auch die übrigen Officiere sahen nicht nach ;
1) Ebenda, S. 305.
') In der Regietratur der k. k. Bukowiner Landesregierung beßndet sich die Copie einer
aus dem Moldauischen ins Lateinische übersetzten Urkunde (Copia ex idiomate Moldavico in
Latinum trauslata), worin die AntheUsbesitzcr von Koho/.na : Michahiki Krakalie, Gregorius ßrinzan.
(Jabriel Kasaczeskul und Manoli Potlog aussagen, dass sie Baron Gartenberg für die Benutzung
ihrer Erbgüter schadlos hielt (dabat ali(|uam partem ex nostris bonis haereditariis).
^) Wi c k e n h au ser, die deutschen Siedolungen in der Bukowina. L Bdch. Czernowitz
1885. S. 53 ff.
*) Feldmarschallieutenant Vincenz Freiherr v. Barco an den Hofkriegsrathsprasidentev
Grafen A. v. lladik, Jassy, 12. Jänner 1774 (bei Werenka, Bukowina's Entstehen und Auf-
blühen. Wien 1892. S. 69.)
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Die EHBMALiaE russische .Münzstätte in Sadaoöea. 5
war ja die Sadagörer Scheidemünze nur für die Mainischaft bestimmt, während
sie selbst iliren Gehalt in Gold und Silber diiect aus Russland bezogen. Sie
mochten aber auch darum geschwiegen haben, weil sie »directe durch die dritte
Hand« an dem Münzgewinne Antheil nahmen. So half sich den» die Bevölke-
rung, so gut sie konnte. »Von der Zeit, wo dieses scidechte Geld mehr kenntbar
worden, nahm sie es nicht mehr zum Xeiniwerte an, so dass zu Anfang des Jahres
1774 v.n der Münzstätte 7, an anderen Oilen 6 fl. Scheidemünze für den Uu-
caten gegeben wurden. *)
Der schlechten Sadagörer Münze ist es auch zum Theile zuzuschreiben
wenn sich die Zuneigung, deren sich die Russen zu Anfang des Krieges in den
Donaufurstenthümern zu erfreuen hatten, zuletzt in Abneigung verwandelte ;
mussten doch (he Kaufleute und Bojaren vom Divan zur Umwechselung
der zur Zeit des Ausmai*sches der Russen in der russischen Kriegscfisse befind-
lichen 800.000 fl. Scheidemünze dm'ch Execution gezwungen werden. *) That-
sächUch gieng danmls der letzte Rest an Gold- und Silbennönzen aus dem
Lfiwide, und es trat eine solche Geldnoth ein, dass alle Producte wie nie zuvor
im Pn»ise sank(»n. ')
Mit der Beendigung des Krieges fiel auch die Nothwendigkeit des Bestandes
einer russischen Münzstätte ausserhalb der Grenzen Russlands weg. Die Saxla-
görer Munzbeamten fiengen übrigens schon im April 1774 ihre Habseligkeiten zu
verkaufen an. Jedesfalls war das Münzamt zur Zeit des Einmarsches der ösU^i-
reichischen Truppen in die Moldau, d. i. am 81. August 1774, schon aufgelassen;
denn am 4. Septem Ixn* 1774 bot ein gewisser Doering, so zu Satakura (Sada-
göra) des Baron GartU^iberg sein ganzes Werk gefnbret, ein vernuigender Mann<v, *)
dem Fehhnarschallieutenant Baron B a r c o eine Quantität von 5 bis 6000 Cent-
neni Kanonenmetalls zum Kaufe an. ^)
Die Sadagörer Münzen geben von der jeweiligen SU^llung Russlands zu
den Donaufurstenthümern Zeugnis. Im Anfange äussert sich darin die Freude
des Siegers und dessen Entschluss, diis Erob;»rte zu behalten; dann aber nehmen
sie immer mehr moldauisch- walachisches Gepräge an. ^)
>) Ebenda.
») Bar CO an Hadik, Jassy, 6. December 1774. (Ebenda, S. 154.) — Vgl. auch Urica-
riiil, hrag. von Theodor Codrescu, T. VI. (Jassi 1875,, 8. 430 f.
*) Näheres bei V. A. Urechiä, „Memoriü asiipra periodei din istoria Rom&niloru de la
1774__1786« in „Analele acaderaiei romane". Seria IL, Tom. XII. Bucuresci 189J p. 700 f.
*) Barco an den cominandirenden General von Galizien FZM. Freiherr v. Ellrichshausen ,
Jskssyy 6. September 1774. (Werenka, a. a. O. S. 124.)
*) Das Schreiben trägt die Aufschrift: Proraemoria an Ihro Excellence den Herrn General-
lieutenant v. Barco und lautet:
Bei Euer Excellenz wird hierdurch angefraget, ob Sie von einer Quantität ciroa 5—0 m.
(5 bis 6 Tansend) Centner Kanonennietalle einen Gebrauch zu machen wissen. Den Wiener
Centner liefre ich bis am Dniester für 10 :^ ^Ducaten); im zweiten Fall aber, wenn man für
dero Hof fertige Kanonen nach vorgeschriebenem Kaliber inclusive aller Kosten verfertigte,
könnte (ich) solches den Centner zu fünf unddre issig Ducaten liefern.
Ich erwarte über beide Fragen von Euer Excollenz auf das baldigste Resolution. Sada-
gnra den 4. September 1774. J. A. Döring. (Siehe Werenka, a. a. O. 8. 122.)
«) Vgl. die Abbildungen 1 und 6.
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6
Polek:
Bis jetzt kennt man 28 Typen dieser Münzen, nämlich: 4 Medailleii,
4 silberne Prol)est(Mnpel ans den .Jahren 1771, 1772 und 1778 und 15 verschie-
dene Kupfennunzen aus den Jahren 1771 bis 1774. ^)
Am häufigsten sind die Münzen aus dem Jahre 1772 und 1778, seltener
kommen die aus dem Jahre 1774, am seltensten die aus den Jahren 1771 vor.
Im Jahre 1771
wurden Fönfko-
peken-, Dreiko-
peken- und Drei-
dengi- (oder auch
Pard-)Stucke, in
den folgenden
Jahren nur Zwei-
para- (Drei ko|K?-
ken-) und Para-
Fig. 1. (Dreidengi-)
Stücke geprägt. — Den ältesten Tj7)us zeigt die Abbildung 1. ^)
Die Mitti^ der Haui)tseite dieser Münze ninnnt eine Säule ein, an dert*n
oberen, mit dem Herzogshute gekninU'n Ende innerhalb eines ausgeschweiften
Zierrahmens ein ovaler Schild mit der Namenschiffre Katharina's II. (E IL iji
einander gestellt) zu sehen ist. Hinter der Säule sind Waffen und Fahnen, an
ihrem unteren Ende (rechts) eine Trommel und <lie Fasces mit dem Beile, (links)
ein Kanonein*ohr und Lanzen gruppiert. Das Ganze ruht auf einer Doppelleist*'
auf, unter der die Jahreszahl 1771 steht.
Auf der Rückseite erscheint der gekrönte nissische Doppeladler mit Scepter
und Schwell. Unterhalb der Fänge des Adlers nimmt man zwei ovale Schilde
mit d(»n Wappen der Moldau (()chs(?nkopf) und der Walachei (auf einer Zackon-
ki-one stehender Adler mit dem Kreuz im Schnabel und dem Halbmond zur Recht^Mi)
wahr. Im Abschnitt, der auch hier durch eine Doppelleiste und zwar in gleicher
Höhe wie auf der Hauptseite von der bildlichen DarsteUung getrennt ist, steht
die Wertzahl: 5 Kou'beK'k (Kopeki) und unter dieser ein S, d. i. der Anfangs-
buchstabe des Münzmeisters (Sadagörski) oder des Pi-ägeoites (Sadiigöra). *)
Der älteste» Typus der kleineren Scheidemünze, des Dmdengistückes
(= IVa Kopi»keii oder = 1 türk. Para), dürfte in Figur 2 (bei Chaudoir Nr. 3),
zu erbHcken sein.
*) S t u r d z a , Uebersichl der Münzen und Medaillen des Fiirstenthums KiimKnien. 8ep. -Ab-
druck aus dem IV. Bande der „Numismatischen Zeitschrift **. Wien 1874, S. 84.
•) Die .\bbildungen sind bis auf Nr. 5 und (5, denen Münzen aus der Sammlung des
rumänischen archäologischen Vereins (derzeit im Rukowiner Landesmuseum) zur Vorlage dienten«
nach Tafel 41 (Partie 11) in Chaudoir's Aper<;u sur les mounaies russes et sur les roonnaies
etrangeres qui ont eu cours en Russie (St. Petersbourg lS3(i) hergestellt.
') IrrthllmÜcli liest .los. Neu mann in seiner „Beschreibung der bekanntesten Kupfer-
mfinxen** (I. Bd. Prag 18.')S, S. 102) 5 statt S. Hier sei noch erwähnt, dass die obbeschriehene
Münze auf der von Cesarc Bolliac unter dem Titel «Daco Romane** herausgegelienen Tafel
(Fig. 127) ohne Mi\nzzeichen abgebildet ist. Ob Iclztere Darstellung auf einem Versehen lieruht«
oder ob sie einen neuen Typus veranschaulichen soll, wage ich nicht zu entscheiden, da mir
bisher weder die eine noch die andere Münze zu Gesichte gekommen ist.
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Die ehbmaligb russische Münzstätte in Sadaoöra.
Die Hauptseite dieser Muiize enthält in der Mitte die gekrönte Namens-
chiflfre Katharina'« II (E II), im Abschnitte die Jahreszahl 1771. Auf derRück-
Reite ist der gekrönte russische
Doppeladler mit Sceptt^r und
Schwert und den obbe-
schriebenen Wappenschilden,
hier jedoch nicht unter den
Fängen, sondern auf der Brust,
dargestellt Im Abschnitte steht
als Wertangabe 3 ;i,EHrM Fig. 2.
(Dengi).
Aus demselben Jahre stimmen auch die von den fiüheren sehr stark ab-
weichenden Typen 8 — 5.
Bei Figur 3 (Chaudoir
Nr. 2) fällt zunächst die Um-
schrift auf, die uns sowohl auf
der Haui)t- als Rückseite ent-
gegentritt Die der Hauptseite
laut*»t: 3 ;i,EHrM 1771, die
der Rückseite: UOÄJ[. 11 APA
nOJlü (Mold. Para Polo). ») *^'g »•
Aber auch noch andere Untei-scheidungsmerkniale sind vorhanden. Abge-
sehen davon, diiss der Fui*stenhut nicht wie \m dem ei"stcMi Typus dieser Münze
(Fig. 2) auf dem E aufruht, sondern darüber schwebt und das E links, rechts
und unterhalb mit je einem Punkt versehen ist, hält hier der Adler nicht Scepter
und Schwert, sondeni Scepter und Reichsapfel in den Fängen. Ileberdies
findet sich unterhalb des Adlers der Münzbuchstabe S.
Noch weiter entfernt sich
die hier und ebenso bei Chau-
doir mit 4. bezeichnete
Münze von dem ersten Typus
des Dreidengistückes. Auf
ihrer Hauptseite grupi)ieren ^ ^ j^ \ wt^lp^
sich 4 doppelte und gekrönte ^ <» V^ X.^Ä«aiPms
E, gerade und verkehrt hi
einander gestellt, kreuzförmig
um die Zahl II. Die Rückseite zeigt den fast um die Hälfte verkleinerten
Adler der unmittelbar vorher beschriebenen Münze (Fig. 3). Dieser letzteren
Münze sind auch Weiiangabe (IIA PA — 3 ;i,EHrM) und Umschrift (MOJW:
1771 nOJIO:) entnommen.
Fig. 4.
') Ich gebe die Umschrift nach Chaudoir's Darstellung wieder. Ist diese Lesung richtig,
dann muss der Prägojtempel fehlerhaft gewesen sein; denn die Umschrift hat nur einen Sinn,
wenn BOJIO (Volo = Voloskia oder auch Vo?oscyna) statt POJ[0 (Polo) steht. Nur so wird
die Para als eine moldauisch-walachische oder der Moldau und Walachei angehörende Münze
bezeichnet Oder sollte Chaudoir falsch gelesen haben? Das werden die glücklichen Besitzer
dieser Münze entscheiden können.
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8
Polek:
Ein ganz neues Bild bietet der vierte Typus des Dreidengistuckes aus dem
Jahre 1771, wovon die Abbildung 5. ein Exemplar gibt, dar. Von der Haupt-
seite ist die NanienschiffiTe der
Czarin, von der Rückseite der
nissische Adler ganz ver-
schwunden. Dafür sind auf
ersterer die Wappen schilde der
DonaufÜrstenthümer, von dem
Fiirstenhut bedeckt, ferner die
Jahreszahl und die Umschrift :
MOH. MOJi;ii. H BAJIAK
Fig. 5.
(Mon. Mold. i Wahik.), auf letzterer, der Rückseite nämlich, innerhalb eines
Quadrates, dessen Enden fast bis an den Münzrand reichen, die Wertangabe:
RAPA 3 ;tEHrH zu sehen. ')
Mit dem letztbeschriebenen Typus hatte das Divideugistück die l)leil>ende
Fonn erlangt. Nur in der Umschrift fand noch eine Abänderung statt, indem
im Jahi-e 1772 an die St^^lle von BAJIAK. die Bezeichnung BAJIOCK. trat
(Vgl. Fig. 6.)
Im Jahiv 1772 taucht als grössere Münzeinheit dtus Dreikopekenstück
(Fig. 6) auf. Es gleicht hinsichtlich des Gepräges ganz dem letzten T>t)us des
Dreidengistuckes und ruft
den Gedanken wach, ob
diese Gattung von Sada-
g6rer Münzen nicht die
gleiche Wandlung wie
letzteres dm'chziunachen
hatte. Wenigstens leuch-
tet nicht ein, dass neben
dem total veränderten, fast
ausschliesslich raoldauisch-
walachische Symbole zur
Fig. 6.
Schau tragenden Dreidengistucke das Fünfkopekenstück von durchaus russischem
Gepräge in Geltung geblieben sei. Hofften wir, dfiss ein glücklicher Fund auch
dieses Räthsel lösen werde.
Die Sadagörer Münzstätte war auch für den Guss von Glocken und leichten
Geschützen eingerichtet.
Sicher ist, dass im Jahre 1778 eine 20 '/^ Centner, im Jahre 1774 eine 18
Centner schwere Glocke für die Klosterkirche in Horecza (bei Czemowitz) in
Sadagöia gegossen wurde.
') Eine solche Münze nnd zwar aus dem J. 1772 gibt Brllckner fa. a. O.) S. 119 wieder,
begeht aber dabei den Fehler, dass er sie als „in .Jassy geschlagen" bezeichnet.
Die irrige Meinung, dass während der .Jahre 1771—1774 neben der russischen Münz-
stätte zu Sadagt'ira noch eine zweite solche Münzstätte, und zwar zu Jas.-^y, bestanden habe, ist
auch in Humänien verbreitet. (Siehe Urechiä a. a O. p. 700.) Sie ist vielleicht dadurch ent-
standen, dass Chaudoir (a. a. O. Partie I. p. 192j Sadagora eine „kleine Stadt bei Jassy* (pe-
tite ville pres de Jassi) nennt.
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DiB SHEMALIOE BUSSISCHE MÜNZSTÄTTE IN SaDAGÖRA. 9
Die grössere Glocke trug »oben« folgende Inschrift: »»Mich hat gemacht
Johann Chrisian Valentin von Sadgöra ini J. 1773«« (lat); »unterhalb auf der
Bilder Wandung« war zu lesen: >»Zu Ehren der heiligsten Dreifaltigkeit und zu
Preis der liochgelobü^n Jungfrau Maria in der Wohnstätt ihrer verehrten Geburt,
genannt Horacza, ist diese Glocke gegossen worden in Sadagöra unter General
Peter Pi*eihen'n von Gartenberg auf Kosten des geehrten Iguniens dieser Be-
hausung Artimons Kiuizki im J. 1773« < (russ.). Die »oben am Haubenband«
l)efindliche Inschrift der kleineren Glocke lautete folgendennassen: »»Mich hat
gemacht Meister (Meistor) Johann Christian Valentin in Sadagöra im J. 1774««
(russ.); »unterlmlb« stand: »»Zur Ehre der Geburt der reinsten Jmigfrau ist
diese Glocke gemacht durch Vater Ailimon im Kloster Horacza, Igumen dieses
Klosters, unter dem Schutze des Herrn Fieihenn Gartenberg (FapTeMÖepKa)« (russ.). ^)
Dass in Sadagöra auch der Kanonenguss betrieben wm*de, erhellt aus dem
oben (S. 5) citierten Briefe Döring^s; noch deutlicher spricht hiefiur ein in
dem k. und k. Kriegsarchive aufbewahrtes, weiter imten citieiles hofkriegsrath-
liches Rescript vom 15. Mai 1776.
Nach der Aufhebung des Munzamtes drohte der jungen Ansiedlung, die
unter Gartenberg selbst die Marktgerechtsame besessen hatte, der Untergang.
Er wurde nur dadurch aufgehalten, dass General Gabriel Freiherr von Spleny,
der erste Administrator der Bukowina, die zurückgebliebenen Arbeiter, so gut
er konnte, unterstützte. *) Spleny empfahl überdies die Ansiedlung dem Schutz
und Schirm des Hofkriegsrathes und der Kaiserin. »Unter diesen Dörfern« (der
Bukowina), schreibt er im Sommer 1775, verdient das sogenaimte Sadagura,
diisH von selbem eine besondere Erwähnung gemacht werde. Es ist dies der Ort,
allwo während letzten Krieg ein sicherer Baron Gartenberg die Russische Münze
und mit dieser eine neue Coloiüe von verschiedenen, meist protestantischen Hand-
werkeni und Handlangem mid zum Theil auch von Juden angeleget hat Da-
selbst sind von eben diesem Münzamt einige der obspecificierten Gattung Leute
zurückgeblieben, welche sich mm bei mir gemeldet haben, dass sie unter ge-
wissen Bedingnissen, wonmter jedoch die PVeiheit der protestantischen B^ligion
die vornehmste ist, standhafte. Häuser erbauen, Fabriken anlegen und so succes-
sive eine königliche Frei- und Handelstadt errichten wollen.«
»Weilen nun die Lage dieses angetragenen Städteis in Ansehung des an-
zuhoffenden Comercii dergestalten situieret ist, dass die aus der Moldau, Walla-
chei, daim aus der Brazlavischen Woiwodschaft, polnisch Podolien und aus dem
Kiowisclien Gouvernement, nicht minder mit der Zeit die aus Siebenbürgen nach
Galizien, Polen mid auch weiters handeln wollende Negotianten daselbst als in
einem Mittelpunkt, theils passieren müssten, theils ohne grosser Detour passieren
*) Wickenhaaser, Horecza. (Czernowitz 1880). S. 14.
•) Nach Wickenhauser, „Deutsche Siedelungen" I, S. 60, gewährte er ihnen am
7. Juli 1775 Gewerbefreiheit, genehmigte ihre städtische Verfassung und räumte ihnen „überdies
6 Freijahre von allen Lasten und alle Vorrechte gleich den Städten Galiziens und Lodomeriens
ein". Dagegen wird in der schon (S. 4) erwähnten Urkunde von den Erbherren (Heredes) 8ada-
göra's hervorgehoben, dass Spleny den Ansiedlern die Befreiung von den gutsherrlichen sowohl
als auch den landesft&rstlichen Abgaben auf drei Jahre zugesichert habe (. . . libere habitent ac
ab Omnibus vectigalibus sint excepti l.credura. Simili modo ac caesaria vectigalia per spatium
triam annoram illis remittuntur.)
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10 Polek: Dib bhxmaliob bussisohb Münz3t1ttb ik Sadaoöba.
hönnen» so scheint mir, dass der Antrag, aus benanntem Sadagnra eine könig-
liche Preistadt zu machen, nicht allerdings zu verwerfen sei«. ')
Diesen Antrag lehnte der Hofkriegsrath am 15. Mai 1776 mit dem Be-
merken ab, »dass Sadagura wegen seiner nahen Lage an denen Grenzen niemals
für eine Handelstadt ein gelegener mid angemessener Ort« sein werde, umso-
mehr als die von Baron Gartenberg dahin gebrachten Leute nur solche Hand-
werker seien, die er »zur Vermtinzung der durch die Russen
eroberten türkischen Kanonen und Giessung einiger leich-
ten Feldstücken habe gebrauchen können, mithin auf eine Commercial-
gemeinde keine Rucksicht verdienen«.^)
Trotzdem wagte es General Spleny kurz darauf noch einmal zu Gunsten
der jmigen Colonie ein Wort zu sprechen. Mit Bezug auf obige Entscheidung
schreibt er nämlich am 9. Juni 1776:
»Endlichen solle mich in Betreff des von mir zu einer Handelstadt ange-
tragenen Orts Sadagura in Anterthänigkeit üussern, dass sich daselbst einige
Handwerker, als: Schmied, Maurer, Müllner, Wagner, Fleischer, Backe, Schuster
und Schneider annebst einer Anzahl Juden allschon niedergelassen luid einige
gute, der Militärsbequaiiiening angemessene Häuser bereits erbauet haben. Gleich
wie sie nun von mir keine positive Verheissung gehabt, so wird es von aller-
höchst^ai Orten abhängen, selbes als eine Stadt, Marktflecken oder Dorf zu be-
trachten. Wahrhaft ist es, dass uns überhaupt dieses Örtel zum guten Behuf
dienet; denn ausser obigen Handwerksleuten werden wir von da mit gutem Bier
luid gutem Mehl versehen, anerwogen nur daselbst eine gute Beutebnfthl und
ein Bräuhaus vorhanden, welche seit der Zeit der anwachsenden Colonie erbauet
worden sind< . ')
Aber auch diese Fürsprache war von keinem Erfolg begleitet, und so blieb
denn Sadagdra ein Dorf, bis es auf Ansuchen des nachmaligen Besitzers Theodor
von Mustatza mit Allerhöchster Entschliessung vom 7. Dec^mber 1801 zu
einem Marktflecken erhoben wurde. *) Heute zählt dieser Ort circa 5000 Ein-
wohner.
> ■ I? !■ S£®ji> I 1» ■<
') 8 p 1 ^ n y*B Beschreibung der Bukowina, hrsg. v. J. Polek. (Czernowitz 1893), S. 28 f.
«) Ebenda, 8. 29. Anmerk. 2.
«) K. u. k. Kriegsarchiv, Sect. II. 1776— 53— Öl.
*) Wickenhause r, deutsche Siedelungen, I. 127.
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Prähistorische Recognoscierungstour nach der
Bukowina im Jahre 1893.
Von Josef Szombathy,
k. u. k. Cu8to8 am Naturhistorischen Hof-Museum in Wien.
Je weiter die prähistorische Foi*8chuiig in den am Nordsaume der Kar-
pathen gelegenen Ländern unserer Monarchie und in Russland fortschreitet, desto
deutlicher sehen wir, dass der weite NordosteJi Europas während der vorrömischen
Culturperioden eine von der mitteleuropäischen wesentlich verschiedene Entwicklung
genonmien hat. Die Unterscheidiuig der grossen Perioden der Bronzezeit, der
Erston Eisenzeit (Hallstattperiode) und der Zweiten Eisenzeit (Lat^ne-Periode)
lji8st sich hier nicht mit demselben Rechte oder wenigstens nicht mit derselben
Schärfe wie im Westen durchführen. Die Cultur ist hier viel länger als in
Mitteleuropa auf der neolithischen Stufe stehen geblieben, hat dann eine relativ
kurze, in den verschiedenen Provinzen verschiedentlich, theils von der nordischen
oder ungarischen Bronzecultur, theils von der keltischen (Lat^ne-)Cultur des Westens,
theils wieder von der barl)ari8iei't griechischen Cultur der Pontusländer beeinflusste
Metallperiode durchgemacht, um endlich durch die Aufiiahme der von dem römi-
schen Weltreiche ausgesti'euten Industrieproducte eine wenigstens scheinbare An-
näherung an die westliche Cultm' zu eireichen.
Es ist eine der anziehendsten Aufgaben für den Prähistoriker mit Pickel
und Spaten zu untersuchen, in welcher Art und in welchem Maasse die einzelnen
Provinzen an dieser Culturentwicklung theil genommen haben. Nebenher haben wir
darauf zu achten, ob die Ausgrabungen nicht vielleicht doch Spuren für einen in
sehr frühen Zeiten nördhch der Karpathen sich hinziehenden Strom orientalischer
Einflüsse auf die nordische Bronzecultiu-, welchen Worsaae und Sophus Müller sei-
nerzeit in den Kreis ihrer Erwägungen gezogen hatten, an das Tageslicht bringen.
Galizien hat zu diesem mosaikartig sich aufbauenden Bilde der Vorzeit bereits
manchen wertvollen Sünn beigetragen, während die Bukowina bisher in der
Erforschung ihrer archäologischen Denkmäler einigermaassen zurückgeblieben ist.
Es entsprach dem Arbeitspläne der Wiener Anthropologischen Gessellschaft, auch
dieses Land unter den eben skizzierten Gesichtspunkten in den Kieis ihrer prak-
tischen Arbeiten einzubeziehen und durch einige kleine Untern ehnunigen die
Anregungen zu umfassenderen systematischen Grabungen zu geben. Die Unge-
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Cooglc
12 Szombathy:
wissbeit, ob ein solcher Versuch in dem vom Centrum des Reiches weit ent-
fernten Ijande nicht etwa auf l>esondere Schwierigkeiten stossen oder gänzlich
scheitern werde, hätte die Ausfiihning unserer Al)sichten vielleicht noch lanp^
verzögert, wenn nicht die nach so vielen Richtungen Segen verh(»is8ende Grün-
dung des Bukowiner Landes- Museums gezeigt hätte, da^ss der Boden des Landen
für ein solches ITnteniehmen vorbereitet ist Eine an das Curatorium des Landes-
Museums gerichtete Anfrage der Anthropologischen Gesellschaft fand eine s«»
freundhche Erwiderung, dass meine Entsendung zu einer Recognoscienings-
toiu* in der Ausschusssitzung am 20. Mai 1893 zum Besclilusse erhoben
wurde.
Zu meiner Vorbereitung für die Reise war ich so glücklich, ausser dem
grössten Theile der nicht sehr umfangreichen einschlägigen Literatur, über welche
Herr Dr. Polek und HeiT Professor Romstorfer^) voitreff liehe UebersichteD
gegeben haben, auch unpublicierte Behelfe benützen zu können. Von diesen sei in
erster Linie eine von Hemi Olinsky-Olineskul mit grossem Fleisse entworfeiw^
und mit Bemerkungen versehene Karte der prähistorischen und rimiischen Fund-
stellen der Bukowina, von welcher die Anthro[)ologisclie Gesellschaft eine Copie
besitzt, erwähnt. Diese in den westlichen, gebirgigen Theilen des Landes fct
jungfräuliclie Karte wies mir sofort den Weg in die mit Fundorten reich besäten
breiteren Flussthäler und das Vorland der Kar|)athen. Von ebenso grossem
Nutzen waren mir sodann die reichen handschriftlichen Notizen des Herrn
k. k. Consei*vaü)rs C A. Romstorfer und die Samndungen des Landes- Museums,
welche mir Herr Romstorfer während der ersten Tage meines Aufenthaltes in
Czemowitz für das Stucüum zur Verfügung stellte. Diese Behelfe gaben mir
weilvolle Belehrungen. Es kaiui jedocli nicht meine Absicht sein, an dieser
Stelle, an welcher es sich um die Aufsammlung neuen vaterländischen Mate-
riales handelt, über jene von fremder Hand gesanunelten Materialien näher zu
l>erichten; ich werde mich hier auf die kurze Aufzählung dessen, was ich selbst von
den vorchristlichen Alteithümern der Bukowina gesehen habe oder an dessen
Aufsammlung ich theilzunehmen Gelegenheit hatte, beschränken.
Ich traf am 15. August in Czemowitz ein und wurde durch Hemi Pn>-
fessor Romstorfer sofort in medias res geführt. Er machte mich zunächst mit Herrn
Landesausschuss- Beisitzer Baron Nikolaus Mustatza, dem verständnisvollen
und eifrigen Förderer des Landes- Museums, bekaimt und theilte sich filrderhin
mit diesem Herren in die liebenswürdige Aufgabe, mir meine Wege in der Bn-
kowina zu ebnen. Ich werde nicht mnhin können, im Laufe des Be-
richtes auch noch anderer zahlreicher Unterstützungen, welcher ich mich
zu erfreuen hatte, zu gedenken. Zu ganz spcciellem Danke verpflichtete mich
die Bereitwilligkeit, mit welcher der Hen- Landespräsident Baron Krauss
die Organe der k. k. Landesregierung zur Fördenuig meiner Studien anzuweisen
die Gute hatte.
') Dr. Johann Polek, Repertorium der landeskundlichen Literatur der Bukowina, Cxer-
nowitz 1892, und Carl A. RomBtorfer, Aus den Mittheilungen der k. k. Central-CoinniissioiL
dieses Jahrbuch. 1893. p. 45.
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PrÄHISTORISCHB REOOaNOSCIBRUNGSTOUB NACH DER BUKOWINA I. J. 1^93. 13
An dem zwischen dem 19. August und dem 2. September gelegenen Theile
meiner Excursion nahm auch Herr Dr. R. Kai n dl, dermalen Privatdocent an
der Czernowitzer Universität welchen ich bereits in Wien zur Theilnahme ein-
geladen hatte, regelmässig theil. Ich will schon an dieser Stelle mit gebührender
Anerkennung erwähnen, dass er durch seine Kenntnis der ruthenischen Sprache
meinen Verkehr mit ruthenischen Arbeitern, besonders bei den Grabungen in
Hlibok<a, erleichterte. ')
Meine Einführung war so ra*sch vollzogen, dass ich bereits am 17. August
in Gesellschaft der Herren Baron Mustatza und IVofessor Romstorfer an einer
Aasgrabung in Schipenitz theilnehmen konnte. Diese Ix)calitat erwies sich als
l)e8onders interessant. Ich habe sie spätiM'hin noch zweimal und zwar am
19. AugiLst luid in Gesellschaft des Hemi Baron Mustatza am 6. September
inspiciert. Bei jeder dieser Gelegenheiten wurde ich durch die Gastfreundschaft
der Frau Baronin Pulcherie Wassilko, des Herrn Baron Mustatza und
des Herrn Basil v. Kostin zu herzlichem Danke verpflichtet
Schipenitz liegt ca. 15 km WNW. von Czernowitz am Rande der AUu-
>'ionen des linken Pnithufers. Der am Westende des weitläufigen Doj-fes wohnende
Unterlehrer Basil A r e y c z u k (richtiger Arycz) hatte, geführt durch da« Märchen
von einem vergrabenen Schatze, in seinem offenen Stalle eine Gmbe gegraben und
war dabei auf eine alte Culturschichte mit Thongefössresten gekommen. Eine
Partie dieser Reste nebst dem Bnichstücke einer Feuersteinsäge gelangte durch
Herrn Baron Musbiza nach Czernowitz. Drei ganz erhaltene Gefösse dieses
Fundes, welche sich dm'ch feinen, gelben, ziemlich gut gebrannten Thon und
eine eigenthümliche, von einer R(»ihe polnischer Fundstellen bekannte Bemalung
mit Spiraloid-Omamenten auszeichnen, ') konnte ich im Landes- Museum, die
Reste einer grossen, ähnlich bemaltc^n Unie bei Herrn Baron Mustatza sehen.
Das letzterwähnte Stück habe ich seither zusammensetzen lassen. Es gedieh zu
einem GU^fösse von 64 cm Höhe und 67 cm Durchmesser und zeichnet sich durch
seine seltsame Form mit schmalem Fuss, breitem Bauch und unverhältnismässig
kleinem, sich Uiich oben verengendem Halstheile aus.
Herr Baron Mustatza hatte dafür Sorge getragen, dass die Fundstelle nicht
wieder verschüttet wurde und dass wir nicht imr an ihr selbst die Grabung fort-
setzen, sondern auch in ihrer Nachbarschaft noch eine Anzahl anderer Versuchs-
gräben eröffnen konnten. An allen diesen Stellen trafen wir unter einer Humus-
decke von 20—50 c?w, eine circa 50 cm miichtige Culturschichte mit reich-
liehen Aschen- und Holzkohlenresten und gebrannten Wandl)ewurfstücken von
Hütten, deren Wände aus Reisig geflochten und mit Lehm verkleidet waren.
Dies laast schliessen, dtiss hier die alte Ansiedelung durch eine Feuei^brunst
zugnuide gegangen ist. Ausserdem führt diese Culturschichte verschiedenartigen
*j Wie ich nach der Ablieferung des Berichtes erfuhr, hat Uerr Dr. Kaindl auch in ver-
schiedenen Bukowiner Zeitschriften die Resultate meiner Excursion mitgetheilt. Ich bitte den
Leser, dass mich entschuldige, wenn ich ihm nunmehr bekannte Thatsachen wiederhole.
«J Romstorfer, Gefasse ans Schipenitz. Mittheil. d. k. k. Central-Coram. Bd. XIX.
1893. Notiz Nr. 136, p. 243 und Fig. 29—31 p. 256.
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r
14 SZOMBATHY :
Wegwurf, wie zerschlagene Knochen von Hausthieren, besonders vom Rind, Schaf
und Schwein, Thongefösscherben von der olK»n beschriebenen Art, Messerspähne,
Schaber und sägeähnliche Bruchstücke aus grauem Feuerstein, Bruchstücke von
thönemen Webstuhlgewichten u. a. m. Unter den Thongefassresten erscheinen
auch jene seltsamen Zwillingsgebilde aus zwei offenen, an l>eiden Enden sieh
erweiternden Cylindern, die durch zwei oder drei Querstege mit einander ver-
bunden sind. Die Bestimmung dieser auch in CJalizien wiederholt gefiind(*nen
Doppclgeiksse ist heute noch nicht erkaiu^t Die spät<»ren von Herrn Baron Mu-
statza geleiteten Niicbgrabungen lieferten auch noch zwei kleine, leider keinerlei
typologische Anhaltspunkte gewährende Bronzerestchen, u. zw. das Randfrap-
mentchen einer Schale und ein geschmolzenes Kltimpchen.
Das Gesammtbild, welches aus diesen Funden reconstiuieil werden kann.
ist also das einer — wie bereits gesagt — durch Feuer vernichteten Ansie<k*-
lung von dem überreif- neolitischen Chai'akter der analogen galizischen Funde.
Welcher engeren Stufe der mitteleuro})äischen Metallperioden diese ihrer Cultur
nach der jüngeren Steinzeit angehörende Fundstätte» zeitlich gleichzustellen ist
kann nach den mir bisher lu^kannt gewonlenen Funden nicht bestimmt g(*sagt werden.
Die von Hemi Areyczuk zuei-st aufgegrabene Stelle hat noch einen beson-
deren Fund ergeben. Hier folgte unter der dem Niveau der alten Ansiedelung
entsprechenden Culturschichte, und von ihr durch ein ciiva 80 cm mäclitiges
Band von taubem, aber doch gemischtem Lehm getrennt, eine zweite Schichte
von dicht gehäuftem, rotli gebraiuitem Wandbewurf und unter ihr eine bis jcii
einer Tiefe von 2 m reichende und auf einer dünnen Aschen- und Kohlensclüchte
aufhihende Ablagerung von massenhaften Thongefössresten. Diese Anhäufinig
schien eine Langenausdehnung von etwas über 2 ?w, eine Breite von 1 m und
eine Höhe von 50 cm zu haben und ganz in roth gebranntem Ijehni einge-
schlossen zu sein. Die Stelle lässt sich nur als Ueberrest eines alten, unter der
Erde angelegt gewesenen Töpfen)fens auffassen, und wir können sagen, das
Finderglück hat uns direct an die Stelle der localen Erzeugung der merkwürdig
ornamentierten ThongeßLsse, durch welche die Culturstufe von Schipenitz sich aus-
zeichnet, geflihrt
Einige kleinere Funde aus der Gegend von K o t z m a n erwarb ich für das
Landes-Museum von Herrn Lehrer Prokopowicz, welcher sie mir am 1 9. August
zur Ansicht überbrachte. Es befinden sich danmter 2 kleinei*e Meissel, 2 Schaber
mit zugearbeiteten Enden, 1 zugearbeitc^te Spitze und 8 Spähne aus Feuerstein,
welche durch den Sowitzabach von der Anhöhe Slata gora bei Kotznmn herah-
geschwemmt wurden; dann 1 kleiner, flacher Feuei-steinmeisel, welcher l)ei Du-
boutz vom Pruth ausgeschwenunt wiu'de, ferner 1 bmnzener Hohlkelt mit Oehr
und 2 keltische und 8 römische Münzen von der vMohyla« SO. von Kotznian
mld endlich aus einem Garten von Chliwestie 1 kleines gi-aues Töpfchen von
neolithischem Charakter mit zwei vertical durchstochenen Ansätzen, 1 schwarzer,
runder Schlagstein, die Hälfte eines dicken, weissen Feuersteinbeiles und eine sill>enie
Hadriansmünze, welche (nicht ganz zuverlässig) in dem piimitiven Töpfchen ge-
funden worden sein soll. Auf der mit dem Namen Mohyla bezeichneten Hügel-
kuppe bei Kotzman steht nach Herrn Prokopowicz' Mittheilung ein gro^isa'
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P&ÄHI8T0B18GHB ReOOÖNOSCIBBUNGSTOUB NACH DEE BüKOWINA I. J. 1893. 15
ninder Tumulus (Mohyla), welcher auf drei Seiten von einem hohen Erdwalle
umgeben ist, in welchem ein Stein mit Inschrift zu sehen sein soll. Auch ein
Brouzekessel soll da gefunden worden sein. Es verdient angemerkt zu werden,
dasj^ die Steinbeile in Kotzman Pliszkamen = Keilsteine heissen, und nach der
Meinung der Ijcute bei Gewittern vom Himmel fallen; wir haben also auch hier
die so weit verbreitete Deutung als Donnerkeile.
Am 23. August konnte ich die Ausgrabmigen in der Gegend von Hli-
b o k a beginnen. Die Tumuli dieser Gegend wurden von mehreren Localforschem
einer sehr späten Zeit des Mittelalters zugeschrieben und man vennuthete in
ihnen Massengi*aber der im Jahre 1497 in dieser Gegend gefallenen Polen, deren
Heer hier von den Moldauern überfallen und vernichtet wurde. Der eifrige Local-
forseher Heir Professor W. S c h m i d t in Suczawa hat auch einen dieser Tu-
muli (meiner Meinung nach ganz unvollständig) untersucht und dabei wirklich
die Ueberzeugung von der Richtigkeit jener Meinung gewomien. Mir ist nicht
bekannt, welche thatsächlichen Beobachtungen ihn dabei geleitet haben. Meine
Funde sprechen für ein viel höheres Alter.
Die Tumuli liegen im Osten von Hliboka in mehreren Gruppen auf den
in noixl-südlicher Richtung von Mihuczeny und Dymka gegen das Sereththal bis
zu dem Oeitchen Slobodzia herabziehenden Hügelrucken. HeiT Julius Urycki,
Mechaniker mul Gutsbesitzer in Dymka, welcher diese Grabhügel vortrefflich
kennt, war so freundlich, mir die einzelnen Gruppen zu zeigen. Ich habe hier
im Ganzen 86 Tumuli gezählt. Zwei derselben, welche zwei verschiedenen, ca.
2 km S. von D}inka auf dem Hen*schaftvSgebiet(^ des Herrn BronisJ'aw Ritter
von Skibniewski gelegenen Gru[)pen angehören, konnte ich ausgraben. Der
erste gehört einer auf der Höhe des Hügelröckens, Yg km N. von der Cote 395
der Specialkjirte (1 : 75.000) gelegenen Gnippe von 4 Grabhügeln, deren einer
von Prof. Schmidt ausgegraben vviurde, zu. Er hatte eine Höhe von 1-8 m und
einen Durchmesser von 14 w. Der zweite Tumulus gehört der auf dem West-
abhauge desselben Rückens, ca. 7^ km, W. von der Cote 395 gelegenen Gruppe
von 21 Grabhügeln an, hatte beiläufig dieselbe Höhe wie der vorige und einen
Diux»hmesser von 12 w. Beide enthielten Brandgräber.
Man konnte an einer die Basis des Tumulus im Niveau des gewachsenen
Bodens bedeckenden dünnen Brandschichte von 2 bis 6 m Durchmesser erkennen,
dass die Verbrennung der Leiche an Ort und Stelle stattgefunden hat. Die cal-
cinierten Knochen^ sind in einer im Centrum des Tumidus angelegten kleinen
Grube gesammelt, wo sie im ersten Tumulus direct in die Erde, im zweiten in
einen als Ossuarium dienenden bauchigen Topf hinterlegt wurden. An Beigaben
fanden sich im ersten Grabe 9 ThongefUsse, von welchen 8 töpfchen- oder
schusselformige Geßsse in einem Halbkreise um die Brandgrube herumgestellt,
das 9., eine kleine, spitze, rothgebrannte Amphora, in die Grube hineingestellt
war. Im zweiten Grabe fand sich ausser einer kleineren Zahl leider gänzlich
zerdrückter Thongefasse ein kleines, gerades Eisenmesserchen. Die Thongefösse
sind sämmtlich auf der Drehscheibe erzeugt. Diese Fundumstände machen es
höchst wahrscheinlich, dass die Tumuli bei Hliboka der Zeit des römischen
Kaiserreiches, also den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung angehören.
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16 Szombathy:
Auf dem mit dem Flurnamen Putryna belegten Ostabhange desgleichen
Htigelrttekens verräth sieh eine alte Ansiedelung durch einzelne Thonge&ssreste
und zahlreiche geschlagene Feuersteinobjecte, von welch letzteren Herr Julius
Urycki einige aufgesammelt hatte. Da auf den betreffenden Feldern die Feld-
frucht ziu* Zeit meiner Anwesenheit noch nicht geerntet war, koinite ich keine
Nachgrabung vornehmen.
Ein weiteres Object meiner Untersuchung war die circa 1 km nördlich von
Hliboka im herrschaftlichen Walde gelegene Wallanlage Zamczyste, welche
mir Herr k. k. Postmeister Johann UrAcki zeigte. Es ist eine dreieckige, in
Gestalt eines kleinen Plateaus gegen OSO. vorspringende Bergzunge des vom
Plaiul Paltin herabziehenden bewaldeten Rückens Pat^iczynsUie. Sie ist gegen
WNW., wo ihr Tcirain ohne natürlichen Absatz an den sanft ansteigenden Berg-
rucken anschliesst, durch 3 concentrische Wälle abgeschlossen, während sie gegen
S. und NO. von steilen AblUllen begrenzt mid längs des nordöstlichen Randes
noch ausserdem mit einem ganz niederen Walle eingesäumt ist Der dreieckige
Imienraum ist 30 m lang und 35 m breit und liegt circa 2 m tiefer als der
übrige Raum. Dann folgt gegen den inneren Wall hin eine 10 m brtnt(\ erhöhte
Terrasse. Die Wälle sind durch je einen Aussengraben vei*sturkt. Der innere
W^all ist sehr steil und von der Sohle des Grabens an g(»rechnet 5 m hoch.
Der mittlere Wall hat eine durchschnittliche Höhe von 3*/^ m, der äussere eine
solche von 2^/^ w. Der ebene Raum zwischen je zwei Wällen ist 20 m breit Es
ist wahrscheinlich, dass die Wälle nach rückwärts anschliessende Flanken hatten ;
Theile davon sind an den Nordenden erhalten, der grösste Theil derselben scheint
durch die an den Plateaumndern unentwegt vor sich gehende Abnitschung des
Erdreiches zei-stört worden zu sein.
Das Resultit zahlreicher Grabungsvei-suche ist folgend(»s: Am Zamczyste
findet sich keine ausgesprochene, auf (»ine länger andauernde, intensive Besiede-
lung deutende Cidturschichte. Vor dem äusseren, sowie zwischen dem äusseren
und dem zweiten Walle wurde nichts gefunden. Im Innenraume sowie zwischen
dem zweiten und dem Innen walle wurden in der 15 — 25 cm mächtigen ober-
flächlichen Erdschichte vereinzelte ThongefHsscherben gefunden, deren einige hart
grau gebrannt waren und von wahrscheinlich mitü^lalterlichen Drehscheil>en-
geffissen herrührten, während andere schlechter gebrannte nicht genügend gut
erhalten waren, urti beurtheilt werden zu können. Im Innenraume wurden in
einer an Scherben etwas reicheren Schichte an einer Stelle noch drei kleine
Feuersteinwerkzeuge, nämlich ein Schaber, das Bnichstück eines Messerchens
und ein dreieckiges Werkzeug, gefunden. Ein Ausschnitt aus dem Innenwalle
zeigte auch in dem lehmigen, gelben Anschnttungsmateriale einige Scherben.
Ebenso wiu'den in dem grauen liehni des 2*4 m unter der Krone des Walles
anstehenden m^prünglichen Bodens verschiedene Scherben und nel>en diesen ein
Spinnwirtel aus schwarzem Thon gt^funden.
Diese Fimde hissen sich am besten durch die Annahme erklären, dass ain
Zamczyste einst eine wenig ben fitzte neolithische Cultus- oder Ansiedelungsstätte
existiite, auf welcher in einer späteren Periode, vielleicht zu Vertheidigungs-
z\vecken, die Wallanlage errichtet wurde. Nur durch diese Aimahme ist das Vor-
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Pbahistobische Recognoscierüngstodb nach dee Bukowina i. J. 1893. 17
kommen der alten Scherben an der Basis imd im aufgeschütteten Erdmateriale
des ersten Walles zu erklnren. Welcher Zeit die ^A'nlle ihre eudgiltigo Ausge-
staltung zu verdanken haben, ist nach meinen Funden nicht zu bestimmen.
Bezüglich zwei weiterer Localitäten möchte ich ein ganz negatives Eesultat
anmerken. Die eine derselben ist der zwischen Hliboka und Zamczyste gelegene
Waldrand, an welchem sich unregelmnssig verlaufende grosse Erdwälle und Kuppen
hinzielten. Diese wurden mehrfach ah alte Erdwerke angesprochen. Nach einge-
hender Besichtigung glaube ich aber sagen zu köinien, dass sie keinen Anspnich
Hilf diese Bezeichnung erlieben. Sie sind die Producte von kleineren und grösseren
Bergabnitschungen. Die zweite Stelle ist die mit dem vielverspreclienden Namen
Stary sad bezeichnete», jetzt in der Umwandlung zu einem Felde begriffene
Waldparzelle der Hen'schaft, zwischen Hliboka und den von mir untersuchüMi
Tiimulusgruppen. Hier sollen vor Kurzem zwei tordierte Goldringe von etwa 8 cm
Durchmesser gefimden worden sein. Herr Postmeister Urycki hat diese Kinge
gesehen, jedoch der jetzige Besitzer derselben wai* nicht dazu zu bewegen, sie
uns zu zeigen. Man vermuthete auf dem Süiry sjul prähistorische Gräber, aber
meine Versuche, bei welchen ich in dieser einen Parzelle 81 kleinere Gruben aus-
heben Hess, brachten gar nichts, als an einer Stelle einige nichts sagende jüngere
Thonscherben zutage.
Diese Arbeiten waren trotz der Ungunst des Wetters bis 29. August so
weit beendet, dass ich nur eine (am 5. September vorgenommene) Nachmessmig
ftir die Planskizze der Tumuli nothwendig hatte. Diese rasche Erledigung wäre
nicht möglich gewesen, wenn mir nicht von den verschiedenste]! Seiten die
fix?iin<llichste Unteretützung zutheil geworden wäre. So wie ich Heirn Ritter von
Skibniewski für die Erlaubnis zu den Grabungen auf seinem hen-schaftlichen
Gnnule zu bestem Danke veri)flichtet bin, so schulde ich ihm, wie auch den
Herren Gutsverwalter Karl Ludwig, Postmeister Johann Urycki imd Guts-
l)esitzer tTuHus Urycki für ihre Gfustfreundschaft und ihre kraftige Förderung
meiner Arbeiten, sowie der Frau Postexpeditorin Olga G r i g o r o w i c z und den
Herrn Bahnbeamten der Station Hliboka für manche specielle Untei-stutzung
meinen verbindlichsten Dank. Herr Professor Romstorfer war so freundlich, mit
nach Hliboka zu kommen und seine Ortskeimtnis so wie sein Ansehen als
k. k. Conservator fiir mich geltend zu machen. Nachdem meine Arbeiten in
Gang waren, reiste er nach Radautz und Suczawa, wo er Vorbereitungen für
meinen nachfolgenden Besuch traf und kam daini am 26. August wieder nach
Hliboka zurück, um an der erst*Mi Begehung des Zamc?yste und dem Absei ilussc
der Tiimulus-Ausgrabung theil zu nehmen.
Die Zeit zwischen dem 80. August und dem 2. September widmete ich
der Recognosciennig der Gegend von Radautz. Hier erwarteten mich sozu-
sagen bereits die Unterstützungen, deren ich geni mit herzlichem Danke gedenke,
von allen Seiten. Von der k. k. Bezirkshauptmannschaft erhielt ich durch den
in Abwesenheit des Herrn Bezirkshauptmannes amtierenden Herrn Bezirks-Com-
niLssar v. Mikuli ehie besondere Kmpfehlung für die geplante Ausgiabung in
Unter- HoHKlnik, Herr Conservator, Schulrath Director H. Klauser erbot sich,
mich trotz lU'berliäufung mit Amtsgeschätlen auf meiner ei-sten Recognoscicrungs-
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18 SZOMBATHY :
fahrt zu begleiten und Herr Dr. M. Kipper, welcher genaue Daten über die
Verbreitung der Tuniuli in der ganzen Nachbarschaft gesammelt hattt\ stellte mir
diese ziu- Verfügung und pn)tegierte mich bei der k. und k. GestüLsdirection, wo
speciell Herr Wirtsclmftsinspector Schmetterlein die zuvorkommendsU» Un-
terstützung meiner Arbeiten, soweit sie sich auf die ihm unterstehenden Gut^-
gebiete erstivcken würden, auf sich nahm.
Das wichtigste Untei-suchungsobject waren die Tumuli von Unter- H<>-
rodnik, \V. von Radautz. Auch hier begegnete ich der festgewurzelten An-
nahme, d«ss es sich um Massenbegräbnisse aus der Polenzeit handle. Die Tu-
muli sind in kleinen (Tnqipen oder tnnzeln st^»hend über einen mehr als 10 Jbw
langen, nördlich um das (lebiet von Unter-Horodnik sich h(»rumziehenden Streifen
ausgestivut. Die ei'sten bildiMi eine (Gruppe von vier sehr abgeflachti?n Hügeln
und liegen in den Feldern nördlich an der von Rjidautz htTausfülirenden Bi^zirics-
strasse, beiläufig 1 km OSO. von dem Brücklein über den Posen-Bach. Eine
zweite Grupp(» hegt '/^ km NW. von diesem Brücklein, ebenfalls an der Nonl-
seite der Bezirksstrasse. Sie besteht uns 5 sehr ansehnlichen Grabhügeln. Den
grössU'n von diesen hat HeiT ConservjJtor Klauser untersucht, indem er von
seinem Gipfel aus einen 5 m tiefen Schacht abUnifen Hess; was wohl — nelien-
bei bemerkt — nicht lege ai*tis ist. Man fand in der Tiefe eine Schichte mit
»Spuren von gebranntem Kalk, Knöchelchen und einem Topfscherben ^ . In der
Folge haben die Bauern die anderen vier Tunndi nach ihrer Art aufgegraben
und von dem Inhalte* einen Schädel und ein topfförmiges Thongefass unzertrüm-
mert zutage gebracht. Diese Funde wurden zwar abgeliefert, schienen aln^r nicht
der Aufbewahnmg würdig. Vorher hatte auch HeiT OI)ei>}t Dokunal einen
der Hügel bis zu eiiuT Tiefe von Vj^ Klaftern ausgegraben, ohne Funde gewahr
zu werden. Diese Tumuli sind also gründlich zei*stört, ohne in ihrer Eigenschaft
als wichtige und anziehende Documente aus weit entlegener Vorzeit auch wirklich
gelesen worden zu sein.
, Von dieser (liruppe aus geht der mit jdten Gral)hügeln besetzte Streifen
über den N. von Unter-Horodnik bis gegen Voitinell hinziehenden, als Hutweide
dienenden Höhenrücken Verfii Colnicu. Ich habe hier in 5 Gruppen 33 Tumuli.
welche zum Theil bereits ausgegraben sind, gezählt Ferner sind längs der vom
Gestütshofe Neu-Prädit nach Alt-Prädit führenden Strasse 12 Tumuli zu sehen,
von welchen 5 vereinzelt stehen, während 7 bei Cote 478, N. von Mittel-Prädit
zu einer Gruppe vei-sanunelt sind. Endlich li(^gen im W. von Horodnik, an der
von Radiiutz nach Wikow führenden Reichsstrasse und zwar 400 Schritte SO.
von dem Jägerhause Kalogorica (C^ote 495 der Specialkaiie) 3 Tumuli. Iiu
Ganzen kennen wir hier also jetzt 57 Tumuli.
Für eiiu^n Grabungsversuch wählt<* ich eine Gnippe auf der Hutweide von
Unter-Hon>dnik. Ich öffn(»te hier, auf das In^stc* von dem Herrn Oi-ts vorstände
Onofrei Teleaga unterstützt drei Tunmli. Der erste derselben mit 12 w Durch-
messiT und 1*7 m Höhe enthielt zwei wohl untei-scheidban* Gräber. Das alten*
von ihnen war ein im (Vntruin des Tumulus in (*ine 60 cm breite und 20 cm
tief in den gewachsenen Boden eingesenkt*» Grube hinterlegtes Brandgrab, welches
nebst (»iner massigen Menge von Holzkohlen resten und einigen calcinierten
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Prähistobisohb Rbcognosciebungstoüe nach der Bukowina i. J. 1898. 19
Knochenft^gmenten einen schönen Steinhammer, eine kleine, reclitc*ekige, an den
\ier Ecken mit Löchern versehene, zngeschlifFene Stcinphitte und zwei Brucii-
stöcke von Feuerstein laraeilen enthielt Das jüngere von ihnen lag in einer ca.
50 cni über dera gewachsenen Boden hinziehenden hituniinösen Schichte, eben-
falls gams nahe am Centrum des Tumulus. Es war ein Skeletgrab, in dem das
Skelet in zusammengeknickter Lage (»liegender Hocker«) sich befand. Die
Knochen konnten nicht conservieil werden; ans der ansehnlichen Stitrke der
Röhrenknochen und der Länge eines Oberschenkels (54*5 cm) kann jedoch auf
eine grosse und stai'ke Pei^son geschlossen werden. Ausser einigen in der bitu-
minösen Schichte zerstreuten, schlecht erhaltenen Thonscherben wurde bei die+^em
Gnil>e nichts gefunden. Der zweite Tumulus mit 14 w Durchmesser und l*.S m
Höhe enthielt in seinem Centnun im Niveau des urspiiinglichen Bodens ein
nicht conservierbares Skelet in geknickter Lage, sonst al)er keinerlei wichtigertMi
Fund. Auch in ihm zeigt sich unter dem Skelet eine kohlenhältige, 90 cm unter
das Bodenniveau hinabgehende Mulde, in der jcnloch keine Funde anzutreffen .
waren. Im 8. Tumulus (mit einem Durchmesser von 7 m luid einer Höhe von 60 cm)
Hess sich etwa>i unter dem Niveau eine Art Cultui'schichte erkennen, sonst aber nichts.
Dieses Fundergebnis mit dem neolithiscben Brandgi-abe und den offenbar
als Nachbestattung m die TumuU geratlienen charakteristischen Skeletgräbern,
deren Alter noch nicht zu bestimmen ist, reicht nicht zur vollständigen Orientie-
rung hin. Der Ungunst des Wetters wegen schloss ich am L September die
Grabung ab; ich hoffe aber, diese Untei-suchung heuer fortvsetzen zu können.
Vorläufig müssen wir uns mit der Kenntnis begnügen, dass in den Cirabhügeln
von Unter- Horodnik Gräber einer Stufe der jüngeren Steinzeit und andere nach
ihnen hinterlegte Gräber, welche aber nach der Skeletlage auch als von'ömisch
anzunehmen sind, vorkommen.
Um ein Stückchen von dem fruchtbaren Südosttheile der Bukowina kennen
zu lernen, wendete ich mich von Radautz nach Suczawa und kehrte von da
längs der Grenze Rumäniens über Sereth nach Czeniowitz zm-Uck.
In Suczawa veqjfiichteten mich Herr Professor M a r i a n, welcher mir
nebst den bedeutenden historischen Sehenswürdigkeiten Suczawa's auch die prä-
historischen Stätten zeigte und Herr R. v. P r u n k u 1 , welcher freundhch hieran
theilnahm, zu bestem Danke. Auf der (he Stadt von der Nordwestseite her be-
herrschenden und das Suczawathal weithin überblickenden Anhöhe Zamka, auf
welcher eine alte, mit Erdwällen nach dem Systeme V a u b a n s angeblich von
S o b i e s k i befestigte Kirchenanlage nothdürftig erhalten ist, sind keinc^rlei Spiu*en
prähistorischer Besiedelung zu erkennen. Auch die den Nordrand des Plateaus
einsäumenden Wälle scheinen jüngeren Datums zu sein. Im SO. der Stiidt hegen
auf einem l km NNO. von der Kuppe »Movile« entfernten Rücken (nicht wie
der Name errathen üesse, auf dieser selbst) drei grössere, durch di(* früher hier
l>etriebene Feldwirtschaft abgeflachte Tumuli.
In dem zvidschen dem Suczawa- Flusse und dem Seivth liegenden Hügel-
lande sind prähistorische Fundstellen nicht selten. In der NW. von Suczawa
hegenden Gemeinde H a t n a sah ich auf der an der Hauptstrasse gelegenen
und unmittelbar an die Gemeijide Merecei angrenzenden Hutweide 3 Tunmli.
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20 Szombathy:
4 grosse, tumulusälmlicho Hügel stehen am Fusse der Anhöhe Odaia, welche
Hatna an der Ostseite übeirn^j^t In Danila, von wo Goldfnnde, u. zw. Ann-
spiralen und Ohrringe bericliü»t werden, sollen auch noch 4 uneröifnete Tumuli
stehen.
In Calinesti Coparencu wurde unmitt^^lbar hinter dem Sciilosse des
Herrn Gustav Marin bei der Abgrabung des sanft ansteigenden Termins ein
Umengräberfeld angotrotfen. Ausser den keramischen Beigaben gab es hier keine
auffallenden Funde, und von diesen konnte nicht mehr, als seinerzeit in die
Hand des Herrn Hauptmann Gutter gelangte, gerettet werden. Herr Marin
selbst, welcher sich für die Funde persönlich sein' interessiei-t, koimte von spä-
teren Abgrabungen, bei welchen noch mehrere Gräber gefunden wunh^n, niu*
eine einfache ti)i)ft()nnige l^rne retten. Icli habe dem Gutsherrt»n von Cahnesti
die fivundlichste Aufnahme und Fühnnig zu danken. Er zeigte mir auch auf
der Anhöhe Cote o.'JO der Specialkarte, O. vom Schlosse, drei alte, nicht un-
mittelbar mit einand(»r zusannnenhängende Wälle, von welchen zwei quer ölier
den Nordabhang der Kupjie laufen, Wtährend der dritte westlich von ihnen und
senkrecht zu ihnT Richtung liegt. Es ist nicht unwalirscheinlich, dass bei Cali-
nesti noch mancher interessante prähistorische Fund gemaclit werden wird.
Bei dem NO. von Berkouc an der Strasse gelegenen Wirtshause stehen
4 Tunmli im freien Felde, zum Theile durch einen Feldweg luul durch den
Pflug deformiert. Die von 8 e r e t h nach Hadikfalva fahrende Strasse pas-
siert SW. von den) Maierliofe Odaya 3 Tumuli. Weiter N. von dieser Stelle,
bei der Cote 418 der Sp. K. stehen 2 Tumuli und auf einem dersell)en eine
Bildsäule. Der gegen S. zu weiter entfernte Gii)fel Jankula scheuit auch einen
grossen Tumulus zu tragen. Noch weiter südlich, auf dem Dealul Jancului l)ei
Granicestie wurden bekanntlich im Jahre 1872 zwei Stein kistengraber mit
Skeleten und neolithischen Beigaben aufgedeckt ')
In Sereth selbst ist die Beiirsche Ziegelei als ergiebige Fundstelle be-
kainit. ') Ich besuchte dieselbe unter der freundlichen Fühnmg des Herrn Beill,
konnti» aber — wenn hier überhaupt vonnals mehrere Fundschichten zu unter-
scheidt»n waren — nur mehr ansehnliche Reste der römischen Culturscliichte,
die mächtige Brandspuren zeigt, und der noch immer zahlreiche ordinäre Thon-
gefässi*este entnommen werden können, auffinden.
Den Abschluss meiner Toureji bildete» eine Excursion, welche ich am
7. Sei)t(»mber in Gesellschaft von Herrn und Frau Professor Romstorfer
nach lllinitza machte, um der interessanten, grossailigen Wallanlage daselbst
einen Besuch abzustatten. Herr Ritt^T von Flondor, auf dessen B(*sitz der
ßurgwall li<*gt, lieh uns in der zuvorkommendsten Weise seine Unterstützung.
Die dennalen mit Wald bedeckte Bergimse, welche dif^ Wälle trägt^ heisst Zamka
und richtet sich, von einigen Vorbergen gedeckt, nach N., dem Tl ale des Pruth
zu. Vorne hinaus ist eine beiläuüg 100 m breite und 60 m lange Fläche durch
«) Gutter, Miuheil. d. k. k. Central-Comm, Bd. VI., IHftO, Notiz 45, p. I.XXXV; sani
zweiten Male mit unwesentlichen Abweichungen publiciert in denselben Mittheil. Bd. VH, 1881.
Notiz 49, p. I.XXX.
*} Siehe besonders: C. A. Romstorfer, Serelh als Fundort archäologischer (iegeustande;
>ütth. d. k. k. Central-Comm. B. XVII., p. 80.
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PhähistobischeRecognosciehüngstoüb nach der Bukowina i. J. 1893. 21
einen annähernd halbkreisftJnnigen Wall umgrenzt An sie schliesst sich, dem
allmälig aufsteigenden Rucken folgend, eine beiläufig ebenso breite und ca. 30 m
lange, rechteckige, von einem stärkeren Walle umgebene Fläche und an diese
weiterhin eine etwa 120 m lauge, in der Breite bis zu 30 m abnehmende, eben-
falk von allen vier Siiten mit Wällen umgebene Fläche au. Dort, wo diese
uniwalltc^n Flächen an einander grenzen, laufen die Wälle in absichtlicher Unter-
onlnuug des jeweils tiefer gelegenen Walles als Doppelwall neben einander.
Hinter der dritten, langgesti'eckten Fh'lche folgt nach einem Tnten^alle von 8 m
ein quer über den Rücken ziehender, gewissermassen die letzte Umvvallungslinie
verdoppehider, mit seinem Vorgraben nach aufwärts (S.) gerichteter Wall, nach
weiteren 50 m ein zweiter, hoher, und nach weiteren nahezu 50 m ein dritter,
doppelter Wall. Das ist also eine recht wohl zur Veilheidigung taugliche An-
lage mit fünf grösseren Abtheilungen. Der Besucher findet in den Wällen und
zwischen denselben zahlreiche offene Ausgrabungsstellen, und kann da im Vorbei-
gehen einigen Einblick in verschiedene Brandstellen mit grossen Mengen ver-
kohlten Getreides und in Cultui*schichten anderer Art gewinnen. Zur genauen
Beurtbeilung der ganzen Anlage werden aber noch weitere Grabmigen, welchen
Hen* Professor R(mistorfer sich zu widmen gedenkt, nöthig sein.
Mit diesem kurzen Fachberichte ist all das, was die Reise durch die Bu-
kowina mir bot, noch lange nicht erschöpft. Es treten dem Wanderer ja aller-
orten uaturhistorisch sowie kunst- und culturgesclüchtlich interessante Einzeln-
heiten in solcher Fülle entgegen, dass man sich den mannigfaltigen Anregungen
nicht verschliessen kann ; aber ich widerstehe der Versuchung, über meinen
Rahmen hinaus zu treten, denn das durch das ganze Land vertheilte ausgezeich-
net« Studiemnaterial hat das volle Reclit darauf, nur von Fachminneni, deren
Kraft« ja dem Landes-Museums- Vereine in so beneidenswerthem Masse zu Ge-
bote stehen, bearbeitet zu werden.
Ich kann diese Reiseskizze nicht schliessen, ohne den Behörden und den
zaidmchen Privat[)ersonen, deren freundliche Unterstützung mir zutheil wurde,
ganz besondei-s aber Herrn k. k. Conservator, Pmfessor C. A. Roujstoi-fer, noch-
mals meinen herzlichsten Dank auszudrucken.
'^•-H-®4+-
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Der rumänische archäologische Verein
Von Dr. Raimund Friedrich Kaindl.
Im ersten Bande unseres Jahrbuches hat Prof. Romstorf er über die
Beziehimgen der k. k. Central- Commission zur Bukowina gehandelt, und der
Schreiber dieser Zeilen berichtete über djis Verhältnis der Wiener Anthro-
pologischen Gesellschaft zur Bukowina, über das ehemalige Landes- Museum, den
Serether Museum- Verein und da.s Münzen- und AntiqiutÄtencabinet an der l^ii-
versität Czeniowiti^. ') Es erübrigt nun noch einiges über den rumänischen arcliäo-
logischen Verein in Czeniowitz mitzutheilen. ^)
Dieser Verein wurde vom Herrn Finanzconcipisten Dionys O. Olinescu
im Jahre 1886 begründet. Sein Zweck war >das Interesse der Rumänen für die
Erhaltung ihrer nationalen, kirchlichen und weltlichen Antiquitäten wach zu
erhalten; zur Verbreitung der archäologischen Kenntnisse nach Möglichkeit bei-
zutragen; auf dem Boden der Bukowina oder auch anderwärts gefundene Anti-
quitäten zu sammeln, zu beschreiben und zu consenieren ; für die Erhaltung der
historischen Bauten, Monumente und Ruinen einzustehen, endlich archäologische
Untersuchungen anzustellen. ^
Den Gmndst^K'k der Sammlungen des Vereines bildete eine bedeutende
CoUection von Antiiiuitilten, welche die Gemahlin des am 8. Mai 1886 verstor-
benen OonseiTatoi-s J. von Gntter Heirn Olines.cu übermittelte.") Durch
diese reiche Spende sah sich der Verein instand gesetzt, seine Sammlung schon
auf der im Herbst 1886, also noch im Gründungsjahre, stattfindenden Landes-
ausstellung zu exi)onieren. Der Verein wiu'de für dieselbe mit einer silbernen
Verdienstmedaille bedacht und seine Bemühungen fanden in mehreren Blattern
lobende Anerkennung.
Seither hatte sich die Sanunlung durch zahlreiche Geschenke vermehrt
Die meisten dei-selben spendete der Schriftsetz(T der erzbischöflichen Druckerei
^) Bei dieser Gelegenheit mag eine berichtigende Bemerkung über den in diesem Berichte
8. 76 mitgetheilten Stand der Sammlungen des Cabinetes vom 1. April 1893 erlaubt sein. Statt
3721 eingestellter Münzen etc. soll es heissen 3781, und statt 21 Wertnoten sind 25 anzusetzen.
Die Zahl der am 7. April an das Landes-Museura abgetretenen Alterthumer belief sich auf 75
Nummern in 04 Stucken, also um 3 Nummern und 3 Stücke mehr als airi 1. April. Man vergl.
auch den Rectoratsbericht in der „Czern. Zeitung".
•) Für die folgenden Mittheilungen sind zu vergl. der Bericht des Vereinasecrctärs C.
Morariu in der Rom. Revue VI (1890) S 362 ff;, ferner die Vereinsnachrichten in der ,Ga-
xeta Bucovinei" 1891 Nr. 64 und 1892 Nr. 3.
') Daher finden sich in der Sammlung des Vereines einzelne Gegenstände, die nach Be-
richten Gutters bereits in den Mittheilungen der Central-Commission beschrieben und abge-
bildet sind, so z. B. die ThonHgur aus Sereth (Mitth. X. Notiz 135) u. A.
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Dbb buhänisghb abghJLologisohb Vbrbin in beb Bukowina. 23
in Czemowitz, Herr D. Bucevschi; ferner die Herreu: V. Morariu, Z. Vo-
ronea, Pfarrer Sbiera, V. Vasiloschi, D. Nosievici, Onufreiu Miro-
novici, F. A. Wickenhauser, E. Ciuntuleac, E. Cozub, M. Dra-
cinschi u. A. Am Anfang des Jahres 1892 besass der Verein folgende
Objecte. ^)
I. 4 Urkunden, darunter eine vom Woewoden Constantin Michael Ra-
covi^ ddto. 14. Mai 1756, imd die anderen vom Woewoden Gregor
loan ddto. 14. Juni 1763.
n. 1 armenisches Evangelienbuch mit 9 Bildern und 1 rumänisches
Psalterbuch; beide Manuscripte angeblich aus dem XVII. Jahr-
himdert
in. 12 Copien von Grabschriften.
IV. 9 Stück verschiedenartiger Werkzeuge (Messer, Beile, Hämmer etc.)
und 2 Lehmgötzen aus der Steinzeit.
V. 43 prähistorische Thon gegenstände.
VI. 1 Nähzeug, bestehend aus Pischknochen, Thierhönieni, Vogelschna-
bebi u. s. w.
Vn. 3 fossile Gegenstände.
Vrn. 1 silberner Ring.
IX. 39 paläontologische Gegenstände.
X. 16 Gegenj-tände aus der Bronzezeit (Ketten, Lanzen- und Pfeil-
spitzen, Binge u. s. w.)
XI. 1 Aschenunie, 2 Ziegeln, ferner 6 silbenie, 1 messingene, 1 kupferne
Münzen; sämmtliclie Gegenstände aus der Römerzeit und in der
Bukowina gefunden.
XII. 101 Objecte aus der Eisenzeit, daiiinter alte Schlösser angeblich
aus dem X. — XII. Jahrb., Pfeilspitzen, Säbel, Lanzen, Binichstücke
von Panzerhemden, Signalraischen, Messer, Gabehi, Pferdezaum-
gebisse, Sporen u. s. w.
Xm. 1 silberner Ring.
XIV. 1 kupferner Schlüssel.
XV. 1 versteinerte hölzerne Börste angeblich aus der Mongolenzeit.
XVI. 1 Reliquienbnistkreuz.
XVn. 15 Gegenstände aus neuerer^Zeit, nämlich 1 Säbel, Pfeilspitzen
Bogen, Gewelirschäfte, Kugeln, Pistolen, Messer, Gabeln u. s. w.
XVin. 2 silbenie und 2 kupferne Gegenstände (Si)oren und Siegelstempel).
XIX. 12 kupfenie und 8 silbenie nunänische Münzen, danniter die älteste
aus der Zeit des Woewoden Peter Muschat (1375 — 1391) sein soll.
XX. 18 silbenie und 29 kupferne polnische Münzen.
XXI. 21 deutsche Münzen.
XXn. 69 österreichische Münzen.
*) Das Verzeichnis der Gegenstände ist nach den in der Anmerkung 3 citierten Berichten
wiedergegeben. Die Bestimmung einzelner derselben dürfte wobl zweifelliaft sein.
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24 Kaindl: Deb rumänische abchäologisghe Verbin in dbr Bukowina.
XXni. 15 türkische Münzen.
XXIV. 9 russische Münzen.
XXV. 1 griechische, 1 spanische, 1 italienische und 1 schwedische Münze.
XXVI. 5 Münzen unbekannten Ursprungs.
XXVII. 10 Medaillen.
XXVIII. 10 iStück Papiergeld.
Um diese reichhaltige Sammlung jedermann zug«anglich zu machen, bt^schloss
der Verein, dieselbe zur Aufstellung in den Räumen unseres Landes-Museuni«
zu überlassen. Die Uebergabe erfolgte noch vor der am 14. Mai 1893 efolgteii
Eröffimng des Museums.
^^--*-^i'®-h"*-^
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Eine moldauische Sturmfahne drei-
hundertjähriger Vergangenheit.
Von Prof. -K^UJa.. ScOaLraid-t.
Mit gei'echtfertigter Pietät sieht nicht nur der V^olksstamniesgenosse, sondern
wohl jeder menschlich und ehrenhaft fühlende Mann auf ein aus längst ver-
klungenen Zeiten stammendes militärisches, ohne allen Zweifel hochgelialtenes
Palladium hin, welches ganze Ströme Blutes um sich herum in den Sand rinnen
sah, bevor es den kraftlos gewordenen Händen des letzten, todesmuthigen Trä-
gers und Beschützers entsank und in den schwererkämpften Besitz des triumphi-
i-endeii Siegers gelangt sein mochte.
Selbst das treue Bild einer solchen, gewiss seltenen und keineswegs aller
Welt leicht zugänglichen, heiligen Relicpiie muss rührend, mahnend und wohl
auch begeisternd wirken.
Es bildet daher nicht nm* in instructiver, der sonst weitschweifenden Phan-
Uisie die richtigen Schranken ziehender, sondern auch in manch anderer, nicht
zu untei"sch ätzender Beziehung viel, ja sehr viel der Charakterbildung zugute
kommenden Elementes, wemi heutzutage das allgemeine Streben productiver
Geister dahin geht, den jeweiligen Kindern ihrer tiefen und mühseligen Studien,
sobald sie dieselben der Welt zeigen, in das Wickelband auch Illustrationen mit-
zugeben, geeignet, den I^eser in jene Sphären zu versetzen, in welchen der un-
emitidete Forscher und Verfasser bis zum Fertigwerden seiner Schöpfung sich
bewegte.
Dieser lobens- und anerkennungswürdigen Gepflogenheit tiiig auch Ale-
xander Mika volle Rechnung, u. zw. in seiner, zur Neige des vorigen Jahres
(1893) herausgegebenen Monographie, das Leben und Wirken des auch in Volks-
liedern bis auf die Jetztzeit, gepriesenen Kronstüdter Königsrichtei-s Michael
Weiss besprechend. ^)
Unter den Illustrationen, welche seinem reich ausgestatteten, mit vielem
Forscherfleisse zu Stande gebrachtc»n, gründlichen, die historische Literatur wahrhaft
») Mika Sandor: „Weiss Mihaly (1569 — 1612) Budapest 1893. 8. maj. magyarisch.
— Zu bcdanern ist nur das Eine, dass Mika nicht auch die Volkssagen und Volkslieder mit-
theüe, welche diesen keineswegs fUr die siebonbürgisch-sächsische Nation allein, sondern für die
Geschicke des österreichischen Kaiserhauses thätigon, heldeaartig angelegten und seine Sache
mit seinem Blute besiegelnden Mann verherrlichen und der Unsterblichkeit, nicht nur in der
Geschichte, sondern auch im Herzen und Mundo seines Volkes Übergeben. Bei der notoriscli
regen, alle rtihmiichen, volksthümlichen Raminiscenzen verwerthenden geistigen Rührigkeit der
siebenb&rgisch sächsischen Ethnographen ist vorauszusetzen, dass Mika's Werk den Anstofs dazu
geben werde, aach in dieser Richtung eine Lücke nicht klaffen lassen zu wollen. h. 2.
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Cooglc
26 Schmidt :
bereicherndem Werke beigegeben sind, ist es namentlich das illuminirte Bild einer
moldauischen Stumifahne des XVII. Jahrhundertes, welches, als unserer engeren
Heimat — war ja doch Suczawa Füi-stenresidenz — nahestehend, unsere Auf-
merksamkeit und unser ungetheiltes InttM'esse voll und ganz in Anspnich nimmt
Unwillkührlich drängt sich hiebei die Frage auf : AVie kam diese Tro-
phäe nach Siebenbürgen? Wie stand es um die kriegerische
Tüchtigkeit der Moldauer jener Tage?
Die Beantwortung der ersten Frage muss, ihrer inneren ^^eraidagung nach,
als jeder näheren Besprechung sich in vorhinein entziehend, als unlösbar
bezeichnet werden. Wenngleich die Geschichte unverkennbarer Fingerzeige genug
bietet, wtirum die Moldau wider Siebenbürgen in dem Zeiträume zwischen 1569
und 1612 die Waffen zu ergreifen sich gezwungen gesehen habe, bleibt es un-
ausführbar, angeben zu sollen, wann, wo und wie diese Sturmfahne verloren
gegangen sei. Wenn wir aber der zweiten Frage, wie es um die militä-
rische Tüchtigkeit der Moldau gestanden, uns gegenüberstellen,
wäre die Antwort sehr leicht und daher auch sehr schnell gefunden, wenn es
um ein Jahrhundeil vorher sich handeln würde, mit einem einzigen, der mol-
dauischen Kriegsgeschichte entnommenen Zuge, zumid aus einer Zeit, welche
den Glanzpunkt dei-sellx^n bildet, vorzugehen. Viel richtiger wird es daher sein,
ein gedrängtes Gesanjmtbild moldauischer Waffengänge bis hinab an die Neige
des sechzehnten Jahrhundeils, wenngleich nur in rasch gezeichneten Contouren,
uns vor Augen zu halten.
Die allerälteste, historisch verbürgte Kunde moldauischen Kriegsruhnies fährt
uns in die Zeit Alexanders des Guten, dieses Begründei^s der staatlichen Ord-
nung des Füi-stenthumes und namentlich in das Jaln* 1425 zurück, währenddessen
Verlaufes der i)olnische König Wl^adislaus, am Tage Johannis des Täufei^ (24. Juni)
seinen, wider die deutschen Ritter gerichteten Zug in die Mark Brandenburg, welcJie
der spätere Volkswitz als die Sandbüchse des h. römischen Reiches deutscher
Zunge bezeichnete, angetreten hatte. ') Dem Banner des weissen Adlers hatte
sich eine moldauische Kriegerschaar angeschlossen, welche Fürst Alexander der
Gute, als Lehensti'äger Polens zm^ Heeresfolge veri)flichtet, *) beigestellt hatte und
vei'schwiegen darf nicht werden, dass die Haltung dieses Contingentes durch eine
Schilderung seiner findigen Geistesgegenwart, seines unerschütterlichen Muthes
und seiner persönlichen Tapferkeit rühmlich her\orgehoben werde. Lesen wir doch,
wenngleich in präganter Kurze Folgendes: ")
* Vierhundert Wallachen wai*en zufällig ausgesendet worden, bei der Feste
Marien bürg Beute zu machen. In grosser Zahl aus der Burg ausfallende
deutsche Ritter beabsichtigten einen Angriff auf dieselben. Die bedeutende üeber-
macht des heranstürmenden Feindes gewahrend, zogen sie sich zwar zurück, nicht
») Dlugosz: Hist. Pol. ed Frankf., Hb. IX. p. 909 ad annum. Stryjkowski edit
1582. p. 454.
') BekaDntlich datirt der diesfällige Huldigungsact von Suczawa, 12. März 1402. Dogiel:
Cod. Diplom. Reg. Polon. Tom. I. p. 600. Paprocki setzt den Lehnseid in seinem: «Ogröd
krolewski** i. e. „Eönigsgarten" irrig in das .Jahr 1403.
•) K romer: „De origine & gestis Polonorum" ed Colon. Lib. XIX p. 290.
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Eine moldauische 8tüemfahne deeihündebtjIhe. Veegangenheit. 27
aber mii zu fliehen. Im Gegentheile. Gewohnt auch als Fusstinippe zu kämpfen,
sprangen sie aus dem Sattel, deckten sieb diu*cb die Stumme des nahe liegenden Wal-
des und empfingen die Heranbrausenden mit einem so dichten Pfeilbagel, dass Jene
zur Flucht sich wandten. Riusch heiTorbrechend und das Ross besteigend, setzten
die \'ierhundert nach und kehrten mit reicher Beute und vielen Gefangenen in
das I.ager zmück.^
Wenige Jahi-zehende später begann der Ruhmeslaiif Stephan's des
Grossen, »des Türk^nhammei's«, wie vOr ihm Johannes H un yady und nach ihm,
Eugen von S a v o y e n »der edle Ritter«, genannt wurden. Mit weit ausge-
henden Hoheitsplänen sich ti-agend mid hiezu der Werthschätzung des ungarischen
Wahlköniges Mathias C o r v i n u s^) in kluger Weise sich bedienend, ^) wurde
dieser, heute noch den gerechten Stolz der eigenen Stammgenossen bildende, in
Sagen und Liedern verherrlichte Held, nicht nm* zum Schrecken des Feindes, sondern
zugleich zum vielumworbenen Gegenstande staatlicher Combinationen. Wenngleich
in seinen Heerlagern die Zeltgassen von der Sprachen buntem Gemische wider-
ballten, die Mehrzahl u. zw. die erdrückende Mehi-zahl seiner streitbaren Mannen
waren seine Landeskinder, welche mit nationaler Streitlust und Tapferkeit
die zum Siege führenden Schlachten entwürfe des eigenen, heldenhaften Füi'sten,
in freudiger Todesverachtung zu verwirklichen, mannhaft redlich mithalfen.
Ich sagte »mit nationaler S treitlust und T apfer keit« und
mit vollem Bedachte. Demi, als nach Stephans des Grossen Tode (1505) dessen
Sohn Bogdan zur Herrschaft gelangte und — angeblich dem politischen Te-
stamente seines Vaters Folge leistend, der Pforte huldigte, kam zwar eine Zeit
der Ohnmacht über die Moldau, währte jedoch, trotz der abhängig gewordenen
Stellung, trotz des hohen Tributes und trotz anderer, durch die politische Ueber-
gangsperiode geschafl'ener llebelstände, nicht lange. Peter R a r e s c h , der letzte
männliche Muschat, später mazilirt, ') war es, der während seiner ersten Regie-
rungsdauer, durch seine Theilnahme an den Kämpfen zwischen Ferdinand I
und zwischen Johann Z a p o 1 y a , bezüglich der Thronfolge in Ungarn *) den
alten Waffennihm der Moldau wieder bethätigte, der neuerdings aufleuchten
*) Cf. Wenrich: „Die moldauische Lehensherrschaft in Siebenbürgen" im Archive des
Vereines fQr siebenburgische Landeskunde. Neue Folge, Band VI.
•) Polen, Europa's Vormauer wider die Tataren und Türken, wärmte zu jener Zeit, um
sich Stephans zu yersichem, den alten Streit mit Ungarn um die Oberherrlichkeit um so eifriger
au£, als Stephan dem polnischen Könige, dem Gebote der Staatsklugheit folgend, sogar gehuldigt
hatte. (Dogiel Cod. Dipl. I. 693;, Mathias Corvinus wies jedoch alle derartige Zumuthungen
mit Entschiedenheit zurück und sprach, wo es um Stephan sich handelte, jederzeit nur von:
^vojeroda noster." Cf. „Epistolae Mathiae Regis Hungariae'*. Klausenburg 1745. 8 und insbe-
sondere das hieraus bei Praj: „Disserl VI** und bei Benkö: „Milcovia** I. 31 abgedruckte
Schreiben des Königs.
■) M a z i l bedeutet nach türkischer Wortwurzel einen Abgesetzten, Ent-
fernten, bei Seite Geschobenen und dient im Rumänischen zur Bezeichnung abge-
setzter Fürsten nnd — urkundlich, zur Bezeichnung von Freibauern, als dem geringsten
Landadel.
*) Hiertiber Cf. besonders : S c h u 1 1 e r : „Ludwig G r i 1 1 i und sein Ende" in dem von
der k. k. Akad. der Wissenschaften herausgegebenen Archive für österr. Geschichtsforschung"
Band XXI und im Separatabdrucke. Ferner W i 1 1 s t o k ^im Programme des Bistritzer Ober-
gymnasiaros von ISöS" und Kramer: „Aus der Gegenwart und Vergangenheit der k. Frei-
stadt Bistritz" 1858 8^ neben den bekannten Quellenschichten eines Istvanfi, Simigian,
Verantius a. A. m.
3»
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28 Sohmidt:
sollte, als nach Alexander Lapuschnean, der erste fremde Prätendent auf
den moldauischen Furstenstuhl, Johann Jacobus Heraclides (Despota), mme
nach dem zu Lemberg hingerichteten Stefan Tomscha I, Johann Podkowa,
beigenannt der Grausame, zur Herrschaft gelangten. ^)
Für die Zeit Alexander's Lapuschnean sowie für jene des Despoten, vou
dem wahriich nicht behauptet werden kann, ob er ein glucklicher, wenngleich tra-
gisch endender Abenteurer oder ein verkannter und daher nicht gebührend gewür-
digter Held gewesen, besitzen wir sehr gewichtige Zeugnisse, die, weil zeit-
genössisch und von Augenzeugen stammend, keinem Zweifel können ausgesetzt
werden.
AVu* wollen mit Alexander Lapuschnean beginnen, dessen unglücklicher
Kampf wider den fremden Usurjiator Johann Jacob Heraclides — bei Verbie — *)
am 10. November 1561, wohl keineswegs zu Gunsten moldauischer Tapfericeit
sprechen würde, weim nicht bezeugt wäre, dass der erste Angriff wie herkömmlich
mannhaft abgeschlagen und erst der zweite, mit Zuhilfenahme einer gelungenen
Kriegslist siegreich sei durchgeführt worden.
Der Biograph des auf diese Weise zur Flerrschaft gelaugten Despoten, Gra-
tiani,') welcher sein in elegantem Latein geschriebenes Werk dem polnisciien
altadeligen Jünglinge Lodzia-Tomicki widmete, *) weiss der moldauischen Krie^-
tuchtigkeit des Rühmlichen nicht genug nachzusagen. »Die Moldauer — schreibt
er — beginnen den Kampf mit einer Verwegenheit, mit so grossem Selbstver-
trauen und mit solch siegesgewisser Geringschätzung selbst der grössten Ueberzahl
des Gegnei-s, dass von ihnen sogar die git)ssten Heereshaufen in schimpfliche
Flucht gejagt werden . Dieses Zeugnis bestätigt — freilich in etwas anders lau-
tender, wörtlicher Fassung, ein zweiter Zeitgenosse von keineswegs gering an-
zuschlagender Bedeutung u. zw. der siebenbürgische Sachse Georg Reichers-
torfer,*^) der Geheimschreiber der imgarischen Königin Maria, wie^ nach-
träglich, deren kaiserlichen Biniders, Ferdinands L, von welchem derselbe sogar
mit Gesandschaftsreisen an die hohe Pforte betraut wurde. Eine cUeser Gesandschafts-
reisen ging über die Moldau, wobei der schai-fe Beobachter nicht nur Grele-
genheit hatte», Land und Leute genau keimen zu lernen, sondern auch entspre-
chende Müsse fand, diese seine Beobachtungen durch eine Beschreibimg sammt
Karte der Moldau, der ersten ihrer Art, durch den Dmck l)ekamit werden zu
>) Cf. Hajdeu: ,,Inon cel Cumplit'^ Bukarest 1865. 8 maj.
*) Cf. Letopisetele etc. ed Kogalnicean. Bukurest 1872. 8. maj. I. Appendix pag.
436 und Sinkaj's Chronik, Bukurest 1886. 8. maj p. 333 sq.
») 6 r a t i a n i^s, des : „Episcopus Ameriniis** Werk führt den Titel : „De Joanne Hera-
clide Despota libri tres Varsaviae, e typographia Mitlerinn4 1759. 8 min., e mannscripto K-
bliothecae Zaluscianae. Diese Ausgabe liefert den Beweis, dass der berühmte Cardinal Mai irrte^ wenn
er in seinem Spicilegium romanum die Ansicht aussprach, er publicire dieses Werk zuerst; tob
diesem erschien Übrigens 1860 nach einem Exemplare der Göttinger Bibliothek eine neuerliche Aus-
gabe, jedoch nur in der sehr beschränkten Zahl von vierzig Abzügen, von denen Einer, mit Nr. tfr6
bezeichnete in meinen Besitz gelangte. Legrand veranstaltete 1889 eine weitere zu MaisooBe-
nuve in 4^ min.
*) Wahrscheinlich war das ein sehr naher Anverwandter des um jene Zeit so bervLiimten
Staatsmannes und Bischofes von Krakau, Peter Lodzia Tomicki.
«) Ueber ihn Cf. S c h u 1 1 e r : „Georg Reicherstorfer und seine Zeit" im XXI. Bande
des von der kais. u. königl. Akademie der Wissenschaften herausgegebenen „Archiv" für Kunde
österreichischer Geschichtsquel'en". Wien 1859. 8. maj. (Erschien auch im Separatabdrucke.)
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Eine moldauische Stubmfahne dreihundebtjähb. Vergangenheit. 29
lassen. ') Seine Worte über das Volk lauten:*) »Gens ista atrox est & admo-
duni barbara, in rebus tarnen militaribus & bellicis, suo more exi-
raie instructa«, d. h. »Es ist ein grausames und barbarisches Volk, in Waffen- und
Kriegsdingen aber nach seiner Art hoch erfahren.«
Ohne hier auf weitere Zeugnisse, deren es wahrhaft noch viele gibt, weiter
eingehen zu wollen, dürfte uns der später aufgekommene Spruch genügend be-
gründet erscheinen, welcher die kriegerische Tüchtigkeit der moldauischen Recken
mit anderen vergleichend, sagt : »Fünf krimische Tataren gelten für
Zehn B u d j a k e n, aber Fünf Moldauer überwinden Zehn wider sie kom-
mende krimische Tataren«.
Um dieses Bild, das ehrenhafte Gefühle berechtigten Stolzes in der Brust
unserer Heimatskinder zu wecken und zu erhalten geeignet ist, mit den letzten
Pinselstrichen zur Vollendung zu bringen, weise ich nur noch auf die Geschichte der
unter ziemlich abenteuerlichen Umständen emporgekommenen Republik des hei-
ligen Marcus, Venedig's hin. ^)
Wie jede am Meere sich mühsam emporschwingende menschliche Siede-
lung, auf Schiffahrt und Handel gewiesen, so gelangte auch dieser Staat, dessen Ober-
haupt, der Doge, »nach Aussen Herr, zu Hause Gefangener« war,
durch kluge Benützung der Umstände, namentlich zur Zeit der Kreuzzüge, zu
präpondcrirender Machtentfaltung und politischer Bedeutmig.
Dass auch die Moldau mithineingezogen wurde in die Kreise der specula-
tiven Berechnung, konnte zu einer Zeit nicht ausbleiben, da dieses Fürstenthum
bis zur Entdeckung des Seeweges nach Ostindien, welcher dem Welthandel andere
Bahnen vorzeichnete, die vorzüglichste Etappe des damaligen Verkehres zwischen
dem Oriente und zwischen dem Occidente bildete und an Naturproducten selbst
reich, so mancher kaufinämiischen Unternehmung reichen Gewinn versprach. Immer
freundschaftlicher gestalteten sich daher die Verhältnisse zwischen diesen beiden
Staaten. Venezianische Aerzte besorgten, als Hofmedici, die leibliche Wohlfahrt
des Fürsten, dessen Schätze mit Vorliebe*) in sogenannten Ducaten'*) oder Zecchinen*)
in der venezianischen Bank fruchtbringend angelegt wurden ; venezianische Maler
bedeckten die Wände der Kirchen mit kunstreichen Gemälden oder Goldschmiede
lieferten den Gold- und Silber- Schmuck der Altäre und der Fürstinnen, da-
gegen aber stillten moldauische Rosse ihren Diurst in der Adria, in deren AVellen
sich die Kutschma ^) des in Sold genommenen moldauischen Kriegers spiegelte ®).
>) Beides ist in dem bekannten Werke Papin's: „Tesaurulu". Bukurest 1864. 4^ wieder
pablicirt worden u. zw. mit einer gleich anfangs beigebrachten, die Genesis früherer Publica-
tionen beleuchtenden, sehr instructiven, interessanten und inhaltsreichen Note.
«) l c. p. 137.
■) Cf. „Saggio sopra i Veneti primi." Venedig 1781. 4^ (der Verfasser hat sich nicht
genannt, gedruckt wurde das Werk bei Btampatore e librario Pietro Savioni,)
*) Die ungarischen Goldmünzen galten als die schönsten, die venezianischen als die be-
liebtesten.
^ Der Name „Ducate** stammt von der Inschrift auf den Miinzen der Dogenstadt : ,,Tibi
Christe sit datus, quem regis, iste ducatus", d. h. „Dir Christus sei geweiht, das Du regierst,
dies Uerzogthum.** Da auch Silbermünzen diese Umschrift trugen, gab es auch Silberducaten.
*) Von: „Zeccha" = Staatsbank.
^ Kutschma hiess und heisst nach einer tatarischen Wortwurzel die spitz zulaufende
Lamp^mütze. Nach Gol'Qbiowski: „Trachten in Polen". Krakau 1862. 8 min. p. 147
aach in Polen bekannt u. zw. von wai>serblauem Zobel.
») Beweise hiefUr finden sich zahlreich in Hurmuzaki*s bekannter Urkundensammlung,
die speci^e Anführung ginge zu weit. ^^ 1
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30 Schmidt:
So blieb es lange Jahre hindurch und, in der moldauischen Heimat selbst
gab es, namentlich in den Siebziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderte», zur
Zeit der Wojewodschaft Johajm Podkowa's, beigenaimt y-Der Grausame-f,
dieser Törkengeissel, der Veranlassungen mehr als genug, den alten Waffen-
ruhm zu vollen Ehren gebracht zu sehen.
Leider war indessen die Moldau, wie der spottlustige Pole sie nannte,
zum »Wach telfelde geworden, das Jedermann abj agen könuec,
und unter Johann Zamojski's, des berühmten polnischen Kronfeldhauptnianm^s
Schlitz und Schirme, war Jeremias M o h i 1 a ziu* Herrschaft der Moldau gelangt ;
der Nachkomme kriegerischer, auf den Schlachtfeldern von l'ngani, sich unter
Johann Hu ny ad y henorragend auszeichnender Ahnen ^) und der mit demWojt*-
woden der Walachei, Michael dem Sieghaften, welcher eine walachiscbe Uni-
versalmonarchie anstrebte, in blutige Kämpfe verwickelt wurde. ^)
Und hiemit stehen wir vor der zu besprechenden Stiumfahne, deren Ent-
stehung, wie sogleich soll dargethan werden, der Concertion nach, schon in die
letztangedeutete Zeit, d. i. in die Neige des sechzehnten Jahrhundeiles ßlllt. Es
ist ein schönes militärisches Heiligthum und besticht aus der Stange, mit einem
umfangreichen, silbernen Knaufe, unter welchem, ein den KnautTials als Quaste
umgebender gestutzter, schwarzer Rosschweif bis auf das Fahnentuch herabhängt
welch Letzteres, mehr lang als breit, flaggenartig an die Stange genagelt, an
den auslaufenden Enden nicht gezackt kt, sondern senkrecht sich abschliesst.
*) Daten hierüber liefert Stupnicki in seinem „Polnisches Wappenbuch** Lemberg
1855. 4* min. Tom. II. p. 158 sq., wo es auch heisst, die Mohila's seien die Nachkommen
des römischen Rittergeschlechtes des Mutius (?!); Einer derselben sei nach Griechenland
ausgewandert und habe daselbst in einer Schlacht, als Feldherr, nach errungenem Siege, die
Gefallenen, Freund und Feind, in vielen und grossen Grabhügeln bestattend, zu der neuen Benen-
nung der Familie den Anlass gegeben. Es sei vergönnt, hiebei auf Zweierlei hinzuweisen. Erstens,
dass, die Auswanderung zugegeben, ^yohl erweisbar sei, dass in Griechenland und weit darüber
hinaus, als in Constantinopel und weiter, die slavische Sprache, anlässlich dort verbreiteter «la-
vischer Bevölkerung, gang und gäbe gewesen. (Cf. den Eccurs: „ lieber das slavische Element im
Rumänischen", in Schmidt's: „Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Ro-
manen Siebenbürgens^*, llermannstadt 1866, 8^ min.); dass aber die griechischen hlstoriicben
Quellen über einen, mit den angegebenen Umständen verbundenen Sieg, namentlich unter der
Leitung eines Nichtgriechec, gar keine Meldung thun. Wohl sehen wir in dem Wappen d»
Familie Zwei, mit den Griffen nach auswärts gekehrte, in der Scheide steckende, gekreuzte
Säbel, also jedenfalls ein kriegerisches Emblem, allein- die Adjustirung dieser Hiebwaffe seboa
an und für sich, d. i. das Vorhandensein zweier Ringe zur Einhängung derselben nicht in eine
sogenannte Steck- sondern in eine, den Leib umspannende Hängekuppel, widerspricht, von dem
späten Aufkommen der Säbel gänzlich abgesehen, der angeblich in Griechenland und in erwähnter
Art erworbenen Nobilität, so sehr in Byzanz Rang- und Würdenunterschied blühtbn. Stap-
nicki, oder wer sonst den Namen M o h i 1 a glaubte bis auf die veranlassenden, schanrigen
Siegesdenkmale zurückführen zu müssen, übersah jedenfalls den Widerspruch, in welchem CT
sich befinde, indem er den Namen der moldauischen Fürstenfamilie mit „y'* schreibt und ihr
eine abgesonderte Adelsfamilie M o g i 1 a voraussendet. Scheinbar wäre Mohjla kleinrussisc)^,
Mogila dagegen polnische Schreibart und Praumtiation und hatte somit nichts Weiteres aaf sich,
wenn das Geschlecht, der, von Stupnicki Mogila Genannten, im Wappen nicht eben einen Grab-
hügel führen würde, dessen Mitte ein stehendes, die Querseiten aber ein liegendes Kreuz schmücken
so, dass gerade auf dieses Adelsgeschlecht, das jedoch — wie erwähnt — von dem mol-
dauisch-wojewodalen vollständig isolirt wird, die griechische Schlachtenleitung, selbst wenn die-
selbe begründet wäre, was jedoch nicht der Fall ist, schon des Wappenbildes wegen, besser
passen würde.
•) Cf. Teutschländer: Gesch. Michaels des Sieghaften, Wien, Gräser, neben den
reichen und bekannten Quellen in deutschen, ungarischen, lateinischen, rumänischec, ja sdbat
polnischen archivalischen Publicationen, deren Anführung über Zweck und Raumgebot dieses
Aufsatzes hinausgehen würde.
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Eine moldauische STaaMFAHNE dbrihundertjähk. Vergangenheit. 31
Das Flaggen- oder Fahnentuch besteht aus zwei wagrecht sich abhebenden Fel-
dern, deren oberes weiss, das untere dagegen roth ist. Im oberen, weissen Felde
wird in schwarzen Lettern, in glagolitischen Schriftzügen gelevsen: »Jon Jeremija
Mobila, Bozijo milostijo Hospodar Zemli Moldawskoj, wlet 7109 mies. Mart 15
d.«, deutsch: Johann Jeremias Mohila, von Gottes Gnaden Hospodar (Hen*) des
moldauischen Geländes, im Jahre 1601 im März am löten.
Bevor wir dem imteren rothen Felde unsere Aufmerksamkeit zuwenden,
wollen wir uns mit dieser Inschrift derart beschäftigen, um über die Bedeutung
derselben vollständig uns klar zu werden.
Dass die Inschrift slavisch und speciell ruthenisch laute, kann bei dem
Umstände keineswegs beiremden, da bis um die Mitte des siebzehnten Jahr-
hundertes, wie allgemein bekannt, die ruthenische Sprache die Curialsprache
war, der wir auch in den, bis auf den heutigen Tag erhaltenen Lapidarepi-
grammen der gr.-or. aus jenen Tagen datirenden Kirchen begegnen. Erst — wie
bemerkt — um die Mitte des siebzehnten Jahrhundertes fahrte der damalige
Wojewode der Moldau, Basil Lupu die rumänische Sprache ein, *) was jedoch
nicht hinderte, dass die slavische Sprache noch bis an die Neige des XVII. Jahr-
hunderts im Curialstyle fast ganz ausschliesslich und über diese Zeit hinaus insofenie
bestand, als die jeweiligen landesfürstlichen Kundgebungen vor deren rumäni-
schem Texte den rutheni sehen Fürstentitel als Eingang luid nach dem
Texte die gleichfalls ruthenische Schlussformel aufwiesen: »Der Herr selbst
hat es befohlen« oder: »Andei"s wollet ja nicht handeln!« und das Wort: »Im
Jahre«, nebst dem weiteren: »Gelesen« vor dem Namenszuge des mitunterferti-
genden Kanzlers oder Logopheten enthielten. Zuletzt wurde freilich die Jahres-
zahl nicht mehr nach der sogenannten adamitischen- oder Weltschöpfungsära,
deren Neujahr bekanntlich auf den 1. September fallt, sondern naeh christlicher
Aera und nicht mehr durch einzelne, bestimmten Zifferwerth darstellende Buch-
staben, sondern diux^h arabische Zahlen ausgedruckt.
Die Inschrift unserer Fahne zeigt in der zeitfiblichen Bezeichnung .der
Jahreszahl durch Buchstaben, das Jahr 7109, der als nähere Zeitbestimmung,^)
der Monat März beigefugt wurde.
Wir werden somit in das Frühjahr von 1601 gewiesen. Doch hierüber
weiter unten.
G^hen wir zu dem zweiten, dem unteren Theile des Fahnentuches Über.
Es ist roth und zeigt in der unteren, ausflatteniden Ecke das moldauisclie
Ijandeswappen, den Ochsenkopf mit einem Sterne zwischen den Hörnern, in
einem Ringe, dem ein lateinisches Kreuz aufgesetzt ist. Alles in Gold gestickt.
Zu bedaueni ist es, dass wir nicht in der Lage sind, dm'ch einen Vergleich
mit früheren oder späteren militärischen Bannern feststellen zu köimen, ob die,
*) Melchiaedek hat in seiner Huscher Chronik — Bukurest 1869. 8® — aus der,
selbstverständlich unvermeidlich gewordenen Uebergangsperiode gar ergötzliche Sprachproben,
darunter wahrhaft haarsträubende sinnlose Gebetforraeln der Geistlichkeit, in einem eigenen
Anbange veröffentlicht.
•) Bei der Reducirong der Schöpfungsära auf christliche, werden vor 1. September
jeden Jahres 6508, nach oder mit 1. September 5509 abgezogen, da mit September die Welt-
ära big z«m l. Jänner des nächsten Jahres um Eine Einheit voraus ist. Daraus erklärt sich die
oothwendige Gepflogenhett, der Jahreszahl der Schöpfungsära das Monatsdatum beizufügen, was
bei lat 1. a. Urkunden der Kalenderheilige ersetzte.
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32 Schmidt :
bei diesem Feldzeichen ziir Geltung gebrachten Farben »weiss, schwarz, roth
und gokU, nicht etwa damalige Landes- und Nationalfarben gewesen seien, wie
heute »blau, roth, gokU. Es ist ja doch ganz unzweifelbar die weisse Fari)e
des oberen Fahnentuchfeldes keineswegs in der alleinzigen Absicht zur Verwen-
dung gekommen, um die schwarze Inschrift kennbarer und weithin sichtbarer zu
machen. Dies koimte denn doch eben so gut durch eine goldene oder sin>enip
Inschrift auf dunklem Grunde bewerkstelligt und erreicht werden, wenn es über-
haupt n ö t h i g gedacht werden müsste, die unter eine Feldfahne sich schaarenden
Streiter, die denn doch wissen, wem sie Leib und Ijeben zugeschworen, durch
eine besondere darauf hinweisende Fahneninschrift erst noch daran zu eriunem.
Titel und Wurden des Kriegsherren auf dem flatternd vorangetragenen Panniere,
sind — wenigstens unseren heutigen Begriffen nach — kein Ersatz für einen
begeisternden Mahnmf, wie er jetzt auf jedem Bande miliUirischer Draj>eau's zur
Losung für Tausende wird.
Da Mohila gewiss keine Neuenuig einführte, denke ich meinestheils, es
handle sich um ein Banner, welches nicht einem Natioimlaufgebote, son-
dern Söldnerscharen vorangehen sollte, die geradezu nm* in persönlichem
Abhängigkeitsverhältnisse zu Jeremias Mohila standen, d. i. von ihm für seine
Zwecke besoldet wurden. Die Reisläuferei, das Söldnerthum, stand 1601 noch
immer in voller Blüthe und die moldauische Geschichte der kurz vor Jeremias
Mohila geführten Kämpfe, zeigt uns die von den beiden Frohnsperger ')
gedrillten »frmnmen ^) Landesknechte neben deutschen Hackenschützen, unga-
rischen Simenen*) und Abenteurern aus aller Herren Ijändern, besonders begehrt
und gesucht jedoch deutsche Artilleristen, da dieselben die Ersten waren, welche
die 1531 von dem Italiener Tartaglia gelehrten, auf Tragweite und Ziel-
fähigkeit der Geschütze berechneten mathematischen Gnuidsätze sich zu eigen
gemacht hatten.*)
Da wir die Farben des um — beschäftigenden Banners im mohilanischen
Wappen wiederfinden — weiss die Säbelscheiden, roth das Schildfeld,
schwarz die Säbelgritfe, golden schliesslich die — man möchte sagen — pro-
phetisch auf dem Schilde nihende Krone, so dürfte wohl kaum ein Zweifel darüber
können erhoben werden, dass die Bestimmung des kriegerischen Ehrenzeichens die
kiu-z zuvor angedeutete gewesen : sei. Söldnern als H a u s t r u p p e n sollte
sie zum Sammelzeichen dienen.
Die Inschrift, wenn nicht mthenisch selbst, ist keineswegs geeignet, Be-
fremden -wv chzunifei i .
Wissen wir es doch sell)st, weil wir es in den, über den Portalen älterer,
gi'.-or. Kirchen, in der ehemaligen Rjidautzor gr.-or. Episcopalkirche sogar in
einer ganzen, in einen Monolitli gehauenen Urkunde besehen und lesen, dass,
*) So und nicht Frundsberg erscheint der Name im Berichte der mit des firanaö-
sischen Königs Franz I. schliessenden Schlacht bei Paria — 1515 — wo die drei Waffengat-
tungen: Fussvolk, Reiterei und Archeley zum ersten Male zusammenwirkten. Cf. Scherr^
„Geschichte der deutschen Cultur und Sitte". Leipzig 1870. 8 min.
*) Lucus a non lucendo.
') Nach Cantemir „Beschreibung der Moldau*'. Jahr 1861 8 min. p. 183 war das Wort
„Simene" die landläufige Bezeichnung filr Söldner.
<) 8 c h e r r l. c. p. 307.
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EiNB MOLDAUISCHE StUBMFAHNE DBEIHUNDSaTJÄHB. VERGANGENHEIT. 38
WO die Hand des Landesfürsten mitthätig gewesen, es an einer dessen Wir-
ken kund gebenden, dauernden Inschrift nicht gefehlt habe. Landläuliger alter
Brauch war es und blieb es, bis in die spätesten Zeiten herab.
Etwas auflfallend ist der Platz, welchen das in Gold gestickte Landes-
wappen erhalten hat und dies umsomehr, als durch Anbringung desselben in der
untersten rechten Ecke der flaggenartigen Fahne, die Selbstentrollung dei-selben
und somit auch dm Hervortreten des Wappens wegen der Schwere desselben,
wesentlich behindert erscheinen.
Minder befremdend ist das dem Ringe, welcher das Landeswappen um-
gibt, aufgesetzte einarmige lateinische Kreuz, welches uns gar niclit
so selten, als man eigentlich glauben sollte, auf älteren, zu religiösen Zwecken
bestimmten Kunstgebilden der orientalischen Kirche begegnet. Ich selbst war
vor wenigen Wochen so glücklich, der hohen k. u. k. Central- C/ommission für
kunst- und historische Denkmale das photographische Bild eines, allen Anzeichen
nach, viele Jahrhunderte zählenden Reliquiariums einzusenden, welches eine Kreuz-
partikel bergend, bestimmt gewesen sein mochte, an der beigefügten Kette hän-
gend, neben dem usuellen Pectoralkreuze, die Brust irgend eines gr.-or. Kirchen -
forsten zu schmücken. Dies kostbare Kunstkleinod, bestehend aus einer 18 Cen-
timeter im Umfange und 1 Centimeter in der Höhe messenden silbernen Kapsel,
vereinigte vollständig in sich, was einer Kunstantike den fast unschätzbaren
Werth verleiht. Der Stoff ist Edelmetall und im Inneren kostbai*es Sandel-
holz. Die Veredlung dieses, an luid für sich werthvoUen Stoffes, konnte wohl
kaum eine mehr künstlerische sein, da von Aussen verschiedene Rankenver-
schlingungen u. dgl. in meisterhaflier Filigran- Ausführung, die beiden Kapsel-
flächen decken, während biblische Scenen das, die innere Füttenmg bildende
Sandelholz in zartester und bewunderungswürdiger Plastik en relief zu höherem
Werthe steigern. Das hohe Alterthum unterliegt keinem Zweifel und ein
pretium affectionis lässt sich schon deshalb schwerlich beziffeni, weil
religiöse Pietät gegenüber dem in der Kapsel angebrachten Heiligthume und
vielerlei sonstige, dem menschlichen Gemüthe unveräusserbare, an dieses herr-
liche Pninkstück sich knüpfende Reminiscenzen zusammenwirken. Und auch
dieses Kleinod der, wenngleich stumme, nichts destoweniger eine sehr eindringlich
packende Wirkung übende Zeuge dahingeschwundener Herrlichkeit, hat an dem
beim Tragen nach oben gerichtetem Rande das lateinische Kreuz.
Der Schluss der Inschrift auf der Fahne, die nach Jahr und Monatstag
angesetzte Zeitbestimmung der Beschaffung derselben, vei^etzt uns in die bewegte
Zeit Michaels des Sieghaften, des Wojewoden der Walachei, der nichts Gerin-
geres anstrebte, als die Vereinigung sämmtlicher Rumänen zu einem grossen,
ehrfurchtgebietenden und mächtigen Gesammtstaate, von seiner Dynastie beherrscht
und sein grosses Ziel hätte Michael nicht verfehlt, weim er von d(un kaiser-
lichen, um Aas Interesse seines Herrn — Rudolph's II — besorgt<Mi Generalen,
Georg Basta, nicht würde gewaltsam zur Seite geschafft worden sein. ')
*) Wir besitzen zwei Monographien Über Michael. Die Eine von B . . . . in rumänischer,
die Zweite von T in deutscher Sprache. Beide benützen das überaus reiche Quellen-
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34 Schmidt; Eine mold. Stübmfahne DBEiHaNDBRTJ. Vebqangbnhbit.
Dass bei diesen seinen unverkennbar zu Tage tretenden Grossmachtgelüsten
die Moldau von feindlichen Angriifen nicht wenle verschont bleiben, war leicht
vorauszusehen und veranlasste den Fürsten Jeremias, frühzeitig an erfolgreiche
Mittel der Abwehr zu denken. Was war natürlicher, als dass er, der Unzuläng-
lichkeit der eigenen, weinigleich notorisch tapferen Streitmacht sich bewusst, in
erster Linie an Diejenigen sich wandte, durch deren kraftiges Zuthun er auf den
Fürstenstuhl gelangt war, an die benachbarten Polen, denen schon wegen ihres
Verhältnisses zur Pforte, sehr daran gelegen sein musste, den Einfluss in der
Moldau zu behaupt(»n. *)
Mitten in diesen Kriegstrubeln, zu deren Beschwörung die Werbung
von Soldtruppen vorgenommen werden musste, nnisste wohl auch Jerennas Mohila
zu solchem Abwehrmittel greifen*) und an einen derart gewoimenen Streithaufen
mag, zum Untei-schiede von den heimischen Kriegern auch in dieser Beziehung,
eine derartige Fahne gegeben worden sein, der ich den Namen Sturmfcihne bei-
legte, weil es galt, dieselbe dem Anstürmer gegenüber im Gegenanstunne zu ent-
falten und die ich für eine speciell mohilanische halte, weil nm* durch die
Schärfe des Schwertt^s entschieden werden sollte, ob Jeremias Mohila die Moldau,
dessen Bruder Simeon aber die Walachei werde behalten können.
Zum Schlüsse werde mir die Bemerkung gestattet, dass ich angesichts der
historischen Zeugnisse über die jederzeit anerkannte und ruhmlich hervorgehobene
kriegerische Tüchtigkeit der Rumänen, von welcher auch die k. u. k. rumänischen
Regimenter in den vielen Feldzügen vor und seit Napoleon I. mid erst körz-
hch, gelegentlich der bosnischen Occupation, wo namentlich unser wackeres
Hausregiment sich unvergängliche Lorbern holte. Beweise lieferten, dass ich, heute
— ich wiederhole es — die Vollberechtigung des Titels anerkenne, welchen
das 1762 als zweites Siebenbürger Grenz- Infanterie- Regiment errichtete, mit
einer goldenen Medaille an der Leibfahne ausgezeichnete Regiment, anlässlich
der Seculaifeier seines Bestandes, dem, an alle stammgenössischen Waffenbrüder
gerichteten Festgedichte gab, des Titels:
„ VirtuB romana rediviva,^
roaterial nicht in erschöpfender Weise, wobei noch den Einen übel verstandener Patrioüsmiu
vom Standpunkte der Objectivität herab und in das vaste Gebiet der Phantasie drängt, dem An-
deren die Furcht, in gewissen Kreisen missliebig zu werden, stellenweise unverzeihliches Schwei-
gen auferlegt. Für Keinen von Beiden besteht Cicero's Gesetz für den HiRtoriographen lu
Recht: „Ne quid falsi dicere audeat, ne qui veri non dicere audeat". Für strenge Wissenschaft
sind sie als nichtbestehend zu betrachten.
») Das umständlichere hierilber sieh bei Schmidt: „Suczawa's historische Denkwür«
digkeiten". Czemowitz 1876. 8. min. p. 147 sq.
•j In der Geschichte Polens führen dieselben den Namen: „Autorament" zum unter-
schiede von den nationalen Bannerherrentruppen.
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Die Anfange des k. k. Staatsgestutes Radautz.
Von Dr. Jobann Polek.
Nach dem siebenjährigen Kriege war es keine leichte Siiche, den jähriichen
Pferdebedarf der Annee zu decken; denn viele Gestute waren eingegangen
uiid die von Bauern gezüchteten Pferde unbrauchbar.
Das schwere Material suchte das Aerar damals in der Regel im Lie-
feningswege aufzubringen, die Beschaffung des leichten aber überliess es den
betreffenden (Chevauxlegers- und Husaren-)Regimentern, indem es ihnen gegen
einen von allen drei Stabsoflficieren unterzeichneten Revers die nöthigeu Geld-
mittel zur Verfügung stellte.
Die von den Regimentern mit dem Einkaufe betrauten Officiere besuchten
alle inländischen Pferdemärkte und Gestüte, kamen jedoch häufig nur im Aus-
lande, namentlich in Podoben und in der Tartarei, zum Ziele. *)
Nach der Besitzergreifinig von Galizien dm'ch Oesterreich schmeichelte sich
der Hofkriegsrath mit der Hoffnung, den Bedarf an Dienstpferden für die in die
neuerworbene Provinz verlegten Chevauxlegers- und Husarenregimenter dort sowohl
als in den anstossenden Landern leichter und wohlfeiler mit Hilfe von Liefe-
i'anten aufzubringen. Er trug daher noch im J. 1772 dem galizischen General-
comraando die Abschliessung von Verträgen mit verlässlichen Hiindlem auf
Auf diese Weise sind bis Anfang 1774 529 Remonten erworben worden.
Die letzte Lieferung (des Juden Isaak Hirschl) kam jedoch mir dadm*ch
zustande, dass das galizische Öeneralcomnaando ein unter einem »geschickten«
Oflicier, dem Oberlieutenant Joseph v. Cavallar vom Chevauxlegersregimente
Kaiser Joseph IL (heute Uhlanenregiment Nr. 6), stehendes ^Commando« mit
15.000 fl. i» Verlagsgeldern« mitgab. ^)
Inzwischen hatte jedoch Kaiser Joseph II. den Befehl erlassen, auch die in
GaUzien untergebrachten zwei Dragonerregimenter (Darmstiult und Modena) mit
leichten (Chevauxlegers- )Pferden zu versehen. Dadiu'ch war das Erfordernis an
Remonten auf ungeföhr 2000 Stück gestiegen. Eine so grosse Anzahl Pferde
schien dem Hofkriegsrathe nm* mittelst eines Hauptlieferanten rasch und wohl-
feil aufbringbar. Es fand sich jedoch niemand, der die Mittel hatte oder sich
getraute, eine solche Liefenmg zu übi»rnehmen. Da sciilug das galizische General-
commando vor, dass das Aerar nach dem Beispiele anderer Mächte, z. \\, Preussens,
das damals durch Husarenconunanden in Podolien remontieren Hess, den Ankauf
der abgängigen Pferde selbst besorge, und l)ezeichnete zugleich den Oberlieute-
») «eil. 11. «} Beil. 1.
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36 Polek:
iiant Cavallar als den Mann, dem wegen seiner besonderen Geschicklichkeit
sowie wegen seiner Kenntnis von den pferdereichen Gegenden das Ankaufs-
geschaft übeiiragen werden könnte.
Diesem Vorschlage stimmte sowohl der Hofkriegsrath als auch der
Kaiser zu. ')
Cavallar gab im Jahre 1774 766, im Jahre 1775 871 Stuck Remonten
an die Regimenti»r ab. ^)
Der verhältnismässig billige Einkaufspreis — im Jahi-e 1774 kam eine
Remonte auf 56 fl. l'^f^ kr., im Jahre 1775 auf 55 fl. llVg kr. zu stehen,
während sonst ein Chevauxlegerspfeixi 19, ein Husarenpfei-d 15, im r>urch-
schnitte also eine Remonte 17 Ducatt»n oder 71 fl. 58 kr. kostete') — und der
noch inmier bedeuteride Abgang an leichten Pferden — das galiz. Generalcom-
mando beziiferte ihn njit 3490 Stück — bewogen den Kaiser einen »weiteren
Remonteneinkauf« und zwai* von 8000 Stück und darüber unter der Leitmig
des inzwischen zum Rittmeister ernannt(»n Cavallar zu bewilligen. '•)
Diese Remontieimng nahm fast zwei volle Jahre in Anspruch und führte
Cavallar bis in die am Nordabhange des Kaukasus gelegene Kabarda, *) Es
wm-den im J. 1776 2677 Pferde (2619 Remonten und 58 Gebrauchspferde), im
Jahre 1777 2911 Pferde (2843 R. und 68 G.), im Ganzen also 5588 Pferde
(5462 R. und 126 G.) angekauft, wovon man im J. 1776 2520, im J. 1777
2425 Remonten assentierte. ^)
Schon im Jahre 1775 hatten viele der von Cavallar gekauft^en Pfeixle nicht
das vorgeschriebene Mass. Cavallar hatte sie angenommen, tlieils weil sie jimg
und schön, theils weil ohne sie die grossen Pferde nicht erhältlich waren. Dazu
kam noch eine erhebliche Anzahl von dem Einkaufe des Jahres 1776. Auf
Cavallai-'s Rath wurden diese Pferde im J. 1776 in die Bukowina abgeschickt
und daselbst mit sehr geringen Kosten unterhalten. ')
Im Ganzen belief sich die Zahl der im J. 1776 in der Bukowina imter-
gebrachten Pferde auf 539 Stück. Davon befanden sicli ®)
in Sereth 132 Stuck
> Kuczunnare . . . . . 107 ^
» Jurkoutz . . . . . 66 s^
* Tereblestie . . . . . 66 »
* Sadagöra . . . . . 64 »
» Wolowetz und Suczawitza . . . 54 »
» Fratautz . . . . . 50 »
Durch den Einkauf des Jahres 1777 wurde nicht nur der momentane Ab-
gang an leichten Pferden vollständig gedeckt, sondern es blieben auch noch
503 Stuck (458 Remonten und 45 Gebrauch si)ferde) übrig. *)
Diese überzähligen Pferde sollten in der Bukowina überwintern. *In Rück-
sicht dessen«, dass Cavallar »lUe beste Einsicht und Kenntnis^ hatte, wie dies
»zum Nutz(»n des Aerars und des Dienstes« gescheh(Mi könnte, trug ihm das
>) Beil. I. «) Beil. III u. LH. ') Beil. IV. -•) Beil. III. ») Beil. VI u. XII. •> Beil.
V. u. XII. ^) Beil. VII., VUl. 8j Beil. X. ») Beil. XI. u. XII.
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Ddb AnfInqb DBS K. K. Staatsgestütbs Radaotz. 37
galiz. Geiieralcommaudo auf, hierzu aii Ort und Stelle unter Mitwirkung des
Generals Baron v. Spleny, der damals die Bukowina verwaltete, die nöthigen
Einrichtungen zu treffen. ^)
Cavallar liess sofort — es war Mitte November — in den am Flusse Sereth
gelegenen Ortschaften Czerepkoutz und Styrcze je einen halbgedeckten
Stall (Okol) erbauen und stellte darin die Pferde 2u fast gleichen Theilen (in
Czerepkoutz 229 R. u. 23 G., in Styrcze 229 R. u. 22 G.) auf. Zur Wartung
der Pferde theilt<^ er jedem Stalle 1 Corporal, 1 Schnued, 16 Gemeine und
16 Bauemknechte, ziu* Aufeicht 1 Oberlieutenant zu; er selbst nahm sein Quar-
tier in dem nahen Stadtchen Sereth.*)
Sollte der Pferdestand der leichten Reiterei in Galizien complet erhalten
werden, dann durfte das Remontierungsgeschäft weder im Jahre 1778 noch in
den darauf folgenden Jahren ruhen.
Das Generalcommando bezifferte in seinem Berichte vom 31. December
1777 den jährlichen Abgang mit 1500 Stück. Davon, meinte es, Hessen sich
zwei Drittheile in Oesterreich und der angrenzenden Moldau aufbringen, die
übrigen aber konnte man in Russland und zwar in der Weise beschaffen, dass
man ein ftir allemal einen Freipass für ein paar hundert Stück erwirkte und,
da sich die Handelsleute wegen des bestehenden Ausfuhrverbotes zu keiner con-
tractlichen Lieferung verstunden, im Herbste oder Winter 500 bis 600 »auser-
lesene* Stück bestellte, die im Fruhlinge durch einen Officier mit Hilfe von tar-
tarischen Knechten oder Commandierten über die Grenze zu befordern wären. So
wurde es, besonders wenn es möglich wäre, die dreijährigen Pferde, die immer unter
anderen angenommen werden müssten, durch ein Jahr im Temeser Banat und
in der Bukowina ^ohne besondei*en Aufwand zu halten und zu pflegen^, ein
Leichtes sein, das jährliche Remontenerfoixleniis zu decken. ^)
Kaiser Joseph war nicht abgeneigt, diesen Vorschlag zu genehmigen; er
hielt es jedoch für nöthig, darüber vorher den Rittmeister Cavallar »mündHch
zu vernehmen*. *)
Während seiner Anwesenheit im Mäi*z 1778 in Wien arbeitete Cavallar
einen Plan für die weitere Remontierung aus. Darin empfahl er zum Ankaufe
sowie zur Wartung der Remonten die Zusammensetzung eines besondeivn Per-
scmales, das nicht wie bisher jährlich wechseln, sondern, wenngleich aus verschie-
denen Regimentern ausgewählt, beständig beisammen bleiben und bei einem
jährlichen Erfordernisse von 1300 bis 1400 P*fenlen aus 1 Commandanten,
3 Ober- und 3 ünterlieutenanten, 3 Wachtmeistern, 3 Fourieren, 3 Feldscheren),
3 Schmieden, 3 Sattlern, 24 Coq^oralen und 360 Gemeinen bestehen sollte. Für
den Anfang hätten alle Individuen ihre Montur vom Regimente, dem sie bis
dahin angehörten, mitzubringen, später seien sie gleichmässig zu montieren. Zur
Verpflegung des Personales hielt der Rittmeisttn* im Quartier, d. i. bei der W^ar-
tung der Pfeitle, den »Cavalleristeiigehalt*, l>ei auswärtigen Diensten auch noch
eine Zulage für dringend nöthig; in Hinsicht auf die Verpflegung der Pferde
aber uberliess er es der hohen Behörde, zu entscheiden, ob das Futter von den
>j Beil. XIII. «) Beil. XI, XII. II. XIII. ») Beil. XIII. *) Beil. XIV.
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38 Polbk:
k. k. Magazinen geliefert oder von dem Remontierungspersonale selbst gekauft
werden sollte, und bemerkte nur, dass es am wiilsehaftlichsten wäre, sämmt-
liche Pferde in Podolien, Pokutien und in der Bukowina aufeustellen, weil in
diesen Ländern »gute, mehrere und wohlfeilere Fom*age< zu finden sei. ')
Dem Hofkriegsrathe schien dieser Vorschlag beacVtenswert. Er würde,
berichtete er am 28. März dem Kaiser, »das Gute« mit sich bringen, dass
die Remonten vor der Abgabe an die Regimenter gereinigt und etwas zugeritten,
somit gleich bei der Assentierung in Gebrauch genommen werden könnten. '')
Joseph II. entschied, dass Cavallar, nachdem ihm bekannt gegeben worden,
wie viel Remonten beiläufig erforderlich seien, um 5 Chevauxlegers- und 7 Hu-
sarenregimenter besUindig in completem Stande zu erhalten, unverzüglich nach
Galizien zurückkehre, sich daselbst jede Gelegenheit zum Einkaufe von
Pferden zunutze mache und berichte, wo und wie viel Pferde er alljährlich auf-
zubringen imstande sei ; übrigens habe er für die Zukunft dortlaudes aus-
schliesslich und allein den Ankauf der Dienstpferde zu besorgen. ^)
Diese kaiserliche Entsciiliessung dürfte auch noch durch den Umstand beein-
flusst worden sein, dass bei dem letzten Cavallar'schen Einkauf (in den Jahren
1776 und 1777) für das Aerar ein Ersparnis von 91.304 fl. 4778 kr. eraielt wor-
den war. *)
Cavallar erstattete* noch vor seiner Abreise von Wien, am 3. April, den
abverlangten Bericht. Er erkläitc^ dass er, falls er in Russland nicht remon-
tieren dürfe, auf GaliziiMi, Polen und die Moldau angewiesen sei. In letztere«
Lande hätten die Armenier von Tismenice und Stanislau (in Galizien) einige
Gestüte, was ihnen die Herbeiziehung anderer Pferde ermögliche. Es seien idso
inmierhin viele Remonten aufzubringen ; doch lasse sich ihre Zahl — der Hof-
kriegsrath hatte ihm am 30. Mäi-z das jährliche Erfordernis mit 1610 Stück
(560 für die Chevauxlegers- und 1050 für die Husaren regimenter) beziffert *) —
im voraus nicht bestimmen. Schliesslich bat er um Ergänzung des ihm bereits
unter-stellten Personals und um dessen Ausstattung njit den nöthigen Requi-
siten. *)
Aber Cavallar wartete vergebens auf eine endgiltige Entscheidung; daher
suchte er am 11. Juni geradezu um die Bestätigung seines »Planes« an.
Damals machten 588 Remonten und 75 Gebrauchspfei-de den eff*ectiven
Pferdestand in der Bukowina aus. Die VV^m-tung dieser Pferde wurtle von 116
Gemeinen (zumeist vom 2. tjarnisonsn^gimente) besorgt, so dass ein Mann 6
Pferde zu lK»dienen hatte. Die Aufsicht lag 2 OberlieuÜMuinten und 10 Corpo-
ralen ob. Mit Recht drang daher der Rittmeistei* auf die Vermehrung des Re-
montierungspersonals. ^)
Doch erst Mitte Juli kam die Angelegenheit in Fluss. Es ist bekannt,
dass damals des Wittelsbachischen Erbes wegen ein Krieg mit Pi-eussen drohte.
Schon standen die beiderseitigen Armeen, von Joseph II. und PViedrich II
') Beil. XV. ») Beü. XVI. ») Ebenda. *) Bnil. XVII. «) Beil. XVIII. •) Beil XIX.
^; Beil. XX.
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DiK Anfänge de» k. k. Staatsgestütbs Radautz. 39
gefuhrt, einander gegenüber. Joseph II. sah den Ereignissen mit geringer Zu-
versicht entgegen. Diese wuchs ei'st, als er wahrnahm, dass auch in dem preussi-
schen Heere nicht alles so wohlbestellt sei, als er glaubte. Am 13. Juli bat er
die Kaiserin um Ven'ollständigmig seiner Truppen, um Pferde, Waffen und Ge-
schütze. *) An demselben Tage trug er dem General der Cavallerie Grafen C a-
r a m e 1 1 i , der während des Feldzeugmeistei's Grafen H a d i k Abwesenheit beim
Heere im Hofkriegsrathe den Vorsitz führte, auf, dass allen Hindernissen, die
dem Remontierungsgeschäfte des Rittmeisters Cavallar, woran ihm »sehr viel ge-
legen <f sei, entgegenstünden, »vorgebogen und obbemeldtem Cavallar zu noch stär-
kerer Betreibung dieses dennalen so wichtigen Geschäfts alle Unterstützung ver-
schaffet werde«. ^)
Unter solchen Umständen konnte ein Antrag auf Errichtung eines eigenen,
dem Rittmeister Cavallar zu unterstellenden Remontierungscommandos auf keine
Schwierigkeiten stossen. Und dieser Antrag wurde vom Hofkriegsrathe mittelst
Vortrages vom 14. JuH dem Kaiser unterbreitet und sofort genehmigt. *)
Diese Allerhöchste Enischliessung machte der Hofkriegsrath dem galiz.
G^ueralcommando am 22. Juli mit dem Bemerken kund, dass die zu dem Re-
montienmgscommando bestimmten Individuen nicht, wie es Cavallar am 11. Juni
vorgeschlagen hatte, bei ihren Regimentern völlig in Abgang zu bringen seien,
sondern in deren Stand weiter zu verbleiben hätten. *)
Cavallar, der nunmehr in K o t z m a n seinen Wohnsitz nahm, erhielt noch
im Juli und August 1778 einen Theil des von ihm verlangten Pei-sonals
sowie der nöthigsten Requisiten zugewiesen. Auch wurden auf General Baron
E n z e n b e r g's Befehl in der Bukowina 4 neue Stallmigen, nämlich 2 in Wasz-
koutz, 1 in Sadagöra und 1 in Styrcze, dann 2 Quasikasei'nen, 1 in Waszkoutz
und 1 in Styrcze, und in letzterem Orte auch noch 1 Officiersquartier erbaut. ^)
Dass unter solchen Umstanden der Einkauf und die Abgabe der Remonten nicht
stockte, ist selbstverständlich. *)
lui Jänner 1779 bestand das Remontierungscommando aus 1 Commandanten,
2 Rittmeisteni, 1 Oberlieutenant, 2 Fourieren, 8 Schmieden, 26 Corporalen, 309
Gemeinen und 40 bäuerlichen Knechten, zusammen also aus 384 Köpfen. Die
Zahl der Pferde belief sich damals auf 648 Stück, wovon 512 Remonten mid
136 Gebrauchspferde waren. '^)
Die Vertheilung des Personals und der Pferde auf die einzelnen Stationeji
ist aus der folgenden Tabelle zu einsehen :
») Arneth, Geschichte Mari« ThereBiJi^s, Hd. X., S. 450. «) Beil. XXl. *) Beil. XXII.
*) BeiL XXIII. *) Btil. XXIX u. XXXIX. ^) Siehe Beil. XXIX u. LH. ^) Beil. XXVII u.
XXVIII.
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40
POLBK:
Officiere
Mannschaft
Knechte |
Pferde
l
a
'S
9>
'S
o
Stationen
1
i
p2
1
1
■g
t
1
B
S
•«3
1
1
o
»4
1
2
1
1
1
'S
1
1
Kotzman
Kuczurroare .
Lask6wka
Rohozna
Sadagöra
Sereth .
Styrcze .
Szubranetz
Walawa .
Waszkoutz a. Cz.
Zadobr6wka .
1
1
1
1
2
1
1
1
5
2
2
2
5
1
2
2
2
2
1
43
26
28
27
49
17
20
22
25
39
13
1
1
6
3
20
3
7
33
26
38
51
82
39
29
75
28
28
66
17
10
7
11
14
26
11
8
8
8
8
20
5
3
4
5
4
4
2
1
5
5
2
2
1
Zusanimer
.
3
1
2
3
26
309
1
t
38
512
136
37
1
Die Vervollständigung des Conimandos sollte jedoch nicht so bald eifolgen.
Im Gegentheile, es droht*^ ihm sogar die Gefahr der Auflassung.
Mit Rücksicht auf den Umstand, dass die Pferdelieferanten beim Beginne
des bairischen Erbfolgekrieges mit der Remontenabgabe im Rückstand ))lieben,
hatte der Hofkriegsrath am 16. Juli 1778 durch das galizische Generalcommando
von Cavallar die Aeusserung abverlanget, ob er, falls ihm auch in Ungarn und
Siebenbürgen zu remontieren gestattet würde, in Kriegszeiten 900 Chevauxlegers-
und 1000 Husaren-, in Friedenzeiten 620 Chevauxlegers- imd 1B80 Husaren-
pferde von fünQährigem Alter zu verechaffen sich getraue. *)
Darauf erwiderte Cavallar am 29. Jänner 1779, dass er bis zum Frühjahr
1300 bis 1400 Pferde beisammen zu haben hoffe und daher der Ergänzung
seines Commandos entgegensehe. Sollte er auch in Siebenbürgen reniontieren
dürfen, so könne man auf 1800 bis 2000 Pferde sicher rechnen. In diesem Falle
wunle jedoch die Verstärkung seines Commandos bis auf 549 Köpfe und zu
dessen Veq)flegung die damals beim Fuhrwesen gebräuchliche doi)pelte Lohnung
nöthig sein. ^)
Dieser Bericht fand in Wien eine gänzlich geänderte Situation vor. Es
waren nämlich in Ungarn mid Siebenbürgen nicht nur die in Aussicht gestellten
1) Beil. XXX. «) Beil. XXIX.
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Die Akfäkob des k. k. Staatsgestütbs Radautz. 41
Remont^n noch rechtzeitig während des Krieges geliefert worden, sondern die
liefenmten erboten sich eben jetzt, mehrere Tausend im Jahre 1779 beizu-
stellen. ') Zudem waren die Friedensverhandlungen eingeleitet und in kurzem
die Beendigung des Krieges zu erwarten. ')
Der Hofkriegsratli schlug daher in seinem Vortrage vom 15. April die
Fortsetzung der Remontierung fdr die Friedenszeit in der bisherigen Weise vor.
Demnach sollti^ Cavallai' nur den jährlichen galizischen Bedarf von ca. 800 Pferden
mittels eines schwächeren Commandos aus der Moldau, Polen und Galizien
decken. Für den Fall aber, dass er die Bewilligung zum Ankaufe des ganzen
Abganges, also von 1800 Remonüni, erhi(4te, empfahl der Hofkiiegsrath, die
Kostrn des Commandos dadurch zu vermindern, dass in jedem Chevauxlegers-
und Husarenregimentc; eine mit dem Stande des Remontienuigscommandos proportio-
tionierte Zahl von Ofticiers- und Unterofficiersstellen offen bliebe und die Mann-
schaft grösst(mtheils dem zweiten Garnisonsregimente entnommen würde. *)
Joseph II. zögerte diesmal mit seiner Resolution. Er wollte vorher in die
Kostt*nUl>erschläge für die einzelnen Projecte Einsicht nehmen. *)
Diese Kosten Ubei-schläge fielen nicht zu Gunsten des Remontierungscom-
mandos aus; denn darnach würden die Cavallar'schen Rcmonten künftighin in
Friedenszeiten weit mehr als die während des Krieges in Ungarn und Sieben-
bürgen im Liefemngswege erworbenen gekostet haben. ^) Dass die Cavallar'schen
Reraont(*n zur Zeit ihrer Eintheilung in die Regimenter bereits gereinigt, an hartes
Fatt<»r gewöhnt, etwas zugeritten, kurz dienstfiihiger waien, darauf nahm der Hof-
kriegsratli in seinem Vortrage vom 15. Mai keine Rücksicht Kein Wunder also,
da«s der Kaiser »den Vorschlag zu einem eigenen Remontieiningscommando«
nicht mehr billigte. ^ Infolge dieser Allerhöchsten Entschliessung trug der Hof-
kriegsrath dem gaJiz. Generalcommando die Einstellung des Pferdeankaufes bis
auf weiteres auf. ')
Euie andere Gefahr drohte dem Cavallar'schen Remontieiningscommando
von Seite der Bukowiner Districtsverwaltung. In seinem Eifer für das Wohl der
ihm unterstehenden Provinz stellte General Karl Freiherr v. E n z e n b e r g unter
gleichzeitiger Henorhebung der hohen Verdienste Cavallar's dessen Commando
nicht nur als eine die Bukowiner Bevölkeiiing schwer druckende Anstalt, sondern
auch ^Is ein grosses llindeniis der dem I^mde nützlichen Ansiedelung hin und
sprach auch wiederholt die Meinung aus, dass die Bukowina durchaus keinen
rel>erfluss lui Heuwiesen und Weiden habe. ®)
Diesen Angriffen suchte Cavallar dadurch zu begegnen, dass er auf die
geringe Inanspruchnahme der Bevölkenmg bei der Erbauung, bezw. Ausbesse-
nmg der Stallungen sowie auf seine bedeutenden Heuvonüthe hinwies und der
damab'gen Zuwanderung aus Galizien jeden Wert absprach. ®)
Trotzdem wurde Cavallar die seinem Conunando drohende Gefahr niclit
abgewendet haben, wenn ihm nicht von anderer Seite Hilfe gekommen wäre. Es
stellte sich nämlich heraus, dass die ungarischen und siebenbüigischen Regi-
») Beil. XXXI. «) Arneth, a. a. O. «. 582 ff. ^) Beil. XXXI. *) Beil. XXXI. *) Beil.
XXXII-XXXV. «) Beil. XXXVI. ^) Beil. XXXVII. ^) Beil. XXXVIII und XLIL ») Beil.
XXXIX.
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42 Polek:
menter nicht imstande waren, die ihnen nothigen Reiuonten durch eigenen An-
kauf aufzubringen. Daher genehmigte Kaiser Joseph II. fiber X'ortrag des Hof-
kriegsrathes vom 14. October 1780 und 29. Jänner 1781 für Ungarn und Sieben-
bürgen die Errichtung von 3 aus Chevauxlegers- und HusarenoflScieren beste-
henden Remontierungscommanden (2 für Ungarn und 1 für Siebenbürgen) und
ordnete in Betreff* Oaliziens an, dass es daselbst »einstweilen« bei der bisherigen
Beschaffung der leicliten Remonten »unter der Aufsicht des Rittmeisters Cavallar^
verbleibe; sobald aber »die Umstände in der Bukowina die Verpflegung der
Remonten daselbst nicht mehr zuliessen«, sei auch in Gahzien ein gemischtes
Commando zu errichten und die Aufsicht darüber dem Rittmeister Cavallar, der
»ohnehin die dortigen Gegenden, Märkte und übrigen Umstände bcit langer Zeit
her am besten kennen müsse«, zu übertragen. *)
Da es nicht sicher war, ob die in Ungarn und Siebenbürgen angekauften
Remonten die für die leichten Carabiniersescadronen erforderliche Qualität be-
sitzen würden, setzte der Hofkriegsrath den bei Cavallar beständig zu haltenden
Remontenvorrath unter Annahme eines zehnpercentigen Abganges auf 400 Olie-
vauxlegers- uiÄ 690 Husarenpferde fest *)
Demgemäss schlug das Generalcommando im Einvernehmen mit Ca-
vallar die Zusammensetzung des Rcmontienmgscommandos aus 246 Köpfen
(grösstentheils vom 2. Garnisonsregimentc-) und 182 Gebrauchspferden vor. Zur
Unterbringung der Pferde erklärte es (he Erbauung je eines Okols für 300 Pferde
zu Bajaschesti, Bojan und Fratautz sowie eines Stalles für 100 Pferde nebst
einer Commandantenswohnung zu W a s z k o u t z für dringend nöthig, wobei es
bemerkte, dass in der Bukowina »ausser einem besonderen Misswachs« kein
Futtermangel zu besorgen sei. ')
Sowohl die bedeutende Verminderung der Kosten, welche die Heranziehung
des Gamisonsregimentes zum Zwecke der Remontierung zur Folge hatte, *) als
auch die Versicherung des Generalcommandos, dass es in der Bukowina nie an
Futter für die Remonten mangeln werde, veraidassten den Hofkriegsrath, das
Cavallar'sche Commando »für ein beständiges Commando« anzusehen und ui
seinem Vortrage vom 31. October 1781 dessen ordentliche Regidierung als ebenso
»nützlich als nothwendig« hinzustellen. Kaiser Joseph genehmigte sofort den Vor-
schlag und eniannte unter einem den Rittmeister Cavallar »wegen seiner bereits
geleisteten Dienste und zu noch iuehrerer Aneiferung« zum Major »mit der
ganzen Gage«. *)
Die rasche Vermehrung des Pferdestandes durch den Kauf sowohl als
auch diu'ch die mit den erkauften Remonten überkommenen und von diesen
selbst in den Depots geworfenen Fohlen bewogen den Hofkriegsrath im J. 1792
nebst der Herrschaft Waszkoutz die dem Bukowiner gr.-or. Rehgionsfonds gehörende
Domäne Fratautz (auch Radautz genannt) in Bestand zu nehmen und das
Cavallar'sche Remontienmgscommando zu einem »Bukowiner Beschäl-, Gk^tüts-
und Remontierungsdepartement« zu erheben.
») Beil. XLIII, XLIV, XLVI. «; Beil. XLVU. ») Beil. XLVIII. *) Beil XLIX. ») BeiL L.
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Die Anfänge des k k. StAATsaBSTüTES Radautz 43
Dieses Departement hatte auch für die Verbesserung und Verbreitung der
Pferdezucht in der Bukowina und in Gahzien zu sorgen. Deshalb wurden von
nun an auch Vaterpfenle von guter Race herbeigeschaffi und die besten Stuten
aus den in den Depots befindHchen Renionten sowohl fiir das eigene Gestüt als
auch für den änneren Landinann (fiir letzteren gegen Verbindlichkeitsrevers) aus-
gewählt.
Im Jahre 1812 wurde der Sitz des Departements von Waszkoutz nach
Radautz verlegt. In demselben Jahre trat Cavallar {damals bereits in den
Preihemistand erhoben) als Feldmarschallieutenaut in den wohlverdienten Ruhe-
stand. ^)
^) Beil. LH. Vgl. A 8 b 6 t h ) Kellgionsfondsberfdchaft Radautat) HMg. v. J. Poiek, Czer^
ttowitz 1891, S. 17 ff.
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44 Polek:
Beilage n/)
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. Sect. 1774—98—197.) Wienn, 24. Marx 1774.
Von der Zeit an, wo Euer Majestät Truppen in Fehlen vorgerucket Bind und ^on Gallizieo
und Lodomerien Besitz genommen hatten, mnchte der Hofkriegsrath sich die Rechnung, daM
die darunter befindliche Chevauxlegers- und Husarenregimenter ihren Abgang an Pferden aus
dem Lande selbst und den umliegenden Provinzen mit kürzerer Hand und im wohlfeileren
Preise leichtlich würden erholen können. Man trug also dem dortlandes bestellten Generalcom-
mando bereits im Jahr 1772 auf, sich um tüchtige Lieferanten umzusehen und über eine dem
gesammten Abgang angemessene Anzahl Kemonten zu oontrahieren.
Unter denjenigen, so sich lim die Lieferung meldeten, war ein Jude Namens Isaak
Hirschl der einzige, welcher annehmliche Hedingnisse eingieng, mithin das Chevauxlegerspferd
zu 18 und das Husarenremonta zu 14 Ducaten, folglic'i um 2 und respective 3 Ducaten wohl-
feiler, als man sie von anderwärtsher überkommet, bis auf den Assentaplatz und z^-ar ohne
Anticipation zu liefern accordierte.
Da man mit der ersten Lieferung dieses Juden, welche er im Anfang vorigen Jahres mit
181 Stück bewerkstelligte, in Ansehung der Qualität zufrieden zu sein Ursache hatte, inzw^iscben
aber die 2 Dragonerregimenter in Gallizien Modena und Darmstatt auf den Ohevaux'egersfn«
zu setzen der Antrag gefasset wurde, wodurch die Zahl der erforderlichen Kemonten nunmehr
bis gegen 2000 Stück anwuchs, so wünschte man die Lieferung zu verstärken, und obschon sich
um diese Zeit ein zweiter Lieferant, nämlich der Jud Daniel Mannheimer, in einem gleichen
Contract auf 200 Stück Kemonten eingelassen hatte, wurde aus der nicht ungegründeten Bei-
.sorge, es möchte, wenn mehrere Particularlieferanten angenommen würden, einer dem andern
den Handel im Einkauf verderben, mithin die Liefernng noch langsamer werden, dem General-
commando von hieraus aufgetragen, sich vielmehr um einen tüchtigen Hauptlieferanten zu be>
werben, und weil der Hofkriegsrath den allerhöchsten Dienst, mithin die Ergänzung der Regi-
menter, deren Stand von einer Musterung zur anderen sich sonst immer mehr geschwacbet
haben würde, allen anderen Betrachtungen vorziehen zu müssen glaubte, so gab man ihme
Generalcommando mit, sich an den wohlfeileren Preis eben nicht zu binden, sondern nur auf
die Beförderung und auf die Güte der Kemonten das hauptsächliche Augenmerk zu richten.
Nach Äusserung des Generalcommando sind jedoch bis hieher alle Versuche, um durch
Lieferanten zu der benöthigten Anzahl Kemonten zu gelangen, unkräftig geblieben, theih weil
es an Leuten fehlet, die eine solche Lieferung entreprennieren können, und jene, die es könnten,
*) Bis auf die eigenhändig geschriebenen Allerhöchsten EntSchliessungen in Nr. I u. V und die
Allerhöchsten Handschreiben Nr. XXI und XLIV, dann die eigenhändigen Schreiben Enzen-
berg*s Nr. XXIV und Cavallar*s VII und XXXIX gebe ich alle Urkunden mit moderner Recht-
schreibung wieder. Nur bei Eigennamen habe ich durchwegs die ursprüngliche Schreibung bei-
behalten.
Für die in zuvorkommendster Weise erfolgte Zusendung der Originale — sie ruhen bis
auf eines (Nr. LH), das sich bei der k. k. Kadautzer Gestütsdirection befindet, in dem k. n. k.
Keichskriegsarchive in Wien — sage ich an dieser Stelle sowohl dem Director des k. u. k.
KeichskriegsarchivB Herrn Generalmajor Leander Rittir v. Wetz er als auch dem Director
•^es k k. Staatsgestütes Kadautz Herrn Oberstlieutenant Maximilian N a s k e den wärmsten Dank.
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DiK ÄNFÄXaB DES K. K. STAATSGESTtTES RaDAUTZ. 45
unbillige Bedingnisse forderen, theils weil das Land selbst und die benachbarte Gegenden «hucb
die furgeweste Unruhen von cavalleriemässigen Pferden entblösset worden und dagjeaAgt, wmt
sich vorfindet, für Remonten entweder eu klein, zu alt oder zu jung iai,
Dpf Jud Hirschl hat zwar bis nunzu drei und Mannheimer erpt eine Lieferung gemacht,
beede jedoch haben in allem nicht mehr dann 529 Stück Remonten zusammengebracht, wovon
die zwei Regimenter Modena und Darmstatt lediglich 52 Stück Chevauxlegerspferde haben
überkommen können, und Hirschl würde mit der letzten Lieferung gar in das Stocken gerathen
sein, wenn nicht das Generalcommando demselben einen ^schickten Officier, nämlich den
Oberlientenant Cavallar von Euer Majestät allerhöchsten Namen führenden Chevauxlegersregi-
ment, nebst einem Schmied und einigen Commandierten auf Kosten des Lieferanten in die Moldau
beigegeben und diesem Commando aus der Kriegscassa 15.000 fl. Verlagsgelder zum Einkauf
erfolget hätte, womittels dann der Lieferant und hauptsächlich durch die Bemühung des be-
nannten Oberlientenants eine Anzahl von 226 Stück theils Chevauxlegers-, theils Husarenre-
monten aufzubringen imstande gewesen ist.
Da nun die Erfahrung zeiget, dass die Contrahierung mit Lieferanten in Gallizien der
Weg nicht sei, mit Remonten in ergiebiger Anzahl aufzukommen und unter anderen die ober-
wähnten 2 Regi munter Modena und Darmstatt mit Pferden vom Chervauxlegersschlag, woran
über obige 52 allein noch 146G Stück abgehen, beritten zu machen, damit selbe ihre dermalige
Pferde an die Dragonerregimenter, denen solche sehr gut zustatten kommen werden, abgeben
können, so hat mehrberührtes Generalcommando den zur allerguädigsten Einsicht in original!
anverwahrten Vorschlag an den Hofkriegsrath gelangen lassen, worin dasselbe auf den selbst-
eigenen Ankauf nach dem Beispiel anderer Mächte, sowie derzeit wirklich preussische liusaren-
coromandi in Podolien remontieren, umsomehr antraget, als selbes eben den Oberlieutenant
Cavallar wegen seiner besonderen Geschicklichkeit und weil er bei seiner letzthinigen Reise
diejenigen Gegenden, wo noch gute Pferde anzutreffen sind, auszuforschen sich bemühet hat,
für den Mann hält, der dieses Ankaufsgeschäft auf Rechnung des Aerarii mit Nutzen besorgen
konnte.
Das Generalcommando gedächte also erholten Oberlieutenant mit einem dem vorhaben-
den Einkauf angemessenen Geldverlag in die Tartarei abzusenden, demselben noch ein paar
andere pferdverständige Officiers, dann einen erfahrnen Schmied und die erforderliche Com-
mandierte beizugeben, annebst auch den Juden Hirschl nicht zwar als Lieferanten, sondern nur
als Mäkler oder Unterhändler gegen einer täglichen oder von jedem erkauft werdenden Stück
ihme abenreichenden Belohnung mitzuschicken, wo sodann der einkaufende Oberlientenant Ca-
vallar jedes Remonta in dem wahren Ankaufspreis dem Aerario zu verrechnen hätte.
Nach dem letzteren Versuche ist das theuerstc Remonta auf BO Rubeln oder 52 fl.
30 kr. Rh. auf der Stelle, dann mit Einbegriff der übrigen Unkosten gleichwohlen nicht
b9her als der mit denen Juden Hirschl und Mannheimer angestossene Contract zu stehen ge-
kommen, woraus das Generalcommando den Schluss machet, dass wenn auch alle übrigen Un-
kosten mit Einbegriif der Diäeten und Zulage für die Commandierte zu sothanem Preise deren
30 Rubeln geschlagen würden, dennoch eine Wirtschaft pro aerario und fUmehmlich die Erlan-
gung einer ausgebigen Anzahl Remonten zu erreichen sein dürfte.
Der treugehorsamste Hofkriegsrath muss bekennen, dass dem Allerhöchsten Dienste an
dem Erfolg der schon in das dritte Jahr sich verziehenden Remontierung in Gallizien gelegen
sei und man also bei dem Umstand, wo kein antleres Mittel, zum Zweck zu kommen, vorhanden
ist, nicht abgeneigt wäre, dem Generalcommando die Einleitung dieses eigenen Ankaufs nach
dem vorstehenden Antrag zu überlassen, wenn auch der Preis inclusive aller Kosten auf jenes,
waa man dem Lieferanten Bogdanovich in Hungarn, nämlich 1 1 Ducaton für ein Husaren- und
20 Ihicatcn für ein Chevauxlegerspferd bezahlet, ansteigen sollte. Nur will man sich hiezu
von Euer Majestät die allergnädigste Bedeckung in tiefster Ehrfurcht hiemit erbitten.
In Abwesenheit des Kriegspräsidenten
Jos. Baron Siskevics.
{Eigenh. Ritldbemerkung) : Bey den angezeigten Umständen begnehmige fch das
Einnithen des Hofkriegsraths; dessen Überlegung anbey jedoch überlassen will, ob es thunlich sej;
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46 Polek:
in Gallizien, Siebenbürgen und Hnngarn einen gewissen Preiss zu bestimmen, nach welchem von
demselben auf denen in den lindem errichteten Pferdmärkten, oder zu benennenden SteHoogt-
örtem taugliche Landpferde Ubemomroen werden könnten.
Jotaph Correfem.
XX
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Concept. (K.-A. II. 8ect. 1774-98-197.) Wienn, 2. April 1774.
In pfliehtschuldigfeter Folge der Allerhöchäten Bewilligung und Anordnung hat sich der
treugehorsamste Hofkriegarath sogleich gegenwärtig gehalten, an das Generalcommando in Gal-
lizien die nöthige Verfugung ergehen zu lassen, wornach der ßinkauf deren Remonten für die
Chevauxlegers- und Husarenregimenter durch eigene in die Tartarei abzuschickende Officiers
und Commandierte nach dem Vorschlag des Generalcommando eingeleitet werden m5ge.
Über den zweiten Absatz der diestallig Allerhöchsten Resolution, womittelst Euer Ma-
jestät der Überlegung dieses treugehorsamsten Hof mittels zu überlassen geruhen, ob es thunlich
sei, in Gallicien, 8iel>enbUrgen und Hungarn einen gewissen Preis zu bestimmen, nach welchem
auf donen Pferdemärkten oder zu benennenden Stell ungsörtern taugliche Landpferde übernommen
werden könnten, findet man sich verpflichtet, Euer Majestät folgende allerunterthänigste Vorstel-
lung zu machen.
Die Husarenregimenter remontieren sich selbst gegen Einlegung ihres von allen 3 Subs^
officiers gefertigten Keraontarevers und mittelst der ab aerario empfangenen Anticipation. Sie
besuchen also durch ihre abgeschickte Officiers schon von selbsten nicht nur alle Pferdemärkte,
sondern auch alle im ganzen Lande nur immer zu erfindende Gegenden, wo sich noch einige
Pferdzügel von dem erforderlichen leichten Cavallerieschlag ausforschen lUsst.
Es ergiebet sich hieraus, dass nicht allein der Preis, den sie für ein Remontapferd zu
bezahlen pflegen, allerorten zur Genüge ohnehin bekannt ist, sondern auch, dass sie durch diese
Ausforschung nichts unversucht lassen, was immer in oder ausser denen Pferderoärkten ange>
IrofiTen werden kann, eine Bemühung, welche weit ausgiebiger ist, als wenn diese Pferdüber-
nahm nur auf einige Stellungsörter beschränket würde. Sie ist aber auch dem Aerario weit
nützlicher, weilen manches Pferd wohlfeiler, ein anderes wiederum theurer ohne allen Zwang
und bloss nach der mit dem Eigenthünier trefi'enden Behandlung erkaufet und eben dadurch der
mät^sigste Preis erlanget wird, weilen eines das andere überträgt.
Dieser Vortheil würde sogleich verloren sein, aUbald man einen gewissen Preis und ge-
wisse Örter bestimmet hätte; dann jeder EigenthUmer, welcher sein Pferd höher als um diesen
Preis schätzte, würde solches gar nicht dahin bringen, aus Beisorge, er müsse es um den ge-
setzten Preis geben. Es würden also nur solche N'erkäufer sich einfinden, welche selbst bei sich
überrzeugt wären, dass ihre Pferde nicht so viel wert seien als der gesetzte Preis ansmachet,
und eben weil der Preis vorgeschrieben wäre, würden sie es doch nicht geringer veränsseren
wollen, mithin das Militare gezwungen sein, schlechtere Pferde um theueres Geld zu erkaufen,
weilen keine andere an dem Stellungsort vorhanden wären.
III.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1770-78-40.) Wienn, 3. Februarii 1776.
Es ist der Rittmeister C a v a 1 1 a r von Euer Majestät allerhöchsten Namen fuhrenden
Chevauxlegcrsregiment, wehher infolge der auf den hofkriegsräthlichen Vortrag vom 28. Jänner
1775 erflossencn alleriiöchstcn Kesolution zum Kemonteneinkanf für die iu Gallizien liegende
Chev-auxlegers- und Husarenregimenter niehrmaleu in die auswärtige l^ovinzen abgewhicket
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DiB Anpänqb des k. k. Staatsgestütes Radaütz. 47
wurde, nunmehro zurSckgekommen und hat über das diesfällige Remontierungsgeschäft und
sonstig verschiedene dahin einschlagende Umstände seinen Bericht mittelst des gallizischen
Oeneralcommando eingereichet. Der Hofkriegsrath verweilet dahero nicht, sothanen Bericht
Euer Majestät zur Allerhöchsten Einsicht zu unterlegen und von dem Ausschlag dieses neuer-
lichen auswärtigen Remontenankauf folgendes zu bemerken.
Vermög des von dem gallizischen Oeneralcommando eingesendeten Rapport bestehet die
Anzahl der vom Rittmeister Cavallar erkauften Pferden in 910 Remonten, 47 Gehrauchpferden.
Zu Zalleszick ') auf dem Assentplatz eingetroffen sind 806 Remonten und 47 Gebrauchs-
pferde.
Von diesen 896 Remonten wurden bei der durch den Generalmajor Kiss vorgenommenen
Superarbitrierung als diensttauglich befunden, sofort zu denen in («allizien liegenden 5 Chevaux-
legersregimentern 538
und in den dasigen 5 Husarenregimentem 333
zusammen also assentiert 871
und Untauglichkeit halber sind plus oiferenti verkauft worden ... 25
facit obigen Stand per 896 Remonten.
Die mitgebrachte obige 47 Gebrauch pferde aber sind an die Regimenter zur einsweiligen
Dienstleistung etngetheilet worden und durften bei einem etwaig künftigen weiteren derlei Ein-
kauf wieder zu verwenden sein.
Nach Aeusserung des gallizischen Generalcommando und des superarbitrierenden General-
major Kiss sind vorberührte, in einem Alter von 3 bis 7 Jahren be6ndliche für die Regimenter
wirklieb assentierte 871 Remonten zwar von dem weiten Marsche und rauhen Wetter mager
und langhaarigty sonsten aber kurz gefesselt, stark knochigt und gut gestellet, auch durchaus
von besserer Consistens und weit dauerhafter als die durch Lieferanten in der Moldati theuerer
erkaufte Pferde und versprechen überhaupt gute diensttaugliche Pferde zu werden.
Obgleich der Rittmeister Cavallar sich alle MUhe gegeben hat, mit den Pferdhändlern in
denen von ihme betretenen auswärtigen Landen einen weiteren Contract auf Pferde, wie er
solches bei dem vorigen Einkauf erwirket hat, vorläu6g anzustossen, so ist doch ihme dieses
derroaleo nicht möglich gewesen, weilen der Verbot bestünde, mit fremden Nationen derlei
Contracte zu machen. Er getrauet sich aber auf den Fall eines fernerweit vorhabenden Ein-
kaufs in dem Donischen bei den ihme sciion bekannten Pferdelieferanten heuer noch eine
grossere Anzahl Remonten aufzubringen, wofeme deren freier Einkauf bei dem russischen Hof
erwirket wird, nnd es findet derselbe zu dem Ende nöthig, dass der in drei Ahtheilungen zu
setssende Transport mit 3 besonderen Pässen, in welchen alle nissische kais. l^ndc ohne Aus-
nahm oder wenigstens die Länder Saporogien, Klein- und NeurusMland, das Donische Kosaken-
gebiet and die Kovanner ') Tartarei ausdrücklich zu benennen wären, von dem russischen Hof
versehen und die Commandi mit Anfangs Mai abgehen gemacht werden, damit selbe mit den
Pferden gegen Enie Oetobris wiederum zurück eintreffen mögen, wo hiernächst auch Cavallar
sehr furträglich hält, wenn bei dem Fürsten der Moldau die Erlaubnis des freien Durchgangs
der Pferden effectuieret würde, massen hiedurch die Pferde beständig auf der Weide bis auf
den Assentaplatz zu Szaleszick getrieben, mithin in bessere Beschaflenheit und Aussehen erhalten
werden könnten.
Nun ist zwar die Berechnung des Rittmeisters Cavallar über den dermaligen aufgehabten
neuerticheti Remontenankauf noch nicht eingelanget, mithin der Preis, wie theuer ein Remonta
ausfalle, hierorts derzeit noch nicht bekannt, man zweiflet jedoch nach der mittelst des obge-
dachten Bericht vorläufig eingelangten Versicherung gar nicht, dass derlei auswärts aufgebrachte
Pferde, ohnerachtet solche diesesmal nicht wie vorhin nÜerorten, sondern lediglich an den
polnischen Grenzen roautfrei passieret worden sind, dahingegen von selbigen an der Ottschakow- ')
oder Nahejer Tartareigrenze ob jedem Stück 30 kr. an türkischer Maut hat bezahlet werden
>) Zaleszczyki, Stadt in Galizien (am Dniester).
^) Kovanner = Kubaner, d. i. am Flusse Kuban (im NW. des Kaukasus) gelegen.
*) Otschakow, Stadt im Gouv, Cherson.
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48 Polek:
müssen, gleichwohlen nicht so hoch zu stehen kommen werden, als der für die in Gallizien
liegende Chevauzlegers- und Husarenregimenter ab nerario verwilligte Remontenpreis a 19 und
respective 16 Ducaten betrHgl.
Gleichwie dahero einestheils der diesfallige auswärtige Remonteneinkauf den Vortheil des
AerarJi allerdings hoffen lässt, anderentheils aber vermög der Anzeige des galliziscfaeD General-
comroando denen dortländigen 5 Chev.iuxlegcrs- und 5 Husaren regimentern über Abschlag der
dermalen erhaltenen Ca vall arischen Remonten annoch auf den resolvierten Kriegsfass 3490
Pferde ermanglen, welche Anzahl Pferde durch die eigene inländische Remontierung nebst deme.
dass solche dem Aerario kostbarer zu stehen kömmt, sehr schwer und langsam aufzubringen .
sein wird, dahingegen dem Dienst darangelegen ist, dass die Regimenter mit allen Kräften auf
den bestimmten Stand an Pferden gesetzet werden, wo sodann, wann die Regimenter einmal
corap'et sind, der jeweilige geringe Abgang ganz leicht durch den inländischen Ankauf wird
erholet werden können : so traget der Hofkricgsrath kein Hedenken Euer Majestät allerunter-
thänigst einzurathen, dass ein weiterer Remonteneinkauf in den auswärtigen Landen auf Kosten
des Aerarii veranstaltet und zu Besorgung dieses Geschäfts mehrmalen der Rittmeister CavalUr,
welcher sich bishcro in der Sache mit besonderem Eifer und Geschicklichkeit zum Nutzen des
Aerarii gebrauchen lassen und von der Beschaifenheit der Länder, wo die Pferde zu verkaufen
sind und Überhaupts von dem ganzen Werke die geprüfte Kenntnis und Erfahrenheit, auch nach
seiner gethanenen Aeusserung zur ferneren Übernahm dieser Commission sich nebst denen bei-
gehabten 2 Officiers, benamtlich dem Oberlieutenant Schmidt von Modena und Unterlieutenant
Dachner von Daruistadt Chevauxlegers willig erkläret hat, verwendet, sofort demselben der
Auftrag zur Erkaufung einer neuerlichen Anzahl von etwa 1500 Pferden, sonderlich aber vom
Chevauxlegersschlag, zuma'.en die Chevauxlegersrcgimenter alleinig noch 1868 Pferde abgängig
haben, gemacht werden könnte.
Wenn über den gegenwärtig alleroh nmassgebigsten Antrag die Allerhöchste Begenehroi-
gung erfolgen sollte, wird der Hofkriegsrath nicht entstehen ,
allenthalben das Behörige dergestalten fürzukehren, damit der Rittmeister Cavallar mit Anfang
des künftigen Monats Maii in Marsch gesetzet imd demselben a proportione der anzukaufenden
Anzahl Pferden ein hinlängliches Commando, mithin nebst den bereits bei dem letzten Einkauf
verwendeten obbenannten 2 Officiers noch weiters nach dem Ermessen des gallizischen Genfml-
commando ein und anderer tüchtige Oberofficier und mehrere vertraute, wohl conduiaierte und
der pohlnisch und wallachischen Sprache kundige Unterofficiers und Gemeine sowohl von
Chevauxlegers- als Husarenregimentern beigegeben werden, auf dass die Pferde, sowie sie in
den auswärtigen Landen erkauft und gesammlet werden, immer gleich nach und nach trans-
portsweise bei annoch guter Jahreszeit und Witterung abgeschicket werden und somit sämmUich
eingekaufte Pferde bis Ende Octobris zu Szaleszick zur Superarbitrier- und Assentierung dn-
treflfen mögen. Wo im übrigen der Hofkriegsrath sich vorbehält, sobald die von dem gallizischen
Generalcommando untcreinstens abgefordert werdende Berechnung des Rittmeisters Cavallar
über den letztbewirkten Remonteneinkauf einlangen wird, Euer Majestät die Anzeige des eigent-
lichen Geldbetrags, welchen diese Rcmonten gekostet haben, sogleich allerunterthänigst nach-
zutragen.
A. 6. V. Hadik.
{Randbemerkung) : Den Mir in gegenwärtigem Vortrag einberichteten Einkauf einer
Anzahl Remontapferden in denen russischen Provinzen nehme Ich zu Meiner Wissenschaft und
gewärtige nur noch die hierüber von dem Rittmeister Cavallar einzuschickende Berechnung.
Ich begenehmige hiernächst den von dem Hofkriegsrath Hir dieses Jahr abermalen da-
selbst angetragenen Pferdeeinkauf, mit dem Unterschied, dass, da die in Gallizien Hegende
Cavallerieregimenter bemerktermassen einen so beträchtlichen Abgang an Pferden auf den der-
maligen completen Fuss haben, anstatt 1500, wie der Hofkriegsrath vorschlägt, der Antrag aaf
3000 Pferde gerichtet, dem zu diesem Geschäft mehrmalen verwendet werdenden Rittmeister
Cavallar aber mitgegeben werde, so viele dem Dienst angemessene I^ferde, als solcher nur
immer aufbringen kann, zu erkaufen. Daher hat der Hofkriegsrath auch die Anzahl der diesem
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Dir Anfänge des k. e. StaatsoestOtes Radautz.
49
erstgedachten Rittmeister mitzugebenden Commandierten nach Verhältnis der einzukaufen oban-
getragenen Pferden zu bestimm«»n.
Soviel aber die zu diesem Ankauf wie auch zur freien Mautpassierung erforderliche
Pässe, dann den Durchzug, der zu erkaufenden Pferde durch die Moldau betrifft, trage Ich unter
einem das Nöthige der Staatskanzlei wegen Loswirkung aller dieser Gegenständen auf, mit
welcher also der Hofkj-iegsrath, da der Rittmeister Cavallar mit seinem Commando schon mit
Anfang Mai aufzubrechen hat, unverzüglich hierwegeo das nOthige Einvernehmen zu pfegen,
zugleich aber derselben die Namen derjenigen Officiers, welche zu diesem Ankauf befehliget
werden, anzuzeigen hat, damit solche in denen von dem russischen Hofe abverlangt werdenden
Pässen namhaft gemacht werden können.
* Joseph Corr.
ITT".
Ausweis
deren von dem Herrn Rittmeister Cavallar erkauften Remontenpferden, dann wie hooiijedwe-
deres zu stehen kommet und welche Erspaning dadurch dem allerhöchsten Aerario zufliesset.
Orig. (Kr.-A. II. S. 1776—78-89.)
Vermög Geldausgab sind anerkauft worden ....
Hievon wurden laut ausgestellten Assentlisten au nachbenannte
Regimenter abgegeben, und zwar
Ihro Majestät des Kaisers
Löwenstein-
Darmstadt-
Modena-
Kinskj-
Lemberg, 9. Februar 1776.
Stück
944
Chevauxlegers
84
111
97
1-24
. 122
538
Da aber hierunter auch die von denen von voriger Stellung
entloffenen 36 Pferden wiederum eingebrachte 13, dann das zu
Mickulincze ruckgelassene und nach de^en erhaltener Dienst-
tauglichkeit für das Nadasdjsche Hosarenregiment assentierte eine
Gebrauchpferd miteinbegriffen ist, als wird sowohl hierorts
als nacbstehendermassen bei denen Hubarenregimentem von
diesen zasammen ausmachenden 14 Stück die Hälfte abge-
schlagen mit 7
mithin verbleiben
73
48
60
66
■ —AL
334
7
Ihro Majestät des Kaisers
Haddik-
Esterhazy-
Nadasdy-
Barco-
Husaren
HievoD werden obangefUhrtermassen decontieret
dahero restieren
Von denen von voriger Remontastellung beigehabten Gebrauch-
pferden II 45 und dermalen weiters angekauften 47, zusammen
aosmacheoden 92 Pferden sind denen Regimentern zugetheilet
worden, als
Darmstadt- \ ^ , 21
Modena- /Chevauxlegers ^^
531
327
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50
Polbk:
Ihro Majestät des Kaisera \ 10 Stück
Nadasdy- 5
Haddik- \ Husaren .... 5
Esterhasj- 8
Barco- ) 5
~77~~
Hievon gehören znr vorigen Stellung 33
folglich in die dermalige 44
Untaaglichkeit halber sind verkauft worden 31. Davon betreffen die
jetzige 29
Femers werden in Abgang gebracht und zwar
an ersoff'enen ....... 3
„ entloffenen 6
n todtgeschossenen i
S. V. crepierten . . . . . . . 11
"~22~~
Hierunter sind einbegriffen, so in die vorige Stellung gehörig . 9
Ueber Abzug werden zur gegenwärtigen ausgesetzet . 13
Summa obetehender' . . 944
Jenseits ausge wiesend 944 Remonten kommen verm?)g der von eröffneten ff. kr.
Herrn Rittmeister Cavallar gelegten Rechnung summariter in Geld zu stehen 50343 31
Um dargegen darzuthun, wie hoch eines deren assentierten 858 Remon-
ten zu stehen komme, will man den Satz annehmen, als wann die denen Re-
gimentern zugetheilte 44 Gebrauch pferde, und zwar jedwederes nur zu 8 Ducaten
verkaufet worden wäre, welches betraget und von obiger Ausgab zu decordieren
kommet 1490 fl. 8 kr.
Für die Uutauglichkeit halber verkaufte 31 Pferde sind ge-
löset worden 510 fl. 50 kr. Hievon betreffen nach dem
Dividenten für 29 477 „ 53 „
Der in Empfong genommene MQnzgewinn betraget . 1025 „ 25 „
Summe des Abzugs . 2994 26
Combinando bestünde die Ausgab annoch in 47349 5
Wann dahero dieser Betrag mit denen erwähnten 858 wirklich assentier-
tierten Remonten dividieret wird, zeiget sich, dass eines zu stehen komme
auf 55 fl. llVe ^'
Worbei bemerket wird, dass
1. Die Chevauxlegerepferde solchergestalten mit denen Hnsarenremonten
einen gleichen Preis bekosten.
2. Weilen die abgängige, so unter obiger Geldauslag einbegriffen «nd,
nicht mit in die Repartition genommen worden, und folgsam von denen wirklich
assentierten übertragen werden müssen, diese letztem eben dadurch etwas
mehreres bekosten.
3. Sofeme diese 858 wirklich assentierte Remonten hierlandes wären
anerkaufet worden, solche nach dem denen Regimentern bewilligten Remonta-
geld gekostet hätten, und zwar
531 Chevauxlegerspferde i 19 Ducaten oder 80 fl. 26 kr. . 42710 fl. 6 kr.
327 apjajdudissnH ^ 15 Ducaten oder 63 fl. 36 kr. . 20764 fl. 30 kr.
zusammen . 63474 fl. 36 kr.
Es haben aber ein solche noch gekostet .... 47349 fl. 5 kr.
folgbar erweiset sich Ersparang 16125 fl. 31 kr.
J. Jos. Carpeitier
Obercommissär.
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Die Anfänge des k. k STAATsaESTüTES Radautz. 51
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Eigeoh. (K.-A. II. S. 1776-78—89. Wien, 28. Februar 1776.
{Randbemerkung) : Diese berechnung dient zur guten nachricht, und sind dem Ca-
vallar 2000 fl. wegen so mühsam als gut verrichteten Coramission anzuweisen als eine remu-
neration.
Fürst Lobkowitz an Joseph II.
Copie. Auszug. (K.-A. II. S. 1776—78-129.) Petersburg, März 1776.
Wenn meine in Betreff des bewussten Pferdankaufes bei allhiesiegem Hofe gepflogene
Unterhandlungen einen günstigen Krfolg anhoffen lassen, so musi ich solchen grossentheils dem
Grafen v. P a n i n und noch mehr dem Herrn v. Potemkin zueignen. Die Befehle, die
letzterer bereits au den Chef der Kosaken ausgestellet, sind eine deutliche Probe seiner will-
fährigen Gesinnung. Ich zweifle auch nicht, der Feldmarschall Romanzow werde ebenfalls
seinerseits zu dieser vorhabenden Absicht sich bereitwillig finden lassen. Indessen lässt sich vor-
sehen, dass es schwer halten wird, eine so beträchtliche Anzahl von Pferden aufzubringen. Ich
glaubete daher, dass das zu diesem abgesehenen Ankauf bestimmte Detachement nicht nur den
Winter zu Cx^rkosk *) zubringen, sondern dass auch ein Theil davon durch das Gouvernement von
Astracan durchpassieren und sich an den Fluss Yaik *) begeben sollte, wo man nicht nur gute
Pferde, sondern auch sobhe in zureichender Anzahl finden und anbei derer Ankauf dem all hie-
sigen Hofe ganz gleichgültig fallen würde; wo aber im Gegentheil derselbe wohl darauf auf-
merksam 8ci.i düifie, dass nicht allzu viele Pferde aus Klein- und Neurcussen, von wannen die
in häufiger Anzahl dermalen bestehende leichte Truppen sich zu remontieren haben, ausser
Landes gebracht werden mischten. Wenn Eure Majestät diesen meinen unterthänigslen Vorschlag
Jhro allergnädigsten Beifall gönnen, so werde ich mich eifrigst verwenden, dass die zu dieser
Abmcht erforderliche Ordres an den Chef der an besagtem Yaikfluss wohnenden uralischen
Horden von hieraus ergehen mögen. Der Zug bis dahin ist sonder Anstand seiner weiten Ent-
legenheit halber sehr beträchtlich; ich bin aber versicheret, dass die Pferde allda um einen ganz
leichten Preis zu haben sein und die Transportierungskosten ganz gering ausfallen würden.
Aussemeni könnte derjenige Officier, der sich den Winter hindurch zu Czerkosk aufzuhalten
liatte, während der Zeit, als das vorerwähnte Commando an den Yaikfluss abgienge, jemanden
in dieCabarda') absenden, um zum Gebrauche Eurer Majestät seligsten einige Pferde auszuwählen,
die, wenn sie g^t ausfielen, allerhöchst Ihro gewiss zum Vergnügen gereichen würden.
Cavallar an FZM. Graf Siskovics.
Eigenh. (K.-A. II. 8. 1776-78—346.) Feldlager bei Ruskovka im Donischen, 2. August 1776.
Euer Excellencz hoch-gnädiges Befehl Schreiben von dato Lemberg 21. May, nebst denen
Iktröflfenden Pohlnischen Bässen ist mir aller erst den 9. Jully durch Herrn Rittmeister v. Ka-
nisiaa Behändiget worden; Worauss mit äusserster BestUrtzung zu entnehmen gehabt, das die
▼origcs Jahr überbrachte Kiuionta Pferdte Bey der Lezthinig vorgewesten Musterung übermessen,
und Bey denen Chevaux Legers Regimentern unter der Maass Befunden worden; Die annebst
') Tacherkask, Kreistadt am Don. *) Yaik = Ural. ^) Kabarda, Berglandschaft am
IfordabbaDg des Kaukasus.
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52 PoLEK :
gegebene hohe Rieht Schnor, ist denen aussw^rtd Commandirten Herren Officiers abgegeben,
und ich werde nach änsserster Möglichkeit auf den unterthOnigsten Befolg Bedacht seyn. Abge-
wichenes Jahr habe vermög dem eingeschUkten Summarischen Extract 45 Stuck Pferdte mit
14 Faust 1 Zohi angezeugt, auch nach der mithabend Kais. KOnigl. Hof-Kriegs-Räthlichen Maaas
also Befunden, solche aber in Handel, um andere grosse Pferdte nicht auss zu lassen, die Han-
dels Leuthe nicht zu Disgoustiren, und zugleich auch weillen solche Besonders Jung und Schßn
waren, auch ferneren Wachsthum anscheinen lassen, angonohmen; welche hohe Ahndung mir
auch anheuer werde auf BUrden müssen; alleinig nach meinen ausweiss wären bey voriger
Assentirung vermög denen Samentlichen Assenta Listen dannoch so viellc Dragoner Pferdte, als
in dem ein gesandten Summarischen Extract angezeUgt habe, ausgefallen, wann denen Drago-
nern Dragoner und denen Houssarn Hussarnmässige gegeben und Sammentliche Pferdte durch
eine Hände gemessen und zugetheillet worden wären.
Euer Excellencz solle also zum Vorauss unterthönigst gantz gehorsamst Bitten, damit hin-
künftig dieserwegen alle Zufriedenheit seye, Bey Vorgang dieser Assentirung deren nun an-
kauffenden Pferdten dem hochgnädigen Befehl zu ertheillen, dass Samentlicho Rimonta mit der
Kays. Königl. Hof-Kriegs-Käthlichen Maass durch eine Hand gemessen und in nach Befund
derselben und nach hoher Vorschrift denen Lribl. Regimentern zugetheillt; die allenfahls zu
klein Befundente Junge aber über WUnntter an einen Orth in der Bukowina aufgestolL und
nach in Frue Jahr erreichenden Gross allererst an die Regimenter abgegeben werden möchten;
dann ich binn versichert, dass von all jennen so ich übernohmen nur wenige allzu sehr wilde,
doch besonders Schöne l^erdte, ohne Maass angenohmen.
FZM. Graf Siskovics an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. n. S. 1777-48—94.) Lemberg, 22. Februar 1777.
Das Superarbitrier- und Assentierungsgeschäft zu Zalesczik über den durch den Rittmeidter
Cavallar in denen kais. russischen Landen für das jüngst abgewichene 1776te Militäijahr pro
aerario besorgten Remontenankauf hat sich von darumeu bis anhero verzogen, weilen der durch
des Modenaischen ChevauxlegersregimentsOberlieutenant Schallmayer den 28. Octobris
el. a. expedierte und in Marsch gesetzte 7. Transport nach Anzeig gedachten Rittmeisters Ca-
vallar gleich in denen betretenen ersten Tagen entftert scheue geworden und ohngeachtet aller
durch die beigehabte Commandierte und Kosaken angewendeten Mühe die Pferde jedoch voll-
ends entloffen und allererst rückwärts 2 Meilen an Miusfluss bis auf 75 Stück wieder zusam-
men gebracht worden sind.
Derlei Hindernissen haben sich nicht wenige in dem ferneren Anherozug ergeben, wodurch
dahero sowohl als auch durch die nachgefolgte rauhe Witterung, dann anmit sich ergebener
Passierungen und allenthalben erwachsene unwegsame Strassen die Zeit dergestalten sich ver-
spätet hat, dass dieser Transport erst den 10. gegenwärtigen Monats mit 255 Remonten in be-
rührtem Zallesczick eingetroffen ist.
Die Assentier-, Superarbitrier- und Vertheilung desselben hat sich bis den 15. ejusdem
erstrecket, und nachdeme mit selbem für heuer das Ende vollends erreichet worden ist, worde
Herr Generalfeldwachtmeister K i s s nebst dem Feldkriegscommipsario H ö l z I , welch beeden
diesfalliges Geschäft obgelegen hatte, instande gesetzet, den in der gehorsamst nebenfolgenden
Anlag erstatteten Finalbericht enhero zu unterlegen.
Nach Inhalt desselben belaufet sich die Anzahl derer erkauften Remonten und Gebraudi-
pferden zusammen auf 2677 Stück. Hieven wurden denen diesseitigen Cavallerieregimentem and
Ihre Majestät des Kaisers Allerhöchsten Namen führenden Chevauxlegersregiment auf den Ab-
gang des completen Standes abgegeben 19B1, als dermalen noch zu jung, theils schwach and
gebrechlich zur winterlichen Pfleg- und Wartung in die B u c k o v i n a abgeschickef und denen
Regimentern nur einsweilen zugetheilet 539, Un tau glich keit halber wieder verkauft 6, dunh
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DiB Anfänge des k. k. Staatsgestütes Badaütz. 53
Deserteurs entführt 2, als marode zarückgelassen 3; dagegen sind mit Ein begrifT deren Eingangs
erwähnten 75 des 7. Transports in allem enlloden 79, crepiert 12, dann sonsten auf zerschiedene
Art verunglücket 8.
Hierunter ist die Anzahl derer entlofienen vorderist beträchtlich, da aber er Rittmeister
Cavallar damalen, als erwähnter 7. Transport, gleich anfänglich noch zur Hilfe beigekommen (sie),
so sind verm5g dessen sub 9aa verflossenen Monats Novembris abgestatteten Berichts bereits nach
der Hand anwiederum 34 zusammengebracht worden, und verhoffet anbei durch die allenthalben
gemachte Furkehrung, wo nicht alle, jedannoch die meiste zurückzubekommen, die er demnach
gegenwärtigen Winter ilber bei sich behalten würde.
Bei der beträchtlichen Anzahl deren in der Buckovina vorhandenen jungen und schwachen
Remonten hat man der Nothwendigkeit zu sein befunden, zur Oberaufsicht derselben und derer
von jeglichem Cavallerieregiment dabei befindlichen Commandierten einen eigenen StabsoÜlcier,
und zwar von dem Esterhazischen Husarenregiment den Herrn Obristwachtmeister P a 1 1 a s t i
anzustellen, ihne darumen behöfig zu belehren, wie zugleich auf dass mau von Zeit zu Zeit ab-
seiten dieses Generalcommando die erforderliche Wiasenschaft und Kenntnis habe, zu Abstattung
eine«« monatlichen Rapports, wo es aber auf sonderheitliche Vorfälle ankommet, auf unverlangte,
de casu in casum abzuführende Berichte anzuweisen.
Die Fütterung bestehet in einer halben I*ortion geschrotenen Habers, in der gewöhnlichen
Heaportion, und weilen in diesem pistrict das vorgeschriebene Häckerling nicht eneeuget werden
kann, in Verabreichung des daselbst vorfindigen Haberstrohes. Man führet hiernäch^t dabei die
fernere Absicht, dass wie von diesen Remonten ein so andere sich erholen, zu Kräften und zur
Diensttauglichkeit oder respective zur Abgab an die Regimenter gelangen werden, ein solche
hinkÖnftiges Frühjahr von dar abzuschicken, um fUr jene, welche etwa mit der heurigen Ritt-
meister Cavallarischen Stellung einkommen dürften, den nöthigen Raum zu gewinnen.
In Betreff der diesjährigen Remontierung hat oftwiederholter Rittmeister Cavallar sub
5ta Novembris vorigen Jahrs einberichtet, dass er sich l>ei vorgefundenen Zeitraum nacher
Astracan verfüget wegen einigen sowohl am Yaickfiuss als in der Cabarda heuriges Frühjahr
2u unternehmenden Pferdeankauf Kundschaft eingezogen, theils auch einen Commandierten bis
Saratow gegen den eben berührten Yaickfiuss seitwärts abgeschicket, andurch aber in glaubwür-
dige Erfahrenheit gebracht habe, dass am Yaickfiuss die Pferde sehr klein beschaffen seien, so
dass selbte sich nicht einmal nach der Husarenmass auswachsen; ausserdeme seien sie von einem
besonderen Clima und bei ihrer Uebertreibung in die europäische Lande zu befahren, dass sie
fneistens umfallen, wie femers die Transportierung vom Yaick- bis an den Donnfluss sehr
beschwer- und gefährlich.
In der Cabarda dagegen findeten sich zwar wenige zugleich im Preise theurere Pferde,
doch von grösserem Schlag vor, und der Weg sei ebenfalls beträchtlich. Seinem Antrag nach
kommete der Sammelplatz zu Mostock zu machen, von wannen die Transporten recta über Stepp
nacher Czirkasko eingeleitet und somit die Halbscheid gegen den Hinweg ersparet werden
kannte.
Es scheinet derselbe sonach dasiger Enden so viele Pferde, als er für den Allerhöchsten
Dienst angemessen befinden würde, anzukaufen und die übrige Erfordernis, sobald ihme dies-
fällige Anzahl bestimmet würde, in dem Cuban- und Donischen oder sonstenwo in dasiger
Gebend aufzubringen.
S<»viel nun es den anheuer zu besorgenden ferneren Remontenankauf belanget, hat man
ihme Rittmeister Cavallar bereits mitgegeben, wienach bei denen angezeigten Umständen ein
solcher am Yaickfiuss vorzüglichst vermieden werden müsse, und weilen auch von hieraus die
Anzahl der Pferde, welche er dasigerenJen aufbringen dürfte, nicht bestimmet werden kann, so
vennOge man sich lediglich dahin zu äusseren, dass nach Ihro Majestät allerhöchster Intention
der femerweite Ankauf zwar allerdings auf 2000 Pferde, wann nämlich ein solche in der Ca-
barda, dann in dem Cuban- und Donischen oder sonstwo dasigerenden aufzubringen thunlic!i,
gerichtet werden könne; sollten sich dagegen unübersteigllche Hindernissen ergeben, müsse man
sich ohnehin nur mit der anzukaufen thunlich gewesten Anzahl begnügen, hierbei aber komme
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54 Polbk:
vorderist in dem Anbetracht, dass mit denen voriges Jahrs eingekommenen Transporten allschoo
eine sehr betrachtliohe Anzahl an jungen und schwachen Pferden eingelanget ist, auch nuo-
mehro die hierendige Regimenter allbercitH completieret sind, die Annahme weiterer so vieler
derlei Pferden nach möglichster Thunlichkelt zu vermeiden.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. Sect. 1777-43—94.) Wien, 15. Mänc 1774.
(Randbemerkung) : Den Bericht wegen des vorjährigen Remontaeinkaafs des Ritt-
meislers Cavallar in denen russischen Landen nehme Ich einstweilen und bis zu Rinlangiing
seiner diesfalls zu legenden Berechnung zur Nachricht. Nur ist der Verlust der 45 entloffeneii
Pferden belrächtlich und hätte durch sorgfältige Fürsicht allerdings vermieden werden sollen.
Dahero bewillige Ich auch, dass bei dem diesjährigen, mit 2000 Stück angetragenen und etwa
künftigen fernem Einkauf der Rimonta in denen russischen Landen zur diesfälligen desto iiche-
reren Transportierung auch kosak- und tartarische Knechte in der n<5thigen Anzahl verwendet
werden können. Es ist jedoch immer auf die eigene Commandierte am meisten sieh zu ver-
lassen, mithin sind diese letztere nicht sehr zu verminderen, damit, wann unter denen Kosaken
und Tartaren Misshelligkeiten oder Unruhen entstünden, hierbei derTtansport nicht etwa Gefahr
laufe und hierdurch der Verlust ungleich grösser als der Aufwand, den man hierbei hatte
ersparen wollen, ausfallen möge. Wie dann auch dem Cavallar durch die Behörde mitzugei)en
ist, mit denen hierzu aufgenommen werdenden tartarischen und kosakischen Knechten ausser
dem t.äglich ihnen accordierten («ehalt auf den Fall, wann der Transport ohne Schaden und
Verlust an Ort und Stelle einträfe, pr Kopf eine Krgölzlichkeit besonders noch zu bedingen,
welche ihnen sodann auch zu v<;rabreiclieu ist. Nebst diesem ist annoch dem Cavallar aufzu-
tragen, dass er sich bewerbe, ein oder andere armenisch oder jüdische Lieferanten zu finden,
welche, wann es auch eine gerin^t^o Anzahl nur wäre, hinfüro nlljährlicli dergleichen Pferde ans
diesen Gegenden gegen einen zu machenden Preis nacher Szalecik richtig und gewiss ablie-
ferten, damit die Regimenter complet erhalten und auch für alle mögliche Fälle immer eine
Correspondenz zu Vergrösserung auch deren Einkäufen erhalten würde.
Joseph Corr.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz.
55
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56 Polek:
2S:i.
Instruction
an die zwei Herren Oberlieutenants Schollmeyer von Modena Chevauxlegers- und S«e-
detzki von Hadik-Husarenregiment, welche mit denen anno 1777 pro aerario erkauften,
annoch uneingetheilten bi» weiteren hohen Befehl sur Pflegung über Winter in der Buco-
wina verbleibenden Renionten, neu und alten Gebrauchpferden coinmandiert sind.
Eigenh. (K.-A., IL S. 1773-43-31.) Tzerepkivska, «) 5. December 1777.
Es ist dieser antragende Dienst so neu als vielfältig, dass nicht möglich, alle Vorfallen-
heiten vollkommen zu beschreiben und hierüber Erläuterung zu geben, hingegen aber auch dem
Allerhöchsten Aerario so vorzüglich angemessen, dass durch bezeigenden Fleiss und Eifer dieser
einer der merkwürdigst und verdienstlichsten sein kann. Daliero habe (ich) zu solchem obbe-
sagte 2 Herren Oberlieutenants, welche schon 2 Jahre sothanen Kemontierungsgeschaft mit
möglishster Sorgfalt und bezeigter Geschicklichkeit abgewartet, vorgemerket und das Zutrauen
gefasset, dass sich selbe in jenen Fällen, welche diese Instruction nicht erörteret, nach Dienst-
angelegenheit gegenwärtig halten und Selbsten regulieren werden, mithin nur höchst nöthig zu
bemerken finde, dass
dem Herrn Oberlieutenant Schollmeyer zur Verwahr- und üeberwinterung seiner von denen
ersten 6 Transporten übrig verbliebenen 118 Remonten, dann 19 neuen und 4 alten Gebrauch-
und von dem 7ten Transport zugegebenen 111 Remonten, mithin in Summa 252 ärarischcn
Pferden die allererst aujetzo neu erbauende Okol Nr. 1, so an der Slowoda Tzerepkivaka unweit
dem Fluss Szired *) auf der Anhöhe lieget, übergeben werd, allwo der Herr Oberlientenant die
Ausfertigung sothaner Okols nach meiner Angab, auoh allenfalls bni findender kleinen Verbes-
serung nach Dienstange messenheit zeitlichst, und solang man noch die dermaligen Arbeitsleute
beihanden hat, zu verfertigen trachten wolle.
Der Herr Oberlieutenant Szedetzki hat zu seinen, vom 7ten Transport übrig verbliebenen
229 Remonten, 17 neuen und 5 alten Gebrauch-, in Summa eben 261 Pferden die Okol Nr. 2
gleichfalls am Fluss Szired herwärts Stirtza ') nahe bei der Überfuhr bereits angelegter übernommen
und mit nämlichen Maßsregeln im Stande setzen zu lassen.
Die übrig verbleibende 13 alte Gebrauchpferde sind dem Wachtmeister Kaol von Kaiser
Chevauxlegerregiment zu übergeben, welcher seinerzeit für denen Commandierten erMigt lob-
lichen Regiments zu dem Rückmarsch Gebrauch machen, indessen aber selbe in einem Qnaitier-
stall zu Szired pflegen lassen solle.
Der damalige Stand aller übrig ärarischen Pferden ist also
RemoDU
Gebntaebpferde
nene alte
bei Herrn Oberlieutenant Schollmeyer .
19
4
„ „ Szedetzki
229
17
5
„ Wachtmeister Raul . .
—
~
13
Summa
458
36
22
516 Stück
Jedem Herrn Oberlieutenant wird 1 Corporal, 1 Schmied und 8 Gemeine von ihrem
Regiment, dann 3 Gemeine von Kaiser Chevauxlegers, femers 5 Gemeine vom 2len Gamisons-
regiment und 8 Strusch-Bauern zugegeben, welch letztere all Wochen, nämlich an Sonnabend
abgelöst werden. Wovon die Commandierte von der Cavallerie, solange es dermalen thunlicfa ond
dann auch bei Zulaf^sung des Wetters und in Frühjahr, die Pferde auf der Weide zu futtenm
und zur Tränke zu treiben, die Gemeine vom Iten Garnisonsregiment zur Zubringung der Fou-
rage und die 8 Struschen bei Tag und Nacht zu Tragung des Futters und möglichster Reini-
gung der Okol zu verwenden der Antrag ist.
*) Czerepkoutz, Dorf im Ger.-B. Sereth.
«) d. i. Sereth.
«) Styrcze, Dorf im Ger.-B. Sereth.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgbstütes Badautz. 57
Wobei ich zu erinneren nOthig finde, dass unter diesen zu gebenden Militare und Civile,
insoviel es der Dienst erforderet, genau auf der Schuldiglieit zu halten, übrigens aber wohl zu
betrachten seie, das« diese Arbeit besonders beschwersam, mithin wegen der grossen Strapaze
ein so anderes Individuum nach Möglichkeit zu menagieren und selbe mit gelinder Art zu be-
handlen nOtzlicher sein werde, weilen bei solchen Umständen die Liebe das meiste arbeitet.
Was aber denen Herren Gificiers und übrig Benannten zu einer täglichen Diät oder
Zulag hoherorten ermessen wird, werde nach erhaltend hochgnädigen Befehl von Lemberg aus
sogleich bekannt machen, wornach sohin ohne Anstand die allseitige Abgab zu veranlassen
kommet.
Die Futter- und Tränkung sammentlicher Pferden kommet bei dermalen noch gelinder
Witterung und auch dann, wann in Winter dergleichen Zeit einfallen solle, nachstehendermassen
zu regulieren: Frühe zwischen 5 und 6 Uhr wird Heu aufgegeben, dann nach Aufgang der
Sonne die Pferde in die Tränke getrieben und nach solcher Tränkung mit 4 Mann auf die
Weide gelassen, abends bei Sonnenuntergang wiederum getränket, allwo inzwischen bis deren
Rückkunft in der Okol schon Heu aufgestreuet sein muss.
Bei der Tränkung recommandiere vorderist, die erste Tage genau darauf zu sehen, dass
die Pferde einen Weg gehen lernen und nicht eines da, das andere dorten über Berg oder
Hügel laufen, wo sohin die Gewohnheit sicher einen beständigen Weg machen wird.
Ingleichen empfehle jederzeit bei Tag und Nacht, wann Heu vorgegeben wird, eine
gleiche Mass zu halten, diesen die Nothwendigkeit hinlänglich, niemals aber einen Ueberfluss
zu verabfolgen.
In harter Winterszeit, allwo nicht mehr auf die Weide getrieben werden kann, wird eben-
falls frühe zwischen 5 und 6 Uhr Heu vorgegeben, nach Sonnenaufgang getränket, in Zeit der
Trankung Heu aufgestreuet, nachmittag 2 Uhr mehrmalen Heu gefuttert, mit Sonnenuntergang
wiederum getränket, auch während solcher Zeit Heu getragen und nachts 12 Uhr desgleichen
Heu vorgegeben.
Hier ist zu bemerken, dass für jeden Tabon 200 Schock Habergarben zu füttern ange-
tragen, welche Fütterung aber allererst a Imo Januarii ihren Anfang nehmen und bis ultima
Februarii daueren solle. Dahero wollen sich die Herren Gberlieutenants sodann berechnen, was
auf einen Tag komme. Und dieses tägliche Haberfutter solle allezeit nach der Abendsträukung
auf einmal gegeben werden; mithin bleibet zu solcher Abendzeit das Heufutter zu unterlassen
and allerst wiederum mitternachts zu geben.
Jedem Herrn Gberlieutenant werden zu Erkaufung sothaner 200 Schock Habergarben
200 fl. Rhn. zu verwenden erlaubt; es ist aber wirtschaftlich darob zu halten, dass ein Schock
nicht höher dann per ein Gulden erkauft werde, und wann der Preis geringer als ein Gulden
kommet, wäre der Ueberrest auf mehrere Schock zu verwenden, mir aber hierüber seinerzeit
der Ausweis zu erstatten.
Wann das in denen Stalleren, besonders für die marode Pferde höchst nöthige Streu-
strebe nach vorheriger Ansuchung bei die Herrn Commissarii nicht gratis erlangt wird, können
doch sothane Herrn Commissarii einige Hilfe geben, dergleichen um einen geringeren Preis zu
erkaufen und in letzterem Fall wird der Betrag in künftige Rechnung angesetzet.
In die an denen Okols angebaute Ställer kommen marode und allenfalls gar schwache
Pferde nebst 4 Gebrauchpferden aufgestellter zu füttein und nach Nothdurft in Stall zu tränken.
Das Wasser tragen die Struschen, die Pflegung dieser Pferde aber bleibet denen Regimen ts-
i;emeinen, wie dann auch nur diese wechselweis auf denen Gebrauchpferden mit dem Tabon in
die Tränke zu reiten, übrigens aber seinerzeit bei allen Pferden mit denen Struschen die
Wacht zu halten. Die 4 Gebrauchpferde werden alle Monat oder nach Gutbefund des Herrn
Okolscommandanten auch nach längerer Zeit ausgelassen und wiederum aufgestellt, wobei aber
in Obacht zu nehmen, dass jedem solchen auslassend beschlagenen Pferd vorhero die Eisen ab-
genommen werden.
Die Tabons sind öfters wohl in Augenschein zu nehmen, die mit diesen oder anderen
Zuföllen be6ndende marode auszufangen, aufgestellter so lang zu fütteren und zu curieren, bis
selbe vollkommen reconvalesciert werden, für denen mit verdächtigen Drüsen oder Wurmb aber
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58 Polek:
einen Eztrastand zu wählen, solche besonders zu fUttern, zu tränken und alle Sorgfalt zu Ver-
hütung einer Ansteckung vorzukehren.
Die Reinhaltung des Okols ist eine nutzlich und schöne Sache, verlasse mich des Be-
folgs auch gänzlichen, doch erinnere anbei, dass bei manchmal einfallender Ohnmöglichkeit die
Leute nicht fibertrieben werden sollen, wie ich dann auch gar nicht alle Tag, sondern nur wann
es möglich, wochen- oder halbmonatweis, solches wünsche, um welche Zeit die Commandierte
und Struschen zusammen helfen müssen.
In Betreff des nöthigcn Heues wollen sich die Herren Oberlieutenants nach huhem Befehl
Titl. Herrn Generalmajor Baron v. Spleni bei denen betreffenden Herrn Commissarien erkun-
digen, in welchen Dörfern und wie viel in jedem derenselben annoch Falsclien vorrHthig seien,
hierüber auch die Anweisung abforderen, sohin aber die Mühe auf sich nehmen, daj Heu an-
noch auf der Heide sowohl wegen der Güte als in anderer Erfordenus zu besichtigen, das un-
geniessbare bezeichnen und sohin bei gutem Wetter einen oder auch 2 Mann von dem zweiten
Oarnisonsregiment zur Aufladung und Anherotransportierung abschicken, welchen aber in spede
zu explicieren kommet, dass die obere Decken und der Boden, wann solches nicht geniessliar,
auf die Seite gelegt, das reine Heu besonders und doch auch dieser Auaschuss anhero gefuhret
werde, welch letzterer zur Reparation der doppelten Verzftumung und des Daches gebraucht
werden kann. Nach vollkommener Ablieferung eines Dorfes Schuldigkeit kommet jeden deren-
selben besonders nach beiliegendem Formulare Quittung zu verabfolgen.
Weilen Herrn Oberlieutenant Schollmeyer die sammentliche Marodi von die G ersten
Tabons belassen sind, hat hingegen Herr Oberlieutenant Szedetzki die beim Cabardiner Trans-
port befindliche Fohlen auszufangen, aufzustellen und mit gutem Heu, dann auch Schrot oder
Kleien zu fütteren, damit selbe von der Muttermilch abgespindelt werden und das harte Futter
lernen.
Ich kann es denen Herrn Officiers nicht zumuthen, dass bei Nachtzeit bei der Fütterung
jedesmal Selbsten zugesehen werde, bin aber durch den bekannten Fleiss ttl)erzeugt, dass solches
zu unterschiedlicher Zeit beschehe, damit der betreffende Unterofficier und auch die Gemeine
ihrer Schuldigkeit geprüft und beständig in Obachtsamkeit gehalten werden.
Boeden Herrn Oberlieutenants und zwar jedem besonders sind 400 fl. Rh. unter heutigen
Dato gegen empfangenen Quittungen abgegeben worden, womit anvorderist der Haberankauf zu
veranlassen und der Rest auf andere Verwendung vorzubehalten, künftig aber mir sammentlich
zu verrechnen ist.
Der Quasifeldscherer, Vicecorporal Steiglehner, befindet sich in meinem Quartier zu
Szired, welcher in allen NothfXllen sogleich mit einem Gebrauchpferd abgeholet werden kann.
Der Rapport mit angehängtem Stand kommet mir diesmal nach beiliegendem Formulare in
duplo einzuhändigen, sohin aber alle Monat auf der gleichen Art zu verfassen, in Zeit meiner
Abwesenheit durch Titl Herrn Generalmajor Baron v. Spleni mit einem Begleitungsbittschreiben
und ebenfalls hochdemselben unterbiegenden Rapport und Stand, nur einfach an meinen Auf-
enthaltsort dergestalten zeitlich zuzusenden, damit solchen jedesmal bis 28ten empfangen könne,
und zugleich Titl Herr Generalmajor Baron v. Spleni als Landesbrigadier sich zur gefälligsten
Wissenschaft einsehen möge. Wenn aber beim Commando an Mann oder Pferd etwas Neues
vorfallet (ist zu verstehen in Sterbfall oder Desertion erster und Umstehn oder Entlauf ung letz-
terer) wäre mir solches durch einen Extrabrief sogleich zu melden.
Anbei recommandiere nochmalen, sorgfältigst darauf zu halten, dass mit denen Landes-
inwohnern sowohl als in allen übrig vorfallenden Gelegenheiten sich freundschaftlich compor-
tieret werde. Auf Feuer und Licht ist zu Verhütung allen Unglückes besonders Obacht zu
halten. Das Tabakrauchen in der Okol, in dem Heumagazin, auch in dem Stall und beson-
ders bei dem Heutragen solle gänzlich verboten sein. In Betretung eines Mannes, so den
Befehl nicht haltet, wäre selber das erstemal nachdrücksam zu ermahnen, sohin aber das zweite-
mal dienstangemessen exemplarisch zu bestrafen, welcher Fürgang und Anordnung bei allmä-
liger Ablösung der Struschbauem denenselben wohl begreiOich einzuprägen ist. Schliessliche-n
wollen t>eede Herren Obarlientenants die unterhabende Commandierte von löbl. Regiment visi-
tieren und die in diesem Dienst zugrunde gegangene Monturs, Pferd und andere Rüstungsaorten,
welche ausser der vorgeschriebenen Dauerzeit abgenützct worden, in einer formierenden Tabella
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Die Anpänöb des k. k. Staatsgbstütes Radautz. 59
coDsignieren, 8ohin aber eine an das betreifeud löbl. Kegimeut und eine directe an mich^baldigst
uberschicken, damit hoherorteo die Ansachung des Ersatzes baldigst bewerken kann.
Uebrigens werde mich besorgen, bei meiner Ankunft in Czemowitz von Titl Herrn Ge-
neralmajor Baron v. S|ileni iür die al hier über Winter verbleibende Mannschaft die nöthige
Bettfournituren zu erwirken , westwegen eben von dorten aus die Abssignation dieser sowohl als
über die Struschen zurücksenden werde.
Sigl. Tzerepkivska, den 5. Decembris 1717. J. Cavallar,
Rittmeister.
22111.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. {K.-A. II. S., 1778—43-31.) Lemberg, 27. December 1777.
Unterthänigst gehorhnmster Totalrapport.
In unter! hü nig.*t gehorsamster Folge der von Einem hochlöblich in denen Königreichen
Gallicien und Lodoroerien aufgestellten Generalmilitärobercommando erhaltenen hochgnädigen
Instruction ddo. Lemberg, 28. Aprilis 1776, wormittelst mir mit einem zugegebenen Commando
der hohe Auftrag beschehen, in denen r issisch-kaiberlichen Provinzen a conto des allerhöchsten
Aerario so viele Pferde anzukaufen, als nur immer dienstangomessen aufzubringen sein können,
habe zwar sogleich den Marsch angetreten, weilen aber die Entferntheit allzuweit, mithin sich
lang ausgedehnct hat, wodurch das Frühjahr (wo die meisten Pferdemärkte gehalten werden)
verstrichen ist, habe in sotlian 177Gsten Juhre mit all angewandter MUhe und seitwärts ge-
schickten Herren Oflficiers nicht raehrers dann 2619 Stück ßemonten und 58 neue Gebrauch-
pferde aufbringen können.
Weilen aber durch anfangs gedacliter hochgnädigen Instruction § 8vo mir die hohe Wei-
sung gegeben worden, in Fall solchen Jahres nicht die hinlängliche Anzahl Pferde zusammen-
zukaufen imstande wäre, mich wegen einer allenfallig thunlicheu Winterung in russisch-kaiser-
lichen Landen und wegen dem Ankauf einiger Pferden am Yaiktluss oder in der Cabarda ein-
zuvemehmen nnd hoherorten hierwegen den unterthänigst gehorsamsten Rapport zu erstatten,
als habe sub dato Czirkaskoj in Donischen den 20. Juli 1776 den befundenen Plan unterthänigst
gehoniamst eingeschickt, hierauf aber durch mehrmalig hochgnädigen Befehl von Lemberg 5. Oc-
tobris zu vernehmen gehabt, dass mich mit denen bei mir verbliebenen Commandierten Ober Winter in
Russland aufhalten und durch diese W^ege den zeitlicheren Ankauf deren Remonten veranlassen solle.
Wie ich mir nun diese Winterszeit mit Aufsuchung genügsamer Handelsleute sorgsamst
zunutzen gemacht, auch mit theils derenselben wirklich contrahiert habe und dadurch versi-
cheret sein können, dass gleich .Anfangs des FrUhjahrs 1777 die nöthige Pferde in Bereitschaft
sein werden, so habe den 4ten Aprilis 1777 mit 1 Corporal und 2 Gemeinen mittelst der russi-
schen Post die Reise nacher Cabarda angetreten und durch einer zurückgelassenen schriftlichen
Instniction den neuerdings mit einem Commando in Russland abgegangenen Herrn Rittmeister
V. Canisius zu allen Vorfallenhelten belehrnet. welcher dann nach seinem mir erstatteten Rapport
in der Gegend Czirkaskoi am Donnfluss über Abzug deren von denen voriges Jahr vom 7ten
Transport verlorenen 77 über Winter eingebrachten 47 Stück Pferden neuerdings 2484 Stück
Remonten, dann 51 neue Grebrauch- und von denen mitgegangenen Lieferanten 18 Remonta in
Szalitschek übernommen hat.
Und ich habe in der Cabarda ebenfalls 341 Remonten und 17 Gebrauchpferde eingehan-
delt, da86 also in diesen 2 Jahren für dem allerhöchsten Aeratio nachstehende Remonten in
Emp&og zu nehmen kommen.
Benanntlich Remonten
Anno 178C 2619
Anno 1777 mil denen ersten 6 Transports nach Abschlag der 47 gefunde-
denen von anno 1776 2484
von denen Lieferanten auf dem Assentplatz nachgenommen 18 2502
mit dem 7ten Transport 331
Summa des zweijährigen Remontaeinkaufs . . . 5462
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60
Poler:
Abgang.
.Anno 1776 sind marode unterwegs eingestellt worden .... 3
Vom 7ten Transport sind verloren gewesen 77, weilen aber anheuer 47
nachgebracht worden, verbleiben HO
8. y. crepiert 12
von Wolf zerrissen 1
ersoffen 1
in Szalitscbek den Hals gebrochen ....... 1
verkauft 4
Anno 1777 auf dem Marsch crepiert 18
in Szalitscbek „ 5
„ „ todtgeschoBsen 2
in der Buccowina den 26. November S. v. crepiert ....
vom 7ten Transport auf dem Marsch den Fuss gebrochen .
Summa des Abganges
Wann von vorigem Einkauf deren 5462 gleich l)esagter Abgang defal-
eiert wird mit .... 79
verbleiben zu verweisen
Hier ist um Richtigkeit willen der Umstand anzumerken, dass von
denen heuerig erkauften Gebrauch pferden 20 Stück diensttauglich be-
funden und assentiert worden, welche also denen Kcnionten zuzuschla-
gen mit
Ist also der Kemontastand
Verweisung.
Anno 1776 sind assentiert worden:
Chevauxlegere . . , 1301
Husaren 1219
Anno 1777 Carabiniers 1.30
Chevauxlegers 865
Husaren 1430
Von denen heuerig 6 ersten Transporten schwach unl defectuos llbrig
verblieben und mit dem 7. Transporte nachgebracht, über einen vor-
bemerkt den 20ten November crepierten, befinden sich zur PAegung in
der Buccowina annoch uneingetheilt 118
vom 7ten Transport über Abzug 1 Stück, so vorberaerktermassen den
Fuss gebrochen, sind in der Buccovina uneingetheilt . . . 340
Facit ".
An Gebrauchpferden sind mitgenommen und neu verkauft
Anno 1776 alt in Gebrauch geweste Pferde mitgenommen
dortmals darzu gekauft
Anno 1777 bei denen 6 ersten Transporten erkauft ....
bei dem 7ten Transport . . .~
Remonten
52
25
1
1
79
5383
20
5403
Remonten
2520
2425
458
5403
worden, wie folgt.
Gebrauchpferde
68
58 X
51
17 '
126
Summa .
Hievon kommen vorderist abzuschlagen Vorstehendermassen zu Re-
monta assentierte
Verbleiben .
Ausweis.
Anno 1776 S. v. crepiert
durch Deserteurs entführt
entloffen 2, wovon aber mit dem 7ton Transport anno 1777 1 Stück
nachgebracht worden, verbleibt
verkauft
194
20
174
16
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütks Radaltz. 61
Gebrauchspferde
Hebert rag 16
Anno 1777 verkauft in Szalitschek 63
do. bei denen Regimentern in Qallicien zugeth^lt geweste . 28 ,
zum Verkaufen dem Kaiser Chevauxlegersregiment nacher Mähren mit- '
gegeben 13
auf dem Marsch crepiert 4
beim Klnskischen Chevauxlegersregiment gestohlen .... 1
zu Grewen-Husaren abgegeben , 2
vom 7ten Transport bei der Biszar Simnik in Saporogien wegen starker
Krfirope zurückgelassen 1
in der Buccowjna aufgestellt mit Zuwachs: 1 Stück, vom 7ten Trans-
port nachgebracht, hingegen Abzug: 13 Stück, zu Kaiser Chevauxlegers
zum Verkaufe nacher Mähren mitgegeben, verbleil>en .... 45
Sage . 174
Uebrigens habe mir zwar dem hochgnädigen Befehl von ddto Lembarg den öten Aprilis
1777 in Betreff eines fernerhin anzustossen suchenden Contracls mit dortendig armenisch oder
jüdischen Handelsleuten recht sehr angelegen gehalten
Ich bin die bekannte grössere Pferdehändler angegangen, welche alldortcn zur Antwort erlheilet,
das» sie allerst hören wollen, wie es denen anheuer bis Szalitschek mitgegangenen Cameraden
abgelaufen seie, an welchen selbe mir auch Briefe mitgegeben. Derowegen habe nach meiner
Ankunft in Szalitschek die 2 wohlhabende Handelsleute um ihre Gesinnung nochma'.en befragt,
welche nach gemachter Ueberlegung den Kntschlnss gegeben: Wann auch russisch- kaiserlicher-
seits die allerhöchste Erlaubnis ergienge, über denen Grenzen frei Pferde verkaufen zu dürfen
(welches aber dermalen noch eingeschränket und auf jedes Stück 10 Rubel Maut geschlagen ist),
so wäre ihnen doch wegen vielen zu passieren habenden Länderen und Mauten fast ohnmöglich
die Lieferung auch gegen einen grösseren Frei« einzugehen; hingegen sind sie erbietig, wann
denenselben in vorhergehendem Herbst aviso gegeben würde, und dann ein Oflficier im Früh-
jahre allhin kommete, so die Pferde alldorten übermesset und bezeichnete, sofort al>er mit denen
Transports zurückgienge, solche bis in das republicanische Fohlen auf ihrer Gefahr zu treiben
und auch das halbe Geld allererst alldorten zu empfangen.
Diese Nation bestehet aus Russen, Tartarn und Kalmuken, so zwar alle Soldaten, aber
ausser Kriegszeiten und besonders im Handel sehr forchsam sind. Armenier befinden sich dies-
seits des Donnflufises, ausgenommen in der Moldau und Wallachey, wenig, hingegen bei Astracan,
Kislar und Mostok in Asiatischen genug, ist aber mit selben nichts Verlässliches zu machen
and sehr hart sich mit ihnen in einen Contract einzulassen. Von Juden aber ist in diesem
Land, ausser auf der pohlnischen Grenz, aichts zu sehen, weilen selbe schon längsten aus dem
russischen Reich verbannet worden. Derowegen bin auch unvermögend gewesen, diesen hohen
Befehl in uoterthänigst gehorsamstschuldigste Erfüllung zu bringen.
Gleichwie mir übrigens der hochgnädige Auftrag beschehen, für denen gegenwärtiges
Jahr von die 6 ersten Transports übrig verbliebenen und dann für den ganzen 7ten Transport
in der Bnecowina einen tauglichen Platz zu suchen, damit sothane Pferde über Winter nach
Möglichkeit beqaemlich untergebracht und gefüttert werden kennten, als habe nach unterthä-
nigst gehorsamst beiliegender fnslruction nicht nur 2 gedeckte Okols, allwo in jedem deren
300 Pferde zum Unterkommen vollkommen Platz haben, ohnentgeltlich des allerhöchsten Aerarii
durch die Landesinwohner neu aufgestellt, sondern auch denen bei sammentlichen Pferden Com-
mandierten 2 Herren ObeiUeutenants die Mannschaft und Pferde eingetheilt und selbe in allen
Stücken zum Dienst des allerhöchsten Aerario belehrnet. wobei mich aus Erfahmis und Kennt-
nis deren bereits schon 2, 3, auch 4 Jahr mit mir gewesten, ausgesuchten, guten Commandierten
der Cavallerie versichere, dass mit sothanen geringen Commando der zwar beschwersam, Tag
und Nacht danemde Dienst daiinoch vollkommen erfüllet werde.
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62 Polek:
Hierbei finde aber zu meiner Schuldigkeit die unteribänigst gehorsamste Vorstellung und
Bitte zu machen, dass die bei diesem Commando annoch commandiert befindliche Individuen
der Cavallerie nicht nur wegen dem starken Dienst, sondern auch wegen ihrer schon lang in
diesem Geschäft vorzUglich bezeigten Eifer wenigstens bis ultima Mai 1778 einer sidi würdig
gemachten Zulag erfreuen könnten.
Nach welch ein so anderer hoclignädigen Ermessung um die Ausfolgung deren erforder-
lichen Verlagsgeldem die unterthänigst gehorsamste Bitte unterlege.
Wollte hingegen hoherorten hochgnädigst begnehmiget werden, fQr jeden in der Bacco-
wina verbleibenden aerarischen Pferde a dato ihrer dortländigen Aufstell- und Fütterung von
15. Novembris 1777 bis 15. Mai 1778 incl. eine tägliche Verpflegung per Stück a l'/i Portion
Heu und */, Portion Haber auszumes^en, welch letzterer aber ausgedroschener nicht angebracht,
sondern (weilen die Pferde frei und unangebunden sind) in Garben gefüttert werden muss,
könnten nach meiner unterthänigst gehorsamst ohnmassgcblichen Ant^'ag sammentliche Pferde bis
zu ihrem Ausgang auf die Weide täglich zweimal mit Habergarben gefuttert werden, wodurch
selbe besser zu Kräften kommen und in Frühjahr }>ei erreichendem Gras umso viel ehender das
ansehnliche Wachsthura erreichen würden.
Und weilen ohne Zweifel das schon dermalen fütternde kais. königl. Heu*) der Buceowiner
Cassa zu l>ezahlen sein wird, die unausgedroschene Ilabergarben aber von denen Landesinwohnem
erkauft werden müssen, könnte durch Auswerfung deren Portionen in Geld nach Bezahlung
aller Fourage eine Ersparung ausfallen, wormit nicht nur die erforderlichen Unkosten bestritten,
sondern auch die Zulagen abzureichen hinlänglicher Vorrath verbleibete, mit der unterthänig
gehorsamsten Versicherung, dass hierdurch kein Pferd sich einigen Abgangs des Futters be-
klagen würde und auch die Commandiertc verdienstUchcrmassdn befriedigt werden könnten.
Hiermit wäre zugleich imstande, mein 2jährig aerarisches Kemontierungsgeschäft schon
dermalen vollkommen abzuschliesscn, und bleibete in Hinkunft nur über den Gelderempfang auf
Naturalien der unterthänigst gehorsamste Ausweis zu erstatten.
FZM. Graf Siskovics an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1778—43—31.) I^mberg, 31. December 1777.
Es zeiget sonach (der) Remontenrapport, dass die Chevauxlegers- wie die Hnsarenregi-
menter auf den damalig bekannten Abgang nicht nur completiert, sondern auch mit denen an-
getragenen supemumerarien k 90 und 120 Pferde vollständig versehen worden und nur lediglich
denen Carabiniersregimentem die denen jedem derselben zugedachten 30 supemumerarien ni(^
haben ganz verabfolget werden können, sondern ein jedes hie von anstatt 30 nur 0 Stück über-
kommen habe.
Endlich bemerket (der) Remontierungsbericht, dass sammentliche G Remontentransports
nicht nur von gut- und dienstbarer Gattung, von schönem Schlag und Wachsthum gewesen
seien, sondern auch alle Regimenter die Zufriedenheit finden müssen, indem heuer nicht so viele
schwache, gar zu junge und unter der Mass wie sonstige Jahre vorgefunden worden.
Bevor als die Remontenübemalime der ersten G Transporten in Szallescdk geendiget
wäre, träfe der Rittmeister Cavallar für seine Person daselbsten ein. Nachdeme aber von diesen
6 Transperten nicht nur 119 Remonten, sondern sein ganzer aus der Cabarda anmarschierender
*) Die Heuabgabe wurde in der Bukowina im Jahre 1769 von den Russen, die damals,
im russisch -türkischen Kriege, von diesem Landstrich Besitz ergriffen, eingeführt. Sie blieb auch
unter der österreichischen Herrschaft fortbestehen, wurde aber vom Jahre 1780 angefangen in
Geld reluiert (Polek, die Bukowina zu Anfang des Jahres 1783. Czemowitz 1894. S. 78).
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Die Anfänge des k. k Staatsgesi>üte9 Radaütz. 63
Tabao zur Ueberwinterung in der Biiccowina ansfiel, so hat man in Rucksicht dessen, dass der
Rittmebter die beste Einsicht und Kenntnis habe, auf welche Art ;e.um Besten des Aerarii und
des Dienstes die Remonten allda überwinteret werden könnten, demselben die Ordre ertheilet,
sich in die Buccowina zu begeben und durch Mitwirkung des hievon glf^ichfalls verständigtea
Herrn Generain Baron v. S p 1 e n y zur diesfäUigen Ueberwinterung die nöthigen Einrichtungen
zu machen, nach deren Vollendung besagter Kittmeister anerst hieher gekommen ist, um seine
weitläufige Rechnungsrichtigkeit in Ordnung setzen zu können.
Auf den holien Erlass von 22ten Martii wurde dem Rittmeister Cavallar untern 5ten April
allbereits der Befehl zugefertiget, womit er sich bemuhen solle, einen armenisch- oder jüdischen
Pferdlieferanten z i Anstossung eines Contracts auf einige 100 Pferde zu vermögen. Er äusseret
sich aber hierüber, dass sich niemand lierbeigelassen habe.
I • •
Ob Seiten des Generalcommando ist man der ohnmassgebist-gehorsamsten Meinung, dass,
da nach der Einrichtung Russlandes ohne Bewilligung des Hofes auch die Lieferanten keine
Pferde aus diesem Gebiete herausfuhren können, und sie auch wegen der Erhöhung der Maut-
abgaben nie sicher sind, derowegen auch keinen Contract eingehen können, kein anderes Mittel
übrig sei, als wann es anderi thunlich wäre, von dem russischen Hofe semel pro semper einen
freien Pass auf einige 100 Pferde jährlich zu erwirken, wornach das allerwohlfeilste Mittel pro
aerario wäre, im Herbste lediglich einen Officier mit ein paar Commandierten und der Geld-
halbscheid in diese Lander abzuschicken, sodann die durch den Winter bestellte nur auserlesene
Pferde im Frühjahr zu accordieren, auf Gefahr der Pferdhändler bis an die Grenzen von Pohlen
darch ihre tartarische Knechte treiben zu lassen, allda die andere Halbscheid des Betrags zu
bezahlen und entweder durch neubestellte eigene derlei Knechte oder Commandierte weiters
anhero zu beforderen. Es scheinet, dass eine Anzahl von 5 bis 600 Pferden so gering ange-
sehen werden dürfte, dass vielleicht weder Russland den Ankauf noch Pohlen den Transito
diffieultieren werde. Ich rechne die Erfordernis beiläufig für die leichte Reiterei jährlich auf
1500 Remonten, und wann man deren 600 aus der Tartarey haben kann, so dürfte man wohl
in denen Erblanden mit Hilfe der nächst an uns liegenden Moldau die übrigen aufbringen, be-
Rooders wann Mittel vorhanden sind, iu der Ti mesvarer Banatsgrenze und in der Buccowina die
3jähiigen Pferde durch ein Jahr ohne besonderen Aufwand zu halten und zu pOegen, weil die
dreijährigen Pferde immer unter a öderen mit angenommen werden müssen.
Vermög voran bemerkter Ausweisung des Rittmeisters Cavallar sind an Remonten dato
uneiDgetheilet in der Buccowina aufgestellt 4.58
und an Gebrauchpferden dabei 4.5
zusammen . 503 Stück.
Zu deren Unterkommen hat besagter Rittmeister 2 Okols deren ein jeder 300 Pferde
fassen kann durch die I^ndesinwohner ohne Kosten des Aerarii aufgestellt und den Okol Nr. 1
dem Oberlieutenant Schallmayer von Modena und den sub Nr. 2 dem Oberlieutenunt Szedetzky
von Hadik übergeben, welch einem jeden 1 Corporal, 1 Schmied und 8 Genjeine von ihren
Regimentern, dann 3 von Kaiser Chevauxlegers, ferners 5 Gemeine vom zweiten (»arnisonsregi-
ment und 8 Stnische-Bauern zugetheilet werden. Es bestehen sonach die Commandierte bei
diesen beeden Okols in 2 Oberlieutenants, dann 30 Köpfen von Wachtmeister an abwärts und
1<» Bauern, welche zur Versehung obangezeigter Anzahl Pferde von ihme Rittmeister sufilcient
befunden worden.
Weichergestalten derselbe die Wart-, Pfleg- und Fütterung der aufgestellten Remonten
angeordnet und hierüber denen beeden Oberlieutenants Schollmeyer und Szedetzky die Instruc-
tion schriftlich ertheilet hat, enthaltet die seinem TotJ».lrap|>ort anverwahrte Beilage des mehreren.
Bei dem Umstände, wo der 7te Remontentransport erst den 12ten Novembris in der
Baccowina eingetroifen ist und nämlichen Tages auch die von Szallesczik dahin abgeschickte
J 19 Remonten nebst 41 Gebrauch pferden von dem Rittmeister Cavallar in seine eigene Verpfle-
^asg übernommen worden und nur lediglich jene 13 Gebrauchpferde, die mit so viel Comman-
dierten von Ihro Majestät des Kaisers Allerhöchsten Namen führenden Chevauxlegersregiment
nacher Mähren abgehen, aus dem Verpflegsmagazin vom 20ten Novembris an gegen Quittung
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64 PoLEK :
verpfleget werden, hat man dem Rittmeister Cavallar verordnet, seine Rechnung bis «um Ein-
tritt in die Buccowina zwar ahzuschh'eHsen, zugleich aber aufgetragen, da»8 er vom Eintritt in
die Buccowina sowohl über die FUtterungs- als anderweit unvermeidliche Kosten eine Nachtrags-
reehnung zu erlegen haben werde.
Aus dem Anlass, dass sowohl der Rittmeister Cavallar als die beeden Oberlieutenants
Schollmayer und Szedetzky und die Unteroflficiers wie die Gemeinen von dem RemoDtierungs-
gcschäft noch nicht entlediget und ein wie andere bei denen aufgestellten Remonten noch immer
Schwerer Arbeit ausgesetzet sind, hat man auf das gemachte Ansuchen des Rittmeisters Cavallar
einem jeden derselben noch femers bis ultima Mail 1778 die bishero genossene Zulage verab-
reichen zu lassen ilirae Rittmeister die Bewilligung ertheilet, wohingegen respectu der Schreib-
materialien und Postspesen, die sich ohnehin nicht auf vieles belaufen kennen, keine weitere
Aufrecbnung passieret werden wird, weilen eine solche die Officiers von den beziehenden Liefer-
geldern gar füglich werden bestreiten können.
Ueber die in der Buccowina aufgestellte 458 nneingetheilte Remonten, dann die allda
verbleibende 45 Gebrauchpferde wird man infolge hoher Anordnung von 8ten Octobris anni
hujus bei Ausweisung des Standes der Regimenter auch jedesmal den angeordneten Ausweis
gehorsamst einreichen.
Man wollte zwar Ober die diesfällige Remonten die kriegscommissariatische Revision an-
ordnen; nachdem aber der Rittmeister Cavallar die Vorstellung machte, dass es für jetzo nicht
wohl möglich seie, weilen die Pferde ausgefangen, beschrieben und abgemessen und doch nach-
hero wiederum freigelassen werden niUssteu, und man aus diesem Grunde überzeugt ist, dass
sothane Revision für jetzo zu keinen weiteren Gebrauch dienen könne, so hat man auch dies-
fällige Revision bis zur Zeit, wo mentionierte Remonten unter die Regimenter za vertheilen und
formlich zu assentieren sein werden, anstehen zu lassen befunden, zugleich auch dem Rittmeister
Cavallar in dem Anbetracht, dass er die Fütterung der Remonten nach Verschiedenheit der
Zeiten einzurichten gedenket, gestattet, den Einkauf an Heu- und Habergarben Selbsten zu be-
streiten.
Uebrigens ist man der unterthänigst ohnmassgebigsten Wohlmeinung, dass, wenn der BiU-
meister Cavallar seine Rechnung vollständig erleget und es sich hieraus verofTenbaret haben
wird, was für ein Nutzen durch dessen eifrige Verwendung bei dem aufgehabten Remontenein-
kauf dem Aerario zugegangen ist, demselben, wie denen sich sammentlich mit besonderem
Diensteifer verwendeten Officiers und übrigen Commandierten eine allergnädigst zu bestimmende
Douceur angedeihen zu machen sein dünle, wie solche denenselben Inhalt hohen Decrets vom
16. Februarii zugedacht worden.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1778-43—31.) Wienn, 21. Jänner 1778.
( Randbemerkung) : Der Inhalt dieses Vortrags dient Mir einstweilen zur Wi^enschafl;
soviel aber den darinnen vorkommenden künftig ferners fortzusetzenden Einkauf der Remonten
in denen dortigen Landen betrifft, finde Ich für nöthig, den Rittmeister Cavallar selbst anher
kommen zu lassen, um denselben dieses Gegenstandes wegen mündlich zu vernehmen. Der Hof-
kriegsratli hat dahero demselben durch das Generalcommando anzubefehlen, dass solchcT seine
Rechnungen über das aufgehabte Remontierungsgeschäft auf das fördersamste abschliesse, die
Oberaufsicht über die Wart- und Pflegung der in der Buccowina zum üeberwintem befindlichen
Hemonta einem andern von dem Generalcommando hierzu schicksam befunden werdenden Offi-
cier übergebe, diesem die gehörige Anleitung hierzu ertheile und sich sodann ungesäumt anhero
zu verfugen habe. J086ph Corr.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütbs Radautz. 65
Cavallar an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. n. S. 1778-43—116.) WienD, 26. März 1778.-
Wann Ein hochlöblicher kais. königl. Hofkriegsrath zu immerhiniger Completierung der
leichten Cavallerie femers den Ankauf auf ärarische Kosten fortzuführen und mir dieses Geschäft
hochgnädigst zu übertragen geruhen wollte, finde meiner Pflicht gemäss, Nachstehendes zu hoher
Einsicht unterthänigst gehorsamst zu unterlegen.
Dermalen sind sammentliche leichte Cavallerieregimenter per 6 und respective 8 Esca-
drons (nämlich ohne der allererst errichtenden Reserv) meistens durch meinen Pferdeankauf und
zwar die Chevauzlegers per 90 und die Husaren per 120 Stllck übercomplet gemacht worden.
Zademe befinden sich annoch in der Buccowina unter meiner Obsorg 500 Stück uneingetheilt
ärarische Pferde, wovon die meisten remontamässig, einige aber, welche bei letztvorgewester
Assentierung wegen Zufälligkeiten und schlechtem Ansehen und einige, weilen selbe in Gebrauch
auf dem Marsche sehr abgenutzt waren, dortmals nicht überc^eben werden können. Wann nun
diese in FrUl\jahr nach etwas genossenem Gras zu deren Ausreinigung in denen in der Bucco-
wina und Galliczien dermalen genugsam vorräthig leeren Stallungen aufgestellet und zum harten
Futter gewöhnet, darzu annoch diesen Sommer in der Moldau, dem republicanischen Pohlen
und in Galliczien eben 500 Stück nachgekaufet und in ordonanzmässiger Portion gehalten
würden, könnten sohin in künftigem Winter oder Frühjahr sothane Remonten in gutem künftigen
iStand und auch schon etwas zugerittener successive an die Regimenter oder Reservescadronen
abgeschicket und hoffentlich durch Fortsetzung des ferner mehr oder wenigeren Ankaufes die
leichte Cavallerie in beständigem completen Stand erhalten werden.
Zndeme aber wäre erforderlich, dass ein a parte Personale zusammengesetzet und ohne
Vermischung mit einem Regiment einen besonderen Namen erhielte, damit diese Leute, vom
Oberofficier bis zum Gemeinen, in eine Forme und ohne von solchem Dienst verwechselt zu
werden, zur ordentlichen gleichen Futter- und Pflegung belehret werden könnten.
Dieses angetragene Personale besonders zu bestimmen und beständig zu behalten ist zu-
gleich von darumen der nützlichste Umstand des ganzen Werkes, damit nicht wie bishero ge-
schehen, mit jährlicher Zurückeinrückung deren Individuen zu denen Regimentern, wo meisten-
theils in nachgefolgtem Jahr andere Leute geschicket worden, die beschwersam und gefährliche
Verlegenheit vorkomme, selbe ihrer Geschicklichkeit und Treue allererst zu prüfen, welches in
einer so kurzen Zeit nicht wohl probmässig erforschet werden kann, und wodurch also der aller-
höchste Dienst um nöthiger Sicherheit willen Hindernis im Wege hat.
In dem Fall sothaner Zusammensetzung wäre es einerlei, ob von denen Feldregimentern
die unansehnlich und zum Kriegsdienst untaugliche Gemeine oder auch diese sammentlich von
denen halbinvaliden Cavalleristen deren Gamisonsregimentern, weilen solche ohnehin in kaiser-
Hchem Brot stehen, die Bestconduisierte abgegeben würden. Wie dann ebenfalls die meiste Cor-
poralen von dieser Gattung sein könnten. Sattler, Schmied, Feldscherer, Fourier und Wacht-
meister aber niussten wohlgeubte, annoch kräftige lieute sein. Von denen Oberofficiers hätte
wenigstens 4 Individuen erforderlich, welche mir kennbar und zu dem Dienst des beständigen
Ankaufes tauglich befindete. Die übrigen zur Pferdewartung könnten ebenfalls von der Garnison
genommen werden.
Hierbei wäre der Umstand in Betracht zu nehmen, dass dem ganzen obligaten Dienst-
personale Reitrequiidten gegeben werden müssten, weilen durch selben die Remonten zuzureiten,
in die Tränke zu führen und nach erhaltendem hohen Befehl an die Regimenter oder Deposi-
torien abzuschicken antrage.
Eine Montur würde für das erstemal jedes Individuum mitbringen, sohin aber würde
dieses Personale eine egale Montur kennbar machen.
Die Verpflegung könnte in der Zeit, da nur Pferde gewartet werden, also in Quartier,
wegen vieler Arbeit dem Cavalleristengelmlt gleich gerechnet werden; auswärtige Dienste aber
würden auch gebührende Zulagen nöthig haben.
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66 Polkk:
Wie ich nun vermuthe, dass jährlich wenigstens 1000 Pferde Nach wachs erforderlich
seie, also mache meinen Ueberschlag, das» zu sothaner Pflegung und genauer Uebersehung
1 Commandant, 3 Rittmeisters, 3 Oberlieiitenants, 3 Unterlieutenants, 3 Wachtmeisters, 3 Fco-
rier, 3 Feldscherer, 3 Schmied, 3 Sattler, 24 Corporalcn, 360 Gemeine, wordurch auf mehrers
anwachsenden Reroonten, auch auf einen Erkrankungsfall etwas beigesehlageu, 409 Köpf in
Summa erforderlich wären.
Dermalen sind vor 1000 Pferde nur 3 auf einen Mann zur Wartung gerechnet; sollten
aber ein- oder anderesmal die Remonten mehrers wachsen, könnte auch jeder Mann 4 Stuck
pflegen, dass also zu 13 bis 1400 Pferde, genügsame Mannschaft ausgesetzet. Wann hingegen
der jährliche Nachwachs auf einer noch höheren Summa hochgnädigst ermessen werden wollte,
wäre nach Anzahl der mehreren Stück auch das Personale mit allen dazu gehörigen Indiridaea
zu verslärkeren erforderlich.
Wie nun der fürwährende Ankauf der grösste und vorzüglichste Dienst sein würde, zu
sothanem Geschäft hingegen nicht jedwederes Individuum angemessen ist, als würde dem aller-
höchsten Aerario sehr vortraglich sein, ^l7lnn einige bekannte, geschickte, schon mehrere Jahre
in diesem Geschäft sich sehr beeifert, wohlerfahren und getreue Ober- und Unterofficiers, auch
Gemeine mit Avancement dabei belassen würden.
Da übrigens die nachzukaufen gedenkende Remonten sogleich von dem Tag des Ankaufes
in ärarischen Futter kommen, wäre hochgnädigst zu entschliessen, ob die Pferdeportiones aus
denen kais. königl. Magazinen gefas.set und quittieret oder aber durch diesen Personale selbeten
erkaufet werden sollen. Nur finde noch beizurUcken nöthig, dass eben wegen der Fourage am
wirtschaftlichsten sein würde, wann sammentliche Pferde in Podolien, Pokutien und in der
Buccowina aufgestellet würden, weilen alldorteu gute, auch mehrer und wohlfeilere Foura^ zu
finden ist.
Mit welchem diesen verfassten Plan Einem hochlüblichen kais. königl. Hofkriegsrath zu
hochgnädigst beliebsamster Einsicht hiemit in Unterthänigkeit gehorsamst einreiche.
Sigl. Wienn, den 2(5. März 1778.
Unterthänigst gehorsamst
J. Cava Mar
Rittmeister.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1778-43—116.) Wienn, 28. Mira 1778.
Dieser Vorschlag würde das Gute mit sich bringen, dass die Remonten vor der Abgabe
an die Regimenter gereiniget und etwas zugeritten würden, somit gleich bei der Aasentiemng in
Gebrauch genommen und auf den dienstbaren Stand der Regimenter richtige Rechnung gemadit
werden könnte.
Es würden die Remonten, wenn nur ein Käufer sich einfindet, im Preis nicht geetei-
geret, dann die Regimenter die Remontierungscommandi und die Leute zu Wartung der jungen
Pferden ersparen.
Das Personale, so der Rittmeister Cavallar zur Remontierung antraget, konnte aus pen-
sionierten Officiers, dann halbinvaliden Gemeinen und Unterofficiers des Gamisonsregimenta, die
vorhin bei der Cavallerie gedienet haben, genommen, somit ein Theil des neuen Aufwands
dadurch verminderet werden.
Man vermeinet jedoch, dass, noch bevor diesfalls eine Einleitung geschiehet, der Ritt-
meister Cavallar Gallizien, die Moldau und das republicanische Pohlen zu bereisen, so viel«
Pferde, als er brauchbar fiodet, zu erkaufen und sodann die Relation zu erstatten hätte, wie
viele gute Remonten er jährlich aufbringen zu können, vermeine. Zu welchem Ende der Hof-
kriegsrath ihn Cavallar sogleich abzuschicken gedenket.
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Die Anfänge des k. k. Staatsöbstütbs Radautz. 67
SoUteo Euer Majestät nachhin den Vorschlag des Rittmeistor^ Cavallar zu begnehmigen
gerahen, so könnte dem diesortig ohnmassgebigsten Erachten nach
a) Cavallar für die Remonten die Fourage selbst anschaffen oder das ärarische Heu in
der Buccowina fibemehmen,
b) könnte demselben zum Ankauf der Remonten der dermalige Husaren- und Chevaux-
legerspreis per Pferd dergestalt pasitteret werden, dass in der Totalite sothauer Preis per Pferd
nicht überstiegen, ihm jedoch gestattet werde, das bei einem Rimonta Ersparende an ein an-
deres zu verwenden.
c) Scheinet, dass die Superarbitrierung der Pferden in der Buccowina und in Pokutien,
welche dem Aerario vielen Aufwand venirsachet, bis zur Abgabe und Eintreffung der Pferden
bei den Regimentern verschoben bleiben könnte.
A. G. V. Hadik.
(Randbemerkung): Ehe und bevor zur Ausübung des Cavallarischen Vorschlags ge-
schritten werden kann, ist erforderlich zu wissen, wo er den Ankauf dieser Remontapferde zu
veranlassen gedenke, und auf wie viel Stück dergleichen Chevauxlegers- und Husarenremonta
sich Rechnung jährlich gemacht werden dürfe. Beiläufig kann dem Cavallar eine Berechnung
gegeben werden, wieviel, um 5 Chevauxlegers- nnd 7 Husarenregimenter beständig in completem
Stand zu erhalten, an jährlicher Remonta erforderlich sei, und ist nothwendig dabei eher auf
etwas mehrers als weniger anzutragen, damit auf die gedachte jährliche Erfordernis eher ein
geringer Ueberfluss als ein Mangel sich ergebe, und nachdem zur Aufstellung und Fütterung
dieser Pferde, bis sie zur Remontierung tüchtig sind, Pokutien, Podolien und die Bukowina als
diejenige Gegenden angegeben werden, wo das Aeranum hierbei am wohlfeilsten fähren dürfte,
so sind auch allerdings nach der Hand diese erkaufte Pferde dahin und zugleich zu bestimmen,
ob sie mit 4 oder 5 Jahren an die Regimenter abgegeben werden sollen, wovor das letztere
Alter vorzüglich festzustellen zu sein scheinet.
Wann dieses erst richtiggestellet sein wird, so hat in Ansehung des Personalis, und soviel
die Officiers betrifft, Cavallar diejenigen namhaft zu machen, die er zu diesem Greschäft zu ver-
wenden gedenket. Wachtmeister aber, Corporalen, Fouriers, Feldscherer, Schmiede, Sattler müssen
theils aufgenommen, theils von denen Regimentern und halbinvaliden Mannschaft herbeigebracht
werden; soviel liingegen die Gemeinen überhaupt betrifft, ist dem Cavallar in Ueberlegung zu
geben, ob es nicht besser sei, nur eine proportionierte Anzahl altgedienter gleichen gemeiner
Mannficbaft hierzu zu verwenden, die übrige Mannschaft aber zur Wartung dieser Pferde von
denen Landleuten auf gewisse, zu bestimmende und zu capitulierende Jahre aufzunehmen. Die
Montierung der Mannschaft ist ein Gegenstand, der sich seinerzeit leicht wird bestimmen lassen.
Vorzuglich ober ist es nothwendig, den Cavallar von hier abzuschicken und seinen Vorschlag
wegen dem zukommenden Einkauf der Pferde abzuwarten, und muss derselbe auch für das
Gegenwärtige die Weisung erhalten, insofern sich bei seiner Zurückkunft in Gallizien die Gele-
genheit äussern sollte, Pferde durch eigenen Einkauf oder auch durch Contracte aufzutreiben,
er sich solche zunutzen zu machen nicht verabsäumen, sondern sich äusserst angelegen halten
sollte, Chevauxlegers- und Hiisarenpferde herbeizubringen, worzu der Hofkriegsrath ihn dann
auch mit Geld zu unterstützen hat, und da allerdings, wann nur ein Einkäufer vorhanden ist,
die Pferde umsoweniger im Preis übertrieben werden, so hat der Hofkriegsrath auf dasjenige,
was dem galUzischen Generalcommando wegen Ausfindigmachung mehrerer Lieferanten bereits
mitgegeben worden, dasselbe dahin zu verständigen, dass, insoweit als daselbst einige Contracte
mit derlei Lieferanten seither schon geschlossen worden, solche zwar in Erfüllung bringen zu
lawen getrachtet werde, für die Zukunft aber dortigerenden der Ankauf der Pferde für den
Dienst dnrch keinen andern als den Rittmeister Cavallar zu besorgen sei.
Joseph Corr.
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68 Polbk:
Siskovics an den Hofkrtegsrath.
Orig. (K.-A. n. S. 1778—43—117.) Leraberg, 28. Februar 1778.
Es wird Einer hohen Instanz . . . die von dem Rittmeister Cavallar über die zum Behuf
des pro ao. 1776 et 1777 aufgehabten Remontierungsgeschäfts empfangenen Gelder pr. 289.495 fl
ölVe kr. erlegte Berechnung . . . überreichet.
Die von dem erdeuten Rittmeister Cavallar erkaufte Remonten sowohl als die Gebrauch-
pferde pr. 5588 StUck sind sammentlich rechtens ausgewiesen, und es kommet nach der dem
Ausweis beigefügten Eventualausrechnung jedes der assentierten 4947 Remonten ohne Unter-
schied, ob es an die Chevauxlegers- oder Husarenregimenter abgegeben worden, auf 52 fl. 547? kr.
zu stehen ... Es veroffenbaret diesfällige Ausrechnung noch femers, dass, wenn diese Anzahl
Remonten gegen den sonst hierauf verwilligten Remontageid a 19 und respective 15 ord. Du-
caten wären gestellet worden, dieselbe um 91.304 fl. 47*/8 kr. höher zu stehen gekommen wären,
und ist dahero in dem Anbetracht, wo dem allerhöchsten Aerario durch diesen Cavallariscben
Remonteneinkauf eine so beträchtliche Ersparung zugehet, des . . . Dafürhaltens, dass, wie denen
sammentlichen Remontierungscommandierten vermög hohen Decrets vom 16. Febr. 1776 eine
Remuneration zugedacht worden, mehrwiederholter Rittmeister Cavallar wie denen sich sammenl-
lich mit besonderem Diensteifer verwendeten Officiers und übrigen Commandierten eine «llergnä-
digst zu bestimmende Douceur angedeihen zu lassen sein dürfte.
Hofkriegsräth an Cavallar.
Concept. (K.-A. IL S. 1778—43-116.) Wienn, 30. März 1778.
Vermög herabgelangtem Allerhöchsten Befehl solle derselbe sogleich nacher Gallicien
abgehen und sich äusserst angelegen halten, so viele Chevauxl egers- und Husaren pferde, es seie
nun durch eigenen Ankauf oder durch Contracten aufzubringen, als es möglich sein wird, ond
hat sich derselbe um Erlangung der dazu nöthigen Verlagsgelder an das Generalcommando
in Gallicien zu wenden, welches hierwegen unter einem den Auftrag erhaltet.
Was dessen Vorschlag wegen des beständigen Remonteneinkaufs betrifft, wird von ihm
über folgende Gegenstände die Aeusserung gewärtiget:
a) wo derselbe den Ankauf der Remonten zu veranlassen gedenke,
b) wie viele Stucke an Chevauxlegers- und Husarenremonten derselbe jiüirlich «icher
aufbringen zu können sich Rechnung mache. Wobei ihm zum Nachverhalt zu gereichen hat,
dass man jährlich 560 Chevauxlegers und 1050 Husaren (sie) brauche, welche Summa etw»
über 15 procento für den completen Kriegsstand der 5 Chevauxlegers- und 7 Hu^arenregimenter
gerechnet ist. Jedoch ist der Antrag, die Remonten erst mit completem 5ten Jahr an die Re-
gimenter abzugeben und bis zu Erreichung dieses Alters in Podolien, Pocutien und in der Bn-
covina zu belassen.
Cavallar an den Hofkriegsräth.
Orig. (K.-A. U. 8. 1778—48—132.) Wienn, 3ten Aprü 1778,
Unterthänigst gehorsamste Äusserung.
Auf dem sub dato Wienn, den 30ten März, von Einem hochlöbl. k. k. Hofkriegsräth an
mich herabgelangten hochgnädigen Befehl werde . . . ohnermangeln, den 6ten dieses nacher
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DiB Anfänge des k. k Staatsoestütes Radautz. 69
Leiuberg in Galliczien abzugehen und sohin nach äussersten Kräften mir angelegen halten, so
viele Pferde von Chevauxlegers- und Husarenschlag, aU nur immer aufzubringen sein können,
zu erkaufen.
Mein Antrag des Pferdeankaufes ist, wann in russischen Reiche nicht remontiert wenlen
solle, die Moldau, das republicanische Pohlen und Galliczien. In letzteren zwei Ländern
wird wohl nicht nel zu machen und die wenig findende Pferde sehr theuer sein; doch konnte
eine öilenüiche Bekanntmachung des an mir hochgnädig herabgelangten hohen Auftrages durch
das galliczische Landesgubernium einigen Vorschub machen. In der Moldau kann, ohne ein
Aufsehen zu machen, mich ohne Pass nicht wohl hineinbegeben. Es haben aber die in Disme-
nitz ^) und Stanislau beOndÜche Armenier einige Gestüter in der Moldau, welche durch machende
Contracte auch noch mehrere an sich ziehen und herausbringen könnten. Wann hingegen nach
hocbgnädigem Gutbefund wenigstens von der Krön Pohlen ein Pass erhalten würde, könnte zu
Mojhilow ') eine Pferdwerbung aufgestellt und sowohl aus dem Republicani sehen als auch aus
der Moldau Comerz getrieben werden, weilen es alldorten Leute gibt, so ohne Pass in weitere
fremde Länder gehen können, welches aber mir jederzeit gefährlich füllen würde.
Dieser Gegenstände wegen, und da zugleich Hungarn und Siebenbürgen für denen Regi-
mentern zu eigenem Ankauf vorbehalten werden solle, kann für dermalen die Aufbringungszahl
nicht sicher aussetzen und zwar umsomehr, da, wie bishero geschehen, die königlich- preussischo
und eh urfurstl ich -sächsische Truppen ihre Remonten ebenfalls in diesen Ländern geholet, welche
mit polnisch und moldauischen Pässen versehen waren.
Die zu diesem Geschäft erforderliche Ofliciers bin derselben Ursachen unvermögend der-
malen zu benennen, indeme solche Individua zu erhalten wünschte, so zu diesem Geschäft
Selbsten inclinierten und mit freiem Willen darzu herübergiengen; dero wegen vorhero ein Nach-
frag machen zu können mir unterlhänigst gehorsamst verbitte.
Weilen übrigens hochgnädigst bekannt, dass in der Buccowina 500 Stück aerarische
Pferde vorrathig, welche nach etwas genossenem Gras zu deren Ausreinigung künftigen Juni
aufzustellen und zum harten Futter zu gewöhnen wünschte, zu solcher Pflegung aber nur
2 Oberofficiers, 2 Schmied, 4 Corporals und 22 Gemeine von denen Feld regi meutern dermalen
darbei commandiert sind, als würde es ein Ueberfluss sein, wann wegen der mchrers nöthigen
Commandierten die unterthänigst gehorsamste Anfrage machen solle, sondern ich halte mich in
Gegentheil versichert, dass auf schon gemachte hochgnädige Vorsorge durch das hochlöbliche
galliczische Generalcommando sowohl zu oben benanntem Vorrath als künftig immerhinigen
Nachkauf die erforderlichen Individuen erlangen werde.
Da für derzeit kein besonderes Personale hoclignädigdt anbefohlen ist, als wünschte mir
nur die hochgnädige Erlaubnis, wenigstens 2 Fourier und einen Schmied sogleich von hier aus
mitnehmen zu dürfen.
Und gleichwie mit dem Ankauf und Pflegung deren Pferden genügsame Arbeit, so dass
jeder Mann seine Ausmessung haben wird, als fallet mir fast ohnmöglich, mich mit einer Wer-
bong abzugeben. Hingegen wäre es einer hohen Stelle sehr leicht, wenigstens 200 mährisch und
schlesssche landständische Recruten (so zur Abgab an die Regimenter nicht angemessen, jedoch
weilen solche meistens bei denen Pferden aufgewachsen, zu diesem Geschäft wohl abgerichtet
werden können) anzuhoffen und an Behörde abzuschicken. Den nöthigen Rest der Mannschaft
aber mit denen bereits vorspecificiert in der Buccowina befindlichen Individua und die übiige
Unteroflficieni und Gemeine von denen Reservescadronen oder auch denen Cavalleristen des
xweiten Gamisonsregiment hochgnadigst completieren zu lassen.
Wegen welch ersterer Montur, und ob solche militärisch oder auf andere Art gekleidet
werden sollen, Einem hochlöbl. k. k. Hofkriegsrath unterthänigst gehorsamst anheimstelle, doch
finde dabei ... zu erinnern, wann dieses Geschäft in einem besonderen Personale verfasset
werden wollte, dass ich mir selbes nach dem Militärfuss und Disciplin auch in egaler Montur
za commandieren wünschte.
'; Dismenitz = Tysmienica, Stadt in Galizien.
*) Mogilew = Mohilew, Hauptstadt des russ. Gouvernements gleichen Namens.
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70 PoLEK :
In Angemessenheit dieses Dienstes, und damit die Pferde rittig gemacht werden könnea^
wäre erforderlich, sammentlich darzu Icommende Mannschaft mit Reitrequisiten und Stiefel m
versehen. ,
Ich zweifle übrigens nicht, dass sothan zwar schwer anscheinendes Geschäft, wann alle
hierzu erforderderliche Hilfe hoherorten herab gedeihe, den gewünschten Fortgang und guten
Ausschlag erlange, besonders wann in liochgnädiger Rücksicht geuommcp wird, dass andnrch
ein beständiger rfenlenachwachs und -Vorrath vorhanden, und dahero niemalen eine Verlegen-
heit sein, in Nothfall allererst mit vielen Kosten und in theueren Preis solche zusammensuchen
zu dürfen, auch dass mittelst solcher Aufstellung kein jünger a's 5jährige8 Pferd in Dienste
komme, wodurch solche zu längerer Dauer auswachsen und kräftiger erscheinen würden.
35:35:.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K.-A. II. S. 1778—43—373.) Czemowicz, 11. Juni 1778.
Ein hochlöbliches in denen Königreichen Gallicien und Lodomerien aufgestelltes Oeneral-
niilitärobercommando wird die Mittheilung und Kenntnis desjenigen Plans haben, den ich infolge
eines Zeit meiner Anwesenheit in Wienn an mich herabgediehenen hohen Rescripts, inhalt
dessen die Aeusscrung von mir anverlangt worden, wie die Remontierung für die leichte Ca-
vallerie am füglicbstcn fortzusetzen seie, dem bochlöblichen kais. königl. Uofkriegsrath in Un-
terthänigkeit gehorsamst unterleget habe.
Da nun die gänzliche Bestätigung dieses Plans von hohen Orten noch nicht erfolget, so
habe hiemit Einem hochiöbl. (ieneralmiliiärobercommando meine unterthänig gehorsamste Vor-
stellung machen und diese an den hochlöblichen Hofkriegsrath zu begleiten, bitten wollen.
Vermög letzterem Rapport befinden sich von dem 7ten Cabardiner Transport Remonten
in der Bukowina 339
von denen 6 ersteren Transporten, welche dazumal wegen ihrer Jugend zu klein
und anderen Defecten der Assentierung nicht angemessen waren . . . 114
453
Unter letzteren 114 Stücken haben sich bei dermaliger Revidierung des Gestüts
30 Stück vorgefunden, welche niemals zur Assentierung tauglich, um sie an die
Regimenter als Rcmonta abzugeben, wohl aber als Gebrauchpferde Dienste leisten
können, kommen also von obigen Remonten abzuschlagen . . . .* 30
Verbleiben 423
Hierzu die in Brodi erkaufte 166 Stück, wovon 1 Stück auf dem Anheromarsch
crepiert 165
Summa deren Remonten 588
Hierunter befinden sich Chevauxlegers 339
Husaren 249
588
Hierzu die alte Gebrauchpferde 45
Dann die dermalig oben hierzu angetragenen , . . . . 30
Summe der Gebrauchpferde 75
Summe des dermaligen effectiven Standes 603
Da ich bis Ende Augusti sehr gerne diese 663 Stück Pferde, worunter sehr wenig sein
werden, so 3 .Jahre haben, aufstellen möchte, um selbe in den Stand zu setzen, bis Monat
Septembris an die Regimenter die betreffenden abgeben zu können, so habe zugleich um die
gnädig hohe Verfügung von einer hohen Stelle zu treffen, ganz gehorsamst bitt*»n wollen, womit
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DiB Anfänqb DBS K. K. StaatsoestDtes Badautz. 71
die Regimenter alBdeon eingeleitet werden möchten, solche ganz alihier oder doch nvenigstens
auf der Hälfie des Weges von mir abzunehmen.
> i . .
Weilen mir von dem löbl. 2ten Gamisonsregiment erstlich mehr als 114 Köpfe zuge-
schrieben worden, und ich ohne Nachtheil des allerhöchsten Nutzens jedem Mann zur Wartung
nicht mehr als höchstens 3 und 4 Pferde zutheilen kann, umsomehr, da die noch ber uhrlichsten
und tauglichsten Leute, in 200 Mann bestehend, an das errichtet wordene Stabsdragonerregiment
abgegeben worden sind, so zeiget sich von selbsten, dass diese 114 Köpfe nicht einmal hin-
länglich sind, die allschon im Vorrath beHndliche und fast meistentheils aufzustellende 663
Pferde, vielweniger aber die noch in diesem Jahre ankaufenden zu versehen. Aus Ursache
dessen habe sammtliche Pferde die vorjährige, um sich noch etwas erholen und die in Brodi
erkaufte, um sich von dem vielleicht genossenen falschen Futter ausreinigen zu können auf
einige Zeit auf die Weide gelassen.
Indeme nun jedem dieser schon sehr enervierten Mannschaft *} zur Wartung 3 und 4
Pferde angetragen sind, so befinde unlerthänigst vorzustellen und ganz gehorsamst zu bitten
für nolhwendig, womit eine hohe Instanz dem gesammten Remontierungspersonali die GebQhr
wie jenem beim kaiserl. königlichen Mililärfuhrwescnscorps allergnädigst verabreichen zu lassen
geruhen wolle. Dahingegen wären keine Diäten und Zulagen zu verwilligen als nur jenen,
welche die Pferde an die Armee oder botretfende Regimenter transportieren, und in dem Fall,
wenn welche in fremder Puissancen Länder, wo man auch sogar Dach und Fach aus Eigenem
bestreiten muss, auf Remontierung abgeschicket wUrden.
Das gesammte Personale wünschte ich mir nun, wie schon in eröftertem Plan ange-
suchet habe, von denen Regimentern völlig aus- und zu dem Remontierungscommando Ober-
zutreten, massen, wenn die Individua bei denen Regimentern, die dermalen weit entfernt stehen,
Kugetheilt bleiben, wegen so vielerlei separierten Berechnungen und Entwürfen in die Länge
sich eine Confusion ereignen könnte.
Mit denen aufzunehmenden Landleuteu habe ich zwar auch eine Probe gemacht, dereu
aber auf gewisse zu capitulierende Jahre gar keinen, sondern nur 44 Köpfe, insolange es selben
gefällig, a täglich 15 kr. Bezahlung, hier und in Brodi bekommen können, wovon aber aus
äaseerster Furcht, unter das Militare genommen zu werden, ohngeachtet alles Zuredens, solche
bis auf 18 Mann anwiederum ihre Entlassung genommen haben.
Nachdeme die von dem 7ten Cabardiner Transport über Winter alihier gestandene Stuten
bishero 24 Fohlen bekommen haben, so ermangle ich nicht, mich . . . anzufragen, ob diese ent-
weder plus offerenti verkauft oder irgendswohin abgegeben werden sollen.
Joseph li. an den General der Cavallerie Grafen Caramelli.
Orig- (K.-A. II. S. 1778—43-325.) Ertina, 13. Juli 1778.
Lieber Graf Caramelli! Da Mir an dem Remontierungsgeschäft, so der Rittmeister Ca-
valLar in der Bnccowina und den dortigen Gegenden zu Meinem Vergnügen betreibet, sehr viel
gelegen, Ich aber erfahre, dass es demselben theils an der erforderlichen Mannschaft zur War-
tung der Pferden, theils an den Pferdsrüstung-' und Montursstücken annoch gebricht, p.ucli ihm
auf dem Sammelplatz wegen der nöthigen Grasfatterung und wegen denen zur künftigen Auf-
stellang der Pferde sehr schlecht qualificierte Stallungen verschiedene Hindernisse im Wege
stehen, so will Ich Ihnen hiemit aufgetragen haben, dass von Seiten des Hofkriegsraths allen
«) Die Gamisonsregimenter boten zugleich Ruheposten für minder kriegstaugliche Mann-
schaft und Officiere der Armee. (Feldzüge des Prinzen Eugen voj Savoyen. I. Serie,
1. Bd. 8. 208.)
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72 Polek:
diesen Hindernissen bestmöglichst vorgebogen und obbemeldtem Cavallar zu nocb stärkerer Be-
treibung dieses dermalen so Avichtigen Geschäfts alle Unterstützung verschaflet werde. Ertina,
den 13. Juli 1778.
Joseph Corr.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1778—43-373.) Wien, 14. Juli 1778.
(Randbemerkung) : Bei dem Umstand, wo nach Anzeige des Hofkriegsraths der dem
Rittmeister Cavallar mitgegebene Ankauf der Pferden einen guten Fortgang nimmt, mithin
darauf Rechnung gebchiehet, dass durch ihn in Kriegs- und Friedenszeiten die angeschlagene
Zahl von I^erden herb< igebracht wird, ist es auch nothwendig, dass Cavallar das zur Ausfuhrung
des gefassten Antrags nöthige Commando erhalte.
Soweit es um Unterofficiers, Pi-imaplanisten und Gemeine sich handelt, muss der Hof-
kriegsrath, nachdeme derzeit aus dem Feld von ein- und andcrm nichts detachieret werden
kann, die Erfordernis theils von dem 2ten Garnisonsregiment, theils von denen Reserveesca-
dronen abgeben machen, hingegen verwillige Ich nicht nur dem pensionierten Rittmeister
Stetten auf die Zeit, als er bei diesem Geschäft verwendet wird, das Supplement zur Ergänzung
der Rittmeistersgebuhr, sondern auch deuen beeden Oberlieutenants Schollmayer und Szedeczky,
dem Unterleutenant <ajatzeck und dem Wachtmeister Kaul speciali das angetragene Avance-
ment zu Secondcapitains, zum Oberlieutenant und zum Unterlieutenant solchergeslalten, dass
sie bis zu ihrer bei erster Apertur zu geschehen habenden Kinbringung in die Wirklichkeit den
der Charge anklebenden Gehalt extraordinarie beziehen sollen.
Ich lasse, soviel das obberührte Avancement betrifft, dahier die nöthige Verfügung er-
gehen und versehe mich, es werde der Hofkriegsrath das zur Erreichung der Absiebt allenthalben
Erforderliche einzuleiten besten beflissen sein.
Joseph Corr.
Hofkriegsrath an das galizische Generalcommando.
Concept. (K..A. II. S. 1773-43—373.) Wienn, 22. JuU 1778.
Hieraus ergibt sich also auch, dass sämmtliche zu bemeldtem Kemontierungscommando
bestimmte Individuen nicht so, wie es der Rittmeister Cavallar in seinem . . . aro 24 piaet.
hieher einbegleiteten Vorschlag angetragen hat, bei ihren Regimentern völlig in Abgang zu
bringen und zu gedachtem Remontieiungscommando gänzlich zu transferieren .^ien, sondern
nach dem Sinn dieser Allerhoch.sten Resolution bei ihren Regimentern fortan in Stand zu ver-
bleiben haben. Inzwischen kommt es nur darauf an, dass erwähnter Antrag des Cavallar in der
zu entwerfen kommenden Instruction, wozu . . . unterm 6ten hujus die Anleitung gegeben
worden ist, ausilruoklich bestimmet werde, um sodann den weiteren Allerhöchsten Entschluss
darüber einholen zu können.
In Ansehung der Unterofticiers und Gemeinen, so der Rittmeister Cavallar nebot den
schon beihabenden und von dem 2ten Gnmisonsregiment noch erhaltenden Leuten zu Coinple-
tierung dieses Commando nöthig hat, ergehet an die allhier und in Ungarn verlegte Reserve-
escadrons der IJefehl, so viele unl)eritteno Kröpfe dahin abzugeben, als das . . . von jeder Esoa-
dron verlangen wird, weswegen sich dann dasselbe mit dem hiesigen und dem ungarischen
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Die Akfäkgr des k. k. Stäatsqestütes Radautz. 78
Generalcommando einzuvernehmen, hiemächst der Jaroslower Oekonomiecommission die Erfolg-
lassun^ all jener ROstungBsorten, die Cavaliar verlanget, aufzutragen und überhaupt die Beförde-
rung des KemontierungsgeschäfteH bestmöglichst zu betreiben hat.
22:3s:xT7-.
General Enzenberg an das galiz. Generalcommando.
Eigenh. (K.-A. II. S. 1779—43—400) Lemberg, 18. Jänner 1779.
Mittels des U. Rittmeister v. Cavaliar an mich herüber gegebene Eisserung verlanget
der hochlöbl. k k. Hoff K. Rath zu wissen, wo her oder aus was vor einen Fond die Remonta
Stählung in der Buccovina unterhalten, dan die stahlerfordernusen, so aus schaffen, schauflen,
gablen, Latem und der erforderlichen Bcleirhtung in der nachl, dan sonstigen erfordernusen
überhaupt hergenommen werden.
Von 2 Jahren her hat jeder Buccoviner Contribuent per Familie auf das ganze jähr
he.y gelegenheit der eingetrieben wordenen Contribution 3 fl. contribuiret, und da disses jähr
nun mehro pro 1778 erst die Contribution eingebracht wird, und die Contribuirende Summa
auf 18000 Familien sich erstrecket, so wird hinlänglicher Fond eingehen, umb nicht nur disse
aosgaaben zu bestreitten, sondern auch die annoch zu erbauen kommende stahlungen hiervon
zu bestreiiten, 4o wie alschon aus dissen Fond die disses verflossene 1778te Jahr erbaute 3
grosse Stahlungen und wacht heusser nebst allen erforderlichen einrieb tungen besiuritten
worden seind.
Sigl. Lemberg den 18len Jener 1779. Enzenberg
GM.
Cavaliar an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1779-43—400.) Lemberg, 29. Jänner 1779.
Unterthänigst gehorsamstes Promemoria.
Ich würde mir Vorwürfe machen, wenn ich mich denjenig thätigen Bemühungen, in
welchen dermalen ein jeder ehrliebende Soldat überhaupt und insbesondere jeder rechtschaffene
Officier birh zu Glück und Beförderung verdienstlich zu machen Gelegenheit hat, durch freie
Wahl entrissen hätte.
Aber Ihre kaiserl. kcnigl. Apostolische Majestät allhöchst selbsteigeaen und Eines hoch-
löbl. kaiserL königl. Hofkriegsraths gnädigsten Befehle haben mich nach einer schon mehr als
ojührigen Dienstleistung bei Erkaufung leichter Remonten neuerdings zu diesem Geschäfte aller-
gnädigst zu bestimmen geruhet.
Da ich das Glücke nicht habe, nach meinem Beruf in allerhöchsten Felddiensten meines
Monarchens (wie ich wünschte) Blut und Leben auszusetzen, sondern vielmehr meinen Ruhm
nicht änderst als in Erfüllung der allerhöchsten Aufträge, von der gnädigsten Einsicht hoher
<ir»nner entfernet und unbemerkt, suchen kanp, so gelanget meine unterthänigst gehorsamste
Bitte an Einen hochlöbl. kaiserl. königl. Hofkriegsrath, mir huldreichest nicht sowohl für meine
bislierig wenigen Verdienste als vielmeiir zu wirksamerem Nachdruck auf das unterstehende
Coiuniando und milhiniger Beförderung dieses mir allergnädigst aufgetragenen, gleichfalls zum
allerhöchsten Erspriessen gereichenden Geschäfts eine Stabsofficierscharge aus höchsten Gnaden
zu verleiben.
Der mich solcher durch unermüdete Beeiferung forthin verdienstlich zu machen, äusserst
bestreben werde.
Sigl. Lemberg den 29ten Januarii 1779. unterthänigst gehorsamster
J. Cavaliar
Rittmeister.
8
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74 Polek:
XXVI.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
(Aus den Anfragen zu den vorläufig verfasHten Instructionspuncten.)
Orig. (K.-A. U. S. 1779—43—400) Lemberg, 29 Jänner 1779.
Ein eigenes Renionticrungscommando ist sowohl bei Friedens- als Kriegszeiten fast
ohnentbehrlich, indeme lüerdurch nicht nnr die mehreste Anzahl der Ikeinonteii aufgebracht,
Kaum gemacht und grösstentheils angeritten werden, sondern es über dieses auch zur nicht ge-
ringen Bequemlichkeit der Armee gereichet, wenn diese liemonten wenigstens immer bis Halb-
scheide des Weges an die Regimenter transportieret werden, diese mithin wenig Zeit verlieren
dürfen, selbe zum allerhöchsten Dienste vollends abzurichten.
So kann ich nicht länger mit dev unterthänigsten Bitte zurQckhalten, allerhöchsten Orta
gnädig zu erwirken, damit die mir zugetheilte Mannschaft bei ihren Regimentern ausser Stande
gebracht werde, sofort selbe ein eigenes, von mir als Commandanten abhängendes, besonderes
Corpeto zu formieren habe, und ich hiernächst mit der Stabsofficiers-Graduation (um welche
ich nicht sowohl für meine bishero wenigen Verdienste als vielmehr wegen wirksameren Nach-
druck auf das mir unterstehende Officierscorps mittelst nebengehenden Promemoria den unter-
thäuigsten Anspruch zu machen mich unterfange und selbes an den hochlöbl kais. königl.
Hofkriegsrath zu überreichen submissest bitte) allergnädigst consolieret werde.
Die Mannschaft ist bishero durchgängig nach dem gewöhnlichen Cavalleriegehalt in Gal-
licien mit täglich 6 kr. Löhnung und 2 kr. Brotgeld verpfleget worden, weilen jedoch dieselbe
stets 3 und 4 wilde Pferde zu versehen hat, mithin mit sehr schwerer Arbeit beladen, dahero
dieserwegen bei mir bittlich eingekommen ist, selber den (Jehalt in etwas zu verbessern, so
unterlege ein solches der hochgnädigsten Entschliessung hoher Behörde und bitte . . . für diese
Mannschaft ... im Quartier das tägliche Supplementum zum Fuhrwesensgehalt, auf dem
Marsche und Transportierung aber (wo ohnedies vermöge hoher Verordnung ddto. 12teo De-
cembris 1778 selber die doppelte Löhnung exclusive der in Ungarn gewöhnlichen Contractions-
zulage passieret wird) die in dem . . . Fntwurfe . . . angetragene Zulage . . . auszumessen.
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Die Anfänge des e. k. StäatsobstOtbs Radaütz.
75
xxvn.
Ausweis
fiber das RiUmeüter Cavall»ri«che KemontieruDgücommando, wie aolches heutdato bestehet.
Orig. (K.-A. 11. 8. 1779—43—400.) Lemberg, 29. Jänner 1779.
Benanntlich
Obcrofficiers
von Wachtmeister an
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Erfordernis zur Errichtung
Hierauf befinden sich dabei
von Ihro Majest. des Kai-
sers Cbevaiuilegers
von Mondena Chevauxleg.
von Hadick Husaren
von Iten Gamisonsregim.
von 2ten Gamisonbregim.
nen aufgenommen .
neu, in der Pferdcurschule
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11
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Suroma, eeffective
Abgang auf den completen
Stand des eingereichten
Plans ....
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1
1
2
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1
3
26
309
51
344
67
Summa des coropl. Standes
1
3
3
3
3
3
3
2
1
3
26
360
411
Unterthänigst gehorsamste Anmerkung.
Aus vorstehender Summa ist zu ersehen, dass 2 Corporals über den completen Stand bei
dem Commando vorßndig sind, welche indessen zu Versehung der Wachtmeistersdienste ver-
wendet werden.
Dann befinden sich aus denen Landleuten 1 Oberknecht, I Bereiter und 38 Wartknechte,
zusammen 40 Köpf, bei diesem Commando, welche zu Anfang des Mai dieses Jahres in Er-
manglung genügsamer Leute zur Wartung deren Pferden successive aufgenommen worden und
«war in dem eingereichten Plan nicht begrifl!en sind. Da aber diese Leute bei dem Kemontie-
ningsgeschäft besser als die Mannschaft von Iten und 2ten Garnisonsregiment zum Zureiten der
wilden Pferde verwendet werden können, indeme von denen letzteren sehr viele mit Leibschäden,
sehr hohem Alter und andern Defecten behaftet sind, so solle unterthänigst gehorsamst bitten,
dtas das Commando mit solchen verstärket oder doch wenigstens statt deren so viele Gemeine
weniger anhero beigegeben werden mögen.
Siirl. Lemberg, den 29ten Januarii 1779.
^ J. Cavallar,
Bittmeister.
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76
Polek:
XXVIII.
Orig. (K.-A. II. 8. 1779—43-400.)
Dislocationstabelle
wie das mir allergnädigst anvertraute Remontierungscommando in nachstehenden Ortschaften
des Bukowiner Districts mit Begnehmigung Titl. Herrn Generalens Baron von Enzenberg be-
quartieret lieget, dann die pro aerario verkaufte Pferde aufgesteilet und untergebracht werden
können, als
In denen
Ortschaften
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2
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1
1
38
Summa
4
340
1 40
384
384
37
1
1000
384
512 136
Unterthänigst gehorsamste Anmerkung.
E}8 würde dem allerhöchsten Dienst angemessen und sehr zuträglich sein, wenn in dem
Orte Sastavna, welches nur 1 Meil von dem Assentierungsplatz Szalesczik entlegen ist, auch
ein Officiersquartier und 2 Stallungen auf 100 Pferde erbauet würden, indeme hierdurch nicht
nur die Communication aller anderen Ortschaften von Szalesczik bis an die Stadt und Fluss
Seret stationatim erreicht würde, sondern auch anderentheils in diesem Ort und um die Gegend
vieler und guter Wieswachs vorhanden und genügsames kais. königl. Heu gefechset wird,
welches dermalen in andere Ortschaften verführet werden muss; überdiese« auch wäre es sehr
*) Kotzman. ') Waszkoutz a. C. ') Laszk6wka. *) Walawa. ^) Szubranetz. ^)
br6wka. ') Sadag<Sra. ®) Rohozna. ®) Kuczurmare. ^°) Styrcze.
Zado-
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Die Anfänge des k. k. Staatsobstütes Radautz. 77
besonders bequem, wegen Nähe der Post ^) und des Assentterungsplatz die Expedition selir zu
erleichtern und viele weite Ritte zu ersparen, wenn ich mein Quartier daselbst nehmen könnte.
Sigl. Lemberg, den 29ten Januarii 1779. J. C a V a 1 1 a r,
Rittmeister.
XXIX.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K.-A. IL S 1779—43—400.) Lemberg, 29. Jänner 1779.
Vermög in Unterthänigkeit ganz gehorsamst anverwahrtem Anschluss ermangle ich nicht,
die mittelst Eines hochlöbl. hofkriegsräthliciien Kescripts vom 6teu und hoher Generalcom-
mando-Verordnung vom löten Julii und iSten Novembris 1778 gnädigst anverlangte Instruc-
tionspuncta sammt angefugten . . . Anfragen für das mir . . anvertraute Remontierungsjom-
mando der hochgUHdigsten Einsicht submissest zu unterlegen, ferner aber in Verfolg hoher Ver-
ordnungen den anuoch ermanglenden Bericht über gleich nachfolgende Gegenstände ... zu
erstatten, und zwar:
a) Wie viele Pferde im Winter unterzubringen seien?
Auf welches . . . erwidere, dass vermöge beiliegender Dislocationstabcila in denen theils
neuerbauten, theils vorhin erbaut gewesenen kais. Stallungen der innbenannten Ortschaften füg-
lich 1000 Pferde untergebracht werden können.
b) Wie hoch sich die etwan gleich nöthige Reparation der
Scheuern zu Salesczik und anderer zu Unterbringung der Pferden
erforderlichen Gebäude, dann deren selben künftige jährliche Unter-
haltung belaufen dürfte?
Zu Balesczik befinden sich zwar 2 Scheuern, welche dem Acrario zugehören, nachdem
aber eine hievon das kais. königl. Militürverpflegsamt innehat und in selber das Magazin ver-
wahret, so ist bei der im September a. p. vorgehabten Assentierung einstweilen nur eine zur
Einstellung der Pferde von dem löbl. Districtsamt reparieret und auf diese Reparation vermög
anherogegebener Berechnung 102 fl. rh. verwendet worden.
Da aber diese Scheuem durchaus von Holz erbauet und die Standsäulen fast gänzlich
verfaulet sind, so dürfte fürs künftige nicht mehr thunlich sein, selbe zu reparieren.
Es gelanget daher mein . . . Vorschlag dahin, statt dieser Reparation eher eine ganz neue
biä zum Dach von Stein aufgeführte Scheuer zu erbauen.
Die übrigen zur Unterbringung der Pferden erforderlichen Gebäude und Ställe in der
Bukowina sind scithero theils von dem Land, theils von der löbl. ßukowincr Districtsadmini-
stration bestritten, gleichwie auch die l)etreffenden Lichter in die Stallungen von daher aus
einem Extra-Landesfundo, wie die von Titl. Herrn Generalen Baron v. Euzenberg herüber-
gegebene Beilage des mehreren ausweiset, bezahlet worden.
Was nun in deren Betreff fernerhin gnädigst verfüget werden wolle, da die Remonten in
1 1 Ortschaften verleget sind, hierüber entstehe nicht, mir die hochgnädigste Anleitung ... zu
erbitten.
c)Wie viele Pferde annoch in der Bukowina mit Rücksicht auf
den heurigen Misswachs und wo überwintert werden könnten?
Weilen für heuer von der löbl. kais. königl. Districtsidministration das anno praeterito
gefechste Heu, bestehend in 779*/« n. ö. Klaftern, vermög hoher Verordnung ddo. 12ten De-
ceml»ri« 1778 ii 19487.^ Portionen, sodann das von dem Herrn Administrationssecretär v. Mi-
chalakj auch vermög Contract überlassene k 45000 Portionen, zusammen in 230875 Portionen
übernommen worden, sodann in Pohlen zu Snyatin und Horodenka und in der Bukowina zu
*) D. i. in Zaloszc/.vki, denn in der Bukowina ist die Post erst zu Anfang des Jahres
I7d3 eingerichtet worden. (Vgl. Polek, die Bukowina zu Anfang des Jahres 1783. S. 48 f.).
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78 Polek:
Czernowics and Saczawa in denen allda befindlichen Magazinen hierzu genagsamer Haber ror*
banden ist, so können bis zu der nachfolgenden Heuernte 1200 Pferde von danimea fuglich, und
ohne einen Mangel zu besorgen zu haben, überwintert werden, weilen solche von Zeit au Zeit
wieder abzunehmen kommen.
Gleichwie nun infolge einer fernerweiten hohen Verordnung ddo. 26ten Decembris abge-
wichenen Jahres von mir die Aeusserung anverlanget wird, wie viele Pferde ich vor heuer auf-
bringen und an die Regimenter abgeben zu können vermeine, so solle . . . einbe ächten, daas ich
von Anfang Msi 1778, seitdeme mir nämlich die Rcmontierungscommission wieder neuerdings
aufgetragen worden ist, bis heutigem Dato Pferde pro aerario erkaufet habe . 1117 Stuck
dann sind voriges Jahr in der Bukowina zurückgeblieben . , . . . 498
zusammen 1615 Stück
Von diesen habe an die Regimenter abgegeben, und zwar:
an die Carabiniers 60 ^
„ „ Chevauxlegerg 476 „
„ „ Husaren 417 ,,
und künftiges Monat werde annoch an das O' Donellische Freicorps abgeben . 200 ,,
Ansonsten sind s. v. crepiert, entloflfen und gestohlen worden . . . . 14 „
Summa des Abgangs 1167 Stück
Wenn nun diese von obstehender Summa defalcieret werden, so verbleiben annoch
unter meiner Aufsicht 448 „
unter welchen sich Gebrauchpferde befinden 136
Verbleiben Remonten . 312 8töct
Von kaum gesagten 312 Remonten hoffe ich bis Ende Martii annoch 100 Chevauxlegers-
pferde, auf welche sich verläesliche Rechnung zu machen ist, abzugeben.
Gleichwie ich aber annoch auf 700 Stück, wo nicht mehrere, Bestellung gemacht und
zum Theil auch schon besichtiget, jedoch solche Jugend halber, und weilen für derlei 2Yjjährige
Pferde theils nicht genügsame Unterkunft vorhanden ist, theiU einige vorhero gereiniget werden
müssen, selbe noch nicht habe übernehmen können, so ist die Zeit der Uebernahm mit Einver-
ständnis deren Verkäufern bis auf künftigen Mai verschoben worden.
Wenn mir übrigens der hochgnädige Auftrag annoch ertheilet werden sollte, anch in
Siebenbürgen zu remontieren, so wollte nächstkUnftiges Frühjahr (im Fall ich so glücklich sein
sollte, die complete .Anzahl deren angetragenen Herren Officiers zu erhalten) einen Versuch all-
dort machen und glaubte sodann mit Inbegrifl* dessen, ohne Ungarn zu betreten, welches ich
denen Regimentern, deren Escadrones ohnedies alldort verleget sind, überlassen möchte, dass
ich jährlich 17 oder 18 Hundert Stück Pferde aufzubringen imstande sein würde. In welchem
Falle sodann nicht nur das vermög meinen Plan unterthänigst angetragene Commando xa
ergänzen, sondern solches* auch auf den in nebengehendem Ausweis klKrlich angeführten Stand
zu vermehren eine ohnumgängliche Nothwendigkeit wäre.
Sollte mir al>er eine hohe Stelle annoch gnädigst erlaul>en, auch HfKustige I^erde im
Nothfall an die Husarenregimenter abzugeben, so würde mit Zuziehung Siebenbürgen aach
jährlich auf 2000 Siück und mehr der sichere Antrag gemacht werden können.
Weilen hiernächst die allhier befindliche 24 Fohlen vergangenen Herbst z i schlecht aus-
sahen, als dass solche nach ihrem echten Werte hätten verkauft werden können, so habe für
nützlich zu sein erachtet, diese Fohlen beizubehalten, jedoch sind solche abgespindelt, die Stuten
aufgestellt und die Fohlen zu einem nöthigen Nachwuchs im Okol untergebracht worden.
XXX.
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1779—43—400.) Lemberg, 3. Februar 1770.
Eine hochlöbliche Instanz gcruheten unterm I6ten und 22ten Julius des vorigen Jahres
durch dieses Generalcommando dem Herrn Rittmeister Oavallar aufzutragen, dass er in Anse-
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Die Anfänöb des k. k. Staatsgestütes Radautz. 79
hung des zasammenzusetzen bewilligten Kenioiitierungscommando auf nachfolgende Gegenstände
Kucksicht zu tragen bedacht sein möge, nnd zwar
Imo sollen diese Instructionspunkten die vollkommene Anleitung fiir den Coromandanten
imd all übrige aufzustellen nöthige Ober- wie auch Unterofficiers und Gemeine zu Vermeidung
känftiger Anfragen erklärter vorgetragen werden,
2do mussten alle an die Regimenter abgegebene Pferde das Alter von 5 Jahren erreichen,
mithin die 3- oder 4jährigen Pferde bis zu diesem Alter in dessen Obsorge verbleiben,
3tio würde ihm in Siebenbürgen und Hungarn mit Ausschluss aller andern Ankäufern so-
wie in der Bukowina und deien angrenzenden Ländern Pferde zu kaufen erlaubet werden, wenn
er in Kriegszeiten 900 Chevauxlegers-, dann 1000 Husarn-, in Friedenszeiten aber 620 Chevaux-
legers- und 1380 Husarnpferde von complet 5jährigem Alter zu verschaffen sich getraue.
In Abwesenheit des commandierenden Generalen:
Freiherr von Schröder, FML.
XXXI.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. IL S. 1778-43-400.) Wien, 15. April 1779.
In dem zuliegenden, vom Generalcommando in Gallizien einbegleiteten Bericht des Ritt-
meisters Cavallar tragt er unter anderem an, die Mannschaft, die zum I*ferdeeinkauf gewi«lmet
wird, in ein eigenes Commando zusammenzusetzen, diesem Commando eine besondere Montur
zu gel>euy selbes mit hinlänglichen Gebrau chpferden zu versehen und einige neue Gebäude
aufzuführen.
Bevor der Hofkriegsrath seine unra^issgebige Meinung darüber anführet, muss derselbe
der Allerhöchsten Entscheidung unterthänigst unterziehen, ob Cavallar allein die Remontierung
für alle leichte Cavallerie besorgen solle, und ob zu Friedenszeiten die Pferde bloss in der
Moldau, dem republikanischen Pohlen, in Gallizien und Siebenbürgen oder auch in Hungarn
zu erkaufen seien.
Die jährliche Erfordernis für 6 Chevauxlegers- und 8 Husarenregimenter dürfte sich zu
Friedenszeiten beiläufig auf 1800 Remonten belaufen.
Cavallar meint in der Moldau, in Pohlen und Gallizien jährlich 13- bis 1400 und in
Siebenbürgen 3- bis 400 aufzubringen; somit würde die Erfordernis bedecket, Hungarn aber
ganz ausgeflchlossen sein. Hiebei kann man unterthänigst zu erinnern nicht umgehen, dass mit
dem Ausbrach des Kriegs in Hungarn von den Comitaten 1228
von den Magnaten 2826
von zerschiedenen Lieferanten und von dem Stabsdragonerregiment erkauft worden 343
Zusammen 6136
Das Generalcommando in Hungarn zeiget unterm 3ten dieses Monats an, dass der Lie-
ferant Molnar erbietig seie, in Zeit eines Jahrs 4000 Pferde zu Pest zu stellen. Obschon er
sich dabei rorbehaltet, einen Theil der Pferde aus Siebenbürgen und aus l'ohlen zu nehmen,
8o ist doch zu vermuthen, dass er die meisten in Hungarn aufsuchen durfte.
In Siebenbürgen sind seit dem Ausbruch des Kriegs vom Obersten Baraniay 1670
von den Ständen 1200
von den Sachsen 600
and von dem Lieferanten Marco 1968
zusammen 5438
gesteüet worden. Letzterer ist auch erbietig, bis Ende des Jahrs noch 2- bis 3000 zu stellen.
Auch bei diesem ist zu vermuthen, dass er mehrere Pferde aus fremden Landen an sich zu
ziehen trachten dürfte; demungeachtet ist sehr wahrscheinlich, dass allda weit mehrere, als der
Kittmeister Cavallar antraget, aufgebracht werden mögen.
Wann nun in Erwägung gezogen wird, dass durch den Ankauf der Pferde in Hungarn
imd Siebenbürgen das Geld in den kaiserlichen Landen verbleibet, die Pferdzucht beförderet
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L
80
POLEK :
werde und bei ausbrechendem Krieg die Leute an der Hand seien, die Armee mit tuchdgeD
Pferden in der erforderlichen Zahl, mit welcher das Cavallarische Commando allein in Krieg
nicht aufkommen dürfte, zu versehen: so kann man nicht umgehen, den unterthKnigsten Vor-
schlag zu thuen, dass zu Friedenszeiten etwa 4 Regimenter aus Hungam, 4 andere au« Sieben-
bürgen, die in Gallizien liegende 6 Regimenter und die Chevauxlegersescadrons der Carabiniers
aber durch den Cavallarischen Ankauf remontieret werden sollen.
Der eigene Regimentsankauf in Hungam und in Siebenbürgen hat vor dem Krieg den
erwünschten Fortgang nicht gehabt; man meinet dahero unmassgebig, dass in diesen 2 Ländern
sich an verlässige Lieferanten zu halten wäre, denen allenfalls der bisherige in Hungam pas-
sierte Preis a 19 Ducaten für ein Chevauxlegers- und 17 Ducaten für ein Husarenpferd gegen
deme erfolget werden könnte, dass die Pferde durchaus im Alter zwischen 6 und 7 Jahr im
Frühjahr und im Anfang des Herbstes gestellet werden sollen.
Diese Pferde werden nicht mehr als jene des Cavallar kosten, der zwar die Husampfenk
um 2 Ducaten weniger bezahlet, jedoch die jüngere Pferde eine Zeit lang vor der Abgabe im
Futter halten muss, und dessen Remonten durch die Liefergelder und Zulagen, durch die An-
schaff- und Erhaltung vieler Gebrauchpferde und durch andere Nebenauslagen kostbarer werden.
In Abwesenheit des Kriegspräsidentea:
Carl Graf Caramelli.
{Randbemorklivg) : Bevor Ich auf gegenwärtige Nota Meine Knt Schliessung erthc" c.
hat der Hofkriegsrath einen Entwurf der Beköntigung für dieses Cavallarsche Remoniierur ,«-
commando verfassen zu lassen, uud das zwar erstlich nach dem Antrag des Rittmeisters Ca-
vallar selbst und dann zweitens nach denen ModiHcationen, welche der Hofkriegsrath hierbei zu
machen anträgt. Diese beide Entwürfe müssen sich aber auf alles und jedes : Geld Natural- Ver-
pflegung, Armierung. Rüstung, Montur, Diäten, Zulag, Gebrauchpferde und deren Remontierung
und was nur immer Namen haben mag, erstrecken, damit hieraus der Aufwand sich standhaft
erweisen lassen möge, den das Aerarium seinerzeit zu tragen haben dürfte. Und diese so gear-
tete, gründlich ausgearbeitete PIntwürfe wird der Hofkriegsrath Mii* sobald möglich unter Re-
producierung der gegenwärtigen Nota heraufzugehen haben. Joseph Corr.
XXXII.
Orig. (K.-A. II. S. 1779—43-400.)
Aufsatz
was die Errichtungsspesen eines besondem Remontierungscommando nach dem Antrag dee
Rittmeisters Cavallar betragen, als
Errichtungsspesen
fl. 1 kr.
Obschon das Remontieningscommando meistens aus der von
Regimentern abgebenden Mannschaft bestehen würde, so wird hier-
orts dannoch das Handgeld für gesammte Obligate angesetzet, wei-
len die abgebende Zahl denen Regimentern entgehet, folglich daselbst
der Aufwand an Remontierungsgelder nothwendig wird. Solchemnach
betragen diese Spesen für 517 Köpf a 3 fl
an Monturs- und Rüstungsgeldern
für 517 Paar Pistolen ä 4 fl. 61 kr
für 530 Gebrauchpferd a 42 fl. 40 kr
1
1551
3247G 43
2507 1 27
22613 1 20
zusammen
Ausserdeme wird noch nach dem Rittmeister Cavallarschen
Antrag ein Officier^quartier zu erbauen nothwendig sein, welches bei-
läußg zu stehen kommet auf 3000 fl.
desgleichen 2 Stallungen auf 100 Pferde . . . 26000 fl.
28000 fl.
59148 [ 37
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Die AnfIhoe des e. k. Staatsobstütbs Radadtz.
81
XXXIII.
Orig. (K.-A. IL S. 1779—43-400.)
Aufsatz
wa» die Errichtungsspesen eines besonderen Kemontierungscommando nach dem hofkriegs-
räthlichen Antrag in Geld betragen, als
Errichtungsspesen
fl.
kr.
An Recrutierungsgeldern für 246 Köpf an Hand- und Anbringgeld
ä 3 fl
an Montur und Pferdrüstungen
für 246 Paar Pistolen k 4 fl. 51 kr
fdr 252 Gebrauchpferdo i 42 fl. 40 kr.
738
15446
1193
10752
22
6
zusammen
Notandum. Da Cavallar nach dem hohen hofkriegsräthlichen
Antrag nur 800 Pferde anzukaufen hätte, mithin auch das hierzu
erforderliche Officierspersonale schwächer ist, als dor Cavallarische
Antrag enthaltet, so dürfte die Erbauung eines Officiersquartiers und
deren Stallungen auf 100 Pferde, welche Cavallar antraget, nicht
nothweudig sein, dabero auch hierauf nichts angetragen ist.
28129
28
XXXIV.
Orig. (K.-A. n. 8. 1779-43—400.)
Wenn bei den Regimentern so viele Ofiicierschargen offen gelassen würden, als bei dem
Cavallarischen Commando stehen, und wenn die Unterofficiers und Gemeine durchaus von den
Qamisonsregimentem genommen würden, so wäre eine Verminderung des neuen Aufwandes
bei dem
Ankauf
der 1800 Pferden
der 800 Pferden
fl.
kr.
fl.
kr.
An der Oage ....
11437
18
5163
10
, LdhnuDg ....
26596
20
12762
50
, Service ....
8254
35
1539
5
„ Medicamenten
258
30
123
—
„ Montur die Halbscheid
6193
—
2946
—
zusammen
47739
43
22534
5
Es würde demnach jedes der 1800
Pferde wohlfe
1
iler zu stehen komn
len
Dm .....
.
.
. 26 fl. 30 kr.
eines der 800 aber um
...
...
28 fl. 1(
) kr.
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82
Polbk:
XXXV.
Orig. (K.-A. II. S. 1779—48—400.)
Ausweis
des Preises der leichten Reraonten.
Chevauxlegers
' fl.
kr.
Husaren
a.
kr
Während dem Krieg sind den Lieferanten in Hungarn be-
zahlet worden
in Siebenbürgen wäre der höchste Preis ....
durch den Ankauf des Rittmeisters Cavallar, wann er ein
abgesondertes Commsndo und 1800 Pferde einzukaufen hätte,
wUrde eines zu stehen kommen auf .....
wann Cavallar mit einem minderen Commando 800 Pferde
einkaufet, auf
wann bei den Regimentern so viele Chargen offen gelassen
werden, als bei dem Cavallarischen Commando stehen, und
wenn alle ünterofficiers und Gemeine von den Gamisons-
regimentern genommen werden, so wird beim Ankauf der
1800 Pferden eines um 26 fl, 30 kr. weniger kosten,
mithin ..........
und beim Ankauf 800 Pferden weniger um 28 fl. 10 kr.,
folglich
81
76
128
132
4
12
101
103
30
60
72
76
122
125
32
12
96 l»/f
96 51 7,
XXXVI.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 177—43—400.)
Wienn, den Iten Mai 1779.
{Randbemerkung) : Da dieser Vorschlag zu einem eigenen Remontieningscommando
dem Aerario zu hoch zu stehen kommen würde, so ist von selbem kein Gebrauch zu machen.
Hingegen wird Mir der Hofkriegsrath die Anzeigen der hungarischen und siebenbürgiBcben
Kanzlei, sobald sie eingelaufen sein werden, inwieweit auf den inländischen Pferdemkaof
Rechnung gemacht werden dürfte, nebst Keproducierung der gegenwärtigen Nota heraufgeben,
damit Ich hiemach die abzufassende Entschliessung bestimmen könne.
Joseph Corr.
XXXVII.
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. U. S. 1779—43—456.)
Lemberg, 10. Juni 1779.
Gleich nach Empfang der hohen Vorordnung von 25ten Mai dieses Jahres ist man . . .
hierorts nicht entstanden, dem Rittmeister Cavallar aufieutragen, dass er mit dem Pferdeinkaaf
bis auf weiteren Befehl innezuhalten habe.
Freiherr von SohrUer
FML.
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Die Anfäkge des k. k. Staatsqestütes Badaütz. 83
XXXVIII.
General Baron Enzenberg an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. S. 1780-23—11.) Czernowitz, 30. October 1779.
Unterthänigst gehorsamst und unzielsetzliche Meinung
auf die hochlJSbl. horkriegsräthliche Verordnung vom 25. August und praes. den Uten September
1779 in Ansehung der Regulierung des Buccoviner Districts.
2do. Ob eine Ansiedlung und aus was vor Absichten solche, das ist, ob sie zur Beförde-
rung der Population, zur Erweiterung des Feldbau oder zur Anlegung einer Pferdgestiiterei
gemacht werden sollte.
Wie dermalen die Buccovina lieget, und wie solche betrachtet werden kann, folgsam nach
der Lage des Landes noch respectu der Nachbarschaft sehe nicht, wie in der Buccovina eine
reguläre Besiedlung nur mit dem geringsten Grund und nützlich erfolgen könnender Wahrschein-
lichkeit bestimmet werden könnte, Abermal gehete hiezu das Höchsterforderliche ab, nämlich
dass der Landesherr keine eigenthUmliche Ländereien habe, ohne welchen eine Ansiedlung nicht
radideret werden kann. Mir scheinet, dass nur in jenen Landen eine Ansiedlung angetragen
werden könnte, wo Überfluss deren unbebauten Ländereien bestehen, und wo es an Menschen
gebriebet. Nun weder das eine noch das andere gründet sich in der Buccovina. Es scheinet,
und jene die nur die Buccovina überhaupt durchreisen, wollen behaupten, dass in der Bucco-
vina ein Überfluss an unbenutzter Erden vorfindig wäre, weiln sie ganze Strecken Land, und
zwar an der I^indstrassen, meistens nur mit Grns bewachsea sehen; sollten aber diese in dem
späten Herbst oder Frühjahr das Land mit Bedacht durchwandern, so werden sie sehr wenig
Ueofelder ohnabgemähet sehen, die etwan stehen bleiben müssen, oder weil sie keine Zeit zum
Machen hatten, oder etwan ein oder der andere entflohen. Nur an der Strassen rechts und links
bleibet etwan 40 oder 50 Klafter breit das Gras stehen, welches vor das wandernde Zug- und
Reitvieh zur Weide in allen diesen Landen bestimmet ist, und wo würde oder der Reisende
oder der mit Vorspann fahrende Fütterung haben, da keine förmliche Wirts-, sondern nur Brant-
weiobäuser in der ganzen Moldau existieren. Das Bauernvolk und die Dorfschaften lieget nur
an und meistens in denen Waldungen, gegentheilig die Gebirgsin wohners sehr in Waldungen
und Klippen zerstreut, hiemit nicht wohl die Stärke der Bevölkerung in der Buccovina beur-
theilet werden kann. Sicher ist aber auch, dass das Landvolk nicht im Lande nützlich und zu
ihrer Wirtschaft vorträglich sich angesetzet habe. Ein grosser Theil, und zwar die alten walla-
chischen Moldauerfamilien wohnen nach ihrer alten Gewohnheit bloss der Sicherheit weegen in
dem wild- und rauhesten Gebirg, um von Tartarn und Türken gesichert zu sein; ein anderer
noch grösserer Theil, so aus Pohlen und Rusniaken und die sich seit wenig Jahren nach der
Buccovina übersetzet haben, bestehet, wohnet an der Grenze der Moldau und an der Chotimer
Raja und Galliyien, in der Absieht und aus Forcht, in Fall sie aufgehoben und restituieret
werden sollten, sich nach der Moldau flüchten zu können. Ich habe verflossenen Jahr conscri-
bieren lassen und pro anno 1778 einen Zuwachs von mehr als 3000 Familien gefunden, was
sich aus der Contributionsaccresccnz klar verofl'enbaret, und ich hoffe, dass auch dieses Jahr
einiger Zuwachs sein wird, ohngeacht auch gesichert bin, dass mehr eis 1000 Familien caeliret
haben, die aber seinerseit und vermög meiner schon eingeführten Familien-, nicht aber Seelen-
conscription eruieren werde. Entzwischen das aerarium nichts verlieret, als der grössere Theil
annoch die Freijahre gaudieret. Wann dann gewiss ist, dass seit wenig Jahren laut beigebo-
gener Consignation von anno 1774 bis 1779 10942 Familien sich angesetzet haben, und solche
natürlich auch sich vermehren, und nur eine Familie in die andere zu 5 Seelen gerechnet wird,
und eine Familie in die andere nur 8 Stück Vieh unterhaltet, was gewiss nicht zulanget, ohn-
geacht 8 Stück Schaf- oder Geisvieh nur als ein Stück Homvieii anrechne, so zeiget sich, dass
bis 64710 Seelen und 87536 Stück Hornvieh zugewachsen seien, und mittelst der jährl. Ver-
mehrung in 20 Jahren sicher das Doppelte p.n Menschen, und in 6 Jahren das Doppelte an
Vieh zuwachsen müsse. Andurch erprobet sich von Selbsten, dass die Buccovina keine Ansied-
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84 Polbk:
lung benöthige, und ohngeacht dieses Stuckel Land nicht klein ist, in wenig Jahren sich zu
viel mit Menschen aufUllen wird und (insofeme das dermalen bestehende Volk nicht auszu-
wandern Ursach haben sollte, was von der gegenwärtig hnld- und gnadenreichen Regierung
nicht einmal gemuthmasset, vielmehr dass mehrere Volk anhero ge reizet zu werden, mit Grund
gehoffet werden kann) schwerlich den bestehenden und nachwachsenden Seelenstand nach der
hierländisch üblen dermal angewohnten Wirtschaftsart unterhalten wird können. Allein die
mehrere Bevölkerung zeiget und lehret von sich Selbsten eine wirtschaftlichere Art anzugewöhnen
und sich zu unterhalten. Ich habe in einer unterm 15. Juli a. c. gehorsamst unterlegten Aeosse-
rung von Ansiedlung auch 18 Tausend Familien gesagt. Sicher seheinet zu sein, dass in der
Buccovina wohl annoch wenigstens ohne Nachstand der Beholzung Ys ^^^ Waldungen ausge-
rottet werden kann, und wozu nur Menschenhände erfordert werden. Dann ist bekannt, dass die
Viehzucht zu unterhalteu, 2 und 3 mal mehr Terrain als die Unterhaltung deren Menschen
erfordert, folglichen auch gewiss wäre, wann die Agricultur vorträglicher als die Viehiucht wäre,
diese Menge Familien auch existieren könnten. Es lasset sich aber auch und mit gutem Grand
hoffen, so das Volk sich von Selbsten vermehret, wie die Ezstirpierung deren unglaublich gross
und unnuzbaren Waldungen, woher das Landel Bnccovina ihren Namen hat, auch annoch auf
viele Tausend Familien mit der Viehzucht den Unterhalt zu erlangen, gehoffet werden kann:
ja dato hat man schon da und dorten hiervon Beweise, aber nur in kleinen : die aus andern
Landen anhero Emigrierten haben schon angefangen nach ihren Kräften auszurotten, und in die
Zukunft wird das mehrem von sich selbsten folgen.
Nun entstehet die Frage, ob in der Buccovina darauf gedrungen werden sollte, den
Ackerbau zu erweitern.
Gleichwie mir gewiss sehr halte angelegen sein lassen, die Beschaffenheit des Landes nnd
gleiche Kenntnis von der Nachbarschaft aus dem Grund zu erlangen, so 6nde, dass ein propor-
tionierter Ackerbau zur selbst eigenen Erfordernis eben so nutzlich als eben gewiss ist, dass der
stärkere Ackerbau der Buccovina (obwohlen der Terrain hierzu vollkommen und so gut als in
Gallizien und Hungarn, ausser dem Gebirgstheil, ist) schädlich werden mUsste, und zwar bloss
aus der Ursache, weiln das l)enachbarte Gallizien, Moldau, Siebenbürgen und Hungarn selbst
Überfluss von diesem Product hat, und folglichen die Buccovina keinen Verschleiss haben
könnte. Auch dieser Satz ist mit deme bewiesen: Man hat die Buccovina liei ihrer Besitz-
nehmung angeeifert, viele Brodfrilchten anzubauen, vielleicht in der Absicht, um das in der
Buccovina so sehr schädliche Remonta damit unterhalten zu können. Das Volk gehorsamte,
bauete sehr vieles an, da aber das Proviantwesen sich aus andern Landen, und meistens durch
die jüdische Lieferanten verpflegte, was die Buccoviner dann bemerkten, und folglichen Ihre
erzeugte Früchten ihnen erübrigten und nicht verschleissen konnten, so waren sie genöthiget.
den Ackerbau nur zu ihrer eigenen Erfordernis zu betreiben, so wie solcher dato betrieben wird.
und kein Buccoviner aus andern Landen Brodfruchten anhero bringet und erkaufet, wann aber
verboten werden sollte, dass aus der Ukraina und Fohlen kein Brantwein zum Verkauf anhero
transportieret, und dass das Getreid zu Verpflegung des Militare in der Buccovina erkaufet
werden sollte, so wurde natürlich der Feldbau von selbsten sich verbreiten, und das unglaublich
viele GeW, so jährlich vor den Brantwein nach der Ukraina bar, als kein Gegenhandel bestehet,
hinausgehet, als auch jenes Geld, so aus andern Kriegscassen vor die Unterhaltung des Militare
vielleicht nach Fohlen gehet, in der Buccovina verbleibet, so wUrde dieses Stückel Land sich
sehr bereichem. Da dann eben auch bewiesen ist, dass die Verbreitung der Agricultur hier-
landes nicht anwendbar ist, so ist die Buccovina genöthiget, auf jene Producta sich zu ver-
legen, was Absatz findet und die Landeslage an Händen giebet, das ist die Viehzucht, und diese
Viehzucht bestehet aus Hörn- und Schafvieh und etwas Pferden. Das Hornvieh hat seinen
guten Verschleiss nach Preslau, das Schafvieh nach Constantinopel, und die nicht sonderlich viel
bedeutende Pferdzuchts-Erzeuguag w^ird meistens auch an die Armenier verhandelt, die die jun-
gen Pferde aufkaufen und in der Moldau bis in das 4te und 5te Jahr erziehen nnd weiters ver-
handien, und da die Hornviehzucht, wie bekannt, bis es zu ihrem Wert anwachset, Zeit und
vielen Unterhalt erfordert, hinlängliche Fütterung eben aber in der Buccovina nicht vorfindig
ist, um auch Winterszeit das so sehr anwachsende und sich vermehrende Hörn- und Schafvieh,
dann PferdgestUter zu unterhalten, so wird alle Herbste, wie nun allschon der Anfang genoacht
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Die Anfänge des k. k. Staatsöbstütes Radautz. 85
wird, und täglich Pässe hierwegen abgebe, eine sehr grosse Menge von obbesagten Viebgat-
tnngen, sogar von dem Banemvolk selbst nach der Moldau ab- und in Frühjahr, wenn die
Weidung angehet, wiederum zurückgetrieben, wovon die eben in der Buccovina zerschiedentlich
aufgestellte Mautämter (wo dieser Vieh-Aus- und Eintrieb, respectu der Vermautung vorgemerket
ist) das mehrere bezeugen können. Zum Stärkesten Beweis rouss dienen: die Armenier, Griechen
und sonsten mit dem Viehhandel sich abgebende Handelsleute, so in der Buccovina wohnen,
seind aus Abgang der Putterung genöihiget, ihre Vieh- und Pferdzuchten nach der Moldau zu
überwintern zu treiben, und muss vor das Stück Vieh oder vor das Winterfutter 1 Ducaten,
dann dem Moldauer FUrst vor die Erlaubnis, so Comarit heisset, wann er hineintreibet, 2 fl.
17 kr. und wann er zurUckkehret, 1 fl. 15 kr., vor ein gross oder klein Pferd aber, so Corniza
genennet wird, 1 fl. 9'/} kr. und extra die Maut mit 1 fl. 30 kr. bezahlen, wann dann der
Handelsmann, vordersauMt der wirtschaftliche Armenier, in der Buccovina Fütterung hätte, so
würde er gewiss die merkliche Ausgabe nicht machen, und welche Ausgabe sich wegen denen
Menschen, so er bei jeder Herde unterhalten muss, sehr vermehret. Mittelst diesem ist dann
auch dargethan, dass kein Überfluss an Terrain a proportione der vielen, actu bestehenden und
sich täglich mehr vermehrenden Menschen und den hierzu erforderlichen Nahrungszweig, das
ist die Viehzuclit und etwas wenig Wachs und Honig, genrtheilet werden kann; und so auch
eine Ansiedlung allhier bestimmet werden sollte, so würde solche aus teutschen Landen anliero
angetragen werden, und das leutsche Volk würde durch den Ackerbau nicht ihre Erfordernis
erlangen, noch die harte und hierlandes schon übliche, zum Theil auch roh und wilde Lebens-
art angewöhnen, welche die Viehzucht verursachet und keinen niedlich, bequem und guten
Unterhalt verschaffet. Man hat in der Buccovina den Beweis, dass öfters eine Fuhr Heu, so
gewöhnlich nur 30 Port, a 10 Pf. gerechnet, geladen hat, in FrUhjahr auch 2 und 3 fl. koste,
und alljährlich ist das Hornvieh in Frühjahr (was In der Buccovina überwintert wird) aus Ab-
gang der Winterfütterung sehr elend und also abgemattet, dass es nur aus Haut und Bein be-
stehet und das X«eben erhaltet, was eben die Ursache ist, dass in Anbetracht des sehr matt und
entkräfteten Vieh erst nach Georgi zu ackern angefangen oder schwere Arbeit mit solchem vor-
richtet wird, wovon ich den Beweis habe, als erst dazumal die Jommunicationstrassen herz4i-
stellen continuieren kann, wann das Zugvieh auf den Feldern die Fütterung überkommet. Alles
wahrhaft Vorerzählte wird doch bestätigen und sicher glauben machen, dass die Buccovina
Überflnss an Heu habe und der mehrere Theil der Buccovina unbenutzet verbleibe, ganz und
gar falsch und ungegründet seie. Ich will zugeben, dass vor 6 und mehrere Jahren und während
letzten rus8i8chen Krieg ein grosser Theil der Buccovina und der Moldau aus Forcht des Kriegen
unbevölkert, folglichen auch uubebauet wäre, so auch selbst anno 1773, als einen grossen Theil
der Moldan, während dass die russische Armee allhier stunde, auf Allerhöchsten Befehl durch-
reisete, bemerket habe. Eine Ansiedlung kann dann nicht änderst erfolgen, als dass dem An-
siedler kostsplitterische Hilfe und Vorschuss gemacht und so zu sagen auch die Wohnungen
erbauet weiden, und zwar auf die Art, wie in dem Bannath. W^ie kostbar und wie mühsam und
kommer- und sorgenvoll eine Ansiedlung mit Nutzen zustande gebracht werden möge, kann
eben auch am verlässlichsten und aus der Erfahrung hiervon sagen, als in dem Rodnaer sieben-
bürgischen Militärdistrict 4 Dorfschaften erbauet und mit Emigranten aus der Moldau besetzet
habe, die anfänglich nebst ihren Familien, bis sie zu Kräften kamen, erhalten und sodann erst
mit Mühe der Vorschuss successive eingebracht werden musste, und auch diese Ansiedlung nicht
mit gutem Erfolg erzwungen haben würde, so nicht in der Moldau der Krieg continuieret hätte,
in welcher Zwischenzeit diese Ansiedlers sich mit guten Häusern und zureichender Wirtschaft
verseheten und wiederum auszuwandern abgehalten wurden.
Nu folget die Erörterung der Frage, ob in der Buccovina eine Pferdgestüterei anzulegen,
dem höchsten Dienst vorträglich wäre.
Sowie ich verrauthe, ja sogar gesichert bin, dass die höchst und hohen Stellen viel-
mehrers mir gut als abgeneigt anrechnen werden, so alle nur untefthänigst und getreu zu be-
antworten aufgetragene Fragen, ohne aller Schmeichelei oder Verblümelung erörtere, so rouss
auch ich in dieser Frage mich ganz aufrichtig und so, wie die Sache ist, äussern.
Da dann mittels all Vorgehenden sattsam dargethan ist, wie in der Buccovina keine
förmlich teut^he und etwan kostsplitterische Ansiedlung Platz greife, sondern es bei der selbsti-
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86 Polkk:
gen Iropopulierung zu belassen wäre, und die bestehende Ländereien nur kümmerlich zum Un-
terhah vor den dermaligen und von sich selbst zuwachsenden Seelenstand zulangen, so ist
ohnehin vor sich, dass keine Aerarial-GestUterei hier angebracht, errichteti noch nnterhaltel
werden konnte ; es wäre nur, dass nützlicher zu sein scheinete, Menschen und Landwirte abzn-
schafien und hiervor Pferd gestutercien anzulegen.
Es ist bekannt, dass nur in jenen Landen derlei GestUtereien angebracht sind, wo es an
Menschen gebricht, und wo eonsten auf keine andere Art der Terrain in etwas benutzet werden
kann. Der klare Beweis ist Hungarn. Noch vor Jahren existierten in Hungam viele wilde
OestUter; da nun aber sich Hungarn sehr bevölkerte, so sind die mehresten GestGtereien einge-
gangen, und auch die Viehzucht hat sich gar um ein merkliches verringert. Dessenungeacht
geniessen die Herrschaften doch von ihren Gütern dermalen 100 procento mehr als in vori-
gen Zeiten.
Vor 50 Jahren wäre die Herrschaft Gyula vielleicht nicht vor 60 Tausend fl. in Anschlag, and
nun dOrfte sie aoch vor 5000 Tausend fl. nicht hindangegeben werden wollen, weile diese Herr-
schaft nun mit Menschen anstatt bevor mit wilden Thieren bewohnet ist. Die hier unterhalten
werdende Cavallarische Remonta wird allerdings denen hohen Behörden ganz wohlfeil scheinen,
weilen in der Unterhaltung dieser )*ferde wenige Unkosten sich veroffenbaren, und wann icli
alles betrachte und auch jenes, was die Buccovina beitragen mnss und nicht bezahlet wird, mit-
anrechne, und dass wegen dieser Remonta so viel weniger Menschen in der Buccovina sich
unterhalten können, und dass denen Grundherrn widerrechtlich und ohne aller Bezahlung das
Gras zum Heumachen abgenommen und zum Unterhalt der Remonta abgegeben wird, dvs
das Land die unausgesetzte neue Erbauung und Reparierung der Stallungen ohnentgeltlich be-
streiten müsse, sowie seit der hier existierenden Remonta sicher 30 Tausend Handlangers und
eben auch 15 Tausend Fuhren, wo nicht mehr, ohnentgeltlich hierzu verwendet worden sind,
dass der 4te Mann und der 2te Wagen von der ganzen Buccovina 4 ganzer Wochen, um das
Heu zu macheu und zu denen Stallungen, wie es auch diesen Herbst nach der l>elegten Re-
partition geschehen musstc, von denen iiussersten, an der siebenbürgischen (Srenze liegenden
Dorfschaften Dorna, O^okaneHti etc. bis Stirzo und Kutschur 20 und 31 Meilen weit, folglichen
in Hin- und Herweg auch so viel Tag zubringend (zu geschweigen, dass der Bauer auf dieser
langen Reise, wo er auf dem Felde keine Nahrung für seine Ochsen findet, aueh natürlich von
diesen aufgeladenen 3 Centner fütteret und beim Abladen, wie ich Selbsten gesehen, höchstens
10 Portionen noch übrig hat, was aber, um eine Fuhr zu dingen, mit 12 fl. bar Geld nicht
finden könne) zuzuführen, ohne aller Bezahlung angestellet worden sind, und zwar in der besten
Arbeitszeit, und folglich vor sich das Heu zu machen sehr viele Zeit benommen wird (wie aus
dem untern 2C. Januar a. c. gehorsamst eingereichten Commissionsprotokoll und demselben bei-
gefügten gutachtlichen Vori»chlag weitläufiger gnädigst beurtheilet werden kann); wann mehrem
in Erwägung gezogen wird, dass die jungen Pferd, deren Zahl sich bis 300 belaufet, den ganzen
Sommer in Gebirg weidete und hiervor vielleicht nicht 100 fl. jenem Armenier und Buccovioer
Handelsmann bezahlet wird, der diese Gebirge in Bestand hatte, um seine eigene Viehzucht
und Gestüterei zu erhalten, wovon er seinen Handel machet, die Contribution abführet und
mit seinem Viehbandel das Mautgefall ziemlich vermehret; wann endlichen betrachtet wird,
dass verliossenen Jahr eben diesem Remontgeschäft 779 Klafter Heu, jede Klafter «a
250 Portionen, jede Portion zu 1 1 V4 Pf- gerechnet, abgegeben nnd gewiss jede Klaftw
mehr als 400 Portionen zu 10 Pf. austragen würde, so nicht einen ganzen Schoh rund
herum das Heu bevor der Abwägung abgeschlagen wäre worden, und vor diese 194450
Portionen, die Portion k l'/a kr. gerechnet, der dieses Commando besorgende Herr Ritt-
meister v. Cavallar mit 4327 fl. 46 kr. an die Buccoviner Provincial-Cassa bezahlen wird,
das Land aber, um von der Heumachung befreiet zu sein, 18000 fl. bar ad Cassam er-
legte, die Grundherren aber, um damit sie kein Gras abgeben dürften, sich anerboten haben,
von denen Bauern ein Drittel lOma weniger abzuverlangen: so ist sogleich bloss iu dieser Hen-
abgabe ein aufgelegter Schaden von mehr als 13000 fl. Ich übergehe, dass, und soferne kein
k. k. Remontabeu gemacht wird, wenigstens 1000 Familien mehrer angesiedelt und dotieret und
die Viehzucht vermehret und besser gepfleget werden könnte, massen eine mitte Imässige Hauern-
familic mit 4 Faltschen Terrain sehr gut auslangen kann, und da dies Jahr 4300 Fahachen
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 87
Hea gemacht wurden, so wurden auch 1000 Familien damit leben können, was andurch dem
höchsten Aerario in der Contribution und den Mautregale respectu des Viehaustrieb mehrer zu«
gehen könnte, und wie andurch der Landmaun gelbsten zu besseren Kräften gelangen und end-
lichen in allem das höchste Aerarium profitieren mQsstef ist sehr leichte, nur in kurzem be-
trachtet, zu beurtheilen. Ich übergehe, dass ausser vorbemerkten Belästigung, die dieses Re-
moDtageschäft zum Nachstand des Landmann verursachet, auch noch zerschieden andere
Praestationen vorkommen, als da ist: die Transportierungen des Haber, der Montur, der Kran-
ken, die Bequartierung des Remontacommando und deren Officiers, die BeischafiTung des Holz,
Licht, Latem, Kandel und sonstige Stallrequisiten und endlichen das Streustroh, so allhier am
mehresten gebricht, ja in einigen Gegenden gar nicht zu überkommen ist, weswegen auch schon
genöthiget wäre, junges Rohr mähen, troknen und als Streustroh von Land ohnentgeltlieh zu
denen Stallungen zuführen zu lassen. Ich übergehe, dass in Frühjahr, und bevor in dem Ge-
birg das Gras zur Abweidung vorkommet, die jung, krank und drüsigten Pferde oder die tra-
gend und Fohlenstutea auf denen nächst an denen Stalhingen vorfindenden Wiesen mit merk-
lichem Schaden deren Dorfsgemeinden das junge Gras ohnentgeltlieh abweiden. All dieses
zusammengerechnet und in das Geld entworfen, und der Schaden, so dem Landmann zugehet,
mitcombinieret, muss sich veroffenbaren, dass diese Remonta ohngemein hoch zu stehen kommen
müsse, massen die Entkräftuog des Landmann auch die Entkräftung des Aerarii nach sich
ziehet, so aber nicht comparieret. Gleichwie mir aber sehr wohl bekannt ist, dass Allerhöchst
die Majestät absolute nicht zugeben wollen, dass der Landmann ausser denen landesgewöhn-
lichen Schuldigkeiten und Abgaben mit was mehrern, und besonders mit solchen, so nicht in das
Aüg fallet, belästiget werden solle, so rechne es vor einen Theil meiner Pflicht, hierwegen eine
Erwähnung zu machen, und kann auch nicht wohl dem das Remontageschäft besorgenden Herrn
Rittmeister keine, und nicht die geringste Schuld zumessen, massen er gewiss mit dem lobens-
uDd belohnungswürdigen Eifer das ihm anvertraute Geschäft zu beförderen, sich alle erdenkliche
Muhe giebet, auch sonsten in allem seinen Betragen sehr bescheiden, und an seiner Ehrlich-
keit nicht wohl gezweifelt werden kann, folglichen ihme nur daran lieget, das Landet zu con-
servieren, wodurch eben das Aerarium den wesentlichen Nutzen erwartet. Ich will auch keines-
wegs in jene sonstig, so sehr merkliche Unkosten und Aufwand eingehen, die dieses Remonta-
commando mittelst der Verpflegung und sonstigen Unterhalt von 360 Mann, dann 150 Brauch-
pferden, welche letztere sehr wenige zur Remonta als schon defectuose Pferde abgegeben werden
können, doch eben so kostsplitterisch als die Dienstpferde unterhalten werden, verursachen
mnss, ich aber andurch nur pflichtmässig erwiesen haben wollte, dass dieses Geschäft sowohl
dem höchsten Aerario als vorzüglich dem Land hier zu unterhalten sehr nachtheilig seie und in
die Lange auf keine Art bestehen kann.
und endlichen, so auch gewiss wäre, dass aus Abgang der Menschen und wegen unbe-
ntttzet li^;enden Feldern eine Pferdgestüterei hier in der Boccovina unterhalten werden könnte,
was könnte der Monarchie vor ein Nutzen andurch zugehen, sobald der Landesfürst den Unter-
halt und die Weidung hierzu erkaufen und noch die Winterfütterung in der Moldau bezahlen,
Menschen und Aufsehers unterhalten und sich allen Unglücksfällen unterziehen müsste ? Ich
glaube, kein Nutzen, vielmehr müsste Schaden am Ende sich zeigeu. Ein Grundherr kann sich
hienron etwas und auch nicht sonderlichen Nutzen versprechen, ohngeacht solcher seineu Unter-
thanen zur Wartung, so wie die Unterhaltung ohnentgeltlieh hieran verwendet. Nun hoffe und
wünsche verbreitet genug erwiesen zu haben, dass in keiner Betrachtung in der Buccovina eine
förmliche und kostsplitterische Ansiedlung noch Pferdgestütereien applicabel noch eine merkliche
Verbreitung der Agricultur anwendbar, ja alle 3 Gegenstände vielmehr schädlich wären.
Ja mir scheinet in der politischen Betrachtung vielmehr übel gerathen zu sein, eine
förmliche und, wie vermuthe, teutsche Ansiedlung hier zu. etablieren. Man l)enehniete der
Moldauer Nachbarschaft die Gelegenheit, sich anhero anzusiedlen, desnen Ansiedlung doch dem
Btaat keinen Kreuzer kostet, sondern jederzeit Nutzen verschaffet, und ich glaube auch keines-
wegs zu irren, dass und in Fall der teutsche Regierungsform in der Buccovina wie bis anhero
eingeführt und continuieret wird, und so auch die Contributionsabgabe annoch so hoch, wie nun-
mehro, angeschlagen würde, in wenig Jahren man mehr Menschen überkommen wird, als man
sich wünschet. So wie voraus gesagt und erwiesen ist, so kann auch dermalen in der Bucco-
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88 POLEK :
vina nicht sonderlich viel mehrers Volk untergebracht werden. Siebenbürgen wurde gerne annoch
auch etlich Tausend Familien, und die Marmarosh, so auch an die Buccovina grenzet, annehmen
und unterbringen. Es könnte ja gehofifet werden, dass, wann in der Buccovina das Volk zu
viel wQrde, so nicht alle, doch ein grosser Theil sich nach Siebenburgen und Hungam uber-
siedlen würden, und da die Buccovina einem Theil von Siebenbürgen und der ganzen Mar-
marosch vorlieget, und diese 2 Länder ihre Bevölkerung wenigstens aus der Moldau groasenthdl
anhoflTet und auch zum Theil herholet, so wäre nicht klug gehandelt, wann nicht die Buccovina
so dirigieret und beherrschet würde, womit fremde Nationen dahin gereizet, und Hungam und
Siebenbürgen hiervon auch so wie das Aerarium vorzüglich merklichen Nutzen ziehen konnte.
XXXIX.
Cavallar an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K-A. ir. S 1779—43—757.) Kotzman, 29. Novemb. 1779.
Es ist zwar das mir allergnädigst anvertraute Remontengeschäft von dem politischen
Fach zu weit entfernt, als dass ich Einem hochlöbl. . . . Gencralmilitärobercommando einige
Kemarquen hierüber zu unterlegen mich anmessen sollte; allein da die etwan ausbrechende
Landes-Reclami praeparatorie schon auf das Remontierungscommando abgewälzt und denen Re<
montenstallungen eine ursprüngliche Last an^Gratisroboten aufgebürdet wird; da femers aus der
Lieferung des für die ärarischen Pferde erforderlichen, im Lande überflüssig vorhandenen Heues,
welches ich für bares Geld bezahle, eine Landesbeddlckung und Verhinderung der BevOlkerang
hergeleitet werden will: so sehe mich bemüssiget (und bitte unterthäoigst gehorsamst mir dieses
nicht in Ungnaden zu bemerken), dass ich einestheils zur Ablehnung dieser Gravaminum, an-
dererseits zum Beweis des Gegentheils in Gemässheit Eines hochlöblichen hofkriegsräthlichen
Rescripts ddo. 13ten und hoher Generalcommando- Verordnung vom 25. September a. c nur
etwelche Einheiten der politischen Behandlung des Landes anführe, die eben von der hierläo-
digen Interimal-Landesadministration in ihren Beschwerden gegen dai Remontierungscommando
mit demselben so genau verbunden worden, und zwar:
Ad Lit. A. Wird Einem hochlöbl. Generalmilitärobercommando noch bestemuissen in An-
gedenken sein, wie sehr Seiner Mijestät dem Kaiser und dem hocblübl. kaiserl. königl. Hof-
kriegsrath während vorgewestem Kriege die Stellung deren Remonten angelegen wäre. Da es
nun für die beigehabten Pferde an hinlänglicher Unterkunft gebrochen hat, so wäre ich ge-
nT^thiget, den Herrn Generalmajor Baron v. Enzenberg um die diesfällige Abhilfe bittlich anzu-
langen, welcher einestheils zu bestmöglichster Beförderung des Remontagescbäftes als anderen-
theils (da vorhin das kaiserliche Heu aus dem Czercraoscher Thal mit unsäglich vieler Mühe
der Unterthanen sehr weit zugeführt werden musste), zu Verschonung des Landes 4 ganz neue
Stallungen, nämlich 2 in Waskowetz, 1 in Sattagura und 1 in Störza, dann 2 Quasikasemen,
1 in Waskowetz, die 2te in Störza, und in letzterem auch 1 Officiersquartier zu erbauen ange-
ordnet hat, zu welchen Gebäuden also wie auch zu der vor- und diesjährigen Reparierang
saramentlicher alten Stallungen und des Okols von Seiten des Landes 18312 Hand- und 8195
Zugroboten pr. 2 Jahre abgereichet worden, wie solche bereits vermög Bericht vom 26ten
September ca.... klärlich ausgewiesen sind, und in Anbetracht deren im Lande errichteten
Proviantmagazins und hergestellten Quartiersgebäuden, dann des Strassen- und Brückenbaues
kaum angemerkt zu werden verdienen.
Zwar sind auch anno 1777, mithin zu des Herrn Generalwachtmeisters Baron v. Spleni
Zeiten, 2 neue Okols, einer zu ('zerepkautz und einer zu Störza, für diejenigen Pferde, welche
bei der selbesjährigen Assentierung denen Regimentern nicht mehr zugetheilet werden konnten,
weilen sie ohnedies alle übercomplet gemacht waren, auf hohes Gutbefinden Eines hochlöbl.
Generalmilitärobercommando erbauet worden, um diese Pferde unterbringen zu können, davon
einer voriges und einer dieses Jahr auch bereits wieder eingefallen, welches wohl wegen dem
grünen Holz, das in der Eil und im Nothfall darzu genommen werden musste, nicht änderst
hat sein können, und zu jedem sothaner 2 Okols gegen 1200 Hand- und bis 300 Zugrobotstage
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 89
verwendet werden; jedoch weilen der Herr Generalmajor Bar. v. Knzenberg in seinen einge-
sendeten Beschwerden nur von Jahr und Tag die Anzeige machet, so kann ich umsoweniger
vermuthen, dass solche in dem Summario anzuführen erforderlich gewesen wäre.
Ad Lit. B. Nun tritt diese wichtige Betrachtung anvörderist bei, ob diejenigen 2000 Fa-
milien, wovon der Herr Generalmajor Bar. v. Enzeuberg in seinem Berichte erwähnet hat, auch
wirklich aus dem Türkischen oder anderen fremden Ländern aohero emigrieret und nicht viel-
mehr dem sicheren Vernehmen nach wegen der letzten Recrutenaushebung aus Gallicien anhero
entwichen sind und sich hier niedergelassen haben, welch letzteres, wenn auch noch einige
Familien zugegen wären, dennoch in allem Verstände dem Staat somehr nachtheilig ist, als
solche bieriandes 3 freijahre geniessen und in dem gallizischen Contributionali einen Abfall
verursachen.
Um aber Einem hochlöbl. . . . Generalmilitärobercoramando umso verlässlicher zu unter-
legen, dass die Unterhaltung deren Hemontapferden den dermalig wirklich ansässigen Bukowiner
Bauernstand an seiner benöthigtcn Flltterung nicht verkürzen, ja vielmehr über diese Remonta
alljälirlich noch ein beträchtliches Quantum im Lande zu sonstigen Militär-Heuerfordernissen
eiTibrige, zeige,
Imo dass die Interimal-Landesadministration, sowie andere Jahre, auch heuer über das
meinem unterstehenden Commando bereits abgegebene Heuquantum annoch gegen 1000 Faltschen
mehr anrepartlert und erzeuget hat, von welchem Ueberfluss die immiltelst in die Bukowina ver-
legte lOO Fuhrwesenspferde einen Theil ihrer Erfordernis beziehen, ohne ein weiteres Aerarial-
ConBamo im Lande ausweisen zu kiinnen.
2do. Geruhe Ein hochlöbl. Generalmilitarobercommando gnädigst zu erwägen, dass das
kaiserliche Heu nicht auf deren Unterthanen Gründen, sondern auf jenen deren Grundherren
erzeuget zu werden pflegt, welche Gründe nach Abschlag der denen Unterthanen jedenorts aus-
kömmlich zugetheilten Heuschlägen als ein Ueberland erübriget und denen Grandherren anheim-
fallen, und dass hinfolgsam der Unterthan zu dem kaiserl. Heu weiter nichts beitraget als die
Arbeit der Erzeugung und der Zufuhr.
Es lieget der unwiderlegliche Beweis dessen darinnen, dass jene Ortschaften, welche
keine derlei überländige Heuschläge besitzen, mithin von ihren Gründen nichts entbehren können,
mit dem nach der Hauptrepartition sie betreffenden Faltschenquanto in andere grasreiche Dorf-
schaften auf 4, 5 und 6 Meilen weit angewiesen und ihr Heuquantum auf fremden Gründen
zu erzeugen angehalten werden.
3tio. Wird das sammentliche kaiserliche Heu eingangs berUhrtermassen ab Seiten des
Remontacommando bezahlt. Ich glaube dahero, dass umsoweniger eine Bedrückung der Unter-
thanen hievon abgeleitet werden könne, als denen Unterthanen, wenn ihnen solches nicht etwan
statt deren schuldigen Steuern eines Theils abgerechnet wird, auch die Arbeit annoch vergütet
werden kann.
Ad Lit. C. wird die in der Beilage erscheinende oekonomische Tabella mit mehreren!
bestätigen, dass zur Unterhaltung der bisherigen Anzahl kaiserl. Remontapferden nicht die ganze
Bukowina erforderlich, sondern nur einige 30 Dörfer imstande sind, ohne mindester Verkürzung
der Unterthanen, bloss von denen Ueberlandsheuschlägen das benöthigte Heu auch auf 1500
Pferde gänzlich gratis und 27548 n. ö. Metzen Haber, ä 15 kr. gerechnet, aufzubringen.
Ich kann dieses Einem hochlöbl. Generalmilitarobercommando mit so mehrerer Gewiss-
heit unterlegen, als heuer der Grundbesitzer von Kitzmann, wo ich mein Standquartier habe,
nach reichlicher Befriedigung seiner Unterthanen und nebst 200 Faltschen kaiserl. Heues annoch
andere 200 Faltschen für sich erzeuget hat, zu geschweigen deren in vorgedachter Tabella ange-
führten anderen derlei grasreicben Ortschaften jenseits der Pruth, wo in manchen wegen der
anermesslichen Grösse der Heiden vieles Gras stehen bleibt, welches nicht abgemähet wird.
Ein welches meines Erachtens zureichend sein wird, den von der hierländigen Literimal-
Administration so dringend beklagten Heumangel zu widerlegen und statt solchen vielmehr
hieran einen Ueberfluss, mithin auch grundbeständig zu erweisen, dess die angebliche Ansiedler
durch das Kemontierungsgeschäft an ihrem nöthigen Unterhalt niemalen aufliegen und deswegen
verdrangen werden.
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"Uoogic
90 PoLEK :
Mir ist desseutwegen gar nicht begreiflich, was dem Herrn Generalmajcr Baron v. £n-
zenberg, welcher doch sonst für das Wohl des allerhöchsten Dienstes so gerecht und unermudet
besorgt ist, oder vielmehr einer löbl. Landesadministration auf einmal eq diesen Beschwerden
wider das Bemontencommando die Veranlassung müsse gegeben haben, da ich doch jederzeit
die Ordnung als die Grundfeste des Dienstes ansehe und hierauf mit besonderer Attention halte^
auch mir nicht bewusst bin, jemals einen Excess im Lande verursachet zu haben.
Ich nehme nun auch den Fall (welcher zwar, wie ich voraussehe, nur noch mehr dienet,
mich andurch je unangenehmer zu machen), dass das Remontierangsgeschäft nicht in der Buko-
wina wäre, so würden doch wohl wenigstens wie vorhin zu Deckung des Landes 1 oder 2 Di-
visiones Cavallerie hieher dislocieret worden sein, durch welche in Anbetracht der Stallungen für
die Pferde, der Zufuhr des Heues imd der übrig erforderlichen Vorspann das Land gar nicht
erleichtert, sondern wegen der Unterkunft der grösseren Anzahl an Mannschaft noch um ein
mehreres belästiget sein und dem allerhöchsten Aerario nicht minder einen Aufwand verur-
sachen wurde.
In dem ferneren Verfolg eingangs berührten hohen Rescripts und Verordnung ist aucli
in auswärtigen Ländern kein Haber für mein unterhabendes Commando erkauft worden, sondern
solcher wird aus dem Snyatiner und Horodenker Magazin, so in Gallicien liegen, und hier
landes aus dem Czemowiczei empfangen. Jedoch werden sowohl der Herr Generalmajor Baron
v. Enzenberg als auch der hier angestellte Herr Verpflegsverwalter v. Circo bestätigen müssen,
dass aus dem Czemowiczer Magazin, welcher zwar aus dem Horodenker uberbracht sein soUle,
dumpfiger Haber für die Remonten verabreichet worden seie; woher aber eine löbl. Verpflegs-
direction solchen genommen habe, ist mir unbewusst.
Gleichwie es aber mir höchst angelegen sein musste, diesem Uebel so eher abzuhelfen, so
habe mich an die I^mberger löbl. Verpflegsdirection verwendet, von woher auch . . . die schleu-
nige Remedur getroffen worden.
Ad Lit. D. Ist nicht nur der Okol, sondern sammentliche alte Stallungen so gut wie
möglich repariert und für diesen Winter in annoch brauchbaren Stand gesetzt worden.
Was nun aber die Anzahl der Pferde belanget, die in der Bukowina unterhalten werden
können, davon ist schon oben einige En^ähnung beschehen. Ich nehme also in Antrag 1500
Stück Pferde (zu denen vermög beiliegender Standesausweis ein Personale von 547 Köpfen, wie
ich bereits unterm 29ten Januarii a. c. angezeiget habe, erforderlich wäre) je mehr festzusetzen,
als solche in hiesiger Gegend und in der Moldau alljährlich erkauft werden können.
Nachdeme nun endlichen (wie in meinem diesfälligen Berichte ersichtlich ist^ ich 1000
Pferde in denen Stallungen aufzustellen und 500 in denen Okols zu überwintern antrage, so
kann nicht vorbeigehen, bei Einem hochlöbl. Generalmilitärobercommando meine submisseste
Bitte . . . vorzutragen, womit Eine hohe Stelle für diese letztere junge Pferde, so vom Iten Mai
bis Ende Octobris auf der Weide unterhalten werden, die Lutschina-Gebirge, zwischen der Mar-
morosch und Siebenbürgen an dem Gerliba-Fluss *) gelegen, zu dieser Weide von dem Kloster
Putna alljqhrlich zu erstehen und anzuweisen gnädigst zu reflectieren geruhen mögte.
Sigl. Kitzmann, den 29ten Novembris 17779.
*) d. i. Kirlibaba-Fluss.
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Die Anfäkge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 91
XL.
Oekonomische Tabeila
Orig. (K,-A. IL S. 1779—43-757.)
Vorläufige Expiication
nach welcher sich in folgender ökonomischen Tabeila bei Berechnung der diesfälUgen Robots-
tage und Erzeugung des Habers benommen worden.
Als: Tage
Jeder Unterthan ist schuldig an Robot jährlich 12
den Zehent von allen vegetabilischen Producten, den er eingefuhrtermassen gern
redimieret mit 12
die Gespunst, die er ebenfalls lieber erlöst mit 2
an Klaka oder Grattsrobot verrichtet selber dem Grundherrn willig des Jahres . 2
Summa der Prästation eines Unterthans 28
Diese werden verwendet:
Zu Mach- und Einführung einer jeden Faltschen Heu 8
1 Tag Acker erfordert zu ackern und zu säen 4
Hierauf werden erzeuget 10 Schock Garben, welche an Schnittern erfordern . 4
zur Einfuhr 2
10 Schock auszudreschen erfordern 5
Summa der Arbeit auf 1 Tag Ackerbau . 15
A u 8 w w e i s
was durch obetehende 15 Robotstage an Frucht erzeuget wird
n. 5. Hetzen
Auf 1 Tag Acker wird gesäet Haber 3
Davon werden eingeerntet 10 Schock Garben, deren jedes in mittelmäßigen Jahren
2 Metzen Haber abwirft, folglichen producieren 15 Robotstage ... 20
Hievon den Samen pr. 3
Verbleiben . 1 7
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92
Polek:
Oekonomische
Über nachstehende Ortschaften nach dem wahren Bestand ihrer Gründe und anderen Dominiealien
kais. königl. Hemontierung in Pacht zu nehmen
d.iesseit8
9>
H 1 e TT (
5_ rj
r e-
Was die
e
.2
Ortschaften
der
Grund-
herrschaft
der
dermalloen
Pächter
Wie viel Pachtschilling jede
stehenden Ortschaften ihre
Grundherrn bezahlen
Juden in jedem Dorf
uad wofür an Arrenda
bezahlen
n
c
1
st
' PC
-£
.S
«
C
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haben in Arrenda
ll:
*S
fl.
kJ
f. Ikiil \'u
56
Luschan *)
Lucas Armas in
Jassy
Administrations-
Sccretär Micha-
laky
600
1 Wirtsh., 2 Milhl, jede
mit 2 Steinen, dann den
ganzen Zehent vom Dorf
350
1
58
ßojana«)
Basili Mutenko
Ivan Miteskul
Capitän
1000
5 Wirtsh., 4 Milhl., jede
mit 1 St., 15 Falts. Heu
extra den Zehent
700
800
-
1
250j 30
Kitzmann ')
Laskiwka *)
Herr Bischof von
Radautz
n
Administrations-
Secretfir
Michalaky und
Compagnie
1 Wirtsh., 1 Mühl mit
2 St., auf 60 Metz. Aus-
saat und 10 Fattsch. Heu
1 Wirtsh., 1 Mühl mit
2 St. auf 60 Metz. Aus-
saat und 10 Faltsch. Heu
400
425
-
i
60 67
45 36
Suchower-
cha*)
n
n
3000
—
1 Wirtsh., 1 Mühl. mit
2 Stein und den Zehent
von denen Bauern
300
1
30, 13
1
Kliwodin«)
»
n
1 Wirtsh., den Zehent,
5 Faltsch. Heu und auf
12 Metzen Feld
260
.
t8
26
Dawidovce ^
n
n
1 Wirtshaus, den Zehent
und 5 Faltschen Heu
220
—
38
32
Kisselieu «)
Lesczeskul v. Hu-
destie in d. Moldau
Pächter Secr. Mi-
chalaky, Afterp.
Herr v. Eder
600
1 Wirtshaus, 1 Mühl mit
1 Stein und den Zehent
400
50
20
Borouz «)
Igumen Formosky
in Jassy
n
1100
l Wirtshaus, 1 Mühl mit
1 Stein, den Zehent und
12 Faltscheu Heu
280
.
45
30
Cadubestie »O)
Blascha in der
Moldau
Paul Asianczuk i
Armener von ,
Snyatin
700
1 Wirtshaus, den Zehent,
auf 46 Metz. Felder und
10 Faltschen Heu
400
1
-i
t
7l' 54
Latus . .
7000
—
14 Wirtsh., U Mühl. mit
16 St., 67 Faltsch. Heu,
einigen Zehent u. Feldbau
4535
_|
675
j
364,
1
') Luian. •) Bojan. ') Kotzman. *) Laszköwka. *)
S«chowerch6w.^^;T^^g^^
^ Dawideßiie
DlB AMFÄNaB DES K. K. STAATSeSSTÜTES RaDAUTZ.
93
Tabella
wie auch ihrer gegenwärtig wirklichen Revenüen-Erträgnis, welche pro aerario zum Nutzen der
angetragen werden könnten, und zwar
cLer Fr-vxtDa.
ZI. i e
s s
e ZI
d. e I^ e TT e
ZI -C5.
1
n
deren nach vorUufiger Explication schul-
diger Robotstage
Wie viele ackerbare Felder and OrQnde zor
Frnchtbanang vorhanden nnd wie viel Metseu
naeh Absoblac demjenigen, so die Banem be-
nutzen, die Herrsobaft anatäen kann
c
fl
J
tS
3
S
1
o
©
o
1
1
©
§
"So
©
fl
©
^^
•^ Betragen in Geld, den Metzen k 15 kr.
^ gerechnet
-« -
Wie viele Heuschläge und
auf wie viele Faltschen
in jedem Ort vorhanden
Anmerkung
anderer Neben-
nutzungen
Benanntlich
O
a
fl
P
17|Tr
1
fl
©
X3
C
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>
fl
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1
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i fl. jkr
tu
111
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-fl oj
J.i
it
e ©
Betraget in Geld, die Faltsche
oder 90 Portions a 2 fl,
gerechnet
n. o.
Metzen
Metzen
fl. 'kr
!
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1824
200
1000
1133
283
15
45
—
360
90
—
—
-
723
15
4480
3556
260
1300
1473
368
15
30
-
240
60
—
1 Teicli in Kitz-
mann i. 3 J. 800 fl.
1 Teich in Habri-
lovce i. 3 J. 400 fl.
400
—
1928
2067
15
30
2268
1 Teich, ertraget
alle 3 Jahr 800 fl.
266
40
691
40
688
380
1650
1870
467
30
200
200
3200
800
—
1 Teich, ertraget
in 3 J. 1800 fl.
600
—
900
—
864
—
—
-
260
—
1120
—
—
-
220
—
i
i 1120
100
500
566
141
30
—
—
—
—
—
2 T., welche aber
nicht mitverpacht.
sind, in 3 J.I 80 fl.
-
-
541
3€
1200
40
•2(M •
226
56
30
300
300
4800
1200
—
1 ~"
—
—
1536
1
30
2000
100
500
566
141
30
70
70
1120
280
1 kleiner Teich,
ertraget in 3 J.
20 fl.
6
40
1
1
i 828
10
19120
1030
5150
5834
1458
30
645
570
9720
2480
5 Teiche ertragen
1 in 3 J, 3820 fl.
1
1273
»
9696
50
I
V Kieseleu. ») Boroutz. ") Kadobestie.
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Polek:
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Ä 1 e TT
o X gr e-
h
"'s
Was die
S
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o
C
Ortscliaftei)
der
Grund-
herrschaft
der
dermalioen
Pächter
Wie viel Pwhtschilling jede
stehenden Ortschaften ihre
Grundherrn bezahlen
Juden in jedem Dorf
und wofür an Arrenda
bezableu
11
haben in Arrenda
zahlen
jährlich
an Geld
mit
ohne
fl.
kr
fl. \kr^
Vieh
1
"ranslatus . .
7000
-
14 Wirtsh., 11 Mülüen ra
16 Steinen, 67 Falt. Hea,
einigen Zehent u. Feldbau
4535
675364
Weruzanka»)
Bojar Paskann
in Jassy
Ivann Sott
700
l Wirtshaus, den Zehent,
auf 30 MeUen Aussaat u.
6 Faltschen Heu
500
.
120 40
1
Walliowa*)
Jonaty Motenko
Administrations-
Secretarius Mi-
chalaky
1
1
600
_
1 Wirtsh., 1 Muhl mit 1
Stein, 17F. Heu, auf 120
Metz Feldbau u. d. Zehent
450
1
73
1
42|
Waskowetz ')
Nicolay Rossno-
wan
Ivann Miteskul,
Capitän
1200
l Wirtshaus, 3 Mühlen,
jede mit 2 Steinen
700
1 162
.5?i
3er
IBi
9lte
Kutschur-
raare *)
Kloster Putna
1
Administration s-
Secretarius Mi-
chalaky
3 Wirtshäuser und jähr-
lich 15 Faltschen Heu
iooo
200
i
60
Walloka»)
n
n
"
170
26
Korrovla«)
n
n
1 Wirtshaus und den
Zehent
260
—
58
—
Molodia
n
»
1200
—
1 Wirtsh., 1 Muhl mit
1 Stein und den Zehent
350
,^
182
■J
Czahor
Tt
n
1 Wirtsh., 1 Muhl mit
1 Stein und den Zehent
170
—
65
Ostriza ^
n
n
2 Wirtshäuser u. 4 Mühlen
mit 1 Stein
300
—
100
15
Mahala
n
»»
l Wirtshaus, 2 Mühlen
mit 1 Stein, u. den Zehent
500
—
162
•20
Hluboka »)
SUrost Thadeus
Turkul
Armener Cajetan
Theodorowics
350
—
1 Wirtshaus u. den Zehent
von Tabak
120
—
50
5<»
Petroutz
«
unterhaltet sol-
ches selbst Herr
V. Tnrkul
500
1 Wirtshaus, 1 MOhl mit
1 Stein
200
' 96
i
_
Latus . . 1
11550
—
128 Wirtsh., 24 Mühlen m.
32 Steinnn, 104 F. Heu,
einigen Zehent u. Feldbau
9085
1
2113
703
Die Anfänge des k. k. StaatsobstOtes Radadtz.
95
aa.l««ae3a.d.e Z^e^eaa.'Q.ezx
1
nach vorläutiger £xplioiition schul-
r Itubotstage
HS
tut
£|f|
m
im
s
3
S
1
%
f
0)
1
1
s
1^
Betragen in Geld, den Metzen a 15 kr.
gerechnet
Wie viele Heuschläge und
auf wie viele Falschen
in jedem Ort vorhanden
Anmerkung
anderer Neben-
nutzungen
ßenanntlich
Deren Betrag in Geld
Summa der ganzen Revenüen-Erträgnis
Was nach Abncblag der diesfälligen Er-
fordernis tiir die Untertbanen dem
Gmndberru frei eigen übriggeblieben
08
1
.2
H
Zu dessen Fechs- und Einfüh-
rung benöthigte Robotstage
Betraget in Geld, die Faltsche
oder 90 Portions ä 2 fl.
gerechnet
n. 0.
Metzen
•s
Metzen
fl.
kr
fl.
kr
fl.
kr
fl. !k.|
19120
2660
1840
6440
1030
120
40
5150
600
200
5834
680
226
1458
170
56
30
30
645
100
300
570
100
300
9720
1600
4800
2430
400
1200
5 Teiche, ertragen
in 3 Jahren 3820 fl.
2 Teiche, so wenig
ertragen u. nur zu
eigenem Gebrauch
2 Teiche, ertragen
alle 3 Jahren
150 fl. Rh.
1273
50
20
9696
1070
566
1900
50
30
cLer Fr-CLtli. v |
7280
5488
928
3200
1040
3220
2912
2800
2688
' 2000
100
200
100
200
60
60
10000
600
1000
500
1000
300
300
11333
666
1133
566
1133
340
340
2833
141
283
141
283
85
85
15
30
15
30
16
' 100
20
60
50
70
800
100
—
800
160
480
400
560
6400
800
200
40
120
100
140
1600
200
~
Vor die allda be-
findliche Mühl
zahlet jährl. 4 Duc.
16
4033
457
753
311
400
923
1805
485
16
30
16
30
16
59516
3910
19550
22151
5537
45
2246
970
25720
6430
-
7 Teiche ertragen
i. 3 J. 3970 fl. u. 1
MOhl jährl. 4 fl.
1339
20
22392
6
fwia. *) Ottrica. •; Hliboka.
96
Polbk:
e.
1
H 1 e TT o r gr e
'
deren nebei
?m respect.
1
Was die ,
•s
Ortschäfteo
3Sra.zxiezi
der
Grund-
herrschaft
der
dermaligen
Pächter
Wie viel Pachtschilliug jede
stehenden Ortschaften ilm
Grundherrn bezahlen
Juden in jedem Dorf
und wofür an Arrenda
bezahlen i
ä
II
^ 1
haben in Arrenda
zahlen
jährlich
an Geld
§1
0
1 fl-
kr
fl. Ikr
Vieh !
IVanslatus . .
11550
-
28 WirlHh.724 Mühlenm.
32 Steinen, 105 F. Heu,
einigen Zehent u. Feldbau
9085
i
2113
703'
Gorgye»tie *)
Kloster Dragomie
Jonati Kodresko
50
—
-
—
— 1
Czerepkoutz
Kloster Slatina im
Türkischen
»
80
—
2 Wirtshäuser
100
1
1
50 16*
Obreschan *)
Klos .er Moldovice
Armener Stephan
et Ursul
100
—
1 Wirtshaus, 1 Mühl m.
1 Stein und dem Zehent
100
—
1
27 17|
Rogosche-
stie »)
Joniza Cantoko-
sonna, Iwornik in
Jassy
r>
180
1 Wirtshaus und dem
Flachszehent
190
i
i
-i
21 21
Boschanze *)
Popp Magary
2 Wirtshäuser
1
176 24
ügyestie *)
Metropolit von
Jassj
1200
—
—
390
1
160 40
Trebulestie«)
Klofiter Putna
haltet derCaluger>
selbst, voriges J.
Herr Kitt. Nagel
1 Wirtshaus und 20 F.
Heu
80
1
80 40
Kamenka
n
n
450
—
1 Wirtshaus und 6 Fal-
tschen Heu
50
—
50 16
j
Szutzaven '') 1
n
n
1 Wirtshaus
15
~i
1
20', 7
Kupka
ji
n
l Wirtshaus und dem
Zehent
70
J
i
1
!
40 -
1
Sonima . . .13610
11
1
38 Wirtsh., 25 Mühl. mit
33 St , 131 Faltsch. Heu, 10080 ~
einigen Zehent u. Feldb. |
2737884
3621
Sigl. Kitz mann den 29ten Novembris 1779.
») Jordanestie. *) Opriszeny. ') Kogozestie. *) Bosancze. *) üidesti. •) Tereblestie. ^ Suc&awenjr.
Digitized by
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Die Anfäkoe des k. k. Staatsgestütes Radadtz.
97
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1
Wie viele HeuschJäge und
auf wie viele Faltschea
in jedem Ort vorhanden
Anmerkung
anderer Ne)>en-
nutzungen
Benanntlich
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Was nach Abschlag der diesfalligen Er-
fordernis für die Untertbanen dem
Grnndberru frei eigen übriggeblieben
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K
.2
II
Zu dessen Fechs- und Einfüh-
rung benöthigte Robotstage
3s 1 Betraget in Geld, die Faltsche
oder 90 Portions ä 2 11.
^~\ gerechnet
n. 0.
Metzen
TS '
Metzen
fl.
kr
1
59516'
3910
19550
22151
5537
45
2245
970
25720
6430
7 Teiche ertragen
in 3 J. 3970 tl., 1
Mühljährl.4Duc.
1
1339
20
1
22392
5
-
400
2000
2266
566
30
1000
—
8000
2000
-
—
—
2566
30
IH48
200
1000
1133
283
15
,200
-
1600
400
—
—
-
-
783
15
704
40
200
226
56
30
150
—
1200
300
-
—
—
—
4:)6
30
1176
14
70
73
18
15
150
—
1200
300
~
—
—
—
508
15
5600
200
1000
1133
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-
2400
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_
—
-
—
1273
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80
20
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—
-
-
76
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1
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340
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50
—
400
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—
—
—
—
265
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, —
—
—
—
—
100
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—
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-
250
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1
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-
—
—
—
—
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-
-
15
—
640;
-
—
—
—
—
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-
—
— ll —
-
—
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-
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8113-2
4864
24320
27548
1
6887
4205
— 517
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41400
10350
1
1
.7 Teiche ertratren'
in 3 J. 3970 H., 1,
,Mühljährl.4Duc.,
1339
1
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1
1
28656
20
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Gbogle
98
POI.BK:
Recapitulation
der in vorstehender ökonomischen Tabella aasgewiesenen Bevenuen-Ertragnis.
a 1 s
Specifice
Summariter 1
fl. kr.
fl.
kr
Der jährliche Pachtschilling ertraget ....
—
13610
—
Hierauf gehet ein
an Schank- und Mühlenarrenda, dann einigen Zehent
10080
—
—
—
für erbauet werdende 27548 n. 0. Motzen Haber k 15 kr.
gerechnet
6887
—
—
—
für gemacht werdende 2175 Faltschen Heu pr. 90 Por-
tiones k 2 fl
10360
—
—
—
an anderen Nebennutzungen
1339
20
—
—
Summa der Revenüen-Erträgnis
—
—
28656
20
obstehenden Pachtschilling hievon abgezogen mit
—
-
13610
—
verbleibt an klarem Nutzen
—
—
15046
20
Für diese werden gratis erlangt 5175 Faltschen Heu nebst
Streustroh und hingegen abgezogen an Geld
—
—
10350
—
womach auf Besoldung deren zu Besorgung der Pachtgüter
angestellt werden müssenden Beamten, denen verlas-
liehe Unterofficiers und Oemeine von Seiten des Be-
rn ontierungscommando beigegeben werden, und zu an-
deren, nicht vorhersehen könnenden Ausgaben erübrigen
—
4696
20
Ausweis deren Kobotstagen
Tage 1
Speci6ce
Summariter
An Robotstagen sind die Unterthanen nach eingangs ersicht-
lichen Explication berechnetermassen schuldig
Diese werden verwendet
zu Bebauung der Felder auf 4864 n. 0. Metzen Aussaat
zu Machung deren obigen 5175 Faltschen Heu
Werden annoch erübriget und können zum Stallbau und an-
deren verwendet werden
24320
41400
81132
65720
15412
Digitized by
Google
DiB Anfänob des k. k. Staatsobstütes Radautz.
99
Ausweis
Wie viel Haber- Dod Henportiones fQr 1500 Pferde jiUirlicli erfordert werden, was hierauf
erbauet werden kann und folglicben annoch zu erkaufen wäre.
als
Haber-
Heu-
PorUones
Die jährliche Erfordernis fiir 1500 Pferde pr. 365 Tage ist. .
Hievon kommen abzuziehen für 500 Pferde, welche den Sommer pr.
6 Monat oder 180 Tage auf «He Weide gehen ....
Verbleibt an Erfordernis
Hierauf werden vermog Recapitulation erbauet 27548 n. ö. Hetzen
Haber und 5175 Faltschen Heu
mithin wird erübriget
hingegen wären annoch zu erkaufen
547500
90000
457600
220384
237116
I
547500
90000
457500
465750
9250
Aus vorstehender Recapitulation ist also ersichtlich, dass jährlich auf 1500 Pferde das
Heu ganz gratis und 27548 n. ö. Metzen Haber, deren jeder ä 15 kr. angerechnet wird, erbauet
werden können.
Bei denen berechneten jährlichen Kobotstagen, welche zwar in ein und anderen Rubriken
etwas knapp, hingegen in anderen wieder desto reichlicher angesetzet worden, so dass sich
solche ausgleichen, muss angemerket werden, dass in denenjenigen Ortschaften, wo der Zehent
dem Juden mitverarrendieret ist, nicht 28, sondern nur 16 Tage Robot angerechnet, mithin
12 T&ge für den Zehent abgeschlagen worden.
Femers kommt noch anzumerken, dass des grösseren Nutzens wegen nöthig ist, auf 3
Jahre zu pachten, weilen der Nebennutzen jahrweise nicht beigelassen wird, widrigens ansonsten
diese Rubrik ganzlich wegfiele.
XLI.
Ex t r a et
aas dem von dem siebenbUrgischen Generalcommando eingereichten Rapporten über die dort-
landes abgehaltene Pferdmärkte und den durch die Officiers bewirkten Einkauf.
Orig. (K.-A. IL S. 1780—43-380.)
Pferdmarkt zu Csik-Szereda und Kronstadt.
Vermög Rapport des Kalnocki'schen Rittmeisters Mosatics seien daselbst keine zu Re-
luonten taagliche vorgefunden worden. Die meisten Pferde wären von sehr kleinem Schlag, bis
30 Stück zu 14 Faust und nur 3 remontenmässige, jedoch mit Defecten behaftete, vorhanden
gewesen.
Marus Vasarhely.
Vermög Rapport des 8avoy*schen Oberlieutenants Uhl seien allda 21 diensttaugliche
Pferde, die meisten hievon aber zu jung, vorhanden gewesen und von einem Kalnocki'schen
Wachtmeister 2 sechsjährige Chevauxlegerspferde, jedes pr. 18 Ducaten, und ein Husaren pferd
ä 17 Ducaten erkaufet worden. Es seie Hoffnung, künftighin mehrere Pferde zu überkommen,
jedoch wäre von den herrschaftlichen Gestüten kein Pferd auf den Markt gebracht worden.
Digitized by
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100 Polek:
Thordae.
YenuiSg Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Uhl ist der gante Markt aus schlechten
Bauempferden bestanden und von allen nur etwelche zu Chevauxlegers taugliche vorhanden
gewesen, welche aber wegen den allzu hohen Preis nicht erkaufet worden seien.
Sepsi St. Gyorgy.
Yermi^g Rapport des Kalnockischen Rittmeisters Mosatics ist allda kein taugliches Re-
montapferd angetroffen worden.
Reteck und Csik-Szereda.
Verniög Rapport des Savoy^echen Oberh'eutennnts Uhl und Kalnockischen Rittmeisters
Mosatics seien zu Reteck in allem 9 Stuck Pferde von einem guten Schlag vorhanden, die
übrigen aber alle abgenutzt und veraltet gewesen, wegen welchen Ursachen denn auch kein
Remonta allda erkaufet worden wäre. Man habe wenig Hoffiiung, im künftigen Jahre mehrere
taugliche Pferde anzutreffen, weilen sehr wenig junge im Vorschein kommen. Auf dem in C*ik-
Szereda fürgewesten Jahrmarkt hingegen seie kein einziges zum Remonta taugliches Pferd vor-
handen gewesen.
Szamoss Ujvar.
Vermiig Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Uhl habe sich auf dem ganzen Jahr-
markt kein einziges zu einem Remonta taugliches Pferd vorgefunden, weder seie Hoffnung, auf
künftiges Jahr etwas Vortheil hafte res zu bekommen.
Clausenburg.
Verniög Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Uhl seien auf dem ganzen Markt nur
2 Stück Pferde vorhanden gewesen, welche, wenn sie nicht im Preis Qbrtrieben gewesen wären,
zu Husarenrcmonten hätten gebraucht werden ktlnnen. Es lasse sich auch ins künftige wenig
Besseres versprechen, wenn nicht mehrere GestiUpferde auf den Markt gebracht werden.
Bistritz.
Vermag Rapport des Savoy'schen Oberlieutenants Ubl seien auf diesem Markte über
1000 Pferde vorhanden gewesen, jedoch wegen ermangelnder Tauglichkeit keines erkaufet worden,
und es lasse sich auch künftighin wenig Besseres anhoffen, da bishero roeistentheils fehlerhafte
und von der kleinsten Gattung Pferde auf die Märkte gebracht werden.
Fogarass.
Vermög Meldung des Kalnockischen Rittmeisters Mosatics haben sich zwar einige 14f&a-
stige Pferde allda vorgefunden, jedoch seie wegen überstiegenen Alter keines hievon zum Re-
monta angenommen worden ; es stehe aber dennoch zu hoffen, dass in künftigen Jahren mehrere
taugliche l*ferde im Vorsehein kommen werden.
Hermannstadt.
Vermög Rapport des Kalnockischen Rittmeisters Mosatics seie nur ein einziges Pferd für
tauglich erkennet unb für ein Husarenremonta assentiert worden.
XLII.
General Baron Enzenberg an das galiz. Generalcommando.
Orig. (K.-A. n. S. 1780—43—380.) Sucevice, ») 28. August 1780.
Ich würde die hohe Generalcommando-Verordnung vom 20ten Mai a. c. in Belang des
Remontageschäfts . . . schon längstens . . . beantwortet haben, so nicht vor not big erachtete,
bevor und umsomehr mit dem Herrn Rittmeister v. Cavallar mich zu benehmen und von ihme
in die Gewissheit gesetzet zu werden, ob er die Verpflegung deren Remonten seibat besorgen.
oder ob er diese Verpflegung aus denen k. k. Magazinen empfangen wolle. Da er dann nun
retoumieret und sich dahin geäussert, dass er sein Remontageschäft Selbsten verpfl^^en wolle.
*) Suczawitza.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgbstütes Radaütz. 101
Es ißt die Frage vorzüglich, inwieweit es respectu des Habers, Heu, Streustroh, Hut-
weide, Bi^nunkosten, Stallbeleuchtung und -Requisiten, dann der Vorspann es seine Richtig-
keit habe.
In Belang des Haber so wird Herr Rittmeister jederzeit, ausgenommen in gar sehr grossen
Fehljahren solchen in der Buccowina um einen sehr billigen Preis aufbringen; in Betreff des
Heues aber stehet doch zu besorgen, mit solchem schwer aufzukommen, als bekanntermnssen die
Viehzucht der einzige Buccowiner Nahrungszweig ist, a proportione des vielen Viehes der Heu-
überflass nicht bestehet und die täglich zunehmende Ansiedlung in der Folge auch die Heuerzeu-
gung sehr verringern wird. Dermalen annoch ein, bOchstens zwei Jahre durfte, um 1000 Pferde
mit Heu zu unterhalten, nicht sonderliche Schwierigkeit entstehen, in der Folge aber wird sehr
schwer diese Anzahl Pferde mit Heu mittelst ohngezwungenen Ankauf unterhalten werden
können. In Belang des Streustroh wird sich in der Zukunft kein Anstand ereignen, massen,
sobald das Remontacommando in der Buccowina den Haber ankaufet, auch die Agricultur
mehrer zunehmen, folglichen auch Stroh zu überkommen sein wird. Mit der Hutweido dürfte
es Anstände geben, und schwer und umso weniger wird die Hutweide und Gebirgsweide in
Bestand ohne Zwang zu überkommen sein, als die Menschen und folglichen auch das Vieh zu-
wachset und ohnehin actu aus Abgang der Gebirgs- und Hut weide eine grosse Menge Vieh
bekanntermassen aus der Buccowina nach der Moldau auf die Grasweide überführet wird. In
Belang der Bauunkosten kommet es bloss darauf an, ob die erforderlichen Hand- und Fuhr-
roboten hierzu gegen Bezahlung von der Obrigkeit beordert und wie hoch ein Handlanger und
wie hoch ein Fuhrrobot mit 2 Ochsen auf den Tag bezahlet werden sollen. Ausserdeme und
wenn es dem Buccowiner freistehet, ob er gegen bestimmte Bezahlung arbeiten könne oder
nicht, ißt zu besorgen, wie man keine Roboten ausser gegen grösseren Lohn wird Oberkommen
können. Meine unmassgebliche Meinung wäre, in Betracht dass die Stallerbau- und Reparie-
rung ein aerarischer Gegenstand ist, der Landmann hierzu und zwar dergestalten beorderet
werden könnte, dass ihme vor eine Handrobot 9 kr. und vor eine mit 2 Ochsen bespannte
Fuhrrobot 16 kr., vor eine mit 4 Ochsen bespannte Fuhr umsomehr das Doppelte solle auf die
Hand bezahlet werden, als der Landmann mittelst Bezahlung des Heugulden allschon auch sich
von allen Roboten reluieret hat.
Mit der Vorspann scheinet aber, dass dieser Gegenstand einer andern Betrpchtung unter-
liege. Nachdeme das Land mit den Heugulden, so doch nebst dem Service- und Strohgeld sich
von allem loskaufet, und diese Heureluierung ein Jahr in das andere bis 22.000 fl. und mehr
abwerfen wird, folglichen von allem andurch, was das Remontacommando Belästigungen verur-
sachen mag, sich loskaufet, die zu dem Remontagescbäft aber unzählbare Fuhren ohnausgesetzt
benöthigt werden, und solche als Vorspann anzurechnen eben in Betracht der Reluierung un-
billig wäre, so wäre der unmassgeblichen Meinung, dass das Remontacommando keine Vorspann
anverlangen, sondern die Fuhr per Tag mit 6 kr., was in der That ohnehin wenig ist, auf den
Tag be^ablen oder dem Remontacommando ganz überlassen sein sollte, wie es wolle oder könne.
sich selbst die Handlangers und Fuhren zu accordieren.
Wann dann die von dem Herrn Rittmeister v. Cavallar in der Berechnung aufgefuhret
und sodann wiederum abgeschlagen werdende 5 Posten so 41588 fl. 12 kr., dann die ohnent-
geltUche Abgabe der Gebrauchpferden, welche, wann sie auch ausgemustert, doch pro aerario
plus licitanti hintangegeben werden, nicht mit in den Kostenüberschlag zu nehmen verdienen,
so bin auch der gehorsamst und unzielsetzlichen Meinung, dass ein öjähriges.Remontapferd, be-
sonders in Friedepszeiten, sehr leichte vor 103 fl. 47Vio ^r. wird angeschaffet werden mögen,
besonders die sammentliche Mannschaft, die zur Wartung der Pferde bestimmet wird, nicht in
Betrachtung gezogen wird.
Szucewice, den 28. August 1781.
Enzenberg,
GM.
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102 Polek:
XLIII.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A. II. S. 1780-43-380.) Wien, 14. October 1780.
Wie es sich . . . aus dem zur Allerhöchsten Einsicht hier angebogenen Extract der seit-
hero eingelangten Rapports veroffenbaret, sind sehr wenig ^ugliche Pferde auf diesen Märkten
angetroffen und jrne, welche die erforderliche Tauglichkeit gehabt hätten, zu thcuer geboten,
dahero in allem nur 2 Chevauxlegers- und 2 Husarenpferde bis nunzu erkaufet worden.
Da es aber nothwendig ist zugleich fUrzudenken und sohin die Modalität festzusetzen,
wie in Friedenszeiten die nach Erfordernis des Dienstes benöthigte leic!ite Iferde beigeschaffet
werden mögen, so nimmt man sich die allehrbietigste Freiheit, Euer Majestät folgenden Vor-
schlag ... zu submittieren.
Aie Anschaffung der leichten Pferde in der Buccowina, wie solche bishero geschehen ist,
wird noch so lange nothwendig bleiben, bis man in Ungarn und Siebenburgen mehrere der-
selben durch den eigenen Ankauf aufzubringen vermögend sein wird.
Es ist hier von daruroen bloss die Rede von <}em eigenen Ankauf, weil . . . Euer Ma-
jestät in der über den hofkriegsrnthlichen Vortrag vom 23. März dieses Jahrs geschöpften
.Allerhöchsten Resolution unter andern ausdrUckÜch verboten haben, sich in Friedeuszeiten der
Lieferanten zu gebraueben.
Die Nebenunkösten des Cavallarschen Remontierungscomraando nebst der Fourage machen
jedes unter der Obsorge des Rittmeistern Cavallar stehende Pferd im Preise namhaft steigen
und da laut obiger Aeusnerung des Generalmajors von Enzenberg nach einem Paar Jahren das
erforderliche Heu und die Weide für diese Remonten in der Buccowina wegen der immer mehr
zunehmenden Anzahl von Einwohnern nicht mehr zu haben sein soll, folglich das Commando
nicht für beständig beibehalten werden dürfte, so wäre damals, wann solches eingestellet und
nicht etwan den Regimentern, wie es sonst geschehen ist, der eigene Ankauf ihrer Remonten
überlassen werden sollte, ein Stabsofficier oder Rittmeister zur Besorgung des Remontaankaufes
in Gallizien anzustellen, der den Markt in Brody zu besuchen und die Armenier, deren sich
Cavallar dermalen bedienet, beizubehalten hätte.
Es könnte hierzu umsomehr der Rittmeister Cavallar selbst gewidmet und allenfalls mit
dem angesuchten Avancement zu einem in Gallizien liegenden Regiment übersetzet werden, ab
er die dortigen Gegenden am besten kennet, wo die meisten und tauglichsten Pferde zu be-
kommen sind. Zu jeder Uebernahm hätten ihm die in Gallizien liegende Regimenter die be-
nöthigten Commandierten mitzugeben und die gebührenden Zulagen aus denen Regimentsunkosten
zu erfolgen, wodurch sodann das allerhöchste Aerarium die dermaligen bei dem Commando in
der Buccowina vorfallenden Nebenunkösten, als: Gebrauchpferde, Beschlag, Halfter, Stricke,
Medicamenten, Stallrequisiten, Diäten und Zulagen, die kostbare Erbauung der Stallungen und
derselben Unterhaltung, Schreibmaterialien, Postporto, Extraordinarien und nebst diesen die
F'ourage für 1000 uneingetheilte Pferde ersparen würde.
Es belaufet sich die Remontaerfordemis jährlich auf H80 (Jhevauxlegers- und auf 1400
Husarenpferde. Zu Ergänzung dieser Anzahl hätten die 4 Chevauxlegersescadronen von den
beeden Carabinierregimentern, dann die in Gallizien selbstliegende 3 Chevauxlegers- und 4 Hu-
sarenregimenter ihre Remonten aus der Buccowina, 2 Chevauxlegers- und 8 Husarenregimenter
aus Hungam, dann ein Chevauxlegers und ein Husarenregiment aus Siebenbürgen zu nehmen,
womach dann
aus der Buccowina 480 Chevauxlegers- und 700 Husarenpferde
„ Ungarn 270 „ „ 525 „
„ Siebenbürgen 130 „ „ 175 „
angeschaffet würden.
800 Chevauxlegers- und 1400 Husarenpferde
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DiB Anfänöb des k. k. Staatsgestütbs Radautz. 103
Jedem Chevauxlegers- und Husarenregipent wäre sein District) wo selbes den Ankauf zu
besorgen hätte, anzuweisen, welches von dämmen nöthig ist, damit nicht mehrere Käufer sich
in einem und dem nämlichen District einfinden und sich also selbst die Preise der Pferde ^
vertheuern.
Ebendahero aber, weil ein Regiment in den District des andern nicht gehen durfte,
hatten die Chevauxlegers allemal auch die in ihrem angewiesenen Bezirk vorhandenen dienst-
taugliche Husam- und die Husamregimenter zugleich Chevauxlegersremonten anzukaufen, doch
so, dass letzteren die Beibehaltung der Chevauxlegersremonten ausdrücklich dabei untersagt bliebe.
Die, obschon filr andere Regimenter erkaufte Pferde hätte sodann jedes Regiment zwar
für sich zu assentieren, nachher aber so, wie es der Hofkriegsrath anordnen wurde, an andere
zu transferieren, zu welchem Ende alle Monate die Rapports einzureichen wären, worin die
erkauften Pferde mit Unterscheidung der chevauxlegers- von den husarnmässi^en zu erschei-
nen hätten.
Zum Ankauf hätte jedes Regiment ein beständiges Conimando zu widmen, und obzwar
das Haddikische Regiment in Gallizien stehet, so könnte selbes dennoch bei dem Kauf in
Ungarn mitwirken.
Zur Sicherheit, dass keine aus Mangel des Masses für den Dienst unbrauchbare Pferde
Obemommen werden, wäre das Mass, von welchem man während dem Krieg Jn etwas abge-
wichen iBt, neuerdings bekannt zu machen, nämlich dass
ein 3jähriges Chevauxlegerspferd 14 Faust 2 Zoll
n 5 n n 15 „ — „
ein Sjähriges Husarenpferd 14 „ In
. 4 n .« 14 „ 2 „
n 5 „ „ 14 „ 3 „
haben müsse.
Die dermaligen Preise könnten einsweilen bleiben, nämlich
in Ungarn ein Chevauxlegerspferd 17 :^, für ein Husarenpferd 15 ^
n Siebenbürgen „ „ 18 „ , „ „ 18 „
„ Gallizien „ „ 19 „ „ „ „ 15 „
Da aber hei dem für Ungarn ausgesetzten geringeren Preis meistens 3jährige aufge-
suchet werden dürften, so wäre festzusetzen nöthig, dass kein Commando mehr als das Drittel
derlei 3jahrigen Pferde zu kaufen befugt sein solle.
A. G. V. Hadik.
XLIV.
Joseph IL an den Hofkriegsraths-Praesidenten Grafen Hadik.
Qrig. (K..A. II. 8. 1780—43—380.) Wien, 25. October 1787.
Lieber Feldmarschall Hadik ! Ehe ich über die künftige Rimontirung der Chevauxlegers-
und Hnsarenregimenter meine EntSchliessung ertheile, gebe ich dem Hofkriegsrath meine Ge-
danken hierüber mit, dass im Fall er etwa ein oder andern Orts ein Bedenken finden sollte,
derselbe die diesfällige Anzeige bejbringe und Mir seine Meynung cum reproductione dieses
V^ortrags gutachtlich heraufgebe.
Weil der Hofkriegsrath den Einkauf der Rimonten Regimenter- und districtsweise besor-
gen lassen will, so folgt nothwendig hieraus, dass in einem District sowohl Chevauxlegers- als
auch Hnsarenpferde vorhanden sind, ein Husaren regiment den Einkauf nicht allein von Hu-
saren-, sondern auch von Chevauxlegerspferden und vice versa nach seinem Antrag l>esorgen
muas. Es ist aber leicht vorauszusehen, dass ein Chevauxlegersregiment mit dem Ankauf des
Hnsarenregiments nicht zufrieden sein wird, und dieses zu billigen oder unbilligen Klagen und
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104 PoLKK :
Beschwerden Anlass geben wird. Um dieses zu vermeiden, wird wohl nichts besseres nein, als
wenn Chevnuxlegerspferde von Chevauxlegers und Husarenpferde von Husaren oingekaufet und
darzu solche Commandi, die aus Husaren und Chevauxlegers vermischt bestehen, aufgestellt
werden, wovon 1 in Siebenbürgen und 2 in Hungarn, deren jedes aus 1 Officier von den
Chevauxlegers und 1 Ofticier von den Husaren nebst den hiezu gehörigen Unteroföciers, Schmied
und übrigen Mannschaft zu bestehen hätte, zu stehen kommen müsste. Diese hätten zur ge-
hörigen Zeit die Pferdmärkte und Gestüte zu besuchen und dasjenige, was sich zum Ankauf
tauglich vorfindet, und zwar der Officier von den Chevauxlegers chevauxlegersmnssige und der
Husarenofficier husaren massige Pferde einzukaufen. Die eingekauft werdende Pferde mussten
alsdann, um nicht uneingetheilte Pferde führen zu dürfen, für da8Jenige Cavallerie-, es seie
Curassiers-, Dragoner-, Chevauxlegers- oder Hnsarenregiment assentiert und demselben zur Wart-
und Pflegung zugeschickt werden, welches dem Ort des Einkaufs am nächsten liegt.
In 80 weit dieser Gegenstand hauptsächlich Gallizien betrifft, da kann es diesfalls einst-
weiten, und solange bis die Verpflegung der Rimonten in der HukowinaJ sich nicht mehr thnn
lässt, bei demjenigen verbleil>en, wie es bishero in BetreflT der Hcrbejschaffimg der leichten Ri-
monten unter der Aufsicht des Rittmeisters Cavallar geschehen ist. Sobald aber die Unistande
in der Buccowina die Verpflegung der Rimonten daselbst nicht mehr zulassen, so wird alsdann
in Galli/ien das nämliche mittelst einem aus Chevauxlegers und Husaren zusammengesetzten
Commando, wie in Hungarn und Siebenbürgen zu veranlassen sein, und da dem Rittmeister
Cavallar ohnehin die dortige (legenden, Märkte und übrige Umstände seit so langer Zeit her,
als er in diesem Geschäft verwendet worden ist, am besten bekannt sein müssen, so wird es
auch am sicherst und rathlichsten sein, ihm die Aufsicht über dieses vermischte Commando mit
der oben angeführten Belehrung zu ül>ertrageu, da im Ganzen immer der richtige Bedacht ge-
nommen werden muss, so viel leichte Rimontapferde^ für Chevauxlegers und Husaren im Vor-
rath, seie es in der Buccowina oder vertheilter in Hungarn, Siebenbürgen und Oallizien, zu
haben, um bei entstehendem Krieg gleich mit selben den vermehrten Kriegsstand in diesen
leichten Truppen beritten machen zu können.
Wegen Avancement des Cavallar erwarte noch den hierüber mir das Ganze zu macheu.
den Vorschlag.
Joseph Corr.
XLV,
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. H. S. 1781—43—32.) Lemberg, 5. Jänner 1781.
Eine hohe Instanz geruhete mittels des hohen Decrets ddo 29. Octobris et praes. 17ten
Novcmbris erst verflossenen Jahrs aus Anlass des Allerhöchsten Entschluss Sr. kaiser). königl.
Apostol. Maiestät, womach zu Completierung der leichten Cavallerie auf den Kriegsfuss eine
Anzahl von 7000 Remontapferden in Hungarn, Siebenbürgen und Gallizien vertheilet werden
solle, von dem hierländigen Generalcommando die Auskunft abzuforderen, wie viel dergleichen
Remonten gegenwärtig in der Buccowina Platz hätten.
Da ein das anderweite ebenfalls vom 21Uen Octobris a. p. erlassene hohe Decret die
weitere Allerhöchste Entschliessung dahin zu vernehmen gegeben hat, dass zur Zeit, wann der
von dem Herrn General Baron Knzenberg angezeigte Heumangel sich bestätigen sollte, der
Ankauf der Pferden hierlnndes auf die nämliche Art, wie es in Hungarn angeordnet worden,
unter der Direction des Rittmeisters Cavallar, jedoch mit dem Unterschied eingeleitet werden
solle, dass nicht, wie in Hungarn, zwei, sondern nur ein Commando aus ein Chevauxlegers- und
ein Husarenoflicier und beederseitigen Coraniandierte in Gallizien zu stehen komme, so habe
ich für nöthig befunden den Rittmeister Cavallar anher zu berufen und die Art und Weise, wie
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radaütz. 105
diese zweifache Allerhöchste Gesinnung am besten erfüllt werden möge, commiqsionaliter in
Cberlegung zn nehmen.
Nach dem Inhalt des erst angezogenen zweiten hohen Befehls solle der in Hungarn und
Siebenbürgen angeordnete Remontaeinkauf nur alsdann auch hierlandes unter der Direction des
Rittmeister Cavallar eingeleitet werden, wenn der vom Herrn General Br. Enzenberg im Sep-
tember vorigen Jahrs besorgte Heumangel sich wirklich bestätigen sollte. Nun bin ich nicht nur
allein von dem Gegentheile dieser Br. Enzenberg'schen Anzeige während meiner im Novembri
vorigen Jahrs in der Buccowina gemachten Keise durch den Augenschein überzeugt worden,
sondern es hatte auch schon damals der Rittmeister Cavallar auf 1200 Pferde die Heuerfor-
demiH für das ganze erst eingegangene 1781te Jahr, die Portion k P/s kr., und die Erfor-
dernis an Haber bis Ende März, die Portion ä 27i6 ^i*- angeschaffet. Es versicherte auch ersagter
Kittmeister sowohl mit den übrigen pro 1781 auf 1200 Pferde noch erforderlichen Haber als
Überhaupts mit der Fourage für eine grössere Anzahl Pferde aufzukommen, ohne dass diesert-
halben die mindeste Beschwerden von dem Land zu befahren sein werden. Bei dieser Beschaf-
fenheit dürfte es also nach dem Sinn vorberührter Allerhöchster Resolution hierlandes von der
in Hangam angeordneten Bemonteneinkauf wieder abkommen; in der Erwägung aber, dass an
der auf den Kriegsfuss erforderlichen Anzahl von 7000 Pferden durch den eigenen Einkauf in
Hungarn et annexis provinciis nicht so leicht 2- oder 3000 Pferde von der vorgeschriebenen
Ma» und Fähigkeit aufzubringen sind, unterfanget man sich. Einem hochlöbl. k. k. Hofkriegs-
lath mit dem unmassgebigsten Vorschlag wegen Unterbringung einer zu Oompletierung des
Kriegsfuss erforderlichen Anzahl leichter Cavalleriepferde auch jenen zugleich vorzulegen, wie
der gröflste Theil dieser Kriegserfordemis am leichtesten und geschwindesten aufgebracht wer-
den könne.
Die eigene Remontierung der Regimenter kann alsdann, wann sie inner den Erblanden
vorgenommen würde, an sich sehr viele Vortheile für den Dienst und das allerhöchste Aerarium
haben. Denn das Ungemach, welches die Regimenter durch den eigenen Einkauf der Pferden
and durch die Verrechnung der diesfälligen Kosten haben, wird durch den Vortheil überwogen,
welcher ihnen von daher zugehet, dass sie alsdann keine Ursache mehr haben, sich über ihre
Pferde zu beklagen. Weil aber die inländische Pferdezucht derzeit noch nicht so beschaffen
ist, dass man daraus leichte Cavalleriepferde, wie sie der dermalige Dienst erforderet, nach den
Tausenden ziehen könue, so ist doch kein anderes Mittel, als den Abgang an leichten Caval-
leriepferden wie bisher aus fremden Landen einzukaufen; denn so eine grosse Menge Pferde
es hierlandes gibt, so sind doch sehr wenige darunter, die zu unserem Cavalleriedienst taugen,
und die wenige dienstbare Pferde in einem übertriebenen hohen Preis.
Einer hohen Instanz sind die Vorzuge des bishero von dem Rittmeister Cavallar besorgten
Remontaeinkauf am besten bekannt; ja 8e. Maiestät Selbsten haben darüber ihre allerhöchste
Zufriedenheit erkennen zu geben geruhet.
Bei einer solchen Überzeugung kaun das Generalcommando nicht wohl irregehen, wenn
das^lbe auf die Fortsetzung des Cavallarischen Remontaeinkauf unterthänigst einrathet.
Man misskennet nicht, dass, je stärker der Einkauf der auswärtigen Pferden betrieben,
umso inehrere Barschaft dem inländischen Geldumlauf entgehet. Man stellet sich auch vor,
dass von ein- cder anderem Cavallerieregiment Klagen wider die Cavallarische Remonta vor-
kommen werden. Dem ersten und nothwendigen Übel kann derzeit nur der Wunsch zu einer
ergiebigeren inländischen Pferdezucht begegnen, hingegen die Klagen über die den Remonten
Kustossendeu Krankheiten oder Defecten dadurch grösstentheils, weil Pferde wie andere Crea-
turen ungefähren Zufallen ausgesetzet sind, vorgekommen werden, wann sich bei der Unterbrin-
gung, Wart- und Futterung der Pferden nach der vom Rittmeister Cavallar hinausgegebenen
Bemerkung benommen würde. Sollte aber auch unter den im letzten Krieg erkauften mehreren
Tausend Pferden ein oder andere etwas unter der Mass sich vorgefunden haben, so wird die
Zahl sehr gering und die Pferde dennoch brauchbar ge weben sein.
Die Unterkunft einer gewissen Anzahl von den auf den Kriegsfuss erforderlichen 7000
Pferden kr>nnte hierlandes und in der Buccowina für beiläufig 3000 Pferde verschaffet werden,
ond zwar 1500 in die Buccowina und 1800 in Gallizieu und Lodomerien.
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Jtoogic
106 Polek:
Von de^en in der Buccowina angetragenen 1500 Pferden wären 1000 Stück in den theils
vorhandenen und theils noch zu erbauenden Stalhingen aufzustellen und 500 Stucke, vfie bishero
geschieht, auf die Weide zu lassen.
Die vorberührte 1000 Kimonten können in der Buccowina an nachbenannten Ortschaften
in Stallungen aufgestellet werden, und zwar zu
Sastafna 1) oder Kutcherraik «) .... 100 Pferde
Luschan 100
Waskowez 200
Sattagura 100
Bohjana ■) 50
Kutscharmare 100
Sterza*) 100
Seret 100
Boinze 100
Fradauz**) 50 1000
hierzu die auf die Weide gehende 500
welche im Winter in die Okols zu Bohjana und Fradautz untergebracht werden.
Was nun die Stallungen betrifft, so sind in der Buccowina zwar auf 700 Pferde Stal-
lungen erbauet worden, die meisten aber drohen den Einsturz, dass man derzeit nur 200 Pferde
wohl unterbringen kann; es müssten also annoch auf 800 Pferde einige Stallungen er-
bauet werden.
In der Buccowina, wo das Holz im ÜberHuss vorhanden ist, kann die Erl>auuug derlei
Stallungen gar nicht viel kosten; hingegen wird in Gallizien dazu ein grösserer Aufwand er-
fordert werden, welcher sich aber dermalen nicht bestimmen lässt, weil die diesfalls mit Ingen.-
Officiers vorzunehmende Beaugenscheinigung in einem jeden Ort nicht so geschwind und
auch bei gegenwärtiger Jahreszeit sehr hart vorgenommen werden kann.
In Ermanglung des commandierenden Generalen
Freiherr von Schröder
FML.
XLVI.
Vortrag des Hofkriegsrathes.
Orig. (K.-A, 11. S. 1781—43-32.) Wienn, 29. Jänner 1781.
(Randbemerkung): ich begnehmige, dass die Kemontierungscommandi nach dem An-
trag des Hofkriegsraths zusammengesetzet werden.
Die Auswahl des nach Pest zu Dirigierung dieser Commandi angetragenen Staahsofficiers
kann unter denjenigen Individuis vom hungarischen Generalcommando getroffen werden, welche
im Vortrage benannt worden.
In Siebenbürgen darf dermalen und solang bis nioht etwa die dortigen Einwohner zur
Pferdzucht mehr aufgemuntert werden und sich selber mit Werkthätigkeit widmen, kein eigenes
Remontierungscommando aufgestellet, sondern dieser Ankauf allda einsweilen durch einen
Officier von Savoye und durch einen von Kalnocky besorget werden.
Solang als die vom Rittmeister Cavallar herbeigeschafft werdende Kemonten in der Buc-
cowina zu verpflegen thunlich sein wird, bleibt es in Rücksicht auf Gallizien bei Meiner dies-
falls bereits ergangenen Resolution, und nur im entgegengesetzten Falle wurde alsdann erst
nöthig sein, in Gallitzien ein eigenes Remontierungscommando aufzustellen.
*) Zastawna. •) Kuczurraik. ^) Bojan. *) Baince. *) Fratautz.
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Die Anfänge des k. k. StAATSGBSTüTEs Radaütz. 107
Was übrigens die auf den Fall eines ausbrechenden Krieges nöthige Anzahl leichter
Pferde betrifft, so wäre Meine Gesienung keinerdings, dass solche schon in Friedenszeiten an-
gekaufet und unterhalten werden sollten, sondern dass die bei den Remontierungscomraandi in
HaDgam aufzustellende Officiers sich bei ihrem Geschäfte die Kenntnissen von den an guten
Pferden reichesten Gegenden beizulegen hätten, damit man im erforderlichen Falle die nöthige
Anzahl leichter Pferden herzunehmen wisse; welchen Endzweck man umsoweniger verfehlen
dürfte, als die Einwohner, sobald sie sehen werden, dass es mit dem inländischen Einkaufe ein
Ernst ist, ohne Zweifel dadurch zur besseren Pferdzucht aufgemuntert werden, und man wird
in der Zeitfolge den auswärtigen Einkauf leichter Pferden nach der inländischen Ergiebigkeit
abmessen, und sowie diese zunimmt, jene verminderen kennen, wornach es dann von dem be-
trächtlichen Aufwände sowohl der Anschauung als der Unterhaltung von 7000 Stück Pferden in
soweit abkömmt, als Ich in der Buccowina unter dem Rittmeister Cavallar nur den alljährlichen
Friedensabgang aller gallitzischen Regimenter allzeit im voraus allda auf ein Jahr beisammen
zu halten gesinnt bin.
Joseph.
XLVII.
Hof kriegsrath an das galizische Generalcommando.
Concept. (K. A. II. 8. 1781—43-38.) Wien, 17. Februar 1781.
Wie bekannt, soll pach der Allerhöchsten Absicht Seiner Majestät so lang, bis sich die
Verpflegung in der Buccowina nicht mehr wird thun lassen, es bei demjenigen verbleiben, wie
es bishero in Betreff der Herbeischaflfung der leichten Remönten unter der Aufsicht des Ritt-
meisters Cavallar geschehen ist, und unter dem Rittmeister der alljährige Friedensabgang aller
galizischen Remönten jederzeit im voraus auf ein Jahr beisammen gehalten werden.
Nun wird infolge einer andern Allerhöchsten Resolution der Abgang zu Friedenszeiten
jährlich k 10 procento gerechnet, folglich würden für die drei dortlandes verlegte Chevauxlegers-
regimenter und für die zwei Carabiniersdivisionen, die man auch mit Cavallarischen Remönten
versehen zu lassen antraget, jährlich . . . . . . . 401 Chevauxlegers
-und für 4 Husarenregimenter 584 Husaren
mithin zusammen . 985 Remönten
erforderlich sein, welches also die eigentliche Zahl ist, die der Rittmeister Cavallar beständig
vorrathig zu haben und, wie eine Abgab an die Regimenter erfolget, gleich wieder ergänzen muss.
Nach dieser zum Grundsatz zu setzenden Zahl ist nun der Stand des Commando und der
erforderlichen Stallungen zu regulieren.
Seine Majestät haben über den Vorschlag des Rittmeisters Cavallar, ein eigenes Remon-
tencommando zu errichten und demselben eine besondere Montursfarbe zu geben, nichts resol-
vieret; es bleibt also dabei, dass dieses Commando aus Leuten von verschiedenen Regimentern
zusammengesetzet werde.
XLVIII.
Galiz. Generalcommando an den Hofkriegsrath.
Orig. (K.-A. II. 8. 1781—43-390.) Lemberg, 30. September 1781.
Ein hochlobl. Hofkriegsrath beliebte Ober den von diesem Generalcommando wegen Re-
gulierung de« Cavallarischen Remontierungsgeschäftes unterm lOten April a. c. gemachten Vor-
schlag und die zugleich entworfene Instruction die Verfassung der Plans und Überschläge über
die zu erbauende Stallungen und Kasems anzubefehlen, zugleich aber auch über zerschiedene
Gegenstände Auskünften abzuforderen.
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108 Polek:
Da nun der Ing.-Oberlieutenant Grotger, welchen man diesertwegen eigeods in die Buko-
wina abgeschickt hat, sothane Plans und Überschläge zustande gebracht, so verweilet man nicht.
Ober das Ganze den abgeforderten Bericht punctatim abzustatten.
Ad Imum könnte die Zahl der 236 Gebrauchpferden ohne Nachtheil des Dienstes nicht
auf 200 herabgesetzet werden, wenn nach dem Vorschlag vom lOten April 600 Remonten in
Stallungen aufgestellt werden sollen, weil diese Remonten immer mit Gebmuchpferden spazieren
gefUhret werden müssen, und dazu keine Remonten gebraucht werden können, ohne dies^be
der Gefahr einer Beschädigung auszusetzen.
Um aber die nicht allein in diesem StQck, sondern bei dem ganzen Remontiemngs-
geschäft auf alle mi^gliche Wirtschaft abzielende hohe Gesinnung desto sicherer zu erreichen,
hat man das ganze Werk nochmal mit dem Herren Rittmeister Cavallar in Überlegung genom-
men und für gut befunden, die meisten Remonten Sommer und Winter in den Okols frei
füttern zu lassen.
Die Fütterung der Remonten in den Okols ist der Natur dieser Pferden mehr ange-
messen; sie gibt denselbeu mehr (Tesundheit und Kräften und verminder:, die Unterhaltungs-
kosten fast um die Hälfte, weil die Remonten beständig in der freien Luft und natürlit^n
Bewegung verbleiben und im Sommer auf der gesunden Weide und bei frischem Wasser, im
Winter aber bloss mit Heu unterhalten und auf diese Art nicht allein die mit 236 Stück ange-
tragene Gebrauchpferde bis auf 182 vermindert, sondern auch der mit 400 Köpf angeschlagene
Stand der Commandierten auf 246 herabgesetzet werden kann.
Ad 2dum zweifelt man nicht, dass die beede Gamisonsregimenter bei einem ausbrechenden
Krieg, wo sie zum Theil zur Completierung der Stabsregimenter und zu anderen Diensten be-
stimmt sind, auch hinlangen werden, uiu das Remontierungscommando bloss aus Leuten vom
2ten Gamisonsregiment zusammensetzen zu können, nachdeme dieses Regiment allein 3600 8u-
pemumerarien zählet und bei mehreren Cavallerie- und Infanterieregimenter viele Halbinvslide
zum Garnisonsregiment praenotieret sind.
Das Generalcommando ist vielmehr der Meinung, dass bei einem ausbrechenden Krieg
Cavallar aus seinen Commandierten gleich eine Division des Stabsdragonerregiment« werde
formieren und mit ihr ins Feld marschieren, vorhero aber wegen ununterbrochener Fortsetzung
des Remontierungsgeschäfts die nöthige Ankehrungen ti*eifen können.
Aus dieser und der weiteren Betrachtung, dass die Cavallarische Remontierungsmann-
schaft im Sommer bei dem Gestüte und im Winter in den Okols aller Witterung ausgesetzet
ist, traget man kein Bedenken, die wiederholte Bitte des Rittmeister Cavallar zu untenttützen,
auf dass seinen Commandierten die blaue Muntur nach dem Stabsdragonerfuss abgemchet
werden möge.
Ad 3tium. Der zu Szaleszik auf 130 Pferde erbaut werdende Stall ist eigentlich der
Ort, wo die wilden Pferde vor der Abgabe an die Regii^enter das erstemal an die Halfter ge-
wöhnet und angebunden werden, weil bio sonsten bei dem ersten Anbinden eine nicht sehr
befestigte Krippe oder Verzaumung zusammenreissen und sich dadurch beschädigen, wessetwegen
diese Stall ung mit keinen Krippen und Barren versehen und daher mehr ein Stadl als ^tallung.
dabei aber nach Versicherung des Rittmeisters Cavallar höchst nöthig ist.
Ad 4ten. Man hat zwar in dem Vorschlag vom lOten April angetragen, nur 400 Re-
monten in die Okols unterzubringen und 600 nebst den Gebrauch pferden in Stallungen aufeu-
stellen, zu diesem Ende nebst den vorhandenen brauchbaren Stallungen
200
zu Waskowecz auf
100
„ Satagura und Sterza
100
noch zu Kitzmann
auf
100
„ „ Waskowez
n
100
„ „ Kutschermik
»
100
„ „ Kutschermare
n
100
n . Sereth
n
60
„ „ Boinze
n
150
600
Pferde neue Stallungen und einen neuen Okol zu Fraudauz zu erbauen.
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Eadaütz. 109
Aus denen ad Imum angeführten Betrachtungen hat man diesen Antrag dahin abzuändern
für rathsamer erkennt, dass 900 Remonten in den Okols und nur 300 Pferde in Stallungen
unterhalten, zu dem Ende 3 neue Okols, und zwar zu Bojana, Fraudauz und Bajacestie, jeder
zu 300 Pferden, errichtet und nebst den zu Waskowez, Sattagura und Sterza auf 200 Pferde
vorhandenen Stallungen noch ein neuer Stall zu Waskowez uebst dem Quartier für den Cora-
mandanten und die Commandierte erbauet werde.
Zu Waskowez hat man die Stallung auf 100 Pferde und das Stabsquartier von darumen
angetragen, weil allda ein guter Stall auf 100 Pferde und schon einige Quartiere vorhanden,
auch der Commandant zur Besorgung des Dienstes allda besser als zu Kizman untergebracht wird.
Die Okols sind in solchen Gegenden ausersehen worden, wo frisches Wasser und Über-
fluss an Grasfutter vorhanden ist.
Unter andern ist Baja und Bajacestie nicht weit von guten Waldungen und des Moldau-
flusses entlegen; es wird auch der Ankauf aus der Moldau Ober Baja nach Bajacestie sehr
eiieichteret; es stehet auch zu hoffen, dass durch die ohnehin näclistens in der Bukowina für
sich gehenden Untersuchung der Grundeigenthumsrechten ein und anderer Terrains und mit
solchen ein schöner Wiese wachs dem Aerario anbei m gebracht werde.
Der Ing. -Oberlieutenant Grotger hat zwar nach Ausweis der hier angebogenen Plans und
Überschläge die Baukosten für den neuen Okol zu Fraudauz mit EinbegrifF des Quartiers für
l Rittmeister, 1 Lieutenant, 2 Unterofficiers und 24 Mann auf 3.696 fl. 47 kr.
für den zweiten Okol zu Bojana und für den dritten zu Bajacestie 6.324 „18 „
für den Stall auf 100 Pferde zu Waskowez und die Kaserne auf . . 2.915 „ 61 „
dann für das Stabsquartier dallda 4.557 „ 44 „
17.494 fl. 44 kr.
berechnet; Herr Generalmajor B. Enzenberg versicheret aber, dass der Bau bei weitem
nicht so hoch zu stehen komme, und dass er den ganzen Bau von dem jährlich zu diesem
Ende von jeder Familie mit 5 kr. entrichtet werdenden Beitrag bestreiten werde, besonders da
fast alle Materialien schon vorhanden seien.
Ad ötum werden keine Hand- oder Zugroboten zu dem Gebäude verwendet werden,
welche die Unterthanen nicht zu leisten schuldig sind.
Ad 6tum hat Herr General B. Enzenberg sich erkläret, die Reparation bei ein- und
anderen Gebäude jährlich mit 1500 fl. und aus dem nämlichen Fundo besorgen zu lassen.
Ad 7mum. Die Anlage erweiset, wie die Officiers und übrige Commandierte bei dem Re-
montierungsgeschäft einzutheilen dem Dienst angemessen befunden worden ist.
Ad 8vum. Die Remonten werden, wie vorbesagt, in den Okols im Sommer auf der
W^eide getrieben, im Winter mit blossem Heu, und zwar jedes täglich mit einer doppelten
P. P. Portion gefüttert, hingegen bekommen die in den Stallungen aufgestellte Remonten ohne
Untenichied, ob sie zum Chevauxlegers- oder Husarendienst geeignet sind, im Winter eine ganze
Haber- und 1 P. P. Heuportion, im Sommer aber nur Vs Haber und 1 ganze Heuporlion.
Ueberhanpt aber ist es die Sache des Rittmeister Cavallar das Futter nach den Kräften der
Pferden abreichen zu lassen und darüber Rechnung zu legen.
Ad 9num. Sobald die Mannschaft nach diesem unmassgeblichen Vorschlag in Kasemes
befiuartieret wird, welches wegen Abgang anderer Unterkunft unumgänglich nöthig ist, so wird
Cavallar der Mannschaft vom Wachtmeister abwärts den Service gegen Schlaf kreuzer ver-
schafi'en.
Da die Kasemes von den anderen Örtem und besonders von den Verpflegsmagazinen
entfernt sind, so dürfte der Service von dem Verpflegsamt wegen der Zuftihrunkosten nicht
wohlfeiler verschaffet werden können.
Ad lOmum. Der Aufsatz über die Erfordernis an Montur und Rüstung wird hier nach
dem ersteren und dem gegenwärtig antragenden Stand mit Bemerkung der nach letztem aus-
fiftllenden Ersparang gehorsamst angeschlossen.
Ad llmum. Zur Ausmessung des auf Zulagen jährlich erforderlichen Geldbetrags ist kein
richtiger Satz vorhanden. Anno 1778, wo das Remontierungsgeschäft stark betrieben worden,
haben die Zulagen 5154 fl. 32 kr., anno 1779 5058 fl. 9 kr. und anno 1780 1250 fl. 47 kr.
betragen.
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110 Polek:
Durch die Unterbringang der Pferden in die OkoU werden die Commandierte zw«r künf-
tig verminderet, hingegen wird ihre Dienstleistung umso beschwerlicher, weil sie Tag und Nacht
wirksam sein müssen. Um also die Leute doch besser leben zu machen und dienstbar zu er-
halten, könnte auf Zulage 4500 fl. angetragen werden.
Ad 12dum. Bishero haben die Wartknechte nichts mehr als täglich 15 kr. Liohn, und
von diesem müssen sie »ich den Unterhalt und die Kleidung verschaffen.
Die Wartknechte werden weder gegen Capitulation engagieret noch in Eid und Pflicht
genommen, weil eine solche Behandlung diese Leute, die mit den wilden Pferden wohl umgehen
können, folglich unumgänglich nöthig sind, abhalten wurde,^ sich bei dem Remontienings-
gcschäft zu engagieren.
Gleichwie nun das Generalcommando der zuversichtliehen Hoffnung lebet, durch gegen-
wärtigen gehorsamsten Bericht die hohe Gesinnung Eines hochlöbl. kaiseri. königl. Hofkriegs-
raths erfüllet zu haben, also bleibet demselben nichts weiteres übrig, als sich tiberhaupts auf
seine in dieser Materie unterm 5ten Jänner und lOten April a. c. erstattete Berichte nochmal
geziemend zu beziehen und das für das Avancement des Herrn Rittmeister Cavallar wiederholt
eingelegte Vorwort gehorsamst zu erneuem.
Ijemberg, den 30ten September 1781.
In Ermanglung des commandierenden Generalen
Freiherr v. Schröder
FML.
XLIX.
(Ueberschläge.)
Orig. (K.-A. IL S. 1781-43-390.) Wienn, 19. October 1781.
Über die von Einem löbl. kaiserl. königl. Hofkriegsrath brevi manu anhero roitgetheilt.
hiemeben rückschlUssige 3 Plans und Überschläge einiger in der Buccovina zu errichtenden
Gebäude befindet die Hofkriegsbuchhalterei Nachfolgendes zu erinnern.
Imo. Wird zu Fradautz ein Okol auf. 300 Pferde, dann eine Quasikasem für die
daselbst commandierte Mannschaft von 24 Gemeinen und 2 Unterofficiers, dann
einen Lieutenant, auch einen Rittmeister angetragen mit 369G fl. 47
Desgleichen werden zu Bojana und Bajascre (sie) zwei Okols nebst Käsern und
respective Unterkunft für die dabin commandiert werdende Mannschaft, jedoch
ohne des Rittmeisters Quatiers angetragen und jeden Orts auf 31G1 fl. 9 kr.,
beide zusammen also gerechnet auf 6324 „ IH
2do. Zu Waskowiz wird ein Remontenstall auf 100 Pferde, desgleichen die Unter-
kunft für die dahin commandiert werdende Mannschaft nebst einem Officier an-
getragen mit 2915 r. 51
3tio. Wird ebenfalls zu Waskowiz ein Remontierungs-Stabsquartier sammt Kanzlei-,
Fouriers-, Wachtmeisters- und Domestiquenwohnung angetragen mit . 4557 „ 44
Summae el Latus . 17494~?L 40
Weilen aber in diesem Überschlag bei der Schlosserarbeit für 42 Stück 2flüglichte
Fensterstöck mit dem nöthigen Beschlag zu versehen pr. Stück ä 2 fl. 20 kr.
anstatt des eigentlichen Betrages von 98 fl. nur 35 fl. angesetzt werden, so
kommen annoch dieser Erfordernis nachzutragen die zu wenig angesetzte . 63 fl. —
Solchemnach betraget die ganze Erfordernis zu den obenannten Objecten . 17567 fl. 40
Für die Steine zum Mauern wird bloss das Fuhrlohn pr. Klafter li 1 fl. 30 kr. und die
Mauerziegel das Tausend Ji 5 fl. sammt Fuhrlohn l)erechnet, der Kalch zu denen Gebäuden bei
Waskowiz wird pr. Korez a 38 kr. zu erkaufen, zu jenen Gebäuden aber bei Fradauz von dem
zum Behuf des Verpflegsamtes in Seret erliegenden Vorrath pr. Korez k 17 kr. herzunehmen
angetragen; wegen des Sfinde» wird nur auf die Vergütung des Brodea für die Robotfuhren
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DiB Anfänge des k. k. STAATSG£STt3TES Radautz. 111
gerechnet, die Mauerarbeit und zwar die Steinmauer wird pr. Cubikklafter mit 2 fl. 50- kr., die
Ziegelmauer aber mit 2 fl. 33 kr. angesetzt; für das Holz werk wird ebenfalls nur auf die Ver-
gütung der Robotfuhren angetragen und auf das Anarbeiten für jede Currentklafter 6 kr. ge-
rechnet. Man findet sowohl das Materiale regelmässig berechnet als desselben und vorberührte
Arbeitspreise, wie jene derer Tischler-, Schlosser-, Glaser- und Hafnerarbeiten der Billigkeit
angemessen.
Auf die erforderliche Requisiten zu Fradauz, Bojana und Bajasere werden jeden Orts
100 fl., zusammen also 300 fl. —
zu denen beiden Objecten bei Waskowiz aber . . . ' . . . . 158 fl. 20
in Summa also auf Requisiten 458 fl. 20
dann auch auf Besoldung deren Mauer- und Zimmerpoliers für jedes Object 100 fl.,
zusammen also angetragen 500 fl. —
Bei diesen beiden Articuln kann man nicht umhin zu bemerken, dass durch Beobachtung
einer genauen Wirtschaft sich eine merkliche £r8parung machen lassen werde.
Wienn, den 19ten October 1781.
Jos. Ant. Paumann
Vidi Paohmann Regierungsrath und Hofbuchhalter.
Hofrath. Joach. Friedr. Holzius
k. k. Hofkriegsbuchhaltungs-Raitofiicier.
L.
Vortrag des Hof kriegsrathes.
Orig. (K.-A. n. 8. 1781—43 390.) Wien, 31. October 1781.
Euer Majestät haben über den diesseitigen Vortrag vom 29ten Jänner anni currentis zu
befehlen geruhet, dass in der Buccovina unter dem Rittmeister CavaUar der jährliche Friedens-
abgang an Pferden von allen in Gallizien verlegten Cavallerieregimentern allzeit auf 1 Jahr im
voraus beisammen gehalten werden solle.
Da es nothwendig war, den jährlichen Abgang nach einem sichern Satz zu berechnen,
80 hat man sich bei dessen Bestimmung an die dem Hofkriegsrath am 29ten November 1780
zugekommene Allerhöchste Resolution gehalten, mit welcher der Antrag der Hofrechenkammer,
den Abgang an Pferden mit 10 Procento zu berechnen, allergnädigst begnehmiget worden ist.
In der Ungewissheit, ob die in Hungarn und Siebenbürgen aufgebracht werdende Re-
monten von der Qualität sein werden, die fUr die leichte Carabiniersdivision erforderlich ist,
wurde einsweilen die Ergänzung dieser Divisionen aus der Buccovina angetragen.
Nach diesem Antrag ist sodann der beim Cavalar beständig zu haltende Remontenvor-
rath beiläufig mit 400 Chevauxlegers- und 600 Husarenpferden ausgefallen.
Die Erfordernis dieses Vorraths hat der Hofkriegsrath dem gallizischen Generalcom-
mando mit dem Auftrag bekannt gemacht, einverständlich mit dem Rittmeister Cavalar dea
hierzu angemessenen Stand seines Commando inclusive der Gebrauchpferden und die nöthige
Stallungen festzusetzen, bei letzteren aber die Rücksicht 2u nehmen, dass kostbare Gebäude
annutz errichtet werden Würden, wenn es nach der Hand an der Fourage mangeln und das
Bemontiemngsdepöt aus der Buccovina weggezogen werden sollte.
Hierüber sind die hier in originali an verwahrten zwei Berichte eingelanget, worinnen
das Generalcommando versichert, dass, so wie es demselben bekannt seie, und der Rittmeister
Cavalar wiederholt bestätige, in der Buccovina ausser einem besondem Misswachs kein Mangel
an Fourage jemalen zu besorgen seie.
EXen Stand, die Gebühr des Commp.ndo und die Erfordernis an Stallungen und Quar-
tieren hat selbes mit dem Bericht vom 30ten September a. c. rectifideret und die Gebäude-
übeTBchläge zugeleget.
Nach der gleich vorerwähnten Zusicherung des Generalcommando, dass die Fourage nie-
mals mangeln werde, siebet der Hofkriegsrath das Cavalarische Commando für ein beständiges
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112 Polkk:
Commando an, wornach dessen ordentliche Regulierung so nützlich als nothwendig wird, wes-
wegen man die angefahrte zwei Generalcomniando-Berichte mit nachfolgender ohnmassgeblicb-
sten Meinung Euer Majestät allerunterthänigst vorzulegen nicht ermanglet.
Was endlich noch die Rechnungsrichtigkeit anlanget, wird man nach Yemommener Buch-
halterei die Einleitung so treffen, üaäs alle eigentliche Kemontimngsunkosten besonder» ausfallen
und jenes, was die Officiers und übrigen Leute beim 2. Gamisonsregiment ohnehin gekostet
haben würden, den Reraontirungsauslagen nicht zugeschlagen, somit der wahre Betrag sichtbar
gemacht werde; inzwischen aber wird ein Aufsatz, was dieses Commando auf sothane Art bei-
läufig jährlich kosten dürfte, mit der unterthänigsten Erinnerung hier beigebogen, dass der dies-
fällige Aufwand von dem Militarfonds Yorgestrecket und, im Fall die Militardotation andorch
überschritten werden sollte, um den allergnädigsten Zuschufis werde gebeten werden.
Wien den 3lten Oktober 1781.
A. 6. V. Hadik.
(Randbemerkung) : Den Stand und die Gebühr dieses Cavallarschen Rlroontierungs-
commando sowie den Aufwand zu Herstellung der Gebäuden begnehmige Ich vollkommen, und
da selber nunmehro ganz recht bloss aus Commandierten vom 2ten Garnisonsregiment zu be-
stehen hat, so werden die geschicktesten, vom Cavallar auszusuchende und anjetzo bei ihm com-
mandierte Individuen von andern Regimentern das erstemal zu Formierung dieses Commando
zum zweiten Gamisonsregiment zu übersetzen, jene aber, die nicht dazu ausgewählet werden, zu
ihren Regimentern zurückzuschicken sein.
Auf den Antrag des Genenilcomniando, wornach bei einem entstehenden Kriege Cavallar
sogleich eine Division des Stabsdragonerregiments werde formieren und mit solcher zu Felde
marschieren können, wird sich nicht sehr zu verlassen sein, weil zu einer solchen Zeit eben
der Remontae.'nkauf am stärksten und eifrigsten betrieben werden muss, mithin er auf einer
andern Seiten genug beschäftiget werden würde, jedoch kann der ausführlichere Vorschlag des
Generalcommando diesfalls erwartet werden. Den Lieutenant Höpler und Adjutant Bauer will
Ich, da sie zu Beförderung des Geschäfts besonders anempfohlen werden, auch wider die be-
stehende Regel atis besonderer Gnade das angetragene Avancement verleihen und sie beim Be-
montierungscomroando femershin angestellet lassen, sowie Ich das vom Cavallar vorgeschlagene
Avancement der Corporals begenehmige und diese sammentlich zum zweiten Gamisonsregiment
zu übersetzen gesinnet bin.
Der vom Hofkriegsrath unterstützte Antrag, diesem Remontierangscommando blaue Mon-
tierung, wie das Stabsregiment hat, ist weder nöthig noch fürträglich. Es hat also bei der
Farbe der Montierung des zweiten Gamisonregiments zu verbleiben, in dessen Stand und Ge-
bühr dasselbe steht, umsomehr, nachdem immer von Zeit zu Zeiten Officiers und Gemeine vom
Regiment zum Commando und vom Commando zum Regiment übersetzet werden, auch bei
dem Antrag die Beköstigung höher steigt.
Da der Dienst dieses Commando von jenem, der im Cavalleriereglement vorgeschrieben
ist, die Subordination allein ausgenommen, sehr unterschieden ist, so finde Ich diese 3 anver-
langte Exemplaren umsomehr unnöthig, als eine besondere Instruction für dieses Commando
bereits entworfen ist.
Den Cavallar ernenne Ich wegen seinen bereits geleisteten Diensten und zu noch mehrerer
Aneiferung zum Cavalleriemajor mit der ganzen Gage.
De cactero placet. Joseph.
LI.
Hofkriegsrath an das galiz. Generalcommando.
Concept (K.-A. II. S. 1781—43-390.) Wien, 7. November 1781.
Seine Majestät der Kaiser haben den Stand und die Gebühr des Biiccoviner Remonten-
commando sowie den Aufwand zu Herstellung der Gebäuden nach des Generalcommando Vor-
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Die Anfänge des k. k. Staatsgestütes Radautz. 113
schlag vom 30ten Septemlwr allergnädigst begnehraiget, ausserdem anch den Rittmeister Cavallar
wegen seiner bereite geleisteten Diensten und zu noch mehrerer Aneifernng zum Cavalleriemajor
mit der ganzen Gage ernannt.
LH.
Historische Beschreibung.
über die Entstehung des Bukowiner Militär-Gestüts-, Beschäl- und Remontierungsdepartements.
Concept ? (Archiv der k. k. GestüUdirection in Radautz.)
Vor dem Jahre 1774 hal>en die Cavallerieregimentcr den jeweiligen Abgang an Dienst-
pferden durch eigens eingeleiteten Remontenankauf gedockt, zu welchem Zwecke selbe
Officiere nach verschiedenen Ländern und damals besonders nach Galizien und der Bukowina
comroandierten, unter welchen zur Zeit auch der Herr Oberlieutenant Cavallar von Kaiser
Chevauxlegersregiment sich befand, welcher durch seine thätige Bemilhung. verbunden mit der
Pferdskenntnis, stets besonders ausgezeicimet gute Remonten filr sein Regiment aufbrachte, so
zwar, dass dieses auch bei andern Regimentern nicht unbemerkt blieb, und dieserwegen auch
von mehreren derselben nach der Hand der Remontenankauf an besagten Herrn Oberlieutenant
übertragen wurde.
I>ie nun von envähntera Herrn Oberlicutenant in grü8.seror Anzahl erkauften und zu
denen verschiedenen Cavallerieregimentern gelangten Remonten entsprachen in jeder Hinsicht
der allgemeinen Zufriedenheit so sehr, dass dei; hochlöbliche Hofkriegsratli fllr gut fand, dem-
selben im Jahre 1774 den Remontenankauf für die ganze Armee zu übertragen und ihrae zur
Leitung und Aufsicht dieses bedeutenden angefangenen Geschäfts die n<Hhige Mannschaft von
andern Regimentern als zugetheilt beizugeben, welche iosgesammt damals den Titel Cavallari-
sches Remonteneinkaufscommando führte, und das Stabsetablissement zu Kotzmänn stand.
Auf diese Art wurde von dem Jahre 1774 bis 1792 in diesem Geschäfte manipuliert und
die Armee mit Remonten und sonstigen zu Kriegsdiensten erforderlichen Pferden aus Galizien
und der Bukowina, dann aus der Moldau und aus den tiefsten Theilen Russlands versehen.
Eintretende Umstände geboten es, hie und da in der Bukowina grosse Remontendepots
zu anterhalten. Die Wohlfeilheit ihrer Unterhaltung mit Rauhfutter und Weiden, die vor-
trefflichen, hie und da gefundenen Anlagen zum Gedeihen deren Pferdezucht und endlichen sowohl
die mit denen erkauften Remonten zugleich vielen überkommenen als auch die von Remonten
im Depot selbst häufig geworfenen Fohlen von besten Pferdracen waren die Hauptveranlassung
und machten den Anfang zu der Bukowiner Gestütsanstalt.
In dem Jahre 1792 wurde dies bishero sogenannte Cavallarische Remontenankaufscom-
mando vom hochlftblichen Hofkriegsrath zu einem selbständigen Körper unter dem Titel: Buko-
«•nner Beschäl-, Gestüts- und Remontierungsdopartement mit einem bestimmt bemessenen, eige-
nen Stand von Mann und Pferden organisiert, wobei der mittlerweilen successive bis zum
Olierstlietitenant avancierte Oberlieutenant Cavallar als förmlichen Commandanten angestellt
blieb nnd selbem instructive von höchster Stelle besonders die Verbessenmg und Verbreitung
der Pferdezucht in Galizien, dann der Bukowina anempfohlen und zu diesem Zwecke zugleich
anch die Herrschaft Waskoutz und Fratautz in Pacht genommen wurde.
Es wurde gesucht sowohl fürs eigene Gestüt als die Landesbeschälung Vaterpferde von
guter Kace herbeizuschaffen; die besten Stuten aus denen in Depot befindlichen Remonten
iheils fürs eigene Gestüt, theils für den armem Landman ohne Bezahlung, nur gegen einen
Vorbind Hchkeitsrevers, wurden stets fürgewählt, und sohin allenthalben möglichst getrachtet, das
}?ute Gedeihen der Pferdezucht nebst einer guten Race hervorzubringen.
Wegen der zu sehr ausgedehnten Geschäftsführung wurde im Jahre 1809 die Beschäl-
anstalt Galiziens von der Bukowina getrennt und in Galizien ein eigenständiges Beschäl- und
Keraontierungsdepartement errichtet, welches bis dato dergestalten noch bestehet.
In dem Jahre 1805 wurden dem Departement in der Moldau zwei Güter und respective
Odayen Namens Draguscheny und Stubieny nach Auflösung einer, unter Commando des dama-
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114 Polek: Die Anfänge des k k. Staatsoestütks Radaütz
ligen Rittmeisters Traun gestandenen Annee-Fleischregie zur Fortsetzung und Benutzung des
schon von der Kegie eingegangenen Pacht von drei Jahren sammt den hierauf betindlich Mast-
ochsen und sonstigen Hornvieh Obergeben'! und da man in den ersten Pachtjahren sicli von
dem Nutzen zum Vortheil des allerhöchsten Aerars überzeugte und auch hiedurch die fliglichste
Gelegenheit hatte, in der Moldau selbst die besten Kemonten in grösserer Anzahl zu erhalten,
und daselbst in DepCit fiir die Armee in ungemein wohlfeiler Fütterung zu unterhalten, k>
wurden diese Güter nach Verlauf der ersten drei Jahren Pachtzeit auf weitere 3 Jahre in Pacht
genommen, doch musste derselbe nach diesen 6 Jahren, anno 1811, wegen verschiedenen zur
Zeit eingetretenen politischen Verhältnissen aufgehoben werden.
Das Stabsetablissement dieses Departements blieb bis anno 1812 jn Waskoutz; da aber
der Grundherr daselbst mit dem Pachtzins später steigen wollte und die Herrschaft Fratantz
angemessen war, die sämmtliche Anstalt in sich aufzunehmen, so wurde das StAbsetablissement
zu Ende des Jahres 1812 noch Radautz übersetzt und in diesem .Jahr auch der Errichter dieser
Militär-Gestütsanstalt und bisher Departementscommandant gebliebene Herr ^Generalmajor Baron
Cavallar als Generalfeldmarschallieutenant in Ruhestand übersetzt und das weitere Commando
anno 1812 provisorisch vom Herrn Oberstlieutenant Bukowski, vom Jahre 1813 bis zu Ende
August 1822 vom Herrn Oberstlieutenant Hoifmann, vom September 1822 bis Ende August 1«23
nur als Interim durch Herrn Rittmeister v. Köntzöl, dann vom Iten September 1823 und dato
vom ganz unterthänigst in Ehrfurcht Gefertigten *) fortgeführt.
Seit Errichtung des Departements bis inclusive 1825, mithin durch 51 Jahre her, wurden
in allem 104.681 Stück Pferde von allen Gattungen an verschiedene Regimenter, Corps imd
Branchen der Armee abgegeben, welche in folgenden Jahrgängen und Anzahlen sich ergaben. aU.
Anno
Pferde
Anno
Pferde
Anno Pferde
Anno
Pferde
Anno
Pferde
1774
766
1784
310
1794 4739
1804
1456
1814
967
1775
871
1785
2164
1795 J276
1805
1159
1815
91
1770
2520
1786
878
1796 4040
1806
3238
1816
103»
1777
2425
1787
2508
1797 5880
1807
1609
1817
647
1778
703
1788
3212
1798 2250
1^08
1944
1818
20^
1779
775
1789
2231
1799 2740
1809
5066
1819
1191
1780
610
1790
5937
1800 6350
1810
3411
1820
.S86
1781
977
1791
201
1801 5070
1811
600
1821
790
17H2
615
1792
1303
1802 636
1812
933
1822
615
1783
1483
1793
6440
1803 1307
Anno 1824 1106
„ 1825 1219
1813
5023
1823
383
Summa 104681 Pferde.
Auf der Herrschaft Fratautz sind dermalen folgende GestütshAfe, als: zu Wadu Wladiki.
Milleschout/. Mittoka, Okruch, Tokmitura, Woitinel, Hardeggthal, Ober-Wikow, Frasin, Bojaiia.
Merlowa, in welchen die silmmentlichea GestUtspferde und Fohlen nach allen Jahrgängen durch
die Wintermonate sich befinden; im Sommer sind dieselben in dem Weidgebirge Luczina und
Bobaika, allwo sich auch Wohnungen von Holz für die commandierte Ofiiciers und übrige
Mannschaft befinden.
In Ort Radautz selbst befindet sich der Stab der ganzen Militäranstalt nebst dem Menschen-
und Thierspital, wohin alles, was vom Departement in denen Gestütsh^fen an Menschen und
Pferden erkranket, zur zweckmässigen Heilung abgegeben wird.
Die Landesbeschäler werden ausser der Beschälzeit im Gestütshof zu Ober-Wikow aufge-
stellt, allwo auch alljährig die 4jährigen Hengste von eigener Zucht vor deren Abgabe an an-
dere Ikschäldepartements früher zur Bezähmung, dermalen bloss um Ausbildung aufgestellt stehen.
Ausser denen zur Beschälanstalt gehörigen Lande8l)eschälern und Gebrauchspferden liefert
die Herrschaft Fratautz zur Unterhaltung der sämmtlichen GestOtspferde das noth wendige
Haber-. Heu- und Strohijuantum, dann die Sommerweidungen und unterhält auch die Reparatur
sämmtlicher Gebäude zur Unterbringung der Mannschaft und Pferde; die zeitweise nothwendig
werdenden neuen Bauführungen werden aber vom allerhöchsten Aerar extra bestritten.
*) Die hier benutzte Handschrift ist nicht unterzeichnet, aus obiger Angal>e folgt jedoch,
dass Oberst Martin Ritter von Hermann, der vom 1. September 1823- bis 26. März 1867 dem
Radautzer Gestüt vorstand, der Verfasser ist.
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Aus den „Mittheilungen der k. k. Central-Gommission".
(Fortsetzung aus dem Jahrbuche 1893).
J
1893. Band 19, Notiz 130, Seite 242.
{Menschliche Gerippe in Suczawa,) „Conservator Komstorfer hatte mitge-
tbeilt dass ihm angezeigt wurde, dass bei dem Umbaue des griechisch-orientalischen Klosters
zu Suczawa unterirdische Gewölbe aufgedeckt \yorden wären, was ihn veranlasste, über
diesen Fund nähere Erhebungen zu pflegen. Diese ergaben, dass bei den bisher durchgefillirten
ErHaoshebungen für zwei Kalkgruben (mit dem Fläcbenmasse von 60 nM. und der Tiefe von
•2 M.) und der Kellerräume für die Priorswohnung mit der Fläche von 500 QM. und in der
Tiefe von 1 — 1 Ys M., zwar kein altes Mauerwerk, wohl aber über 300 menschliche Gerippe
ausgehoben wurden."
1893. Band 19, Notiz 135, Seite 243.
{Gefässe aus Schipenitz,) „Nach Mittheilungen des Professors E. Kolbenheyer
und des Landesnusschuss-Beisitzers Nicolaus Freiherrn von Mustatza wurden vor kurzem
in Schipenitz, einem kleinen, im breiten Pruththale in der Nähe der galizisch-bukowini-
schen Gränze fast
eben , gelegenen
Orte, vom dorti-
gen Lehrer in-
teressante Gefässe
aufgedeckt. Letz-
terer stiess näm-
lich, als er im In-
nern seines Vieh-
stalles ein Loch
behufs Aufstei-
lens einer Holz-
säule aushub, vor-
erst auf eine ziem-
lich verwitterte
Fig. 7.
Ziegel- (oder gebrannte Thon- y)Hchichte, deren seitliche Begränzung er, nachdem er das Loch
bis an 2 M. Durchmesser verbreitert hatte, noch nicht erreichen konnte. Der Boden erwies
sich bis auf die Oberfläche, d. h. bis zum Stallboden als fester Letten. Unterhalb der erwähnten
ersten Ziegelnchichte stiess er wieder auf eine Lettenschichte, dann auf eine zweite Ziegel-
Mihiehte. unter welcher er einen mit lockerem Material, Thonscherben und Ziegelbrocken er-
föHlcn Kaum aufdeckte, der überdies mehrere ganze oder aus den Scherben ergänzbare Thon-
g<>fas8e enthielt. Die Sohle dieses Raumes lag c. 2 M. unter dem Stallfussboden. Von den Ge-
fässen äbemahm vorläufig E. Kolbenheyer eine Schüssel und zwei Töpfe, dann Baron
Mustatza zwei Töpfe. Diese Gefasse, atis feinem Thon mit freier Hand angefertigt und
Mch dem Trocknen mit einem scharfen Instrumente nachgebessert, sind unglasirt; ihre Ober-
ääcbe ist jedoch mit einer eigenartigen Ornamentirung versehen, welche in den Abbildungen
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Aus DEN MlTTHSILÜNOEX DEB K. K. CENTRAL- CoMMISSION.
developpirt und ziemlich charakteristisch zur Anschauung gebracht ist. Der Hauptsache nach
besteht das Ornament aus verschieden breiten, flott mit dem Pinsel gezeichneten, sich kreuzen-
den und verschlingenden, mehr oder
weniger geraden und Kreis-Linien und
sind die dicken Linien mit theils
schon verwitterter schwarzbrauner, die
dünnen Linien mit rothbrauner, besser
erhaltener Farbe hergestellt, lieber
die dünnen Striche, welche ein noten-
iinienartiges Aussehen zeigen, sind
bei dem einen Oefässe kurze breitere
Querstriche mit schwarzbrauner Farbe
gezeichnet. Das erste Gefaaa, Abbil-
dung Fig. 8, ist eine Schüssel mit
etwa 5—6 Mm. starken Wänden; der
lichte Durchmesser beträgt 27 Cm.,
die Höhe 7*5 Cm. Die Bemalung ist
äusserlich angebracht und zieht sich
sowohl an den »Seiten herum als über
den Boden. Die Töpfe Fig. 7 und 9.
haben einen lichten Durchmesser von
10. bezw. 8*5. einen Bauchdurchmes-
ser von 15, resp. 11, einen äusseren
Bodendurchmesscr von 5*5 und 4 und
eine Höhe von 15 und 12 Cm.; die
Wanddicke beträgt 3—4 Mm. am Bo-
den und in den Ecken entsprechend
mehr. Bei den Töpfen ist nur die
obere, äussere Hälfte bemalt. — Von
Knochen wurde nichts vorgefunden, dagegen soll ein weisses Feuersteinmesser von 9 Cm. Länge,
durchschnittlich 2 Cm. Breite, und einer grössten Dicke von 05 Cm., desesn beide Längskanten
sägeartig ausgesplittert erscheinen, ebenfalls aus dieser Fundstelle stammen. Das Terrain neben
der letzteren, derzeit mit
Kukunitz bebaut ißt ganx
eben und zeigt keinerlei
hügelartige Erhebungen, da-
gegen ündet man hier leichte
Schlacken u. Asche. Schrei-
ber dieser Zeilen wird dem-
nächst mit Br. Mustat 7. a
den Fundort besuchen und
für das Bukowiner Landes-
Museum mit grösster Vor-
sicht weitere Grabungen vornehmen lassen. Es sei bemerkt, dass Schipeuitz in der Nähe von
Hlinitza liegt, in welchem Orte sich das sogen. Tartarenlager betindet. woselbst ebenfalls weisse
im Bukowiner Landes-Museum deponirte Feuersteinsplitter aufgedeckt wurden. Carl A. R o ui-
s t o rf e r.**
1893. Jahresbericht, Seite 86.
„Dr. R. F. K a i n d 1 legte das fünfte und sechste Heft seiner Publication »Der Buchen-
wald« vor,**
„Conservator Profebsor Komstorfer übersendete ein Exemplar seiner Publication
»Typen der landwirthschaftlichen Bauten in der Bukowina«.**
Fig. 8.
Fig. 9.
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Aus DEN MlTTHEILÜNGEN DER K K. CeNTBAL-CoMIHSSION. 117
1893. Jahredbericht, Seite 40.
„Conservator Professor Eomstorfer berichtete über die Eröffnung und das erste
Wirken des Landes-Museums für die Bukowina zu Czernowitz."
1893. Jahresbericht, Seite 52.
„Dr. R. F. K a i n d 1 berichtete über das Mün^-Cabinet der Universität zu Cze r n o w i tz.**
1893. Jahresbericht, Seite 62.
„Dr. R. F. Kaindl übermittelte einen Bericht über prähistorische Forschungen in der
Bu k o win a.**
1893. Jahresbericht, Seite 113.
,,Das Ministerium machte Mittheilung über die beabsichtigte Restuurirung der Miroutz-
Kirche zu S u c z a w a. Das der Central-Commission übermittelte Kestaurirungs-rroject wurde
^Is durchaus entsprechend anerkannt.^
„Conservator Professor Komstorfer berichtete über die Klosterkirche zu W o r o-
n e t z und über Funde in Schipenitz. Bezüglich der ersteren Kirche theilte das Ministe-
rium mit, dass es dieser Kirche wegen und wegen jener zu W a t r a - M o 1 d a w i t z a die An-
träge der Central-Commission zur vollen Würdigung empfohlen hat.**
„Das Ministerium machte Mittheilung über einige Massnahmen an der griechisch-orien-
talischen Kirche zu R e v n a.**
1894. Band 20, Seite 43.
(Die griechisch-orientalische ehemalige Klostericirche in Woronetz.) von
Conservator Carl. A. Romstorfe r. (Mit 2 Text-Illustrationen und 1 Tafel).
1894. Band 20, Notiz 2, Seite 49.
(Neuere interessante Funde in der Bukowina^ beziehungsweise Erweichungen
des Landes-Museums.) „in Fortsetzung meiner im Jahrgang 1889 der „Mittheilungen-
13. Band, S. 32 „Funde in der Bukowina" und Notiz 36, S. 54), 1890 (16. Band, Notiz 6,
S. 69 und Notiz 18, S. 77), 1891 (17. Band, Notiz 175, S. 183 und Notiz 196, S. 188) und
1893 (19. Band, Notiz 1, S. 65) erschienenen Fundberichte, sowie der Abhandlung: „Sereth
als Fundort archäologischer Gegenstände" (1890, Band 17, S. 80), endlich meines jüngsten Be-
richtes über „Gefasse aus Schipenitz" sei im Nachfolgenden über einige neuere interessante
Funde in unserem Kronlande, beziehungsweise über neue Erwerbungen des Bukowiner Landes-
Museums kurz berichtet. Vorausgeschickt sei, dass die Anthropologische Gesellschaft in Wien
im Einvernehmen mit unserem Museums-Vereine im August und September 1893 durch den
Custos am k. und k. Hofmuseum Herrn Josef Szorabathy prähistorische Forschungen vor-
nehmen Hess, an welchen in Vertretung des Landes-Museums das Curatoriumsmitglied Nikolaus
Freiherr von M u s t a t z a und ich als Schriftführer des Museums nach Thunlichkeit theil-
nahmen und, im Vereine mit einzelnen Herren in den verschiedenen Orten, dem Forscher hin-
sichtlich der localen Vorarbeiten an die Hand zu gehen trachteten.
Szombathy setzte zuerst die Grabungen in Schipenitz fort, an welchem Fundorte
er neben zahlreichen Gefässen von 10 Cm. Durchmesser an und Scherben zu Gelassen bis zu
70 Cm. Durchmesser, Asche. Kohlenresten, gebrannten Thonstücken und Feuersteinsplittern und
Werkzeugen noch eine Feuersteinschlagkugel, Thierknochen und kleine Broncestückchen fand.
Von den Mobilen, deren die Bukowina wohl einige Hundert (ausser den zahlreichen
lediglich als „Gränzhügel** bezeichneten) besitzt, u. zw. mit ciuem Durchmesser zwischen 15
und 20 M. und einer durchschnittlichen Höhe von etwa 1*/« M., wurden fünf Tumuli in H 1 i-
boka und Horodnik von H. v. Szombathy vollständig durchforscht. Die Ausgrabung
ergab, das» dieselben keineswegs, wie vielfach angenommen wurde, Massengräber aus der Zeit
der polnisch-walachischen Kriege, sondern vielmehr weit älteren Datums sind und wohl immer
nur die Ueberreste je einer, selten mehrerer Personen enthielten. Es fanden sich, m<,'ist unter
einer nur 1 bis 2 Cm. dicken bituminösen Schichte, theils gebrannte Thonstücke, zahlreiche
Gefissscherben und mehr oder weniger erhaltene Thonuruen mit Leichen b ran d, theils ein
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118 Aus DEN MlTTHEILüNGEN DER K. K. CENTRAL- COMMIS8ION.
Skelet ohne, bzw. mit tiefer liegendem Leichenbrand, ein Steinhammer, eine an den Ecken
durchlochte nur 10 Cm. lange Steinplatte, einige Feuersteine und in einem Falle ein kleinesi
messerartiges Eisenwerkzeug. — Zahlreiche früher theils vom Conservator K 1 a u s e r, th^8
auch von Bauern, von letzteren allerdings unvollkommen durchgeführte Grabungen an Mobilen
ergaben meist ein negatives Resultat. — Die Grabungen an den mit drei gerundeten unter sich
nahezu parallel laufenden Wällen des Hügels „Zamczyste" bei Hliboka ergaben Scherben älteren
Charakters und ein leider in Trümmer gegangenes Spinnwirtl aus gebranntem Thon, dann Topf-
Hcherben und drei Feuerstein späne. Am „Sad** bei Hliboka, an welchen Ort sich wie an die
Tumuli dieser Gegend Volk&sagen knüpfen und welcher speciell ein „uralter Friedhof-* sein solK
fanden sich nur einige TopfstOckchen aus jüngerer Zeit.
In dem südlich den 8ad abschliessenden Wasserriss haben Hauern vor xwei Jaliren nach
einem Regengüsse zwei grosse Goldringe gefunden, welche nach Angabe 4 Cm. im
Durchmesser hatten und nach der Beschreibung genau die Fonn und Omamentirung durch
eingegrabene kurze Striche besassen, wie sie an den meisten broncenen Amispangen vorkommen.
An ihrer dicksten Stelle betrug ihr Durchmesser etwa 4— 1> Mm. Sie gelangten in den Besitz
des F<)rsters Julius E 1 n e i n in Hliboka, welcher angibt sie an einen Goldarl>eiter verkauft
zu haben.
Alis derselben Gegend, nämlich aus dem Walde von Hliboka« stammen fünf offene
kleinere Goldringe mit einem Durchmesser von 1 7* bis 1 7« Cm. und einer groästen
Dicke von 27^ Mm. Die Form einschliesslich der Omamentirung gleicht ebenfalls der der
meisten Bronce-Armspaugen. Man fand die Ringe, welche sich dermalen im Landes-Museum
befinden und Eigenthum der Frau Olga von Grigorcea sind, vor einigen Jahren.
Zahlreich sind die .Steingeräthe, von welchen einiger bereits oben Erwähnung geschah.
Das Interessanteste dürfte wohl das von Fmu S. Za/oziecka gespendete Steinbeil sein,
welches eine sehr regelmässige Bearbeitung bei der bedeutenden Länge von 23 Cm. zeigt. Drei
andere Steinbeile kleiner Sorte stammen aus der Gegend von Kotz man; eines hievon
wurde 1872 vom Lehrer Procopowicz gefunden, von den beiden übrigen, wohl auch zur
selben Zeit aufgefunden, sind nur Stücke vorhanden. Nicolaus Baron Mustatza widmete
ein hübsches aus O n u t h stammendes schlankes Steinbeil, das lOV«' Cm. lang ist und
eine grösste Dicke von nur l'/4 Cm. besitzt, sowie ein zweites, in Czernowitz (Waggasse)
ausgegrabenes von plumper Form und 12 Cm. Länge, 4 Cm. Schneidelänge und 27s Cm.
grösster Dicke. Eine Feuersteinschlagkuge'l stammt aus Kotzman, Feuerstein-
splitter, mehr oder weniger bearbeitet, kamen dem Museum eben aus Kotzman und Dymka
(Huf dem Felde des J. Frycki im heurigen Frühjahre ausgeackert) zu. Ein grosser grüner
Steinhammer, Eigentbum A. IsseccscuTs, bereicherte kürzlich die Sammlungen; eine
S t c i n k u g e 1 jüngeren Alters spendete W. Schmidt in Suczawa.
An B r o n c e n sind ein aus Kotzman stammender K e 1 1, dann ein von Frau C. von
B u b e r 1 in Bol>estie gespendeter Armring zu verzeichnen.
Ausser den bereits eingangs erwähnten Thongefässen und Scherben ist noch ein ganz
kleines ca. 8 Cm. hohes Gefdss mit zwei durchlochten als Oehren dienenden Ansätzen versehen,
aus Kotzman stammend, interessant. Carl A. Rom st orfer, k. k. Conservator.**
1894. Band 20, Seite 80.
(Die Kirchenbauten in der Buicowina.) vonConser\ator cari a. uomstorfer.
I. (Einleitung, 1. Geschichtlicher Überblick). Fortsetzung folgt.
1894. Band 20. Notiz 77. Seite 115.
(Bericht über im August 1893 in der Bukowina vorgenommene prähisto-
rische Forschungen.) ^Die Anthropologische Gesellschaft in Wien hat schon im Jahre
1892 den Beschliiss gefasst, in der Bukowina Ausgrabungen vorzunehmen. In diesem Friib-
linge leitete sie sodann durch den Unterzeichneten mit dem Bukowinaer Landes-Museum die
bezüglichen Unterhandlungen ein. Am 15. August traf Herr Ciistos J. Szombathy hier ein,
um in Begleitung des Unterzeichneten die Forschungen in Angrirt' zu nehmen. Zunächst wurde
l)fschlo^sen, in S c h i p e n i t /., wo um Ostern mehrere Funde gemacht worden waren, syste-
matische Grabungen vorzunehmen. Diesielben wurden am Donnerstag den 17. und hierauf am
19. August durchgeführt. Die Forschungen ergaben, dass im nordwestliche» Gebiet» von Schi-
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Aus DKN MiTTHBniüNGEN DKP K. K. CeNTRAL-CoMMISSION. 119
penitz eine Ansiedlung (wohl aus der älteren Bronzezeit) durch Feuer zerstört worden Bei. In
einer Tiefe von 50 Cm. his 2 M. finden sich urtzählige gut gebrannte Gefässscherben, femer
beträchtliche Mengen von durch daB Feuer gerötheter Lehmverkleidung ruthengeflochtener Wände,
bedeutende Aschenlager, Thierknochen, endlich spärliche Feuersteinsplitter. Spätere von Baron
MttBtatza vorgenommene Nachforschungen fitrderten auch das Bruchstück eines kleinen
Bronzegefässes und ein zusammengeschmolzenes BronzestQck zutage.
Vom 23. bis 29. August wurden hierauf die in H 1 i b o k a und den Nachbardörfern
vorhandenen Tumuli — etwa 80 — aufgenommen und zwei derselben durchforscht. Dieselben
maiisen etwa 15 M. im Durchmesser. Es sind Brandgräber; zwischen dem anstehenden Ertl-
reiche und dem aufgeschaufelten Hügel war die Brandschichte deutlich bemerkbar. In einem
derselben fanden sich ausser Kohle, Asche und zahlreichen Topfscherben ^or allem neun Thon-
gefanse, welche im Centrum des Tumulus standen und imter denen in einer kleinen Vertiefung
sich die zusammengescharrten caicinirten KnochenUberreste fanden. In dem zweiten Grabhügel
fanden sich, abgesehen von Kohle, Asche und den Scherben, noch ein eisernes kleines Messer
und Bwei Thongefässe, von denen das eine mit den Knochenresten gefüllt war. Femer würde
in H 1 i b o k a die als „Starvisad** }>ezeichnete Oertlichkeit untersucht und daselbst an einer
Stelle in der Tiefe von etwa 80 Cm. mittelalterliche Topfscherben und gebrannte Wandbewurf-
stücke gefunden. Hierauf wurden Ausgrabungen am sogenannten Zamczeszcze ausgefilhrt.
Dasselbe besteht aus drei concentrisch angeordneten Wällen, welche das abstürzende Ende eines
Bergrückens abschliessen. Gefunden wurden Feuersteinspäne, zum Theil sehr dicke Gefass-
scherben und Kohle.
Schliepslich wurden von den zahlreichen Grabbügeln (etwa 50), welche sich von üntcr-
Horodnik gegen Voitinell hinziehen, in der Zeit vom 30. August bis 1. September drei unter-
sucht. Es sind Skeletgräber aus der jüngeren Steinzeit. Gefunden wurden ausser einzelnen
KnochenstUcken noch Kohle, Topfscherben, Feuersteinsplitter, ferner eine Steinplatte mit vier
Bohr)r>chern und ein durchbclhrtes steinernes Hamnierbeii.
Alle Fundgegenstände wurden zunächst nach Wien an das k. k. naturhistorischc Museum
gesandt; doch wird ein Theil an das Landes-Museum zurückgelangen. Dr. R. F. Kaindl."
der Conservatoren und Correspondenten der k. k. Central-Commission.
In dem Stande äer Conservatoren und Correspondenten in der Bukowina ist seit dem
Vorjahre keine Änderung eingetreten. Zu dem im Jahrbuche 1893 enthaltenen Ver/^ichnisse
ist zu bemerken, dass der ehemalige Conservator A. M i k u 1 i t s c h als solcher l>ereit« im .lahr-
biiche 185G der k. k. Central-Commission genannt wird.
a) Conservatoren.
Isopescul Demeter, k. k. Schulrath, Director der Lehrerbildungsanstalt in Czemowitz;
nir die III. Section, seit 1875; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 24. März 1890, Z. 3278.
Klauser Heinrich, k. k. Schulrath, Gymiiasial-Director in Kadautz; für die 1. Serlion,
«eit 1887; wiederbestätigt mit Min.-Erl. vom 20. Jänner 1892, Z. 27489 ex 1891.
Romstorfer Carl A., Architekt und k. k. Gewerbeschul- Professor in Czemowitz; für
die II. Section, seit 1888; wieder bestätigt mit Min.-Erl. vom 27. April 1893, Z. 7804.
b) Correspondenten.
(i e t z 1 i n g e r Leopold, Dr., k. k. Bezirksarzt in WiÄnitz, seit 1881.
Neu mann Ferdinand, k. k. Baurath i. Pi in Czemowitz, seit i871.
Kluczenko Basil, Dr., k. k. Sanitätsrath in Czemowitz, seit 1883.
Stefan clli Theodor, k. k. Bezirksrichter in Kimpolung, seit 1880,
Laizner Josef, k. k. CJewerbeschul-Director in Czemowitz, seit 1888.
Schmidt Wilhelm, k. k. emer. Gymnasial -Professor in Suczawa, seit 1889.
Olinski-Olinescu Dionys, k k. Finanz-Concipist i. F., z. Z. in Bukarest, seit 1891.
Polek Johann, Dr., k. k. Universitäts-Bibliolheks-Custos in Czemowitz, seit 1893.
.^^ — -
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Vermischtes.
(Alexander Freiherr von Wassilko-Serecki.) Das Hnkowiner Landes-Miiseum erlitt einen
»ehr schweren Verlust durch das am 20. August 1893 in Lopuszna l>ei Berhometh a. S. erfolgte
pliUzliche Hinscheiden 8r. Kxcellenz des Herrn Alexander Freiherrn v. Wassilko-
Screcki, welcher in seiner Eigenschaft als Landeshauptmann, u. zw. Im Jahre 1892, als
erster die Stelle eines Obmannes des Curatoriums des Landes -Museums bekleidete und als solcher
das Museum in thatkräftigster Weise unterstützte. — Alexander Freiherr v. Wassilko-Serecki
wurde als Sohn des Freiherm Georg Wassilko am 29. Dezember 1827 in Berhometh am Sereth
geboren, studirte das Gymnasium und die Philosophie in Czemowitz und absolvirte im Jahre
1849 die juridischen Studien an der Universität in Lemberg. In die Heiraath zurückgekehrt,
vermählte er sich mit Katinka von F 1 o n d o r und widmete sich der Verwaltung seines (»iil*-
liesitze«. Auf die politische Bühne trat Alexander Baron Wassilko bald nach Beginn der ver
fassnngsmjissigen Aera; im Jahre 1862 wurde er als Landtagsabgeordneter ans dem zweiten
WahlkiVrper des Grossgrundbesitzes, seit dem Jahre 1870 als Vertreter der Landgemeinden des
Bezirkes Wi^itz gewählt. Im Jahre 1870 wurde er zum Landeshauptraanne ernannt, welchen
Posten er bis zu der im Jahre 1871 erfolgten Auflösung des Landtages bekleidete. Vom Jahre
1884, neuerdings zum Landeshauptmanne ernannt, hatte er diese Stelle bis zu der im Febniar
1892 erfolgten Auflösung des Landtages, beziehungsweise zu dem im September 1892 erfolgten
Zusammentritt des neugewählten Landtages inne. Im Jahre 1808 wurde Alexander Baron Was-
silko-Serecki zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses berufen, im Jahre 1885 mit dem
Orden der eisernen Krone zweiter Klasse ausgezeichnet und im Jahre 1888 zum wirklichen ge-
heimen Rathe ernannt.
(Zur Errichtung eines Landes-Rluseumsgebäudes In Czernowitz.) In der am 6. Mai i894
abgehaltenen dritten Curatoriumssitzung nahm Herr i^nton Ritter von Kochanowski, Bür-
germeister von Czemowitz, welcher als erster Stellvertreter des in Folge der Reichsrathssession
eben in Wien gewesenen Obmannes des Curatoriums, Herrn Landeshauptraanne Johann L o p u 1.
den Vorsitz führte, vor Übergang zur Tagesordnung das Wort zu dem nachstehenden, von den
Anwesenden mit grösstem Beifalle begrüssten und ohne Debatte einstimmig zum Beschlüsse er-
hobenen Antrage: „Das Bukowiner Landes-Museum wird alle seine Kräfte aufbieten, um d»s
fünfzigjährige Regierungs-Jubiläum Seiner Majestät unseres Kaisers und Herrn Franz Josef L.
des ersten Förderers von Wissenschaft und Kunst in unserem Vaterlahde, durch Errichtung
eines der Wissenschaft und der Landeskunde gewidmeten Museumsgebäudes zu feiern, welches
den Namen des Allerhöchsten Herrn — Francisco-Josephinum — tragen soll*.
Die Idee, das Bukowiner Landes-Museum in dem in Krrichtung begriffenen Gewerbe-
Museumsgebäude unterzubringen,*) musste, in Anbetracht des für da88ell>e zur Verfügung ste-
henden, verhältnismässig kleinen Bauplatzes fallen gelassen werden.
Das mit der Durchfllhrung der Vorarbeiten für den Museumsbau betraute Comite. beste-
hend aus dem Obmanne des Curatoriums, Herrn Landeshauptraanne Johann L u p u 1 als Vor-
sitzenden und der Museunisleitung, d. i. den Herren Museumsleiter Demeter Isopescul und
den Custoden Dr. Josef Frank, Erich K o 1 b e n h e y e r, Dr. .Johann P o 1 e k und Carl A.
Romstorfe r, das sich durch die Landes-Museums-Mitglieder Anton Ritter von Kocha-
*) Vergleiche die bezügliche Notiz im Jahrbuche 1893 Seite 82.
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Vermischtes. 121
n o \v s k i, NicolaiiB Fretherm von M n s t a t z a, Dn Josef R o 1 1 und David T i 1 1 i n g e r ver-
Ktärkie, beschloss in seiner Sitzung vom 20. Juni v. J. einstimmig, den Gemeinderatii von CV.er-
nowitz um kostenlose Überlassung des für den Museumsbau in jeder Beziehung als am geeig-
netst erscheinenden in der Siebenbörgerstrasöe, Orient.-Nr. 35 und 87 gelegenen Bauplatzes unter
Vorlage eines Bauprojeetes anzugehen. Gleichzeitig wurden die Herren Ingenieur Prof. K o 1-
benheyer und Architekt Prof. Romstorfer ersucht, im Einvernehmen mit den übrigen
Oiistoden, Herren Dr. Frank und Dr. P o 1 o k, das Bauprojekt auszuat betten. Bei Verfassung
des letzteren nun kamen den Projectanten die Kathschläge zu Gute, welche von dem eben in
Czemowitz anwesenden k. u. k. Custos vom Nalurhistorischen Hofmuseum in Wien, Herrn Josef
Szoroba.,hy, erbeten und von demselben in bereitwilligster Weise ertheilt wurden. Da«
Gesnch an den Gemeinderath wurde am ü. .August Olierreicht; es ist zu hoffen, dass es im gün-
stigen Sinne Iwld erledigt wird.
(Prähistorische Forschungen in der Bukowina, 1893.) In dem Jahresberichte der An-
thropologischen Gesellschaft in Wien für 1893 bemerkt hierüber der Präsident Herr Ferdinand
Freiherr v. A n d r i a n - W e r b u r g. folgendes : „Die Angriffnahme der prähistorischen Studien
in der Bukowina wurde langst von unserem Specialcomite für praktische Arlieiten als eine der
dringendsten Aufgaben unserer Gesellschaft bezeichnet. Herrn Custos Szorabathy, dem thä-
thigsten Mitgliede dieses Comites, gebührt das Verdienst, dieses Postulat durchgeführt zu haben.
Von Behörden und Privaten in reidistem Masse unterstützt, besuchte derselbe von Czemowitz
aus die Punkte Hliboka, Kadautz, Horodnik, Suczawa, Hatua, Calinesti, Sereth. Hadikfalva,
Schipenitz und Hlinitza. Kr eriiifnete die ncolithischen Tumuli von Horodnik bei Radautz und
die grossartige, durch verschiedene Perioden reichende Ansiedelung von %Schipenitz und unter-
suchte die riSmlschen Tumuli von Hliboka, sowie die ßurgwälle von Hliboka und Hlinitza. Als
l>e»onders werthvoll erwies sich dabei die Mithilfe des Herrn Conservators C. Romstorf er,
dnrch dessen Localkenntniss eine rasche Orientirung behufs Eröffnung von aussichtsreichen
Grabungen ermöglicht wurde. Dank diesem einträchtigen Zusammenwirken der verschiedenen
liemfenen Factoren wurde in relativ kurzer Zeit ein Forschungsgebiet erschlossen, welches sich
viel ergiebiger zeigte, als man früher anzunehmen geneigt war. Sollte Herr %Szombathy,
wie wir hoffen, auch in diesem Jahre seine Arbeiten in der Bukowina fortzusetzen in der Lage
sein, so wird bei dem lebhaften Interesse aller Kreise in der Bukowina ein Centrum für nclho-
dische und prähistorische Forschung entstehen, welches die Entwicklung des Landesmnseums
auch nach dieser Richtung hin kräftigst fördern kann.**
(GoldSChmuck aus Merizei.) über denselben, welcher im Jahrbuche 189.3, Seite 70, be-
gehrieben und abgebildet erscheint und welchen das Bukowiner I^ndes-Museum über gutige In-
tervention seines Mitgliedes, des Herrn k. k. Bauadjunkten A. Issecescul erworben hat,
schreibt Herr Dr. M. Much in den ,,Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft" 1894,
Seite [28]: „Conservator Romstorfer Ijerichtete an die k. k. Central-Commission Ql>er den
Fond eines Goldschmnckes aus Merizei in der Bukowina, in welcher Gegend schon früher Gold-
g^enstande an den T)Rg gekommen sind. Bemerkens wer th an diesem Funde ist wesentlich die
technische Herstellung der Ornamente, welche aus in Zellen eingefügten Almantinplättchen be-
stehen und lebhaft an den Goldfund auf der Puszta Bakod bei Kalocza in Ungarn und an den
l>ernhraten Fund von Petroasa in Rumänien erinnern.
(Die Bukowina im Kronprinzen werke.) Unter dem Vorsitze des Leiters der k. k. Bukowiner
Landesregierung Herrn k. k. Hofrathe Grafen G o e ß fand am 7. .luli die constituirende Versamm-
lang der literarischen Mitarbeiter für den Band Bukowina des Werkes: „Die österreichisch-
angarischen Monarchie in Wort und Bild" und im Beisein des Redakteurs des Werkes, Herrn
k. k. Hofrathe Dr. Ritter v. Zeissberg statt. Herr Graf GoeO begrüsste die anwesenden
Herren and kennzeichnete unter besonderer Hervorhebung der Bedeutung des Kronprinzenwerkes
für jeden Österreicher den Zweck der Versammlung. Er verlas sodann ein von Ihrer k. u. k.
Hoheit der durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin- Wittwe Erzherzogin Stefanie aus Fran-
zensbad eingelangtes Telegramm, welches lautet: „Frohen Herzens ergreife ich wieder die Gele-
genheit, da eine Reihe bewährter Kräfte sich zu einem vaterländischen schönen Zwecke ver-
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122 Vermischtes.
einigt, um alle Jene, die sich an der heutigen Sitzung betheiligen, uiit hestein Grusse wärniatens
willkommen zu heissen. Seien Sie, meine Herren, überzeugt, daüs ein jeder neu entstehende
Band unserem Werkes mein Interesse unverändert rege liält und mich Ihre Arbeiten, Ihre Bemü-
hungen, Ihre Ausdauer fortdauernd mit patriotischer Genugthuung und neuer, aufrichtiger
Freude erfüllen. Stephanie/' IJer Herr Landeschef übersendete hierauf das nachstehende Dauk-
telegramm an Ihre k. u. k. Hoheit ab: .,Die Mitarbeiter an dem der Bukowina gewidmeten
Bande des Werkes „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild'* erlauben sich
hiemit Euerer kaiserlichen Hoheit den unterthänigsten Dank für die so überaus ehrende Begrus-
sung ihrer constituirenden Versammlung darzubringen; sie fühlen sich ■ dadurch ermuntert im
Dienste jener schJ^nen Aufgabe, die ihnen im Hahmen des grossen, patriotischen Untemehmenh
zufallt, ihre besten Kräfte zu erproben mit jener Hingebung und Begeisterung, die den erhabenen
Intentionen Euerer kaiserlichen Hoheit entspricht/'
Die einzelnen Arbeiten wurden nun in nachstehender Weise endgiltig vertheilt:
Landschaftliche Schilderung, Professor Ludwig Adolf S i m i g i n o w i c z - S t a u f e ;
Vorgeschichte; Custos Josef Szombathy in Wien;
Landesgeschichte, a) vor der Vereinigung (bis 1775), Professor Dr. Demeter v. O n c i u I. b» die
Besitzergreifung, Custos Dr. Johann P o 1 e k, c) bis zur Gegenwart, Kegierungsrath.
Prof. Dr. Ferdinand Zieglauer v, Blumenthal;
der hukovinisch gr.-oi*. Heligionsfond, Prof. Dr. Isidor Ritter v, Onciul;
Volkskunde, a) physische BeBchafi*enheit der Bevölkerung, Regierungsrath Dr. Basil Kluczenko.
b) Volksleben der Humanen, Prof. Dr. Johann S b i e r a und Prof. S. Fl. M a r i a n u.
c) Volksleben der Kuthenen, gr.-or. Pfarrer Alexander Manastyrski in Slobodzia-
Banilla, d) Volksleben der Huzulen, Dr. K. F. K a i n d I, e) die Lipowaner, gr.-or. Pfarrer
Demeter D a n in Lui»n, f) Armenier und Zigeuner, derselbe, g) die Deutschen. Cnstoe
Dr. Johann P o 1 e k, h) die Ungarn und Slowaken, derselbe, i) Ortsanlagen und Woh-
nungen (alle Nationalitäten), Architekt Professor ('arl A. Komst orfer;
Musik, Professor Isidor Worobkiewicz;
Literatur, a) rumänische Literatur und Dialecte, Prof. Dr. Johann S b i e r a, b; ruthenische Li-
teratur und Dialecte, Prof. Dr. Emil Kafuiniacki, c) deutsche Literatur, Dr. Rudolf
W o l k a n ;
Bildende Kunst: Architektur (einschliesslich der Burgen und Schlösser;, Malerei und Plastik.
Architekt Professor Carl A. R o m h t o r f e r;
Hausindustrie, Ingenieur, Professor Erich Kolbenheyer;
Volkswirthschaften, a) Landwirthschaft und Viehzucht, Landesrath Anton Zachar, b) Forat-
wirthschaft, Forstrath Vincenz E c k l, c) Jagd und Fischerei. Nicolaus Freiherr v. M u-
s t a t z a, d) Bergbau und Hüttenwesen, Regierungsrath Prof. Friedrich Kleinwächter.
e) Gewerbe, Industrie, Handel und Verkehr, Handelskammer-Secretär Dr. Hubert Wi-
g I i t z k y.
Von den 22 Mitarl^itern sind neun Mitglieder des Landes-Museums. Eine Anzahl Objecte
des Landes-Museums wird im Kronprinzenwerke bildlich zur Aufnahme gelangen und machte
Herr Hofrath R. v. Z e i s s b e r g gelegentlich seines Besuches der Sammlungen selbst noch auf
ein oder das andere diesbezügliche Stück aufmerksam. Custos Josef Szombathy veranstaltete
für diesen Zweck eine fotografische Aufnahme interessanter Fundgegenstände. Zahlreiche foto-
grafische Aufnahmen, ca. 140 Stück, aus allen Theilen der Bukowina, zumeist von Bau- and
Kunstobjecten, fertigte Professor C. A. Romstorfer an.
'-^l^ß--^
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Inhalts -Verzeichnis.
Seite
Vortrag:*)
Dr. Jobano Poiek: „l^ie ehemalige russische Münzstätte in Sadagura*",
abgehalten in der zweiten Hauptversammlung des Bukowiner Landes-Museums am
6. Mai 1894 (mit 6 Abbildungen) 3
Josef Szombathy : „Prähistorische Recognoscierungstour nach der
Bukowina im Jah re 1893" 11
Dr. Raimimd F. Kaindl: «Der rumänische arehäologiscbe Verein in der
Bukowina« 22
Wütela Schmidt: „Eine moldauische Sturmfahne dreihundertjähriger
Vergangenheit** 25
Dr. iobaiin PoIek: „DieAnfängedesk. k. StaatsgestUtesKadautz''. . 35
Carl A. Roastorfer : Aus den „Mittheilungen der k. k. Centrai-Commission'*
(mit 3 Abbildungen) 116
Vermischtes 120
^'^'^cS^f^iri^^^
^^^^^
*) Der filr das heurige Jahrbuch zum Abdrucke in Aussicht genommene, am 26. März 1893
I>. Olinski-Olinescu abgehaltene Vortrag: „Ergebnisse der archäologischen For-
Bchung in der Bukowina** entfällt, da Herr Olinski-Olinescu nach Rumänien übersiedelte
und in seinem neuen Wirkungskreise nicht die entsprechende Müsse fand, den Vortrag nieder-
ximch reiben.
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ini--^ .'rymtif/ ^
A
fl/hrf^^^'^^^lXÖ'h^
JAHRBUCH
des
likowme; Laadts-MQSiims
* 7 '■
Dritter Jahrgang.
1895.
Reclactions-Coniit^ :
C. Mandyczewski, A. Mikulicz, Dr. J. Poiek
(Curatoriums- Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
Czernowitz, 1895.
Co/nc T j p c)- u. L i t h u j< r. des E r z b. 8 i 1 v. M o rii r i u - A n «l r i e w i <; z.
Verlaj? «les Biikowiner I^ind<\<5-Mnseunis.
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JAHRBUCH
des
Dritter Jahrgang.
1895.
Redactioiis-Coniit^ :
C. Mandyczewski, A. Mikulicz, Dr. J. Poiek
(Curatoriums-Mitglieder)
und
C. A. Romstorfer
(Schriftführer).
^
Czernowitz, 1895.
C o n c. T y p T)- u. L i t li o ;r r. «l es Er z b. S i 1 v. M o r ii r i u - A n d r i e w i <• z.
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Vorlag de» Bukowiner [^ndOvS-Museums.
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Für den Inhalt der Artikel sind die Verfasser allein verantwortlich.
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Ueber die Grenzregoliernng der Bukowina zur Zeit
der Vereinigung mit Oesterreicli.''
Vortrag, gehalten am 24. März 1895 in der III. Hauptversammlung des Ver-
eines y^Bnkowiner Landes- Museum^ von Dr. DANIEL WERKNKA.
Bekanntlich erwarb Oeston'eich im J. 1772 einzelne Theile des fiiiheren
Königreiches Polen, die vereinigt den Namen Königreich Galizien und Lodo-
merien erhalten haben. Durch diese Erwerbung sah sich Oesterreicli in die
Xothwendigkeit versetzt aus strategischen und politischen Rücksichten auch einen
Theil der Moldau zu erwerben. Die damaligen i)olitischen Verhältnisse ermög-
Uchten auch dieses, so dass am 7. Mai 1775 zwischen Oesten-eich und der
Türkei ein darauf bezüglicher Vertrag zustande kam, der die Grundlage zu weiteren
Verhandlungen bildete. Dieser Vertrag besteht aus 4 Artikeln,^) von denen uns
hauptsächlich der erste interessiert, weil er im allgemeinen alles enthält, was
die Regulierung unserer Grenze betrifft.
Dieser Artikel lautet in deutscher Uebersetzung folgendermassen :
i>In Hinsicht auf die freundschaftlichen Vorstellungen Ihrer k. und k. k.
aiK>stolischen Majestäten, betreffend das Bedürfnis einer leichten Verbindung und
eines unmittelbaren Angrenzens zwischen Siebenbürgen und den Provinzen von
Galizien und Lodomerien, welche gegenwärtig zufolge ihrer Wiedererlangung von
dem polnischen Könige und der polnischen Republik im Besitze des kaiserlichen
Hofes sind; und um einen unzweideutigen Beweis von Freundschaft, Zuneigung
und guter. Nachbarschaft zu geben, überlässt die hohe Pforte und tritt ab dem
kaiserlichen Hofe die Landstriche, welche sich erstrecken einestheils zwischen
dem Dniester, Pokutien, den Grenzlanden Ungarns und Siebenbürgens, und
welche anderntheils begrenzt sind durcli die im nachstehenden erklärten und
dargelegten Grenzen derart, dass das oberwähnte zwischen den genannten Grenz-
linien eingeschlossene Gebiet von nun an für immerwährende Zeiten voll in den
Genuss und in das Eigenthum des kaiserlichen Hofes übergeht Demzufolge
werden sowohl Ihre k. und k. k. apostolischen Majesüiten, als auch die hohe
Pforte C o m m i s s ä r e bestimmen und a b s e n d e n, um eii»e Grenzlinie
festzusetzen, welche in klarer und genauer Weise die Gebiete der beiden Kaiser-
reiche scheidet und um Grenzen zu bestimmen und festzustellen, welche in Zu-
M Die darauf bezügliche Karte wird HpHU^r j^druekt wiM-den.
*) Dr. 1). Werenka. >Bukowinafl Entstehen und Aufbhihen^ I. Theil, Archiv fiir «'»sterr.
«•'»»fi^-h. Bd. lAXVlll. 1. }Vd\ne 1892, ö. 181, 182 (279, 280): Avant egard aux n>imWnfc\tionj;
aink-ales de L. L. 31. M. I. et I. R. A. etc ' r^^^r^T^
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2 Werenra :
kiinft den wechselseitigen Besitzungen als dauernde Scheidelinie dienen sollen;
und da ausgemacht wurde, dass die genannten beiderseitigen Commissäro sich
von der Grenze Siebenburgens bis zum Gebiete von Chotzim an die Karte halten
sollen, welche seitens seines Hofes der Internuntius und bevollmächtigte Minister
Ihrer k. und k. k. apostolischen Majestäten vorgewiesen, und die die hohe Pforte
ihrerseits gleichfalls angenommen hat, so sollen zwei authentische Copien l)e-
sagter Karte gemacht werden, von welchen die eine den Commissären Ihrer k.
und k. k. apostoHschen Majestäten und die andere den Commissären der hohen
Pforte übergeben werden soll, so dass, wenn sie an das Werk der Grenzbestim-
mung gehen, indem sie am äussei-sten Ende Siebenbürgens, bei dem Bache
^>Tesna impuziti« beginnen, und nacheinander die Dörfer Kandreny, Stulpikani.
Kapokodrului, Suczava, Siret und Tschernovitze einbeziehen und jenseits des
Prut vor Tchernauka, einem im Tchernovitzer Bezirke gelegenen Orte, der inner-
halb der kaiserlichen Grenzen bleiben soll, bis zum Gebiete von Chotzim, sie
sich an die oben erwähnte Karte halten sollen, und ohne über die Ländemen
hinauszugehen, welche daselbst bezeichnet sind, sollen sie zur Festsetzung der
Grenzen geeignete Punkte auswählen, um neue Streitigkeiten zu venneiden, zu
welchen Zweifel und Unsicherheit Anlass geben könnten, und sollei» Sorge
tragen, die vereinbarten Grenzen in der besten und passendsten Weise festzu-
setzen. Was die weitere Abgrenzung der Ländereien bis zum Dniester Ix^tritR.
von der Stelle an, wo das Gebiet von Chotzim mit dem Czernowitzer Kreis
sich vereim'gt^ hat man sich in Uebereinstimmung mit den zwei Parteien dies-
bezüglich dahin geeinigt unter der B(»(lingung, wenn die Commissäre der hohen
Pforte ausserhalb des Gel)ietes von Chotzim vom genannten Punkt<^ bis zum
Dniester gut kennbare Grenzlinien angel)en, welche denjenigen gleich kommen,
welche gegenwärtig die Offiziere des kaiserlichen Hofes festgesetzt haben, die
Commissäre des genannÜMi Hofes weder Schwierigkeiten, noch Einspnich er-
helxMi werden dagegen, dass die zur Festung Chotzim gehörigen Grundflächen
wie früher im Besitze der hohen Pforte verbleiben.«
Die in diesem Artikel erwähnte Karte, ^) welche der Pforte vorgelegt wurde,
wm* von Major v. Mieg ausgearl)eitet und mit Anmerkungen bezüglich einer
natürlichen Grenzlinie gegen die Türkei versehen. Zur Markierung dieser Linie
bestimmte Mieg auch 19 Punkte, welche in eineiu anderen Zusammenhange
bereits dargestellt und veröftenthcht wurden.*)
Auf Grund der Conventions-Kai-te erstreckte sich die Grenzlinie von der
Quelle der Tesna impuzita, längs dieses Baches, fenier Dorna niare, gtddene
Bistritza, Valea Arama, Raren, Toderescu, Valea Riiboja, Valea Gemene, Stul-
))ikani, La Rus, Dorothea, Woronez, Capu Codrului, Stupka, Tolowa, ül>er Mogila,
dann den Bergrücken, welcher sich bei Suczawa gegen die Ruine hinzieht. Jen-
seits <les Suczawatiusses über Burdujeni und den Bergrücken, welcher bis Gni-
*) (fcnoml-Plan «lor nou fixirti'n (träntzlinio (U\s l^ukowinaor Districts von 8if»lK*nhui>!t*n l'i-
('/•'mauka als deu l«4ztrii Ort <l«'s Czomowitzcr Distr'cts mit Ik^niorkimjjim der ersten P(ws«^^ii »n-
linie. dann einer zweiÜMi Linie naeli dor Conventions-Karte, endlieh der leUt ausj^^telltoii uvw^u
(kränze, v. Major Miejr des (ieneralstahs Ix'arbeitet und «^'zeiehnet.* 1775. 1« = 1820". 1 : 130.«HM».
♦) Dr. I). Wrrenka lJukowina.s Kntstelirn und Aufblühen^. Beila^»e». i
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Uebeb die Grenzreüuliebung. • 3
meschti bei Siret reicht. Von letzterem Orte über den Siretiluss, den Berg-
lüeken, der bei Sinouz gegen Prohorod streidit, längs des Nikolniza- und De-
rehluibaches bis zur Mündung desselben. Ferner längs des Prutflusses bis zur
Einmündung des Stanalionibacbes ; dann diesen aufwärts bis zur Quelle und
den Bergrücken bis zur Vereinigung der Quellen des Hukeubacbes. Die Grenze
von diesem Punkte bis zum Dniesterflusse blieb noch unentschieden.
Die Pforte gieng auf die Intentionen Oesterreichs ein, acccptiei-te im all-
gemeinen alles und bestimmte, dass eine gemischte Commission im Sinne des
I. Artikels der Convention die Grenzlinie genauer feststelle.
Vor der Ernennung der Commissäre erheischten aber mancherlei Rück-
sichten ein Vorschieben der österreichischen Truppen über die erwähnte Linie,
infolge dessen wir eine zweite Grenzlinie erhielten. Diese begann am Dniest^r
von Prewoi-odek {bei Chotzim) und zog sich hin über die Kammhöhe und Dial
Marc Beresowa bis zur Quelle des Rakitnabaches, diesen abwärts bis zur Ein-
mündung in den Prut; den Pnit abwäi'ts bis zum Einflüsse des Ternaukabaches ;
diesen aufwärts bis zur Quelle. Die Gewässer Turiatka-Molniza, Siret, Sa-
muschu mare bis in die Gegend von Sanmscliin und ein unbedeutendes Thal
ergänzten die TJnie bis zum Moldauflusse, wobei der wichtige (3rt Baja in diese
ein bezogen wurde.
Von der Mündung des Bogat'i bis zum Einflüsse des Slatiniascabaches
in die Afoldau, bildete letztere die Grenzlinie. Slatiniascabacli, Muncelberg, Vadu
Ne^lesi, Negi'ileasa, Gemene- und Rabojathal, Todorenscaberg, <ler Bergrücken
des Rai*eu, Arama, goldene Bistriza-, Niagra Dorna- und KiHmanelthal ergänzten
die Grenzlinie.^)
Durch letztere Darstellung erfäln't aucli das Oilsverzeichnis des k. k. Ge-
neralmajors V. Spleny vom J. 1775 eine Beleuchtung.")
Zur Regelung der Grenzverhältnisse wurden Commissäre gewählt. Oester-
reich wählte den Feld-Marschall-Lieutenant Br. Barco, die Pforte Tahir Agha.
Dem ei-steren wurden Major v. Mieg, Hofsecretär Jenisch, Hauptmann Scherz und
Dollraetsch Klezl beigegeben, dem letzteren der Ijegist Molla Mehmed Effendi
und Secretär Emin Effendi.
Von der Ernennung der Grenzcommissäre bis zu ihrer Zusammenkunft,
die am 1;]. Sept 1775 in Baja ') stattfand, vergingen ungefähr V/^ Monate.
Am 13. September traf Tahir Agha mit seinem Gefolge in Baja ein und
wurde von Barco, Mieg, Jenisch und andern Offizieren empfangen. Nach gegen-
seitiger Begrüssung und Auswechslung der Vollmachten brach die Ommiission
am 17. Sept. auf und en^eichte am 19. Sept. Campidung.
Am 21. Sept bestiegen Barco und Tahir den Gipfel des Giumrdeuberges,
um die Grenzlinie von dem Tesnabnche bis zum Moldauflusse besser in Augen-
**) Splonv >TiiMla", Narhbonannt<'r in doni Kav«. Könijxl. Buki>\viiu»r District sicli Ih'HihI-
lirlien Ortwbaft<»n
^) Dr. I). WVrenka -I)m' Vi*rhaii<l'.unj^'ii Oostoni'ii-lis mit thr Türkoi' hozüj^lirh der Er-
w»'rbun|^ <l<»s Hukowinor Dis^trictÄ nach der Convention vom 7. Mai 1775. 8«'paiMt-AlMlnick ans
«U-ni 17. .JalmMlx'ricbti' dvr k. k. Stiiats-rnt*»m'alschule im V. Bezirk«« von Wien. Wien 1S92.
S. 7 ff. . « . ^-^ I
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4 Werenka 2
schein nehmen zu können und Hessen auf den dominierenden Punkten Feuer
anzünden.
Da Tahir an Fiel)er erkrankte, wurde vereinhart, dass Mieg und JenLsch
einei-seits, Molla Mehmed ^ffendi und Emin Effendi andererseits nach Ma«?uni
Calului (an der Quelle der Tesna impuzitTi) sich begeben und von diesem Punkte
die GrenzreguHenmg in Angriff nehmen. Barco und Tahir kehrten vom Giu-
mrden nach Campulung zurück. Auf Miigura Calului entstanden aber wegen
der zu bestunmenden Linie zwischen den östenoichischen und türkischen Sul>-
delegierten einige Difterenzen, die ei-st nach Einholung weiterer Befehle seitens
der Connnissäre ausgeglichen wurden. Die türkischen Subdelegierten wollten
nändich die auf der Conventions-Kai-te eingezeichnete Grenze als giltig an-
nehmen ; während die österreichischen auf eine entsprechendere besU^nden ; und
zwar auf eine Linie, die von llagura Calului quer über den Oberlauf der Dor-
nischora und Dorna Marc auf die Kamnduihe, von hier über Pietrile Ros*'h.
Lukacz, Poiana Venatoriului zur Quelle des Serischor Marc, diesen Bach ab-
wärts bis zur Eiimiündung in die goldene Bistriza sich hinzog.^) Tahir acee^>-
tieiie die Grenzlinie im Sinne der (isterreichischen Subdelegierten und befahl
dieselbe mit Grenzzeichen zu versehen. AVährend Barco und Tahir nach Vania
reisten, setzten die Subdelegierten die Grenzregulierung fort. Von Dorna Vatr«
ei-streckte sich die Linie längs der Bistriza bis zur Einmündung des Arama-
Thales in das Bistriza-Thal. Dieses wurde verlassen und die Grenze durch das
Arama-Thal gezogen, fei'ner über Raieu, den Kamni dieses Gebirgszuges. T<>-
dorefusca (Toderescul), Obcina Kirilu, Tarniza, Vervu Klitile (Klifi), Alunisch.
Muntele Lung (picioinil Lung), Obcina rea (Butka reu), Capu Baiaschesku (ar-
schiza Baiasch.), ferner über den Grund des Dorfes Stulpikani, Vadu Negrilesi.
diesen Bach durchschneidend auf Obcina Czumerna, von hier über PQetita Mari\
Rotunda, Capu Pleschi, dann gerade auf Valea Saca und den Moldaufluss;
ferner längs dieses bis zur Einmündung des Valea Saca-Baches.
Am 10. October kam die ganze Commission in Baja an, um ül)er die
Grenzlinie zwischen dem Moldau- und Suczawafluss ein Einverständnis zu er-
zielen. Es ergab sich diesbezüglich keine Differenz, so dass am 15. October in
Liten Marc die Commission den Namenstag der grossen Kaiserin Maria Tlie-
resia feiern konnte.
Vom Moldauflusse wurde die Grenzberichtigung wieder aufgenommen :
wobei die Linie durch Samuschelgraben, einen Theil des Sanmschel, Samusch
Marc, Sanuisch Mik, Hreaska, Dialu, Hirtop, Plavalar und Rakowabach bis zum
Suczawafluss markiert wurde.
Zwischen dem Suczawa- und Prutfluss zog sich .die Linie von der Ein-
mündung des Suczawaflusses in den Siret, diesen aufwärts bis zur Einmündung
des Molnizabaches in jenen, ferner den Molnizabach aufwärts bis zu seiner
Quelle, dann über einen Bergrücken, der sich zwischen Prohorod und Buda
gegen Lukawiza- oder jVLamoniizabach hinzieht, diesen abwärts bis zu Einmün-
dung in den Prut.^)
®) Ibidem.
») Ibidem. r^^^r^T^
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Ueber die Grenzbegülieeüng 5
Obwohl auf dieser Strecke die Grenzregiilienuig ohne besondere Schwierig-
keiten vor sich gieng, so niuss doch bemerkt werden, diiss die neue Linie nicht
l)ehauptet werden konnte. Denn auf Grund eines neuen Uebereinkonimens vom
2. Juli 1776 wurde die Siretlinie seitens Oesterreichs aufgegeben und die Su-
czawalinie bis zur Einmündung des Mitokabaches acceptiert. Von diesem Punkte
bis zum SiretHuss stimmt die neu aufgenommene Grenze mit der auf der Con-
ventions-Karte fast ganz überein. Aber die zwischen Siret- und Prutfluss ent-
spricht der GrenzHnie auf der Conventions- Kai*te nicht.
Bis Ende October 1775 war die Grenze zwischen Prut und Czernauka in
der Weise festgestellt, dass der Sttiiuthorabach aufwäi*ts bis zur Quelle, dann
der in der Verlängenmg streicliende Bergrücken bis zur Vereinigung der Quellen
Hukeubaches und der Salonizagraben Bukowina vom türkischen Gebiete trennte. ^^)
Wegen der von Czernauka bis zum Dniester zu ergänzenden Grenzlinie
entstanden grosse Streitigkeiten, die nur in Constantinopel geschlichtet werdeu
konnten. Am 14. November 1775 war die Arbeit unterbroclien und erst am
\H. .Jänner 177t> wieder aufgenommen. Xacli AViederauf nähme der Grenzl)erich-
tigung tniten neuerdings zahlreiche Zweifel auf, welche die Beendigung der
Grenzn^gulierung bis zum 2. Juli 1776 vei-zögerten. An diesem Tage wurde die
Grenze vom Stanahonibach bis Rakitnabach erweitert, jedoch die bis Prevorodek
vorgeschobene Grenze bis zum Chrinowa- und Onutbach zurückverlegt,")
Auf diese Weise wurde die scliwierige Arbeit der Grenzregulierung zur
Zufriedenheit beider Mächte beendet. I^nter dem Schutze des Habsburgischen
HeiTscherhauses erlangte die Bevölkerung der Bukowina die lang ersehnte Ruhe
wieder und das Land ejitwickclte sich allmählich in erfreulicher Weise.
->--f~4^..
»<*; Ban*«>. „(tränz-Bcschivibun«; von der Tesnu iinpntzitu bis zur Czornauka . IVvorotlok
'^. Xo\. 1775: Jian-o ^SjH'dlicijtion dortMi <rränz-A<U(T, \vt*l<-lio in Bfvsoyn donm Tiirkisclion (Jränz-
''<rtnrais*^ion8<lelogirten aiifjtn.'SM'zot wurd^'n. Pn^vorodt^k, d«'!i Dton 9bns 1775.
**) *ln nonifi di dio Altissimo . Palaiuutca 2d() Julio 1776,
^Google
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Altere Vertheidigungsanlagen in der
Bukowina.
Vortrag^ gehalten in der 3. Hauptoersammlang vom 24 März dp» Biikowiner
Landes Museums von CARL A. ROMSTORFER.
Seit der Übenialinie unseres Kronlandes in die österreicliisclie Verwaltung,
d. i. seit 12 Decennieii, hat sich die Bevölkerung, die damals ziemlich spärlich vertre-
ten war, nahezu verzehnfacht. Daraus kann allerdings nicht geschlossen wenlen. das>
die Einwohnerzahl auch vor dieser Zeit in gleich rapider AVeise zunahm, denn dann
hätte es im .Tahre 1300 ungefähr nur 7 Personen hier gegeben ; im Gegentheile
mag vielleicht eliedem ab und zu die Population in der Bukowina aii Zahl griiMser
gewesen sein, als Osterreich zu Untei-thanen erhielt, und jedenfalls gab es schon
vor R<3merszeiten hier ein sesshaftes Volk, w.as wol auch durch die 400 bis 500
Tumuli bestätigt ei'scheint, die in der Bukowina existiren, und deren Entstehen,
wenigstens eines Theiles dei-selben, in diese Zeit verlegt wird. Ja, es wird si»gar
behauptet, dass lange vor dem Beginn der cln'istlichen Zeitrechimng die eliedem
sumpfige Dubowa bei Sereth — und diesfalls wol auch noch andere Gebiete der
Bukowina — bevölkert waren, was allerdings bis heute noch keineswegs er^aesen
ist, immerhin aber möglich sein könnt(\ Diese Bewohner, — so nimmt man au
— hätten in Pfahlbauten gewohnt, wie man solche bekanntlich seit dem Jahre
1854 mit den interessantesten, über das Leben und Treiben der Bewohner Auf-
schluss gebenden FundgegcMJständen zahlreich, namentUch in den Schweizer See'n
entdeckte. Diese Pfahlbauten nun wären dann wol an die Spitee unserer heutigen
Betrachtung zu setzen, denn sie stellen völlig zur Vertheidigung gegen Thiere
und Menschen eingerichtet« Ansiedelungen dar, welche behufs Eri*eichung dieses
Zweckes nicht auf dem Lande, sondern im AVasser, u. zw. in der ISähe von
See-, seltener Flussufern auf Pfählen errichtet wurden, und zu jenen Zeiten wol
als vollkommen gesicherte Plätze gelten konnten, wenn man den Verbindungssteg
zwischen Ufer und Pfahlbau gegen letzteren zurückzog.
Abgesehen von diesen, in ferner, vorgeschichthcher Zeit hier etwa bestan-
denen, leicht zu veiiheidigenden Wohnsitzen begegnen uns in historischer Zeit
wahrhaft gi'ossai*tige Veilheidigungs werke, welche die Römer zu Ende des ersten
und zu Beginn des zweiten »Jahrhunderts unserer Zeitrechnung zur Sicherung
des von Trajan untenvorfenen, bis gegen den Dniester reichenden Theiles des
Dakerlandes in unserer Gegend, wenngleich nicht direct in der Bukowina, errich-
teten. Es sind dies gewaltige, unter dem Namen Traj ans wälle l>ekaiuite.
noch jetzt bestehende Erdaufwüife. von denen ^ich einer in Bessarabien von
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Roiistorfeb: Ältere Vbrtheidigüngs anlagen in der Bukowina. 7
I^ieowa am Pruth bis Cirkajestie hei Bender am Duiester, ungefähr 110 Kilo-
meter lang, ein zweiter ebendaselbst von AVadylui Isaki am Pruth bis zum Salz-
see am Schwarzen Meere, circa 130 Kihmieter lang ei^treckt, ein dritter, sich
schlingenartig entwickelnder und vierter in der Dobrudscha, welche beide von
der unteren Donau zwischeji den heutigen Oilen Tscheniawoda und Medschidieh
in der Richtung der Eisenbahnlinie bis Küstendsche am Schwarzen Meere laufen;
Die dritte Wallaidage mit nnhezu 90 Kilometern Länge wird viermal von der
Bahnlinie durchschnitten; der vierte Erdaufwurf ist 70 Kilometer lang und
durch einen an 20 Kilometer langen AV^all mit dem dritten Erdaufwurf ver-
bunden. — Es wird noch eines römischen AValles Erwähnung gethan, welcher
sich vom buken Dniesterufer durch Podolien nordwestlich bis nach (iralizien
hinein ei-streckt und speciell einiger AV^älle gedacht, welche im Bezirke Rawa
ruska bei Magieröw (in der Nähe von Zolkiew, nördlich von Lemberg) bestehen,
eine Breit(^ voji migefähr 50 Meter besitzen und el)enfalls von Trajan, aus dem
Jahre 105 n. Chr., heiTühren sollen.
Diese mächtigen Veitheidigungsardagen, welche an ähnliche Bauten des
alten Babyh)n erinnern, wurden mehr oder weniger im Zusammenhango mit der
den Donauübergang herstellenden, an und für sich durch Schanzen gesicherten
Trajansbriicke beim heutigen Turn-Severin errichtet, welche als ein Weltwunder
galt, aber schon von Trajans Nachfolger, Hadrian, zerstört wurde, um nach dem
Aufgeben der am linken Donauufer gelegenen Provinz Dacien durch den Bestand
des Donauüiwrganges nicht die am rechten Ufer der unteren Donau sich
erstreckende Provinz Mösien zu gefährden. Hier errichtete auch, beiläufig
bemerkt, Trajan, u. zw. bei Adamklissi in der Dobrudscha, nach den dakischen
Kriegen, einen mächtigen, in den jüngsten Jahren erst aufgedeckten Rundbau
mit Trophäen. Reste der riasigeu Ijandpfeiler der vom Erbauer der Trajanssäule
in Rom, dem berühmten Appolodorus, ins Werk gesetzten Trajansbrücke bestehen
noch heute.
Gehen wir nun speciell auf unser Kronland über, so begegnen wir wol als
ältester, geschichtlicher Ansiedlung und seinerzeit wichtigstem Orte daselbst, dem
heute ziendich unbedeutend gewordenen Städtchen S e r e t h. Die Lage des-
selben an dem durch Bachschluchten zerklüfteten Noixlabhange des hohen, an
dieser Stelle steil gegen das breite Sereththal uiul gegen den knapp herantre-
tenden Fluss abfallenden Hochplateau Horaica zwischen dem Sereth und der
Suczawa, ermöglicht an und für sich schon eine voraigliche Yeitheidigung,
welche noch erleichtert wird durch eine im Osten das Plateau dominirende
Kuppe. Noch heute führt diese den Namen Ruina und nach Berichten sollen
noch im Jahre 1756 daselbst Tilauern bestanden haben. Im vorigen Jahre
besuchte ich die Ruina und fand von Mauenverk keine Spur, dagegen aber zahl-
reiche zu Tage liegende, ausgeackerte Scherben von Thongefässen der verschie-
densten Art, von denen ich typische Stücke für das Tjiindes-Museum mitnahm.
Der Sage nach bestand auf der Ruina ein befestigtes Schloss, von welchem aus
unterirdische, zu Vertheidigungsz wecken dienende Verbindungsgänge nach anderen
wichtigen Punkten der Ansiedlung hinführten. Der I'mstand allein, dass die
Sage von solchen unterirdischen Gängen erzählt, bietet einen sicheren Beweis
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8 ROMSTORPEB :
für den dereinstigen Bestand eines festen Schlosses an dieser Stelle. Ahnliche
Sagen knüpfen sich nänilicli - theilweise vielleicht mit voller Berechtigung —
an viele Burgen und Schlösser, wie beispielsweise an das später noch zu erör-
ternde Füi-stenschloss in Suczawy, das mit der durch das tiefe Thal des Ksdcaina-
baches von ihm getrennten Miroutzkirche in Verbindung gestanden sein soll ; in
ähnlicher Weise an die Burg Xeamtz in Rumänien ; an den Bergfrit ') am Cecina
nächst Czernowitz ; ferner an Rauhenegg, Rauhenstein und Scharfeneck l)ei Baden,
und an das Breiten further Schloss bei Liesing und Kloster HeiHgenkreuz, welche
miteinander durch unterirdische (liänge verbunden gewesen sein sollen ; — an
die Karlsbnrg in Böhmen, welche mit der wol drei Kilometer entfernten SUult
Bergreichenstein ; an die prähistorische Bm'g Nachod ^) in Böhmen, welche mit
dem 1270 erbauten Schlosse in Xachöd; an die nach der Mitte des zehnten
Jahrhunderts so kunstvoll befestigte, am Ai-patschaisHuss gelegene Königsstadt
Ani, dem -armenischen Palmyra«, welche mit dpui aiuleren Ufer des Flusses
eine unterirdische Verbindung gehabt haben soll, u. s. w.
An der Südseite der Stadt Seivth befindet sich der Burghügel Saska,
welcher den Namen vom Woewoden Sjis, Sohn des Dragosch, besitzen dürfte,
der in der Mitte des 14. Jahrhunderts hier re-.idirte. Am Nordfusse dieses Hügels
fiiesst der tief in den Ijehmboden eingeschnittene Kakainabach, welcher sich mit
dem nordwärts gerichteten Solonecbach, unweit der Einmündung desselben in
den Sereth, vereinigt. Von dieser Stelle aus führt gegen die Saska zu ein etwa
8 Meter hoher Erdrücken, der in den dreissiger Jahren durch die neu angelegte
Strasse durchschnitten wurde. Mindestens zwei Meter seiner Höhe sind künstlich
aufgeschüttet und erscheint derart der Wall fiir Vertheidigungszwecke einge-
richtet worden zu sein. Er trägt an seinem östhchen Ende den alten jüdischen
Friedhof, während anderei-seits an demselben die BeilFsche Ziegelei liegt die
zur ausgiebigsten Fundstätte Sereths wurde. ^) Wie berichtet wird, erbauten zu
Anfang des dreizehnten Jahrhunderts die deutschen Ritter auf der Saska
eine kleine Burg, ähnhch der noch jetzt erhaltenen, ebenfalls den deutscheu
Rittern zugeschriebenen Burg in Neamtz. Noch im Jahre 1819 fand man auf der
Saska Mauerreste vor. Späteren, eingehenden wissenschaftlichen Forschungen
wird es vorbehalten sein, die frühere Bedeutung Sereths, ehemals einer der wich-
tigsten, auf dem Verkelu^wege von der Moldau nach dem Norden gelegenen
Handelsplätze, als befestigten Punkt zu würdigen. Gelegenheit für Forschungen
wird wol auch die Erbauung der projectierteji Localbahnstrecke Czerepkoutz-
Sereth bieten.
Ich habe bereits ol)en des B e r g f r i t s am Cecina Erwähnung getlian.
Der Cecina, der höchste nordöstliche Punkt der Ausläufer der Bukowiner Wald-
karpathen, noch im Gebiete der Stadt Czernowitz und, mit seiner Höhe von
539 Meter über dem Meeresspiegel, ungefähr 380 Meter über dem Prutliilusse
liegend, hat die Fonn eines sehr schmalen, langgestreckten Kammes, der an
*) Berj^rit = Wiiilthimii. Vor^l. Xotiz 246 zum Aiiff^itze Tymler Bui^fii von Paul
Cloinon in den Mittheilun^ni <l«'r k. k. (Vnitnil-Conunission, 1894, St»ito 26.
*) Mittboilunp-n «kr k. k. Contral-Connnission , SiMto 95, 1895.
') Zalilroichc Kunilobjectc aus der Bciirschcn Ziejreloi iM'finden sk'h im Ixin^U^-Museum,
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Ältere Veetheidigunosanlagen in der Bukowina. 9
seinem südöstlichen Ende mit einer steilen Spitze abschliesst, sich aber anderer-
seits mit dem breiten, westlich gegen Hlinitza gerichteten Rücken verbindet. Hier
bestand ein Bergtnt, dessen Eirichtung, »»ach den gemacliten Funden zu schliessen,
ebenfalls dem deutschen Ritterorden, oder den »rohannitern zugeschrieben werden
köniite; Wickeidiauser aber hält den Hthauischen Füi'stensohn und Fürsten der
Moldau Georg Koriatowicz (1874—1377?) für den P^rbauer. ^) Nachdem in
neuerer Zeit daselbst ein Steinbnich angelegt wurde, vei-schwand nach und nach
(las Gemäuer und nur noch die Reste einer sehr breiten, mm umgestürzten
Mauer bedecken die Spitze, sowie knapp darunter zahlreiche Löcher, weK4ie von
Grabungen heniihren. ^) Reitersi)orne und Waffen, der Form nach deutsche
Rittei"scliwerte, wurden hier aufgefunden, von denen ein Theil im Landes-Museum
seine gesichei*te Aufbewahnmg besitzt Weitere Grabungen sind verboten und es
hat die Gemeinde Czernowitz vielmehr bereits die Aufforstung des Cc(!ina in
dankenswertlier Weise eingeleitet.
Der Bergfrit am Cecina, sowie die etwa vor der Erbauung desselben hier
vorhanden gewesene Sicherungsanlage, ist indess blos als der Endpunkt einer
Reihe von Bauten anzusehen, welche auf dem zur Pruthebene steil abfallenden
Bergrücken errichtet ei-scheinen. Bildete doch dieser an und liir sich schon eine
ffist uneinnehmbare Veste und eine wohlgeschützte Verbindung^ zwischen den
wichtigen Handels- und Heereswegen, welche aus Polen nach Süden lührten
und den Pruth bei Czernowitz, bezw. bei Hlinitza übei-setzten, von denen der
letztgenannte Fbergang seinerzeit der wichtigste und, — nach den in Hlinitza
gemachten prähistorischen Funden und der neuester Zeit auf dem entgegen-
gesetzten Pruthufer bei Schipenitz aufgedeckten, längst untergegangenen Ansied-
lung ^ zu schliessen, — auch der ältere war. Über 13 Kilometer ist der Berg-
rücken von der Cecinaspitze bis zu dem westhchen Endpunkte, dem an der
Einmündung des Hlinitzaflüsschens in den Pruth steil abtallenden, 130 Meter
über dem Wasser gelegenen Pohar lang und im Süden überdies noch durch
den Dialu dracului (Teufelsberg) geschützt, während seine Mitte durch die
Spaskahöhec (Verhack- oder ZuHuchtstätte) bezeichnet erscheint
Längs des Rückens des Pohar, von welchem das Auge ebenso wie vom
Cecina das breite Pniththal, ja die ganze Gegend nordwärts bis über den
Duiester nach Galizien hinein beherrscht, besteht nun ein Schanzgraben, der
möglicherweise als Waldgrenze aufgeworfen worden sein mag. Neben demselben,
u. zw. etwa 200 Meter vom abfidlenden Ende des Pohar entfernt, bemerkt num
einen 5 — 6 Meter im Durchmesser haltenden Hügel, der vielleicht ebenfalls blos
zur Grenzbezeichuung dient, aber angegraben erscheint, was beweisen kömite,
«lass man ihm eine andere Bedeutung als die eines gewöhnlichen Grenzhügels
*) In soiner kürzlich erschionenen (irschithte (Ur BukowiniK IL, ho/Aicbnet Dr. R. F.
K a i n d 1 den ixdnischen Könij,' Kasimir III., den Grossen als den Erbauer des IJerjjrl'rits
am Cei'ina.
*) Der verstorlx»ne Finanzratli Wiekenliauser tlieilte Hemi Dr. Kaindl (vei^rl. des l«'tzteivn
Biuhenwald' Nr. 1, 8tMte ^) mit, dass ungt^fähr im .Jahn.^ 1S46 ein (ir»'is aus Kt>s(h «»r/äldte. er
'rinnea» sieh, auf dem Gemäuer des (Veina einst Reste eines Daehes ^nveben zu liahen.
*> Auch die Sage spricht von einem vei"sunkenen Dorl" bei Scliipenitz; über die neob'tbi.scbc
Ansiedlunj^ 1mm .Schii>enitz berichtete ausbibrlicb der k. u. k. Cu^to.s J<iseF S z o m b a t li y im
•IihrlMiche 1H94 <Ies Bukowiner Iiandes-Museums< . St^te i:^ fl",
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10 Romstorfee:
beimisst. XhcIi weiteren 700 Metern bemerkt nuui, bereits schon im Walde,
einen südwestlieli verhiufenden kleinen Zweiggraben mit Wall, dem Avir auch
noch keine besondere Bedeutung zusprechen wollen, obwol Graben und \Vall
derzeit mit Buchen bewachsen sind. 900 Meter weiter und mitten im Wahk
begegnen wir indess einem (juer über den Rücken lautenden, von einem starken
Graben begleiteten Wall, der seiner Form und Lage nach wohl nur für Sicbe-
rungszwecke ernchtet worden sein dürfte, wie ein zweiter ähidicher, etwa 1500
Meter entfernt und schon gegen Spaska zu gelegener Wall mit Graben vor-
handen ist, in dessen NiUie nun ein schimder, rund 1)^00 Meter langer Rücken
gegen Nordnordwest abzweigt. Dieser eigenthündich geformte, nach allen Seiten
steil abfallende Rücken bildet den Hinteigrund der engen Schlucht des Koriwati-
baches und besitzt mu- von Süden her einen Zugang. Von ihm aus ist ebenfalls
ein weiter Ausblick gegen Norden möglich, insofern dies der mächtige Bucheii-
bestand von heute zulässt. Auf demselben, der die Bezeichnung Miserdziw
z a m k i (nach Wickenhauser richtiger Myserdshiu zamki, aus dem Kunmnischen.
d. i. Bollwerk bei der ('b(»rffduv) führt, befindet sich nun eine ausgedehnte Wall-
burg, die unter dem Volke die Bezeichnung Tatarenlager führt. Möghcher-
weise wurde sii* von den Tatm'en benützt, welche in der ei-sten Hälfte des
1.'5. Jahrhunderts in Kumanien einfielen, das Ijand ein Jahrhundert lang fast in
völligem Besitz b(»hielten und dann wiederholt die nachniidigc Moldau beunru-
higten, - errichtet wurde sie W(d schon früher.
Der Rücken steigt von seinem südöstlichen Ende in einer Ausdehnung
von ungefähr 500 Meter sanft bis zum höchsten Punkte und fällt von hier sehr
massig in einer Länge von rund 800 Meter bis zur Nase. In der Entfernung
von 200 Meter vom höchsten Punkte aus beginnt die Wallburg, welche ül)er
300 Meter lang, am rückwärtigen Ende durchschnittlich 50, an der vonlereu.
gegen die Nase zu gerichteten Seite aber 130 Meter breit ist Fünf Querwälle,
darunter drei als Doppelwälle, mit Gräben, theilen die Anlage in vier Felder,
deren gWisstes, zwischen dem dritten und vierten Wall liegendes, als eigentüches
Lager zu gelten hat, das wohl 9000 Quadratmeter gross ist, und von welchem
aus die Wälle nach auswärts, d. h. einei^eits gegen den Zugang, auderereeits
g(\gen die N.ise zu gerichtet sind. Dort, wo die einzelnen Felder seitlich nicht
schoji durch den steilen Absturz allein genügend gesichert erscheinen, sind auch
Längswälle angeordnet, welche mit den Querwällen, namentlich was die Lauf-
gräben anbelangt, in entsprechender Verbindung stehen. Ein Laufgraben des
Lageri'eldes geht in einen an dem steilen Ostabhange gelegenen sanft verlau-
fenden Einschnitt über, der als ehemaliger Auffahrtsweg fiir die Wasserzufuhr
u. dgl. gedeutet werden köinite. Die Entfernung vom letzten AVall bis zur Nase
beträgt ungefähr noch 300 Meter. ^)
Namentlich die dem Hauptlagerfekle am nächsten hegenden WiUle sind
an ihrer Aussen-, d. i. der dem Angreifer zugekehrten Seite, wie Untersuchungen
ergaben, die ich im vorigen Jahre im Auftrage der k. k. Central- Comniission
für Kunst- und historische Denkmale, und welche später noch derk. u. k. Custosani
') l)«'r Situati« ns|)lan «lirstT MMsrlu'in«Mi(l naclirr»niisclien Wallbui'g \\inl mit eiiuMu ausfuhr-
liclion H»Ticlit<' «loninäcliht in <K»n MittlH'ilinijxiMi <Ut k. k. (Vntral-Coinmission erscJu^inen.
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Ältere Vertheidigüngsanlagen in der Bukowina. 11
Naturhistorischeii Hofmuseuin in Wien, Herr Josef S z o ni b a t li y . liierüber
anstellte, vei*schlackt, um gegen Geschosse und eventuelles Abrutschen möglichst
widerstandsfähig zu sein, ~ d. h. es wurde der Lehm, nach seiner, zumeist auf
einer Steinunterlage erfolgten Aufschüttung gebrannt. Derartige Wallburgen
(Hradiszte) bestehen zahlreich, namenthch in Böhmen. Professor Dr. J. N.
Woldrzich beschrieb solche in den Mittheilungen der Anthropologischen Gesell-
schaft^ (Jahrgang 1893) und setzt sie theilweise, nach den erzielten Funden, in
die ältere Metall- oder La Tene-Zeit. Er fand indess bei einzelnen Wällen der
sog. Glasburgen, speciell der vei-schlackten Wallburg Na Hradu^ bei Litoradiic,
die Verschlackung mehr an der Lmenseite vorgenommen.
Die in der WalUmrg bei Hlinitza genmchten Funde : zahlreiche Topf-
scherben der vei*schiedensten, vielfach piimitivsten Art, rauchgeschwärzte Ix»hm-
platten, gebminite Blockwand-Rewiu-fstücke, Feuersteinsplitter, Knochenstückchen,
gebrannter Weizen u. s. w. übergab ich dem Bukowiner Landes- Museum.
Eine in der Anlage mit dem sog. Tatarenlager äbnhche Wallburg
von allerdings geringerer Ausdehnung befindet sich auf dem Z a m c z y s t e i n
Hliboka, den l'bergang aus dem Dehreluithale ins breite Serethtlial und
di(*se^s selbst beherrschend. Ks ist bemerkenswerth, dass im Baimkreise dieses
verschanzten lüigei-s ebenfalls, u. zw. im nahen Orte Presecareni, prähistorische
Funde (Broncekelte) genuicht wurden. ^) Die AVallburg li(»gt auf einer ainiähernd
g(»gen Osten gerichteten Nasö mit sehr steilen Hängen, welche gegen Westen
hin in ein sanft ansteigendes, breites Plateau übergeht. Ich habe das ver-
schanzte Liiger ZamczystI' im Jahre 1898 in Gesellschaft des k. u. k. Custos,
Herrn Josef S zo m b a th y besucht und aufgenommen. °) Der genannte Herr
hat späterhin noch Grabungen vorgenommen, welche nur unbedeutende Funde
ergaben, u. zw. wenige Topfscherben und drei kleine Feuerstein Werkzeuge '°).
Das Ende der Nase, den Innonraum des Lagers bildend, hat nahezu die
Fonn eines Dreiecks und erscheint durch einen segmentfiinnig nach auswärts
(^egen Westen) gerichteten Wall und Graben abgeschlossen. An der Bogen-
sehne ist das Lager an 40 Meter breit, während die grösste Länge sammt der
etwa 10 Meter betragenden Pfeilhöhe des Segments ebenfalls 40 Meter misst ;
der Wall selbst ist ca. 45 Meter lang. In der Entfernung von ungetähr 80 Meter
ist ein zweiter, mit dem ei*steren mehr oder weniger concentrisch verlaufender
Wall mit (iraben von 80 Meter Tünge angeordnet, während in der weiteren
Entfernung von etwa 30 Metenj ein dritter, fast geradliniger Wall von 80 Meter
Länge enichtet erscheint, welcher sich an der Nordseite, wo der Abhang nicht
mehr genügend steil ist, rechtwinkelig abbiegt und mit seinem 21 Meter hingen
Schenkel an den zweittMi Wall anschliesst. In der Nähe dieses Lagei^ belindet
sich im AValde noch ein hoher Erdrücken, von welchem vorläufig nicht bestimmt
*> In «Uomt (Je^'inl. H. zw. juil' diT scIiw.ir/An Alm zwischen l{lil)(»ka un<l Korowia wiinlcn
»«•kanntlirli die Pulon unter Könijr Juhann AlUredit im .Jalm» 14U7 «hin-h Stefan den (irussen
;i*'M'liIa^'n.
•) Der Situalion8|)hin wird demnäehst in den !Miltheilunj::en <ler k. k. Central-Commissii»!;'
efM-lieinen.
*") Wrj^l. »Jahrbuch 1S94 des Buk. binde.s-Mupeums«, S^ite 16. ^^ I
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12 Romstorfee:
ist, ob ('v auf kiinstlicho Weise entstand oder doch für Vertlieidigungszwecke
benutzt wurde.
Südlich von Hhboka, im Suczawathah», Hegt der langgestreckte Ort X e u-
Fratautz, bei welchem sich, u. zw. auf der Ciemeinde- Hutweide, gegen ^0
Tumuli befinden sollen. Nach li'eundhcher Mittheilung des Hen'u Dr. Isidor
Ritter v. Onciul bestehen in dem zu Neufratautz gehörigen ^yalde auf der
Cet^itea (Schloss) benannten Anhöhe am steilen Bachufer Gräben und
alte Mauerreste, welche sicher für Vertheidigungszwecke dienten. Eine
eingehende Untersuchung dies<*r Anhige ist in Aussicht genommen. '')
P^inem Ijericlite des k. u. k. Oustos, Herrn Josef Szombathy zufolge '^)
betinden sich in C a 1 i n e s t i bei S c h e r b o u t z, u. zw. auf der Anhöhe,
(\)te öliO. etwa 1 '/j, Kilometer westlich vom Schlosse, drei Wälle, von denen
zwei (juer über den Nonhibhang der Kuppe gelagert ei'scheinen, wähi-end der
dritte siMikrecht gegen die ei*stei*en und mit seiner Front ungelalu* gegen das
Scbloss bin situirt ist Es ist hier zu bemerken, dass knapp lünter dem Schlosse
vor etlichen .Jahren durch unser Vereinsmitglied, dem Gutsbesitzer Heirn Gustiiv
Marin ein rrnen gräberfei d aufgedeckt wurde, und dass ungefähr 2'/, Kilo-
meter südlich bievon eine, das Hatnabachtlial beheiTscliende Anhöbe mit der
Cote 508 den bezeichnenden Namen Z a m c z y s z führt, auf welcher, nach Mit-
tbeilung unseres Vereinsmitgliedes Herrn Ingenieurs Aleko Isecescul, Spuren
von Gräbern bemerkbar sind. Bekanntlich wurden « im Hatnabache, namentlich
nach 'Hochwässern, zu wiederholten Malen Goldfunde gemacht, so u. Ä. im
Jahre 1892 der Fund von Merizei ^^).
Nach einer Mittheilung des gr.-or. Pfarrei"s, Herrn Vasile T o m i u k in
ililleschoutz soll am linken Ufer der Suczawitza, dem Orte Badeutz gegenüber-
liegend, wie eine Sage hiiitet, Stefan der Grosse auf dem Felde V a r n i t z a
einen Theil der Tatnren vernichtet haben. **) Als man vor Jahren die Weide in
Ackerboden verwandelte, stiess man beim Pflügen auf einen backofenähnlichen
Raum, in welchem sich noch Kohlen befanden und auf einen Keller, ui dem
allerdings bereits in Verwesung übergegangene Hirse lagerte. Auf dem Felde
wurden ferner Münzen, Pfeilspitzen, SäbelkUngen und Sporne ausgeackert, welche
Objecte von den Landleuten zumeist verarbeitet wurden. Bis vor 4 — 5 Jahrzehnten
waren daselbst auch Verschanzungen sichtbar, die aber heute bereits verschütte
und ausgeglichen sind.
AVeit nachhaltiger als Sereth entwickelte sich in der Folge, der günstigen
geogratischen Lage wegen, Suczawa, das mit der Ausbreitimg des Handels,
namentlich auch'gegen Siebenbürgen und Ungarn zu, dor Hauptstappelplatz des-
selben wurde. Hier wechselten zahlreiche Waren, einerseits von Braila über
Berlad, Bakau, Roman, mit dem Wege über Neamtz und Baia und von Akjer-
»M Wie mir «Icr «.T.-or. PlarnT Herr I. Poru ml) e s cn in Neu-Fmtautz eben mittlieilte,
knü|>ren sicli an ilie Wiildhir»sH' Cetateii eini^'»^ Vulkssa^^^n.
»5) Vei^rl. >Jalirl)Urli lx\)4 des Jliik. Landes-Museums«. SiMte 20.
»») Verjrl. ».Fahrbueh ist)8 des Ibik. huides-Mu.s«Mims<, Seite 70, mit Al)büdun;j.
'*) Ani^a'blieh ihr dicsrn ^'\v<x stirtet4* Stefan der (Jrosse das Klcster Putua (ver^l. aiieh
Wirkenbausor *Mnlda^ 1, 1. Heft. S^'it*' 81.
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Ältere Vertheidigungsanlagen in der Bukowina. 18
man über Bender und Jassy, andererseits nach Bistritz und Hermannstadt über
Wama; nach Ijemberg über Sereth und Czernowitz und nach Kamjeniec über
Chotin und Dorohoi. Die Terraingesüiltung bei Suczawa hat gi\)sse Ahnhchkeit
mit jener Sereths und bietet eine mindestens gleich günstige natürliche Siche-
nmg, die nicht unwahrschein Heb schon frühzeitig durch Erdwerke u. dgl. erhöht
wurde. Ein Punkt ist es namenthch, der Schlossberg (Cetatea), welcher im Norden
und Osten schroff gegen den Suczawafluss und im Westen gegen den tief ein-
geschnittenen Kakainabach abtällt, während er gegen Süden durcli seine kuppen-
fönnige Gestalt eine dominirende Lage erhält. An .der nordöstHchen, etwas
zurückspnngenden Ecke liegt die ausgedehnte, heute völlig verfallene, s. z. mäch-
tigste Burg der Bukowina, das ehemahge Füi^tenschloss, viellei(*lit an Stelle einer
schon von den Johannitern, welche im Jahre 1247 Kumanien von Bela T\. zu
liehen erhielteji, aber kaum zwei Decennien im Lande verbheben, errichteten
Befestigung. Im vorletzten Decennium des 14. Jahrhundeils verlegte der AVoje-
wode Peter IL Muschat (der Schöne) die Residenz von Sereth nach Suczawa;
nach Anderen hat vor ihm Georg Koriatowicz bereits in Suczawa residii*t, wo
er vergiftet wurde. Es ist indess noch fraglich, ob die jeti^ige Ruine des Füi-sten-
schlosses im Osten Suczawa's die ui-sprüngliche Residenz war, denn ausser dieser
Ruine bestehen in Suczawa, u. zw. ungefähr in der geraden Linie zwischen dem
Bahnhofe Itzkany und der aniienischen Kirche zum hl. Axentius, Zamka genamit.
mächtige Reste von Mauerwerk aus alter Zeit. Nun berichtet Gabriel Freiherr
v. Spien y in seiner Beschreibung der Bukowina"^) bezüglich Suczawa: »Es
findet sich diiselbsten ein altes Schloss, welches die ganze Stadt dominieret Bey
Besichtigung dieser Antiquitaet fand ich über einem Fenster die hungarischen
AVappen in Stein ausgehauen«. Unter diesem alten Schloss, wclclies über die
Stadt dominirt, können wol nur die ausgedehnten Ruinen im Osten der St^ult
gemeint sein. Er erwähnt zwar, dass auch noch Mauen^este von Kirchen, Häusern
und Kellern vorhanden seien, hebt aber die oberwähnten Reste von Mauerwerk
am Abhänge der Zamka nicht besonders hervor. Dagegen schreibt General Karl
Freiherr von Enzenberg in seiner Denkschrift: '") > Annoch werden in Suczawa
siebzehn grosse demolirte Kirchen, vielleicht hundert der kost-
barsten, auch 80 Staffeln tiefen gewölbten Kellern, eine sehr weitläufige, und
zusammengefallene Residenz und eine grosse, auch zusammengefallene B e r g-
festung gezählt«. Unter der »Re.sidenz« ist nuu wol unzweiheliiaft das jetzige
ruinenhafte sog. Fürstenschloss zu verstehen, während unter der »Borgfestung«
die erwähnten Mauerreste am Abhänge der Zamka — und nicht vielleicht letztere
selbst, welche hauptsäclüich aus noch vollständig inüict gebliebenen AVällen als
ältere Befestigung besteht — gemeint sein werden. Zur Zeit Enzenberg's
mögen aber die Mauerreste noch sehr umfangreich gewesen sein, welche jedoch
bald infolge der Entimhme von Baumaterialien mehr und mehr vei*schwanden.
Untersuchungen an Ort und Stelle, welche ich im Verlaufe des heurigen Jahres
im Auftrage des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht in Suczawa, in
^^) Vom Jahn? 1775: herausf^ef^^bcn von Dr. Johann P«»lok. 1^93.
") Vom Jahre 1779: horauflf^et^'bon von Prof. Dr. v. Zio^laiuM- ((Joschuhtliche PiMor
aus (W Bukowina zur Zeit <ler östtuT. Oc<-uiMition), 1894. r^^y-./^!^
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14 Romstorfer:
erster Linie am sog. Füi'steiischlosse, vorzunehmen lial)e, werden wol einige Klar-
heit in die noch ziemUch ungelöste Frage hringen und düi'ften inshesonders auch
sicherstellen, inwieweit die vorhandene Handzeichnung, betitelt ^das Fürsten-
schloss von Suczawa im Jahre 1536« auf Authenticität Anspruch erhel)en kann.
Im Xachstehenden bringen wir das AVichtigste von dem, was über diesem
Schloss bis jetzt bekannt^ resp. beobachtet wurde; möghcherweise wäre einiges
hievon auf diis von Enzenberg als » Bergfestung «^ bezeichnete Bauwerk zu beziehen.
Ob Suczawa schon unter den Dakern oder Römern bestand, ist nicht
erwiesen; bisher hat man keinerlei darauf hindeutende Funde gemacht Nach
einer Sage hätte Dragosch Alt-Itzkany gegründet, welches sich nach und nach
zur Stadt Suczawa erweiterte, indem ans Siebenbürgen deutsche und später un-
garische Handwerker und Geschäftsleuti» '^) und hauptsäddich aus Lemberg und
Sereth armenische Kaufleute einwanderttMi. Den verhältnismässig grössten Auf-
schwung und neue Besiedelungen erhielt Suczawa wol zu Beginn des 15. Jahr-
hundeils unter dem AVqjewoden Alexander dem Guten, der bekanntlich dem
Fürstenthume Moldan ei-st eine staatliche Begründung gab, die Gebeine des hl.
Johaimes Novi (1402) nach Suczawa in die alte, der Sage nach von Dragosch
wahrscheinlich aber erst von Juga, dem Vorgänger Alexanders, im letzten De-
cennium des 14. Jahrhundeits erbauten, dem Schlosse gegenüber gelegenen Me-
tropolitankirche l)rachte und hiedurch jahraus jahrein zahlreiche Pilger heranzog,
endlich eine detaillirte Zollrolle festsetzte. Diese ITrkunde gewährt, Iwiläufig
bemerkt, einen überaus instructiven Einblick in die damaligen Handelsverhält-
nissc». Es ist nicht erwiesen, ob Koriatowicz den Bau des Suczawer Schlosses
begann und Peter II. dasselbe im Wesentlichen vielleicht vollendete. E. R, Neu-
bauer erwähnt, dass der Woewode Roman T. in) Jahre l,-593 Sucz^iwa als
Residenz neu herrichten liess. wo auch seine Scihne und seine Mutter r.^sidirten.
Die Sage aber meldet dass bereits Alexander in den ausgedehnten unterirdi-
schen Gewölben des Schlosses ungeheure Schätze verborgen hielt, ein Beweis,
dass das Schloss unter diesem Fürsten gewiss schon der Hauptsache nach voll-
endet war. Indess scheinen spätere Fih-sten noch mancherlei Bauveränderungen
behufs Wrstirkung des Schlosses vorgenommen zu haben. So Stephan der
Grosse in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts während seiner rund vierzig-
jäbrigen Regiennig, welcher für derlei Arbeiten auch gefangene Tataren verwen-
dete. In einer Urkunde vom 31. August 1458 eitheilt er dem Dorfe Borginestie
ausser sonstigen Freibeiten auch die, dass die Bewohner desselben bei der Burg
Suczawa nicht zu frohnen hätten. Unter dieser, für andere Orte demnach beste-
henden Frohnde sind vielleicht hauptsächlich Erd- und Bauarbeiteji zu verstehen.
Auch von Petn- Raresch, im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts, wird ei-\i'ähnt
dass er das Schloss weiter befestig(Mi liess, währ.Mid »Tacob Heraclides D(*sj)ot
dasselbe nach der Mitte des 1(5. Jahrhunderts nach All der deutsehen Ritter-
burgen umgebaut und daselbst einen Thnrm mit seinem in Stein gemeisst4ten
Namen erriditet baben soll.
'") Schdii i!iit4M- Kr.jiiV [j<.i;i IV. uMiil.Tli'ii Sit'lMMilnir-r*M- 8ai-!iH«'n zablroidi, naiut^ntlH-h iu
«lio Wahi'lipi. :ni^, \i\\<\ «v, crlhss chsliaHi «b'r Küiii^ im .Jahr.' 1247 ein W^rhot t^i'i^^n «liest» Ait-
waihlerun^' (F. Miilh'r: D'w liinhliclK« naukmist «Irs n.jnanisclu'n Stiles in 8ielH»nhrir«i«in.
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Ältere Vertheidigungsanlagen in üer Bukowina. 15
Nach den lückenhaften geschichtlichen Aufzeichnungen üher die Moldau
und den sich nicht selten widei^prechenden Angaben hält es schwer, auch in
Bezug auf das Suczawer Fürstenschloss vollständig verlilssliche Daten festzusteHen.
Durch meine detailliiien Aufnahmen der ruinenhaften Miroutzkirche und wieder-
holte, vergleichende Studien in den Trümmern des ehemaligen Schlosses, scheint
die Annahme bestätigt, dass der Baubegimi beider Denkmale ziemlich zusammen-
fällt. Andererseits erkennt man genau, dass einzehie, vielleicht mehr oder we-
niger nur unwesentliche, Bautheile am Schlosse nachträglich Jiergestellt w^urden,
u. A. ein niedriger, breiter Pfeiler in der äusseren einspnngenden, annähernd
gegen Norden gelegenen Ecke Jieben der Kapelle. Die Aussenwand der Haupt-
apsis derselben erscheint lerner mit theilweiser Verwendung älteren Bau-
materials autgefiihrt und es lassen sich leicht und sicher sieben profilirte
Steine nachweiseji, welche als gewöhnhches Baumaterial in der Bnichsteinwand
vermauert wurden, früher aber, wie ihre Form zeigt, an einem anderen Object(\
u. zw. h()chstwahrscheinlich an einem grösseren, reicher gegliederten Gotteshause,
theils als Thünerdachungsgesims, tlieils als Gewölbrippen oder Dienste Verwen-
dung fanden. Aus der Miroutzkirche, welche um das Jahr 1513 durch ein un-
bekanntes Ereignis devastiil worden sein soll, worauf die Metropolie (sammt den
Reli<piien des heiligen Johannes Novi) in die ungelähr ein Decennium späU^r
vollendete St. Georgskirche verlegt wurde und welche in ihren wesentlichen
Mauern noch heute besteht, stammen sie indess nicht, denn hier wurden derlei
profihrte Steine nicht benützt. Vielleicht gelingt es gelegentlicli der im Zuge
!>efindlichen stilgerechten ResUuirirung dieser Kirche die Inschrifttafel aufzudecken,
welche nmn in der Nälie der Kirche vei-sohültet wähnt und hiedurch, oder sonst
viie, weitere Daten zu gewinnen, vielleicht auch durch die Ikonosasis der Mii-outz-
kirche, die heute noch bestehen soll, u. zw. einer allerdings unverbürgten Aus-
sjige nach, in einem Filialkloster des rumänischen Kloster Neamtz. Bemerk(Mis-
werth ist, dass theilweise mit Ziegelmehl hergestellter Mörtel zur Verwendung
gelangte.
Die heutigen Ruinen von kolossalen Mauern und starken Thürmen, in
denen eine vielhundertköpfige Schar von Dohlen die einsam hausende Eule aus
ihrem Schlupfwinkel vei'scheucht, — der riesige, die Burg von drei Seiten um-
gebende Graben, sowie der steile mit Mauertrünnneni übei-säte Abhang auf der
vierten Seite zeugen noch von der einstigen Stäi'ke des Fürstenschlosses, welches
zahlreichen Belagerungen während der seit seinem Bestünde bis zum vorigen
Jaiu-huudert auf der Tagesordnung gewesenen Kriegs- und Greuelthaten im
Luinde überdauerte und nur durch Ven'ath, List und durch Aushungerung der
Belagerten ab und zu in die Hände der Feinde kam, und welches deshalb eine
sichere Schatzkammer der oft sehr reichen Wojewoden bildete, unter den(Mi ins-
besondei-s noch Peter Raresch und Basil Lupul genainit werden. Seine
Bedeutung verlor das Schh)ss, von dessen Ausstattung noch eiinge Rudimente
figiiraler Frescomalerei in der Schlosskapelle Proben liefern, noch lange nicht,
als nach der Mitte des 16. Jahrhunderts der Wojewode Alevander Lopusch-
nean**^ Jasny ziu* Residenz wählte und nachdem im .Jahre Ki.iO unter Miron
") Ver«?!. Dr. 1). () n <• i u 1 : „Zur (iosrlnVIit** (l»r Buk«»\viiia". f^ r^^r^]r^
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16 Uomstorfer:
Baruowski ebenso die Metropolie nach Jassy verlegt wurde, mit welch letz-
terer auch die Reliquien des heilij^en Johannes dahin gelangten. Suczawa ind(*ss
ging auf diese Weise als Süidt und Handelsplatz langsam zurück, das, einer
Aufzeichnung aus dem 17. Jahrhundert zufolge, zu jener Zeit doch noch mehr
als 20.000 Einwohner gehabt haben soll, d. i. fast dreimal soviel als heute, fer-
ner 17 Kirchen. Nach einer bereits citirten Denkschrift des Generals Enzen-
berg zählte man in Suczawa zur Zeit der Übernahme der Bukowina in die
(isterreichische Verwaltung, u. zw. im Jahre 177 1 aber nur mehr 59, im Jahn»
1779 allerdings schon wieder 417 Famihen.
Unter Kcinig Johann S o b i e s k i s Zügen gegen die Türkei wird zwar der
bereits früher einmal, 1485, durch die Türken in Bi-and gesteckten, nun, 11)75,
Hbernnils durch Feuer verwüsteten Stadt Suczawa gedacht, des Schlosses sell>st
aber gescbieht, wie auch in der Folge, keine Erwähnung mehr. Alexander Lo-
puschnean soll, 1507, das Schloss, wie alle Vesten des Landes, haben zer-
stören lassen, worauf dasselbe leremia Mogila nochmal herstellte. Nach
W i cke nha user*'-*) wäre es endlich im Jahre 1677 durch den Wojewoden
Demeter K a n t a k u z i n o, welcher die Türken gegen die Polen zu Hilfe rief,
verwüstet worden, welches Datum aber Schmidt ^^) als verfrülit bezeichnet.
Erwähnt wird, dass bereits im Jahre 1672 infolge eines Erdbebens ein Schloss-
thurm einstürzte. Indess ist gewiss keine der vereinzelten Zerstöiningen am
Füi^tenschlosse für den Bestand desselben so schädigend gewesen, wie die spä-
teren nachhaltigen Devastationen durch unl)efugte Raubgräbei'eien und haupt-
sächlich durch Vei^chleppung der Bausteine zur Herstellung neuer m^issiver
Häuser. General Enzenberg hebt nämhch in seiner Denkschrift u. A. hervor,
dass die Armenier, die er gerne zunickhalten wollte, die Bitte um Entnalime
von Steinen von den demolirten Kirchen und der zusammengefallenen Residenz
an ihn stelltc^n, welcher Bitte er aus dem Grunde nicht Folge leisten und deren
Gewähining er nicht befürwoi-ten koinite, weil man, wie er sagt, „selbst ab aerario
Niederlagen, Häuser und Gewölbe, daim öftentliche Gebäude aufliihren wenle.
folglich dieses sehr schöne Material, so allschon in loco ist, sehr benöthigen
dürfte". Trotzdem wurde, wie wir wissen, dem Armenier Iwan Kapri gestattet.
Steine vom Bergschlosse zur Erbauung des jetzigen Hotels Ijanger zu verwenden.
eines umfangreichen Gebäudes, dessen weitvei'zweigte unterirdische Keller und
Gänge wohl Waaren-Lagerräume darstellen. Pietät wunle also den frühereu
Baudenkmalen zu jener Zeit auch seitens der einflussreichen Persöidichkeiten
nicht entgegengebracht. Heute ist dies glücklicherweise anders und es bleiben
wenigstens die noch vorhandenen geringen Reste des einst so stolzen Berg-
schlosses, Dank der vereinigten Fürsorge seitens der Gemeinde Suczawa und der
Bezirkshauptmannschaft daselbst, der Nachwelt erhalten.
AVir kommen nun schliesslich noch zu einer ganz besonderen Art von Ver-
theidigungsanlagen, welche, wie im Oriente überhaupt, auch in der Bukowina
sehr häufig angetroffen wird und hier noch bis in's 17. Jahrhundert zur Ausfiili-
nmg gelangte, nämlich zur Befestigung der wichtigeren und speziell
der Klosterkirchen.
) ..Siiczawa's historische I)onl\Wür(li«^k«'it<^n, Seite 180 unn '1^ W. o
Ältere Vertheidiqünosaxlagen ix der Bukowina. 17
Bereits im Alterthum legte man geheiligte Stätten und Tempel gerne an
^gesicherten Punkten an, umgab sie mit Mauern u. dgl.; die Tndier namentlich
erbauten um ihre Tempel hemm starke, mit Thürmen versehene Ringmauern.
Audi im Mittelalter, z. B. in Deutseldand seit Kaiser Heinrich, finden >yir,
hauptsächlich um bei feindlichen ÜbeiftUlen das Leben und die wichtigste Habe
retten zu können, in Dörfern und kleineren Städten die Kirche und den dieselbe
Uiiigebenden Friedhof als khnne Veste ausgebaut. Im „burgenreichen" Sieben-
bürgen legttm sich die ersten deutschen Einwanderer neben gewöhnlichen sog.
ßauendmrgen bald auch starke Kirchburgen an, und, um die Ansiedlung in dem
fremden, unruhigen Lande entsprechend zu schützen, 'in möglichst vollkommener
Weise, indem sie um die freistehende Kirche Ringmauern mit Thürmen, Schiess-
schart<Mi, Wehrgängen und Ausfallsthüren, sowie Vertheidigungsgräben zogen. ^^)
Bei keinem Volke findet man den religiciscn Fanatismus so sehr «ausge-
bildet, wie beim Orientalen, der sich einei-seits gerne dem beschauhchen Leben
hingibt, andererseits aber zum erbittertsten Verfolger Fremdgläubiger wird, —
Eigenschaften, die heute allerdings schon wesentlich von ihrer Intensität einge-
büsst haben. Kein Wunder^ dass die für die neue Lehre gewonnenen Anhänger
lies Christenthums, - welche fiir ihnMi (ilauben selbst oft den schnun-zlichsten
Tod erduldeten, — um der Verfolgung möglichst zu entgehen, zu jener Zeit die
unwirth liebsten Gegenden und sichei-sten Versüvke aufsuchten. So find(Mi wir
im Balkan, in Serbien, (liriechenland, Kleinasien, namentlich auch in Annenien,
(Trusien und Georgien das Einsiedler- und Mönchsh^ben bald in höchster Blüte
und in d(T Folge die ei*sten und ältesten Kirchen und Klöster in Schluchten
vei-steckt oder auf felsigen, schwer zugänglichen Höhen emchtet, und in späterer
Zeit von den Laiulesherren oder sonstigen Grossen des Ijandes entsprechend
fortiticatorisch verstärkt und zur Bergung der Schätze sowohl als der eigenen
P(*rson, wenigsti»ns nach dem Tode, benützt.
Ganz ähnliches vennögen wir in den Donaufiii-stenthümern, einschliesslich
unserer Bukowina, nachzuweisen. Gar manche Sage über bedeutendere Kloster-
gründungen knüpft an Einsiedler, so die bezüglich Woronetz an den Einsiedler
Diuiiel, welcher am Abhänge des gegen Gurahumora zu gelegenen Falkensteins
in einer aus dem Felsen gemeisselten Zelle hauste, — und nächst Putna ist
noch sehr wohl erhalten die Kilia in peatra, welche eine aus dem Felsen ge-
ineisselte Zelle und eine über ihr liegende Kapelle darstellt, woran sich genau
ixK-h Sactuariun), Naos und Pronaos nachweisen lassen. Im oberen Ijaufe des
Piitnahaches, ganz versteckt im Gebirge, in der kleinen Thalenveit<^»rung Zaha-
stria, Iwmerkt man die Ruinen ein(»r wenig umfangreichen, zu dem ehemals hier
bestandenen Einsiedlerkloster oder Skit gehörigen Kirche; und so findet nmn
au(*h im Dragoschathale oberhalb des IXirfchens Dragoscha auf der den Namen
Einsiedelei (Zahastria) ftihrenden Stelle altes Mauerwerk, ferner weiter hinauf in»
Gebirge an der Waldstelle Kiha Mauerreste, ül)er welche Niemand nähere Aus-
kunft zu geben vermag.^^) Die Sage aber erzählt speziell hier von grossen
'*) A c k n e r, M. J. „Dit» rüniisclu'ii Alt^MihünuT und (Icut.sThcn Huix«'n in Siclxnibür^^'ii'*
Wun 1K>7.
«> Wick>*nhau8t'r: Bmhi^tin, Hint*^ 14. Digitized by
2
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18 I^omstorfrr:
Schätzen, welche, in dieser Ge^^end verhörten, aus Stefan des Wojewodeii Zeiten
stammen sollen, und sie wirkt noch so nachhaltig, dass sicli vor vier Jahren
Bauern zu geheimen Nachgrahungen veranhisst fiihlten. Sie sollen allerdings
nur einen 26 Meter langen unterirdischen (iang aufgefundeu haben und in die-
sem ledigHch Erde und Steine.
Derartige? Sagen knüpfen, wie wir zun» TheiU» schon gesehen haln^n, noch
an manche andere Punkte, und der im Jahn* 18H7 auf dem BtTge Istritia IkI
Petnisa in Rumänien gelegentlich des Brech(»ns von Steinen entdeckte IxTühmte
Goldschatz beweist u. A., dass ähnliche Sagen wohl nicht immer ganz unl)e-
gründet sind.
Da.ss jene durch die Einsiedler und Mr»nchsvereine geheihgten, versttM^kten
Olle uamentlich in den unruhigtMi Zeiten der fioiheren Jahrhunderte auch bei
uns an Bedeutung gewinnen mussten und mit ihnen Einfluss und Macht der
Kaluger, ist leicht erklärlich, und so giengen denn die moldauischen Hospoilan^
bald daran, neue Klöster an derlei Oiix^n zu gründen oder bestehende KU^ster
zu enveitern und reich zu b(*stiften, — namentlich auch wüi'dige Klosterkin heu
zu errichten, oft als Dank für erfochtene Siege, dann für ihr und ihrer Familie
Glück uiul S(H»lenheil, hauptsächlich aber auch, um in der Klosterkin^he eine
gesicheile Grabstätte zu Ix^sitzen. Gleichzeitig aber sollte das Kloster einen
UK'iglichst festen Zufluchtsort in Feindt^snöthen bieten und der walachische Woje-
wode Neagoe, welcher mit grosstnu Aufwände zu Anfang dc^ 16. Jahrhunderts
die Kirche Curtea de Argesch eiTicht^'te, beschwört^^ ausdrücklich seine Xach-
folger, die Schätze der vor dem Feinde flüchtenden Bojaren schützend zu empfan-
gen, sowie die Kirche zu hüten.^')
Damit nun das Kloster dieser Aufgabe gewachsen sei, musste es zu einem
förmlichen festen Platze umgestaltet werden, und so finden mr denn in der Bu-
kowina die meisten ehemaligem Klöster mit oft klafterdicken, stockliohen, mit
Wehrgängen, Schiessscharten und vorspringenden Thüraien versehenen Ring-
mauern umgeben, so insbesonders Putna, Watra-Moldawitza, Suczawitza, welche
an Stelle früher bestandener Klöster neu emchtet wurden, dann Solka, etc.
Ein altes, aus dem vorigen Jahrhundert stammendes Bild des Klosters Putna ^*)
zeigt letzteres noch mit den die Ringmauern umfassenden, allerdings nicht 1k*-
deutenden Wassergräben. In der Thorhalle des Eingangsthurmes zum Kloster-
hofe sieht man ferner überall noch die Vorrichtungen zum Verrammeln dt*s
Thores, sowie man besondere Vorbauten mit Schiessscharten behufe Enfilirens
der Mauern und hie und da auch Machikuhs bemerkt Die Kirche selbst aber
diente als letzter Zufluchtsort, gewissermassen als Citadelle, und besitzt deshalb
mächtige Mauern, ganz kleine, fest vergitterte Fensterchen, sichere Gewölbe und
stets nur eine einzige niedrige, schmale Thüre, welche von iinien mit starktm
Vorlegbalken vei-schlossen werden koimte. Viele Kirchen besitzen femer noch
einen, mittels einer ganz schmalen Wendeltreppe zugänglichen, blos von einem
einzigen, lochartig(Mi Fensterchen beleuchteten, gewölbten Raum über einem nie-
deren Zwischenschifi*e, der noch heute den Namen Schatzkammer fuhrt,
*') H (• r j^ n e r. „Kumänion". ^^
*^) V(»ii mir puhlicirt in d<'n „MittluMlunj^on «irr k. k. ^'^'iitn^-|fV]jmmb^|^*^^t5H|^-^^^ S. 47.
ÄliTEBE VeRTHEIDIOUNGSANLAGKN TN DER BUKOWINA. 19
Die jüngste derartige Befestigung wurde bei der prachtvollen, im Jahre
1602 erbauten Klosterkirche Dragomirna ausgeführt, und zwar erst nachträglich,
um das Jahr 1630.
Wir haben nun noch einer jüngeren Vertheidigungsanlage in der Bukowina
zu gedenken, das ist jener des armenischen Klosters zum heiligen Axeuti, das im
♦Fahre 1551 gegründet wurde und dessen Umfassungsmauern allerdings kaum
einen Meter dick sind, aber Strebepfeiler besitzen. Es liegt ausserhalb und im
Westen der Stadt Suczawa am Steilnnule des luichsten Punktes der Umgebung
der Statlt Zamka genannt Johann Sobieski hat nun im Jahre 1686, als er
aus Jassy zurückkehrte,^^) das Kloster in der Weise befestigt, dass er, mit Aus-
nahme der Nordseite, lun die Maueni Aussen wälle und Gräben anlegen liess,
welch erstere eine Höhe von inind 8 Meter besitzen und sich an den vier Ecken
hastionenartig verbreitem.
Auch in der Umgebung von Gui^ahumora sind Verschanzungen zu
sehen, welche, wie auch anderweitige Verschanzungen in der Bukowina (beispiels-
weise bei Lenkoutz, Czernauka, Zwiniacze u. a. O.) vielleicht aus neuerer Zeit
stammen, hier möglicherweise aber an Stelle älterer Erdwerke errichtet worden
waren.^^) So findet man am Abhänge des Piciorul Nald eine Vei'schanzung,
innerhalb welcher ein mit Bruchstein eingewölbtes Kellergelass angeordnet ist,
f(Tner eine ausgedehnte Verschanzung mit riesigen Gräben auf dem PrunkuFsclien
Felde. Es wird erzählt, djxss man vor etwa einem Decennium eine Messerklinge,
ein altes Gewehr u. dgl., aber auch eiserne Pfeilspitzen fand, und djiss nicht
seiton Ijeute Grabungen vornehmen, in der Antwju^tschaft, auf Schätze zu stossen.
So hätten wir demi in unserem kleinen Kronlande eine ganz ansehnliche
Reihe von älteren Vertheidigungsanlagen kennen gelernt Eine zielbewusste
Forschung wird wohl noch manches hier Gesagte ergänzen oder richtig stellsn;
das gewonnene Material aber wird gleichzeitig auch die Landeskunde in histo-
rischer und kunstgeschichtlicher Hinsicht bereichern.
*— ^^JP[§^— '
'^) Kr ♦'ntfiihrt«^ b«'i difstT (Jt'l«'pnihoit iM'kanntlidi dio li(»Ii<(ui«'n «les hl. Joluinii^s ans .Ia>sy
fiinl bnK'lit*' si«' iiiich Z(»Jkicw, von wo sü» (»rst uut4'r KaisiT Jost'l' II. wie<lor an ihn»n ursprün^-
Iw-b'-n Ort niU'h fcfmrzawa, zurückkamen; sie bolimlcn sich (hisclbst ncK'h beute in der Klosterkirche
iiini hl. <iet»r^.
•*) Die Schanzen bei Ix^nkoutz wurdtii nach F. A. Wickenhauser (BiK'hotin, Seite 21) im
Jahn' 1497 durch die Masuron «»rrichtet welche Konrad, Fürst Masoviens, <h'm Könige .Johann
Albn*<*lit eutf^e^ensiuulte, als letzterer, von Stefan d. (Jr. verfolj^t, mit siMuem llet^n' aus Snczawa |
na^h Polen zurückkehrte. Digitized by VriOOQlC
2*
Zweite Reeognoseirungstour in die
Buko>A^ina/^
Vom k. u. k. Gustos Josef Szombathy.
Molno vorjährige Reise diente huuptsäclilich der Durclunusteniiig der süd-
östlichen Bezirke des Landes nach praliistorischen Fundstellen. Für die di(*s-
jährige Reise hatte ich mir die Untersuchung des nördlichen, zwischen Prntli
und Dniester gelegenen Landestheiles als Hauptaufgahe gestellt Leider niiLsste
di(» {[ir den Frühling geplante Fahrt der Ungunst des Wetters wegen 1ms in den
Hochsommer vei-schohen werden, wo sie daini durch die in unseren östlicluMi
Provinzen zum Aushmclu» gelangte Cholera-Epideniie eine empfindhehe Beein-
trächtigung erlitt.
Die ansehnlichste Ausheuti» ergah mir die FoHsetznng der (iral>ung(»n in
Schipenitz (ßez. Kotznian), wo auf den (innulstücken des Ijehivi^; Basil Aricz
(— Areyczuk) im westlichsten Theile des Dorfes weitere Antheile der im Vor-
jahre aufgefundenen neolithischen Ansiedelung durchgegralMMi wunlen. Es wunlf
unter An<lerem die Spur einer zweitiMi viereckigen Hütte, deren Wände iu\<
Reisiggefiecht errichtet und mit Lehnd)ewurf verdichtet wai-en, gefunden. Die
Ij(*hnd)ewurffragmente waren wied(»r ziegelroth gehrannt und an zwei Stellen des
Innenraumes Ingen, von einer Y^ vi mächtigen Humusschichte hedeckt, Thon-
scherhenhaufen von CJehrauchsgeschirnMi, welche erkennen Hessen, dass da ver-
schiedene Gefäss<» an ihrem alten Platze stehen gehliehen und durch den dariilKT
sich anhäufenden Schutt zcM'drückt w(»rden waren. Ausser dem charakteristi-
schen hemalten Geschin* aus hellhraunem, gut g(\glättetem Thon konnt(Mi wieder
ziendich viele geschhigene Feuei^stein Werkzeuge gesammelt werdcMi. Den Ver-
suchen, die (irahungen auf henachharte Grundstück«» und entfenit<'iv Theih* des
weitläutigen DoHes auszuhreiten, um di(^ Ausdehnung der alten Ansi<^leluni,'
kennen zu lernen und vielleicht die dazugehörige Begrähnissstätte ausfindig zu
machen, setzten trotz der üh(Maus chink(MJswei*then Protecti(»n des einflussivichei»
Heirn Baron Nikolaus Mustatza der tief eingewurzelte Aherglauhen und ver-
schiedene Eigenthunisinteressen unüherst(Mgliche Hindernisse entgegen. Auch der
unhesieghehe Mangel an geeigneten Arheitskräft4'n und die Vei-schleppung inter-
essanterer Fundstücke ist zu heklngen.
Um üher die Fundstidlen des [Bezirkes Kotzman (von welchen die in un-
serem Besitz(^ hefindliclie Manuscript-Fundkarte des H(»iTn O 1 i n s k i - 0 1 i-
*) Nach dem in ihr Afonats-Vi'rsainmluiijr drr Antlin»])Ml(.^is(]i<'n (JcwUschaft in Wien v« ni
Vi. l)t*(vnil)cr 1H94 Y(»if^«'traf^<"mMi lii'riclili' des Vcrtassn-s. ^ *
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Szombathy: Zweite KECoaNOsoiRUNasTOü» in die Bukowina. 21
II es c 11 1 etwa ein Dutzend anfuhrt) eine Uebersiclit zu gewinnen und die in
Stefanovka aufl)ewalirte Sammlung präliistorisclier Funde des Herrn Dr. Johann
V. Zotta kennen zu lernen, unternahm ich in Gesellschaft des Herrn Professors
C. A. Romstorfer eine mehi-tägige Wagenfahrt durch dieses Gebiet Unser
Weg fülirte über Sadagora, Waslowce, Kuczunnik, Zastawna, Kadobestie, Krisz-
czatek, Zjdeszczyki am Dniester und Zwiniacze nach Stefanovka. Mehrere
(lieser Orte sind als Fundstätten von Alterthümern l)ereits bekannt. Eine südlich
von Waslowce gelegene Anliöhe, namens Horodlszcze, verräth sich durch den
ahgeflachten Scheitel und teirassiile Abhänge schon von weitem als idte Ansie-
delung. Rohe ThonscherlxMi sollen hier gefunden worden sein. Von Zastawna
werden die Funde dacischer, rönnscher und späterer Münzen gemeldet. Die
nonliistlich von diesem Orte gelegenen Hachen Hcihenrücken tragen eine ganze
Rt»ihe Tumuli, zu gross, um als gewöhnliche Grenzhügel, wie sie hierzulande
sehr häufig sind, angesehen zu werden und dennoch venlächtig durch den Um-
stund, dass sich denselben Rücken entlang, über die Hügel die heutige Ge-
meindegrenze, die vielleicht einer uralten Gemarkung entspricht, hinzieht. Auch
die südwestlichen Hügelketten zeigen solche Tumuli vereinzelt oder in Gruppen
von zwei oder dixn Stücken. Zwiniacze ist nnt neolithischen Funden, Thon-
scherben, Feuers teinmessern uijd geschliff(»nen Steinhännnern verzeichnet. Diese
Funde sind zum Theile in Dr. Zotta's Samndung aufbewahil.
In Stefanovka wurden wir nicht inn* von der das Schloss bewohnenden
Familie Leon Wassilko auf da,s (lastfreundlichste aufgenommen, sondern der
B«*sitzer. Herr Dr. v. Zotta, welcher jetzt in Nowosiehtza wohnt, war sogar
><> irtK»raus liebenswünlig, den eine volh^ Tagreise ausmachenden Weg per Wagen
lileher zu machen, um s(»ine Funde und die Hauptfundst<»ll(^ pei-sönlich zefgen
zu können. An die bereite; erwähnten Fund(» von Zwimacze reihen sich an :
(In-i runde Klopfst4»ine, vier grosse, kegelfiirmigt», thöncTue Netzsenker oder Web-
stuhlgewichte, ein Spinnwiiiel und primitive Thongefässscherben mit Wülsten
ini«l Fingernagelvei-zierungen, wahi-scheinlich aus dem benachbarten Orte ßabin,
ferner ein ungarisches ßronzezierbeil von 28*5 cm Ijänge mit runder, gestielt(»r
Kopfplatte und nihrenai-tig verlängertem Stielloche, wahi-scheinlich dem Depot-
funde aus dem nahen Orte Prelipcze zugehörig. Die interessantesten Stücke der
Sammlung stammen aus dem von Dr. v. Zotta neu angelegten 40 eFoch
grossen Parke auf der dem Scldosse Stefanovka benachbarten Haideka (Ge-
meinde Kissileu), wo beim Abtragen einer massig geneigten Terniinwelle in (Ut
Mitte des Parkes verschiedene recente Säugethierknochen, zwei eiserne Lanzen-
spitzen nachrömischen Charakters, vei'schiedene Thongefässe und zwei charakte-
ristische Ija Tene-Stücke getiinden wurden. Die letzteren sind eine 9 cm lange
Mittel-La Tene-Fibula aus Bronze mit prächtig verziertem Fussknopfe und ein
T'/j cm langes Fragment eines blauen Glas-Anni-eifes.
Die Rückfahrt führte uns über Borowce, Kissileu und Werenczanka nach
Kotzman. Von Kissileu ist seit 1865 eine St(^*inaxt bekannt. Die Höhen zwi-
schen diesem Orte und Werenczanka, sowie die weiter südwestlich gelegenen
flachen Rücken bis Stiiwczan und Dawidestie hinab tragen wieder zahh'eiche,
WHthiii sichtbare Tumuli, unter welchen besonders eine Gruppe von drei grossen
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22 SZOMBATHY :
Hügeln bei Stawczan auffällt. In Kotzman besitzt Herr Bezirkshauptmann
Zachar eine den bemalten Thonj^efässen von Scbipenitz anjüoge grosse Unie
von Doroscboutz am Dniester. Hen* Lebrer Prokopowicz in Kotzman.
welolier im Vorjabre durcb meine Vermittbmg eine kleine Collection präbistori-
seber und römiscber Antieaglien an das Czernowitzer Äfuseum abgab, bat seiner
kleinen Sanunlung neuerlieb eine Anzabl präbistoriscber Funde einverleibt, dar-
unt4T aueb mebren* interessante kl^^ine Gef'ässe von unserer Scbii>enitzer Fund-
stelle. Ibm verdanke ieb aueb Naebriebten üIhm* Fundstellen in Cblibestie und
Dawidestie bei Kotzman.
Wie man siebt, ist di<»ser Bezirk nicbt arm an Pimkten, welebe zu Narli-
grabungen einladen. Ix'ider batten in den Tagen meiner Anwesenbeit die v<ir-
ausgegangene abnornu? Witterung, die den Feldarbeiten sebr binderlieb gewissen
war und nun alle Arbeitskräfte auf die Aeeker fordeile, und der Einbnicb der
Cbolera-Epidemie, für welebe besonders das nabe Zaleszczyki einen gefährlicben
Herd bildete, Verbältnisse gescbaffen, unter welcben es trotz der speeiellen freund-
lieben Vermittlung des Herrn B<»zirksbauptmannes Zacbar niebt uiöglieb w;ir.
eine grössere Ausgrabung in Angntf zu nebnien.
Die vorjäbi-igen (Grabungen zu IJ nterborod n ik Inn lljidautz liatten
uns Tumuli mit neolitliiseben Gräbern kennen gelebrt Diese Tumiüi sind in
seebs Gnippen über den von Unterborodnik gegeti Voitinell sieb binziebendon
Höbenrüek(Mi vei-streut. ßisber waren durcb Herrn Scbulratb Klauser ein
Tumulus der ersten und durcb mieb drei Tumuli der vierten Gruppe luiter-
suebt, anden» durcb die Bauern geöH'net wonlen. leb niacbtc micb beuer daran,
die aus zwei Grabbügeln bestebende zweite und die aus drei soleben bestebende
dritte Grupi)e zu untei-sucben. Wie im Vorjabre erfreute ich mich \\ieder der
werktbätigen Unterstüty.ung der HemM) Bezirkshauptmann Wilhelm Rothen-
burg, Dr. Michael Kipper in Radaiitz und Gemeindevorsteher Onofrei Te-
leaga in Horodnik. Auch Herrn Professor Siegfried Leder er in Radautz
verdanke ich mannigfache Fördeiiing. Mein bescheidenes Resultat ist, dass ich
in zwei Grabhügeln der dritten Gruppe Brandgräber mit sehr schlecht erhal-
tenen, einfachen neolithischen Thongeschirren und zwei Feuersteinspänen, in
einem Tunmlus der zweiten (Truppe jc^doch ein Steinkisten grab mit Skelet ohnt^
Beigabe (den vorjährigen Erfahrungen nach wabrscbeinbcb einer jüngeren Stufo
angehörig) fand.
Von Satulmare, einem zur Hälfte von Rumänen, zur Hälft*» von
Deutschen bewohnten Dorfe, 5 km östlich von Radautz, sind im Czeniowitzor
Musi^um acht dreitiügelige, zum Theile vom Feuer defonnirte und zwei zwei-
flügelige Bronzepfeilspitzen mit Dülle auflx^wabrt Dieser Fund deutet auf ein
Bnmdgrab einer unserer Hallstatt-Periodc^ entspn»chenden Stufe. Ich spürte dem
Funde nach und brachte bc^raus, dass er 1866 auf dem nönllich vom Dorfe in
einer Länge von etwa 1 km sich ausdehnenden isolii-ten Höhenrücken, und zwar
auf dem F(dde des Gabriel Lopanko gemacht wurde. Der Bruder des Be-
sitzers erinnert sich noch eines grossen Steinsatzes, der die Fundst^dle imigaK
und dass ausser den Pfeilspitzen noch ein Thongefäss und eine lange (vennutLlitli
eiserne) Lanzenspitze gefunden wurde. Herr Pfarrer Polonjk von Satuhnar»'
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Zweite Recognoscirungstoür in die Bukowina. 28
roiii. war so frouiHllioli, mir dio Goh'gtMilieit zur Nitchgrabuii": zu veniiittehi.
Ich fand an der liöelisten Stt^lle dos genannten, quer ü!)er den Hügelzug verlau-
fenden Feldstreifens in einer Tiefe von 80 cm eine 35 cm dicke, IGO cm lange
und 45 cm breite Scliiclite giusser Klaubsü'ine mit einigen unbestimmban^n
Topfseherben, an einer zweiten circa 20 m nordöstlich davon gelegenen Stelle
eine ähnliche unt(»rirdische Steinansamndung und 40 m nordwestlich, nelien dem
vor Kurzem emchti»ten zweiten Trianguliningszeichen dieser Anhöhe, einen
inuldenfiirmigtMj St(*insatz von circa 1 m Dicke, 5 m Länge und 8*5 m Bivite,
welcluT an den Rändern bis zu 80 cm unt<'r (He Oberliäclie und in der Mitü*
bis 2*8 m tief reichte, aber auch nichts als einigte Topfscherben enthielt. Meine
Wahrnehmungen Hessen mich bezweifehi, dass ich es mit intacten Fundstellen
zu thun habe, und die ei nchin glichen Nachfragen bei den Besitzern erzielten
endlich das Geständniss, dass sie nach dem Pfeilspitzenfunde heimlich alle ihi-e
(ii-undstücke mich Schätzen durchgraben hätten. Mittheilungen über ihre etwaigen
Funde konnte ich nicht erhalten. Nur eine von dem ersten Funde heiTÜhrende
Pfeilspitze brachte man mir noch. Die (Grabungen setzte ich natürHch nicht
weiter fort
Hen* Schulrath Klauser machte mich auf eine bisher nicht bekannt
gew(*sene Tumulusgruppe in Wolowetz, circa 5 km südsüdwestlich von Ra-
dautz aufmerksam. Ihre Haupthügel sind von Radautz aus auf der als Hut-
w(»ide dienenden, südöstlich von Wolowetz sich erhebenden Anhöhe (östHch von
der Cote 510 der Specialkarte) zu sehen. Ich fand dort drei sehr grosse, drei
mittelgrosse und 16 — 17 kleinere Tumuli, zum Theilc intact, zum Theile vom
(Tipfei aus angegraben. Gegen Westen schliesst sich an diese Tumulusgnippe
ein mehrfach terrassirtcs Terrain an, vielleicht die alte Ansiedelungsstätte. Auch
hier waren Ausgrabungen wegen des augenblicklichen Arbeitermangels unmöglich.
Die 8 km südlich von Radautz gelegene grosse Hutweide der Gemeinde
Burla hat den Flurnamen Mohyla (= Tunmkis) und wird diesem Namen
durch zwei Tumulusgnippen, deren eine östlich von der Strasse drei grosse und
deren zweite westlich von derselben zwei mittelgrosse Tumuli umfasst, gerecht.
Von da aus sind auch auf den den Gesichtskreis begrenzenden Hcihenzügen
einige den Gemeinden Mileschoutz und Bodnareni angehöiige grosse Tumuli zu
erldicken.
Die letzten Tage meines Aufenthaltes in der Bukowina widmete ich einem
zweiten Besuche der Wälle auf der Aidiöhe Zamka misargiu bei Hlinitza
am Pruth. l>ber eine frühere Untei'suchung dieser Localität durch OberHeute-
nant Kruzlewski hat Conservator Romstorf er in den Mittheilungen der
k. k. Central-Couunission, Bd. XV, 1889, berichtet. Er unternahm heuer im
Auftrage <Ueser Commission weitere eingehende Nachgrabungen daselbst welche
interessante Details über die in den Wällen eingeschlossenen gebrannten Scliichten
ergal}en. Seine Funde weisen in ihrer Hauptmenge auf eine nachrömische Pe-
riode, was eine gewisse Altersübereinstimmung dieser Anlage mit der von mir
im Vorjahre bei Hliboka untereuchten Wallanlage ergibt. Es war Hemi Pro-
fessor Romstorfer's Wunsch, djiss auch ich mir durch eigene Grabung eine
Ansicht über die Wälle von Hlinitza bjlde, und ich konnte diesem Wunsche
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24 Szombathy: Zweite Recognoscirungstoue in die Bukowina.
um so leichter entsprechen, als ich der zuvorkommendsten Unterstützung des
Besitzei*s, Herrn Alexander v. Flondor, sicher war. Meine Resultate stimme»
mit jenen Romstor fer's — me vorauszusehen war — überein; für einige
Einzelnheiten des Baues der theilweise gebrannten Wälle stel^pn al>er unan-
fechtbare Erklärungen noch immer aus.
Bei dieser Gelegenheit will ich einen Irrthum meines vorjährigen Be-
richtes ^) verbessern. Ich habe dort den am weitesten vorgeschobenen Tlu*il der
aus fiinf längs dos Bergrückens aufeinanderfolgenden Abtheilungen bestehenden
Wallanlage, welcher von dem zweiten Theile durch einen theils doppelten, theil>
dreifachen Wall getreiuit ist, als zwei selbstständige Abtheilungen beschrieben,
was sowohl dem von Professor Romstorfer gezeichneten Plane als auch
meinen genaueren Aufnahmen widerspricht. Er ist nur als eine einzige Al>-
theilung aufeufassen.
Intensiver als im Vorjahre drängte sich mir bei der diesjährigen Reise
die Beobachtung der interessanten und mannigfaltigen ethnographischen Momente
auf, welche das Land auf Schritt und Tritt dem Reisenden darbietet Eiiiij^e
Mittheilungen werde ich mir bei anderer Gelegenheit gestatten.
Mir erü])rigt noch, an dieser SkA\v den zahlreichen, zum Theile bei^its
namhaft gemacht^Mi Herren, welchen ich eine bereitwillige Förderung meiner
Aufgabe nachzurühmen habe, an ihrer Spitze Herrn Ijandespräsidenten Gmfeu
G 0 e s, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Es ist wahrlich nicht Schuld
dieser eifrigen Freunde der LandeseHbrschung, dass sich die ganz ungewöhnliche
Häufung von Hindernissen auf dieser Reise nicht besser bewältigen Hess.
1-^^
') .lahrburli (\v^ HnkowiivT buKlesmusnimR, II. ('zoniowitz 1894, paj^. 21.
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Joseph's II. Reisen nach Gallzlen und der Bukowina und Ihre
Bedeutung für letztere Provinz.
Von Dr. Johann Poiek,
Gustos der k. k. Universitäte-Bibliothek in Czernowitz.
Einleitung.
tloseph IL zählte das Reisen zu den Ptiichten eines Herrschers. Dass
dieser dabei immer alles unverhüllt zu sehen bekonmie und die offenkiuidigen
Schäden schon durch seine blosse Gegenwart heilen könne, das glaubte der
grosse Kaiser nicht; er huldigte nur der gewiss uiumfechtbaren Ansicht, dass
man lM*i öfterer Wiederkehr das Wahre von dem Falschen unterscheiden und
die Dinge und Pei^sonen richtiger beurtheilen und verwenden lerne. Thatsächlich
verstrichen wenige Jahre, ohne dass er ein auswärtiges Land oder eine öster-
reichisch-ungarische Provinz besuchte.')
Wie Kaiser Josc^ph IL auf den Reisen seine Zeit vei^wendcte, darüber ist
in einer zeitgenössischen Quelle folgendes zu lesen : >Er besuchte allerley Per-
sonen, betrachtete viele Sachen von mannigfaltiger Ai-t um sich als Regent,
als Staatsma!)!!, als Soldat und Feldherr, als Liebhaber, Betörderer und Be-
schützer der Wissenschaft^Mi, Künste, Manulacturen, Gewerbe, als Oekonom, als
Bürgerfreund, als Mensch, nicht sowohl nur so zu ergötzen, als vielmehr, worauf
es einzig und allein bei ihm ankam, zu unterrichten.« ^)
Aber nicht allein bei längerem Aufenthnlte nahm er allenthalben das
Nützliche und Sehenswürdige in Augenschein ; er sah sich auch bei kuraem
Verweilen nach dem und jenem Merkwürdigen uni.^)
Die tagsüber gemachten Wahrnehmungen brachte er abends zu Papier.
Damit waren sie keineswegs begraben imd vergessen ; im Gegen theile, aus ihnen
ei-M-uchsen die grossen Veränderungen und Verbessenmgen, die sich an Jo-
seph's IL Namen knüpfen. Hiefür bieten die Kaiserreisen nach Galizien und
der Bukowina besondei-s lehrreiche Beispiele dar.
*) Siolic die ^-Denkschrift des Kaiw.TK .Joseph fiber den Znstand der (»steriviehisehi'n M«>-
min-hie in ^Mariii Then'sia nnd Joseph 11. Ihre CorreHi>on<lenz sjinnnt Briefen Josephs jin Feinen
Bruder Iieo]whl^. Herausf;e<(«'hen von A. Ritt«T v. Arneth. 111. S. .335 flF.
') Antholo;risehe Beschnnbung der Reise des Herrn (Jrafen v. Falkenstein naeh Fraiika'ieli
1777. S^hwabaeh 1778. S. 73.
',> Ebenda.
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26 Poi EK :
I.
Reise nach Siebenbürgen und Galizien 1773.
Am 5. Februar 177;^ richtete Kaiser Joseph II. au den Hofkriegsmths-
Präsideiiten folgeiules Haiulhillet : *)
> Lieber Feldin arseha 11 Graf Ijiiey! Aus uebenfolf^jender nur obenhin ent-
worfener Marsch-rotite werden sie (M*sehen, auf was vor Alt und mit was für
einem CJefolg Ich gesinnet bin, Meine R(»ysse durch tiallizien, Ludomerien und
Siel»enbiirgen anzutretten. Sie werden demnach alsogleicb an das Cieneral-Com-
mando in (Tallizien den Befehl ertlieih^i, djuss es eine d<»taillirte Marsch-nmte
mit Benennung der stMti<»nen von Tag zu Tag, und der dabey zu sehenden ver-
schie<lenen Objecten entwerfe, und Ilinen, so bald alss möglich ist^ hieher schicke.
Ich erlasse d:us nemliche durch den Fürsten von Kaunitz an den Grafen von
Pergen,'^) welcher zu selben hilf liehe Hand zu leisten, sich aber in die Einthei-
lung und Anordnung nicht mengen wird. Zu mehrerer Erleichterung schliess(»
Ich Ihnen endlich hier noch bey die Abschriften der vonn .lahr in Siebenbürgen
getroffenen Veranstaltungen und erhtssenen Expeditionen, damit sie tlieils dar-
nach auch in Gallizien eingerichtet, und tlieils, nur mit Abänderung der Tagen,
bey der nachhero durch Siebenbürgen zu machenden Reysse, wirklich ihr Ver-
bleiben haben.
Wienn den 5t4'n Februarii 177.*5.
.Joseph Corregens.v
Nach der beigeschlossenen Marschroute sollte die Reise am If). April
von Wien aus angetreten werden und nach Passierung von Brunn, Olmütz und
Bielitz, »ohne Unterlassung aller deijenigen seitwärts liegenden Orter, Berg-
werke und Festungen wie auch anderer merkwürdigen Sachen^, längs der Nord-,
Ost- und Südgrenze Gahziens bis gegen Sniatyn, dann, >Pokutien in der Mitte
durchschneidend«, auf dem »geradesten und kürzesten Weg^^ nach Ijembei^g und
von da ^nach dem noth wendig findenden Aufenthalt ^ über Jaroslau, Przemysl,
durch den Lupkover Pass und das nordöstliche Ungarn nach Siebenbürgen
gehen, wo der Besuch aller bedeutenderen Ortschaften, insbesondere an der Süd-
und Ostseite, beabsichtigt war.")
Noch vor Ablauf eines Monats hatte der Kaiser seinen Reiseplan ge-
ändert. W(»il es die Zeit nicht gestatte, ; in dem Friihjahr die angetragene
Tour durch Galizien und Siebenbürgen zu machen und gleichwohlen zu recliter
Zeit in dem Lager Ijei Pest einzutreffen^^ — schrieb er zu Anfang des März
an den Grafen Lacy — müsse er es >fur diesmal bei der Reise durch l'ngarn,
da« Ranat und Siebenbürgen «> bewenden lassen.'')
*) K. u. k. Krie<ri^irchiv, II. S., 1778—98-69. (OriK.)
^) Johann B. Anton (traf v. Person war vom 20. Octohor 1772 bis .Jännor 1774 Ih»-
volhnächti^tcr Commi.Hsiir nnd (iubeniator (Irr h«'i dor crston Tlu'ilun^ Polens (1772) n<Mionr4»r-
bonon Krtni«,nvicbo (Jalizion und bKloniorion.
ß) Ko.vss- und Stations-Lista (K.-A. II. S. 1778 -98— ()9) und HrM-ript dtvs Hofk^i.'J:^-
rathfs an das jrali/jscho (i»'n"ralroinnmndo. (K.-A. 11. S. 1773—77 — 2).
') ll<»rknV^sratb an das j^alizische (icncralronnnando, 11. Mäns 1773. (K.-A. II. S.
1778_77__18.)
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Joskpf's II. Reisen nach Gauzcen und deb Bukowina. 27
Diese Sinnesänderung hatte Maria Theresia, die den Reisen ihres Sohnes,
insbesondere einer Reise nacli Gahzien, abhohl war, bewirkt.®)
Docli nur ungern liatte Joseph IL auf den Besucli Gahzicns verachtet;
kein Wunder also, dass er sclion nach kui-zeni wieder daran dachte. Am
20. April 177)5 trug er nämlich dem Grafen Lacy auf, ihm, ungeachtet dass
die Reise nach Galizien »bis auf künftigen Herbst verschoben -^^ bleibe, dennoch
die Eintheilung der Reyss-Täge'<, wenn sie von den Generalcommanden einge-
langt sei, zu seiner Einsicht gleich dermalen« zu übei*senden.°)
Die ungarisch-banatisch-siebenbürgische Reise wurde am 6. Mai von Wien
aus angetreten.'^) Sie gieng über Pest (0. und 7. Mai), Szegedin (8.), Arad (9.),
Teniesvar (10. bis 12.), Werschetz (13.), Pancsova (14.), Kubin (15.), Mehadia
(18.), Karansebes (U).) und Marga (20.). Am 21. Mai traf Se. Majestät zu Li-
vadia in Siebenbürgen ein und besuchte Deva (23.), Karlsburg (24. bis 26.),
Mülilbach (27.), HermannsUidt (28. bis 31.), Reps (31.). Hierauf folgten die
Nachtstiitionen : Ebesfalva (1. Juni), Tahnacs (2.), Also-Porumbak (3.), Fogaras
(4.), Csany (5.), Kronstadt (6. und 7.), Hossufalu (8.), Buza (9.), Zagon (10.),
Bereczek (11.) und Väsärhely.*')
In der letztgenannten Süidt fasste der Kaiser den Entschluss, diese seine
Reise dennoch auf Galizien auszudehnen. Doch wollte er diesen Schritt nicht ohne
die Einwilligung seiner Mutter thun. Wie schwer es ihm auch ankomme, schrieb
er ilir (am 12. Juni), sich von ihr und idl dem, was man AnnehmHchkeiten
des I^bens nenne, entfernt zu sehen, so vermöge er dennoch nicht den Wunsch
zu unterdrücken, Galizien zu sehen, wo er durch seine Inspicierung ihr und
dem Staate wahre Dienste leisten zu können glaube. Er opfere sich einzig und
tdlein für das Staatswohl, weim er, auf den Besuch des Lagers verzichtend, sich
durch die Marmarosch direct nach Pokutien begebe und die Tour durch diese
neuen Länder mache. Rire Majestät werde zu beurtheilen wissen, was ihrem
Dienste fromme; er, der Kaiser, kenne nichts als diesen. Käme es nur auf sein
Vergnügen an, so würde er sicherlich lieber ins Lager, insbesondere aber nach
Wien gehen. Uebrigens würde die Reise im Spätherbste mit noch mehr Schwie-
rigkeiten verbunden sein. Alles hänge von ihren, der Mutter, Befehlen ab.^^)
Nur höchst ungern willfahrte Maria Theresia dem Wunsche ihres Sohnes.
Meine Ruhe, meine gute Laune<, schrieb sie ihm am 20. fluni 1773 von
Scbönbninn, >haben nicht lange gedauert An demselben Abende, an welchem
ich Dir scherzend schrieb, erhielt ich den Courier, der mich in die tiefsten
Triiumereien vei-senkt hat. Denn ich kann weder diese schreckliche Reise noch
irgend eine andere, die Du mit so vieler Beschwerde unternimmst, durch welche
Du Deine schönsten Lebenstage abnützest und mir nicht nur die wenigen Augen-
«r) Arnoth, G(whirhte Maria Tliorosia's. Bd. VIH. S. 409.
») Vortra«,' tle.; Hofkriof^'firatheH, 21, April 1773. (K.-A., IL 8., 1773-77—18.)
»*>) Wienor Diarium 177.3, Nr. 37.
") \Vr/.»'ichni8 (lon*n von Stnner Rom. KavB. Majestät .Tost^ph dorn II. auf Al!erliöclist«lori>
K*'iVn p^nommciien Nachtstatiunon vom Jahn^ 1764 bis 1790. Von L. de Selliers Chevalier
dl' Moranrille. (Manusc. Nr. 7427 der k. k. Hofbibliotliek in Wien.) Siebe au»b Radics. Reir^en
J<«M*]ih 1I.< in der »Oesti^rr.-unj^ar. Revue , Bd. IX. S. 9.
'*) Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihn» Kinder imd Frinrnde. Heraus<,a»«roben von
A, v. Arneth. I. (Wien 1881), Ö. 8 f.
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2S PoLEK :
blicke raubst, die mir noch übrig bleiben, sondern sie auch mit Kummer er-
füllst, aus dem gleichen Gesichtspunkte betrachten wie Du. Hill mir lieher den
Provinzen, die Du schon durchreist hast und welche unter unseren Augen sich
befinden, bessere Einrichtungen zu geben. Wenn dies bei ihnen in dauerhafter
Weise geschehen sein wird, dann sollen Siebenbürgen und Polen an die Reihe
kommen; wenn nmn sich aber vorei^t mit diesen letzteren beschäftigt, en^eicht
man keinen so wichtigen Zweck als es bei jenen der Fall wäre. Verzeih mir.
aber ich bin es, die Dir die Wahrheit sagen niuss. Es ist tmtz Deines Scharf-
sinnes und Deines unermüdlichen Fleisses unmögHch, dass Du auf diesen Reisen
von zwei oder drei Monaten alles zu sehen und daraus die noth wendigen Fol-
gerungen zu ziehen vermagst, insbesondere in Polen, wo niemand, die Einge-
bornen noch weniger als die anderen. Dir die erforderlichen Aufschlüsse gel>en
kann. Und in welcher Krise verfügst Du Dich dahin ? Weder die Zarin nwh
der König von Preussen waren bis jetzt dort. Du hast diesen Winter gestehen,
dass er selbst eine solche Rt^ise nicht als piussend betrachtete, und dwh bi>t
Du so grausam, von mir das Jawoil zu verlangen ! Du rt^chnest immer auf
meine Zärtlichkeit, welche es jederzeit mit Dir hält wider mein eigenes Herz.
Da ich gegen meine Ueber/eugung keinen Beschluss fassen konnte, zog ich
Kaunitz zu Rathe. Hier ist seine Note; in Gemässheit dei-selben habe ich idle
Schreiben vei*sendet Idi hoffe, dass dadurch Dein Wille erfüllt wird, und Gott
möge das Opfer annehmen, das ich ihm darbringe, nicht Dir, sondern ihm allein,
auf dass er Deine Absichten und Unternehnmngen segne. Du wiret wie ge-
wöhnlich weder Klagen noch Murren von mir hören, alles dies bleibt einzig
und allein für mein eigenes Herz. Urfheile über den Zustiind der Kränkung,
in welchem es jetzt sich befindet nach der Ti-östung, welche Du ihm wälmMid
des vergangenen Wintei-s durch den Vorschhig bereitetest, nicht mehr an diese
Reise zu denken, wodnrch ich zu dem guttMi Glauben verlockt wurde, es werde
von ihr nimmer die Rede sein. Trotz der dumpfen Gerfichte, welche sich vor
zwei Wochen hier verbreitettm, sie werde gleichwohl stattfinden, war ich die
Einzige ruhig; jety.t ist sie zugestanden und ich rede nichts mehr davon, alK»r
meine Qual wird nicht enden. Ich nniss nur noch hinzufiigen, dass. wenn Du
durchaus noch in diesem Jahre die Reise unternehmen willst, solches jetzt nicht
passender ist als im September. Denn der Eid der Treue, der nm-h nicht ge-
l(»ist(»t werden konnt<^, ist nichts als eine Ceremonie, da er immer imr eiv.wungen
und diesen armen Ijeuü^n al)genöthigt sein y\in\.< *^)
Wie sehr die ei-habene Kaiserin von den hier zum Ausdruck kommenden
Gefühlen durchdnnigen war, zeigt uns ein Brief, den sie an demsell>en Tage
an ihre Schwiegertochter Erzherzogin Marie Beatrix, Er/her/og Ferdinand's
Gemahlin, richtete. Darin sagt sie wörtlich: »Die Reise des Kaisers kostet
mich mindestens zehn Jahre meines lA4)ens. Er will den Weg weiter nach
Polen nehmen und durch Mähren heimkehren. Er ermüdet sich zu sehr und
wird die Nachwehen davon verspüren; in wenig Jahren wird er alt und ge-
brochen sein.« ^*)
") Arn»»tli, (;.'S(hi<'litt* Maria Tliorosias. VIII, S. 409 f.
") Brirli' (|<T Kaist'rin Maria TIxTfsia an ihn* KIndtT und KnMiinlo. Urs;;, von A riif'tk
HI. S. 1(50.
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Joseph's II. Reisen nach Gauzien und der Bukowina. 29
Vier Tage später, am 24. Juni, klagt sie dem Erzherzog Ferdinand ihr
Leid mit folgenden Worten: »Ich bin seit sechs Tagen in einer wahren Ver-
zweiflung; der Kaiser meldet mir dm-ch einen Eilboten, dass er es unbedingt
nothwendig finde, die Reise nach Polen sofort zu unteriiehmen und nicht bis
auf den October zu vei-schieben. Ich hatte darauf gerechnet, dass er heuer
nicht dahin gehen werde, da ich es für mizeitgemäss, ja sogar für sehr gewagt
halte. Aber er hat vorausgesehen, dass wir ihn, wenn er einmal zurückkommt^
nicht sobald fortlassen werden; darumhat er seine Vorsichtsmassregeln getroffen,
indem er alle Lager abbestellte.« ^^)
In der That hatte Joseph IT. auf die Nachgiebigkeit seiner Mutter mit
Sicherheit gerechnet; deim an demselben Tage, an welchem er sie um ihre Zu-
stimnmng bat, sandte er an den Hofkriegsratlis-Prilsidenten folgendes Hand-
schreiben *^) ab :
:> Lieber Feldmarschall Lacy ! Da Ich des Dienst« Ihro Majestät der Kay-
serin zu seyn gefimden, bey diesen geänderten Umständen Midi nacher Galli-
zien zu verfugen; So werden Sie, so viel als noch immer möglich ist, zu Er-
sparung der Kosten, die abzuhaltende Liuigers KHiaffetaliter abstellen, und die
Regimenter, nur ein jedes sich in seinem Numero *') zu üben, veranhissen, zu-
gleich den General Hadick ^^) bedeuten, dass Ich zu sicherer Bc^fiirderung die
eingeschickte Marche Route und Njicht- Stationen, da sie in ganz andern Ord-
nung gt*setzt sind, m'cht weiters zu befolgen gedenke, sondern die Reserve-Sta-
tionen von Wirowa angefangen, rukwei^s nur bis nacher Lemberg halten werde,'^)
also zwar, dass ich, da doch mehrere innere St^itionen zu fahren gedenke,^'')
auch geschwinder als diese ausgesetzte Tage sind, mit Beybehaltung der nem-
hchen Route und Reütung in denjenigen Oertern, wo Gebürg oder der Weeg
ül)e], (Hier Situationen zu sehen sind, zu machen gesinnet bin ; Darnach ist der
Hadick zu instniiercn; Von Lemberg aus wird ei*st die weitere Tournre, weldie
wohl anwiederum verkehiix^r nemlich in Pokutien bey General Fabris anfangend
und bei d' Alton aufhörend,^') entschieden, und dessen eigentliche Tage beneimet
»») Ebenila. I. S. 213. /
**^) Das Orif^'nal di«*M<*s Handschii'ilw'ns — es hofindot sich in dorn k. und k. Kricj^wircliiv
(II. 8. 1773 77- 2G) — ist vom 12. Jidi datifit. Dass dies nur ein Seh riMhfe hier ist, dafür
«priebt, ali^'sehen von dem iVusstellunj^orte - in Kezdi-Vasarhely hielt sieh der Kaiser am
12. Juni (nieht Juli) auf ~ der Fmshmd, dass am oberen Kande der ei-sten SeiU' des Hand-
?s<'hivil>ens die Worte: Hend>^elan«;t am 19. Juni stehen und dass die infolge dieses Hand-
^•hivilM*ns vom Hofkrie^rathe an das j,'aliz. Generalefunmando erlassene Vrronlnun«^ j^leiehfalls
Irtztert's iJat^mi träj^.
"^) d. i. in seinem \Verbl>ezirke.
") Oeneral der Cavallerie Andn'as (iraf v. Hadik war damals ctnnmandiertMider (ieneral
in <>alizien.
*•) <iemäHs der ihm unterm S. Febniar 1773 übennittelten Mai"s<*hroute hatte II a d i k am
24. Mai für die Tour vou I^-mbeix an di»' <^aliziseh-unfr'U'i<^<lH* (in^nz«» fbl^'ude (Kesen'e-)Naeht-
Ktati«»nea vor«res<-hla^'n : Jaw(»r«»w. Przemvsl, Sambor, Tstvanowa, Lisko und Szezawne. (K.-A.,
U. S. 1773-9X-2H7.
»**) Na«-h der am 12. Jum' dem Ilorkriej^sratbe übermittelten Taj^s Lista^ (K.-A.. II. S.
1773 — 77 — 2f>) sollte von Vin>va bis liend>er;^ <lurehaus «,'eritten werden.
*') (ieneral (Jraf Fabris eonmianilieile die zwis<"hen b^ml)ep^ und Sniatvn, <ren«'ral
d' AI ton die zwischen Bielitz und Mielee (an der Nord«^renze (Jabziens) liej^ende Iiri«;ade. Zwi-
M-hen IxMflen wan^n an <ler Nord- und Ostj^n'uze die lU-i«raden der (Jenerab* Sehrr»der. (Jri^
vi'o und .Vlmasy (letzteiv v(»n Mibio bis Zaleszezyki) aufirestellt. (Hadik an d. H<»rkriejr.s-
ralb. 24. Mai 1773.) * C^ r\r\c^\o
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30 Polek:
werden können. Icli werde über Caschau, Eperies, Haraona nadier AVirowa,
inid so weitei^, wie es die hieme})en folgende Tags Lista zeiget in Gallizien
eintreffen. Die fernei>i beygebogene Lista zeiget Ibneii, was loh in einer jedeu
Nacbt- Station an Victualien und zu weiterer Fortkomniung an Pferden brauche.**)
>^Es n)uss auch auf einer jeden solchen Nacht Station ein Ofäcier mit
HO Mann von den nächst gelegenen Truppen, scye es Infanterie oder Cavalleric
connuandiret werden, sowie unterwegs zu Ueberniaass der Sicherheit einige Vor-
sichten in Wäldern und andern abseitigen Gegenden durch Patrouillen, oder in
gefährlichen Oertern auch Convoyinnigen leichter Truppen zu nehmen wären.
>ner General Hadick soll luich nur in Ijeiuberg, wohin ich mich ohne-
diess schier grad verfiigen werde, erwai*t<^n. Die Brigadiei's und unterschied Hohe
Stabs-Officiers, durcli deren Numero ich reysen werde, hätten mich allezeit,
längst ihrer Brigade oder Regiments-Xumero zu begleiten. Das übrige der
Reyse, wo gefahren oder geritten werden wird, werde ich erst in Lemberg besser
ausmachen kommen, da ich den Aufenthalt allda noch nicht bestimmen kann.
»Den hier beygeschlossenen Brief werden Sie den Feldzeügmeister Loudon
allsogleich überschicken, da ich Selben auf dieser neuen Towmee mitzunehmen
gedenke, und Ihn auf den 2H. July nacher C.^aschau dadurch bestellet habe.
Bey den übrigen in allen Meinen Reysen gebräuchlichen Verordnungen ^') hat
es innner sein Verbleiben.
Kesdl Vasavhdy^ den 12. Julii 1773.
Joseph CoiT.'
Von Kezdi-Vasärhely reiste der Kaiser über Szepviz (13. und 14. Juni).
Bereczk (15.), Gyergyo-Sz. Miklos (IG.), Parajd (17.), Szäs-Regen (18.), Bistritz
(19.), Borgo (20.), Rodna-Contumaz (21.), Rodna-Dorf (22.), von da zurück über
NaszcSd (23.), Dees (24.), Klausenburg (25. und 26.) und Thorda (27.) nacli
Hennannstadt, wo er vom 28. Juni bis 10. Juli blieb. Hierauf besuchte er
Maros-Väsäriiely (11. Juli), Tötsch (12.), Banya (13.), Szigetli (14., 15. und 17.).
Kfirösmezö (16.), Huszt (18.), Hidegpatak (19.), Munkacz (20. und 21.), Kaschau
(22. bis 24.), Hanusfalu (25.) und Virova (26.), überschritt am 27. Juni die
galizische Grenze, passierte Lisko (27.), Dynöw^ (28.), Jaroslau (29.) und erreichte
am 30. JuH Lemberg, das er am 5. August verHess, um die Rundreise durch
das neuerworbene Land, und zwar über Stiv.cliska (6.), Stanislau (7.), Zabtot^Sw
(8.), Sniatyn (9. und 10.), Zaleszczyki (11.), Boryszkowce (12.), Skahi (13.), Ka-
**) Diosor >I.ista<' zufolge sollteu in jedor Nachtatiition an >Victimb'en< vorhandon sein:
70 Pfun(l Rincltti'isch, ein ganzes Kalb, ein ganzes Lamm, dann 24 junge und 2 alte Hühner.
3 (länse und 2 Indianer (sämmtlieli gerupft), ferner 24 l*f. Sehmalz, 6 Pf. Butter, 40 Eier.
2 Achtel Mundmehl, 2 Pf. Zucker, 8 Citronen, 4 Pf. S|H'ek, 4 Pf. Knwliemuark und vcrsehi»*-
denes Grünzeug, als: Zeller, Petersilie, Zwiel»eln, 100 Stück Kohl, 2 Pf. Sauerkraut oder elnn-
soviel anden^s derartige (leniüse. endlieh Weisshrot, ordinärer Wein, Küehengeschirr, zinnern»*
Si'hüsseln und Teller. Messer, (iabeln, Liiffel und (iläser. Die Zahl der an jeder Station ben'it-
zuhaltenden Pferde war auf 58 Zug- und 2 Kritpfenb' festges,»tzt. (K.-A. IL S. 1773—77-2(5.)
*^) Daraus sei hii'r nur folgt nde angeführt: K-^ >\nr<l kundz»miach(-n sein, dass einem
jeden fii'i stünde, seie er Militär oder Civil, Mir seine Klagen oder Hesebwerden sehriftlieh ein-
zun'icben. nur mit diesem Beisatz, dass sie mit seinem Namen bezeichnet si'in niüs*>i'n, un<l als<»
Ich weder anonymisehe noch virsteckte Anzi'igeu annehmen werde, da eln<'m je<len mit uuver-
hehlteni Namen d'c Wahrheit anzuzeigen frei .^tehet. Diese Angaben wenb» leb sämmtlich unter-
suchen bissen und Ihro Maje;t:it der Kaiserin vorlegen . (K.-A. IL S. 1773^ OS 69 J
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Joseph's II. Reisen nach Gamzien und der Bukowina. 31
laharowka (14.), Oszo^owcy (15.), Milno (16.), Brody (17. und 18.), Byszow (19.),
Sokal (20.), Hnibieszow (21.), Dnbionka (22.), Bukoliipy (28.), Zaniosc (24. und
25.), Goray (27.), Kosin (29.), Nadbr/ezie (29.), Zaduszniki (30.), Boslestaw (31.),
Niepolomic« (1. September), Kaziniierz (2. und 3.), Kalwarya (4.), Oswiecini (5.)
und Wleliczka (6. und 7.). Am 8. September eneichte er Bielitz, am 9. Weiss-
kirchon, am 10. war er bei Kaunitz in Austerlitz zu Gaste, am 11. übernacbtete
er in Pohrlitz, am 12. in Stammersdorl* und am 13. kam er in Wien an,*^)
•zur allgemeinen Freude, in höchstem Wohlsein.« ^•')
»Mit einem Eifer, einer Unermüdlichkeit ohne gleichen« suchte Joseph in
Galizien die inneren Zustände des Landes zu erforschen und sich mit dessen
Bedürfnissen vertraut zu machen.
Gleich nach seiner Ankunft in Tjemberg schrieb er seiner Mutter, er sehe
voraus, dass eine unermessliche Arbeit seiner harre. Neben grosser VcrwiiTung
in allen öifentlichen Angelegenheiten heri'sche dort ein walirhait ei^ch recken der
Parteigeist Im allgemeinen aber scheine das Land von gutem Willen erfüllt
zu sein. ^^)
Doch es liegt nicht im Plane dieser Arl)i»it, die Veränderungen zu be-
trachten, die diese Kaiserreise für Galizien zur Folge hatte ; nur ihix3 Bedeutung
für die Bukowina soll uns hier beschäftigen. Zu diesem Zwecke sei es ge-
stattet, etwas weiter auszuholen.
Es ist bekaimt, dass Katharina's IL Einmischung in die Angelegenheiten
Polens im Herbste 1768 zu einem I^iege z\Nnschen der Türkei und Russland
führte. Die Russen besetzten im »Jahre 1769 die beiden Donaufürstenthümer
und nahmen im folgenden Jahre den Türken die meisten Festungen diesseits
der Donau weg.*^)
Diesen Ereignissen gegenüber konnte der Wiener Hof nicht nihig bleiben.
Er Hess nicht nur einen Militärcbrdon durch Ungarn und Siebenbürgen ziehen
und das dort streitige Grenzgebiet besetzen, sondern suchte auch eine Verstän-
digung mit der Pforte. *®)
In der Convention vom 6. Juli 1771 erklärte sich letztere zur Zahlung
von 20.000 Beuteln (circa 11 7^ Millionen Gulden) und zur Abtretung der
kleinen Walachei bereit Dafür versprach ihr Oesten-eich einen annehmbaren
Frieden mit Russland zu vermitteln.^*).
Die im Jahre 1772 eingeleiteten Friedensunterhandlungen scheiterten an
dem Widerstreite der russischen und türkischen Begehren. Dieses Resultat kam
selbst dem Sieger unerwünscht, so dass auch dieser jetzt die guten Dienste
Oesterreichs in Anspruch nahm.
Fürst Kaunitz schlug damals vor, der Pforte fünf bis sechs Millionen
•*) il 0 Soll icr .s, a. a. 0.
«*) Wit'iior Diarium. 177.S. Xr. 74.
W) Arnoth, (iosi-hichte Maria Thoivsia's. VIII. S. 413.
«7) ßrücknor. Xatluinna dio Zwcito. UtTÜn 1888. S. 2m. ff.
**) Arnt'th, a. a. O. S. 170 f., Polok. Dio Envorhunj^ der Bukowina durch ()<\stor-
n'ich. (Vrnowitz 1S89, 8. 6 und K a i n d 1, Die Knvor1>un.!i: dvr Bukowina durch Ocstcrrcich.
(•/>.'mowitz 1H94. S. 9. ^^ i
f) A rneth. a. a. O. S. 290 f. Digitized by GOOglC
32 l^OLEK :
Gulden anzubieten, damit sie sich billigere Friedensbedingungen erkaufen könne ;
dagegen sollte sie die kleine Walachei an OesteiTeich abtreten. ^°)
Nur mit Widerstreben stimmte Joseph II. diesem Plane zu. Er hielt die
kleine Walachei weder in militärischer noch in politischer und commercicUtT
Hinsicht eines solchen Geldopfers wert*') Die Wahrnehmungen, die er auf der
siebenbürgisch-galizischen Reise machte, bestärkten ihn noch mehr in seiner
Meinung; dagegen lenkten sie seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Theil
des türkischen Grenzgel)ietes : auf den nordwestliclien Theil der Moldau, d. L
die heutige Bukowina. Durch den Besitz dieses Landes hoffite er die Herstel-
lung einer directeren und bequemeren Verbindung zmschen Siebenbürgen und
Ostgalizien zu en^eichen.^^)
Hierüber schricl) er am 19. Juni 1S73 von Szäsz-Regen an seine Mutter:
*Wir haben soeben die Csik und Gyorgyo mit allen ihren nach der Moldau
führenden Pässen sowie einen Theil des wiederbesetzten Gebietes besichtigt
Letzteres ist eine wahre Wildnis, bedeckt mit den schönsten Bäumen, die aber
unbenutzt verfaulen. Wenn man durch die Zurückgabe dieser ziemlich ausge-
delniten, aber ohne Beurbann)g und Besiedelung fast wertlosen Gebietstheile a»
die Moldauer jene Ecke gewinnen köimte, die an Siebenbürgen, an die Marma-
roscli und an Pokntien stösst, so würde man sicher etwas sehr Nützliches voll-
bringen.«^ Er bittet die Kaiserin, diese Angelegenheit von dem Füi'sten Kaunitz
in Erwägung ziehen zu lassen und fährt dann also fort: Diese Erwerbung
(cela) würde nicht nur unsern Handel und Verkehr erleichtern, sondern tür die
Truppen, die jetzt behufs ihrer Vereinigung einen furchtbciren Ihn weg nmchen
müssen, fiir den Kriegsfall Ausgänge aus einer in die andere diesen* Provinzen
schatt\ni.«
Als erwerbenswert bezeichnet Joseph IL den inzwischen dem Rodnapass
un<l den Strassen von Horodenka, Sniatyn und Zaleszczyki längs des Sert»tli
bis zum Pruth und Dniester und ganz Pokutien enthnig« gelegenen Theil der
Moldau. Dies« würde, meint er schliesslich, »in militärischer und politischer
Beziehung zum mindesten der kleinen Walachei gleichkommen.« ^')
Bei dem Hinweis auf den zur Eraielung einer besseren Verbindung der
beiden Provinzen Siebenbürgen und Gtdizien lu'ithigen Landstrich und der An-
gabe der Art und Weise, wie dessen Erwerbung zu bewerkstelligen sei, liess es
Joseph ir. nicht bewenden. Er traf sofort Anstalten, um eine genaue Keimtnis
von dem ins Auge gefassten Gebiete zu erlangen. Zu diesem Zwecke schickte
er den Obei-sten des 2. walachischen Infanteriereginientii Karl JVeiherrn von
Enzenberg mit einem Officier und zwei Unt^Toflicieix^n zur Recognoscieioing
in die Moldau wh.^*)
Heber fünf -Punkte^ sollte die Expedition Auskunft bringen: ül)er die
M(iglichkeit der Hei-stellung einer dauerhaften, fahrbaren Strasse aus Sieben-
="•) P^heinhi. S. 455.
»') KluMula. S. 457.
") Polck, II. a. (). S. 11.
") Polck, a. a. (). S. 12. f. un.l Arnetli, a. a. O. Vill. 8. 613.
»*) Sirlu» «las w.'ittT inin^n t .l'^t-iile kaistTÜi-h' HandMlH iiTnl v^'l. l\uj r k, a. ji. O. S. i:U.
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JosEPH^s 11. Reisen nach Oalizien und der Bukowina. 33
bürgen über Doma nach Galizien, zweitens ül)er die Ausdehnung der Besitz-
ergreifung mit Rücksicht auf die Gewinnung einer leicht zu vertheidigenden
Grenzlinie, dann über die Beschaffenheit und den Wert des benöthigten Land-
striches, fenier über die \ ortheile dieser »Acquirierung« für die Monarcliie,
endlich über die Haltung der Bevölkerung im Falle eines Regierungswechsels.
Nach Verlauf von ungelähr sechs Wochen hatte Enzenberg die ihm über-
tragene schwierige Aufgabe gelöst. Sein Bericht '^) sprach laut für das Project
des Kaisers. Dieser war denn auch, wie das folgende, am 10. August von
Sniatyn an den Hofkriegsraths-Präsidenten gerichtete Haiidbillet l)eweist, mit
dem Ergebnisse der Expedition zufrieden. Er schrieb:
»lieber Feldmarschall Graf von Lacy! Da dem Obristen des zweyten
Wallachischen Infanterie Regiments Baron von Enzenberg der Auftrag von
Mir geschehen ist, sich mit einem Oflicier und zweyen Unter Officieren in die
Moldau zu begeben, derselbe auch bereits mehrere Zeit allda zugebracht, wie
es ihnen schon bewust ist, und die ihme «auferlegte Commission auch wirklich
gut vollendet hat; So werden sie dem General Commando in Siebenbürgen
den Befehl ertlieilen, dass selbes gedachten Obristen Enzenberg alle zu sothaner
Reyse gemachte Ausgaaben, Unkosten und diurna^ ohne hierüber von ihme eine
liesondere genaue Berechnung zu fordern, ohnaufhaltlich verabfolgen lasse.
Sniatyn den 10. August 1773.
Joseph Con\ : ^'')
Eine weitere Massnahme des Kaisers war die Anordnung der kartho-
graphischen Aufnahme des an Gahzien und Ungarn stosseiulen Gebietes. Diese
Aufgabe fiel dem Generalstabs- Hauptmaime Friedrich von M i e g zu, der schon
am 17. September 1773 eine »Generalkarte« von dem zwischen dem Pruth und
Dniester gelegenen Landstriche nebst Specialplänen von Chotin und Kamieniec
an das galizische Generalcoramando sandte, indem er gleichzeitig in einem bei-
gefügten Berichte ebenso wie wenige Wochen früher Enzenberg die grossen
Vortheile einer Grenzerweiterung nach der Türkei hin auseinandersetzte.^^)
.Schliesslich liess der Kaiser »zur Erweisung der diesseitigen Anspiüche
und Gerechtsamen auf die Moldau« durch den geschieh tskundigen Obersten
Baron von S e e g e r eine Geschichte dieses Landes schreiben, die denn auch
darthat, dass der Bukowiner Wald und der von Czeniowitz gegen Sereth uiul
Borgo laufende Bergrücken die Grenze zwischen der Moldau und Pokutien, also
Galizien, gebildet habe.*®)
Staatskanzler K a u n i t z zollte dem Projecte Joseph's Beilall. Schon im
Juli 1773 hatte er den österreichischen Geschäftsträger in Constantinopel Franz
Freiherrn von Thugut davon unterrichtet, und obwohl dieser in seinem Be-
•*) Er ist unter dem Titel: »Von und aus der Bukow-ina. Im September 1781 < (anonym)
in Schlözer s »Stiiais-Anzeij^en«, Bd. I, Heft 1, S. 38 ff, dann in Hurmuzakis ^Dofu-
menie la istoria Rot/ianihro^y Vol! VII, S. 488—496 und im Auszuj^e bei Pole k, a. a. S. 14 ff
veröffentlicht.
**) K.-A. n. S. 1773—62—33. (OriJ,^)
■0 Werenka »Bukowinas Entstellen und Aufblühen, I.*^ im Archiv fiir östeiT. (ie-
M-hichte. LXXVm, Beilage I.
") Bei Werenka, a. a. 0. Beil. II. u. XUI.
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84 PoLEK :
richte vom 3. August die Willfährigkeit der Pforte sehr bezweifelte, kam er
dennoch sofort auf die Sache neuerdings zurück.^^) Ein Jahr später wjir der
YOni Kaiser ins Auge gefiisste Landstrich, die Bukowiiui, von Oesterreich besetzt**]
II.
Reise nach Gaiizien und Russiand 1780.
Nach allen aus der Zeit der Besitzergreifung stammenden Berichten *^)
war die Bukowina damals grösstentheils mit Wald bedeckt
Und wie spärlich war das Land bevcilkert! Auf den 10.456 QKilometenj.
die es mnfasst, wohnten nicht mehr als circa 12 bis 15 Tausend Familien oder
60 bis 70 Tausend Seelen.*^) Demgemäss lagen auch die kleinen, zumeist niu*
eine einzige Stube enthaltenden, aus Holz aufgefuhii^n Häuser überall, besondei^
aber im Gebirge, weit auseinander.**)
Der Nationalität nach gehörte die Mehraahl der Bewohner dem rumäni-
schen Volksstamme an. Im Russisch-Kimpolunger Bezirke (Gerichtsbezirke
Wiznitz und Putilla) sassen neben den Rumänen auch Ruthenen.**) Auch zwei
kleine deutsche Colonien waren schon vorhanden : Prelipcze und Sadagora.**)
Ausserdem gab es in Suczawa eine ziemlich starke Gemeinde von orientidischen
Armeniern *^) und im ganzen fjande zei'streut Juden und Zigeuner.*')
Die Rumänen bekannten sich sämmtlich zur griechisch-orientilischen Kirche.
Dieser Kirche hiengen aus Mangel an eigenen Priestern auch die ehedem grie-
chisch-katholischen Ruthenen an. Doch hatten weder die einen noch die an-
deren einen rechten BegriflF von ihrer Religion.*^)
8») Arncth, (Joschicht*^ Maria Thm-sia's. VIIT. S. 463 f.
*°) üeber die Ei-werbunj? der Bukowina siebe A r n e t b, a. a. 0. VIII, 8. 369 ff sowie die
bt^reits citierten Arbeiten von K a i n d 1, P o 1 e k und W e r e n k a.
*^) (ianz (xler theilweise sind davon veröffentliebt : 1. General Baron Spien y's »ohnmass-
j^eblicher Entwurf zu einer inilitäriscben Einriebtung des k. k. enelavirten Moldauischen AdUkmIs-
vom 10. Deeember 1774 (bei Pn>f. Dr. v. Ziej^lauer, Der Zustand der Bukowina zur Z*»it d-T
österreichiscben Oc<*upation. Czemowitz 1888.), 2. Spien y's ^Be.*5chi-eibung des Bukowiner I)i-
stricts nach der vorberiji^m und jetzo n^wh bestehenden Beschaffenheit'^ aus d. J. 1775 (unter dem
Titel: ^General Spleny's Beschi-eibunj^ der Bukowina<^ und »Ortschafb^verzeichnis der Bukowina-,
hi-sj?. von Polek. Czemowitz 1893.), 3. General Baron Enzenberj^s Ik'nkschrifben vom
30. October 1779 (bei Ziej^lauer, Geschichtliche Bilder aus der Bukowina zur Zeit der öster-
reidiiscben Oecupation, CzemoM-itz 1893) und 4. die ^Beschreibiuijc d(?s Buew\iner Distri<-tä^ de^
Mappierung8dire(^)rs .1. B u d i n s z k v aus d. J. 1783 (l)ei Polek, Die Bukowina zu Anfanp
des Jahres 1783, Czemowitz 1894.)
*") Spleny's BescbriMbunji: der Bukowina, S. 166^ f., dann Orisciiaftsverzeichnis S. 4 ff.
*') Spleny's Besehreibung der Bukowina, S. 25 ff und 66 f.
**) Werenka, »Maria Theresia und die Bukowina«, Wiener Zeitung, 1888 Xr. 107. Vgl.
auch Polek, Die Anfangs» des Volksschulwesens in der Bukowina. Czemowitz 1891. S. 42.
**) Ueber Prehj)cze u. Sadagora siehe W i c k e n h a u s e r, Die deutschen Siedelungen in
der Bukowina. 1. (Czemowitz 1885), S. 34 ff, über Sadag<'>rd auch Polok, Die ehemalige rus-
sische Münzstätte in Sadagc'mi. Czemowitz 1894.
*«) Siehe D. Dan, Die orientalischen Amienier in der Bukowina. Czemowitz 1890. Vgl
auch Zieglauer, Geschichtliche Bilder, S. 61—63.
*') Ueber die Juden siehe Polek, Statistik des Judentbunis in der Bukowina (S.-A. aui^
d. Statist. Monatschrift. Wien 1889), über die Zigeuner: A. Ficker, Die ZigiMiner in der Bu-
kowina (S.-A. aus d. Statist. Monatschrift 1875) und Dan, Die Zigeuner in der Bukowina. Czer-
nowitz 1892. Vgl. auch Zieglauer, a. a. 0. S. 69 ff.
*®) S p 1 e n y, Beschivibung der Bukowina, S. 34.
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Josbph's II. Reisen nach Galtzten und der Bukowina. 35
Um Schulung und Bildung stand es überhaupt sehr schlecht in dem neu-
ei-^^'orbenen Lande. Von den Adehgen pflegte nur ein einziger (der Bojar Ba-
silius Bai seh) »die Rechte und die Wissen schaftejK, die Geistlichen waren
zufrieden, wenn sie nur lesen und schreiben konnten, und die grosse Masse des
Volkes genoss gar keinen Unterricht*^)
Den Hauptnahrungszweig der Bewohner bildete die Viehzucht, deren Pro-
duete (Rinder und Pferde, Schafe und Ziegen, Häute und Wolle etc.) von den
Juden und Armeniern aufgekauft und theils nach der Türkei, theils nach Schle-
sien verhandelt wurden. Der Ackerbau bestand hauptsächlich im Anbau von
Kukuruz, und zwar für den eigenen Bedarf '*^)
Der ganze Gnnul und Boden eines Dorfes war dem Grundherrn eigen.
Der Bauer besass nicht eine Handbreit eigenen Ten-ains. Er erhielt jährlich
soviel Grund, als er zum Unterhalt des Viehes und zum Anbau brauchte. Dafür
hatte er dem Grundherrn von allen seinen Erzeugnissen den Zehnt zu geben,
12 Tage im Jahr zu frohnen, eine Fuhr Holz zuzuführen und bei der Ausbes-
serung der herrschaftlichen Gebäude mitzuwirken.^') Im übrigen war der Bauer
fi*ei ; leibeigen war nur ein Theil der Zigeuner, die sogenannten Roby.**)
Von den weltHchen Grundbesitzern hatten die meisten ihren bleibenden
Wohnsitz ausserhalb des Landes. Aber auch die innerhalb des Cordons be-
güterte Geistlichkeit gehörte nicht ausschliessHch der Bukowina an. Ein grosser
Tlieil von Grund und Boden war nämlich dem Metropoliten von Jassy und
moldauischen Klöstern eigen. Anderer;;eits hatte sowohl der Radautzer oder
BukoH-iner Bischof als auch die Bukowiner Klostergeistlichkeit in der Moldau
Güter. ")
Wenn schon aus .diesen eigentliümlichen Besitzverhältnissen mannigfache
Irrungen entsprangen, so nmsste das äussere Gefüge der Kirche — es reichte
nämlich einerseits die Radautzer Diöcese weit in das moldauische Fürstenthum
hinein, während andererseits nicht nur viele Seelsorgstationen, sondern auch alle
Kliister der Bukowina dem Jassyer Erzbischofe unterworfen waren — noch
grössere Uebelstände zur Folge haben. Die Weltgeistlichen (Popen und Dia-
konen) machten sich bei dem Abgang von Pftiinden und Stolgebühren durch
unerlaubte Mittel fiir ihre geistlichen Verrichtungen bezahlt, die Mönche aber
führten, da ihre Vorsteher das Eiträgnis der Klostergüter vergeudeten, entweder
ein erbarmungswürdiges Dasein oder gewannen ihren Lebensunterhalt ausserhalb
der Klostermauem.'^*)
Nicht besser war die Verwaltung des Landes beschaffen. Sie bestand
eigentlich nur in der Einsammlung der Steuern und in der Pflege der Justiz.
Dazu war in Czerno^itz ein Starost (Aeltester), in Suczawa ein Isprawnik (Ver-
walter), in jedem Okol (Bezirke) Namestniks (Stellvertreter) imd in den Dörfern
**) P o l c k, Aiifiingp d. Volkssehulwesens in <1. Buko>rina. S. 6 ff.
***) S p 1 o n v' ß Beschreibung d. Bukowina. 8. 35 ff.
»») Spleny, a. a. 0. S. 64 f. — V^rl. auch Zieglauer, a. a. 0. S. 16 ff.
**) Zieglauer, a. a. 0. S. 71.
**) N<H-h im Jahre 1788 zählte man 80 OrtschafUm, dei-en Eigenthünier sicli theil>» in der
M«44biii. theils in der Walachei aufhielü^n. (Polek, Die Bukowina zu Anfang 1783. 8. 62.)
**) Spien y' s B«?s<*hrtMhung d. Bukowina. 8. 51 f un<l Z i e g 1 a u e r, a. a. 0. 8^4 ff, -
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36 Polek:
Dwoniiks (Richter) angestellt Dem Starosten und dem Isprawnik waren je
drei Ix)gofeten (Srhreil)er), einer fiir die Steuersachen luid zwei fiir die Gerichts-
pHege und die Corresi)ondenz, den Namestniks je zwei Zlotaschen (Steuerein-
nehmer), den Dwoniiks je nacli der Grösse und Ausdehnung des Dorfes 1, 2
oder 3 Wat^imans (Gehilfen) zugetlieilt. Dem Starosten standen überdies eine
Anzahl Gerichtsdiener (Barans, Umblators) und Amanten, letztere zumeist zu
auswärtigen Dienstverrichtungen und zur Ueberbringung der Berichte nach Ja^j,
zur Verfügung. Die Aufsicht über die Grenze besorgten 100 Kalaraschen oder
Grenzwächter unter einem Capitän und 4 Vicecapitäns.
Nur die Amanten erhieltcMi ihren Sold vom Fürsten; das ganze übrige
Verwaltungspersonale, vom Starosten angefangen, war auf sogenannte Sportein
angewiesen. Uebrigens waren die vornehmeren Aemter nicht auf Lebenszeit
sondern nur auf 2 oder 3 Jahre und meistentheils an den Meistbietenden ver-
handelt Kein Wunder, dass (he Bemühung solcher Beamten dahin gieng, das
für das Amt ausgelegte Geld sobald als möglich herauszuschlagen und sich
während der kurzen Amtszeit auf Kosten des armen Volkes zu bereichem.**)
Die Steuem waren maimigfach. Vor allem ist der Tribut zu nennen, der
zumeist die Aenneren drückte; denn der höhere Adel und die Klostergeistlich-
keit war davon befreit Dann gab es eine Gostina (Weidegeld fiir fremde Schafe),
eine Desetina (Zehnt von Borstenvieh und Bienen), ein Solarit (Salzsteuer, nur
im Czernowitzer District), eine Starostie und Isprawniksie (Steuer fiü* den Sta-
rosten und Isprawnik von allen ausgeführten Waren), eine Kapitanie Dikitzman
(Steuer für den Grenzcapitän von Kotzman von dem ausgeführten Vieh), eine
Dworniksie mare und eine Schartrarie (ebensolche Steuer für den Gross-Dwomik
oder Obei*st- Hofmarschall, bezw. für den Schartrar oder General-Quartiermeister),
ein Boeritul (Steuer von jedem Schank- und Brantweinhaus für den Gross-
Mundschenk), ein Venitul Metropolitului (Steuer, welche die Juden für ihre Dul-
dung dem Metropoliten zu entrichten hatten) etc.**)
Was die Rechtspflege anbelangt, so war für den processierenden Baueni
der Dwornik die ei-ste, der Namestnik die zweite, der Starost bezw. der Isprawnik
die dritte Instanz. Der Adel brachte seine Klagen sofort bei letzterem vor.
Die Geistlichen aber unterstanden in Temporalibus wie in Spiritualibus der
Jurisdiction des Bischofs.
Alle Processe wurden ohne Advociiten, ohne Beisitzer, ohne Protokoll,
bloss nach der natürhchen Einsicht oder Willkür des Richters durchgeführt;
doch stand es dem Bauern, dem Edelmann und auch dem Geistüchen frei, gegen
den Aussi)mch des Starosten, bez. Isprawniks und Bischofs die Entscheidung des
Füi'sten anzumfen, der die Streitsache von dem in Jassy eingesetzten Divaii
(Gerichtshof) untersuchen Hess.
Criminalfälle konnten nur in Jai^sy zur Verhandlung kommen, Todes-
urtheile nur mit Zustinmmng der Pforte vollzogen wenlen ; die Verbrecher waren
jedoch »meistens so glücklich <, sich untenvegs oder im Gefängnisse mittels eines
Geldgeschenkes von ihren Fesseln zu befreien.*^^
W) Spion V, a. a. O. S. 45 ff.
^) KiM'iMla/a. a. O. S. 53 ff.
»0 Elxnula, S. 50 ff.
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Josbph's II. Reisen nach Galizien und der Bukowina 37
Von der Handhabung der Polizei war keine Rede. Im gajizen Lande gab
es keinen Chirurgen, keinen Arzt und keine Apotheke. Nirgends war man
seines Eigenthums imd Lebens sicher, da die in und an den Wäldoni einsam
lebenden Bewohner aus Furcht, misshandelt oder getödtet zu werden, dem räu-
berischen Gesindel allzeit Unterkunft gewährten. Die Landstrassen waren der-
gestalt vernachlässigt, dass die Reisenden alle AugenbUcke in Morästen stecken
blieben. Auch Brücken fehlten, so dass man zur Zeit des Regenwetters an
Flüssen und Bächen warten musste, bis das Wasser sich etwas verlaufen hatte.
Dieselbe Fahrlässigkeit, die auf dem Lande überall in die Augen sprang,
herrschte auch in den Städten. Keine Vorsicht gegen Feucrsbiamst, kein ordent-
liches Mass und Gewicht, keine Reinlichkeit, überhaupt nichts, was den Auf-
schwung einer Stadt befördert, war daselbst zu finden.'^^)
Das war der Zustand der Bukowina zur Zeit, als Oesterreich von diesem
Land Besitz ergriff.
Die erste Frage, die hinsichtlich des neugewonnenen Gebietes zu lösen
war, betraf die Art und Weise seiner künftigen Verwaltung. Es musste ent-
schieden werden, ob dieses Land eine selbständige Provinz bilden oder zu Ga-
lizien geschlagen oder etwa zur Verlängerung der siebenbürgischen Militärgrenze
verwendet werden sollte. Dann kamen die einzuführenden Verbesserungen in
Betracht
Der commandierende General in Galizien, Feldzeugmeister Freiherr v.
Elrichshausen, redete der Grenzeinrichtung das Wort und rieth, sie da-
durch anzubahnen, dass man das Land gleich anfangs unter militärische Ijei-
tung stelle.^®) Die Beschaffenheit und die Ziele dieser Verwaltung legte er in
einer vom 6. Jänner 1775 datierten Denkschrift dar.^°) Er schlug die Einthei-
lung des Landes, fiir welches er den Ausdruck »moldauisches Generalat« ge-
braucht, in 2 Kreise oder Regimentsstände (Czernowitzer und Suczawer Regi-
mentsstand) vor. An der Spitze des Generalats sollte ein Feldmarschall-Lieu-
tenant •*), an der Spitze der Regimentsstände je ein Officier mit dem Titel
Standespfleger stehen. Das Generalat sollte vom Hofkriegsrathe abhängen und
mittelbar an das galizische Generalcommando angewiesen sein. Generalat und
Regimentsstände sollten auch die Justiz ausüben, und zwar ersteres als Appel-
lationsgericht für alle Stände, letztere als Gerichtshöfe ei-ster Instanz fiir die
Edelleute und zweiter Listanz fiir die Bauern, die Bürger und die Judenschaft,
die ihr Recht in erster Listanz von ihren Richtern (Dorf-, Stadt-, Judenrichtern)
zn nehmen hätten. Das bisherige Abgabensystem wollte der Feldzeugmeister
w) Ebenda, S. 52 f und Ziüj,Mauer, a. a. 0. S. 117 ff.
*•) Btrirht an den Hofkriej^srath, Lt>ni])ei^ 14. DecembtT 1774. (Orij^. K.-A. IL S.
1774—23—24.)
*>) Sie befindet sieh unter dem Titel: »Entwurf auf was Art der enelavirte Kays. Könlj^l.
Mcjlilauische Bezirk unter der militairisehen Direetion zu verwalten soyv^ in dem k. u. k. Kriej??-
art-hive (II. 8. 1775 — 879) und stimmt bis auf wenij^o, zumeist nur stilistische Aendenmgen mit
«lern ebendaselbst (I. S. 1774—23 — 31) aufbewahrt(»n. oben (Anmerkun<jj 41) erwähnten Hpleuy'-
M-hen >Entwurfe« vom 10. December 1774 nahezu wörtlich übercin. Auf <licsp Uelx'nnnstimmimg
hat übrigi?ns 8pleny stdbst in einem unterm 9. Juni 1776 an den Ifofkriejjsraths-Präsidenten
^Irafen v. Hadik ^reriehteten Schreiben hinj^^wiesen. (Vj^l. auch Anmerkunj^ 67.)
•') Nach (lem Spleny* sehen Entwürfe sollte ein (Jeneral die Oberleitung^ haben.
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88 Polek:
bis auf die Steuer für Bienenstöcke, Schafe und Boi'stenvieh, deren Abschaffung
er beftirwortetOj beibehalten wissen ; ebenso wideriieth er jede Aenderung an
dem Verhältnisse der Bauern zu den Grundherren. Dagegen sprach er sich für
die x\nlegung von Strassen, in erster Linie fiir die Enveiterung des von Pozo-
rittta (unweit Kim polung) nach dem Borgopasse führenden »Fusssteiges^ zu
einem »ordentlichen Fuhi^ege« aus, empfahl zur Abwehr der von der Türivci
her beständig drohenden Pest die Errichtung von 5 Quarantaineanstalten und
zur Hebung des Verkehrs zwischen Galizien mid Siebenbürgen die Herstellung
einer regelmässigen Postverbindung, betonte die Nothwendigkeit, die Bauern zum
Anbau von Korn und Hafer sowie zur Schonung der AVälder zu verhalten,
rietl», durch Gewähnmg von Freiheiten Handwerker herbeizulocken, und hob
schliesslich die Vortheile hervor, die dem Lande aus der Errichtung zweier ade-
liger Convicte und Lateinschulen (in Czernowitz und Suczawa) erw^achsen wünlen.
Wenngleich Verbesserungen nicht abgeneigt, hielt Kaiser Joseph doch die
Umwandlung des Landes in eine Militärgrenze, ja selbst die Feststelliuig einer
bestimmten Regierungsform noch fiir verfrüht »Diesen (District) anjetzo zu einer
gränitz zu machen und zu bewaffnen, wäre nicht rathsam.« So hatte er im De-
cember 1774 über Elrichshausen's Vorschlag resolviert^') Ueber dessen «Ent-
wurf« schrieb er eigenhändig folgende Entscheidung nieder: i>Da die um-
stände noch nicht so beschaffen sind in diesen tlieill der
Moldau eine Regierun gs Form einzuführe n, so ist des Elrichs-
h ausen Ei fer z war zu beloben, ihme aber aufzutragen, alles
in statu quo zu belassen und nur interimaliter durch das darin-
nen befindliche Militare die gewöhnlichen Steuern eintrei-
ben zu lassen, die höchst nöthigen Sanitäts anstalten zu
treffen und die bestmöglichst und leichtesten defensions und
zugleich am eliora tions anstalten zu treffen.« ^^) Diesen Befehl
wiederholte der Kaiser am 8. Febniar 1775 unter Beifügung der Gründe, die ihn
dazu bewogen. Er trug nämlich dem Hofkriegsrathe auf, dem galizischen
G.eneralcommando »zur unverbrüchlichen Regel vorzuschreiben,
dassnoch dermalen und bis auf wei tere n Befehl in dem ge-
dachten enclavirten Bezirk (d. i. in der Bukowina) nichts neues,
als was die äusserste und unvermeidliche Nothwendigkeit
erfordert, verordnet, alles übrige in statu quo belassen und be-
sonders die Publicirung solcher öffentlichen Patente oder die Verfugmig solcher
Anordnungen vermieden werden solle, welche die mit der Pforte wegen des
erwehnten besetzten Districts vorhabende Unterhandlung ®*) erschweren, die dor-
tigen Unterthanen missmuthig machen oder denen in den benachbarten Gegen-
den annoch befindlichen Kussischen Truppen zu Beschwerden Anhiss geben«
könnten.'^'')
Dasselbe Schicksal wie der von Elrichshausen vorgelegte »Entwurf-, hatte
") Vortra«,' dos Hofkric^rsrathes, 27. IVcvnibor 1774. (Orij?. K.-A. II. S. 1775— 23--24.)
ßJ») Vortiiij?, 15. Jänner 1775. (OriK- K.-A. II. S. 1775—87-9.)
**) (ienieint sind die Unterliandliinj^'im in Botroff der Abj^^a'nzun«? der Bukowina.
^^) Werenka, a. a. ()., Boil. lA'XXIII.
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Joseph's II. Eeisen nach Galizien und der Bukowina. 39
das umfangreiche Elaborat, ^^) das der seit dem Eiumareche in die Bukowina
daselbst ad Interim mit der Militär- und Civilgewalt ausgestattete General Frei-
herr von Spleny am 10. Februar 1776 dem Präsidenten des Hofkriegsrathes
übersandte, und worin im grossen und ganzen das in dem ebengenannten »Ent-
würfe« dargelegte Reformprogi'amm weiter ausgefiihrt und begiündet wird.^^) In
dem darüber abgegebenen Gutachten sprach sich nämlich der Hofkriegsrath,
auf Joseph's Befehle in Betreff der Aufrechterhaltung des Statm quo verwei-
send, dahin aus: »es könne und müsse das, was der Bukowina
^schädlich« und gegen deren »vorige Gewohnh ei ten* sei, »hint-
angehalten^ und alles, was den' Ein wohnern »zum Vortheil«
gereiche und »keine wesentliche Veränderungen« nach sich
ziehe, zur Ausführun g kommen; »alles übrige« dagegen, »was
auf die künftige Dist ri ctsverwaltung und auf die vorgeschla-
genen neuen Einrichtungen einen Bezug habe, könne »so
lange nicht zur Deliberation und Ausübung gebracht werden,
bis die eigentliche Grenze des Districts (d. i. der Bukowina)
festgesetzt und in Betreff dessen künftiger Administration
die Allerhöchste Gesinnung bekannt sein werde«. Dieser An-
sicht pflichtete auch Kaiserin Maria Theresia bei. »Bevor nicht die
vollständige Grenzberichtigung erfolget«, entschied sie,
^kann dem Spleny lediglich die Weisung, worauf Hofkriegs-
rath ganz wohl anträgt, gegeben werden.« ®®)
Die Grenzverhandlungen fanden am 2. Juli 1776 in der Convention von
Palamutka ihren Abschluss. Trotzdem verstrichen, da die l}aierische Erbfolge-
frage um jene Zeit auftauchte, noch drei volle Jahre, bis man hohenorts »die
Regulierung des Bukowiner Districts« in enistHche Ersvägung zog. Aber gleich
nach Unterzeichnung des Teschener Friedens ergieng an General Baron En-
zenberg — dieser hatte am 6. April 1778 an Spleny's Stelle die interimi-
stische Leitung der Bukowina übernonmien — von Seite des Hofkriegsrathes der
Befehl, über den Zustand des Landes zu berichten und Verbesserungsvoi-schläge
zu unterbreiten. In letzterer Hinsicht sollte der General insbesondere darüber
seine Meinung äussern, »ob in der Bukowina eine »Grenzmiliz« »mit Nutzen«
erichtet werden könne, oder ob es genüge, die Bevölkenuig »zu Erhaltung der
Sicherheit im Land und an denen Grenzen zur Dienstleistung« beizuziehen.*^)
••) Herausgegeben von m i r unter dem TiU^l : »General Spleny's Beschreibung der Buko-
wina*. Czemowitz 1893. (Vgl. Anmerk. 41.)
•^ Spleny selbst äussert sich darüber in dem BegleitscJirelben folgendermassen : »Ich
hatte zwar einen TheU dieses Werks, wiw? nämlich die zukünftige Verfassung dieses Districts an-
belangt auf An verlangen meines vorhinigen commandirenden Ucneralens, Herrn Feldzeugmeistt^rs
B. Ellrichshausen Excellenz, nur bald nach der von mir in dieser Gegend angetretenen
AnsteDung einzureichen die (inade gehabt, nachdem ich aber damals die gehörige Zeit nicht
hattt\ <las innerliche jeden Gegen.standes verlässig einzusehen und diesemnach die vorhinige Ge-
wohnheiten oder die sonstige liage aller Dingen mit dem, was künftig mit Nutzen des Souverains
veranstaltet werden könnte, zu combiniren, so konnte sothan meine ei-ste Bemühung natürlicher-
weise nicht anders al \ ohn vollkommen gerathen ; welch fehlorhaftt^s zu ver)je-wem, zugleich aber auch
«im lias jetiige Werk so viel möglich in Vollkommenheit zu bringen, erdcht<» ich fiir nöthig, auch
•iiej5<3n, obschon einmal abgehandelten Theil in einer verbesserten Gesüilt gleichsam zu wiederholen.«
(Orig. K.-A. n. S. 1776—53-42.)
^ Vortrag d. Hofkriegsrathes, 13. April 1776. (Orig. K.-A. H. S. 1776-53-42.> j
«») Rescript vom 25. August 1779. (Protok. d.Hofkriegsr. 1779, G., Nr. 6376.) jOOglC
40 PoLKK :
Aus Enzeiibergs » System isierungsplano« — so bezeichnet der GenenJ
selbst sein aus sieben, vom 80. October 1779 datierten Denkschriflen bestehendes
Elaborat — ist zunächst ersichtlich, dass trotz des im allgemeinen noch auf-
rechterhaltenen Status quo die ersten fiinf Jahix? österreichischer Ven^altung in
der Bukowina nicht erfolglos waren; denn die Einwohnerzahl hatte sich tlieils
auf natürlichem Wege, theils durch Zuwanderungen nahezu verdoppelt, der Ver-
kehr hatk* sich durch die Hei*stellung der Verbindung zwischen Siel)enl)ürgen
und Galizien gehoben, die Justiz wurde nicht mehr willkürlich, sondern nach
Gesetzen gehandhabt, und die Enichtung von Scliulen war durch die Giündung
eines Schulfonds angebahnt.'^)
Die Vorschläge Enzenl)erg's zur Beseitigung der noch bestehenden Uebel-
stände gehen über die Elrichshauseji'schen, l)eziehungsweise Spl^ny'schen Re-
formgedanken weit hinaus. Die Meinungsverschiedenheiten betreffen insbesondere
die grundherrlich-bäuerlichen Verhältnisse und das Steuerwesen. In ersterer
Hinsicht schlägt Enzenberg, um den Landwirt an die Scholle zu fesseln m\d
zur Erbauung besserer Wohngebäude anzueifern, vor, dem Grundherrn zu ver-
bieten, den einem Unterthan einmal zugewiesenen Grund diesem oder dessen
Nackkommen wieder abzunehmen oder ^o^^cn einen anderen zu vertauschen.
Dafür sollten die Prohnen (Hand- und Spanndienste) grösser als bisher sein
und überdies nicht mehr von allen Tlnt^iihanen in gleichem Ausmasse,
sondern dem zugetheilten Besitz entsprechend geleistet werden. In Hhisicht
auf die laudesfüi-stlichen Abgaben empfahl der General, an Stelle der Mehr-
heit der Steuern eine einzige, auch vom Adel und der Geistlichkeit zu
entrichtende Steuer einzufiihreri und zu ihrer Bemessungsgiimdlagc Grund und
Boden anzunehmen. Grösstentheils neu sind Enzenberg's Vorschläge in Betreff
der Verbesserung des Kirchenwesens. Damach sollte im Einverständnisse mit
dem Patriarchen die Bukowina zu einer Diöcese allein bestimmt, die geistliche«
Güter eingezogen, der Biscliof und die Mönche vom Staate besoldet und der
Unterhalt der Weltgeistlichen durch Feststellung von Stolgebühren, sowie durch
Zuweisung von Wiesen und Feldern (portio canonica) seitens der Grundherren
gesichert Averden. Was endlich die Grenzmihz betrifft, konnte Enzenberg zwar
nicht umhin, auf die Abneigung der Bukowiner gegen den Militärdienst hinzu-
weisen ; ein wirkliches Hindernis für die Errichtung einer solchen Miliz erblickte
er jedoch vorläufig nur in dem Mangel der zur Dotierung der Grenzer nötliigen
landesfüretlichen Ländereien. Diesem Mangel sollte dadurch abgeholfen w^erden.
dass die weltlichen und geistlichen Grundbesitzer zum Nachweise ihres Besitz-
rechts verhalten und jene Güter, für welche dieser Beweis nicht , zu erbringen
wäre, confisciert w^ürden. Unterdessen, meinte der General, würde es genügen,
das Bukowiner Landvolk unter der Leitung von Soldaten %Qg'^^\ einen täglichen
Sold von je G kr., sowie gegen Befreiung von den öffentlichen Arbeiten zur Be-
wachung der Grenze zu verwenden.^')
Diesen Systemisierungsplan unterbreitete der Hofkriegsrath am 15. Jäjmer
1780 dem Kaiser mit dem Antrag, dass sowohl General Enzenberg als
'°) Dazu sowie zu <lom F()l«^^n(lim \\i\. Z i c j? 1 a u o r, Gt^chichtlicbe BiUk^r aus der Bukowina.
'*) DenkBtlirift Nr. 1 : ;>UntcrthäniK ^ebor?amst und unzielsetzliche Meinung... in Ajisefaun^
der I^^ulinint? des Bukowiner üistricts.« (K.-Ä. Memoiren. Abth. 2.3, Nr. 32 und U. S. 1780— 62- 3.Vk
Joseph's II. Reisen nach Gai.izien und der Bukowina. 41
auch der in Tjeniberg angestellte Oberkriegscomniissär W a g ra u t h, letzterer
in Vertretung des mit d3n Enzenberg'schen Ideen nicht ganz ein versUm denen
Coinnijuulierenden in Galizien, des FeldTnai*schall-Lieutenants Bai'on Schröder,
behufs endgiltiger Feststellung des Bukowiner Regulierungsplanes nach Wien
benifen werde. Diesem Antrage stimmte Josei)h zu.*^^)
Es ist nicht unwahi-scheijdich, dass sich der Kaiser schon damals mit
dem Ginlanken tiug, im Fnihjahre 1780 die Bukowina zu besuchen, um sich
ül)er die Wünsche und Bedürfnisse dieses Landes an Oit und Stelle zu unter-
richten. Jedenfcills war er Ende Jänner zu dieser Heise fest entschlossen, ja er
knü])fte daran noch ganz andere Pläne.
Während Maria Theresia die Allianz zwischen Oesterreich und Frankreich
noch immer für die natürlichste und passendste (la plus naturelle et la plus
convpnable) ansah, ^''^) hielt es Joseph seit dem Ende des baierischen Erbfolge-
krieges für die Aufgabe der östen*eichischen Politik, Russland von Preussen ab-
zuziehen und ein österreichisch-russisches Bündnis zustande zu l)ringen.^*) Als
er daher zu Anfang des Jahres 1780 von Katharina's II. Absicht, in den Mo-
naten Mai und Juni eine Reise nach Weissrusshmd zu untiTnehmen, hörte,
glaubte er die Zeit und Gelegeidieit zu pei-söidicher Annälienuig an die giT)sse
Kaiserin gekommen. Den entscheidenden Schritt wollte er jedoch nicht ohne
Vorwissen seiner Mutter thun. Er Uieilte ihr also mit, dass er die Czarin an-
lässlich ihrer Reise auf russischem Gebiete zu begrüssen gesonnen sei, indem er
sich zu gleicher Zeit in die Bukowina beigeben wolle. Diese Mittheilung hielt
Maria Theresia für einen Scherz ; umso betiiibter war sie, als sie sah, wie ernst-
haft der Kaiser die Sache behandelte.^'')
Am 1. Februar 1780 machte Joseph auch den i*ussischen Botschafter
Fürsten Galitzin mit seinem Plan bekannt. Er fügte hinzu, dass diese Ange-
legenheit durchaus zu keiner Staatsaction werden solle; er wünsche nichts als
die i-ussische Kaiserin zu sehen.^^)
Katharina nahm das Anerbieten des Kaisers in den verbhidlichsten Aus-
drücken au und bezeichnete die Stadt Mobile w, wo sie am 7. Juni einzu-
treffen gedachte, als den geeignetsten Ort für die Zusammenkunft.^^)
Jetzt eret, am 29. Februar, erhielt Fürst K a u n i t z von den Absichten
des Kaisei-s Kunde. Dass er sich darüber empfindlich zeigte, ist begreiflich.
Noch mehr aber fiihlte sich Maria Theresia gekränkt. »Das ist ein neuer
Beweis«, schrieb sie vier Tage nach dem Eintreffen der Antwort aus St. Pe-
tersburg an den französischen Botschafter Grafen Mercy- Argen teau, »wie wenig
ich imstande bin, den Ideen meines Sohnes Einhalt zu tluui, obwohl ich dann
iumier in die Lage komme, einbezogen zu werden in dere^n Tadel«. ^®)
'«) OriK. K.-A. ü. S. 1780-23-6.
"•) Maria Therosia an Mario Aiitoinotto. 1. .Tiinner 1780. (Ihr Briefwochsel, heraiis-
^'.•j,n»}H'ii von A. V. Arno ib. 2. AiiH. lA])zh^ 1866. 8. 811.)
•*) A r II e t h, Oosohielite Maria TlioivHia>. X. S. 667 und H u b o r, OosU'rroicliisobe Roiebs-
^'H^obirbt*', Pmg, Wien und IxMpzijif 1895. ö. 186.
») A r u e t h, a. a. 0. S. 668.
■«) Ebentbi. S. 668.
") Ebonda. S. 669.
") Eb<-nda. S. 671. C r^r^n]o
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42 J'OLEK :
Inzwischen war der Kaiser mit seinem Heiseplan schon vollauf beschäftigt.
Das zeigt das folgende Handbillet an den Präsidenten des Hofkriegsrathes.")
Er schrieb :
»Lieber Feldmarschall Graf von Hadick ! Die Wichtigkeit einer zu er-
richtenden graden und so viel möglich gemächlichen Communic ation zwischen
Olmütz und Gallizien durch Hungarn rückwärts der Jablunka, dann die ein-
malige Bestimmung derjenigen Beschaffenheit, so einmal
die Buccowina überkommen muss, veranlassen Mich anheuer in diesem
Frulijahr und Sommer zu Beaugenscheinigung dieser beeden Objecten allhin eine
Reise zu unternehmen. Sie werden dann in Gemässheit dem FML. Schnkler
als Interims Commandirenden Generain in Gallizien den Auftrag machen, dass
er so bald als mögHch und aufs schleunigste deii Bericht erstatte, ob bevge-
schlossene ideale Marche-Route leicht zu bewerkstelligen möglich seye, oder was
er daran wesentUches abzuänderen für notliwenig hielte, damit Ich darnach Meine
weitere Anstalten treffen köime. Zu Gewinnung der Zeit aber wird zugleich
dem Oberst Lieutenant Mieg in BieUz zuzuschreiben, und ihm die Liste von
OUmütz bis Wielizka zuzuschicken sejii, damit er wegen der von Wallachisdi
Meseritz aus bis Oswiezin durchaus zu Pferd angetragenen Route seine Meynung
alsogleich hier einschicke, weil ihm am besten der Weeg wegen der allda neu
zu errichtenden Strassen bekannt seyn muss. In jede Nacht Station werden von
dem nächsten Militari, seye es Cavalerie oder Garnisonß-Regiment, 12 Mann
commandieret werden. In die Buccowina vom Niester an bis nach Siebenbürgen
werde ich durchaus reuten, und werden entweder gute Bauern oder Dienstpfenle
in Bereitschaft seyn. Die Quartiere werden schon von meinen eigenen Leuten
gemacht und besorget werden.
^Iden Tag meiner Abreise kann ich noch nicht bestimmen, ich werde ihn
aber l>ey Zeiten durchaus avisiren lassen, so wie ich auch eine lista von einigen
Victualien, die man in den Nacht Stationen wird in Bereitschaft halten müssen,
früh genug übei'scliicken werde. Alle zwey Meiln werden frische Pferde müssen
in Bereitschaft gehalten werden, deren Anzahl bey läufig 50 machen wird.
»Wenn General Enzenberg in Lemberg mit dem Schröder könnte
die Sache ausgearbeitet haben und noch ehender hieher kommen, so könnten
mündlich mit ihm einige Sachen abgeredet werden, und er nachhero noch zeitlich
genug in die Buccowina, um mich allda zu empfangen, sich wieder zurück verfugen.
»Da, wo die Wägen in der Buccowina und anfangs von Wallacliisch Me-
seritz aus vennuthlich nicht werden folgen köinien, so wird vor selbe eine andere
Route einzuleiten seyn, fiir Mich und eine kleine Suite aber, die ich in solclien
Gelegenheiten mitnehme, einige gesattelte Reitpferde und einige Saum- oder
Tragpferde bereit seyn, um einige Bagage fortzubringen, wann nicht auf Landes
Art einige Karren oder Leitenvagen dennoch von Station zu Station könnten
geführet werden, wo alsdann dergieich vorzüglich zu bestellen wären. Es ver-
steht sich, dass aller Orten gute und ausrichtsame Bothen zu Pferd müssen be-
stellet werden.
'») OnV- K.-A. II. S. 1780-49—1.
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Joseph's II. Reisen nach Gauzibn und der Bukowina. 43
»Zu Beschleinigung dieser an verlangenden Auskünften können Sie aucli
eine Estaffette damit au FMK Schröder abschicken und ihm diesen Brief von
Mir beyschhessen. Diese nemHclie Estaffette kann auch dem Obirst Lieutenant
Mieg dasjenige, was ihn betrift, übergeben. Wien den 3. März 1780.
Joseph Corr.<?
In der »Marschroute« werden Brunn, Olmütz, Wall. Meseritsch, Ober-
Beczwa, Wisoka, Csacza, Jablunkau, Skalice, Milöwka, Saybusch, Kety, Oswie-
cim, Wieliczka, Bochnia, Mielec, Rmlomysl, Tarnogrod, Zamose, Hrubieszöw,
Sokal, Brody, Lemberg, Zboröw, Ti-embowla. Sniatyn, Zaleszczyki, Okopy, Wer-
lK>utz, Czeniowitz, »Molesick« (Molnitza), Sereth, Suczawa, Baya, »Ottumori«,
(Gurahumora), Kirapolung und Rodna als »Nachtstationen« angeführt, und es
wird nur noch bemerkt, dass über die Strecke von Wall. Meseritsch bis Oswie-
cim OberstUeutenant Mieg, über die von Zaleszczyki bis Rodna Genend Enzen-
berg zu veniehmen sei.*®) Russische Ortschaften®') sind darin ebensowenig wie
in dem kaiseriichen Handschreiben genannt Der Grund hiefiir liegt in dem
Umstand, dass die beabsichtigte Reise Joseph's nach Russland vorläufig noch
geheim gehalten werde.®*)
Noch an demselben Tage, an welchem er das kaiseriiche Handschreiben
erhielt, d. i. am 3. März, schickte der Hofkriegsrath sowohl an den Feldmar-
schall-Lieutenant Baron Schröder als auch an den Obei^stlieutenant v. Mieg
durch Eilboten die entsprechenden Befehle ab.
Mieg berichtete am 6. März von Biala aus, dass vor Ende April weder
der Bergrücken zwischen der Beczwa und der Waag, noch der Ucbergang vom
Waag- ins Czeniathal passierbar seien, imd dass auch in dem Falle, wenn der
Kaiser später durch jene Gegend reise, einzelne Strecken Weges, wie z. B. in
den sumpfigen Wäldeni am Kisucza- und am Czemabach würden ausgebessert
werden müssen. Er bat daher um die Erlaubnis, in einer den Absichten Seiner
Majestät »angemessenen Zeit« 2 Officiere abzuschicken, um »die üblen Wege
in den obbesagten Wäldeni vor Seine Majestät nur zimi Reiten« herzurichten.
Die Wägen, fiigte er hinzu, köimten von Wall. Meseritsch über Neutitschein,
Friedeck, Teschen, Bielitz nach Oswiecim »geleitet« werden. Diesem Antrage
stimmte der Kaiser zu. Er hätte zwar, heisst es in der hierüber erfolgten Aller-
höchsten Entschhessung, »noch nicht den Tag bestimmt«, wann er die Reise
antreten werde, glaube auch nicht, dass dies »vor Ende April« geschehen werde;
aber er gedenke »immer von Czaza nach der Jablunka zu gehen, allda zu
schlafen und von da wieder zurück nacher Skalice zu gehen und so weiter«
seine Reise fortzusetzen. »Gegen die Mitte des Aprils« solle jedoch Oberst-
lieutenant Mieg immerhin die 2 Officiere abschicken, »um die Wege zum reiten
yracticabU zu machen «.^^)
Am 11. März erstattete auch FML. Schröder seinen Bericht Darnach
stiess die vorgeschlagene »Marschroute«, soweit sie Gahzien betraf, auf keine
»•) EbcTula.
*») Tani<^^(l, Zaniosc »ind Hnil)u»sz6w j,^'höi-ttm damals zu Galizion.
»») \>L Arneth, a. a. 0. S. 671.
") Vortrag deH Hofkrie^^^nithes, U. Miirz 1780. (Ori^'. K.-A, II. S. 1780-49-2.) ^^ j
^ . - V n Digitizedby Google
44 PoLEK :
Hindeniisse. Ueherdies, erklärte Schröder, werde »alle Aufmerksamkeit dahin
getragen werden, damit allda, wo sich etwa ein oder andere mindere Anstände
ergebe^l möchten, solchen in rechter Zeit und nach Seiner Majestät Allerhöch-
sten Tntention, das ist ohne dem Land einige Unkosten zu verursachen abge-
holfen werden.* In Hinsicht auf die Bukowiner Route seien jedoch einige Ab-
änderungen nöthig. Vor allem gebe es in der Bukowina keinen Ort, der den
Namen >Molesik« führe. Demnach müsste die Reise längs des Prutli nach
Molnitza geheji. Da Baya sich ausserhalb des Cordons l>efinde, könnte daiur
Litten mika (Liteni) als NachtsUition gewählt werden. Damber werde übrigens
General Enzenberg, der von Czernowitz schon abgegangen sei und denniächst
in Lemberg erwartet werde, das Nähere angeben.
Darauf erfolgte nachstehende Allerhöchste Resolution : »Die zwey An-
merkujigen und Abändeiningen der zwey Stationen sind ganz wohl vom Feld-
marschalleütenant Schröder gemacht worden, und hat es bey selben sein Be-
wenden. Die Bestinnnung der eigentlichen Tage wird ei-st erfolgen ; und soh:Jd
(Jeneral Enzenberg hier anlangen wird, hat sich solcher bey Mir hierwegen
zu Ttielden.
Joseph Corr. • ®*)
Wenige Tage später schrieb der Kaiser an den Hofkriegsraths- Präsidenten
Grafen Hadik : ^')
»Lieber Feldmai-schall H a d i c k ! Beigeschlossene Liste enthält diejenige
Marche Süiüonen, so Ich für meine Reise nach Gallizien entworfen habe. Sie
werden in Gemässheit allsogleich den Betehl ergehen lassen, damit iüler Orten
das schon Anbefohlene in Bereitschaft seye.
)^ Oberst Lieutenant Mieg wird sich in OUmütz oder zu Wallachiscli
Meseritz einzufinden haben, und mit mir die Reise bis Oswieczin fortsetzen. Er
kaiui auch noch einen Oflicier vom General Staab, wann er es fiir nöthig findet,
mit sich nehmen.
>In Radomischel, in Zamosc, dann in Rubieschow werden entweder gute
Dienst- oder Landpferde, 4 in einem jeden Ort, gezäumter ohne Sattel in Be-
reitschaft gehalten werden, auch mit den ncitliigen Connnandirten, sie zu fuhren,
und wird sich Oberst Lieutenant Mieg von Wallachisch Meseritz bis Oswieczin.
und nachhero in allen Nacht Süitionen von ein paar verlässlichen berittenen
Bothen zu versicheni haben.
»Auch folget hierneben bey, was ich an die Böhmisch OesteiTeichisclu*.
dann Hungarische Kanzley wegen Bestellung der Pferden und allen andeni An-
stalten erlasse, welches Sie auch den betreffenden General Commandis zu Missen
machen werden.
An eijier jeden Nacht Station, ansgenonnnen in dem Gebürge von Me-
seritz bis Kentj, also von Kentj aus kann von dem nächstgelegenen Militiiri
ein geringes Commando von 12 Mann zu Bewachimg der Bagage bestinnnet
8*) VortniK <les Hufkrioj^^ratlies, 17. Mür/.. lier.il)j,n^lanf^ 20. Miii-z 1780. (Grit?. K.-A. H.
S. 1780-49-8.)
•*) ()ri<r. K.-A. U. S. 1780-49-4.
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Joseph's II. IIeisen nach Galizien und der Bukowina. 45
werden, seye es nun nach ihrer Lage von Infanterie, Cavalerie oder Garnisons
Regiment.
Wien den 29. März 1780. Joseph Corr.«
Das an den obersten Hofkanzler gerichtete Allerhöchste Handschreiben
zählt die weiteren Reise Vorkehrungen aiif; es sei darum gleichfalls mitgetheilt.
Es lautet:
»Lieber Graf Blümegon! Da Ich gesinnet bin eine Reissc durch
ilälmMi nach Gallizien zu unternehmen, so schHesse Ich Ihnen hier die bey-
läufig entworfene Mai-sch- Route bis nach Lemberg bey. Auf einer jeden Station
weitlen ^forderlich seyn 5 angeschinte Züge zu G- und 3 zu 4 Pfenlen, also in
allem 42 Zugpferde ; da aber in der Reise einige Abänderungen vorkommen
können, so ist nur diese Anzahl Pferde in der Nachbarschaft der ausgemessenen
Haupt- und Zwischen- Stationen zu bestimmen, da Ich immer 1 oder 2 Tage
voraus mittelst EstafFette die eigenthche Eintreffung zu deren Zusammenruckung
bestimmen werde, damit der Landmann nicht unnütz zu warten habe, und von
seiner Wirthschaft entfernt bleibe.
»Von Wallachisch Meseritsch aus werden gesamte Wägen über Miestek,
Frideck, Teschen, Schkotzau, Rielitz den Weg nach Kenti nehmen, und werden
in dem Gebürge bis Kenti in einer jeden angezeigten Nacht- Station, wo es
raöghch seyn wird, 4 auf Landes Art gebräuchliche Leiter Wägen, und imr avo
es gar nicht möglich ist, mit Wägen fortzukommen, eine Anzahl von 12 Saum
Pferden in Bereitschaft seyn, in einer jeden aber, es mögen nun Leiter- Wägen
oder Saum Pferde vorhanden seyn, müssen doch noch 12 gesattelte Pferde zum
reuten für die unterschiedliche Ijeüte und Bediente vorhanden seyn.
» Wegen der Quailieren in den Nacht Stationen, diese werden schon immer
Selbsten ausgesucht werden, nur wird in selben auf Lieger Stroh, dann etwas
an lauter allgemeinen Victualien in Bereitschaft zu seyn der Bedacht genom-
men werden.
»Die weitere Reise wird von Lemberg aus erst bestellet werden.« ®^
Die diesen Handschreiben beisgeschlossene »Marschroute« enthält nur die
Nacht- und Raststationen A^on Brunn bis Lemberg. Ausserdem weicht sie von
der fi-ühcrcn noch dadurch ab, dass sie nicht nur mehr Zeit der Besichtigung
des Jablunkapasscs widmet und die Station Skalice beiseite lässt, sondern auch
von Bochnia ostwärts über Oströw, Debica, S^dzitzöw, Rzeszöw, Lancut, Prze-
worsk nach Jaroslau und ei-st von dieser Stadt aus über Radomysl und Zamosc
nach Hrubieszöw ftihil. Weiter ist aus ihr ei*sichtlich, dass der Kaiser am 26.
April von Wien abzureisen, am 14. und 16. Mai in Jaroslau zu übernachten
und am 25. Mai in Lend)erg anzukommen gesoimen war.
Von Lemberg nach Mohilcw wollte Joseph den kürzesten Weg — über
Broily, Mir, Minsk — benützen ; die Rückreise sollte über Kiew und Brody
erfolgen. Dagegen hatte Katharina von allem Anfang an den Weg über Kiew
als den besten und becpiemsten vorgeschlagen und hier auch Vorkehrungen zur
»•) Copio. K.-A. II. S. 1780-49 -4.
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46 PoLEK :
ErrichtuDg von Poststationen trefTen lassen.®^) Der Umweg betrug beiläufig 200
Kilometer ; seine Wahl musste daher die völlige Aenderung des Reiseplanes zur
Folge haben. Kein Wunder, dass der Kaiser, der übrigens in Russland nur als
Privatmann (en particalier) unter dem Namen eines Grafen Falkenstein reisen
zu können wünschte und auch Unbequemlichkeiten zu ertragen sich nicht scheute,
dem schL»chteren, aber kürzeren W^eg vor dem besseren, aber längeren den
Vorzug gab. Nur auf des Fürsten Kaunitz Bitten nahm er den \ erschlag der
Czarin an.^^)
Dass durch die Aenderung der das i-ussische Gebiet betreifenden Marschroute
die Zeiteintheilung, ja selbst der ganze Reiseplan wirklich ins Schwanken gerieth.
davon zeugt zunächst ein Allerhöchstes Handschreiben vom 10. April 1780,**)
womit der Kaiser dem Grafen Hadik auftrug, »an den General Schröder in
Lcmberg den Befehl sogleich zu erlassen, dass er den in der Bucco^vina befind-
lichen Rittmeister C a v a 1 1 a r ^") anweise, sich mit einem Kalesch versehener . . .
auf deji 18. May zu Jaroslaw einzufinden«, um ihn, den Kaiser,
»allda zu erwarten ^< und auf seiner »weiteren Reyse« zu begleiten. Noch deut-
licher aber spricht die folgende, einem Briefe Maria Theresia's an die Erzher-
zogin Marie Christine vom 12. April entnommene Stelle. »Die ganze Reise-.
heisst es dort, »ist geändert. Er (der Kaiser) geht über Holitsch nach Tren-
tschin. Der Tag der Abreise ist noch nicht bestimmt; ich werde ihn Dir be-
kannt geben, sobald ich ihn weiss.« ®^)
Am 14. April ist der Reiseplan endlich festgestellt vich reise«, schrieb
Joseph an diesem Tage seinem Bruder Leopold, »am 26. April ab und rechne,
dass ich am 6. Juni, am Tage vor der Ankunft der Kaiserin, in Mohilew bin.« **)
Gleichzeitig benachrichtigt Maria Theresia hievon den Erzherzog Ferdinand,
aber als glaube sie selbst noch nicht daran, fiigt sie hinzu : >Das wechselt je-
den Augen bhck; es hegen schon drei Marschrouten vor.« '*) Allein noch vor
Ablauf einer Woche muss sie diese Nacliricht bestätigen. »Ich gestehe«, tügt
sie hinzu, »diese Reise macht mir Kummer. Ich fiihle mich ganz nieder-
gedrückt.« ®*)
Während der Kaiser die Anstalten zu seiner Reise traf, wurden, und zwar
vom 4. bis zum 15. April, im Schosse des Hofkriegsrathes in Gegenwart des
Generals Baron E n z e n b e r g und des Oberkriegscommissärs W a g m u t h
die Berathungen über die der Bukowina zu gebende »Einrichtung« gepflogen.
*^ Joseph IL an Kaunitz, 1. und 15. März 1780. (Joseph IL, I^eopold 11. und Kaunitz.
Ihr BricfwechseL Heraus«,^;^bon von A. Beer. Wien 1873. S. 3—7.)
88) Kaunitz an Joseph IL, 8. April, und Joseph U. an Kaunitz, 7. April 1780.
(Ebenda. 8. 7 f.)
M) Orig. K.-A. IL S. 1780-49 6.
^) Ueber Cavallar, den Bejirriinder des k. k. 8üuits*j:t^stütes Radautz, siehe Polek,
Die Anljint^i des k. k. 8taatsjr<^^tütt^s Radautz. (S.-A. aus dem ^Jahrbuch dt^ Bukowiner I^ndes-
nuiseums'-, IL Czemowitz 1894.)
»») Briefe der Kaiserin Maria Then»sia an ihre Kinder und Freunde. Herau8g»»f?eben von
A. V. Arneth. IL 8. 458 f.
®*) Maria Theresia und Jost^ph 11. Ihre Correspondenz. Herausgi^ben von A. v. Arneth.
m. (Wien 1868.) 8. 241.
«>') Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde. Herausg. von A. v.
Arneth. IL S. 263.
»*) Ebenda. 8. 265.
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JoSEPH's IL liEESEN NACH GaLIZIEN UND DKR BUKOWINA 47
Im grossen und ganzen pflichtete die Commission den Enzengberg'-
schen Vorschlägen bei; nur wahrte sie nicht immer deren bestimmte Form,
sondeni machte sie durch mannigfache Zusätze zweifelhaft. Hier sei nur der
erste Berathungsgegenstand hervorgehoben. Er betrifft die Beschaflfenheit der
künftigen Regierung. In dieser Hinsicht stimmten alle Meinungen darin überein,
dass in der Bukowina sowohl die »poHtische« als auch die militärische Ver-
waltung statthaft sei. Letztere würde jedoch, heisst es in dem Protokoll ®^)
jedenfalls dann platzzugreifen haben, wenn das Land in eine Militärgrenze um-
gewandelt würde. Aber auch bei Einfühning der Civilvenvaltung würde die
Besorgung der Cordons- und Contumazanstalten dem Militär obliegen müssen.
Doch welche Regierungsform man auch immer wähle, in keinem Falle lasse sich
die Bukowina »ihrer Lage imch« ganz mit Siebenbürgen oder Galizien ver-
einigen; allenfalls könnte der Theil »von der galizischen Grenze bis an den
Moldaufluss an Galizien, der übrige Theil aber, vom Moldaufluss angefangen
bis an die siebenbürgische Grenze, an Siebenbürgen abgegeben werden.«
Selbstverständlich lag es nicht in der Absiöht des Monarchen, sofort seine
Willensmeinung kundzugeben ; er wollte sich vielmehr über die Richtigkeit und
Ausführbarkeit der ihm unterbreiteten Vorschläge an Ort und Stelle überzeugen.
Beweis hiefiir ist ein am 21. April, 4 Tage nach Einreichung des Protokolls,
an den Hofkriegsraths-Präsidenten gerichtetes Handschmben. Es lautet:
»Lieber Feldmarschall Graf Hadik! lieber das Mir wegen künftiger Ein-
richtung des Bukowiner Districts hinaufgegebene, hienieben zurückfolgende Pro-
tokoll bleibt Meine Entschliessung annoch in suspenso^ weil Ich bekanntennassen
ohnedies an dem bin. Mich in das Land selbst zu verfiigen und die Möglichkeit
der vorgeschlagenen künftigen Einrichtungen in loco einzusehen. Einstweilen
sind aus diesem Protokoll alle Hauptpunkte zu extrahieren und diese Extracte
sammt dem ganzen Protokoll, dann unterschiedenen Meinungen Mir wälirend
Meiner Reise, bevor ich noch in die Bukowina : elbst gelange, nachzusenden ;
zugleich aber ist dem General Enzenberg und Oberkriegscommissario AVagmutli
von nun au zu bedeuten, dass sie sich sogleich auf ihre Posten zurückverfügen,
sich mit allen nöthigen Beilagen und Auskünften zu der Sachen gründlichen
Erörterung und Auseinandersetzung versehen und, solchergestalt wohl instruirt
und gefasst, um Mir über alles Auskunft zu geben, Mich eniv^arten mögen.
Joseph Correg.« ^*)
Zur Zeit als der Hofkriegsrat!) »das in Angelegenheit der Bukowiner
Districtseinrichtung verhandelte Commissionsprotokoll« mit dem »hierüber ver-
fassteu Auszug« ^^) dem Kaiser zurücksandte — es geschah am 13. Mai 1780
— war dieser bereits in der Hauptstadt Galiziens angekommen. Er hatte am
26. April Wien verhissen und den weiten Weg mit vielen Mühen und Beschwer-
den zurückgelegt
«) Siehe Beilage I.
») Copie nach dem HofkriegHraths-ProtokoU, 1780, Lit. G. pa*^. 1294. (K.-A.) .
*^ Eine AbHchrift diesem >Au8Zuj?i*8* befindet sich unter der Sij^. II. A 6. 1780 Nr. 10
in dem An^hive des k k. Ministeriums des Innern. ^ j
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48 PoLEK :
FjV selbst besclireiht die Reise in seinem Tagebuche °^) folgendennassen :
»Hol i CS den 20. April. Tn der Pndi um 8 Uhr fuhr ich von Wien
fort, den gewöhnlichen Weeg über Süssenbrunn, Schönkirchen, Ebenthiil bey der
Überfuhr Dressing (Drösing), St Johann, Protzka (Broczka) nach Kopschai» in
8 Stunden. Allda besähe ich das Gestütt, asse und fuhr nach Hohcs.^
^>Trentschin den 27. April. In der Früh nach Besehung des Ho-
lizer Gartens fuhr ich über AVessely, Pisenitz (Bisenz), Roshigau (Horozinkau)
nach Trentschin, wozu ich schier 12 Stunde brauchte. Die Communic^ition über
Skalitz mit Hungarn und über Wessely, so eine von den grossen auf dieser
Seite ist, ist wegen denen vielen "Wässern, Morästen und Ausgiessung der Mairli
ziendich beschwerlich, so wie die Gegend gegen Ostrau (Ungarisch Ostni). be-
sondei-s aber gegen H ungarisch Brod schon sehr hügelicht zu werden anfangt
Bey Hosenaw (Hrozinkau) ist endlich schon das hohe Gebirge und ein beschwer-
samer AVeeg über einen Berg und nachhero durch ein Thal, in welchem es
beständig durchs Wasser bis Trentschin gehet.
^J)ie AValdungen sind in diesen Gegenden sehr vernachlässigt und im
übelsU^i Stande.
-Trentschin ist eine kleine, nicht viel bedeut<»nde Stadt, deren Festungs-
werker bestehen nui* aus einer Ringmauer und einem Schloss nn dem Berge.
so schier ganzlich zusammen fallt Vergeblich sind alle Unkosten, die man drauf
verwendet und ist nichts daran zu machen, als damit die Stadt durch Erfial-
tinig der ]\rau(*r ein gescidossener Ort bleibe.
Das Tbal, das der WaagHuss allda durchströmet, ist nicht unangenehm,
nur macht selber sehr vielen Schaden durch den ungleichen Lauff, so er hat
Bey Trentschin ist eine Brücke von Holz, welche darum sehr lang seyn muss
und für die Stadt sehr kostbar ist Der Comitat hat hin und her zimlich gute
Strassen auf Chausseeart angelegt 1 Compagnie ist in Garnison samt dem
Conmiandanten und Vice Commandanten und etwas Artillerie.*
»Wsetin den 28. April. In der Früh fuhren wir um 6 Uhr weg
über Niemschowa, Brumow, Ijedetzko auf Wsettin. Der beständige Regen, die
Steigung der Wässer, besonders der Wlara, in dessen Bett man schier allezeit
ftihren nmss, und die Hohe der Pezwa (Becwa) nöthigten uns in Wsettin zu
verbleiben, wo wir ei'st gegen 9 Uhr Abends ankamen, weil wir über die Berge
fahren nmssten, allwo die Weege ganz uid)eschreiblich schlecht sind. Diese zwey
Comnmnicationen von Hungarn, nemlich von Trentschin nach Mähren über
Rosenau und jene über Brumow sind alle beede sehr besclnveream und wegen
der Wässern letztere öfters ganz impracticable. Da über diese letztere ein
ziemlicher Handelzug gehet und auch fiir Krieg Zeiten selbe sehr nothwendig
scheiiu^t, so sollte sie vorzüglich auf den Anhöhen doch dergestalten zubereitel
werden, dass sie für alle Jahres Zeiten fahrbar wäre.s
^'*) Diosos Ta«^ol)iK'h, Journal von der R('i.<(^ St»in<T Majestät des KaiftTs im Jahn* 1780
nach (lalizirn b«'tit''lt, wird in doni k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrt. Da j-ej^^n
dessen Vers«'n(hin<^ «^'ejiri-ündete IJedenken vorlieiren, haben sicli auf Vei-anlassun»? der Archiv*-
dirci'tion die Hem^n ArchivsK»aniten Concipist K r a t o e h v i 1 und Couivplsaspirant Dr. S t o k k a
benMt j^efunden, den auf (talizien lH'zü.u:lichen Absatz fiir mich kostenfriM zu copien»n. Für die#*»n
mir erwiesenen ims<hätzbaren Dienst sa^irt' ich hier Sr. P'xcellenz Herrn Hofrath Dr. Alfn^l RitttT
v. Arneth sowohl, wie den l)eiden j^enannton Heri-en Archivsbeamten dejr^wärmsteif Dank.
igi ize y ^
Joseph's II. Reisen nach Galizien und dee Bukowina. 49
2>Wall€achisch Meseritz den 29. April. Li der Früh reiste ich
wog und käme über diis Gebirge in schlechten AVeegen nach Meseritsch, welches
ein ziemlich gutes Städtchen ist nebst einem schönen Schloss, so dem Grafen
Czerotin gehöret. Allda fände ich einen Coiirierj welchen ich expedirte.
> Wsettin ist ein von den Hauptörtern, wo die lAitheraner sich am mehresten
ausgebreitet haben. Die Ixnite sollen aber sehr ndiig seyn und ihre Schuldig-
keiten wohl verrichten. Ich hörte auch von ihnen keine Klagen.
xOber Bezowa den 80. April. In der Früh ritten wir nach ge-
hörter heiligen Messe von Wallachisch Meseritsch über Krasna, Saschowa (Zaschau),
Subrz}- (Zubri), Kosenow (Roznau), Tilowitz, Hasowitz (Hazowitz), Vigantitz,
Hutyisko (Hutisko), Solanetz, Mitter- Beczowa (Mittel- Becwa) nach Ober Beczowa,
wir passirten mehrmalen die Rosenower Beczowa und die Hasowka, nach welcher
wir über die Solanetz wieder an die Bezowa kamen, welches der zu machen an-
getragene Weeg ist ; er ist wirklich ganz wohl fahrbar, obwolen man öfters i]^
Wasser passieren njuss. Er wird aber dessen ohngeachtet dergestalt an dem
Al)hange der Bergen können zugerichtet werden, dass bis auf 2 oder 3 nicht
gar grosse Brücken die ganze Strecke ganz wohl wird fahrbar gemaclit werden
können.
Die Waldungen sehen in diesem ganzen Gebürge sehr elend aus, sie sind
von (Baissen und Schafen sehr abgehüh^, welche der Inn wohnern ihre beste
Nahning ist. Ich wohi\te l)ey dem Ober Beczowaer Richter, welcher ein ganz
wohlhabender Mann zu seyn scheint.
Visoka den 1. May. In der Früh ritten wir längst Ober Bezowa
hinauf, daini über den Visokaer Berg, welcher sehr hoch und ziendich steil ist
auch noch mit vielem Schnee bedeckt war, über diesen herunter auf die hunga-
rische Gränze nach Visocka. Beede diese Dörfer sind sehr lang und bestehen
mehrentheils aus zei*streuten Häusei'. Der Weeg wird hier ziemlich beschwehr-
sani zu machen seyn und besonders wegen dem häufigen Schnee, der lange
liej^eii bleibt, vielem Ungemach unterliegen. Indessen als der Weeg von Visoka
ül>er Karlowitz viel bequemer und leichter herzustellen seyn wird, derweil ist an
diesem zu viel gearbeitet worden und auf eine solche Art, die zu nichts dient,
weil selber gleich wird verdorben seyn. •
»Jablunka Schantz den 2. May. In der Früh ritte ich um 7 Uhr
von Visoka innner längst der Kisucza auf einem chaussee-ähnlichen guten Weege
iilM»r Tui-sowka, Nova Diedina, Staskow, Rackowa, Czacza und durch die unteren
Häusser von Schwerzinowetz (Szuresniowce), allwo ich ül)er den (!) — passirte
und mit der grossen Ijandstrasse bis auf die Jablunkaer Schanz gelangte. Bey
meiner Ankunft fände ich einen Kourir, diesen expedirte ich, gienge alsdann
zum essen und besähe Nachmittag die ganze Jablunkaer Schanz, dessen Aidage
g(»gen einen Ueberfall nicht so übel wäre, wann nur das Oi*t glücklicher gewählet
und nicht Strassen, oder besser zu sagen sehr practicable Weege durch die sehr
niinirte Waldungen giengen, welche die Jablunkaer Schanz völlig zu umgehen
die Möglichkeit verschafen. Doch bleibt es immer ein Posto, dessen Erhaltung
keine Unkmten verursachet und in Kriegs Zeiten dennoch einiger Rücksicht
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50 PoLBK :
wüitlig ist wogen Zufuhr über Trcuesiu und Silain aus Hungani und wegen der
lückwärts zu errichtenden Communic^ation nach Galhzien'^.
*M i 1 o w k a de n 3. M a y. In der Früh ritten wir von der Jablunka- Schanz
durch die oberen Haüsser von Mosti (Mosty) auf die Stutzzenitzny auf den
Hexenberg o(k^r üirowa, von da auf die Walesko- Schanz, weiter auf Jabor-
schinka, dann auf das Matischka-Zollhauss, über die Ochsen-Schanz, dann auf
die Ochotito (Ochoz(hto), ferners beständig auf dera Rücken Petmschinka, rechts
Schniirlufka (Jaroszowka ?) und links Kanietsnica (Kamesznica) laf^end, dann
am Abhänge des Berges durch die Sohia nach Mihiwka. Allda nahm ich d«s
Quartier im Würtshausse«^.
»Seibus (Saybusch) den 4. May. In der Früh hörten wir Mess, hernach
ritte ich über C^isclizetz (Oisiec), (Jtzintina (Ciecina), Zäblotze (ZaMocie) und
2 ujal üb(T die Solna nach Seibus. Das Thal fangt allda schöner, weiter und
fruchtbarer zu werden an. Allda asse ich, gäbe einige Audienzien, schriebe und
expedirte.
»Ken ty den 5. M ay. In der Fndi ritte ich von Seibus über den Galgen-
berg, Starisyviecz (Zywiec stary) vorbey auf Zodzilye (Zadziele) über den Jjen-
kawka Bach, von da über den Schiroke und Visoker Berg, dann über den Ja-
voi"schina Berg, von da zu den Poremka (Porabka) Haüser und so hinunter zu
der Sola und so längst derselben Poremka und Czaniecz rechts lassend auf Konty.
»Von Seil)us aus müsste der Militär- AVeeg, da es noch von hohen Gebiü^
gedeckt ist, über Landscron und Mislenitz (Mysleriice) gegen Bochnia gefuhret
werden, wo er mit der Hauptstrassen zusammen käme. Die sonstige Strasse
von Seibus auf Kenty gehet entweder durch die Sola, oder über Biala nach
Kenty. Die Thäler sind sehr fruchtbar und schönes Land, auch ziemUch wohl
angebauet, nur das AVachsthum des Zugviehes ist sehr schlecht.
»Przesnica (Brzeznica) den 6. May. In der Früh fuhren wir den
graden Weeg von Kenty auf dem rechten Ufer der Sola nach Oswiezin (Osi^iecim).
allda sezten wir uns zu Pferd und besahen das grosse Magazin von Salz im
Schloss, so allda angeleget worden. Von dannen ritten wir in das Dorf Dwory,
so bey dem Einfluss der Sola in die Weichsel gegenüber von dera Pohlnischen
Schloss Bobereck liegt und ganz nahe an den Schlesischen Gränzen ist und
besahen allda die Position zwischen dem Oswieziner Teich und den Anhöhen,
so ein steiles Ufer gegen die Weichsel haben. Von da fuhren wir endlich nach
Zator, dann über die Scava nach Przesnica. Das Land ist sehr schön, gut be-
bauet und die Felder wohl bestellt Längst der Weichsel, doch in einiger Ent-
fernung derselben, laufen immer Anhöhen, worauf Positionen zu nehmen wären«.
»AVieliczka den 7t en May. In der Früh fuhren wir fort nach Scabina
(Skawina), allda hörten wir Messe. Hernach giengen wir über Ludwinow (lit-
winöw) und Podgorze nach AVieliczka. In Podgorze, so gegenüber von Cracau
hegt, hat man angefangen einige wenige Haüsser anzubauen, welche aber noch
sehr unbedeutend sind. Die Weichsel i*eisset allda sehr ein und stehen A\-irkIich
die Salz-Magazine in Gefahr, wozu daini nothwendig einige Arbeit gemacht
werden müsste«. ^^ .
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Joseph's II. Reisen nach Galizien und deb Bukowina. 51
»Wieliczka den 8. May. In der Früh gäbe ich ehiige Audieuzien,
arbeitete und gieng sodann zuin Essen. Nach demselben arbeitete ich wieder,
discurirte mit dem General Browne und den 2 Staabs-Officieren und legte mich
heniach schlafen.
:^Bochnia den 9ten May. In der Früh fuhr ich von Wiehczka über
Staniensky (Staniatki) nach Bochnia; die Gegend und das Land continuirt
immer schön und wohlgebaut zu seyn ; passirten die Raba und sahen den
Mühlen-Damm, welcher schon 2 mal eingerissen worden, mithin alle fernere
Arbeit daran umsonst ist«.
»Tarn ow den 10. May. In der Früh expedirt<} ich den Kourier, fuhr
alsdann über Przisko (Brzesko) und Woinice nach Tarnow, allwo ich die Du-
iiajetz mittels einer Pletten passirte und durch die ßila fuhr. Das Land fängt
an etwas hüglichter zu werden, der Boden sandiger und etwas mehr Waldung
gibt es auch hier. Wir assen, ich gab einige Audienzien und gieng schlafen.
»Rzeszow den 11. May. In der Früh um 6 Uhr fuhr ich von Tarnow
l)ey Bilsno (Pilzno) vorüber, wechselte eine Viertel-Stunde weit von dieser Stadt,
Pferde, passirte über die Wislocka und hatte ziemlich guten Weeg bis Dembice
und Sediczow (S^dziszöw), von wannen ich allhier anlangte, mein Quartier beym
Kreisshauptmann nahm«.
»Przemisl den 12. May. In der Früh um öYg Uhr von Rzeszow über
Ijancut, Przeworks nach Jaroslaw, allda besähe ich die Oeconomie-Commission
welche ziemlich gut untergebracht ist, imr im Rjithauss ist der Kaum etwas
enge. Die Commission kömmt allda mit Ijeder und Leinwand vom Lande, nicht
aber mit dem Tuche, weil keines fabricirt wird, auf.
»Heniach speisste ich, schrieb mit dem von Kiow gekommenen Russischen
Courier nach Wien und setzte meine (Reise) über Radimno weiter bis Przemisl
fort, allwo ich den San passirte.
»Lemberg den 13. May 1780. In der Früh um öYa Uhr besähe ich
die bey Przemislaw über den San erbaute neue Brücke, fuhr sodann über Sze-
hinie (Szechynie), Mosicsa (Mosciska), Sadowa Wisnia (Sadowa Wisznia), Gro-
deck, Pschan (Mszana) nach Lemberg«.
Ueber den Aufenthalt in Lemberg und die Fortsetzung der Reise bis zur .
Grenze berichtet das Journal:
sLemberg den 14. May. In der Fruli dictirte ich die Instniction für
den nach Kiow vorausgeschickten Rittmeister Cavallar, gieng sodann in die Ca-
thedral Kirche, hörte allda das Hochamt, arbeitete wieder ^)is zum essen, ex-
I>edirte nach dem Essen den obbemelten Rittmeister, schrieb an I. M. die Kai-
serinu und machte ein und andere Dispositionen zu der Reise (und) gieng
Abends zu der Gräfin Dietrichstein in Gesellschaft.
»Lemberg den 15. May. In der Früh arbeitete ich bis 10 Y^ Uhr,
hernach hörte ich in der deutschen Kirche, so vormals den Jesuitern zugehört
hat, ein Hohes Amt, darauf gab ich Audienzen, dictirte wieder, gieng sodann
zum Essen, arbeitete darauf fort bis 6 Uhr, gieng spazieren in den Bresselischen
und exjesuiter Garten, die beydo ganz schön sind, hernach gieng ich eine Weile
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auf dem Platz in der Stadt herum, besähe die Cassine und das Arsenal, welches
letztere wegen Enge des Raumes nicht zum Besten untergebracht ist«
»Lemberg den 16. May. In der Früh ai4>eitete ich bis um 11. Uhr.
heniach hörte ich in der Exjesuiten Kirche Messe, gab euiige Audienzien, asse
und dictirte wieder, gieng sodaini mit den Herren spazieren.
»Lemberg den 17. May. In der Früh schriebe ich wieder, redete nnt
dem FML Schröder, Brigido und Sporck, a.sse und fuhr nach demselben aus
einige Gärten anzusehen.
»Lemberg den 18. May. In der Fmh arbeitete ich bis zum Essen und
nach dem Essen wieder bis in die Nacht.
»Brody den 19. May. In der Fmh expediite ich einen Kourier und
fuhr nach diesem über Jariczow, Kutkier (Kutkoi-z), Busk, Sokolowka nach
Brody, allwo ich um 6 Uhr ankam, ass, mit den Herren sprach und schlafen
gieng. Ich besähe auch in Vorbeyreissen die Ijeeder Fabrick von Busk, so die
Jaroslawer Cominission mit allem Leeder nämlich mit ^l Hauten des Jahrs ver-
sieht Dann eine Meile von Brody sind die Mauten angelegt, wodurch diese
Stadt gänzlich aus dem Cordon ausgesclilossen ist.
»Das Land ist allhier viel weniger angebaut, schlecht bevölkert, viele Wälder
und Moräste.
»Brody den 20. May. In der Früh arbeitete, sähe einige Oavalliers, den
Grafen Mosinsky und andere, dann Rzebusky, dann asse ich, nach dem Essen
expedirtc ich, besähe die Salniter-Laüternng ; das Citadelle in Brody venlient
allerdings in gutem Stande erhalten zu werden, sowohl wegen dessen Cjisse-
matten, als solidem Mauerwerck.
»Jampole den 21. May. In der Früh fuhr ich nach gehörter heiligen
Messe von Brody über Bodbrecze nach Jampole«.
In Lemberg hatte der Kaiser seine ganze Aufmerksamkeit den Angelegen-
heiten Galiziens zugewendet; über die Bukowiner Angelegenheiten wollte er
seine EntSchliessung in der Bukowina lassen. °^) Indess nahmen die Dinge wider
Erwarten einen andern Lauf.
Die Begegnung der beiden Majestäten in Mohilew — Joseph war am 2..
Katharina am 4. Juni dort eingetroffen — Hess in Bezug auf Hei*zlichkeit nichts
zu wünschen übrig; allein zu politisclien Gesprächen fand sich keine günstige
Gelegenheit. Umso eifreuter mochte der Kaiser sein, als die Czarin schon nach
wenigen Tagen in ihn drang, ihr nach St. Petensburg zu folgen, wo sie uiif^*-
störter mit einander verkehren nnd reden könnten. Da er ausserdem auch den
Grossfürsten-Thronfolger und den Minister Grafen Panin, die sehr eifrige An-
hänger Fiiedrich's II. waren, kennen lernen und für Oesten'eich gewinnen wollte,
war er rasch entschlossen, dem Wunsche Katharina's zu entsprechen. Eine
Besorgnis jedoch, scheint es, hegt<^ ei*, die Besorgnis nämlich, duss seine Muiter
diesen Entschluss nicht billigen werde. Um sie leichter damit zu vei-söhnen.
^) DtiH fi^iliz. (ionoralconiinan<lo zvi^riv jun 21. Juni 1780 (l«mi irofknV^ratlK» an, <1;k>
8<Mne Maj«»stät der Kaiser die EntschlieHsiiiii,^ üImt <lio [{iikowinor Systejnisifrunirsanj^'lej^-uhoitrii
bis zur orfolj^'U Zurückkunft na<'h 8zalosr/.ik (Zaleszczvki) aufzusoliieNMi «^'ruhet^ hab«\ (^Kr.-A..
Hcfkriejrsraths-Protok. 17S0. Lit. 0., Nr. 37:^7, i). 1719.)
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JosEPH^s II. Reisen nach Galizien und der Bukowina. 53
erklärte er sich bereit, die Reise nach der Bukowina aufzugeben oder, wenn er
sie dennoch machen dürfte, sie nicht auf Siebenbürgen und das Ranat auszu-
dehnen, so dass er nur vierzehn Tage später, als ursprünghch festgesetzt ge-
wesen, in Wien eintreffen würde. ^°^)
Die Antwort, die Maria Then^sia auf diese Nachricht dem Kaiser gab,
besitzen wir nicht mehr; dagegen ist uns ein Brief erhalten, den sie damals,
am 22. Juni 1780, an den Erzherzog Ferdinand gerichtet hat Darin theilt sie
diesem den Entschluss Joseph's, von Mohilew nach Moskau und von da nach
St Petersburg zu gehen, mit und sagt daim wörtlich: »Weini ich dadurch die
Reise nach der Bukowina, nach Siebenbürgen und dem Banat gewänne, so würde
und müsste ich mich zufrieden geben ; zu viel aber win-de es sein, wenn auch noch
die Bukowiner Reise stattfände.'®^) Ebenso dürfte auch ihr Schreiben an den
Kaiser gelautet haben ; denn dieser zeigte ihr am 8. Juli aus St Petersburg,
wo er nach einem mehrtägigen Aufenthalte in Smolensk (vom 12. bis zum 15.)
und Moskau (vom 17. bis zum 24.) am 28. Juni eingetroffen war, an, er gebe
ihrem letzten Briefe zufolge Gegenbefehle in Hnisicht auf die Bukowina und
komme geradenwegs nach Wien.'®*)
Am 3. August 1780 traf Joseph wieder in Galizien und zwar zu Zamosö'^^
ein. Hier harrte« seiner der Landespräsident Joseph Graf Brigido und der com-
niandierende General Baron Schröder. Letzterer hatte bei dem Kaiser auf
Grund einer »Concerbition«, die er sieben AVochen früher, am 16. Juni, mit dem
Administrator der Bukowina, General Baron Enzenberg, in I/}mberg abge-
halten hatte,*"*) über die Bukowiner Systemisierungsangelegenheitcn Vortrag, dem
zufolge ihm am 5. August das nachstehende Allerhöchste Handschreiben zugieng:
»Lieber Feldmarschall-Lieutenant Schröder! Sie werden
gern einschaftlich mi t dem Grafen v. Brigido in reife U eber-
legung n ehmen, wie die Bukowina mit Galizien am schick-
samsten zu vereinigen, dann was für ein Theil davon dem
2. W a 1 1 a c h i s c h e n Regiment z u z u t h e i 1 e n und Siebenbürgen
einzuverleiben wäre. Uel)er diese swei Gegenstände sowohl als über das
allda anzustellende höchstnöthige Personale und hierzu antragende Individuen,
sowie ül)er alle sonst noch hiemit zusannnenhängende Fürkehnnigen sehe Ich
ihrem gemeinschaftlich-schrifthchen Aulsatze und den mit Rücksicht auf die
thunlichste Wirtschaft zu veifassenden Kosten übei-schlägen, wovon Mir ein so
anderes Uiich Wien einzuschicken sein wird, sobald als nuiglich entgingen, um
hiernach das AVeitere veranlassen zu können. Joseph Correg.^*^'')
Von dieser Anordnung setzte J()sei)h am folgendiMi Tagi* auch seine Mutter
in Kenntnis. »Ich habe, schrieb er ihr, >>dem hiesigen commandierenden
»<»^) .Ios«'i»li au Miiriii TlH'n\si:i, Mohilew, 8. Juni 1780. (Arneth, Maria Tlioivsia uii<l
J*^[*h II., Bil. III. S. 250 ff.)
"") Hriofo (lor Kaiserin Maria Then\sia an ihre Kinder und Freunde. Hrsg. v. Arne t h.
IL S. 276.
'««) Arneth. Maria Theresia und .Tcseph II., Bd. 111. S. 275 f.
*°^) Zanio.sc und das «lazu gehörige (Jehi<'t wurde im Scljönhninner Frie<len (Oetul). ISO«»)
dem Her/<jgthiinie Warsehau und mit <li«'s«'m im Jahre 1815 dem ( 'zarten reiehe «'inverleihl.
»«*; Sitdie Heilag»^ II.
'^') llnfkriegM-aths-rr.^tnk. 1780. Lit. <;., Nr. 5()(>0, p. 2\yM f. (K.-A.)
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54 PoLEK :
General und dem Landespräsident(Mi die Abfiissung eines gemeinsamen Vor-
scldages aufgetragen, wie, falls man es für nothwendig fände, diese Bukowina
als ein Kreis mit Galizien vereinigt werden könnte. Diese Arbeit wird mir nach-
gesdiickt werden, und ich werde mich dann beehren, sie Euerer Majestät zu
unterbreiten. Einen Theil der Gebirgsgegenden wird man davon abtrennen und
dem zweiten walachischen Regimente ehiverleiben köiuien«.'^*)
Von Zamosc fuhr der Kaiser am 7. August über Ulanöw (7.), Radomysl
(8.), Dabrowa (9.), Bochnia (10.), Wieliczka (IL), Kety (12.), Mähr. Ostrau (18.),
Troppau (14.), Olmütz (15. u. lO.) und Brunn (17. bis 19.) nach Wien, wo er
am 20. August ankam. ^'^^)
AVie in Mohilew, so war auch in Petersburg »gar nichts« verhandelt wor-
den. Dessenungeacht^^'t konnte Joseph IL mit dem Ergebnisse seiner Reise nach
Russland zufrieden sein ; war es ihm doch gelungen, Katharina's tief eingewur-
zelte Vorurtheile gegen Oest^rreich zu zerstreuen. *°®) Dagegen mochte die Bu-
kowiner Bevölkerung das Fernbleiben des Kaisers umso bitterer empfunden ha-
ben, als ihr der Plan der Zerreissuiig und Auftheilung ihres Landes wohl nicht
verborgen blieb. Um das drohende Missgeschick abzuwehren, wurde der Bojar
Basilius B a 1 s c h »von dem Bischof von Radautz sowohl als den gesammten
Ständen der Bukowina« beauftragt, ihre Anschauungen über das, was dem Lande
fromme, allerhöchstenorts darzulegen.
Balsch reichte am 18. November 1780 nebst einem an den Gnifen Hadik
gerichteten unterthänigst(?n Promemoria« eine »Beschreibung der Bukowina und
denMi inneren Verhältnisse« bei dem Hofkriegsrathe. ein. In dem letztgenannten
Schrittstücke wird um »die Beibehaltung der Militärjurisdiction« gebeten und zur
Untei-stü